Denk ich an Kiew

Erin Litteken
Roman
erschienen bei Bastei Lübbe
Übersetzt von Dietmar Schmidt und Rainer Schuhmacher
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an die Bloggerjury und den Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein Buch das jeder lesen sollte

Covertext:

1929. Behütet und geliebt wächst Katja in einem Dorf bei Kiew auf. Ihre Familie ist nicht reich, kann sich aber von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren. Bis Stalins Handlanger die Dorfbewohner zwingen, dem Kollektiv beizutreten. Wer sich weigert, wird mitgenommen und nie wieder gesehen. Anfangs gibt es für Katja dennoch auch glückliche Stunden. Sie ist in den Nachbarssohn verliebt und ihre Schwester in dessen Bruder. Doch schon bald muss Katja sich jeden Tag Mut zusprechen, um weiterzumachen angesichts des Schreckens um sie herum.

Jahrzehnte später entdeckt Cassie im Haus ihrer Großmutter in Illinois ein Tagebuch. Nie hat diese über ihre ukrainische Herkunft gesprochen. Seit einiger Zeit aber verhält sie sich merkwürdig. Sie versteckt Lebensmittel und murmelt immer wieder einen Namen, den keiner aus ihrer Familie je gehört hat: Alina …

„Denk ich an Kiew“ von Erin Litteken ist ein Buch das mich so berührt hat wie selten ein Buch zuvor.

Die Geschichte hat zwei Zeitebenen.
2004 flüchtet Cassie ins Haus ihrer Großmutter um dort über den frühen Tod ihres Mannes hinwegzukommen.
Ihre kleine Tochter spricht kaum noch so tief steckt sie in der Trauer.
Die Großmutter hingegen verhält sich immer seltsamer.
Sie fängt an ukrainisch zu sprechen und Namen zu nennen die Cassie noch nie gehört hat.
Auch Lebensmittel versteckt die Großmutter, als ob sie einen Vorrat anlegen wollte.
Von der ukrainischen Vergangenheit der Großmutter weiß Cassie bis dahin nichts. Die Großmutter hat nie davon erzählt.
Da fällt Cassie ein Tagebuch der Großmutter in die Hände.

Die zweite Zeitebene erzählt aus dem Leben der Großmutter in den frühen 1930er Jahren in der Ukraine.
Man lernt Katja und ihre Familie kennen.
Sie leben zwar in einfachen Verhältnissen sind aber eine glückliche Familie.
Bis Stalins Handlanger in das Dorf eingefallen sind.
Diese wollen den radikalen Kommunismus in der Ukraine mit aller Gewalt durchsetzen.
Wer sich weigert dem Kollektiv beizutreten verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
Man kann sich die Grausamkeit kaum vorstellen die hier beschrieben wird.
Gewalt und Hunger sind an der Tagesordnung.
Die Schreckenstaten die an diesem Volk verübt werden sind kaum zu ertragen.

Man kann gut verstehen, dass der Hass auf Russland bis heute Bestand hat.

„In ihrem Roman „Denk ich an Kiew“ erzählt Erin Litteken eine Geschichte aus der Vergangenheit die zur Zeit aber wieder sehr aktuell ist.
In einem Nachwort erzählt die Autorin, dass die Geschichte ihrer Urgroßmutter sie zu diesem Buch inspiriert hat.

Ich muss sagen, ich habe bisher noch kein Buch mit Handlungsort Ukraine gelesen. Auch war mir vor dem Krieg nicht klar wie wichtig dieses Land für die Welternährung ist. Eine wahre Kornkammer.

Erin Litteken beschreibt die Grausamkeiten die am ukrainischen Volk verübt wurden sehr eindringlich.
Dabei ist die Geschichte gut verständlich und flüssig zu lesen.
Man sollte allerdings ein Taschentuch in der Nähe haben.

Ich finde das Thema ist heute so aktuell, dass das Buch eigentlich jeder lesen sollte.

Teatime im Jane-Austen-Club

Natalie Jenner
Historischer Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Übersetzt von Marie Rahn
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Auf den Spuren von Jane Austen

1945, der Krieg ist zu Ende.
Auch in dem kleinen Ort Chawton hat er deutliche Spuren hinterlassen.
Hier in diesem kleinen Ort in Südengland hat einst Jane Austen ihre Romane geschrieben.
Eine Gruppe Menschen aus unterschiedlichsten Verhältnissen halten diese Erinnerung hoch.
Noch vom Krieg traumatisiert gründen sie gemeinsam die Jane Austen Society.
Wird ihnen die Erinnerung an Jane Austen und ihre Romane dabei helfen, den Krieg und das Leid zu vergessen?

„Teatime im Jane-Austen-Club“ ist eine Hommage an eine große Schriftstellerin von Natalie Jenner.
Erst vor Kurzem habe ich „Stolz und Vorurteil“ gelesen.
Ich liebe die Sprache mit denen Jane Austen ihre Geschichten erzählt.
Jetzt war ich auf dieses Buch natürlich sehr gespannt.

Eine Gruppe von Dorfbewohnern macht es sich zur Aufgabe das Andenken von Jane Austen zu erhalten.
Ihr Haus in dem sie in Chawton gelebt und gearbeitet hat soll verkauft werden. Das wollen die Bewohner verhindern.
Man ist schnell mitten im Dorfleben. Lernt die Gruppe unterschiedlichster Personen kennen.
Man erfährt vom Leid das sie im Krieg erlebt haben.
Wohl jeder hat einen geliebten Menschen verloren.
In den Geschichten von Jane Austen scheinen die Menschen Trost zu suchen.
Und es scheint ihnen zu Helfen das Erlebte leichter zu ertragen.

Die Personen werden sehr gut beschrieben.
Man kann sich schnell in sie hineinversetzten.
Es wird viel über Jane Austen und ihre Romane gesprochen, was mir sehr gut gefällt.
Die Charaktere sind an den Romanfiguren angelehnt.
Auch wenn jede Person in diesem Buch für sich selber steht, glaubt man doch Ähnlichkeiten mit bekannten Jane Austen Protagonisten zu erkennen.

Natalie Jenner hat ihren Schreibstil etwas an Jane Austen angepasst.
Die Geschichte ist gut verständlich geschrieben.
Es ist schön zu lesen wie unterschiedlichste Personen über die Geschichten von Jane Austen eine Gemeinsamkeit finden.

„Teatime im Jane-Austen-Club“ ist natürlich in erster Linie ein Buch für Jane Austen Liebhaber.
Man muss die Bücher allerdings nicht gelesen haben.
Es ist auch eine schöne Geschichte um sich mit Jane Austen bekannt zu machen.
Vielleicht bekommt der Eine oder Andere dann ja Lust auf die Werke der Schriftstellerin.

Ein Fremder hier zu Lande

Ralph Knobelsdorf
Historischer Kriminalroman
erschienen im Bastei Lübbe Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an die Bloggerjury und den Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar.

Spannender Krimi mit Einblicken ins historische Berlin

Covertext:
März 1856. An der Königsmauer, der berüchtigten Bordellgasse Berlins, wird die Leiche einer jungen Frau aus gutem Haus gefunden. Auf den ersten Blick ist klar: Sie wurde stranguliert. Der Leichenbeschauer entdeckt jedoch seltsame Kerben am Schienbein, die er bereits bei drei anderen Opfern nachgewiesen hat. Sie alle waren Prostituierte, keiner der Morde wurde aufgeklärt. Haben es der junge Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Vorweg mit dem ersten Serienmörder der Stadt zu tun? Der Druck auf sie wächst von Tag zu Tag: Sollte die Presse von den Fällen erfahren, wird Angst die Stadt erfassen

„Ein Fremder hier zu Lande“ ist der zweite Band der Krimi-Reihe Ein Fall für Wilhelm von der Heyden von Ralph Knobelsdorf.

Der Autor entführt seine LeserInnen nach Berlin ins Jahr 1856.
Die preußische Kriminalpolizei hat sich gerade erst aufgebaut. Trotzdem stehen nach einem Vorfall Umstrukturierungen an.
Der junge Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden hat noch nicht lange sein Studium in Kriminalistik absolviert.

Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Vorweg arbeiten jeder für sich an einem Fall.
Da wird eine junge Frau aus gutem Haus tot aufgefunden.
Das besondere Merkmal an der Leiche sind seltsame Kerben an den Beinen.
Die Polizei tappt noch im Dunkeln.

Hier sind die LeserInnen den Kriminalbeamten etwas im Vorteil.
Sie wissen bereits, da auch aus Sicht des Täters erzählt wird, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt.

Als LeserIn bekommt man einen guten und authentischen Einblick in die Ermittlungsarbeit der 1850er Jahre. Wenn man, wie ich viele Kriminalromane liest ist es interessant zu erfahren welche profanen Mittel der Polizei damals zur Verfügung standen um einen Täter zu überführen.

Der Fall wird sehr spannend erzählt.
Auch das Wissen, dass es sich bei dem Täter um einen Serienmörder handelt der seien Spielchen mit der Polizei spielt ist gut eingearbeitet und erzeugt Spannung.

Außer dem Kriminalfall sind auch die historischen Gegebenheit sehr interessant.
Die 1850er Jahre werden authentisch widergespiegelt und die LeserInnen erhalten viele Informationen aus dieser Zeit.
Auch begegnet man einigen historischen Persönlichkeiten die im Anhang noch einmal beschrien werden.

Der Schreibstil von Ralph Knobesldorf ist flüssig und leicht verständlich. Der Autor vermittelt neben Spannung auch einiges an Geschichte was das Buch für mich, als Liebhaber von Kriminalromanen und historischen Romanen um so lesenswerter macht.

Dies war nun der zweite Fall für Wilhelm von der Heyden und ich freue mich schon auf seinen nächsten Fall.

Der Duft der Kirschblüten

Rosalie Schmidt
Historischer Roman
erschienen im dtv Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein wunderschöner Auftakt

Nach dem Tod des Vaters übernimmt die 24-jährige Clara Winterfeld das familiengeführte Teehaus.
Für die Absicherung des Unternehmens geht Clara eine Vernunftehe mit ihrem reichen Jugendfreund Franz ein.
Doch die Ehe steht unter keinem guten Stern.
Franz, der Claras unkonventionelle Art nicht akzeptieren kann drangsaliert sie ständig mit seiner Eifersucht.
Als Clara den japanischen Teehändler Akeno kennenlernt, verliebt sie sich in ihn.
Doch Akeno reist zurück nach Japan.
Clara bleiben nur die Erinnerung an eine leidenschaftliche Nacht und eine kostbare Teedose.
Heimlich schreibt Clara Briefe nach Japan.
Als sie merkt, dass sie schwanger ist, weiß sie nicht ob das Kind von Franz oder Akeno ist.

„Der Duft der Kirschblüten“ ist der Auftakt der Kirschblüten-Saga von Rosalie Schmidt.

Die LeserInnen reisen in die 1870er Jahre nach Berlin.

Eigentlich hat Clara Winterfeld ganz andere Träume.
Doch nach dem Tod ihres Vaters ruft die Pflicht.
Clara übernimmt das familiengeführte Teehaus.
Um das Unternehmen finanziell abzusichern heiratet sie ihren Jugendfreund Franz.
Doch dann lernt sie den japanischen Teehändler Akeno kennen.

Clara war mir auf Anhieb sympathisch.
Sie ist eine starke und selbstbewusste Frau die weiß was sie will.
Doch manchmal siegt die Liebe über die Vernunft.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht natürlich die Liebe.
Aber auch der Tee ist ein wichtiger Bestandteil.
Die Eltern der Autorin führen ebenfalls ein Teehaus und somit ist Rosalie Schmidt die Materie bekannt.
Und so führt die Autorin ihre LeserInnen in die geheimnisvolle Welt des Tees ein.
Mir war nicht bekannt, dass Grüner Tee zu dieser Zeit noch so unbekannt war und auf Ablehnung stieß.
In dieser Geschichte erfährt man einige historische Hintergründe zu Japan und seinem Teehandel.

Beim Lesen hatte es den Anschein, dass der Geruch der einzelnen Teesorten aus den Seiten emporsteigt.
Ich trinke sehr gerne Tee und meinte immer wieder ihn riechen zu können.
Ich weiß nicht wie viele Tassen Tee ich dann auch beim Lesen getrunken habe.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Clara erzählt.
Und so freut man sich mit ihr und leidet mit ihr.

Rosalie Schmidt hat einen flüssigen und unterhaltsamen Schreibstil.
Die Autorin bringt einige interessante historische Details in ihrer Geschichte unter.
Ihre Protagonisten sind gut in Szene gesetzt und wirken lebendig.

„Der Duft der Kirschblüten“ ist ein unterhaltsamer und gleichzeitig interessanter historischer Roman.
Ich freue mich jetzt schon auf den 2. Band „Im Land der Kirchblüten“ der im Februar 2023 erscheinen soll.

Auf der Lauer liegen

Liz Nugent
Thriller
erschienen im Steidl Verlag
Übersetzt von Kathrin Razum
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Leseexemplar

Psychothriller vom Feinsten

Covertext:
Lydia Fitzsimons hat ein schönes Leben: sie wohnt in einem vornehmen Haus in Dublin, ist mit einem angesehenen Richter verheiratet, der sie anbetet und hat einen Sohn, den sie abgöttisch liebt. Wären da nicht die finanziellen Sorgen, von denen niemand wissen darf, und wäre da nicht dieser eine brennende Wunsch, den ihr Mann Andrew ihr um jeden Preis erfüllen soll. Dass deshalb eine junge Frau ermordet wird, und der Richter und seine Gattin in ihrem exquisiten Vorstadtgarten ein Grab schaufeln müssen, gehört allerdings nicht zum Plan. Andrew zerbricht an der Tat, doch Lydia ist fest entschlossen, ihre Geheimnisse zu wahren und ihren unschuldigen Sohn Laurence zu schützen. Doch der ist nicht so naiv, wie Lydia meint. Verhängnisvoll, dass er die Wahrheit ahnt und sich ein bisschen zu sehr für die Familie der Toten interessiert …

„Auf der Lauer liegen“ ist der neue Psychothriller der irischen Autorin Liz Nugent.

Das Buch fängt mit dem Mord an einer jungen Frau an.
Die LeserInnen sind hautnah dabei und kennen den Täter.
Die Hintergründe die zu dem Mord geführt haben werden allerdings erst nach und nach vollständig erzählt.

Eine Familie die eigentlich ein glückliches Leben führen könnte wenn da nicht die Geldsorgen wären.
Der angesehene Richter Andrew Fitzsimons hat seine Geldanlagen in vertrauensvolle Hände gegeben und wurde betrogen.
Nach außen führen sie weiterhin ihr normales Leben.
Für seine Frau Lydia tut Andrew alles. Wirklich alles!
Dass wird ihm leider zum Verhängnis.

Lydia liebt ihren Sohn Laurence über alles.
Sie könnte es nicht ertragen wenn er sie eines Tages verlassen würde.
Doch Laurence interessiert sich ein bisschen zu stark für sie Familie eines vermissten Mädchens.

Karen ist die Schwester des vermissten Mädchens.
Sie kann sich nicht damit abfinden, dass ihre Schwester einfach verschwunden ist.
Die Polizei sieht ihre Schwester als drogensüchtige Prostituierte und gibt sich keine Mühe die Sache aufzuklären.
Karen versucht auch nach Jahren immer noch ihre Schwester zu finden.

Liz Nugent erzählt die Geschichte aus der Sicht von Lydia, Lawrence und Karen.
Dabei erzeugt die Autorin ohne viel Blutvergießen eine immense Spannung.
Selten hat ein Titel besser zu einem Buch gepasst als hier.
Die drei Protagonisten belauern sich richtiggehend.
Immer mehr Details kommen ans Licht.
Die ursprüngliche Tat ist den LeserInnen ja schon vom Anfang an bekannt.


Am Ende nimmt die Geschichte noch einmal eine unerwartete Wendung die mir das Blut in den Adern gefrieren lies.

Liz Nugent versteht es Spannung zu erzeugen.
Die ganzen Atmosphäre erzeugt ein ständiges Kribbeln.
Dabei erzählt die Autorin vom Alltag einer Familie, ja einer Familie mit einem „kleinen“ Geheimnis.
Ihr Schreibstil ist leicht verständlich und atmosphärisch.

„Auf der Lauer liegen“ ist eine Buch mit Sogwirkung.
Von der ersten Seite an war ich in der Geschichte gefangen und konnte das Buch nicht aus der Hand legen.
Ich wünsche mir noch mehr solcher fesselnden und spannenden Geschichten von Liz Nugent.

Mademoiselle Oppenheim

Mina König
Historischer Roman
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Mina König für die Leserunde auf www.lovelybooks.de

Eine beeindruckende Geschichte über eine beeindruckende Künstlerin

1933 reist die junge Meret Oppenheim nach Paris um sich als Künstlerin zu entfalten.
Meret gefällt das unbeschwerte Leben inmitten der Pariser Bohème.
Bald schon gehört sie einer Gruppe von Surrealisten an, die sich regelmäßig im bekannten Café de Flore treffen.
Zum engen Kreis der Surrealisten gehören Pablo Picasso, Joan Miró, Alberto Giacometti und André Breton.
Von dem bekannten Fotografen Man Ray wird Meret für das Kunstmagazin Minotaure fotografiert.
Mit Max Ernst hat Meret Oppenheim eine stürmische Affäre, die sie aber auch ihrer Kreativität beraubt. Meret fühlt sich Zusehens eingeengt und beendet die Affäre um sich wieder mehr ihrer Kunst zu widmen. Meret entwirft Schmuck und Accessoires für eine bekannte Designerin.
Sie experimentiert mit Alltagsgegenständen und findet ihr erstes Readymade.
Während Meret in Paris von ihrem Durchbruch als Künstlerin träumt ziehen in Europa dunkle Schatten auf die ihre Familie in Deutschland bedrohen.

„Mademoiselle Oppenheim“ ist eine beeindruckende Geschichte über eine beeindruckende Künstlerin von Mina König.

Das Buch beginnt 1933 als die junge Meret Oppenheim nach Paris gezogen ist um sich dort als Künstlerin zu entfalten.
Die LeserInnen begleiten Meret Oppenheim nur einige Jahre in ihrer Schaffenszeit.
Diese Zeit ist aber sehr turbulent und mit vielen Höhen und Tiefen versehen.
Mir war die Künstlerin vor diesem Buch unbekannt und ich bin Mina König dankbar, dass ich Meret Oppenheim näher kennenlernen durfte.
Mich hat die Geschichte inspiriert im Internet nach den Kunstwerken von Meret Oppenheim zu suchen und ich bin auf einiges, was auch in der Geschichte Erwähnung findet wird gestoßen.
Meret umgibt sich gerne mit ihren Freunden aus dem Kreis der Surrealisten die sich regelmäßig im Café de Flore treffen.
Hier stößt man auf bekannte Namen wie Pablo Picasso, Salvador Dali, Joan Miró, Alberto Giacometti, Marcel Duchamp und Max Ernst.

Neben der Künstlerin Meret Oppenheim lernt man auch den Menschen Meret Oppenheim kennen. Ihre liebevolle Beziehung zu ihrer Großmutter in der Schweiz hat mich sehr berührt. Auch die Sorge um ihre Eltern in Deutschland, obwohl sie sich mit ihrem Vater überworfen hatte ging mir nahe.
Für die jüdischen Menschen in der Bevölkerung wurde das Leben in Deutschland immer schwieriger.

Am Ende tat es mir leid Meret Oppenheim zu verlassen.
Den Zeitpunkt dafür hat die Autorin aber sehr gut gewählt.
So habe ich glücklich und zufrieden das Buch zugeklappt.

In einem Nachwort schreibt Mina König, dass die Geschichte eine fiktive Geschichte ist.
Es gibt allerdings ein Grundgerüst aus Meret Oppenheims Vita an das sie sich gehalten hat.
Ich muss Mina König ein großes Kompliment aussprechen.
Dieses Gerüst hat sie hervorragend mit Leben gefüllt.
Die Geschichte von Meret Oppenheim liest sich sehr authentisch. Meret ist mir im Laufe des Buches zu einer richtigen Freundin geworden.

Erzählt wird die Geschichte in einem unterhaltsamen und flüssigen Schreibstil.
Die eingestreuten französischen Worte lassen die Geschichte noch authentischer wirken.

„Mademoiselle Oppenheim“ hat mir einige schöne Lesestunden geschenkt und wird zu meinen Highlights 2022 gehören.

Findelmädchen: Aufbruch ins Glück

Lilly Bernstein
Historischer Roman
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Emotionale Familiengeschichte

Endlich leben Helga und Jürgen wieder bei ihrem Vater der aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist.
Der Vater versucht sich mit einem Büdchen eine neue Existenz aufzubauen und Jürgen beginnt bei Ford.
Helga hingegen möchte gerne aufs Gymnasium gehen doch sie soll die Haushaltungsschule besuchen.
Als sie ein Praktikum in einem Waisenhaus absolviert spürt sie wie schlecht es den Kindern dort geht, wie schlecht sie behandelt werden.
Vor allem ein „Besatzungskind“ hat ihre Aufmerksamkeit geweckt und sie versucht es zu beschützen.
Helge verliebt sich, doch die Schatten des Krieges drohen alles zu zerstören was Helga sich vom Leben erhofft.


„Findelmädchen“ ist die Fortsetzung des Bestsellerromans „Trümmermädchen“
von Lilly Bernstein.
Die Bücher sind aber auch gut unabhängig voneinander zu lesen.

Es ist das Jahr 1955 und die Geschwister Helga und Jürgen sind endlich wieder bei ihrem Vater.
Das anfängliche Glück wird aber schnell von der Realität eingeholt.
In Köln wollen sie sich eine gemeinsam Zukunft aufbauen.
Während Jürgen eine Arbeit bei Ford bekommt muss Helga ihren Traum vom Gymnasium begraben.
Sie muss sich dem Willen des Vaters beugen und eine Haushaltungsschule besuchen.
Leider war es zu dieser Zeit für Mädchen immer noch nicht üblich ein Gymnasium oder gar eine Universität zu besuchen.

Als Helga ein Praktikum in einem Waisenhaus verrichtet muss sie erleben wie manche Kinder gequält werden.
Vor allem die Kinder der Besatzungsmacht und darunter die farbigen Kinder.

Lilly Bernstein hat für ihren Roman tolle Charaktere entwickelt und ihnen Leben eingehaucht.
Man kann sich die Schicksale der Protagonisten gut vor Augen führen.
Helga und Jürgen die seit Kriegsende auf einem französischen Weingut gelebt haben werden in Köln bei ihrem Vater von der Realität eingeholt.
Die LeserInnen bekommen aber auch vor Augen geführt wie schwer es war nach dem Krieg und der Gefangenschaft wieder in ein normales Leben zurückzukehren.
Genauso wird der Stand der Frau verdeutlicht. Auch Mitte der 1950er Jahre hatten die Frauen noch kein selbst bestimmtes Leben und so musste Helga sich auch dem Willen ihres Vaters beugen.

Lilly Bernstein vermittelt die Zeit der Handlung sehr authentisch.
Sie bringt den LeserInnen den Hass und die Vorurteile gegenüber den Besatzern zum Ausdruck.
Besonders die farbigen Kinder haben darunter zu leiden. Mich hat die Behandlung und die Quälerei der Kinder im Waisenhaus sehr betroffen gemacht.
Genauso ist aber auch das beginnende Wirtschaftswunder zu spüren.
Es ist die zeit des Petticoats, die Menschen wollen wieder Leben und sich vergnügen.
Das alles und noch so viel mehr wird in „Findelmädchen vermittelt.

Lilly Bernstein hat einen fesselnden und gut verständlichen Schreibstil.
Man spürt wie intensiv sich die Autorin mit der Recherche für ihren Roman beschäftigt hat.
So ist ein großer emotionaler Roman entstanden der das Schicksal einer Familie authentisch erzählt.

Die Entdeckerin der Welt

Alexander Schwarz
Historischer Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Facettenreicher Roman über eine faszinierende Frau

Die Künstlerin Maria Sibylla Merian zieht nach ihrer Scheidung nach Amsterdam.
Sie möchte sich ihr eigenes Leben aufbauen.
Ihr Traum ist es eine Reise nach Südamerika und in die Tropen zu unternehmen.
Sie möchte die Natur erkunden, Raupen und Schmetterlinge erforschen.
Eine so lange Reise ist für eine alleinstehende Frau nicht ungefährlich.
Noch dazu ist die Überfahrt mit dem Schiff recht teuer.
So sucht Maria Sibylla Merian Geldgeber für ihr Abenteuer.
Dann bricht sie auf in das wohl größte Abenteuer ihres Lebens.

„Die Entdeckerin der Welt“ ist eine Hommage an eine faszinierende und mutige Frau von Alexander Schwarz.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt.
Der erste Teil erzählt von Maria Sibylla Merian’s Zeit in Amsterdam 1691-1699.
Frisch geschieden zieht Maria Sibylla Merian mit ihren Töchtern nach Amsterdam um ein eigenständiges Leben zu führen.
Sie gibt sich ganz ihrer Kunst und dem Studium der Schmetterlinge hin.
Doch in ihr schwillt der Traum von einer Reise nach Südamerika und in die tropischen Regenwälder.
Doch um den Traum zu erfüllen braucht es Geldgeber.
Ihre Töchter Johanna und Dorothea unterstützen sie. Sie geben zusammen Zeichenunterricht und fertigen Illustrationen an.
Auch hat Maria Sibylla Merian schon erfolgreich Bücher veröffentlicht.

Der 2. Teil erzählt von der Reise nach Surinam1699-1701.
Maria Sibylla Merian und ihre Tochter Dorothea wagen die abenteuerliche Reise.
Diesen Teil fand ich besonders interessant.
Es wird nicht nur von einer mutigen Frau erzählt die sich in einer Welt der Männer zu behaupten weiß.
Auch Flora und Fauna werden eingehend beschrieben.
Maria Sibylla Merian studiert die Schmetterlinge die sie immer Sommervöglein nennt.
Die LeserInnen begleiten sie bei der Überfahrt, bei der Erkundung des Regenwalds und bei so viel mehr.

Im 3. Teil kehren Maria Sybilla Merian und ihre Tochter im Jahr 1701 nach Amsterdam zurück.
Hier entsteht ihr Lebenswerk „ Metamorphosis insectorum Surinamensium“.

Alexander Schwarz hat Maria Sybilla Merian mit seinem Buch ein Denkmal gesetzt.
Maria Sybilla Merian war eine große Künstlerin und Naturforscherin, ich bin glücklich, dass ich sie in diesem Buch eine Zeitlang abgleiten durfte.
Das Buch ist sehr gut recherchiert.
Vor allem der Teil der Reise hat mich fasziniert.
Ich frage mich ob der Autor die Reise für Recherchezwecke selbst unternommen hat.
Die meisten Personen denen man in diesem Buch begegnet haben wirklich gelebt.
Alexander Schwarz vermittelt seinen LeserInnen mit einer bewundernswerten Leichtigkeit viele historische Daten und wissenswertes über die Flora und Faune der Tropen.
Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich.

„Die Entdeckerin der Welt“ ist ein Buch das mir große Freude bereitet hat und viel interessantes und wissenswertes vermittelt hat.

Der Bozen Krimi-Tödliche Stille

Corrado Falcone
Kriminalroman
erschienen im Gmeiner Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar.

Tolle Begleitung zum Film

Covertext:

Frühsommer in Südtirol: Der Bozener Commissario Matteo Zanchetti sieht seine Chance gekommen, den Mafiapaten Enzo Saffione endlich vor Gericht zu bringen. Doch die langen Arme des Verbrechens reichen bis in den Polizeiapparat: Eine Informantin wird gekidnappt, Zanchettis Kollegin, Commissario Sonja Schwarz, gerät in einen Undercover-Einsatz, und auf einer Schutzhütte am Rittner Horn werden zwei Bergsteiger ermordet. Zanchetti und Schwarz ermitteln.

„Der Bozen Krimi Tödliche Stille“ von Corrado Falcone ist das Buch zum gleichnamigen TV Film.
Da ich die TV Reihe kenne sind mir die Charaktere schon bekannt.
Ich lese allerdings lieber als das ich Fernsehen schaue so musste ich einfach noch das Buch lesen.

Sonja Schwarz ist eine sehr sympathische und toughe Frau.
Sie muss Familie und Beruf unter einen Hut bringen. Die Tochter ist zwar schon erwachsen aber da ist immer noch die Schwiegermutter und das Weingut.
Wenn sie an ihren verstorbenen Mann denkt fühlt sie sich schuldig.
Jetzt plant sie eine Bergtour mit ihrer Tochter Laura und gerät dabei in ihren nächsten Fall.

Auch die Kollegen von Sonja Schwarz sind sympathisch.
Commissario Matteo Zanchetti kämpft gegen die Mafia.
Zusammen mit Sonja Schwarz hatte er schon einig Erfolge gegen die Famiglia zu verbuchen.
Jetzt sieht es so aus, dass Giulia Santoro, die Patin vom Bozen Rache nehmen will.

Man muss nicht lange lesen um Bilder im Kopf zu haben.
Ich denke auch wenn man den Film nicht gesehen hat werden eigene Bilder im Kopf entstehen.

Corrado Falcone hält sich in seinem Buch sehr nahe am Film.
Der Schreibstil ist spannend und flüssig.
Der Autor gibt seinen LeserInnen Einblicke in den Kampf gegen die Mafia.
Und auch der Handlungsort Bozen und die Südtiroler Bergwelt werden anschaulich beschrieben.
Viele Details die mir im Film nicht so aufgefallen sind kommen hier richtig zu Geltung.

Bisher gibt es drei Bücher zum Film.
„Der Bozen Krimi Tödliche Stille“ war für mich das erste Buch zur Filmreihe.
Die verbleibenden zwei Bücher möchte ich auch noch gerne lesen.

Die Herrin der Päpste

Eric Berg als Eric Walz
Historischer Roman
erschienen im Blanvalet Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Blanvalet Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine interessante historische Erzählung

Rom, Anno Domini 963:
Marocia, Senatrix von Rom steht wegen Hochverrats vor Gericht.
Ihr droht der Tod und so schaut sie auf ihr Leben zurück.
Als junges Mädchen mit gerade einmal 16 Jahren wurde sie an Papstes Sergius III. verschachert.
Doch Marocia will ihr Leben selbst bestimmen.
Sie erkämpft sich mit viel Raffinesse um Macht und Einfluss.
Marocia wird über 90 Jahre alt und stirbt im Kloster.
Am Ende ihres Lebens war sie Geliebte, Mutter, Großmutter und Tante je eines Papstes.

„Die Herrin der Päpste“ ist ein Buch über das außergewöhnliche Leben einer faszinierenden historischen Frauengestalt das Eric Berg als Eric Walz veröffentlicht hat.
Es war der Debütroman von Eric Walz und erschien bereits 2003 bei Weltbild.
Mittlerweile hat der Autor unter dem Namen Eric Berg einige Erfolge zu feiern.
Blanvalet hat das Buch jetzt noch einmal neu aufgelegt.

Im Mittelpunkt steht wohl eine der faszinierendsten Frauen der Geschichte.
Marocia, Senatrix von Rom war mir bisher völlig unbekannt um so gespannter war ich auf die Geschichte.
Die Erzählung beginnt mit der Kindheit von Marocia.
Sie wurde von der Außenwelt abgeschottet erzogen.
Schon als junges Mädchen wurde sie auf Geheiß ihrer Eltern zur Geliebte von Papst Sergius III.
Marocia war eine wissbegierige, intelligente und mutige Frau.
Sie wollte ihr Leben selbst in die Hand nehmen was für diese Zeit ja fast unmöglich war.

Marocia war insgesamt dreimal verheiratet.
Ihre Männer waren alle mächtig und einflussreich.
Darunter auch Hugo I. der später König von Italien wurde.
Ihr Sohn ging als Papst Johannes XI. und ihr Enkel als Papst Johannes XII.in die Geschichte ein.

Der Autor lässt Marocia mit 94 Jahren im Kloster sterben.
Genau ist ihr Todesjahr nicht übermittelt.
Man kann nachlesen, dass sie nach 932 gestorben ist.
Es gibt wohl auch Dokumentationen das sie 936 oder 945 gestorben sein soll.
Der Autor hat sich allerdings an eine Überlieferung gehalten wo Kaiserin Theophanu sie zusammen mit ihrem 3-jährigen Sohn Otto III. noch vor ihrem Tod besucht haben soll.

Am Ende der Geschichte stellt sich die Frage was ist Realität und was ist Fiktion.
Da es über Marocia ab einem bestimmten Zeitpunkt keine geschichtliche Überlieferung mehr gibt, hat der Autor seine künstlerische Freiheit spielen lassen.
Ich muss sagen daraus ist ein sehr interessanter Historischer Roman entstanden.
Mich hat Marocia fasziniert. Sie war wahrlich die Herrin der Päpste und die Geschichte wäre ohne sie eine andere gewesen.

Eric Walz versteht es mit seinem Schreibstil seine LeserInnen zu fesseln.
Viele historisch überlieferte Persönlichkeiten finden ihren Auftritt in der Geschichte.
Somit ist die Geschichte trotz einiger Fiktionen recht glaubwürdig und realistisch.

„Die Herrin der Päpste“ ist für mich ein großer Historischer Romane.

Alle die „Die Päpstin“ gelesen haben werden auch „Die Herrin der Päpste“ lieben.