Bonjour Agneta

Emma Hamberg
Roman
399 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Der ideale Urlaubsroman

Klappentext:
Agneta reicht es. Sie ist 49 und fühlt sich, als ob das Leben an ihr vorbeizieht. Ihre Kinder melden sich nur, wenn sie Geld brauchen, für die Kollegen ist sie unsichtbar und ihren Mann Magnus sieht sie neuerdings nur noch in Radlershorts oder Neoprenanzug. Weißbrot, Käse, Wein – strengstens VERBOTEN. Also alles, was Agneta liebt und seit Neuestem hinter dem Kühlschrank versteckt.

Als sie eines Tages eine seltsame Zeitungsanzeige entdeckt, fasst sie einen Entschluss. Kurz darauf findet Agneta sich in einem malerischen Städtchen in der Provence wieder. Es beginnt ein Abenteuer, in dem sie endlich die Liebe zu sich selbst entdeckt und vielleicht auch die zu einem anderen Mann.

„Bonjour Agneta“ Emma Hamberg ist ein Roman über Selbstreflexion und Neuerfindung.

Im Mittelpunkt steht die 49-jährige Agneta. Ihr wird zu Hause alles zufiel, sie fühlt sich nicht mehr wahrgenommen.
Gerne sitzt sie gemütlich auf dem Sofa. Sie isst gerne Käse und trinkt ein Glas Wein. Doch ihr Mann ist im Fitnesswahn und alles schönen Dinge sind verboten.
Agneta will aus ihrer Welt ausbrechen und bewirbt sich spontan auf eine Stelle als Au-pair in der Provence.
Ihr Mann prophezeit ihr, dass sie das nicht lange durchsteht. Schließlich spricht sie kein Französisch.
Als sie in Frankreich ankommt, ist es auch nicht einfach sich zurechtzufinden. Ihre Französischkenntnisse sind spärlich.
Dann erfährt sie auch noch, dass sie einen 80-jährigen, dementen Mann betreuen soll. Das einzig Gute ist, Einar spricht Schwedisch.
Als der erste Schreck überwunden ist, nimmt Agneta die Herausforderung an.

„Bonjour Agneta“ ist ein Roman über Selbstreflexion und Neuerfindung.
Emma Hamberg erzählt die Geschichte mit viel Gefühl und mit Humor.
Agneta ist mir schnell sympathisch gewesen und ich habe sie gerne bei ihrem Abenteuer begleitet.
Agneta durchlebt eine große Entwicklung in der Geschichte. Am Anfang ist sie eine Frau in den mittleren Jahren die an sich Zweifelt. Agneta hatte das Gefühl, ob privat oder beruflich nicht mehr wahrgenommen zu werden.
In der Provence ist sie auf sich alleine gestellt. Ohne viel Sprachkenntnisse muss sie sich durchschlagen. Die Betreuung von Einar ist auch nicht einfach. Er steht Agneta recht ablehnend gegenüber.
Doch nach und nach findet Agneta einen Zugang zu Einar und er erzählt ihr seine Lebensgeschichtliche.

Auch Einar wurde mir während der Geschichte immer sympathischer. Seine Lebens- und Liebesgeschichte hat mich berührt. Besonders fand ich, dass Einar immer nur das Positive aus allen Ereignissen gezogen hat.

Ganz nebenbei vermittelt die Autorin auch das französische Lebensgefühl. Es wird gemeinsam gekocht, gegessen und getrunken.

Der Schreibstil von Emma Hamberg ist flüssig und gut verständlich. Auch wenn der Roman seine traurigen Stellen hat, sprüht die Geschichte doch vor Lebensfreude.

„Bonjour Agneta“ ist der ideale Sommerroman und ein guter Begleiter für den Urlaub.

Anna O

Matthew Blake
Thriller
474 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Andrea Fischer
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Schuldig oder unschuldig

Klappentext:
Seit vier Jahren hat Anna Ogilvy ihre Augen nicht mehr geöffnet. Nicht seit jener Nacht auf der Farm, wo man sie im Tiefschlaf gefunden hat, ein Küchenmesser in der Hand, die Kleidung blutverschmiert. Neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde. Die einen halten Anna O. für unschuldig, die anderen für eine kaltblütige Mörderin. Aber nichts und niemand hat sie aus ihrem Albtraum wecken können. Bis jetzt.
ist Psychologe und Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen werden. Bei Nacht und Nebel wird er in die Schlafklinik The Abbey gerufen. Dort hat man die berühmteste Verdächtige des Landes eingeliefert: Anna Ogilvy, 29. Das ganze Land spekuliert: Hat Anna die Tat wirklich begangen? Hat sie dabei geschlafwandelt? Wie steht es dann um ihre Schuld? Und warum ist sie seitdem nicht mehr aufgewacht?
Ben hat eine gewagte Theorie, wie er Anna wecken könnte. Doch Ben wird beobachtet. Vom Justizministerium. Von seiner Ex-Frau, die als Kommissarin damals als Erste am Tatort war. Von Annas Mutter, früher eine einflussreiche Ministerin. Von einer Bloggerin, die Annas geheime Aufzeichnungen besitzt. Und vielleicht auch von dem mysteriösen Patienten X, dem Anna auf der Spur war. Ben bleibt nicht viel Zeit. Und er ahnt nicht, in welcher Gefahr er schwebt.

„Anna O“ ist ein Thriller, der lange Nächte garantiert von Matthew Blake.

Seit vier Jahren schläft Anna O. Seit man sie mit einem Messer und blutverschmiert neben den Leichen aufgefunden hat.
Jetzt soll der Psychologe Dr Benedict Prince herausfinden was damals passiert ist.
Die Menschen sind gespalten. Die einen halten Anna O für eine kaltblütige Mörderin, die anderen für ein Opfer das dem Mörder entkommen ist.

Matthew Blake lässt seine Geschichte 1 Jahr vor dem grausamen Ereignis beginnen.
So können die Leser*innen die Freunde kennenlernen und ihr Verhältnis zueinander gut einschätzen.

Jetzt soll aufgelöst werden was vor 4 Jahren passiert ist. Die Leser*innen begleiten Anna O in die Schlafklinik wo Dr Benedict Prince versuchen will Licht in das Dunkel zu bringen.

Der Plot ist spannend aufgebaut. Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht aller Charaktere erzählt.
Man bekommt einen guten Einblick. Dazu kommen noch Annas Einträge in ihr Notizbuch und der Patienten X.
Das Thema Schlaf wird interessant unter die Lupe genommen. Die Leser*innen bekommen viele Informationen aus der Schlafforensik und über Psychologie und Neurologie.

Matthew Blakes Schreibstil ist fesselnd und atmosphärisch. Er zeichnet ein Bild der Verwundbarkeit und Fragilität der menschlichen Psyche und lässt den Leser tief in Annas Gedanken und Ängste eintauchen. Die Spannung baut sich im Laufe der Geschichte stetig auf und hält bis zum Ende.

„Anna O.“ ist ein meisterhafter Psychothriller, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Fans von spannenden Geschichten und Liebhaber der Psychoanalyse werden dieses Buch lieben.

Die Stauffenbergs

Charlotte Roth
Historischer Roman
411 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine sehr schöne Liebesgeschichte mit einem traurigen Ende

Klappentext:
Sie ist die Tochter des fränkischen Generalkonsuls und einer baltischen Freifrau. Er ist der jüngste Spross eines schwäbischen Adelsgeschlechts mit einer vielversprechenden militärischen Karriere. Als Nina und Claus von Stauffenberg sich 1929 auf einem Ball kennenlernen, sind sie verliebte junge Menschen auf dem Weg in ein märchenhaftes Leben.

Doch der Lauf der Geschichte will es anders: Aus der Mutterkreuzträgerin und dem Wehrmachtsoffizier werden Regimegegner und Verschwörer. Das Schlimmste für ihn: Deutschlands Zusammenbruch. Für sie: der Verlust ihres geliebten Mannes. Trotzdem lässt Nina von Stauffenberg ihrem Claus die Freiheit, zu tun, was er tun muss. Doch das bedeutet, dass sie ihn nach dem 20. Juli 1944 nie wiedersehen und alles verlieren wird …

„Die Stauffenbergs“ von Charlotte Roth ist eine Liebesgeschichte, die ein trauriges Ende findet.
Charlotte Roth erzählt die Geschichte von Nina und Claus von Stauffenberg. Es ist eine tiefe und innige Liebe die, die zwei Menschen verbindet.
Am Anfang, wenn wir Nina kennenlernen ist sie noch eine sehr junge und naive Frau. Doch an der Seite von Claus entwickelt sie sich zu einer Persönlichkeit. Als Claus und Nina sich begegnen verlieben sie sich gleich ineinander. Charlotte Roth erzählt die Liebesgeschichte mit so viel Gefühl, dass man gar nicht daran denkt, dass die Geschichte ein trauriges Ende nimmt.

Als die politische Situation sich in Deutschland zu verändern beginnt, war auch Claus von Stauffenberg davon überzeugt das Hitler Deutschland positiv verändern wird.
Claus von Stauffenberg ist aber einer der merkte wie er sich getäuscht hat. Mit einigen Gleichgesunden fängt Claus an einen Plan zu schmieden.

Charlotte Roth erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven.
Der Perspektivwechsel sorgt dafür, dass man den Charakteren ganz nahe ist. Ich konnte mich richtig in Nina und Claus hineindenken. Konnte fühlen, was sie fühlen denken, was sie denken.
Wie schon oft hat Charlotte Roth mich wieder mit einer Geschichte total begeistert. Schnell wurde ich wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.
Der flüssige und gut verständliche Schreibstil sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen.

Charlotte Roth hat eine ganz tolle Recherchearbeit geleistet. Die Autorin vermittelt die Zeit der Handlung sehr realistisch.
Sie trifft den Nerv und man versteht gut, dass was am Anfang vielleicht für die Menschen vielversprechend anmutete zu einem Inferno wurde.
Am Ende der Geschichte finden die Leser*innen noch ein ausführliches und interessantes Glossar.

„Die Stauffenbergs“ ist eine gelungene Romanbiografie, die mir viel Lesevergnügen bereitet hat.

Die geheimnisvolle Freundin

Simona Baldelli
Roman
398 Seiten
erschienen im Eichborn Verlag
Übersetzt aus dem Italienischen von Elisa Harnischmacher
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Eichborn Verlag für das Rezensionsexemplar

Freundschaft und Klassenunterschiede

Klappentext:
Abruzzen, 1950er Jahre. Von Geburt an lebt Nina in einem von strengen Nonnen geführten Waisenhaus auf dem Land. Als sie sieben ist, wird Lucia aufgenommen, die gerade ihre Eltern verloren hat. Zwischen den beiden gleichaltrigen Mädchen entwickelt sich über viele Jahre hinweg eine enge Freundschaft. Bis ein dramatisches Missverständnis ihr Vertrauensverhältnis nachhaltig erschüttert und beide getrennte Wege gehen. Nina findet Arbeit in einer Tabakfabrik, erfährt dort Solidarität und schöpft neue Zuversicht für ihr weiteres Leben. Dann steht eines Tages Lucia vor ihrer Haustür. Und vertraut ihr ein für beide weitreichendes Geheimnis an …

„Die geheimnisvolle Freundin“ von Simona Baldelli erzählt die Geschichte zweier unterschiedlicher Mädchen, die in einem Waisenhaus aufwachsen.

Die Leser*innen begleiten Nina und Lucia beim Erwachsenwerden.
Nina lebt schon immer in dem Waisenhaus, wo Nonnen ein strenges Regiment führen.
Auf eine Adoption hat sie wenig Chancen. Mir kam es so vor, als sorgten die Nonnen schon dafür. Den Nina war ein Findelkind.
Als Nina 7 Jahre war, kam das Waisenkind Lucia ins Waisenhaus.
Nina will dem Neuankömmling helfen und freundet sich mit Lucia an. Hier war es aber kein Geben und Nehmen. Die Freundschaft beruhte mehr auf der Initiative von Nina, die sich sagte, dass sie endlich eine Freundin gefunden hat.
Ich denke, Lucia hat das nicht so empfunden.

Später findet Nina Arbeit in einer Tabakfabrik und die Mädchen gehen getrennte Wege. Hier erfährt sie das erste Mal Solidarität mit Gleichgesinnten.
Eines Tages steht Lucia plötzlich vor Ninas Tür mit einem Geheimnis das Folgen haben wird.

Simona Baldelli beschreibt die jeweiligen Lebensabschnitte der Mädchen sehr anschaulich. Dabei wird abwechselnd aus der Perspektive von Nina und Lucia erzählt.

Die Beschreibung von Leben der Kinder in dem italienischen Waisenhaus hat mich oft erschüttert. Es gab schon erste Klassenunterschiede bei den Kindern zwischen Waisenkinder und Findelkinder. Warum sind Findelkinder weniger wert?
Auch so, haben mich die Zustände manchmal entsetzt. Nonnen, die ja eigentlich für das Wohl sorgen sollen, sind mehr als streng und machen auch vor Schlägen kein Halt.
Auch als die Mädchen erwachsen sind, spürt man die Klassenunterschiede. Nina, die in einer Tabakfabrik arbeitet, gehört zur Arbeiterschicht.

Simona Baldelli verwendet für ihre Geschichte eine richtig bildliche Sprache. Die Charaktere sind gut gezeichnet und kamen sehr realistisch bei mir an. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich.
Einzig die Zeitsprünge zwischen Kindheit, Erwachsensein und wieder zurück in die Kindheit machten es manchmal schwer der Handlung flüssig zu folgen.

„Die geheimnisvolle Freundin“ ist ein Gesellschaftsroman, den ich gerne gelesen habe.


Man sieht sich

Julia Karnick
Roman
474 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Liebe

Klappentext:
Sommer 1988. Friederika hat große Füße und nennt sich Frie. Robert, neu an der Schule und schüchtern, verliebt sich sofort, aber zeigt es nicht. Vielleicht flirtet sie nur zum Spaß mit ihm?

Winter 2002. Frie ist Mutter einer kleinen Tochter, Robert ist Musiker. Nach Jahren der Funkstille und einer zufälligen Begegnung bestätigt sich: Wann immer die beiden aufeinandertreffen, wird es kompliziert.

Sommer 2022. Frie, inzwischen fünfzig und seit dem Ende ihrer letzten Beziehung wieder Single, fährt zum Abitreffen. Mit dabei: all die Erinnerungen an Robert, den sie seit einer halben Ewigkeit nicht gesehen hat. Was wird diesmal zwischen ihnen passieren?

„Man sieht sich“ ist der neue Roman von Julia Karnick.
Nachdem ich das Romandebüt der Autorin „Am liebsten sitzen alle in der Küche“ verschlungen habe, war ich auf das neue Werk sehr gespannt.

Im Mittelpunkt steht Friederika, kurz Frie genannt. In der Schule freundet sie sich mit Robert an. Wie es so ist, verliert man sich nach der Schule aus den Augen.
Robert war damals schon heimlich in Frie verliebt.
Als sie sich nach 14 Jahren wiedertreffen sieht das anders aus. Auch Frie hat Gefühle für Robert. Doch es ist wieder die falsche Zeit. Frie ist verheiratet, Mutter und will ihre Karriere im Job vorantreiben. Robert ist Musiker und ständig in einer anderen Stadt.
Doch alle guten Dinge sind drei. Bei einem Abitreffen sehen sie sich wieder.
Frie hat sich mittlerweile von ihrem Mann getrennt. Die Gefühle sind auf beiden Seiten immer noch da. Robert lädt Frie, ein ihn in Bozen zu besuchen. Ist es diesmal der richtige Zeitpunkt?

Die Leser*innen dürfen Frie und Robert über eine lange Zeit begleiten. Schnell waren mir die zwei sympathisch.
Julia Karnick erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Frie und Robert. Das gefällt mir sehr gut. Man lernt beide Charakter hautnah kennen.
Man weiß, was der einzelne denkt und was er fühlt.
Manchmal hatte ich das Gefühlt die beiden anstupsen zu müssen.

„Man sieht sich“ ist ein gefühlvoller Roman um eine Liebe, die den richtigen Zeitpunkt sucht.
Julia Karnick hat einen erfrischenden und unterhaltsamen Schreibstil.
Ich war sehr schnell tief in die Geschichte eingetaucht.
Die Protagonisten sind sehr lebendig und realistisch.
Mir sind Frie und Robert schnell ans Herz gewachsen.
Mit Humor und feiner Ironie beleuchtet die Autorin das Leben und die Beziehung ihrer Charaktere.

„Man sieht sich“ ist genau wie „Am liebsten sitzen alle in der Küche“ ein echter Lesehighlight.

Das Haus Kölln – Wahres Glück

Elke Becker
Historischer Roman
365 Seiten
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein schöner Abschluss der Kölln Saga

Klappentext:
Elmshorn 1938: Geschäftlich sind die Köllns im Aufschwung. Als erste eingetragene Marke des Unternehmens setzen ihre blütenzarten Haferflocken neue Standards, die Produktpalette wächst. Politisch zieht eine Bedrohung herauf, als die NSDAP mehr und mehr Zuspruch in der deutschen Bevölkerung findet. Die Gefahr rückt immer näher und als Deutschland in den Krieg zieht, bangt Else um ihren Mann und ihre Söhne. Doch gerade in Krisenzeiten steht die Familie besonders eng zusammen.

„Das Haus Kölln – Wahres Glück“ ist der 3. und letzte Band der Kölln-Saga von Elke Becker.

Elke Becker entführt ihre Leser*innen nach Elmshorn. Erzählt wird die Geschichte einer noch heute bekannten Unternehmerfamilie. Die Familie Kölln ist bekannt für ihre Haferflocken und andere Frühstücksprodukte.
Die Geschichte umfasst die Jahre 1937-1945 und wieder erschüttert ein Krieg die Menschen.

Peter Claus Diedrich hat das Unternehmen fest im Griff.
Seine Frau Else steht immer an seiner Seite. Auch mit der Boutique hat Else Erfolg. Die Kinder sind schon junge Erwachsene. Der älteste Sohn bereitet sich schon darauf vor, eines Tages das Mühlenwerk zu übernehmen. Die Mädchen studieren in Hamburg und haben sich dem Swing verschrieben.
Die Zeiten werden immer beängstigender. Die NSDAP wird immer stärker. Immer mehr Einschränkungen müssen die Menschen hinnehmen. Die jüdischen Einwohner versuchen ins Ausland auszuwandern. Dann bricht der 2. Weltkrieg aus.

Ich habe bei diesem Band eine Weile gebraucht um in die Geschichte einzutauchen.
Zu den Protagonisten habe ich den Zugang zu Beginn nicht richtig gefunden. Ich konnte sie am Anfang zum Teil nicht zuordnen.
Zwischen der Handlung des 2. Bands und des 3. Bands liegen viele Jahre. Die Kinder die damals gerade geboren wurden, sind jetzt fast erwachen.
Mir haben hier Rückblenden gefehlt, die andeuten, was in den vergangenen Jahren geschehen ist. Nach einem Drittel des Buchs bin ich dann aber doch in die Geschichte eingetaucht.

Elke Becker hat für die Geschichte ganz tolle Charaktere ins Leben gerufen. Viele hat man im 1. und 2. Band schon kennen und lieben gelernt.
Aber auch die junge Generation sind sehr liebenswerte Charaktere, die sich beweisen müssen.
Nicht nur die Familie Kölln auch die Nebendarsteller sind gut getroffen. Auch hier trifft man auf alt Bekannte und auf neue Protagonisten.
Elke Becker führt ihre Charaktere sehr lebendig durch die Geschichte. Die Handlungsorte werden sehr gut beschrieben.

Das Leben und werken der Familie Kölln war im Krieg mit Schwierigkeiten verbunden.
Es mussten bestimmt Mengen produziert werden, dazu fehlten aber die Arbeiter. Die Männer waren ja fast alle im Krieg. Dazu kam die Angst um die Familie.

Die Autorin hat sehr gute Recherchearbeit geleistet. Elke Becker vermittelt den Zeitgeist sehr gut. Die beliebte Swingmusik, die auch die Töchter des Hauses Kölln liebten, wurde verboten. Nur heimlich konnte man noch in einen Keller gehen und die Musik hören und tanzen. Oft machte die SS Razzien.
Wer vom jüdische Teil der Bevölkerung die Möglichkeit hatte, flüchtete ins Ausland.
Die Schwester von Peter Claus Diedrich Helene, ist mit einem Juden verheiratet. Da war Marie, die in Dänemark lebt eine große Hilfe.
Sehr interessant war, wie die Dänen für die jüdischen Menschen eingestanden sind als Dänemark von den Deutschen besetzt war. Das war für mich neu und spannend.


Im Nachwort erzählt Elke Becker, dass ihr das Firmenarchiv zur Verfügung stand. Über das Privatleben der Familie Kölln ist nicht so viel überliefert. Hier hat die Autorin ihre Fantasie freien Lauf gelassen. Herausgekommen ist eine Geschichte, die mit gut gefallen hat. Elke Becker hat Realität und Fiktion wunderbar verknüpft. Die Geschichte wirkt sehr authentisch.

Der flüssige und gut verständliche Schreibstil der Autorin lässt das Lesen zu einem großen Vergnügen werden.

Fräulein Liebe und der Traum vom Leben

Susanne Esser
Historischer Roman
392 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine bewegende Familiensaga

Klappentext:
1955 scheinen im schönen Andernach am Rhein die schlimmsten Wunden des 2. Weltkriegs verheilt. Buchhändlerin Eva Liebe möchte nun endlich ihren Georg heiraten – doch als sie das Aufgebot bestellen wollen, erfährt Eva über ihren Verlobten etwas, das ihr den Boden unter den Füßen wegreißt. Zutiefst verletzt stößt Eva ihn von sich; seine Erklärung kann sie nicht glauben.
Trost und Ablenkung findet Eva in der Rhein-Buchhandlung, die sie als Urlaubsvertretung für ihre Tante alleine führt. Für sie eine Bewährungsprobe, soll sie die Buchhandlung doch eines Tages von der Tante übernehmen. Mitten in die Lesung mit einer jungen Autorin platzt jedoch ein verhärmter Mann, schimpft Eva eine Betrügerin und wirft sie hinaus. Es ist Evas totgeglaubter Onkel August und der Spätheimkehrer ist nicht mehr der Mann, der er einst war.

„Fräulein Liebe und der Traum vom Leben“ ist der 2. Band der historischen Familiensaga „Die Rhein-Buchhandlung“ von Susanne Esser.

Susanne Esser hat tolle Charaktere zum Leben erweckt. Eva ist mir schon im 1. Band ans Herz gewachsen. Sie ist eine junge und starke Frau. In der Buchhandlung ihrer Tante Maria fühlt sie sich wohl.
Da die Tochter der Tante studieren möchte und nicht so viel Interesse an der Buchhandlung zeigt, wird Eva als Buchhändlerin die Buchhandlung wahrscheinlich einmal übernehmen. Doch bis dahin ist ein weiter Weg.
Eva hat in diesem Band gleich mit zwei Schicksalsschlägen zu kämpfen. Endlich möchte sie ihren Georg heiraten. Doch als sie das Aufgebot aufgeben erfährt sie etwas über Georg, dass es ihr unmöglich macht den Mann zu heiraten.
Eva findet wieder einmal Trost in der Buchhandlung. Doch es kommt noch schlimmer. Ihr Onkel August kommt als Spätheimkehrer aus dem Krieg. Er ist kaum wiederzuerkennen, beschimpft Eva eine Betrügerin zu sein und wirft sie aus der Buchhandlung.

Die Autorin hat die Atmosphäre der Zeit gut angepasst. Der Krieg ist 10 Jahre vorbei. Die Menschen wollen wieder Freude empfinden, wollen wieder Leben.
So will auch Eva ihr Glück finden, doch das bleibt ihr erst einmal verwehrt.
Auch die Nachwehen des Kriegs vermittelt die Autorin gut. Was der Krieg aus den Menschen gemacht hat. Vor allem mit denen, die an vorderster Front gekämpft haben und in Gefangenschaft geraten sind.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Mit viel Gefühl erzählt sie ihren Leser*innen die Geschichte.
Der 1. Band hat mir schon große Freude bereitet und jetzt im 2. Band die weitere Entwicklung von Eva und den anderen Charakteren mitzuerleben war mir eine große Freude.

„Fräulein Liebe und der Traum vom Leben“ ist die gelungene Fortsetzung der historischen Familiensaga und ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Bretonische Sehnsucht

Jean-Luc Bannalec
Kriminalroman
416 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar

Wieder ein gelungener Krimi

Klappentext:
Ein keltischer Musiker wurde am Ufer angeschwemmt. In seinem Haus entdeckt die Polizei einen Hinweis, der mit einem uralten dunklen Ritus in Verbindung gebracht wird.
Doch die eingeschworene Gemeinschaft der abgelegenen Insel erschwert Dupin das Ermitteln – Sirenen, Priesterinnen und Geschichtenerzählerinnen leben hier abseits der Norm und wissen: Auf das Unsichtbare kommt es an. Und Dupin stellt sich der beinahe unlösbaren Aufgabe, herauszufinden, was das sein könnte.

„Bretonische Sehnsucht“ ist bereits der 13. Band der erfolgreichen Krimireihe mit Kommissar Dupin von Jean-Luc Bannalec.
Für mich ist die Reihe die Mutter aller französischen Krimis. Mit Kommissar Dupin hat meine Leidenschaft für die mittlerweile vielen Krimis die ihren Handlungsort in französischen Regionen beheimatet haben angefangen.

Kommissar Dupin muss in diesem Band an den äußersten Rand der Bretagne. Seine treuen Leser*innen wissen wie gerne er auf einem Boot ist.
Mitten im Atlantiks, liegt die tiefgrüne Insel Ouessant. Dort soll Kommissar Dupin im Spezialauftrag des Präfekten einen mysteriösen Tod aufklären.

Kommissar Dupin hat mit den Bewohnern der Île d’Ouessant seine Schwierigkeiten. So abgelegen die Insel liegt, so verschlossen sind seine Bewohner.
Dupin wird mit Sirenen und Priesterinnen konfrontiert. Er begibt sich in eine Sagenwelt.
Dabei kann er in diesem Band nicht auf das nie endende Wissen von Nolwenn zurückgreifen. Die befindet sich auf einem Segeltrip in der Karibik.
Aber sonst ist die gewohnte Mannschaft vor Ort.

Kommissar Dupin ist mir vom 1. Band an sympathisch.
Er liebt gutes Essen und gute Getränke.
Er braucht seinen Kaffee wie die Luft zum atmen.
Wenn er an einem Fall arbeitet, ist er wie besessen.
Er muss den Täter finden, und zwar schnell.

Auch im 13. Band kommt die Kulinarik nicht zu kurz. Was wäre Dupin ohne gutes Essen und einen guten Wein.
Jean-Luc Bannalec wird nicht müde, die schöne und zum Teil raue Landschaft der Bretagne zu beschreiben. Dazu kommen noch Fabelwesen und Mythen.

Jean-Luc Bannalec überzeugt mich immer wieder mit seinem lockeren Schreibstil.
Land und Leute beschreibt er ausführlich, seine Liebe zur Bretagne kann man auf jeder Seite spüren.
Die Genüsse der Bretagne bringt er seinen Leser*innen immer wieder gekonnt näher.
Auch der 13. Band der Dupin Reihe hat mich wieder einmal begeistert und ich hoffe, dass es noch viele weitere Bände mit dem sympathischen Kommissar geben wird.

Hast du Zeit?

Andreas Winkelmann
Thriller
409 Seiten
erschienen im Rowohlt Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Thriller

Klappentext:
Die Zeit, sie verrinnt uns zwischen den Fingern. Sie wird uns gestohlen. Wir verschwenden sie. Was, wenn jemand bereit ist, für dieses kostbare Gut zu töten?
Meine Liste wird immer länger …
Darauf stehen Menschen. Menschen wie du. Ihr alle habt mir etwas genommen.
Ihr wisst es nicht, aber ich werde euch finden. Euch jagen, ohne Gnade. Du fragst dich, warum?
Genau das ist das Problem. Ihr alle seid achtlos, rücksichtslos. Und dafür müsst ihr bezahlen.
Mit dem Kostbarsten, was ihr habt. Auch du könntest auf dieser Liste stehen, ohne es zu wissen.
Und deine Zeit läuft ab …

„Hast du Zeit?“, ist der neue und spannende Thriller von Andreas Winkelmann.
Die Krankenschwester Conny Goldmann hat Angst. Sie fühlt sich verfolgt.
Ihre beste Freundin und Kollegin Michelle Burghardt hat ihr angeboten, ihren Vater, um Hilfe zu bitten, obwohl sie so gut wie keinen Kontakt zu ihrem Vater hat.
Erik Grotheer, der Vater von Michelle, ist pensionierter Polizist der Bundestagspolizei.
Doch bevor er Conny helfen kann, wird sie ermordet.

Felicitas Möller ist Schornsteinfegerin. Auf dem Weg zum nächsten Kunden ruft sie ihre Lebenspartnerin Lilly an. Lilly muss mit anhören, wie ihre Partnerin mitten am Tag entführt wird.
Die Polizei findet keine Spur von ihr.

Die Polizei kommt weder im Mordfall Conny Goldmann noch im Entführungsfall Felicitas Möller weiter.

Erik Grotheer versucht in dem Mordfall eine Spur zu finden und stößt auf unglaubliche Zusammenhänge.

Das sind die groben Umrisse des Plots.
Mehr möchte ich auch nicht verraten, das müsst ihr selber lesen.

Nach ein paar Seiten ist man mitten in der Geschichte und es wird auch schon spannend.
Die Spannung steigert sich aber von Kapitel zu Kapitel.
Die Kapitel, in denen man verschiedenen Personen im Wechsel folgt, sind recht kurz. Das führt dazu, dass man immer weiterlesen muss. Man will wissen wie es weitergeht.
Andreas Winkelmann versteht es einfach sehr gut Spannung zu erzeugen.
Seine Protagonisten sind recht unterschiedlich. Gut und Böse ist oft nicht zu unterscheiden.
Natürlich lässt Andreas Winkelmann auch den Täter zu Wort kommen. Er erzählt aus seinem Leben. Wer es ist beliebt bis zum Ende ein Geheimnis.

Andreas Winkelmann lässt seine Leser*innen bei „Hast du Zeit?“ in die Abgründe der menschlichen Seele schauen.
Die Kapitel des Täters, die wieder zwischendurch eingestreut werden, erzeugen eine düstere Stimmung.

Für mich ist „Hast du Zeit?“ wieder ein hervorsagender und spannender Thriller, so wie ich sie gerne lese.

Bleib

Adeline Dieudonné
Roman
247 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem Französischen von Sina de Malafosse
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Eine Liebe und ein Abschied für immer

Klappentext:
Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet in den französischen Alpen. Doch mit einem Mal ist er tot. Außer sich vor Schmerz bleibt die Erzählerin mit seinem Körper zurück. In den Tagen, die folgen, weicht sie ihm nicht von der Seite. Schläft bei ihm, spricht mit ihm, fährt mit ihm auf dem Rücksitz durch die Berge. Und sie beginnt, seiner Ehefrau zu schreiben. In den Briefen erzählt sie die Geschichte einer großen Liebe und die Geschichte einer Frau, die lernt, selbstbestimmt zu leben.

„Bleib“ von

Klappentext:
Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet in den französischen Alpen. Doch mit einem Mal ist er tot. Außer sich vor Schmerz bleibt die Erzählerin mit seinem Körper zurück. In den Tagen, die folgen, weicht sie ihm nicht von der Seite. Schläft bei ihm, spricht mit ihm, fährt mit ihm auf dem Rücksitz durch die Berge. Und sie beginnt, seiner Ehefrau zu schreiben. In den Briefen erzählt sie die Geschichte einer großen Liebe und die Geschichte einer Frau, die lernt, selbstbestimmt zu leben.

„Bleib“ von Adeline Dieudonné ist ein Liebesroman und ein Roeatrip.

Der Plot klingt etwas schräg. Es ist aber ein berührender Liebesroman und ein Abschiednehmen.

Als die Frau ihren Geliebten tot im Bett findet, ist sie bestürzt. Wählt keinen Notruf, holt keinen Arzt. Sie möchte ihren Geliebten noch eine Zeit für sich.
Anstatt M. zu beerdigen, beschließt die Protagonistin, ihn mit auf die letzte Reise zu nehmen. In einem klapprigen Auto, mit dem Toten auf dem Rücksitz, fährt sie durch Frankreich. Unterwegs begegnet sie skurrilen Gestalten, erlebt absurde Situationen und kämpft mit ihren eigenen Gefühlen. Die Erinnerungen an M. und die Trauer über seinen Tod holen sie immer wieder ein.
Die Namen der Protagonisten werden nie genannt. Für den Namen des Mannes steht immer M.

Ich bin eigentlich kein Freund von Briefromanen. Hier in der Geschichte passt es aber und hat mir gut gefallen.

Abgründig, zärtlich und humorvoll, so lässt sich Adeline Dieudonnés Roman „Bleib“ in wenigen Worten beschreiben.
Der Schreibstil der Autorin hat mich gefesselt. Der Roman ist voller Liebe, er ist traurig und gleichzeitig humorvoll.

„Bleib“ ist ein Roman über eine Liebe und ein Abschiednehmen den ich gerne gelesen habe.

ist ein Liebesroman und ein Roeatrip.

Der Plot klingt etwas schräg. Es ist aber ein berührender Liebesroman und ein Abschiednehmen.

Als die Frau ihren Geliebten tot im Bett findet, ist sie bestürzt. Wählt keinen Notruf, holt keinen Arzt. Sie möchte ihren Geliebten noch eine Zeit für sich.
Anstatt M. zu beerdigen, beschließt die Protagonistin, ihn mit auf die letzte Reise zu nehmen. In einem klapprigen Auto, mit dem Toten auf dem Rücksitz, fährt sie durch Frankreich. Unterwegs begegnet sie skurrilen Gestalten, erlebt absurde Situationen und kämpft mit ihren eigenen Gefühlen. Die Erinnerungen an M. und die Trauer über seinen Tod holen sie immer wieder ein.
Die Namen der Protagonisten werden nie genannt. Für den Namen des Mannes steht immer M.

Ich bin eigentlich kein Freund von Briefromanen. Hier in der Geschichte passt es aber und hat mir gut gefallen.

Abgründig, zärtlich und humorvoll, so lässt sich Adeline Dieudonnés Roman „Bleib“ in wenigen Worten beschreiben.
Der Schreibstil der Autorin hat mich gefesselt. Der Roman ist voller Liebe, er ist traurig und gleichzeitig humorvoll.

„Bleib“ ist ein Roman über eine Liebe und ein Abschiednehmen den ich gerne gelesen habe.