Träume von Freiheit-Fünftausend Fasane für den Kaiser

Silke Böschen
Historischer Roman
404 Seiten
erschienen im Gmeiner Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar.

Emotional und fesselnd erzählte Geschichte nach einer wahren Begebenheit

Klappentext:
Schön. Reich. Begehrt. Die Millionenerbin Mary Knowlton gehört 1892 in New York zur High Society. Durch die Heirat mit einem deutschen Grafen wird sie in den USA zum Star. Aber der Adel in Berlin ist skeptisch. Jahrelang kämpft Gräfin Mary um Anerkennung. Sie kauft ein Schloss in Schlesien, und als Kaiser Wilhelm II. hier zu Gast ist, hat sie es geschafft. Jetzt gehört sie auch in Deutschland dazu. Doch der Erste Weltkrieg setzt dem Glück ein jähes Ende. 1918 erklären die USA die amerikanische Gräfin zur Staatsfeindin

In „Träume von Freiheit – Fünftausend Fasane für den Kaiser“ erzählt Silke Böschen die Geschichte von der Millionenerbin Mary Knowlton.

Wie schon im 1. und 2. Band der Trilogie liegt auch diesem Band eine wahre Begebenheit zu Grunde.

Im Mittelpunkt steht Mary Knowlton. Sie ist reich und verkehrt in der New Yorker High Society. Im Jahr 1892 heiratet Mary den deutschen Graf Johannes von Francken-Sierstorpff. Der Graf braucht eine reiche Frau um seine Spielschulden zu bezahlen. Doch war es nicht nur eine Heirat aus wirtschaftlichen Gründen sondern auch aus Liebe.
In Amerika war Mary als Adlige so etwas wie ein Star. In Deutschland hingegen würde sie mit Hohn und Spot belegt. Dabei dachte Mary sie wird in Deutschland genauso gefeiert wie in Amerika und, dass sie auch dem Kaiser Wilhelm II. vorgestellt werde.
Aber Mary muss viel lernen um im Kreise der deutschen Adligen akzeptiert zu werden. Sie muss an ihrer Garderobe wie auch an ihrem Verhalten arbeiten.
Als Mary ein altes Schloss in Oberschlesien kauft und renovieren lässt, gibt ihr auch Kaiser Wilhelm II: die Ehre und erscheint zu einer Jagd.
Mit Beginn des 1. Weltkriegs ändert sich wieder alles in Marys Leben. Ihr Mann und ihre Söhne melden sich freiwillig zum Kriegsdienst. Mary bleibt alleine zurück.
Nach dem 1. Weltkrieg beschlagnahmte die USA das Geld aller amerikanischen Erbinnen die in Deutschland oder Österreich geheiratet hatten. Das bedeutete Marys ganzes Vermögen sollte eingezogen werden. Dies wollte Mary nicht kampflos hinnehmen.

Wie schon die vorherigen Bände, so ist auch diese Geschichte sehr emotional und fesselnd geschrieben, ich konnte das Buch oft gar nicht aus der Hand legen.
Die Charaktere werden sehr realistisch dargestellt.
Mary Knowlton ist eine Frau die ich vor diesem Buch nicht kannte. Ich habe die extrovertierte Frau, die immer überall im Mittelpunkt stehen wollte gerne begleitet.

Silke Böschen spiegelt die Zeit der Handlung sehr gut wider. Einige historische Gegebenheiten waren mir bisher völlig unbekannt. So habe ich noch nie davon gehört, dass Amerikanerinnen die in Deutschland geheiratet hatten ihr in Amerika geerbtes Geld Geld einzogen wurde.
Der flüssige und leicht verständliche Schreibstil hat die Geschichte zu einem wahren Lesegenuss werden lassen.

Am Ende des Buches gibt es noch ein Personenregister in dem die Autorin alle Details die sie bei ihrer Recherche zu den realen Personen aufgetan hat dokumentiert hat.

Man erkennt welch eine Recherchearbeit in diesem Buch stecken, wie viel Liebe und Enthusiasmus Silke Böschen in das Buch gesteckt hat.
Natürlich muss um dieses Gerüst aus Daten eine Geschichte gesponnen werden und ich bin der Meinung das hat Silke Böschen bravourös gemeistert.

„Träume von Freiheit – Fünftausend Fasane für den Kaiser“ ist genau wie die vorherigen Bücher wieder ein echtes Lesehighlight.

Böhmische Hoffnung

Karin Lindberg
Historischer Roman
303 Seiten
erschienen bei Tinte & Feder
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar

Toller Auftakt der Lemberg Saga

Klappentext:
Böhmen 1937: Als die junge Alba Lemberg nach einem Aufenthalt bei Verwandten nach Hause zurückkehrt, währt die Freude über das Wiedersehen nur kurz. Denn schon bald gerät sie mit den Eltern über deren Vorstellung für ihre Zukunft aneinander.
Vater Carl will von Albas Plänen, eine Lehre im Betrieb zu absolvieren, nichts wissen. Der Patriarch hat andere Sorgen, er ringt um den Erhalt der Lemberg-Webereien, dazu bereiten ihm Fehler aus der Vergangenheit seelische Qualen. Dass auch die Mutter ihre ganz eigenen Gründe hat, die willensstarke Erstgeborene schnell unter die Haube zu bringen, ahnt niemand.
Alba kämpft für ihren Traum und bringt damit ihre Geschwister gegen sich auf, was zu weiterem Unfrieden im Hause Lemberg führt. Sie freundet sich heimlich mit dem Hilfsarbeiter Miroslav an, um mehr über die Weberei und die Nöte der Arbeiterschaft zu erfahren. Miroslavs unverblümte Art macht ihr anfangs schwer zu schaffen, doch lernt Alba durch ihn, vieles mit anderen Augen zu sehen.

Böhmische Hoffnung ist der erste Band der Lemberg-Saga von Karin Lindberg.

Die Leser*innen reisen in das Jahr 1937 ins Sudetenland.
Man lernt die Familie Lemberg und ihre Weberei kennen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steh Alba Lemberg. Alba hat Pläne für ihre Zukunft, sie möchte eine Ausbildung in der Weberei machen.
Doch die Eltern haben offensichtlich andere Vorstellungen vom Leben ihre Tochter.
Vater und Mutter wollen Alba, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen so schnell wie möglich verheiraten.
Der Vater kämpft um die Existenz seiner Weberei. Fehler die er in der Vergangenheit gemacht hat rächen sich jetzt.
Alba möchte für ihre Selbstbestimmung kämpfen. Einen Trost findet sie bei Miroslav, einem Arbeiter aus der Weberei. Von ihm erfährt Alba auch wie es den Arbeitern geht und welche Nöte sie haben.

Karin Lindberg erzählt die Geschichte gefühlvoll. Ihre Charaktere sind sehr gut getroffen und lebendig. Mir gefällt Alba sehr gut. Sie ist eine junge Frau die über sich selbst bestimmen möchte doch an den Konventionen scheitert. Selbst ihre Geschwister lehnen sich gegen Alba auf.
Karin Lindberg zeigt die Stellung der Frau sehr gut auf, mit allen Regeln nach denen sich zu richten ist. Die Geschichte enthält auch viele historische Hintergründe. Auch die politische Situation in Böhmen und die Notlagen vieler Arbeiter werden angesprochen. Irgendwie herrscht vieler Orts Aufbruchstimmung.

Karin Lindberg hat mich mit ihrer Geschichte richtig gefesselt. Es war für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Freude, Hoffnung, Zorn und Intrigen wechseln sich ab.

Der fesselnde und gut verständliche Schreibstil der Autorin hat mich ganz tief in die Geschichte eintauchen lassen.
Mir hat „Böhmische Hoffnung viel Freude gemacht.
Ich freue mich jetzt auf den 2. Band „Böhmische Schicksalstage“ der im Oktober erscheinen soll.

Meeresfridhof

Aslak Nore
Roman
540 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Dagmar Lendt
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ein Roman spannend wie ein Thriller

Klappentext:
Während des Zweiten Weltkriegs wird ein Hurtigrutenschiff mit norwegischen Zivilisten und deutschen Soldaten an Bord von einer englischen Mine getroffen und sinkt. Hunderte Menschen kommen ums Leben, so auch der Unternehmer und Reeder Thor „Store“ Falck. Seine Frau, die junge Schriftstellerin Vera Falck, und ihr kleiner Sohn Olav werden wie durch ein Wunder gerettet.
Fünfundsiebzig Jahre später geht Vera im Meer schwimmen und kehrt nicht mehr zurück. Mit ihr verschwindet auch das Testament, das sie sich kurz vor ihrem Tod hat aushändigen lassen. Ihr Sohn Olav, der Patriarch der Familie und Vorsitzender der einflussreichen SAGA-Stiftung, macht sich Sorgen: Hat seine Mutter das Testament in letzter Sekunde geändert und den verarmten Zweig der Familie bedacht? Und was hat es mit Veras Memoiren auf sich, die nach Fertigstellung in den 70er-Jahren vom norwegischen Staatsschutz beschlagnahmt wurden? Olavs Tochter Sasha, die bisher immer auf seiner Seite war, ist fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, auch wenn sie sich gegen ihren mächtigen Vater stellen muss.

„Meeresfriedhof“ von Aslak Nore ist der 1. Band einer Trilogie.

Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge die auf unterschiedlichen Zeitebenen verankert sind.
Alles beginnt mit dem Tod von Vera Falk. Mit Veras Tod im Meer ist auch ihr Testament verschwunden. Ihr Sohn Olay sucht verzweifelt nach dem Testament, den es gibt noch einen anderen Familienzweig und es wäre Olay lieber wenn dieser Zweig nicht vom Erbe profitiert.
Von Vera gibt es auch noch ein Manuskript, sie hatte in den 70er Jahren ihre Memoiren geschrieben die allerdings vom Staatsschutz beschlagnahmt wurden.

Im 2. Handlungsstrang wird den Leser*innen die Vergangenheit näher gebracht. Hier steht Vera im Mittelpunkt und die Leser*innen lernen ihre Lebensgeschichte kennen die bis heute nachhallt.

Die Protagonisten sind sehr interessant. Man lernt die einzelnen Charaktere gut kennen und erfährt einiges aus ihrem Leben.
Auch die Memoiren von Vera, die ja vom Staatsschutz beschlagnahmt wurden werden die Leser*innen in der Geschichte lesen bevor sie jemand zu Geschichte bekommt.

Aslak Nore fängt die Geschichte sehr ruhig an. Er gibt den Leser*innen erst einmal die Gelegenheit die Charaktere kennenzulernen und einiges über sie zu erfahren. Dann setzt die Spannung langsam ein und steigert sich immer mehr und ich konnte kaum noch aufhören zu lesen.
Das Entblättern des Manuskripts „Meeresfriedhof“ fand ich äußerst spannend. Aber auch die ganzen Intrigen und Vertuschungen kommen zum Vorschein.
Aslak Nore erzählt in einer feinen Sprache. Der Autor hat einen sehr flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Dabei beschreibt er auch die Natur und die Handlungsorte sehr präzise. Das Buch ist als Roman deklariert hat aber auch einiges von einem Thriller.

„Meeresfriedhof“ hat Aslak Nore mir Lust auf mehr gemacht. Ich freue mich schon auf den 2. Band „Felsengrund“ der im Mai 2025 erscheinen soll.


Gorbach

Hank Zerbolesch
Roman
189 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Tolle Geschichten über einen Ort und seine Menschen

Klappentext:
Wenn man die Stille zu Hause nicht mehr aushält, geht man in Gorbach auf ein Bier ins „Kippchen“. Oder zum Büdchen um die Ecke. Hier prallen sie aufeinander, am Rand der großen Stadt: Buchhalter, Lehrer, Musikerinnen, Schlachter, Junkies, Lkw-Fahrer, Polizistinnen. Es stellt sich die Frage, ob die Menschen den Ort machen, oder der Ort die Menschen. Der irre Ele, an seine Wohnung und den Rollstuhl gefesselt, erinnert sich an seine ruhmreiche Vergangenheit als stadtbekannter Kleinkrimineller. Filiz hat einen Mitschüler krankenhausreif geprügelt, weil der ihre Mutter beleidigt hat. Eine Radiomoderatorin schließt sich im Studio ein und rechnet on air mit ihrem Chef ab. Dass es zornig und laut zugeht, ist unvermeidlich. Zerbolesch aber findet die leisen und zartfühlenden Zwischentöne, erzählt von Empathie und Hoffnung zwischen Perspektivlosigkeit und alltäglicher Gewalt.

„Gorbach“ von Hank Zerbolesch ist ein Roman über einen Ort und seine Einwohner.

Der Autor malt ein Porträt eines Ortes. Dabei benutzt er verschiedene Charaktere.
Es stellt sich die interessante Frage, machen die Menschen den Ort oder macht der Ort die Menschen:

In dem Ort Gorbach treffen sich die Menschen im Kippchen oder am Büdchen. Hier treffen verschiedene Menschen aus verschiedenen Schichten aufeinander, tauschen sich aus, erzählen aus ihrem Leben.

Hank Zerbolesch hat ihnen je ein Kapitel in seinem Buch gewidmet. Dabei passt er seine Sprache dem jeweiligen Charakter an. Ich hatte beim lesen das Gefühl als spricht die Person direkt mit mir. Das spricht für den vielschichtigen Schreibstil von Hank Zerbolesch den er intelligent eingesetzt hat.

Mich hat jede der Geschichten gefesselt. Die einzelnen Geschichten sind so verschieden wie die Menschen und scheinen unabhängig voneinander doch irgendwie hängen sie zusammen.
Ich finde es interessant dem Ort und den Menschen zuzuhören.

Mit „Gorbach“ ist Hank Zerbolesch ein interessanter Roman gelungen den ich gerne gelesen habe.

Die Dämmerung

Marc Raabe
Thriller
508 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Sehr spannend – eben ein echter Marc Raabe

Klappentext:
Im Königswald wird eine bizarr arrangierte Leiche gefunden, halb Mensch, halb Tier. Art Mayer und Nele Tschaikowski identifizieren die Tote als Charlotte Tempel, eine gefeierte Wohltäterin, bei allen beliebt und für den wichtigsten Medienpreis des Landes nominiert.
Schnell gerät Tempels 21-jährige Tochter unter Verdacht: Leo ist rebellisch, unberechenbar und zeichnet ein ganz anderes Bild ihrer Mutter. Doch Art Mayer zweifelt an ihrer Schuld.
Bis eine zweite Frau aus dem Kreis der Nominierten stirbt. Zunächst deutet nichts auf Leo, doch dann taucht ein mysteriöses Tonband mit belastendem Inhalt auf. Wer ist Leo, ein Opfer der Umstände? Oder die jüngste Serientäterin von Berlin, unterwegs zu ihrem dritten Opfer?

„Die Dämmerung“ ist der 2. Band der Art Mayer-Reihe von Marc Raabe.
Wenn man, wie ich schon einige Bücher von Marc Raabe gelesen hat, weiß man die nächsten Nächte werden kurz.

Die Ermittler sind wieder einmal einzigartig.
Art Mayer besticht durch seine Coolness.
Er ist Diabetiker was er allerdings sehr auf die leichte Schulter nimmt.
Seine Handlungsweise ist recht unkonventionell.
Seine Aufklärungsrate spricht für Art Mayer.
Hinter seiner rauen Schale steckt allerdings ein weicher Kern.
Nele Tschaikowsky ist noch recht jung.
Sie trennt gut und böse.
Aber es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, oft vermischt sich alles zu einem Grau.
Nele ist sehr motiviert aber auch noch mit wenig Erfahrung.
Mit den Erinnerungen ihres letzten Falls hat sie noch zu kämpfen.

Nach den üblichen Anfangsschwierigkeiten raufen sich Art und Nele zu einem guten Team zusammen.
Mir sind beide sehr sympathisch

Der Fall ist sehr verzwickt.
Charlotte Tempel wird tot aufgefunden. Die Tote ist richtig zur Schau gestellt, man hat ihr ein Geweih aufgesetzt und sie wirkt wie Mensch und Tier in einem.
Charlotte ist eine Wohltäterin und für einen Medienpreis nominiert.
In Verdacht gerät ihre Tochter Leo, doch Art Mayer glaub nicht an ihre Schuld. Bald darauf wird noch eine der Nominierten ermordet. Wer hat es auf die Nominierten abgesehen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Marc Raabe baut gleich am Anfang Spannung auf. Es gibt kein langes Vorgeplänkel, es geht gleich zu Sache.
Und in diesem Tempo geht es dann auch meist weiter.
Man bekommt tiefe psychologische Einblicke in die menschliche Seele.
Zwischendurch lässt der Autor noch eine Unbekannte zu Wort kommen.
Sie erzählt ihre Geschichte für ihr noch ungeborenes Kind.
Wer die Bücher von Marc Raabe kennt, ahnt das man es hier mit dem Täter zu tun hat.
Wer es ist und was das Motiv ist löst sich erst ganz am Ende auf.

Marc Raabe hat einen fesselnden und gut verständlichen Schreibstil.
Wie immer bei dem Autor kann ich das Buch nicht aus der Hand legen. Ich will nicht Essen und nicht Trinken, ich will nur Lesen.
So hat Marc Raabe mir auch mit „Die Dämmerung wieder einige schlaflose Nächte beschert.

Ich freue mich jetzt schon auf den 3. Band „Die Nacht“ der im Februar 2025 erscheinen soll.

Madame le Commissaire und das geheime Dossier

Pierre Martin
Kriminalroman
377 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Auch der 11. Band ist immer noch sehr lesenswert

Im beschaulichen Fragolin in der Provence gehen die Uhren anders, normalerweise. Denn Madame le Commissaire Isabelle Bonnet erhält einen Anruf direkt aus Paris: Auf Geheiß des Polizeichefs soll sie mit ihrem Assistenten Apollinaire den Einbruch in eine Ferien-Villa bei Gassin in den Hügeln hinter Saint Tropez untersuchen. Nur seit wann kümmert sich der Polizeichef persönlich um Einbrüche?
Gabriel Roquefort, der Besitzer der Villa und Staatssekretär des Außenministeriums, lässt sich dann auch eine Weile bitten, bevor er mit der ganzen Wahrheit herausrückt: Bei ihm wurden nicht nur diverse Wertgegenstände gestohlen, sondern auch eine Mappe mit einem geheimen Dossier, die er eigentlich gar nicht aus seinem Büro hätte mitnehmen dürfen. In den Händen gewöhnlicher Einbrecher würde die Mappe mit den brisanten Unterlagen wohl keine Gefahr darstellen. Was aber, wenn es die Diebe genau auf dieses Dossier abgesehen hatten? Madame le Commissaire ermittelt unter Hochdruck.
Wenig später ist Roquefort tot.

„Madame le Commissaire und das geheime Dossier“ ist bereits der 11. Band der Reihe „Ein Fall für Isabelle Bonnet“ von Pierre Martin.

Isabelle Bonnet war ehemals Leiterin einer geheimen Antiterroreinheit. Nach einige dramatischen Ereignissen leitet sie heute ein Kommissariat im beschaulichen Fragolin.
Unterstellt ist sie allerdings nur dem Polizeichef und der beauftragt sie gerne mit komplizierten Fällen.
Isabelle Bonnet ist eigentlich eine nette Frau aber sie kann auch knallhart sein.

Der Mitarbeiter von Isabelle ist Apollinaire. Er schätzt Isabelle sehr.
Er trägt gerne Uniform und ist mit Blaulicht unterwegs.
Manchmal hat man den Eindruck er steht auf dem Schlauch aber letztlich zieht er meist die richtigen Schlüsse.

Dieser Fall ist wieder einmal sehr prekär und mit stillschweigen zu bearbeiten.
Der Staatssekretär Gabriel Roquefort hat ein geheimes Dossier mit in seine Ferienvilla genommen und bei einem Einbruch kommt das Dossier nebst einigen Wertgegenständen und Schmuck abhanden. Das prekäre ist, das Dossier hätte Roqueforts Büro nie verlassen dürfen. Während Isabelle und Appollinair sich im Umfeld des Staatssekretärs und im Kreise von Hehlern umschauen wird der Staatssekretär tot aufgefunden. Madame le Commissaire versucht weiterhin das Dossier zu finden und sucht gleichzeitig nach dem Mörder des Staatssekretärs.

Pierre Martin setzt wie gewohnt seine Charaktere gekonnt ein. Mir sind Isabelle Bonnet und Appolinaire ja schon lange bekannt und beide sind sehr sympathisch. Appolinaire bringt mich mit seinen Ideen immer wieder zum Staunen und zum Schmunzeln. Die beiden arbeiten aber sehr gut zusammen Isabelle weiß, sie kann sich immer auf Appolinaire verlassen.

Die Ermittlungen sind spannend beschrieben. Es gibt schon den ein oder anderen Verdächtigen. Pierre Martin baut aber auch immer wieder Wendungen ein so, dass ich mit meinem Verdacht in seine Falle getappt bin.

Wie gewohnt setzt der Autor seinen Humor intelligent ein. Man muss schon manchmal richtig Schmunzeln.
Der Schreibstil von Pierre Martin ist flüssig und leicht verständlich. Die französischen Worte oder Sätze machen die Geschichte authentisch.
Mit entsprechender Beschreibung der Handlungsorte und der Kulinarik verdeutlicht der Autor das französische Lebensgefühl.

Auch der 11. Band der Madame le Commissaire Reihe war wieder ein großes Lesevergnügen und ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Reichlich Spät

Claire Keegan
Kurzgeschichten
55 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Übersetzt aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Kurzgeschichte mit Tiefe

Klappentext:
Freitag, der 29. Juli in Dublin. Das Wetter ist wie vorhergesagt, die Stadt vor Cathals Bürofenster liegt in gleißendem Sonnenschein. Nach einem scheinbar ereignislosen Tag mit Budgetlisten und Bürokaffee nimmt Cathal den Bus nach Hause. Die Landschaft zieht an ihm vorüber, die waldigen Hügel, auf denen er noch nie gewesen ist, und er denkt an Sabine. Die ein bisschen schielt und die gut kochen kann, die auch im Winter barfuß am Strand spazieren geht, die die Hügel besteigt. Die zu viel Geld ausgibt und zu viel Raum einnimmt und zumindest über die Hälfte von allem bestimmen will. Die Frau, mit der er hätte sein Leben verbringen können, wäre er ein anderer Mann gewesen.

„Reichlich Spät“ von Claire Keegan ist eine Kurzgeschichte mit sehr viel Tiefe.
Seit ich das dritte Licht“ von der Autorin gelesen habe bin ich von ihrem Schreibstil begeistert.

„Reichlich Spät“ ist eine Kurzgeschichte mit etwas mehr als 50 Seiten. Claire Keegan versteht es auf den Seiten so viel auszudrücken, dass man denkt man kenne die Charaktere schon ewig.

Die Autorin erzählt ihren Leser*innen die Geschichte der Beziehung zwischen Cathal und Sabine. Eine Beziehung die nicht lange hält. Die Geschichte erzählt die Autorin aus der Sicht von Cathal. Dabei streift die Autorin auch das Thema Misogynie (Frauenhass). Nach Sabines Meinung ist das unter irischen Männern weit verbreitet.

Die Geschichte hat nicht viele Seiten und doch Claire Keegan sagt so viel damit aus.

„Reichlich spät“ von Claire Keegan ist eine Geschichte so dicht erzählt, ich habe sie an einem Stück weggesuchtet.

Die Porzellanmanufaktur-Zerbrechliche Hoffnung

Stefan Maiwald
Historischer Roman
388 Seiten
erschienen im Maximum Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Maximum Verlag für das Rezensionsexemplar

Die Thalmeyer-Saga geht aufregend weiter

Selb in den 50er Jahren: Marie Thalmeyer hat es geschafft, das Sorgerecht für ihre Tochter zurückzuerlangen, doch die Freude hält nicht lange. Die Porzellanmanufaktur steht nach einem Betrug kurz vor dem Ruin und die DDR öffnet die Grenzen für das Meißner Porzellan. Die Preise sind im freien Fall.

Maries Bruder Joachim lebt währenddessen immer offener seine Homosexualität aus. Er versucht mit Hilfe der Musik, die Narben des Krieges verblassen zu lassen und wird erfolgreicher Manager der Stars. Doch auch in der Welt der Reichen und Schönen lauern Gefahren .

Als der Erzfeind der Familie, der Papierfabrikant Karl Metsch, aus der Haft entlassen wird, flammt die Fehde erneut auf. Können Marie und Sophie Thalmeyer wieder alles zum Guten wenden?

„Die Porzellanmanufaktur-Zerbrechliche Hoffnung“ von Stefan Maiwald ist der 2. Band der dreiteiligen Thalmeyer-Saga.

Der 2. Weltkrieg ist beendet doch die Nachwehen des Kriegs sind noch überall zu spüren.
Marie Thalmayer widmet sich der Porzellanmanufaktur um damit ihr Leben zu finanzieren. Doch ihr Buchhalter hat sie über viele Jahre betrogen. Jetzt steht es um die Porzellanmanufaktur schlecht. Maria muss hart kämpfen um die Fabrik am Leben zu erhalten. Als die DDR die Grenzen für das Meißner Porzellan öffnet scheint der Kampf hoffnungslos zu sein. Privat kann Maria einen Erfolg verbuchen. Sie hat das Sorgerecht für ihre Tochter zurückbekommen.

Maries Bruder Joachim möchte den Krieg endlich hinter sich lassen und ins Filmgeschäft einsteigen. Seine Idee ist es die Krimis von Edgar Wallace zu verfilmen. All zu gerne möchte er die Hauptrolle übernehmen aber da ist auch noch der gutaussehend Joachim Fuchsberger.

Stefan Maiwald hat für seine Familien-Saga starke Protagonisten gezeichnet.
Am besten gefällt mir Maria. Sie ist eine sehr starke Frau die sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lässt.
Auch Joachim gefällt mir gut. Er hat sich sehr positiv entwickelt.
Auch die anderen Charaktere gefallen mir gut. Alle sind lebendig und fast alle sympathisch.

Man kann sich die Nachkriegsjahre mit der Entbehrung die vieler Orts noch herrscht gut vorstellen.
Man spürt aber auch, dass die Menschen nach vorn schauen und auf eine bessere Zukunft hoffen.

Stefan Maiwald spiegelt die Zeit der Handlung sehr gut wider, vor allem bekannte Namen wie z. B. Joachim Fuchsberger lassen die Zeit der Handlung authentisch erscheinen.
Mit seinem flüssigem und gut verständlichen Schreibstil lies der Autor mich ganz tief in die Geschichte eintauchen.
Ich habe das Buch nach einigen Seiten kaum aus der Hand legen können.

Jetzt freue ich mich schon sehr auf den 3. Band „Die Porzellanmanufaktur – Zerbrechliche Träume“ der die Leser*innen in die 60er Jahre führen wird und am 1. Oktober 2024 erscheinen soll.

Schneeweißchen stirbt

Elias Haller
Kriminalroman
413 Seiten
erschienen im Edition M Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar

Spannender Thriller nach einem Märchen der Gebrüder Grimm

Klappentext:
Du darfst niemandem trauen! An diesen Satz klammert sich Kriminalhauptkommissarin Nora Rothmann nach ihren traumatischen Erlebnissen. Seelisch und körperlich angeschlagen, will sie nur noch Rache an den Leuten nehmen, die ihr Schreckliches angetan haben. Doch ein Killer, der sich selbst „Der Erzähler“ nennt, durchkreuzt ihr Vorhaben. Nacheinander tötet der Unbekannte jeden, der etwas über die Grimm-Akten zu wissen scheint. Aus Tätern werden plötzlich Opfer. Endet damit alles in einem weiteren verlogenen Märchen?
Nur eine einzige Person kann jetzt noch bei der Aufklärung der abscheulichen Verbrechen helfen: Noras Kinderfreundin Fiona. Doch das Wiedersehen zwischen Rosenrot und Schneeweißchen steht unter finsteren Vorzeichen.

„Schneeweißchen stirbt“ ist der 3. und letzte Band der Grimm-Thriller von Elias Haller.
Nachdem ich den 1. Band „Rotkäppchen lügt“ und den 2. Band Vöglein schweigt gelesen habe war ich auf den 3. Band gespannt.
Da die Bücher aufeinander aufbauen finde ich es wichtig, dass man sie der Reihe nach liest. Ohne die Vorkenntnis der ersten beiden Bände wird das Verstehen schwierig.

Auch dieser Band baut wieder auf eines der grimmschen Märchen auf.
Grimm und sein Gefolge stellen auf eine perfide Art Märchen nach und filmen diese. Dabei spielt Noras Familie eine große Rolle.

Die wichtigsten Charaktere sind den Leser*innen bekannt. Kriminalhauptkommissarin Nora Rothmann hat im Laufe der Trilogie viel schreckliches erlebt. Jetzt heißt alle dem ein Ende zu bereiten.

Elias Haller hat recht facettenreiche Charaktere entworfen. Der Plot ist sehr spannend. Die Beschreibungen von Elias Haller sind sehr detailreich, dass bezieht sich auch auf die brutalen Szenen. Schonungslos beschreibt der Autor die Gewalt seiner Charaktere. Manchmal haben sich mir beim lesen die Nackenhaare aufgestellt. Man konnte das Buch aber auch keinen Moment zu Seite legen um zu verschnauften man musste einfach immer weiterlesen.

Durch die Wendungen die Elias Haller immer wieder einbaut hielt sich die Spannung bis zum Ende aufrecht.
Jetzt nach Ende des 3. Bands wurden alle meine offenen Fragen aus den ersten beiden Bänden beantwortet.


Rückblickend schaue ich entspannt nach vorn!

Alexandra Götze
Ratgeber
189 Seiten
erschienen im Selfpublishing
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Ratgeber für alle Frauen die ihre Lebensmitte erreicht haben

Klappentext:
Alexandra Götze zieht in ihren Buch eine ehrliche und humorvolle Zwischenbilanz. Anlass ist ihr 50. Geburtstag, der für die Autorin eine Zäsur der besten Art und Weise markiert. Eine Gelegenheit zur tiefen Selbstreflexion und Neuausrichtung. Sie stellt sich die Frage: Wie kann sie ihre bisherigen Erfahrungen nutzen, um den kommenden Lebensabschnitt bewusster und gelassener zu gestalten? In einem Blick zurück betrachtet Götze ihre verschiedenen Rollen als Tochter, Schwester, Freundin, Ehefrau, Mutter, Berufstätige und ihr eigenes Selbst. Die Leserinnen begleiten Götze auf eine humorvolle Reise der Selbstreflexion. Sie spannt den Bogen von eingeschliffenen Familiendynamiken, gesellschaftlichen Erwartungen an Partnerschaft bis zur kritischen Auseinandersetzung mit sich selbst. Schonungslos ehrlich schildert sie die Herausforderungen der jeweiligen Rolle und stellt am Ende eines jeden Kapitels Fragen, die die Leserin zur Reflexion über ihr eigenes Leben einladen. In Alexandra Götzes Buch geht es um nichts weniger, als sich selbst und die eigene Ausrichtung auf den Prüfstand zu stellen. Die Autorin plädiert dafür, dass Frauen aktiv und selbst bestimmt ihren Lebensentwurf gestalten, anstatt sich in festgefahrenen Rollen zu verlieren. Eine Lektüre, die ermutigt, die kommenden Jahre mit Zuversicht und Gelassenheit zu begrüßen.

„Rückblickend schaue ich entspannt nach vorn“ von Alexandra Götze ist ein Ratgeber für Frauen die ihre Lebensmitte erreicht haben.
Das Buch ist in 7 Rollen eingeteilt.
Tochter
Schwester
Freundin
Ehefrau
Mutter
Berufstätige
Selbst
In jedem dieser Abschnitte schaut die Autorin zurück und ermuntert die Leserinnen es ihr gleichzutun.
Ich finde es spannend so noch einmal das Leben zu reflektieren und sich Fragen zu stellen. Nicht alle Rollen passen zu jeder Person, man nimmt sich einfach die passenden und denkt über die Zeit als Tochter oder Schwester nach. Die Zeit als Mutter finde ich besonders spannend und darauf die Zeit als Ehefrau. Wie war das als die Kinder das Haus verlassen haben. Die Familie besteht nur noch aus zwei Personen. Das hat mir besonders gefallen. Als „nur noch“ Ehefrau kann das Leben einen ganz neuen Weg einschlagen. Man entdeckt sich als Paar neu.

Alexandra Götze gibt Frauen dieses Buch an die Hand. Es ist leicht verständlich geschrieben. Automatisch fängt man beim Lesen an über seine eigene Situation nachzudenken.
Man muss das Buch nicht an einem Stück lesen. Immer mal wieder eine Rolle, das ist sehr bereichernd.