Wenn die Tage länger werden

Anne Stern
Roman
383 Seiten
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar


Familiengeheimnisse

Klappentext:
Sechs Wochen, aber gleichzeitig ein halbes Leben, das vor ihr lag. Mit zäh fließenden Honigtagen am See und Radfahrten über Waldbodenteppiche aus Tannennadeln. Mit kühlen Wasserspritzern auf geschlossenen Lidern, Pommes Rot-Weiß, kurz bevor das Schwimmbad schloss, statt dem geplanten Abendbrot drinnen am Tisch, tiefblauem Himmel über dürren Fichten und senfgelben Feldern.

Es ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa einen Sommer ohne ihren Sohn vor sich hat. Doch die lang ersehnte Freiheit bringt auch Zweifel mit sich. Da ist die Sehnsucht nach ihrem Kind und die Frage, was für eine Frau sie eigentlich ist, wenn sie mal keine Mutter ist. Auf der Suche nach einem Restaurator für ihre alte vernachlässigte Geige begegnet sie der Obstbäuerin Ute in ihrem Kirschgarten, einer Frau, die keine Zeit mehr für Kompromisse hat. Bald wird Lisa klar, dass die Frage nach ihr selbst eng mit all dem verknüpft ist, worüber in ihrer Familie stets geschwiegen wurde. Und sie erfährt die unwiderstehliche Magie eines Sommers zwischen den Abgründen der Vergangenheit und einer neuen flirrenden Freiheit.

„Wenn die Tage länger werden“ von Anne Stern ist die Geschichte einer Frau und eines Sommers.

Im Mittelpunkt steht Lisa Fischer, sie ist Ende 30, Musiklehrerin und alleinerziehende Mutter. Dieser Sommer gehört ihr zum Teil ganz alleine. Ihr Sohn Paul ist mit seinem Vater verreist und Lisa will die Tage für sich genießen. Doch das ist gar nicht so einfach, sie vermisst ihren Sohn und weiß erst gar nicht wie sie die Tage füllen kann. Da sie seit vielen Jahren nur sporadisch Kontakt zu ihrer Mutter hat, macht sie sich etwas an die Familienforschung. Ihre Mutter erzählt nicht viel und Lisa spürt, dass ihr etwas verheimlicht wird. So wendet Lisa sich an die Nachbarin und findet noch andere Menschen, die über die Vergangenheit erzählen können.
So lernt Lisa den Geigenbauer Hans und seine Tochter die Obstbäuerin Ute kennen. Ute kommt mürrisch daher, was vielleicht mit ihrer Krankheit zu tun hat. Aber Lisa findet einen Draht zu ihr und die Frauen freunden sich an. Sie führen einige Gespräche, wobei Ute sich immer ziemlich kurz hält. Es hat gerade den Anschein, dass Ute nicht mehr sehr viel Zeit bleibt und sie die nicht mit unnützen füllen möchte.
Nach und nach kommt Lisa dem Familiengeheimnis um ihren Großvater näher.

Anne Stern hat wieder einmal einen wundervollen Roman veröffentlicht. Die Charaktere gefallen mir sehr gut. Lisa natürlich, ich habe sie gerne bei ihrer Suche nach der Vergangenheit begleitet. Auch Ute ist sympathisch, trotz des etwas mürrischen Eindruckes den sie zu Beginn macht. Die Gespräche mit ihr habe ich sehr gerne verfolgt. Die Einblicke in die Geigenbauernwerkstatt sind interessant. Auch die Mutter-Tochter Beziehung wird sehr gut vermittelt.
Die Handlungsorte werden sehr anschaulich beschrieben. Man hat schnell Bilder im Kopf.
Der Schreibstil von Anna Stern ist flüssig und gut verständlich.

Ich habe von Anne Stern schon viel gelesen und bin immer wieder total begeistert von ihrer Erzählkunst.
So ist auch „Wenn die Tage länger werden“ eine Geschichte, die mich berührt und begeistert hat.

Solitario

K. H. Lawaty
Roman
437 Seiten
erschienen in der Buchschmiede
Meine Bewertung:
5 von 5 Stern

Vielen Dank an K. H. Lawaty für das Rezensionsexemplar


Spannende und humorvolle Geschichte mit skurrilen Charakteren

Klappentext:
Hinfahren. Sich durchfragen. Eine Botschaft ausrichten. Es klingt nach einem einfachen Auftrag. Könnte Jeremy Parker mit Menschen nur annähernd so gut umgehen wie mit Büchern. Wäre sein Reisegefährte nicht der mürrischste Mann weit und breit. Und hätte Parker nicht den Verdacht, dass sein Begleiter ihm mehr über jene Sache erzählen könnte. Fragt sich bloß: Wie bringt ein wortkarger Eigenbrötler ausgerechnet einen Menschenfeind zum Reden?

„Solitario“ von K. H. Lawaty führt die Leser*innen in den Wilden Westen.
Die Überschriften der einzelnen Kapitel haben mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Es sind Titel quer durch die Literatur wie z. B. „Die Abenteuer des Sherlock Holmes, Grimms Märchen, Don Quichotte und Moby Dick, um nur einige der 28 Kapitel zu nennen.

Im Mittelpunkt steht Jeremy Parker, er bekommt den Auftrag eine Botschaft zu überbringen. Was sich so einfach anhört, wird zum Abenteuer. An Parkers Seite ist mürrischer Reisegefährte, der wie es den Anschein hat, mehr über den Auftrag weiß. Aber wie soll Parker etwas aus dem Mann herausbekommen? Seine Welt ist nicht die Konversation, sondern es sind die Bücher. So stoßen die Leser*innen auch immer wieder auf Titel bekannter Geschichten.

„Solitario“ ist eine Mischung aus einem Krimi, einer Detektivgeschichte und einem Wild West Roman.
K. H. Lawaty hat ihre Charaktere gut gezeichnet und lebendig werden lassen. Besonders gefällt mir Jeremy Parker. Er ist so ein außergewöhnlicher Charakter, der eigentlich nicht in den Wilden Westen passt. Ihm liegen die Bücher mehr als sein Revolver. Dabei kann er nicht besonders gut mit Worten umgehen. Er ist eher der verschlossene Typ, so lässt er auch in der Geschichte manchmal die Bücher für sich sprechen.

K. H. Lawaty erzählt die Geschichte spannend mit spitzen Dialogen aber auch humorvoll. Ich musste oft schmunzeln beim Lesen. Die Handlungsorte beschreibt die Autorin sehr gut. Der Wilde Westen kommt so ganz anders daher wie man es aus Filmen kennt.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. K. H. Lawaty ist es gelungen mit ihrer spannenden Geschichte und ihren skurrilen Charakteren mich zu begeistern.

„Solitario“ ist ein ungewöhnlicher Krimi mit Wild West einschnitten, den ich nur empfehlen kann.

Wiederholung

Vigdis Hjorth
Roman
158 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar


Eine Geschichte, die mich sprachlos gemacht hat

Klappentext:
Eine Frau geht durch den Wald, und alles, was sie vergessen will, kehrt zu ihr zurück. So nähert sie sich Atemzug für Atemzug dem sechzehnjährigen Mädchen, das sie einmal gewesen ist. Der erste Kuss auf einer Party. Der erste überwältigende Rausch, der den Körper so leicht werden ließ. Die Mutter, die mit Argusaugen über sie wacht und ihren unbändigen Lebenshunger kontrolliert. Der Vater, der sich immer weiter distanziert.

„Wiederholung“ von Vigdis Hjorth ist eine schmerzhafte Erzählung über die Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Schon der Roman „Die Wahrheiten meiner Mutter“ hat mich sehr berührt, jetzt war ich auf das neue Werk der Autorin gespannt.

In ihrem Roman Wiederholung zeichnet die Autorin ein genaues Bild der Protagonistin, die sich selbst wieder in das 16-jährige Mädchen zurückversetzt, das sie einmal war.
Irgendetwas muss in ihrem jungen Leben passiert sein, dass sie so gar nicht greifen kann. Die Frau blickt auf sich selbst als 16-Jährige zurück. Sie lebt zu Hause bei Mutter, Vater, Bruder und zwei Schwestern. Die Konstellation von Familie ist mir schon aus ihrem Roman „Die Wahrheiten meiner Mutter“ bekannt. Die Mutter des Mädchens ist ein Kontrollfreak. Sie muss immer wissen, was das Mädchen macht und wo es hingeht. Um ein bisschen Freiheit genießen zu können schiebt sie Lernen bei einer Freundin vor, wenn sie mit ihrer Freundin auf eine Party möchte. Um 23 Uhr muss sie zu Hause sein, die Mutter wartet um diese Zeit schon auf sie und beschnuppert sie, ob sie auch nicht nach Alkohol oder Zigaretten riecht. Immer neue kleine Schwindeleien muss das Mädchen sich einfallen lasse, denn auf einer Party hat sie einen Jungen kennengelernt. Und da fällt es der erwachsenen Frau wie Schuppen von den Augen, warum die Mutter sie so kontrolliert hat und wovor sie solche Angst hatte.

Vigdis Hjorth arbeitet in ihrem Roman die Vergangenheit ihrer Protagonistin auf.
Sie erzählt die Geschichte aus Sicht der Protagonistin als erwachsene Frau und als junges Mädchen.
Die Geschichte fängt harmlos an und steigert sich aufgrund der Kontrollsucht der Mutter schon zu einer tragischen Geschichte, bis am Ende die volle Wahrheit zu Tage kommt.

Vigdis Hjorth erzählt die Geschichte schonungslos ehrlich, ja fast schmerzhaft.
Es geht um Familienstrukturen und Kontrolle, eingeengt sein und noch viel mehr.
Dabei ist der Schreibstil der Autorin flüssig und gut verständlich.

„Wiederholung“ ist ein Roman, den ich gerne gelesen habe und der noch eine Zeit nachhallen wird.

Begierde in Bardolino

Claire Stern
Roman
erschienen bei Claire Stern
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an Claire Stern für das Rezensionsexemplar


Eine Geschichte volle Gefühle

Als Ella eine Weinreise an den Gardasee antritt, ahnt sie nicht, dass ihr dort das Abenteuer ihres Lebens begegnet, die Liebe! In Bardolino verführt Flavio, der charmante Besitzer eines Weinguts, nicht nur ihre Geschmackssinne. Zuerst scheint alles perfekt: Das Paar genießt in der idyllischen Landschaft Tage voller Romantik. Doch als die Familie von der Beziehung erfährt, stellen Vorurteile und Konflikte die beiden auf eine harte Probe. Das frische Glück wird von einem mysteriösen Unfall in Flavios Vergangenheit überschattet. Plötzlich steht nicht nur ihre Liebe, sondern auch sein Ruf auf dem Spiel. Zerbrechen die zwei an den Erwartungen ihrer Familien oder schaffen sie es, gegen allen Widerstand anzukämpfen?

„Begierde in Bardolino“ ist der 3. Band der Reihe „Liebe am Lago di Garda“ von Claire Stern.

Claire Stern entführt ihre Leser*innen an den schönen Gardasee. Wir lernen den romantischen Weinort Bardolino kennen.
Ella ist auf einer Weinreise und kommt in den schönen Ort Bardolino. Hier lernt sie nicht nur den guten Wein kennen, sondern auch Flavio, den Besitzer eines Weinguts. Ella verliebt sich in Flavio und die Romantik hält Einzug in die Geschichte.
Allerdings ist Falvios Familie nicht gerade begeistert von der Beziehung. Und auch ein Unfall auf der Vergangenheit wirft Probleme auf.

Ella und Flavio sind tolle Charakter. Ich habe sie gleich gemocht. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet und facettenreich. Sie vermitteln den italienischen Lebensstil und die Tradition sehr gut

Claire Stern hat einen angenehmen Schreibstil. Die Beschreibung des schönen Bardolino und des Gardasees sind sehr anschaulich. Die Autorin bringt das schöne Italien direkt zu uns nach Hause. Trotzdem habe plötzlich richtig Fernweh bekommen. Nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte richtig gefangen und habe das Buch fast und einem Rutsch ausgelesen.

„Begierde in Bardolino“ ist eine wunderschöne Geschichte mit einem tollen Setting.

Middletide – Was die Gezeiten verbergen

Sarah Crouch
Roman
378 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Lena Kraus
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar

Der Roman hat mich total gefesselt

Klappentext:

Die Rückkehr in die kleine Küstenstadt Point Orchards im malerischen Puget Sound ist der bisherige Tiefpunkt in Elijah Leiths Leben. Vor vielen Jahren kehrte er seiner Heimat und auch seiner Jugendliebe Nakita den Rücken, um seinen großen Traum zu verwirklichen: ein erfolgreicher Schriftsteller zu werden. Doch nun steht er vor einem Scherbenhaufen. Sein verfallenes Elternhaus, umgeben von moosbewachsenen Tannen und glitzernden Wasserläufen, wird zu seinem Rückzugsort. Und zu dem Platz, an dem er sich an der wilden Küste des Pazifik ein neues Leben aufbauen muss. Als auch Nakitas Weg eine schicksalhafte Wendung nimmt, nähern sich die beiden wieder an. Elijah schöpft Hoffnung, aber schon bald droht eine grausame Entdeckung alles zu zerstören. Und er muss nicht nur für seine große Liebe, sondern auch für seine Unschuld kämpfen.

„Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ ist das Romandebüt von Sarah Crouch.

Im Mittelpunkt steht Elijah Leith, er ist im malerischen Puget Sound aufgewachsen. Um ein berühmter Schriftsteller zu werden, kehrte Elijah seiner Heimat den Rücken. Dabei ließ er auch seinen alkoholabhängigen Vater und seine Jugendliebe Nakita zurück. Jetzt ist er am Ende seines Traums angelangt, sein Buch war erfolglos und sein Geld reicht nicht mehr für das teure Leben in San Francisco. Er kehrt zurück in seine Heimat und zieht in sein Elternhaus, dass mehr eine alte Hütte inmitten der schönen Natur ist. Hier will Elijah wieder Kraft sammeln. Auch seine Jugendliebe Nakita trifft Elijah wieder. Doch die Idylle hält nicht lange an, den auf seinem Grundstücke, wird eine Ärztin erhängt aufgefunden. Genau diese Situation hatte Elijah in seinem Roman geschildert. Jetzt gehört er zum Verdächtigen Nummer 1.

Was für ein toller Roman, man kann kaum glauben, dass es ein Debütroman ist. Die Geschichte besticht durch ihr schönes Setting. Sarah Crouch erschafft eine tolle Atmosphäre und beschreibt die idyllische Landschaft sehr einprägsam.
Sie beschreibt das Leben mitten in der Natur sehr anschaulich. Ich war begeistert von der schönen und gewaltigen Naturbeschreibung und habe mich beim Lesen in den pazifischen Nordwesten geträumt.

Auch die Charaktere sind gut gezeichnet und wirken sehr lebendig. Mir war Elijah sehr schnell sympathisch. Trotz seines Misserfolgs und der geplatzten Träume versucht er sich ein eigenständiges Leben in seinem Elternhaus aufzubauen.
Auch Nakita gefällt mir sehr gut, ich hätte gerne noch etwas mehr aus ihrem Leben erfahren.

Sarah Crouch kombiniert diesen atmosphärischen Roman mit einer Liebesgeschichte und mit einem Kriminalfall. Die Gefühle wechseln beim Lesen zwischen hoffen mit den Charakteren, dem genießen der Natur und der Spannung des Kriminalfalls, der aufgelöst werden will.

Sarah Crouch hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. In den Zeiten springt sie immer wieder mal zurück und auch wieder nach vorn. Ich hatte beim Lesen aber nie das Gefühl, nicht zu wissen, wo ich mich gerade befinde.

„Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ ist für mich rundum ein gelungener Roman, den ich mit großer Freude gelesen habe.

Bis die Sonne scheint

Christian Schünemann
Roman
247 Seiten
erschienen im Diogenes Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar

Mehr Schein als Sein

Klappentext:
Es ist das Jahr 1983. Daniel steht kurz vor seiner Konfirmation und träumt von blauem Samtsakko und grauer Flanellhose. Doch seit er die Eltern belauscht hat, schwant ihm, dass daraus nichts wird. Hormanns sind pleite und wissen nicht mehr, wie sie die sechsköpfige Familie über die Runden bringen sollen. So erfinderisch die Eltern auch sind, eines können sie nicht: mit Geld umgehen. Was sie dagegen beherrschen: den Schein wahren, selbst als der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht.

„Bis die Sonne scheint“ von Christian Schünemann ist die Geschichte eines Sommers im Jahr 1983.

Im Mittelpunkt steht Daniel Hormann. Sein Austauschschüler, mit dem er sich gut verstanden hat, ist abgereist. Jetzt steht seine Konfirmation kurz bevor. Daniel freut sich darauf und hofft auf ein schönes Samtsakko, das er tragen darf.
Doch es kommt alles ganz anders. Seine Familie ist pleite. Daniels Eltern versuchen es zwar zu ignorieren und nach außen hin sich nichts anmerken zu lassen. Aber eins ist Fakt, es ist kein Geld mehr da.

Christian Schünemann erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Daniel.
Ich mochte Daniel recht schnell, er ist ein intelligenter Junge, den das Schicksal seiner Eltern hart trifft. Daniel erzählt aus seinem Leben, wo das Hauptaugenmerk auf den Sommer 1983 gerichtet ist. Dabei wird die Zeit gut eingefangen, die Kleidung, die Wohnungseinrichtung wird alles deutlich beschrieben.
Es gibt aber Rückblenden in das Leben von Daniels Eltern und Großeltern. Das macht die Geschichte zwar abwechslungsreich und interessant. Diese Rückblenden sind aber sehr kurz und oberflächlich gehalten. Da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht.
Auch hätte ich mit noch etwas mehr über die finanzielle Notlage der Eltern und wie es dazu gekommen ist gewünscht.

Der Sommer und das Leben von Daniel werden gut geschildert. Ich konnte mich gut in den Jungen hineinversetzten. Der Schreibstil von Christian Schünemann ist flüssig und gut verständlich.

„Bis die Sonne scheint“ ist trotz kleiner Anmerkungen ein lesenswerter Roman.

Für Polina

Takis Würger
Roman
291 Seiten
erschienen im Diogenes Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar

Absolute Leseempfehlung

Klappentext:
Als er vierzehn ist, verliebt sich Hannes Prager in das Mädchen Polina. Um ihr seine Liebe zu zeigen, komponiert der wundersam begabte Junge eine Melodie, die Polinas ganzes Sehnen und Wünschen umfasst. Doch sein Leben nimmt eine unvorhergesehene Wendung, Hannes hört auf, Klavier zu spielen und seine und Polinas Wege trennen sich. Nach Jahren, in denen er nichts als Leere fühlt, erkennt Hannes: Er muss Polina wiederfinden. Und das Einzige, womit er sie erreichen kann, ist ihre Melodie.

„Für Polina“ von Takis Würger erzählt die Geschichte von Hannes Prager.
Die Takis Würger Leser*innen lernen Hannes bei seiner Geburt kennen und begleiten ihn bis zu seinem 30. Lebensjahr. Es ist schön mitzuerleben wie Hannes sich entwickelt. Wie aus dem Kleinkind ein junger Mann wird. Sein Leben nimmt immer wieder neue Wege ein, was die Lektüre interessant macht.
Hannes ist sehr musikalisch. Mit 14 Jahren verliebt er sich in Polina uns komponiert eine Melodie für sie.
Aus einem Grund, auf den ich hier nicht näher eingehen möchte, hört Hannes mit dem Klavierspielen auf. Auch Polina verliert er aus den Augen.
Nach Jahren, die bei Hannes eine große Leere hinterlassen haben, sehnt er sich nach Polina. Wie kann er sie wiedersehen? Er weiß nicht, wo Polina heute lebt, aber eins weiß er genau, mit seiner Melodie kann er Polina erreichen.

Takis Würger erzählt die Geschichte sehr einfühlsam. Dabei ist es keine klassische Liebesgeschichte, vielmehr ist es ein tiefgründiger Roman über das Leben von Hannes Prager, mit all seinen Wendungen, die so ein Leben nun mal einnimmt. Die Charaktere sind gut gezeichnet und richtig lebendig. Mir hat es Freude gemacht, sie durch die Geschichte zu begleiten.
Der Schreibstil von Takis Würger ist flüssig und gut verständlich. Er ist einer der Autoren, die gut mit der Sprachen spielen können. Es gibt viele schöne Sätze in diesem Buch, die ich mir anstreichen musste.

„Für Polina“ ist ein schöner und lesenswerter Roman über das Leben und dessen Umstände und einer Liebe zur Musik und zu Polina. Mir hat das lesen große Freude bereitet.

Konklave

Robert Harris
Roman
349 Seiten
erschienen im Heyne Verlag
Übersetzt aus dem Englischen von Wolfgang Müller
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar

Interessanter Roman mit unerwartetem Ende

Klappentext:
Der Papst ist tot. Die um den Heiligen Stuhl buhlenden Gegner formieren sich: Traditionalisten, Modernisten, Schwarzafrikaner, Südamerikaner. Kardinal Lomeli, den eine Glaubenskrise plagt, leitet das schwierige Konklave. Als sich die Pforten hinter den 117 Kardinälen schließen, trifft ein allen unbekannter Nachzügler ein. Der verstorbene Papst hatte den Bischof von Bagdad im Geheimen zum Kardinal ernannt. Ist der aufrechte Kirchenmann der neue Hoffnungsträger in Zeiten von Krieg und Terror oder ein unerbittlicher Rivale mit ganz eigenen Plänen? Die Welt wartet, dass weißer Rauch aufsteigt.

„Konklave“ ist ein interessanter und spannender Roman von Robert Harris.
Da die Verfilmung für mehrere Oscars nominiert ist, wollte ich gerne das Buch lesen.
Robert Harris, der für Spannung bekannt ist, hat hier einen sehr interessanten Roman veröffentlicht.

Der Papst ist tot. Jetzt heißt es einen neuen Papst zu wählen, das Konklave beginnt unter der Leitung von Kardinal Lomeli. Alle Kardinäle haben sich im Vatikan eingefunden. Kurz bevor die Pforten geschlossen werden und die Kardinäle von der Außenwelt abgeschnitten sind, kommt der Bischof von Bagdad, der vom Papst unter Geheimhaltung zum Kardinal ernannt wurde.
Die Wahl kann beginnen. Obwohl Lomeli der Meinung ist, dass niemand freiwillig auf den Papstthron möchte, gibt es drei Kandidaten, die alles daransetzten die Wahl zu gewinnen. Es beginnt ein Hauen und Stechen. Im geheimen deckt Lomeli Ungereimtheiten über diese drei Kardinäle auf und gerät in einen Gewissenskonflikt

Robert Harris erzählt die Geschichte sehr authentisch. Man erfährt viel über die Rituale bei der Papstwahl. Es beginnt schon beim Anlegen der Kleidung. Zu jedem Kleidungsstück gibt es ein Gebet. Dann der Vorgang der Wahl, auch der Läuft nach festen Ritualen ab. Ich fand es sehr interessant da einen Einblick zu bekommen.

Die Charaktere werden sehr gut beschrieben. Gerade Lomeli, den Zweifel und Gewissensbiss quälen ist ein starker Charakter. Durch Intrigen verschiedener Kardinäle, die den Papstthron anstreben, bringt Robert Harris reichlich Spannung in die Geschichte. Zwischen den einzelnen Wahlgängen wird beim Essen im Gästehaus diskutiert und es werden Stimmen gesammelt.

Robert Harris hat einen flüssigen, gut verständlichen und angenehm zu lesenden Schreibstil.
Das Ende ist überraschend und genial zugleich.

„Konklave“ ist ein interessanter Roman, der tiefe Einblicke in die geheime Papstwahl gestattet. Ich habe die Geschichte mit Spannung gelesen.

Die verborgene Tochter

Soraya Lane
Roman
359 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Sigrun Zühlke
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

ielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Wieder ein bewegendes Schicksal

Klappentext:
Eigentlich hat Georgia wenig Interesse an der mysteriösen Schachtel mit dem Namen ihrer Großmutter, die ihr von einem ehemaligen Frauenhaus in London übergeben wurde: Zu verletzt ist ihr Herz, und zu gern würde sie die komplizierte Geschichte ihrer Familie einfach vergessen.

Doch der wunderschöne rosafarbene Edelstein in der Schachtel lässt sie einfach nicht los. Ein Hinweis führt Georgia schließlich an den Genfer See, wo sie auf den attraktiven Juwelier Luca trifft. Er sucht seit Jahren nach dem Stein, der einst Teil eines königlichen Diadems war.
Wo sich mächtige Alpengipfel im funkelnden Wasser spiegeln, entdecken Georgia und Luca die Geschichte einer tragischen Liebe. Wird jetzt endlich geheilt, was vor so vielen Jahren zerbrochen ist?

„Die verborgene Tochter“ ist der 4. Band der Reihe „Die verlorenen Töchter“ von der neuseeländische Autorin Soraya Lane.

Die Geschichte ist ähnlich aufgebaut wie die der vorherigen Bände.
Wie schon die Frauen in den vorherigen Bänden, so bekommt auch in diesem Band eine junge Frau ein geheimnisvolles Holzkästchen.
Georgia wird in der Anwaltskanzlei dieses Holzkästchen übergeben.
Die Schachtel enthält einen rosafarbene Edelstein und ein Zeitungsausschnitt in italienischer Sprache.
Georgia möchte am Anfang nichts von der Familie und deren Geheimnisse wissen. Doch der wunderschöne rosa Edelstein macht sie dann doch neugierig und so reist auch Georgia an den Ort, der die Vergangenheit verbirgt. So reist sie den Spuren nach und gelangt an den Genfer See. Hier lernt sie den Juwelier Luca kennen, er unterstützt sie bei der Suche nach der Herkunft des Steins und dem Geheimnis ihrer Familie.

Die Geschichte hat auch wieder zwei Zeitebenen, einmal die Gegenwart und dann die Vergangenheit am Genfer See.
In der Gegenwart sucht natürlich Georgia Antworten auf ihre Fragen. In der Vergangenheit erleben die Leser*innen hautnah mit, was in den 1950er Jahren geschehen ist, woher dieser schöne Edelstein stammt, und die Leser*innen erfahren die Geschichte von Delphine.

Soraya Lane erzählt ihre Geschichte mit sehr viel Gefühl und sehr atmosphärisch.
Die Beschreibung der Handlungsorte war für mich wie eine virtuelle Reise.
Ihre Charaktere sind mit viel Liebe zum Leben erweckt.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, flüssig und gut verständlich, hat aber auch etwas Geheimnisvolles.
Ich wurde beim Lesen schnell wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.
Ich liebe es einfach, wenn in einer Geschichte Geheimnisse aus der Vergangenheit in der Gegenwart auf geblättert werden.
In der Gegenwart bin ich Georgia gerne gefolgt und habe ihre Suche und die Gefühle, die sie dabei überkamen mit Freude begleitet. Die Vergangenheit und die Geschichte von Delphine haben mich sehr berührt.

Ein Geheimnis ist, es gibt nicht nur eine Schachtel, sondern sieben.
Also gibt es außer Lily, Claudia, Ella und Georgia noch weitere Empfängerinnen.
Jeder von ihnen soll ein Band gewidmet werden und dabei werden die Leser*innen an die schönsten und geheimnisvollsten Orte geführt.

Jetzt freue ich mich schon auf den 5. Band „Die verschwundene Tochter“ der im Juni erscheinen soll und die Leser*innen nach Paris führt.

Prinzip ungefähr

Caspar-Maria Russo
Roman
240 Seiten
erschienen im Residenz Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Residenz Verlag für das Rezensionsexemplar

Wie schwer ist es, sich zu verlieben

Klappentext:
Hier gibt es zwei, die sich lieben und immer wieder verpassen: Iggy will Filmemacher werden, doch mit der Aufnahme auf die Filmakademie hat es bisher nicht geklappt. Masha verliert sich in den Labyrinthen des Online-Datings und studiert wie nebenbei Medizin. Die beiden begegnen sich zufällig, doch wie verliebt man sich hier und heute? Und wie spricht man darüber, wenn man über alles andere sprechen kann und jedes Beziehungskonzept kennt? Bis Masha und Iggy ein Paar werden, müssen sie erst mit der sterbenskranken Valeria nach Italien fahren, eine Kirche ausrauben, nackt im Wörthersee baden und lernen, auch mal einfach nichts zu sagen. Und wie allen Räuberpärchen gelingen ihnen die irrsten Coups, bevor ihnen das Schwerste glückt: Nähe zuzulassen.

„Prinzip ungefähr“ ist ein Roman von Caspar-Maria Russo.

Im Mittelpunkt stehen Masha und Iggy. Beide leben in Wien. Masha studiert Medizin, für die körperliche Nähe sucht sie sich Partner auf Dating-Plattformen. Mehr Nähe braucht und will Masha nicht.
Iggy hat einen Traum, er will Filmemacher werden, doch die Erfüllung seines Traums liegt in weiter Ferne.
Bei einer Zugfahrt lernen sich Iggy uns Mashe zufällig kennen. Aber bis sie ein Paar werden dauert es eine ganze Weile. Erst müssen Iggy und Masha einige skurrile Abenteuer bestehen.

Caspar-Maria Russo greift in seinem Roman ein schwieriges und aktuelles Thema auf. Es ist viel leichter einen Partner auf einer Dating-Plattform zu finden, als im echten Leben kennenzulernen. Besonders wenn man keine Nähe zulassen kann.
Seine zwei sympathischen Charakteren Masha und Iggy haben mich gleich in ihren Bann gezogen. Schon bei der ersten Begegnung der beiden im Zug hat es eigentlich schon gefunkt. Nur haben es die Beiden nicht gemerkt. Der Autor lässt seine Charaktere zusammen einige Abenteurer bestehen. Es hat mir viel Freude gemacht Masha und Iggy zu begleiten.
Der Autor erzählt die Geschichte in einem ordentlichen Tempo, es passiert ständig etwas. Mit seinem flüssigen, gut verständlichen und vor allem humorvollen Schreibstil macht es Freude die Geschichte zu lesen.

„Prinzip ungefähr“ ist ein Roman, den ich gerne gelesen habe.