Der Sommer am Ende der Welt

Eva Völler
Roman
390 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Wenn Kinderkuren zum Trauma führen

Klappentext;
Es soll der persönlichste Artikel ihres Lebens werden, beharrlich verfolgt die Journalistin Hanna ihren Plan, über die traumatischen Erfahrungen früherer Verschickungskinder auf Borkum zu berichten, denn auch ihre Mutter hat dort bei einer solchen Kinderkur einst Schlimmes erlebt. Doch vor Ort erhebt sich Widerstand, als Hanna die damaligen Missstände aufdecken will. Nur der Inselarzt Ole steht ihr bei ihren Nachforschungen zur Seite, beide verlieben sich Hals über Kopf. Dann wird Hanna das alte Tagebuch einer ehemaligen Kinderbetreuerin zugespielt, aus dem sich Hinweise auf ein vertuschtes Verbrechen ergeben. Dabei gerät Hanna in ein verstörendes Dilemma, denn nach und nach zeichnet sich ab, dass in Oles Familie ein schreckliches Geheimnis gehütet wird.

„Der Sommer am Ende der Welt“ von Eva Völler ist ein Roman der mich betroffen und nachdenklich macht.

Hanna ist Journalistin und hat sich vorgenommen, die Erlebnisse von Kindern, die in den Nachkriegsjahren nach Borkum zur Erholung geschickt wurden, offenzulegen. Auch ihre Mutter ist eine der Betroffenen. Viele Kinder kamen aus der Kur mit einem Trauma zurück, dass sie bis ins Erwachsenenalter belastet hat.
Zur Recherche für ihren Artikel spricht Hanna mit ihrer Mutter und weiteren Betroffenen.

Eva Völler hat ihre Charaktere mit viel Liebe und Sorgfalt gezeichnet und lässt sie richtig zum Leben erwachen.
Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge. In der Gegenwart begleiten die Leserinnen Hanna bei ihren Gesprächen und Recherchen. Erleben wie sie auf Gegner stößt und sich behaupten muss. In der Vergangenheit, den 1960er Jahren begleiten die Leserinnen die Kinder nach Borkum.

Manchmal ging mir die Geschichte richtig unter die Haut. Ich musste zeitweise das Buch zur Seite legen, um erst einmal durchzuatmen. Aber ich griff schnell wieder zu dem Buch, um zu lesen, wie es weitergeht. Die Geschichte hatte schon etwas von einer Sogwirkung.
Wenn man bedenkt, dass Eva Völler hier auch die Erlebnisse ihrer Mutter verarbeitet, fühlt man beim Lesen noch etwas Intensive. Man weiß es ist Realität.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es für Eva Völler auch nicht immer einfach war die richtigen Worte zu finden und niederzuschreiben.

Ich habe schon viele Bücher der Autorin gelesen. Wie immer ist ihr Schreibstil flüssig, gut verständlich und fesselnd
„Der Sommer am Ende der Welt“ ist eine Geschichte, die mich sehr berührt hat und die ich mit Interesse gelesen habe.

Die Bibliothek meines Großvaters

Masateru Konishi
Roman
331 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Übersetzt aus dem Japanischen von Peter Aichinger-Fankhauser
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Die Kraft der Bücher

Klappentext:
Kaede, eine junge Lehrerin aus Tokio, stößt eines Tages auf seltsame Zeitungsausschnitte, die in einem gebrauchten Buch stecken. Ein Rätsel! Sie muss sofort an ihren Großvater denken, der trotz seiner Demenzerkrankung über eine unglaubliche Kombinationsgabe verfügt. Außerdem weist er ein enormes Wissen auf, wenn es um die großen Klassiker der Kriminalliteratur geht. Gemeinsam lassen die beiden ihrer Fantasie freien Lauf und lösen so meisterhaft allerlei kleine und große Rätsel, auf die Kaede in ihrem Alltag stößt. Doch plötzlich nähert sich Kaede ein bedrohlicher Schatten, der die beiden auf eine harte Probe stellt. Kann ihre gemeinsame Liebe zur Literatur sie retten?

„Die Bibliothek meines Großvaters“ von Masateru Konishi ist ein unterhaltsamer Roman aus Japan.

Im Mittelpunkt stehen zwei Personen.
Kaede ist Lehrerin und Mitte 20. Sie liebt Bücher und vor allem Krimis. Ihren Großvater liebt sie besonders. Seit er an Lewy-Körperchen-Demenz erkrankt ist, sorgt sie sich sehr um ihn. Oft besucht sie den Großvater und stellt ihm ein Rätsel, dass er dann mit einer sehr einleuchtenden Geschichte löst.

Der Großvater ist um die 70 Jahre und war früher Rektor an der Schule, in der Karde heute arbeitet. Er hat viele Bücher in seiner Bibliothek und hat sehr viel gelesen. Das Thema Bücher ist oft Mittelpunkt der Gespräche zwischen dem Großvater und Kaede. Auch das Geschichtenerzählen liebt der Großvater. Immer wenn Kaede zu Besuch ist, erzählt er eine Geschichte. Das fängt immer mit den Worten an „Kaede. Gib mir doch mal eine Zigarette…“

Masateru Konishi erzählt die Geschichte sehr spannend und unterhaltsam. Mir sind Kaede und der Großvater schnell ans Herz gewachsen. Die Krankheit Lewy-Körperchen-Demenz oder Körperdemenz kannte ich nicht und fand es interessant darüber zu lesen. Der Großvater hatte immer wieder Halluzinationen, im Nachhinein wusste er aber oft das es eine Halluzination war. Ich denke er hat viel mehr registriert als Kaede gedacht hat.

Di8e Rätselaufgaben wurden interessant geschildert. Oft war es nachvollziehbar, wie der Großvater zu dem Ergebnis gekommen war. Manchmal war es aber auch nicht nachvollziehbar und ich habe mich gefragt, wie er darauf kam. Trotzdem haben mir die Gespräche zwischen dem Großvater und Kaede gut gefallen.
Kaede hat die Rätsel, die ihr selbst zugeflogen sind mitgebracht. Eine verschwundene Schwimmlehrerin, ein Rätsel um einen Schüler/eine Schülerin bis zu einem Stalker der Kaede verfolgt. Da wurde es für den Großvater und Kaede gefährlich.

Masateru Konishi hat eine flüssigen, gut verständlichen und poetischen Schreibstil.
Jedes Kapitel beinhaltet ein neues Rätsel. Ich fand es berührend, wie Kaede sich um ihren Großvater sorgte.

„Die Bibliothek meines Großvaters“ ist ein berührender Roman, den ich mit Freude gelesen habe.

Aller Taten Anfang

Bettina Reimann
Kriminalroman
333 Seiten
erschienen im Selfpublishing
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Bettina Reimann für das Rezensionsexemplar

Spannender und unterhaltsamer Regionalkrimi

Klappentext:
Peer-Adam Prentzel ist tot. Der Literaturpreisträger, dessen Karriere einst am Alkohol scheiterte, verdingte sich kurz vor seinem Tod als Ghostwriter für Biografien. Zugleich hat er endlich einen neuen Roman fertiggestellt, um den sich zwei Verlage reißen. Steht sein Tod mit der persönlichen Rivalität zweier exzentrischer Verleger-Persönlichkeiten in Verbindung? Oder verbirgt sich die Lösung des Falles in der Biografie der ehemaligen Rennfahrerin Anneliese Schlobohm, seinem letzten – unvollendeten – Manuskript? Will jemand verhindern, dass ein tödliches Geheimnis ans Licht kommt? Journalistin Flora Kamphusen und ihr Großvater Carsten Blume, Kriminalhauptkommissar im Ruhestand, ermitteln zwischen Verden, dem Aller-Leine-Tal, Hannover und Braunschweig parallel zur Polizei – und das wird gefährlicher, je näher sie der Lösung kommen.

„Aller Taten Anfang“ ist der 4. Band der „Aller-Reihe“ von Bettina Reimann.

Der Literaturpreisträger und später unter einer Schreibblockade leidende Autor Peer-Adam Prentzel ist tot. Selbstmord, Unfall oder Mord? Die aus den vorherigen Krimis bekannte Kommissarin Grit Heinecke ermittelt.
Aber auch die Familie Kamphusen/Blume ist wieder involviert. Dora Prentzel, die Tante des ums Leben gekommenen, hat früher für die Familie gearbeitet und ist so etwas wie ein Familienmitglied. Sie sucht Hilfe bei Carsten, zumal er mit der Tochter von Dora verbandelt ist.
Der Autor Peer-Adam Prentzel hat wohl endlich einen neuen Roman geschrieben, der vor der Veröffentlichung steht. Zwei Verleger streiten sich um das Werk. Für die Rennfahrerin Anneliese Schlobohm hat Prentzel an einer Biografie gearbeitet. Doch sie ist vor 5 Jahren verschwunden und ihre Überreste wurden vor kurzem gefunden.
Die Journalistin Flora Kamphusen und Enkelin von Carsten Blume soll die Biografie weiterschreiben. Floras kriminalistisches Gespür ist geweckt und sie sucht in den Aufzeichnungen der Biografie nach einem Motiv. Aber auch die zwei Verleger, die Gast im Hotel der Eltern sind, hat sie im Visier. Auch ihre Mutter, die zu den Freizeitermittlern gehört wird neugierig. Carsten wird somit wieder einmal in einen Fall reingezogen, in dem er gar nicht ermitteln will. Viel lieber möchte er sich um die Beziehung mit Marlies kümmern.

Bettina Reimann hat den Kriminalfall intelligent gestrickt. Es macht Spaß die Ermittler im schönen Aller-Leine Tal zu begleiten. Die Charaktere sind gut gezeichnet und lebendig. Carsten Blume und seine Familie sind sehr sympathisch. Die Tochter Anna betreibt mit ihrem Mann auf dem Gutshof ein Restaurant, so gibt es in diesem Krimi immer etwas feines zu Essen. Man sollte also nicht mit leerem Magen lesen. Die Ermittlungen, in die sich Enkelin Flora mehr einmischt als sie sollte, sind spannend. Es gibt verschiedene Personen, die man verdächtigen könnte.

Bettina Reimann hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Sie baut gleich am Anfang Spannung auf, die sie mit einer feinen Prise Humor würzt.
Zwischendurch der eigentlichen Geschichte, gibt es immer wieder Auszüge aus der Biografie von Anneliese Schlobohm zu lesen.

„Aller Taten Anfang“ ist ein Regionalkrimi der mir außerordentlich gut gefallen hat. Im Nachwort schreibt Bettina Reimann, dass ihre Ermittler zumindest eine längere Pause brauchen. Wenn ich einen Wunsch äußern darf, dann das es nur eine Pause ist. Die sei der Familie Kamphusen/Blume gegönnt.

Die Toten von nebenan

Olivia Monti
Roman
erschienen im Novum Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an de Novum Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein Leben mit den Toten

Klappentext:
Nach einem Fahrradunfall kehrt Frau Löffler nach Hause zurück und findet ihr Viertel völlig verändert vor. Erst trifft sie auf längst verstorbene Nachbarn, dann steht auch noch ihre tote Großmutter in der Tür! Bald stellt sie fest: Sie selbst ist eine der Toten. Im Jenseits hausen die Toten, für die Lebenden unsichtbar, in ihren alten Häusern und führen ihre gewohnten Routinen fort. Doch der trügerische Frieden wird zum Höllenritt, als der charmante Herr Tober ins Viertel zieht und den Toten ein Paradies auf Erden verspricht, wenn sie die Lebenden aus dem Viertel vertreiben. Der Preis? Nur ein wenig Angst und Schrecken.

„Die Toten von nebenan“ von Olivia Monti ist ein Roman der anderen Art.
Von ihrem Kriminalroman „Sterbewohl“ war ich vor einigen Jahren schon sehr beeindruckt, auch mit dem neuen Roman konnte die Autorin mich wieder überzeugen.

Eine tote Frau Löffler, die ihre verstorbenen Nachbarn trifft und in ihrem Haus weiterlebt ist eine geniale Idee und wenn dann noch jemand wie Herr Tobler dazukommt, der die Nachbarschaft ausrotten will, macht Olivia Monti einfach einen genialen Roman daraus.
„Die Toten von nebenan“ ist eine skurrile Idee, grandios umgesetzt von Olivia Monti.

Die Autorin spinnt hier einen perfiden Gedanken und lässt ihrer Fantasie freien Lauf.
Dabei fesselt sie ihre Leser*innen und lässt die zuerst lockere Atmosphäre, mit dem Auftreten von Herrn Tober bedrückend werden.

„Die Toten von nebenan“ ist in einem verständlichen und flüssigen Schreibstil verfasst.
Die 296 Seiten habe ich in einem Zug gelesen.

Das Fischkonzert

Halldór Laxness
Roman
288 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Übersetzt von Hubert Seelow
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Der singende Fisch

Klappentext:
AIfgrimurs Leben hätte trauriger kaum beginnen können. Einen Vater gibt es nicht, und die Mutter lässt den Säugling auf der Durchreise nach Amerika an seinem Geburtsort zurück: auf dem Hof des Seehasenfischers Björn. Dort wächst AIfgrimur in einer armseligen, aber vollkommenen Welt auf, zwischen mittellosen Durchreisenden und kauzigen Dauermietern, zwischen den Versen und Chorälen der Ersatzgroßmutter und dem ewigen Ticken der alten Standuhr. Der Junge, der seine Gesangskunst auf dem Friedhof zum Besten gibt, fühlt sich von dem Sänger Gardar Holm angezogen. Im Ausland gefeiert, ist Holm, der »singende Fisch«, der ganze Stolz Islands. Den Bewunderern im eigenen Land aber verweigert er eine Probe seiner Kunst. Als das Konzert schließlich doch stattfindet, nimmt es einen überraschenden Verlauf.

„Das Fischkonzert“ ist ein Roman aus Island von Halldór Laxness.

AIfgrimur wächst bei Pflege-Großeltern auf dem Hof auf. Der Ort liegt außerhalb von Reykjavik und ist ziemlich vom Rest Islands abgeschnitten. Ihre Mutter hat sie einst einfach auf dem Hof zurückgelassen. Ihre Kindheit ist von einem einsamen und kargen Leben geprägt.
Auf dem nahegelegenen Friedhof übt sich AIfgrimur im Gesang. Er hat eine wunderschöne Stimme.
Der Junge bewundert Gardar Holm, der auf den großen Opernbühnen als Sänger gefeiert wird. Nur in Island hat er bisher noch kein Konzert gegeben.

Halldór Laxness erzählt die Geschichte in einer zeitlosen Sprache.
Die Charaktere werden gut beschrieben. Die Geschichte ist am Anfang etwas undurchsichtig aber je weiter man liest, so durchschaubarer wird es.

Der Schreibstil von Halldór Laxness ist flüssig und gut verständlich. Meist würzt er die Ereignisse mit Humor.

„Das Fischkonzert“ ist ein ungewöhnlicher Roman, den ich gern gelesen habe.

Die Königin von Dirt Island

Donal Ryan
Roman
368 Seiten
Übersetzt aus dem irischen Englisch von Anna-Nina Kroll
erschienen im Diogenes Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar

Berührende Familiengeschichte

Klappentext:
Nach dem Tod ihres Mannes bringt Eileen ihre Tochter allein durch und verzweifelt fast, als sich die Geschichte wiederholt und auch ihre eigene Tochter jung und unehelich Mutter wird. Doch in den Frauen der Familie Aylward stecken Kraft und Mut, und es reicht ihnen längst nicht, nur eine Nebenrolle im Leben zu spielen.

„Die Königin von Dirt Island“ von Donal Ryan, ist eine Familiengeschichte, die berührt

Eileen wurde unplanmäßig schwanger. Bevor das Kind zur Welt kommt, heiratet sie noch, doch ihr Mann stirbt kurz nach der Geburt des Kindes. Ihre eigene Familie hat sie verstoßen, da sie schwanger wurde und nicht verheiratet war.
Jetzt muss Eileen das Kind allein großziehen. In ihrer Schwiegermutter findet sie Unterstützung.
Das Schicksal scheint sich zu wiederholen, den auch Eileens Tochter wird ungewollt schwanger.

Donal Ryan hat wundervolle Charaktere erschaffen. Die Freundschaft der Frauen aus drei Generationen der Familie ist herzerwärmend. Eileen, ihre Schwiegermutter die Tochter Saoirse werden gut beschrieben und ich habe sie schnell ins Herz geschlossen.

Die Geschichte wird von Donal Ryan aus weiblicher Perspektive erzählt. Der Autor kann sich sehr gut in die Frauen einfühlen.
Die Geschichte erzählt das Aufwachsen von Saoirse, die auch sehr früh schwanger wird. Sie erzählt von der Freundschaft zwischen Eileen und ihrer Schwiegermutter und von der Liebe Saoirses zu ihrer Großmutter. Es wird aber auch die Schattenseite gezeigt, wie schwer es für Eileen ist allein ein Kind großzuziehen und wie sehr sie das Zerwürfnis mit ihrer Familie belastete.

Der Schreibstil von Donal Ryan ist teilweise poetisch, vor allem aber flüssig, gut verständlich und humorvoll.

„Die Königin von Dirt Island“ ist eine wunderschöne und herzerwärmende Familiengeschichte, die ich mit großer Freude gelesen habe.

Ein Arzt für jede Welle

Dr. Reingard Friedl
Erzählung
252 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an die Agentur Julia Meyn für das Rezensionsexemplar

Hinter den Kulissen eines Kreuzfahrtschiffs

Klappentext:
Ein Kreuzfahrtschiff ist eine eigene kleine Welt, mit Restaurants, Theatern, Maschinenräumen und natürlich auch einem Krankenhaus. Hier arbeitet Schiffsarzt Priv. Doz. Dr. med. Reinhard Friedl und erlebt Tag für Tag, was Medizin auf hoher See bedeutet: Nicht nur Schnupfen, sondern auch Notfälle, rätselhafte Krankheitsverläufe und überraschende Diagnosen. Immer wieder ist detektivischer Spürsinn gefragt. Ist es ein Herzinfarkt, oder steckt etwas ganz anderes dahinter?

„Ein Arzt für jede Welle“ von Dr. Reinhard Friedl nimmt die Leser*innen mit hinter die Kulissen eines Kreuzfahrtschiffes.

Dr. Reinhard Friedl ist Schiffsarzt auf einem Kreuzfahrtschiff. Der Arzt hat es nicht nur mit Erkältungen von dem Seewind oder mit Seekrankheit zu tun, es kann manchmal auch sehr ernst werden.
Der Unterschied zu einer Arztpraxis an Land und einer Praxis auf dem Schiff ist, der Arzt muss von allem eine Ahnung haben. Man kann ein Patient, der über Schmerzen am Herz klagt, nicht mal schnell zu einem Kardiologen überweisen, oder jemand mit einem gebrochenen Arm ins Krankenhaus zum Gipsen. Auf dem Schiff muss der Arzt alles behandeln.

Dr. Reinhard Friedl erzählt in einer teilweise witzigen Art von seinem Alltag auf dem Kreuzfahrtschiff.
Wer denkt schon, wenn er eine Kreuzfahrt antritt an Krankheit. Aber die Schiffe sind für alles gerüstet. Neben einer Arztpraxis gibt es sogar ein OP, wo im Notfall Operationen ausgeführt werden können.

Dr. Reinhard Friedl scheint mir für jeden seiner Patienten ein offenes Ohr zu haben und sich in die jeweiligen Personen gut einzufügen.

Die Erzählung von Dr. Reinhard Friedl ist kurzweilig und unterhaltsam. Auf oft humorvolle Art beschreibt er seinen Alltag. Das macht er auf eine gut verständliche Art, man kann das Buch ohne jegliches Fachwissen lesen.

Mit einem Arzt wie Dr. Reinhard Friedl an Bord eines Kreuzfahrtschiffes kann einem nichts passieren.

Mir hat es viel Freude gemacht, einmal hinter die Kulissen zu schauen.

Das Zeichen des Fremden

David Lagercrantz
Thriller
414 Seiten
Übersetzt aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender 3. Band

Klappentext:
Hans Rekke und Micaela Vargas haben einige Fälle gemeinsam gelöst. Doch nun kämpft der geniale Psychologe mit seinem eigenen psychischen Zustand, und Vargas hat Geheimnisse vor ihm. Da taucht spontan ein spanischer Polizeikollege bei Rekke zu Besuch auf. Er ist überzeugt, einem Serienmörder auf der Spur zu sein. Ein seit 1988 ungelöster Mord an einer Studentin weist erschreckende Parallelen zu anderen Fällen auf: Die Körper der Opfer sind mit Zeichen versehen, die scheinbar eine Reihenfolge ergeben. Rekke und Vargas nehmen die Ermittlungen auf, denn die Spur führt in die Literaturszene Stockholms, wo tiefe Abgründe und Lügen auf sie warten.

„Das Zeichen des Fremden“ ist der 3. Band der Rekke-Vargas-Trilogie von David Lagercrantz.

Bekannt wurde der Autor durch die Fortsetzung der Millennium Reihe.
Jetzt veröffentlicht der Autor seine erste eigene Thriller Reihe.
Hierfür hat David Lagercrantz interessante Protagonisten geschaffen und spannende Plot entworfen.

Die Polizistin Micaela Vargas ist ein vielversprechendes Talent und hat ihre ersten Fälle erfolgreich gelöst.
Sie ist als Kind chilenischer Einwanderer im selben Problemviertel aufgewachsen.
Micaela ist eine engagierte Polizistin, hat aber einen Bruder der auf der anderen Seite des Gesetztes steht.

Der Psychologe Hans Rekke ist ein Genie was Verhörmethoden angeht.
Er ist der Sohn einer reichen Reederfamilie, Philosoph und musikalisch hochbegabt.
Rekke lebt in einer Villa in einem besseren Viertel. Nachdem er mit Vargas erfolgreich Fälle gelöst hat, kämpft er mit seiner eigenen Psyche.

Man sieht die beiden Hauptfiguren sind recht unterschiedlich, doch beides interessante und sympathische Charaktere.

Obwohl Hans Rekke eine Auszeit wollte, hängt er wieder zusammen mit Vargas in einem Fall. Ein spanischer Polizist ist überzeugt einem Serienmörder auf der Spur zu sein. Ein neuer Mord zeigt Parallelen zu einem alten Fall aus dem Jahre 1988 auf. Merkwürdige Zeichen werden auf den Opfern hinterlassen, die zusammengefasst eine Reihenfolge bilden.

Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge, einmal die aktuellen Ermittlungen und dann geht es zurück in das Jahr 1988 zu dem alten ungelösten Fall.

Die Handlungsstränge laufen nebeneinander und nähern sich Stück für Stück einander an bis sie am Ende ganz miteinander verknüpft werden.
Die Handlung wird sehr spannend und mit einem ordentlichen Tempo erzählt.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und gestaltet sich dadurch recht facettenreich.

Der Schreibstil von David Lagercrantz ist fesselnd, flüssig und gut verständlich.

Mit „Das Zeichen des Fremden“ hat David Lagercrantz mich auch mit seinem 3. Band überzeugt.

Ich bin gespannt, was es von David Lagercrantz in Zukunft zu lesen gibt.

Sein Wille geschehe

Andrew Bridgeman
Thriller
475 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Irene Eisenhut
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar

Intrigen und Verschwörungen

Klappentext:
Fünf Tage vor der Amtseinführung des neuen Präsidenten hat das FBI einen zwanzig Jahre alten Cold Case gelöst: Ben Danvers ganzes Leben wird auf den Kopf gestellt, als die junge Special Agent Emma Noble ihm mitteilt, dass er das Opfer der berüchtigtsten Entführung des vergangenen Jahrhunderts ist. Seine leibliche Mutter ist die noch zu vereidigende Vizepräsidentin der USA. Betäubt von der Erkenntnis, dass sein ganzes Leben eine Lüge ist, flieht Ben aus dem Rampenlicht von D.C. und sucht nach Antworten. Gemeinsam mit Emma entdeckt er einen brutalen Kult, der sich seit zwei Jahrzehnten darauf vorbereitet, eine tödliche Prophezeiung zu erfüllen und sich schon lange in die dunkelsten Korridore der Macht eingeschlichen hat.

„Sein Wille geschehe“ ist ein starker Debütroman von Andrew Bridgeman.

Der Autor öffnet zu Beginn zwei Handlungsstränge, die mich zu Anfang etwas verwirrt haben. Nach und nach bekommt man eine Übersicht der Ausmaße. Andrew Bridgeman hält die einzelnen Fäden fest in der Hand und es geht auf der Strecke kein Faden verloren. Alle werden bis zum Ende weitergeführt und aufgelöst.

Die Protagonisten sind gut beschrieben. Special Agent Emma Noble hat ihren ersten Tag beim FBI. Sie ist eine sehr engagierte und mutige Frau. Sie wird Special Agent Briar Metcalf zur Seite gestellt. Der erste Fall an dem Emma Noble mitwirken darf ist einen zwanzig Jahre alten Cold Case. Damals wurden die Zwillinge der Familie Hancock entführt. Bis heute gab es keine Spur. Durch einen DNA-Test wurde jetzt einer der Zwillinge identifiziert. Es ist Ben Danvers der sich plötzlich seiner leiblichen Mutter gegenüber sieht. Noch dazu ist seine Mutter die künftige Vizepräsidentin der USA.
Ein Katz und Maus-Spiel beginnt. Intrigen, Lügen, Verschwörungen wechseln sich ab.
Man kann Gut und Böse nicht mehr unterscheiden. Manch ein sympathischer Charakter wird zum Verräter.

Andrew Bridgeman lässt in seinem Thriller schnell Spannung aufkommen und hält sie auch bis zum Ende aufrecht.
Es gibt viele Verdächtige und die führen bis in die höchsten Kreise. Was vor 20 Jahren begann, soll jetzt ein grausames Ende nehmen.
Langsam nähern sich die beiden Erzählstränge an, das wahre Ausmaße kann man allerdings kaum ahnen.

„Sein Wille geschehe“ ist ein starker Debütroman. Ich hoffe, noch viel von Andrew Bridgeman lesen zu dürfen.

Das Nest

Sophie Morton-Thomas
Thriller
304 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Lea Dunkel
erschienen im Pendragon Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar

Familiendrama

Klappentext:
An einem einsamen englischen Küstenort, wo das Marschland auf den Ozean trifft, wo Vögel die bessere Gesellschaft sind, lebt Fran eine ereignislose Routine. Sich um den Campingplatz kümmern, ihren Sohn von der Schule abholen, Abendessen kochen. Freude findet sie nur an den verschiedenen Vogelarten, die sie am Strand beobachten kann. Doch Frans stilles Leben wird plötzlich erschüttert, als die Lehrerin ihres Sohnes verschwindet und Roma in der Nachbarschaft ihr Lager aufschlagen. Zwischen Gerüchten und Anschuldigungen kommen Geheimnisse ans Licht, denen Fran verzweifelt zu entfliehen versucht. Als die Lehrerin tot aufgefunden wird, droht alles auseinanderzubrechen.

„Das Nest“ von Sophie Morton-Thomas ist ein Thriller mit einer düsteren Atmosphäre.

Im Mittelpunkt steht Fran, sie lebt mit ihrem Mann Dom und ihrem Sohn Bruno an der englischen Küste. Dort betreibt Fran einen Wohnwagenpark. Fran hält die Anlage in Ordnung und betreut die Gäste. Jetzt im Winter kommen keine Gäste und sie hat Zeit sich ihrer Leidenschaft, der Vogelbeobachtung hinzugeben.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Brunos Lehrerin verschwindet und eine Gemeinschaft von Roma schlägt ihr Lager auf.

Sophie Morton-Thomas erzählt die Geschichte in einem ruhigen Stil. Doch die Spannung ist ständig greifbar.

Sophie Morton-Thomas beschreibt die schöne Landschaft so, dass man sich alles gut vorstellen kann.

Die Charaktere werden genau beschrieben und man erlebt beim Lesen eine Veränderung, die in ihnen vorgeht. Besonders bei Fran. Ist das zu spüren. Eigentlich habe ich sie als sympathische Frau gesehen, die ihre Familie umsorgt und den Wohnwagenpark verwaltet. Doch sie entpuppt sich als eine Frau, die ihre Familie gar nicht so liebt.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Einmal erzählt Fran und einmal Tad, einer der Roma, die sich in der Nähe niedergelassen haben.

„Das Nest“ ist ein ruhiger, aber doch Spannender Thriller, der mit der Psyche der Leser*innen spielt.