Marschlande

Jarka Kubsova
Roman
318 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Großartiger Roman

Im Hamburger Marschland lebt ums Jahr 1580 Abelke Bleken. Sie führt allein einen Hof, trotzt Jahreszeiten und Gezeiten. Und sie versucht, sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten, in einer Zeit, die für unabhängige Frauen lebensgefährlich ist. Fast fünfhundert Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für die Familie aufgegeben, das neue Zuhause ist ihr noch fremd. Sie unternimmt lange Spaziergänge durch die karge Landschaft, beobachtet die Natur und lernt, in Bracks und Deichlinien die Spuren der Vergangenheit zu lesen. Dabei stößt Britta auf das Leben der Abelke, auf Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten, die beängstigend aktuell sind. Fasziniert taucht sie tiefer und tiefer ein und merkt, wie viel sie im Leben der anderen Frau über sich selbst erfährt.

„Marschlande“ von Jarka Kubsova erzählt die Geschichte von zwei Frauen die über 500 Jahre trennen aber der Wunsch auf ein selbstbestimmtes Leben verbindet sie.

Britta Stoever zieht mit ihrem Mann und den Kindern ins Marschland. Die Entscheidung das Haus im Marschland zu kaufen hat ihr Mann getroffen. Britta fühlt sich fremd im Haus und im Ort. Ihre Arbeit als Geografin hat sie zum Wohle der Familie aufgegeben.
So zieht sie durch die öde Landschaft, macht lange Spaziergänge und stößt dabei auf einen Straßennamen. Von da an forscht sie nach der Geschichte von Abelke Bleken, eine Frau die im 16. Jahrhundert dort gelebt hat.
Abelke hatte den gleichen Wunsch wie Britta, sie wollte ein selbstbestimmtes Leben führen. Vom Vater hat sie den Hof geerbt und wollte ihn alleine weiterführen.
Doch die Nachbarn neideten ihr zum Teil ihre Unabhängigkeit und zum Teil war es in ihren Augen wider die Natur das eine Frau alleine lebt und einen Hof führt. Dazu kamen noch die Naturgewalten wie Sturm und Deichbruch und dann die Allerheiligenflut
Alles führte dazu, dass Abelke als Hexe verschrien wurde.

Jarka Kubsova erzählt die Geschichte ganz wunderbar. Sie fängt immer die richtige Stimmung ein und vermittelt den Leser*innen die Gefühle und Gedanken der Protagonisten sehr gut.
Beide Charaktere sind gut getroffen, authentisch und lebendig. Besonders hat mich das Schicksal von Abelke angerührt. Ihre Selbstständigkeit führte dazu, dass sie als Hexe verschrien wurde. Abelke Bleken ist eine reale Person die zu dieser Zeit wirklich gelebt hat. Die Autorin hat gut recherchiert und ihren Leser*innen das Schicksal von Abelke Bleken gut vermittelt.
Ihr Gegenüber stellt sie eine Frau aus der Gegenwart die auch gerne ein selbstbestimmtes Leben führen würde. Doch in der Familie trifft der Mann die Entscheidungen. Der Beruf musste der Familie weichen. Zu Britta habe ich den Zugang nicht ganz so gut bekommen wie zu Abelke. Britta hat gerne überreagiert und wurde im Laufe der Geschichte immer unzufriedener.

Jarka Kubsova hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Ihre Erzählung lebt durch die Charaktere und der Beschreibung von Land und Leuten in beiden Erzählsträngen.
Ich bin tief in die Geschichte eingetaucht. Für mich war es der erste Roman von Jarka Kubsova und der hat mir Lust gemacht mehr von der Autorin zu lesen.

So nah der Morgen

Jessica Winter
Roman
364 Seiten
erschienen bei Tinte & Feder
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Eine Geschichte die berührt

Covertext:
Charlie hat alles zurückgelassen, von dem sie dachte, es wäre ihre Zukunft, ihren Job, ihre Wohnung, ihren Verlobten. Nur ihren Brautstrauß und die gefühlt dreiundzwanzig Schichten Tüll ihres Kleides hat sie mitgenommen nach Oak Harbor. Den Ort, der vor zehn Jahren das erste Zuhause war, das sie kannte. 431 Tage hat sie hier verbracht, bis ein schreckliches Ereignis das kleine Städtchen erschütterte.
Jetzt ist sie zurück, obwohl Charlie sich geschworen hatte, nie wieder zurückzukehren. Und sie trifft gleich auf den Jungen, dessen Herz sie mitgenommen hat, als sie damals gegangen ist. Der Junge, der nun ein Mann ist und ihr unmissverständlich klarmacht, dass sie sich von ihm fernhalten soll. Doch diesmal will Charlie um ihr Morgen kämpfen, selbst wenn das bedeutet, sich den Schatten von gestern zu stellen.

„So nah der Morgen“ von Jessica Winter ist ein Buch voller Emotionen.

Charlie die bei verschiedenen Pflegeeltern aufgewachsen ist, fühlte sich nie geliebt.
Das zieht sich bis in die heutige Zeit. Mit ihrem Brautstrauß und ihrem Hochzeitskleid unterm Arm verlässt sie ihre Wohnung und ihren Verlobten.
Sie kehrt zurück nach Oak Harbo. Es ist der Ort der ihr einst ein zu Hause gegeben hat.
Hier trifft sie auf Noah, den sie Auch einmal verlassen hatte. Sie möchte sich mit Noah aussprechen und endlich einen Hafen finden.

Charlie hat es ganz schnell in mein Herz geschafft. Sie ist auf der Suche nach einem Ort wo sie sich geborgen und heimisch fühlt.
In ihrer Kindheit hat sie das Gefühl nur selten gehabt.
Auch Noah ist ein liebenswerter Charakter. Er ist Rettungsschwimmer und kümmert sich liebevoll um seinen Großvater.
Die beiden liebenswerten Menschen sind eigentlich wie füreinander geschaffen, doch steht eine gemeinsame Vergangenheit zwischen ihnen.

Jessica Winter hat für ihre Geschichte tolle Charaktere erschaffen.
Die Geschichte wird von der Autorin emotional erzählt. Ihr flüssiger Schreibstil und die detaillierten Beschreibungen führen dazu, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte.
Trotz einiger Meinungsverschiedenheiten die in der Geschichte auftreten ist es für mich ein Wohlfühlbuch.

Die Frauen vom Lindenhof – Gemeinsam der Zukunft entgegen

Katharina Oswald
Roman
429 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein schönes Finale der Frauen vom Lindenhof Reihe

Klappentext:
Hohenlohe, 1999: Franziska Wagner wünscht sich nichts sehnlicher, als ihr Talent für Holzarbeit zu leben und die Zukunft des Lindenhofs mitzugestalten. Doch ihre Großmutter Marianne lässt sie nicht. Zu tief sitzen ihre Vorurteile gegen Franziskas Herkunft. Marianne möchte den Hof viel lieber an ihre Nichte Helena übergeben, die hinter ihrem Rücken Übles im Schilde führt. Franziska reißt aus geht ins Erzgebirge – auf den Spuren ihrer anderen Familie und der berühmten Seiffener Holzkunst. Dort lernt sie Christian kennen. Wird ihre Liebe Franziska endgültig vom Lindenhof trennen oder wird sie wieder mit den Wagners zusammenfinden?

„Die Frauen vom Lindenhof-Gemeinsam der Zukunft entgegen“ ist der 3. und letzte Band der Frauen vom Lindenhof Trilogie von Katharina Oswald.
Hinter dem Namen stehen die zwei Autorinnen Andrea Bottlinger und Claudia Hornung.

Die Geschichte entführt uns in das Jahre 1999.

Marianne die einst die Schreinerei ihres Vater weitergeführt hat ist mittlerweile Großmutter.
Seit ihrem Unfall kann sie zwar in der Schreinerei nicht mehr arbeiten aber alle Entscheidungen trifft sie immer noch alleine.
Jetzt wird es Zeit die Schreinerei in jüngere Hände zu geben.
Franziska, die Adoptivtochter von Mariannes Tochter Corinna steht in den Startlöchern.
Doch Marianne möchte die Schreinerei lieber in den Händen ihrer Nichte Helena wissen.
Doch sie ahnt nicht was ihre Nichte im Schilde führt.
Franziska hingegen, die seit ihrer Kindheit gerne mit Holz arbeitet entscheidet sich eine Zeitlang im Erzgebirge zu gehen und mehr über die Seiffener Holzkunst zu lernen.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie erscheinen richtig lebendig.
Mir sind sie ja schon seit dem 1. Band ans Herz gewachsen.
Jetzt kommt wieder eine neue Generation der Familie Wagner hinzu.
Wieder stehen sie an einem Wendepunkt der über die Schreinerei entscheidet.

So wie der Leser*innen im ersten Band viel über die Herstellung von Puppenmöbel erfahren haben so erfährt man im 3. Band einiges über die Holzkunst aus dem Erzgebirge.

Die Geschichte ist wieder emotional und ist genauso mitreißend wie der 1. Band und der 2. Band.
Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und gut zu lesen.
Die Zeit der Handlung wird gut widergespiegelt. Die neue Generation hat viel mehr Freiheiten und ist selbstbewusster als es zur Zeit von Mariannes Jugend war.
Wie es mit der Schreinerei weitergeht verraten uns die Autorinnen erst am Ende.

Mir hat die Trilogie der Frauen von Lindenhof gut gefallen und ich kann sie nur weiterempfehlen.

Kein guter Mann

Andreas Izquierdo
Roman
395 Seiten
erschienen im DuMont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Geschichte die mich tief berührt hat.

Der Postbote Walter ist ein etwas kauziger Mann. Vor allem ist er einsam.
Er ist geschieden und hat nur mit seiner Tochter Kontakt, der aber immer wieder durch Meinungsverschiedenheiten unterbrochen wird.
Auch beruflich ist er nicht überall beliebt. Zwischen Walter und einem Kunden herrscht Krieg. Aus diesem Seine Vorgesetzte die Walter gerne im vorzeitigen Ruhestand sehen würde versetzt ihn in die Christkindfiliale.
Aber auch hier glänzt Walter nicht gerade. Wenn er die Briefe der Kinder liest und was die sich alles Wünschen schwillt ihm der Kamm.
Nur der Brief des kleinen Ben an den lieben Gott berührt ihn sehr.
Und Walter tritt mit Benn in einen regen Briefwechsel, wobei er sich als Gott ausgibt.

„Kein guter Mann“ von Andreas Izquierdo ist eine Geschichte die mich tief berührt hat.

Im Mittelpunkt steht der Postbote Walter.
Er ist ein Einzelgänger und kauzig und brummelig.
Mit Herrn Leyendecker, einem Kunden hat er einen Streit der ausufert.
Es ist zum Schmunzeln wenn man liest wie die beiden Männer sich gegenseitig Hochschaukeln.
Zur Folge hat es, dass Walter in die Christkindfiliale strafversetzt wird.
Man konnte sich beim lesen schon denken, dass Walter auch hier nicht glänzen wird.
Berührend sind die Brief- und E-Mailwechsel die zwischen Walter und dem kleinen Ben, der an den lieben Gott geschrieben hat entstehen.
Walter beantwortet jeden Brief von Ben als liebe Gott.
Es hat mich sehr berührt wie Walter, der sich eigentlich nicht für seine Mitmenschen interessiert sich auf einmal um den kleinen Ben sorgt und ihm eine Freude bereiten will.

Zwischendurch gibt es Rückblenden in das frühere Leben von Walter. Ihm wurde einst übel mitgespielt. Nach und nach versteht man warum Walter so ein kauziger und grummeliger Mensch geworden ist der sich vor der Welt verkriecht.

Andreas Izquierdo erzählt die Geschichte auf eine eindrucksvolle Art.
Seine Charaktere sind sehr lebendig. Walter mochte ich gleich trotz seiner abweisenden Haltung.
Das Buch war zum Teil humorvoll und zum Teil traurig. Beides liegt hier sehr nahe beieinander.
Je länger ich die Briefe und Mails zwischen dem Walter alias der lieben Gott und Ben gelesen habe so weniger konnte ich das Buch aus der Hand legen.
Es war schön zu sehen wie Walter durch die Briefe aufgeblüht ist.
Aber wie schon geschrieben Humor und Trauer liegen eng beieinander und am Ende hatte ich Tränen in den Augen.

Porträt auf grüner Wandfarbe

Elisabeth Sandmann
Roman
510 Seiten
erschienen im Piper Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Piper Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein großartiger Debütroman

Klappentext:
1918 trifft die bodenständige Ella im oberbayerischen Schloss Elmau auf die glamouröse Ilsabé. Es entsteht eine ebenso unzerbrechliche wie komplizierte Freundschaft, die Kriege übersteht, Jahrzehnte überdauert und dramatische Geheimnisse bewahrt.
Schon als Mädchen träumt Ella Blau aus Bad Tölz von eigenen Schuhen aus Leder, die ihr den Weg in ein unabhängiges Leben ermöglichen sollen. Jahrzehnte später liest die junge Londoner Übersetzerin Gwen die roten Hefte, die Ella bis 1938 mit ihren Erinnerungen gefüllt hat. Ellas Aufzeichnungen führen Gwen in das legendäre Hotel Schloss Elmau, zu einem Gutshof bei Köslin und in das Berlin der 1920er-Jahre. Ellas Schicksalsfreundin Ilsabé, Gwens inzwischen 94-jährige und reichlich kapriziöse Großmutter, scheint ihr Wichtiges aus der Vergangenheit zu verschweigen. Geht es nur um verlorene Bilder oder doch um viel größere Verluste? Auf ihrer Reise in die aufwühlende Geschichte ihrer Familie versucht Gwen, das Geheimnis zu entschlüsseln.

„Porträt auf grüner Wandfarbe“ ist ein großartiger Debütroman von Elisabeth Sandmann.

Der Roman hat zwei Zeitebenen.
Es ist das Jahr 1992 als Gwen einen Anruf von ihrer Tante Lily bekommt.
Tante Lily möchte mit Gwen nach Berlin zu ihrer Freundin Lotte fahren und dann sollen alle zusammen in die ehemalige DDR und danach nach Polen reisen.
Trotzdem Gwen andere Pläne für ihren Urlaub hat stimmt sie ihrer Tante zu.
Bedingung ist das Gwens Freundin Laura mitfährt.
Zusammen begeben sich die vier Frauen auf eine Reise in die Vergangenheit.

Der zweite Handlungsstrang erzählt aus der Vergangenheit.
Es beginnt 1918 und im Mittelpunkt steht die junge Ella.
Ella, deren Eltern es sich nicht leisten können das Mädchen weiter zur Schule zu schicken fängt in einer Pension in Bad Tölz an zu arbeiten.
Nach einigen Jahren beschließt Ella in München eine kaufmännische Ausbildung zu absolvieren.
Danach verschlägt es Ella in das Schlosshotel Elmau.
Dort lernt sie auch ihre Schicksalsfreundin Ilsabé kennen.

Elisabeth Sandmann hat mich mit ihrem Debütroman begeistert.
Ihre Charaktere sind so echt und lebendig wie man es selten erlebt.
Man bekommt beim lesen den Eindruck, als kenne man die Personen persönlich.
Am meisten hat mich Ella beeindruckt. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen strebt sie immer nach einem besseren Leben.
Mit Ella zusammen erlebt man das Leben der 1920er Jahre in Berlin.
Dabei hält Ella vieles aus ihrem Leben in roten Tagebüchern fest. Auf diese Aufzeichnungen stößt Gwen, sie sind die Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit.

Elisabeth Sandmann fängt die Atmosphäre in ihrem Roman gut ein. Sie beschreibt Handlungsorte so, dass die Leser*innen sich richtiggehend dort hin versetzt fühlen.
Ganz langsam bekommt man ein Bild der Vergangenheit. Stück für Stück setzt sich aus den alten Aufzeichnungen und den Briefen ein Bild zusammen.

Elisabeth Sandmann hat mich mit ihrem flüssigen und gut verständlichen Schreibstil und ihrer detaillierten Beschreibung gefesselt.
Es hat nicht lang gedauert bis die Geschichte mich völlig in ihren Bann gezogen hat.

Elisabeth Sandmann ich mit „Porträt auf grüner Wandfarbe“ eine komplexe Familiengeschichte mit interessanten Charakteren gelungen.
Den Namen der Autorin sollte man sich auf alle Fälle merken.

Club Paradies – Im Licht der Freiheit

Caren Benedikt
Roman
478 Seiten
erschienen im Blanvalet Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Blanvalet Verlag für das Rezensionsexemplar.

Eine Geschichte mit Sog-Wirkung

Klappentext:
Maria Borchardt ist nicht mehr dieselbe Frau seit diesem schrecklichen Weihnachten 1976. Seit die Polizei an der Tür der Villa Borchardt geklingelt und der Staatsanwalt ihr den Durchsuchungsbeschluss präsentiert hat. Und seit sie erfahren hat, dass ihr Mann Hanns Borchardt in betrügerische Machenschaften verwickelt war. Aber jetzt ist keine Zeit, sich selbst zu bemitleiden. Sie muss aus eigener Kraft ihr Leben wieder aufbauen. Und sie ist nicht allein. Klaus Schröder, der Familienanwalt, war schon immer auf ihrer Seite und auch jetzt tut er alles, um ihr zu helfen, während ihre Tochter Hanna ihren ganz eigenen Weg geht.

„Club Paradies – Im Licht der Freiheit“ ist der zweite Band der Dilogie „Club Paradies“ von Bestsellerautorin Caren Benedikt.
Nach dem ich den ersten Band mit Begeisterung gelesen habe, war ich auf den zweiten Band sehr gespannt.

Der zweite Band schließt direkt an den ersten Band an. Und man sollte auf alle Fälle mit Band 1 beginnen.
Die Protagonisten sind interessant und lebendig gestaltet.
Man hatte sie ja im ersten Band schon gut kennengelernt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie Borchardt.
Nach dem selbstgewählten Tod von Hanns Borchardt ändert sich das ganze Leben der Familie.
Maria Borchardt, die Witwe von Hans Borchardt ist voller Trauer.
Dazu kommt noch, dass immer mehr Machenschaften ihres Mannes ans Licht kommen.
Er hat belogen und betrogen.
Maria hat das Schicksal hart getroffen. Ihr Mann hat ihr einen Berg Schulden hinterlassen und ihre gesellschaftliche Stellung ist passé.
Doch Maria lässt sich nicht unterkriegen. Sie kämpft für ihre Familien und deren Ansehen.
Eine Stütze findet Maria im Familienanwalt Klaus Schröder.
Auch ihre Tochter Hanna unterstützt Maria wo immer möglich. Die zwei Frauen geben ein gutes Team ab.
Der Sohn Holger hingegen ist ja schon im ersten Band in falsche Gesellschaft geraten.
Er lässt sich weiterhin von seiner Freundin beeinflussen und hat sich wegen ihr der RAF angeschlossen:
Er unterstützt deren terroristischen Machenschaften obwohl er nicht dazu steht.

Caren Benedikt erzählt die Geschichte in einem ordentlichen Tempo, dass mich beim lesen richtig in Atem gehalten hat.
Ihre Charaktere haben sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt.
Vor allem Maria ist zu einer selbstbewussten Frau geworden.
Nach einige Seiten wurde ich wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Einige Ereignisse mit historischem Hintergrund wie z. B. die Studentenunruhen und die RAF werden in die Geschichte eingeflochten. Auch die aufkommenden Aufklärungsfilme finden Erwähnung. Die 1970er Jahre werden von Caren Benedikt sehr authentisch widergespiegelt.
Der bekannte flüssige und unterhaltsame Schreibstil der Autorin mit vielen interessanten Ereignissen findet sich auch in dieser Geschichte wieder.

Am Ende gibt es noch ein interessantes Nachwort von Caren Benedikt indem einige Details noch einmal besonders unter die Lupe genommen werden.

Wie ein Stern in mondloser Nacht

Marie Sand
Roman
303 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Emotional erzählte Geschichte

Klappentext:
Immer größer wird die Schere zwischen Arm und Reich im Berlin der 50er-Jahre. Das sieht auch die Hebamme Henni Bartholdy mit wachsender Sorge. Wie kann es sein, dass im Deutschland des Wirtschaftswunders verzweifelte Mütter ihre ungewollten Babys aus Scham und schierer Not aussetzen oder gar töten? Als auch Hennis große Liebe, der Arzt Ed von Rothenburg, keine Antwort weiß, handelt sie. Kurzerhand stellt sie eine Apfelsinenkiste in den Hinterhof ihres Geburtsraumes auf. Bis tatsächlich das erste Findelkind in der Klappe liegt– und lebt!

„Wie ein Stern in mondloser Nacht“ von Marie Sand ist eine emotional erzählte Geschichte einer heimlichen Heldin.

Im Mittelpunkt steht die Hebamme Henni Bartholdy.
Berlin 1947Jahre, die Nachwirkungen des Kriegs sind noch deutlich zu spüren. Es herrscht immer noch Armut.
Auch Henni lebt mit ihrem Bruder und ihrer Mutter in einer Kellerwohnung.
Die Mutter hält die Familie mit Putzstellen über Wasser.
Als Henni für ihre Mutter einspringt und das Putzen bei der Familie von Rothenburg übernimmt trifft sie auf Eduard, den Sohn der Familie.
Beide fühlen sich einander magisch angezogen. Doch der Sohn einer reichen Familie und die Tochter der Putzfrau, dass geht gar nicht.
Das Schicksal trennt die beiden jungen Leute.
Henni der das Wohl von Kindern, gerade in dieser schweren Zeit besonders m herzen liegt lässt sich im Krankenhaus Waldfriede zur Hebamme ausbilden.
Immer wieder erfährt Henni, dass verzweifelte Frauen ihr Kind aussetzen oder gar töten.
Ihr kommt die Idee eine Kiste in den Hinterhof zu stellen. Eines Tages liegt wirklich ein Baby darin. Ein Baby das die Chance hat zu überleben.
Dass war der beginn der Babyklappe, die vielen Babys ein überleben oder gar eine liebende Familie beschert hat.

Es gibt noch einen zweiten Handlungsstrang. Der führt die Leser*innen in das Jahr 2000.
Die 45jährige Journalistin Liv, die selbst adoptiert wurde interessiert sich für die Babyklappe. Hierbei stößt sie auf das Krankenhaus Waldfriede und auf die Hebamme Henni Bartholdy.

Marie Sand erzählt die Geschichte einer heimlichen Heldin.
Es gibt viele Stellen im Buch die mich sehr berührt haben.
Die Nachkriegszeit wird sehr authentisch aufgegriffen. Die Armut die zu dieser Zeit noch vielerorts herrschte, obwohl immer vom Wirtschaftswunder die Rede ist wird gut vermittelt.
An Hand der Liebe zwischen Henni und Eduard von Rothenburg wird die Schere zwischen Arm und Reich, die sehr weit auseinanderklafft verdeutlicht.
Der Schreibstil von Marie Sand ist gut verständlich und flüssig. Die Autorin vermittelt eine emotionale Stimmung.
Nach wenigen Seiten konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

„Wie ein Stern in mondloser Nacht“ ist die emotionale Geschichten einer stillen Heldin, die mich sehr berührt hat.

Das Lied des Waldes

Klara Jahn
Roman
383 Seiten
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar

Zwei Frauen und der Wald

Klappentext:
Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Veronika in ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald zurück, um dessen Verkauf abzuwickeln. Ganz ungelegen kommt ihr diese Flucht aufs Land nicht. Ihre Ehe liegt in Scherben, von ihrem Job und sich selbst ist sie entfremdet. Die Kindheitserinnerungen in dem alten Forsthaus und das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe überwältigen Veronika da entdeckt sie alte Aufzeichnungen über Anna Stromer, die sich im 14. Jahrhundert mit Pioniergeist für den Schutz des Waldes eingesetzt hat. In Annas Geschichte findet sie Trost und Inspiration, und es entwickelt sich ein besonderes Band zwischen den beiden Frauen, denen derselbe Ort durch die Zeiten hindurch Kraft gibt.

„Das Lied des Waldes“ von Klara Jahn ist die Geschichte zweier Frauen die der Wald verbindet.
Klara Jahn ist das Pseudonym einer erfolgreichen Autorin.

Im Mittelpunkt der Geschichte, die in zwei Zeitebenen erzählt wird stehen Veronika und Anna.
Die zwei Protagonisten trennen mehr als 600 Jahre doch der Wald verbindet sie.

In der Gegenwart begleiten die Leser*innen Veronika.
Sie muss nach dem Tod der Mutter den Haushalt auflösen und das Haus verkaufen.
Die Erinnerungen an ihr Elternhaus sind nicht immer gut. Das Leben im Wald war ihr zu eng und sie war froh, als sie ihr Elternhaus verlassen konnte.
Veronika die, die Natur schützen möchte denkt zurück welchen Raubbau ihre Eltern an der Natur getrieben haben.
Die Familie lebte in einem Forsthaus. Der Vater war Förster und lebte nicht mit der Natur sondern kämpfte gegen sie an.
Auch die Mutter, die einen Garten angelegt hatte kämpfte gegen die Natur. Mit allem was der Markt hergab bekämpfte sie den Wildwuchs und die Versuche des Waldes sich das Stückchen Erde zurückzuholen.

In der Vergangenheit begleiten die Leser*innen Anna Stromer, die im 14. Jahrhundert lebte und sich der Natur verschrieben hatte.
Anna Stromer war eine Vorreiterin was Umweltschutz angeht.
Sie lebte bei ihrem Vater, die Mutter war früh gestorben und der Vater heiratete bald wieder. Mit ihrer Stiefmutter verband Anna nichts.
Anna sprach nicht, der Vater lies sie Lesen und Schreiben lernen. Damit Anna kommunizieren konnte.

Klara Jahn erzählt die Geschichte der zwei Frauen auf eine wunderschöne Weise.

Ich mochte beide Protagonisten sehr. Der Tenor der über der Geschichte hängt ist ein Leben mit der Natur.
Die zwei Frauen sind so unterschiedlich. Veronika ist eher eine Getriebene, voller Unrast.
Anna ist das Gegenteil. Sie schöpft ihre Kraft aus der Natur und lebt im Einklang mit ihr.
Als Veronika auf Annas Geschichte stößt spring etwas von Annas Ruhe auf sie über.
Auch der Wald spielt in der Geschichte eine große Rolle und auch er erzählte eine Geschichte.

Klara Jahn trifft in ihrer Geschichte immer den Richtigen Ton. Sie passt die Sprache sehr gut der Zeit an. Alleine schon an der Sprach spürt man ob man sich in der Gegenwart oder der Vergangenheit befindet.
Der Schreibstil der Autorin ist unkompliziert, flüssig und gut verständlich.

„Das Lied des Waldes“ hat mich gut unterhalten, auch wenn das Ende von Veronikas Geschichte etwas überzogen war.
Von Anna Stromer, die wirklich gelebt hatte, hätte ich gerne noch mehr erfahren.

Clara & Rilke

Lena Johannson
Roman
336 Seiten
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine schöne Liebesgeschichte

Klappentext:
Als der umschwärmte Dichter Rainer Maria Rilke die junge Bildhauerin Clara Westhoff das erste Mal sieht, ist er hingerissen von ihrer Schönheit, ihrer Durchsetzungskraft, ihrer Leidenschaft für die Kunst. Als Clara das erste Mal ein Gedicht aus seinem Mund hört, ist sie ihm erlegen, wider besseres Wissen. Denn Rilke gilt als unstet und macht dazu noch ihrer Freundin und Malerin Paula Becker den Hof. Dennoch entspinnt sich zwischen den beiden eine intensive Liebe, die sich nicht nur über alle Konventionen hinwegsetzt, sondern auch Inspiration bietet für einige der bis heute schönsten Liebesgedichte.

„Clara & Rilke“ von Lena Johannson ist der 8. Band der Reihe „Berühmte Paare – große Geschichten“ die im Aufbau Verlag verlegt werden.

Im Mittelpunkt stehen die drei Künstler, der Dichter Rainer Maria Rilke, die Bildhauerin Clara Westhoff und die Malerin Paula Becker.
Clara Westhoff und Paula Becker sind sehr eng befreundet.
Zusammen begegnen sie in der Künstlerkolonie Worpswede Rainer Maria Rilke.
Clara verliebt sich in Rilke und in seine Gedichte. Rilke hat allerdings nicht nur Augen für Clara sondern auch für ihre Freundin Paula Becker. Die hat sich allerdings schon lange in den Maler Otto Modersohn verliebt.
Es ersteht eine große Liebe zwischen Clara und Rilke. Clara wird Rilkes Muse, und er schreibt wunderbare Gedichte.
Clara gibt Rilke auch als Ehefrau die nötige Freiheit die er für sein Schaffen braucht.

Lena Johannson gibt in ihrem Roman Clara & Rilke den Leser*innen einen tiefen Einblick in das Leben und die Liebe des Künstlerpaars Clara Westhoff und Rainer Maria Rilke.
Sie erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Clara und Rilke.
Dabei kommen einige negative Seiten von Rilke zum Vorschein.
Er hat eine etwas verklärte Weltanschauung. Clara hält ihm immer den Rücken frei so, dass er sich ganz seiner Kunst widmen kann.
Den einzelnen Kapitel steht immer ein Gedicht von Rilke voran.
Als Leser*in erlebt man das Schaffen beider Künstler intensiv mit. Aber auch Paula Becker und Otto Modersohn verliert man nicht aus den Augen.

Lena Johannson erzählt die Geschichte sehr detailgetreu. Nach einiger Zeit war es so, als erzählten die Charaktere mir selber aus ihrem Leben.
Die Beschreibung der Künstlerkolonie Worpswede mit den heute noch mehr oder weniger bekannten Künstlern finde ich besonders gelungen.
Es herrscht in Worpswede eine ganz besondere Atmosphäre die Anna Johannson ihren Lese*innen gut vermittelt.

Genau wie schon mit einigen Roman zuvor hat Lena Johannson auch mit „Clara & Rilke“ wieder begeistert.

Die Schwestern vom See-Neue Wege

Lilli Beck
Roman
350 Seiten
erschienen im Blanvalet Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Blanvalet Verlag für das Rezensionsexemplar

Emotionale Familiengeschichte mit wunderschönem Setting

Am wunderschönen Bodensee liegt die Pension König.
Die ganze Familie arbeitet für die Pension.
Die letzten Jahre waren hart gewesen. Die teilweise Schließung während der Pandemie hat zu finanziellen Schwierigkeiten geführt.
Einzig der Tortenhimmel, den Annemarie leitet läuft nach wie vor gut.
Für die Pension heißt es jetzt neue Wege und neue Ideen finden um wieder mehr Feriengäste anzuziehen.

Auch im Privatleben der Familie König geht es turbulent zu.
Rose König steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Nico.
Doch am Polterabend kommt ein Geheimnis ihres Verlobten zu Tage, was Rose daran zweifeln lässt ob Nico der richtige Mann für sie ist.

Iris hat nach dem Tod ihrer Schwester Viola deren Neugeborenes adoptiert.
In der Rolle als Mutter gefällt sie sich.
Nur an ein Weiterführen ihrer Ehe glaubt sie nicht.

„Die Schwestern vom See – Neue Wege“ ist der 2. Teil der Bodensee Trilogie von Lilli Beck.
Wie schon mit dem ersten Band hat die Autorin mich auch mit ihrem neuen Werk wieder begeistert.

Der Handlungsort der Geschichte ist der Bodensee.
Die Protagonisten sind gut gezeichnet und sympathisch.
Ich durfte die Charaktere ja schon im 1. Band kennen und lieben lernen.
Im Miteilpunkt stehen die Schwestern der Familie König Iris und Rose.
Sie sorgen immer für einige Turbulenzen im Familienleben.

Die Geschichte ist wunderschön und emotional erzählt.
Die Schwestern habe ich im 1: Band schon ins Herz geschlossen wie auch den Rest der Familie König.
Tradition wird in der Familie großgeschrieben.
So wird für jedes neue Familienmitglied, dass auf die Welt kommt eine Torte oder ein Gebäckstück kreiert das dann im Tortenhimmel angeboten wird.

Lilli Beck schildert den oft turbulenten Tagesablauf in der Pension sehr realistisch.
Die Autorin beschreibt den schönen Bodensee so, dass man gleich Bilder im Kopf hat.
Beim lesen der vielen Torten und der Beschreibung wie sie hergestellt werden ist mir immer wieder das Wasser im Mund zusammengelaufen. So eine Cremeschnitte hätte ich schon gerne probiert.

Der Schreibstil von Lilli Beck ist wie gewohnt flüssig, leicht verständlich und fesselnd.
Am Ende gibt es noch ein Rezept für eine Malakofftorte das ich bestimmt einem ausprobieren werde.
„Die Schwestern vom See – neue Wege“ ist wieder eine klare Leseempfehlung von mir.
Bei mir wird das Buch zweifellos zu den Highlights 2023 gehören.

Ich freue mich jetzt schon auf den 3. Band.