Glückstöchter – Einfach lieben

Stephanie Schuster
Roman
634 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Buch voller Emotionen

“Glückstöchter-Einfach Lieben“ ist der 2. Band der „Glückstöchter“ Dilogie von Stephanie Schuster.

Die Geschichte hat, wie schon Band 1 wieder zwei Erzählstränge.
Im Mittelpunkt stehen die zwei Frauen Anna und Eva.
Zwei Frauen die auf dem ersten Blick ganz unterschiedlich sind, auch die Handlungszeit liegt 60 Jahre auseinander.
Doch die beiden Frauen haben mehr Gemeinsamkeiten als sich auf dem ersten Blick erahnen lässt.

Mit Anna beginnen wir im Jahre 1911 auf der Tonkaalm. Nach dem Tod des Vaters ist Anna

ganz auf sich alleine gestellt. Sie lebt einsam auf der Alm. Dank ihrem profanen Wissen in Pflanzenkunde versucht sie sich mit dem Anbau verschiedener Pflanzen. Doch bei dem rauen Klima ist das ein schweres Unterfangen.

Mit Eva beginnen wir im Jahre 1977.
Sie lebt weiterhin in ihrer Münchner WG. Auch Eva ist der Natur sehr verbunden. Mit ihren Mitbewohnern gründet sie einen Naturkostladen. Eva hinterfragt immer noch ihre Herkunft. Und dann stößt sie auf einen Hinweis was ihre biologische Mutter betrifft.

Die zwei Frauen sind mir schon seit dem 1. Band ans Herz gewachsen.
Es macht mir Freude sie durch ihr Leben zu begleiten und ihre Entwicklung zu verfolgen.
Es sind zwei starke Charaktere die ihren Weg suchen.

Stephanie Schuster erzählt die Geschichte der beiden Frauen authentisch und mit viel Gefühl.
Ich kann das Geschehen gut nachvollziehen. Bei Eva noch etwas besser als bei Anna, da ich diese Zeit selbst miterlebt habe.

Stephanie Schuster hat einen leichten und flüssigen Schreibstil.
Die Zeit der Handlung wird sehr gut widergespiegelt, man erfährt vieles aus den 1910er und 1970er Jahren.
Auch aus der Botanik kann man das eine oder andere mitnehmen. So habe ich mich gefreut etwas über die Tonkabohne zu lesen. Ich habe davon schon viel gehört aber selbst noch nicht verwendet.
Am Ende des Buches gibt es dann auch wieder ein paar Rezepte.

Mit “Glückstöchter-Einfach Lieben“ habe ich mich wieder gut unterhalten gefühlt. Ich freue mich auf weitere Geschichten der Autorin.

Achtsam morden durch bewusste Ernährung

Karsten Dusse
Roman
384 Seiten
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar

Krimi kombiniert mit Ernährungstipps

Dank Achtsamkeit hat Björn Diemel seine Mitte gefunden. Seine Problemzonen sind nun allerdings die Ränder seines Körpers, die sich immer weiter von dieser Mitte entfernen. Björn erkennt, dass In-sich-Ruhen und Mangel an Bewegung zwei grundverschiedene Dinge sind.

Als Unbekannte versuchen, Björns Tochter zu entführen, gelingt es ihm aufgrund seiner Körperfülle nur mit Mühe, die Täter in die Flucht zu schlagen. Also lässt Björn sich von Joschka Breitner in Bezug auf die Grundsätze bewusster Ernährung coachen. Er taucht ein in die faszinierende Welt des Heilfastens und der Ernährungsbausteine. Noch ahnt Björn nicht, wie wunderbar sich Ernährung, Entspannung und das Auflösen von Gewaltfantasien miteinander kombinieren lassen.

„Achtsam morden durch bewusste Ernährung“ ist der 5. Band der „Achtsam morden“ Reihe von Karsten Dusse.

In diesem Band wird versucht die Tochter von Björn Diemel zu entführen. Björn, der ein bewusstes Leben führt und eigentlich bei sich angekommen ist stellt fest, dass seine Figur leidet. Er ist nicht mehr so fit und kann es auch mit den Entführern kaum aufnehmen. Jetzt wird es Zeit die Ernährung umzustellen und an Gewicht zu verlieren.

Karsten Dusse hat sich auch für den 5. Band wieder etwas einfallen lassen. Neben einem spannenden und humorvollem Plot gibt er seinen Leser*innen noch Ernährungstipps.

Karsten Dusses Schreibstil ist unverwechselbar. Er kombiniert Spannung mit Humor. Sein Wortwitz und auch sein Schwarzer Humor ist einfach köstlich.
Ich liebe es seit dem ersten Band. Genau wie in den vorherigen Bänden gibt er seinen Leser*innen wieder so einige Tipps für ein bewussteres Leben.
Wenn man sich an die Tipps hält hat man genau wie Björn Diemel sein inneres gefunden und ist entspannter.
Jetzt soll es an die Pfunde gehen. Es gibt einige Ernährungstipps nach der Joschka Breitner Methode.

„Achtsam morden durch bewusste Ernährung“ ist wieder ein sehr unterhaltsames und humorvolles Buch mit durchaus tauglichen Ernährungstipps.

Die vermisste Tochter

Soraya Lane
Roman
428 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Sigrun Zühlke
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Auch Band zwei ist einfach schön zu lesen

London in der Gegenwart. Es beginnt mit einer kleinen hölzernen Schachtel mit dem Namen ihrer Großmutter und der Zeichnung eines Familienwappens: Claudia fällt ein geheimnisvolles Erbstück in die Hände und ihre Neugier ist geweckt, ist das der Schlüssel, um endlich mehr über das Leben ihrer verstorbenen Großmutter zu erfahren? Ihre Nachforschungen stoßen sie auf die kubanische Familie Diaz, der in den 1950er-Jahren eine große Zuckerrohrplantage gehörte. Kurzentschlossen fliegt Claudia nach Havanna, um mehr über die Vergangenheit ihrer Familie zu erfahren. Kaum angekommen ist sie wie verzaubert von der quirligen, vor Lebensfreude sprudelnden Stadt und spürt eine ungekannte Verbundenheit mit dem Land und seinen Bewohnern. Als sie den Koch Mateo trifft, zeigt dieser ihr nicht nur das beste Street Food von Havanna, sondern hilft ihr auch dabei, dem Geheimnis um ihre Großmutter auf die Spur zu kommen. Gemeinsam machen sie sich auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit, in das opulente und leidenschaftliche Kuba der 1950er Jahre.

„Die vermisste Tochter“ ist der 2. Band der Reihe „Die verlorenen Töchter“ von der neuseeländische Autorin Soraya Lane.

Die Geschichte ist ähnlich aufgebaut wie der erste Band.
Wie schon Lily im ersten Band „Die verlorene Tochter“ so bekommt auch hier eine jungen Frau ein geheimnisvolles Holzkästchen.

Darauf ist ein Familienwappen zu sehen und der Name von Claudias Großmutter.
Claudia die von ihrer Großmutter wenig weiß will dieses Erbstück nutzen um mehr über die Frau zu erfahren.
Die Nachforschungen lasse Claudia auf die Familie Diaz stoßen. Eine der wohl bekanntesten Familien der 1950er Jahre in Kuba.
So begleiten die Leser*innen Claudia nach Havanna.

Die Geschichte hat zwei Zeitebenen, einmal die Gegenwart und dann die 1950er Jahre in Kuba.
Claudia reist nach Havanna um dort zu erfahren was ihre Großmutter mit der Familie Diaz verband.

Soraya Lane erzählt ihre Geschichte mit sehr viel Gefühl und sehr atmosphärisch.
Die Beschreibung der Handlungsorte war für mich wie eine virtuelle Reise.
Ihre Charaktere sind mit viel Liebe zum Leben erweckt.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, flüssig und gut verständlich, hat aber auch etwas geheimnisvolles.
Ich wurde beim lesen schnell wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.
Ich liebe es einfach wenn in einer Geschichte Geheimnisse aus der Vergangenheit in der Gegenwart aufgeblättert werden.

Ein Geheimnis ist, es gibt nicht nur eine Schachtel sondern sieben.
Also gibt es außer Lily und Claudia noch weitere Empfängerinnen.
Jeder von ihnen soll ein Band gewidmet werden und dabei werden die Leser*innen an die schönsten und geheimnisvollsten Orte geführt.

Am Ende der Geschichte gibt es eine Leseprobe des 3. Bandes „Die verheimlichte Tochter“ der uns nach Griechenland führen wird.
Der Band soll im Juni erscheinen. Ich freue mich schon sehr darauf.

Muna

Terézia Mora
Roman
441 Seiten
erschienen im Lutherland Literaturverlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Lutherland Literaturverlag für das Rezensionsexemplar

Wenn Liebe zu einem Martyrium wird

Klappentext:
Muna liebt Magnus. Ob und wen Magnus liebt, ist schwer zu sagen. Was geschieht mit einem Leben, das man in Abhängigkeit von einem anderen führt? Muna steht vor dem Abitur, als sie Magnus kennenlernt, Französischlehrer und Fotograf. Mit ihm verbringt sie eine Nacht. Mit dem Mauerfall verschwindet er. Erst sieben Jahre später begegnen sich die beiden wieder und werden ein Paar. Muna glaubt, in der Beziehung zu Magnus ihr Zuhause gefunden zu haben. Doch schon auf der ersten gemeinsamen Reise treten Risse in der Beziehung auf. Im Laufe der Jahre nehmen Kälte, Unberechenbarkeit und Gewalt immer nur zu. Doch Muna ist nicht gewillt aufzugeben.

„Muna“ von Terézia Mora ist ein Roman über eine toxische Beziehung. Die Autorin hat es mit Muna bis auf die Sportlist des Deutschen Buchpreis geschafft.

Im Mittelpunkt steht Muna. Nach dem Tod ihres Vaters lebt Muna alleine mit ihrer Mutter in der DDR. Die Mutter ist Schauspielerin und nach dem Tod ihres Mannes dem Alkohol vollends verfallen. So ist Muna schon früh auf sich selbst gestellt und genießt ihre Freiheit. Nach dem Abitur möchte Muna Journalistin werden und fängt auch bei einem Magazin an. Dort trifft sie auf Magnus und verliebt sich in ihn. Sie verbringt eine Nacht mit Magnus, doch dann ist er plötzlich verschwunden. Muna ist unglücklich doch ihr Leben geht auch ohne Magnus weiter. Muna studiert und besucht verschiedene Länder. Zurück in Berlin läuft ihr Magnus über den Weg. Sofort beginnt in Muna such wieder das Karussell zu drehen. Ein Verliebtsein erfasst sie, bis hin zur völligen Abhängigkeit. Magnus hält Muna wohlweislich auf Abstand. Je unnahbarer er wirkt je verzweifelter liebt Muna ihn. Bis alles in einer toxischen Beziehung endet.

Terézia Mora erzählt die Geschichte aus Sicht von Muna. So bekommt man als Leser*in die Ich-Erzählerin nicht mehr aus dem Kopf.
Auch als ich das Buch beendet hatte war Muna immer noch in meinem Kopf. Oft schweifen jetzt noch meine Gedanken ab zu Muna. Mir ist es unverständlich, dass eine Frau, die so viel Gewalt erfährt immer noch an ihrer Liebe festhält. Das sie nicht dem Mann die Schuld gibt sondern sich als unwürdig sieht.
Leider geht es mehr Frauen so als man denkt.
Ich hätte Muna oft schütteln können. Ich war wütend auf Magnus weil er so gewalttätig war und auch auf Muna, die sich das alles gefallen ließ.

Zu Beginn der Geschichte ist ja noch alles in Ordnung. Muna trifft Magnus und verliert ihn wieder aus den Augen. Sie geht ihren Weg der so schön hätte weitergehen können. Doch dann treffen die Beiden sich wieder.

Terézia Mora erzählt die Geschichte schonungslos. Man ist beim lesen in den Gedanken von Muna. Verzweifelt zwischen Liebe, Abhängigkeit und Gewalt.

Der Schreibstil von Terézia Mora ist flüssig und gut verständlich. Das Thema nicht immer ganz einfach zu lesen. Manchmal hat mich das Unverständnis zu Munas Entscheidungen im lesen verharren lassen.

„Muna“ ist der Auftakt einer geplanten Trilogie und ich bin gespannt auf den nächsten Band.

Wo die Geister tanzen

Joana Osman
Roman
220 Seiten
erschienen bei C. Bertelsmann
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an C. Bertelsmann für das Leseexemplar

Ein dramatischer Generationenroman

Sabiha und Ahmed sind fest verwurzelt in ihrer Heimatstadt Jaffa. Hier eröffnen sie ein eigenes Kino, um in der letzten Reihe bei Filmen mit Shirley Temple zu weinen, und ziehen ihre Söhne groß. Doch 1948, mit dem ersten arabisch-israelischen Krieg und schließlich der Gründung Israels, beginnt für die Familie eine Odyssee. Sie fliehen in den Libanon und weiter in die Türkei, stets auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Sie leben in Abbruchhäusern und werden von keinem Staat anerkannt. Sie trauern um die Verstorbenen und verlieren doch nie die Lust am Leben und erst recht nicht ihren Humor.
Siebzig Jahre später begibt sich Joana Osman in Israel auf Spurensuche. Wer waren ihre Großeltern, die ihren Vater auf der Flucht großzogen? Was war das für eine Reise, die auch ihr eigenes Aufwachsen so stark und doch so unsichtbar geprägt hat.

„Wo die Geister tanzen“ ist ein autofiktionaler Roman von Joana Osman.

Als die Briten sich 1948 das israelisch-palästinensische Gebiet verlassen bricht der 1. Krieg zwischen Israel und Palästina aus. Viele Palästinenser werden vertrieben und Israel ruft einen eigenen Staat aus.
Dabei sind auch die Großeltern der Autorin Joana Osman.
Sabiha und Ahmed, die in Jaffa ein Kino betreiben müssen flüchten. Erst nach Beirut und dann in die Türkei. Dich nirgendwo finden sie ein zuhause. Begleitet werden viele der Palästinensischen Familien die auf der Flucht sind von ihren verstorben Familienangehörigen, die ihnen wie Geiser folgen.

70 Jahre später fängt Joana Osman an den Spuren ihrer Großeltern zu folgen. Sie will mehr über ihre Familie und deren grausiges Schicksal erfahren.

Joana Osman erzählt die Geschichte in der Ich-Perspektive.
Sie erzählt die erschütternde Geschichte ihrer Großeltern und von ihrem Vater der auf der Flucht noch ein Kind war. Aber auch von einem großen Überlebenswille ihrer Großeltern.

So dramatisch und traurig das Thema ist, so lockert die Autorin mit ihrem Humor doch immer wieder die Geschichte auf. Dafür hat sie meine Bewunderung.
Die Worte die Joana Osman benutzt sind manchmal schon poetisch.
Nach wenigen Seiten wurde ich wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen und konnte mich nicht davon lösen. Als ich die Buchdeckel zugeklappt habe musste ich erst einmal verschnaufen und die Geschichte setzten lassen.

„Wo die Geister tanzen“ ist eine Geschichte die mich sehr berührt hat.

Ich habe Schleyer nicht entführt

Peter Probst
Roman
350 Seiten
erschienen im Antje Kunstmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Antje Kunstmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Tragikomische Geschichte par excelence

Klappentext:
Endlich achtzehn! Peter Gillitzer hat riesige Erwartungen an die neue Freiheit. Aber schon seine harmlosen Partypläne werden von den Eltern durchkreuzt. Peter Probst erzählt mit großem Witz eine Generationengeschichte, in der sich die gesellschaftlichen Konflikte im Krisenjahr 1977 spiegeln. In wenigen Tagen wird Peter Gillitzer volljährig. Endlich kann er so leben, wie er will. Denkt er. Doch bereits das Geburtstagsfest im Hobbykeller scheitert, sein Vater verbietet ihm allen Ernstes, Mädchen einzuladen. Zum Glück gibt es Alternativen. Da ist ein Mann in der Nachbarschaft mit einem Haus voller Bücher, der ihm Zugang zu einer faszinierenden Welt verspricht. Zur Literatur, zu »echten« Schriftstellern. Für Peter ein Traum, den ihm der Nachbar erfüllen kann, dass der in ihn verliebt ist, wird Peter erst allmählich klar. Da sind die Mädchen, die Schwärmereien, der Sex und die Missverständnisse. Und da sind die Zweifel an den politischen Verhältnissen, gegen die Peters Freunde aktiv werden wollen. Aber, das fragt er sich, wie weit darf Widerstand gehen? Ist Gewalt gegen Sachen legitim? Sollen Revolutionäre in offenen Beziehungen leben oder doch besser enthaltsam? Irgendwann wächst ihm alles über den Kopf und er haut mit einem Freund nach Italien ab. Als die beiden zurückkommen, hat die politische Lage sich dramatisch zugespitzt. Sie geraten mitten in die Fahndung nach dem von Terroristen entführten Martin Schleyer und werden selbst verdächtigt.

„Ich habe Schleyer nicht entführt“ ist ein tragikomischer Roman von Peter Probst.
Die Hauptfigur ist Peter Gillitzer. Er steht kurz vor seinem 18 Geburtstag und malt sich die Volljährigkeit rosarot aus.
Doch schon mit der Feier werden ihm von seinem Vater Grenzen auferlegt. Keine Mädchen! So stürzt sein Bild von der Freiheit in sich zusammen. Ein Nachbar der Familie Gillitzer besitzt Unmengen von Büchern, durch ihn bekommt Peter Zugang zur Literatur. Gleichzeitig wird Peter auch mit der ersten Liebe konfrontiert und das anders als erwartet.

Das Jahr 1977 ist ein Jahr des Widerstands, so lehnen sich auch die Freunde von Peter gegen die Obrigkeit auf. Peter fragt sich wie weit das alles zu Verantworten ist. Mit einem Freund macht er sich auf nach Italien um hier allem zu entfliehen.
Als Peter zurückkommt gerät er in die Fahndung nach dem Entführten Martin Schleyer.

Peter Probst hat mit seiner Geschichte „Ich habe Schleyer nicht entführt“ eine melancholischen wie auch eine humorvolle Geschichte geschrieben. Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, das Verstehen von jungen Menschen. Und es ist eine Geschichte des Terrors und der Demonstrationen Ende der 1970er Jahr.

Peter Probst bedient sich in seinem Buch einer Sprache die sehr gut auf das Jahr, die Situation und die Protagonisten angepasst ist.
Der Autor vermittelt gekonnt die Atmosphäre der 1970er Jahre. Peter der sich freut endlich Volljährig zu werden aber von den Eltern doch gezügelt wird. Wer aus dieser Zeit, kennt nicht den Satz „Solange du die Füße unter meinen Tisch steckst…“

Peter Probst hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Mit „Ich habe Schleyer nicht entführt“ hat er mir einige Ereignisse aus meiner Jugend Revue passieren lassen.

Die Geschichte von Uljana

Sofia Andruchowytsch
Roman
419 Seiten
erschienen im Residenz Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Residenz Verlag für das Rezensionsexemplar

Interessante und aktuelle Geschichte

Einst war die galizische Kleinstadt Buczacz ein Zentrum des Zusammenlebens der polnischen, ukrainischen, deutschsprachigen und jüdischen Bevölkerung. Hier wächst Bogdans Großmutter Uljana auf, hier verliebt sie sich in den jüdischen Jungen Pinkhas. Doch mit der nationalsozialistischen Besetzung 1941 beginnt die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung, die Uljanas Vater unter Lebensgefahr zu verstecken versucht. Um ihre geheime, von religiösen Verboten und Vernichtung gleichermaßen bedrohte Liebe zu retten, trifft Uljana eine verhängnisvolle Entscheidung. Siebzig Jahre später reißt Romanas Erzählung alte Wunden auf und macht die verdrängte Geschichte der Ukraine schmerzhaft lebendig.

„Die Geschichte von Uljana“ ist der 2. Band der Amadoka-Trilogie von Sofia Andruchowytsch. Für mich ist es das erste Buch der Autorin.

Ich habe mich schon länger mit dem Gedanken getragen einmal ein Buch einer Schriftstellerin oder eines Schriftstellers aus der Ukraine zu lesen.

In der Trilogie wird die Geschichte der Ukraine durch drei starke Frauenfiguren vermittelt.

In diese 2. Band schickt die Autorin ihre Leser*innen zurück in die 1930er Jahre.
In dem kleinen Städtchen Butschatsch leben verschiedene Ethnische Gruppen.
Die junge Uljana verliebt sich in den Juden Pinkhas. Als 1941 die nationalsozialistischen Besetzung die jüdische Bevölkerung verfolgt gerät Uljana in Gefahr.

Uljana ist Bogdans Großmutter und Bogdan ist der Ehemann von Romana, somit ist die Verbindung zum 1. Band „Die Geschichte von Romana“ gegeben. Leider habe ich den 1. Band nicht gelesen.

Sofia Andruchowytsch gibt Einblicke wie sehr der Nationalsozialismus auch in anderen Ländern wie in der Ukraine gewütet hat.
Sie erzählt die Geschichte ihres Landes und ich bekam beim lesen immer mehr das Gefühl, dass die Ukraine im Laufe des letzten Jahrhunderts immer wieder unterdrückt wurde. Sei es von den Nationalsozialisten oder den Russen.
Mit starken Worten bringt die Autorin immer wieder das Leid was der Bevölkerung angetan wurde und wird zum Ausdruck.

Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und werde bestimmt auch den 1. Band
„Die Geschichte von Romana“ noch lesen.

Winterglück auf dem kleinen Pferdehof in Island

Christiane Lind
Roman
368 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Neuanfang in Island

Lauras Welt bricht zusammen: Ihr Mann verlässt sie und das kurz vor Weihnachten! Die gemeinsame Reise nach Island, Lauras Sehnsuchtsziel schlechthin, fällt damit ins Wasser. Oder? Auf Drängen ihrer Freundin stürzt sie sich allein ins Abenteuer. Am Flughafen erwartet sie ein äußerst mürrischer Isländer. Als Laura erfährt, dass sie die kommenden Wochen an der Seite dieses Mannes verbringen wird, macht sie sich Sorgen um ihr Weihnachtsfest. Doch auf dem Rücken ihres Islandpferds findet sie unter den atemberaubenden Polarlichtern endlich wieder den Glauben an sich selbst. Und vielleicht auch an die Liebe?

„Winterglück auf dem kleinen Pferdehof in Island“ von Christiane Lind ist genau das richtige Buch für die Vorweihnachtszeit.
Ich habe es mir auf der Couch mit der Geschichte und einem heißen Tee bequem gemacht. Besser geht’s nicht.

Im Mittelpunkt steht Laura. Sie lebt mit ihrem Mann Dominik und ihrer 19-jährigen Tochter Merle in einem schönen Haus. Mit ihrer Mutter hatte Laura eigentlich die Islandreise geplant, da die Mutter vor vielen Jahren einmal 3 Monate in Island verbracht hatte. Die Mutter wollte Laura die schönsten Plätze zeigen. Doch bevor sie die Reise antreten konnten ist die Mutter gestorben. Jetzt freut sich Laura die Reise mit ihrem Mann zu machen. Alles ist geplant und gebucht. Doch kurz bevor die Reise losgeht hat Dominik die Ehe mit Laura beendet, er hat einen andere Frau kennengelernt.
Für Laura bricht eine Welt zusammen. Die Reise wollte Laura schon vergessen doch ihre Freundin konnte sie überreden doch nach Island zu reisen. Kurzentschlossen bucht Laura einen Urlaub auf einem Pferdehof.

Christiane Lind hat mit „Winterglück auf dem kleinen Pferdehof in Island“ wieder eine atmosphärische Geschichte geschrieben.
Mir gefällt die Beschreibung der Handlungsorte, der Zauber Islands ist deutlich zu spüren.
Auch die Schönheit der Pferde und ihre Charakterstärke kommt gut zum Ausdruck.
Die Islandpferde nehmen einigen Platz in der Geschichte ein. Ich fand es interessant über diese Pferde zu lesen, über ihren Charakter und ihre Beziehung zum Menschen.

Die Charaktere sind gut entworfen und mir schnell ans Herz gewachsen.
Mit Laura habe ich gelitten und mich auch mit ihr gefreut. Vor ihrer Reise war sie ziemlich niedergeschlagen doch während ihrem Aufenthalt in Island ist sie zusehend aufgeblüht.
Auch der etwas verschrobene Kristjan war mir sympathisch. Ich habe mich manchmal gefragt welchen Päckchen er wohl zu tragen hat.

Der flüssige und unterhaltsame Schreibstil der Autorin haben dafür gesorgt, dass ich ganz tief in die Geschichte eingetaucht bin.

„Winterglück auf dem kleinen Pferdehof in Island“ ist genau die richtige Geschichte für die kalte Jahreszeit.

Evas Aufbruch

Claudia Seidel
Roman
315 Seiten
erschienen bei Tinte & Feder
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Unterhaltsam und informativ

Klappentext:
Lüneburg 1957: Die zwanzigjährige Eva hatte nie wirklich die Chance, ihre eigenen Lebensträume zu verfolgen. Seit dem allzu frühen Tod ihrer Mutter war sie vielmehr damit beschäftigt, sich um ihre beiden Geschwister zu kümmern. Zum Glück ist ihr geliebter Freund Ulrich stets an ihrer Seite. Doch als die einst florierende Saline ihres Vaters immer schlechter läuft, kann Eva nicht länger nur dabei zusehen.
Gegen den Widerstand des Patriarchen Heiner Benningsen beginnt sie, ihre eigenen Ideen für einen modernen Salzhandel durchzusetzen. Doch ihre Suche nach neuen Vertriebswegen stößt auf Ablehnung. Und ausgerechnet jetzt muss Ulrich Lüneburg verlassen und bittet sie, ihn zu begleiten.

„Evas Aufbruch! Ist der erste Band der Reihe Das Aroma des Salzes von Claudia Seidel.

Die Autorin entführt ihre Leser*innen nach Lüneburg in das Jahr 1957.

Im Mittelpunkt steht Eva, sie ist die Tochter des Salinenbesitzers Heiner Benningsen.
Seit dem frühen Tod ihrer Mutter versorgt sie die Familie. Den Wunsch auf ein eigenes Leben hat Eva erst einmal nach hinten geschoben.
Eva ist eine starke und selbstbestimmte Frau. Ich habe sie für ihre Ideen und Umsetzungskraft bewundert.
Als die Saline der Familie nicht mehr genug Gewinn abwirft entwickelt Eva neue Ideen das Salz zu vermarkten. Sie regeneriert neue Kundschaft. Dabei hat sie es schwer sich gegen ihren Vater und die Männerwelt durchzusetzen.
Ihr privates Glück bleibt dabei erst einmal auf der Strecke.

Claudia Seidel lässt ihre Leser*innen in die Welt der 1950er Jahre eintauchen. Die Nachkriegswehen sind noch zu spüren aber auch der Wiederaufbau und der Aufschwung machen sich schon bemerkbar.
Dabei hat die Autorin unterschiedliche Charaktere gezeichnet die, die Geschichte recht facettenreich machen. Die einzelnen Charaktere sind sehr lebendig beschrieben und mir schnell sympathisch gewesen.
Die Informationen zur Salzherstellung die unterhaltsam in die Geschichte einfließen fand ich interessant.
Auch die Zeit der Handlung kommt gut zum Ausdruck. Man kann sich die Zeit gut vorstellen, die Moder und die Frisuren der damaligen Zeit.

Claudia Seidel hat einen unterhaltsamen und gut verständlichen Schreibstil der mich tief in die Geschichte eintauchen lies.
Jetzt freue ich mich schon auf den 2. Band „Helgas Weg“ der im Mai 2024 erscheinen soll.

Timos Baby

Wilma Borghoff
Roman
216 Seiten
erschienen bei BoD – Books on Demand
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Wilma Borghoff für das Rezensionsexemplar

Spannend und berührend zu gleich

Timo, ein junger Mann von einundzwanzig Jahren, wird nach einer flüchtigen Liebesnacht Vater. Die zukünftige Mutter will das Kind an Adoptiveltern übergeben. Doch Timo und seine Familie sind fest entschlossen, das Baby zu behalten. Mit Hilfe eines Au-pair-Mädchens und tatkräftiger Unterstützung der ganzen Großfamilie nehmen sie die Herausforderung der Kindererziehung an.
Der neue Alltag wird jäh gestört, als das Baby zwei Monate nach seiner Geburt auf mysteriöse Weise aus einem Park verschwindet.
Inmitten der Verzweiflung und Angst macht sich die Familie, unterstützt von der Polizei und einer engagierten Detektivin, fieberhaft auf die Suche.

„Timos Baby“ von Wilma Borghoff ist ein berührender und auch spannender Roman.

Timo ist gerade 21 Jahre als er Vater wird.
Die Mutter des Kindes Michelle ist 20 Jahre. Die beiden jungen Leute sind eigentlich kein Paar. Es war mehr oder weniger nur ein One-Night-Stand.
Michelle sieht sich nicht in der Lage das Kind zu behalten. Sie hat schon Eltern für das Kind ausgesucht.
Timo kann sich nicht vorstellen, dass seine Tochter bei diesen Leuten aufwächst. Er ist hin und her gerissen.
Nach langen Gesprächen mit seiner Familie entschließen sie sich dafür das Kind aufzunehmen.
Als Unterstützung kommt Juliette, ein Au-pair Mädchen aus Frankreich in die Familie.

Bis hierhin hat mich die Geschichte sehr berührt. Ich fand es mutig von Timo sich seiner Tochter anzunehmen. Eine große Herausforderung die er mit Hilfe seiner Eltern meistern möchte.
Michelle, die Mutter des Kindes war schon mit der Schwangerschaft überfordert. Sie hat sich nicht in der Lage gesehen das Kind großzuziehen. Ich kann sie nicht dafür verurteilen, dass sie das Kind zur Adoption geben will.
Aber man muss auch den Wunsch des Vaters berücksichtigen.

Dann als das Kind 2 Monate alt ist wird es entführt. Somit beginnt der Spannungsteil der Geschichte.
Die Polizei wird eingeschaltet und hat schnell einen Verdacht. Doch das kleine Mädchen bleibt verschwunden. Mit Hilfe einer Privatdetektivin will die Familie das Kind zurückholen.

Dieser Abschnitt der Geschichte ist spannend. Ich habe mit der Familie mit gefiebert und gehofft, dass sie das Kind wieder finden. Als Entführer hatte ich so einen Verdacht. Mehr wird hier aber nicht verraten.

Wilma Borghoff erzählt die Geschichte sehr berührend. Erst mutet es wie eine Familiengeschichte an, dann kommt ein Spannungsteil hinzu. Mich hat das Buch in Atem gehalten und ich habe es fast in einer Nacht ausgelesen.