Arrivederci Jesolo

Nadia Weiss
Kriminalroman
214 Seiten
erschienen im Gmeiner Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar


Der perfekte Urlaubskrimi

Klappentext:
Ein heißer Sommertag in Jesolo Pineta. Urlauber plantschen im Meer, nur abgelenkt durch die Rufe der Gelati-Verkäufer. Nichts deutet darauf hin, dass nur einen Steinwurf vom Strand entfernt ein Mord geschehen ist. Der Tote ist der Star der diesjährigen Kunstbiennale im nahen Venedig. Die ehrgeizige Journalistin und Ex-Miss-Jesolo, Ambra Santoro, nimmt die Fährte auf, die direkt in das Herz der Lagune führt. Denn in der glamourösen Welt der Schönen, Reichen und Kunstsinnigen ist nichts so, wie es scheint.

„Arrivederci Jesolo“ von Nadia Weiss ist ein perfekter Krimi für den Urlaub.
Die Autorin entführt die Leser*innen an die Adriaküste in das schöne Urlaubsparadies Jesolo. Doch ganz so paradiesisch wird es nicht. Gleich zu Beginn wird ein Toter in einer Hüpfburg gefunden. Bei den Toten handelt es sich um den Star der diesjährigen Kunstbiennale im nahen Venedig.
Commissario Vialli übernimmt die Ermittlungen. An seiner Seite ist oft die Journalistin und Ex-Miss-Jesolo, Ambra Santoro zu finden. Gemeinsam decken sie ein Doppelleben des Künstlers auf. Auch gibt es bald Vermutungen wer der Täter sein kann. Doch die Beweise fehlen.

Nadia Weiss hat mit „Arrivederci Jesolo“ den perfekten Krimi für entspannte Stunden veröffentlicht. Der italienische Flair, die schöne Umgebung und die Touristenströme bringen einen beim Lesen richtig in Urlaubsstimmung.
Aber „Arrivederci Jesolo“ ist ein Krimi und lässt die Leser*innen bei den Ermittlungen von Commissario Vialli teilhaben.
Die Charaktere sind facettenreich und werden gut beschrieben. Schnell lernt man die zwei Seiten des Künstlers kennen und fragt sich, wer und von welcher seiner beiden Seiten hat ihn ermordet.

Nadia Weiss erzählt die Geschichte mit Spannung aber auch mit Humor, was eine gute Kombination für einen Urlaubskrimi ist.

So ist auch die Atmosphäre der Geschichte zum größten Teil entspannt.
Der Schreibstil von Nadia Weiss ist flüssig und gut verständlich.

„Arrivederci Jesolo“ ist ein Krimi zum einfach mal wegschmökern. Ich habe das Buch an einem Nachmittag gelesen.

Die Garnett Girls

Georgina Moore
Roman
411 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Übersetzt aus dem Englischen von Pauline Kurbasik
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar


Der ideale Sommerroman

Klappentext:

Margos und Richards Liebesgeschichte war verboten und leidenschaftlich. Als sie zerbrach, schloss sich Margo im Schlafzimmer ein und überließ ihre drei jungen Töchter sich selbst. Jahre später unterhält die charismatische Margo Garnett Liebhaber und Freunde in ihrem Cottage auf der Isle of Wight und weigert sich, jemals über ihre schmerzhafte Vergangenheit zu sprechen.

Doch ihr Schweigen verhindert, dass ihre nun erwachsenen Töchter endlich ihr Glück finden können. Rachel möchte mit ihrer Familie nach London zurückkehren, wird aber von der Verantwortung für ihr geliebtes, aber langsam verfallendes Familienhaus als Geisel gehalten. Die verträumte Imogen fühlt sich unter Druck gesetzt, ihren netten und rücksichtsvollen Verlobten zu heiraten, obwohl ihr Leben sie in eine andere Richtung zieht. Und die wilde, leidenschaftliche Sasha wird von einem Geheimnis belastet, dass die Garnett Girls in ihren Grundfesten erschüttern könnte.

„Die Garnett Girls“ ist der Debütroman von Georgina Moore.

Margo und Richard galten als Traumpaar auf der Isle of Wight. Ihre Partys waren beliebt. Doch dann hat Richard plötzlich Margo und seine drei Töchter verlassen. Margo war am Boden zerstört und hat sich für lange Zeit in ihr Zimmer eingeschlossen. Die Mädchen waren sich selbst überlassen und auf die Hilfe der Freunde angewiesen.
Als Margo wieder aus ihrem Mauseloch hervorkroch durfte niemand mehr den Namen Richard erwähnen.

Als die drei Mädchen dann erwachsen waren, hängt ihnen das Trauma der Mutter immer noch nach. Keine der drei ist fähig dazu sich frei zu entfalten.
Margo selbst gibt weiterhin eine Party nach der anderen und mischt sich aus ständig in das Leben ihrer Töchter ein.

Imogen schreibt mittlerweile erfolgreich Theaterstücke. Sie ist mit dem älteren William verlobt, aber die große Liebe ist es nicht.
Rachel führt die perfekte Ehe. Sie leibt ihre Kinder sehr. Doch richtig glücklich ist auch sie nicht.
Und Sasha führt zwar für alle ein perfektes Leben, nur ihr Glück hat auch sie nicht gefunden.

Georgina Moore erzählt die Familiengeschichte mit viel Gefühl. Sie zeigt gekonnt auf, wie sich Probleme auf die nächste Generation übertragen können. Was du deinen Kindern vorlebst, dass werden sie weiterführen. Die drei Mädchen suchen in ihren Partner immer einen Ersatz für den früh verschwundenen Vater. Aber auch die Angst wieder verlassen zu werden ist immer gegenwärtig.

Die Charaktere werden von Georgina Moore sehr gut beschrieben. Ich konnte jedes der Mädchen gut verstehen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich.

„Die Garnett Girls“ ist eine unterhaltsame und fesselnde Familiengeschichte, die ich recht schnell gelesen habe.

Die Frauen von Château Blanc

Silke Ziegler
Roman
400 Seiten
erschienen im Grafit Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar


Fünf Frauen, fünf Generationen

Klappentext:
Florence kehrt mit ihrer Tochter Ambre aus dem mondänen Paris in ihren Heimatort Sète in Südfrankreich zurück. Gemeinsam beziehen die beiden die »Rosenvilla«, einen Anbau auf dem Weingut der Familie, das Florence Mutter, Großmutter und Urgroßmutter gemeinsam verwalten. Der Neubeginn fällt allen schwer, die unterschiedlichen Charaktere der fünf Frauen machen das Zusammenleben der Generationen nicht einfacher. Immer wieder hadert Florence mit ihrer Entscheidung. Wird Ambre ihr den Umzug aufs Land jemals verzeihen? Welches Geheimnis hütet Florence‘ Mutter? Erst als Uroma Antoinette beginnt, von ihrer tragischen Vergangenheit in der französischen Résistance zu erzählen, erkennt Florence langsam, worauf es im Leben wirklich ankommt

„Die Frauen von Château Blanc“ von Silke Ziegler ist ein Roman, der seine Leser*innen nach Südfrankreich führt, bis hin zu der Zeit der Résistance.
Die Autorin hat mich schon mit vielen Geschichten aus unterschiedlichen Genre begeistert. Auf den neuen Roman habe ich mich schon gefreut.

Zu Beginn lernen die Leser*innen Florence kennen. Sie lebt mit ihrer Tochter Ambre in Paris. Als die Affäre mit ihrem Chef endet, ist sie gezwungen ihre Arbeitsstelle zu verlassen. Mit großen Bedenken kehrt Florence mit ihrer Tochter in ihr Heimatsort Sète zurück. Dort bezieht sie die Rosenvilla, einen kleinen Anbau auf dem Weingut der Familie. Das Weingut wird von ihrer Mutter, Großmutter und Urgroßmutter verwaltet. Mit Florence und Ambre leben jetzt 5 Frauen aus 5 Generationen auf dem Weingut. Florence fühlt sich zu Beginn nicht wohl auf dem Weingut. Zumal auch der Vater von Ambre im Ort lebt. Auch Ambre hat Probleme mit der neuen Schule.

Silke Ziegler hat mich wieder ganz tief in ihre wunderbare Geschichte eintauche lassen. Die Geschichte hat zwei Zeitebenen. In der Gegenwart verfolgen die Leser*innen dem Leben auf dem Weingut. Das Zusammenleben der 5 Frauen ist nicht immer leicht. Florence trauert immer noch dem Tod ihres Vaters nach. Sie ist Sozialarbeiterin und die Leser*innen erfahren immer mal etwas von den Fällen, die sie betreut.
Ambre hat Schwierigkeiten in der neuen Schule und auch sonst hat sie die üblichen Probleme eines Mädchens im Teenager alter.

Die zweite Zeitebene führt die Leser*innen zurück in die Zeit des 2. Weltkriegs. Hier erzählt Uroma Antoinette von der französischen Résistance und von ihrem Zutun im Widerstand.

Silke Ziegler erzählt ihre Geschichte gleichzeitig mit Spannung und mit viel Gefühl.
Mich haben beide Erzählstränge sehr angesprochen. Einmal war es schön mitzuerleben, wie die 5 Generationen zusammen leben. Auch die Schicksale der Familien die von Florence betreut werden habe ich mit Interesse verfolgt. Die Erzählung der Uroma von der Résistance haben mich sehr beeindruckt.

Silke Ziegler hat tolle Charaktere ins Leben gerufen. Mir sind die Frauen sehr schnell sympathisch gewesen. Ich bin ihnen mit Freude durch die Geschichte gefolgt.

Der Schreibstil der Autorin ist wie immer flüssig, gut verständlich und fesselnd.

„Die Frauen von Château Blanc“ ist ein Roman, den ich mit großer Freude gelesen habe.


Night Road – Der Sommer unseres Lebens

Kristin Hannah
Roman
529 Seiten
Übersetzt aus dem Amerikanischen Englisch von Gabriele Weber-Jarić
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein Sommer der alles verändert

Klappentext:

Von dem Tag an, als sie sich in der Schule begegnen, sind Lexi und Mia unzertrennlich, so verschieden sie auch sein mögen. Gemeinsam mit Mias Zwillingsbruder Zach verbringen sie einen magischen letzten Sommer, bevor sie auf verschiedene Colleges gehen wollen, bis zu jener Nacht, in der einer von ihnen eine verheerende Entscheidung trifft. Die Familie der Zwillinge wird auseinandergerissen, und Lexi verliert alles. Werden sie einen Weg finden, mit den Folgen dieser Nacht zu leben, oder den Mut, einander zu verzeihen?

„Night Road – Der Sommer unseres Lebens“ ist ein bewegender Roman von Kristin Hannah.

Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge Mia und Zach und Lexi, die neu an die Schule kommt.
Lexi ist in verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen, da ihre Mutter im Gefängnis saß. Nachdem die Mutter gestorben ist, holt eine Tante Lexi in ihr Haus. So geliebt und behütet ist sich Lexi bisher nie vorgekommen.
An der neuen Schule lernt Lexi die schüchterne Mia kennen und bald sind die Mädchen unzertrennlich. Auch Mias Zwillingsbruder Zach gesellt sich dazu und die drei wollen den letzten Sommer, bevor sie auf verschiedene Colleges wechseln, genießen.
Die drei schwören sich immer zusammenzuhalten und sich nicht aus den Augen zu verlieren. Doch der Schwur hält nicht lange. In einer Nacht passiert etwas, was zu einer Entscheidung führt, die ihr Leben verändert.

„Night Road – Der Sommer unseres Lebens“ nimmt die Leser*innen mit in diesen Sommer. Man erlebt, wie die drei Jugendlichen zusammenfinden und wie eine falsche Entscheidung sie wieder auseinanderdriften lässt.

Die Charaktere sind gut gezeichnet und die drei Jugendlichen sind mir sympathisch. Auch die restlichen Protagonisten lernt man gut kennen. Vor allem Jude, die Mutter der Zwillinge. Sie ist eine sehr fürsorgliche Mutter, die wir jetzt in einer schweren Stunde kennenlernen.

Erzählt wird die Geschichte zum größten Teil aus der Perspektive von Lexi erzählt. Die Stimmung in dieser Geschichte ist am Anfang unbeschwert, vermittelt Freiheit und Lebenslust. Doch je weiter man ließt, um so mehr verändert sich die Stimmung. Die Geschichte wird traurig, sogar Hass ist zu spüren. Ich habe immer wieder auf ein klärendes Gespräch gehofft und auf ein Verzeihen. Ob es dazu kommt, dass müsst ihr selber lesen.

Kristin Hannah ist eine meisterhafte Erzählerin. Ihr Schreibstil ist Locker, gut verständlich und flüssig.
Die Autorin hat mich schon mit vielen Romanen erfreut.
Sie versteht es ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Ihre Geschichten sind lebendig und emotional.

Ich freue mich immer wieder, wenn ich ein neues Buch der Autorin in Händen halten darf.

Die Bucht

Liz Webb
Roman
375 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Übersetzt aus dem Englischen von Sabine Thiele
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar


Geheimnisvoll und mysteriös

Klappentext:
In der Hoffnung auf einen Neuanfang zieht Nancy mit ihrem Mann Calder auf eine kleine Insel vor der Westküste Schottlands. Es fällt ihr jedoch schwer, sich in der kargen Landschaft mit den verschlossenen Bewohnern einzuleben. Und dann wird auch noch ihr größter Alptraum wahr: Sie findet Calders umgestürztes Boot in einer Bucht, sein Körper treibt regungslos im eiskalten Wasser. Dass er überlebt, gleicht einem Wunder. Doch Calder ist nach diesem Vorfall nicht mehr derselbe. Nancy spürt, dass er etwas vor ihr verbirgt, und sein Verhalten macht ihr Angst. Und als eine Leiche an den Strand gespült wird, weiß Nancy: Ein Neubeginn kann die Vergangenheit niemals völlig auslöschen.

„Die Bucht“ ist ein spannender und geheimnisvoller Roman von Liz Webb.

Nancy und ihr Partner Calder planen einen Neuanfang. Dafür ziehen sie an die Westküste Schottlands, die Heimat von Calder. Das Einleben fällt Nancy nicht leicht, die Landschaft ist karg und das Wasser allgegenwärtig. Zudem sind die Bewohner sehr verschlossen.
Bei einem Sturm gerät Calders Boot zum Kentern und er treibt regungslos im Meer. Sollte das Meer sich Calder holen, wie schon Jahre zuvor seinen Vater? Doch Calder hat Glück und überlebt. Doch nach dem Unfall ist Calder nicht mehr er selbst. Er hat sich sehr verändert und Nancy hat manchmal sogar Angst vor ihm. Auch vieles auf der Insel kommt Nancy seltsam vor. Sie erfährt auch von Calders früherer Freundin Caitlin, sie wird schon seit einiger Zeit vermisst. Doch jedes Jahr trudelt eine Karte bei ihrer Mutter ein. So erfährt Nancy Stück für Stück Dinge aus Calders Leben, die ihr vorher unbekannt waren.

„Die Bucht“ ist ein spannender Roman, fast schon ein Thriller. Liz Webb hat interessante Charaktere zum Leben erweckt. Die Atmosphäre in der Geschichte ist geheimnisvoll und mysteriös. Als Handlungsort hat die Autorin sich eine fiktive Insel ausgedacht. Diese beschreibt sie mit ihrer rauen Landschaft allerdings sehr genau. Auch die Bewohner, es sind nur 83 lernen die Leser*innen gut kennen.
Liz Webb verbreitet eine geheimnisvolle Stimmung, die mir manchmal einen Gänsehautmoment verschafft hat. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gut verständlich und fesselnd. Einmal angefangen, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Liz Webb ist es auch mit ihrem neuen Roman „Die Bucht“ wieder gelungen mich zu begeistern.

Der Junge aus dem Meer

Garrett Carr
Roman
413 Seiten
erschienen im Rowohlt Verlag
Übersetzt aus den Englischen von Katharina Bazum
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein erstaunlicher Debütroman

Klappentext:
In einer kleinen Gemeinde an der Westküste Irlands wird 1973 ein Baby am Strand gefunden. Ambrose, der Fischer, und seine Frau Christine adoptieren den Jungen, der fortan den Namen Brendan Bonnar trägt. Alle sind fasziniert von diesem Kind, dessen Herkunft ein Rätsel ist, und Brendan, der für viele ein Rätsel bleibt, gibt dem vom Sturm der Zeitläufte gebeutelten Dorf die Hoffnung auf ein gutes Leben zurück. Zwanzig Jahre folgen wir dem Leben der Familie, das geprägt ist von Fürsorge und Schweigen, von der Rivalität der Brüder, von finanziellen Sorgen, aber auch dem Glück, von einer Gemeinschaft getragen zu werden.

„Der Junge aus dem Meer“ von Garrett Carr ist die Geschichte eines Jungen, die Geschichte einer Familie und die Geschichte einer Dorfgemeinschaft.

Fast täglich wird Treibgut an den Strand gespült. Doch als ein Baby in einem Fass an den Strand gespült wird, ist das schon etwas Besonderes. Die Dorfgemeinschaft kümmert sich liebevoll um den kleinen Findling. Jede Familie ist bereit, den Jungen einen Tag zu versorgen. Dann wird der Junge von Christine und Ambrose Bonnar adoptiert. Sie geben dem Baby den Namen Brendan. Die Familie hat schon einen Sohn, Declan. Das Verhältnis zwischen den „Brüdern“ bleibt distanziert. Dafür nimmt die gesamte Dorfgemeinschaft Anteil an der Entwicklung des Kindes.

Garrett Carr erzählt die Geschichte sehr gefühlvoll. Die Charaktere sind recht unterschiedlich und sympathisch. Hier wird, außer stellenweise Brendan, niemand hervorgehoben. Die Dorfgemeinschaft ist ein großes Ganzes und es ist auch immer von Wir die Rede. Der Zusammenhalt der Menschen, die in dem kleinen Dorf an der Westküste Irlands gefällt mir sehr gut. Auch hat man beim Lesen das Gefühlt, dass man selbst in diesem Wir eingeschlossen ist. Man ist nicht nur Beobachter, sondern mitten in der Geschichte drin.

Garrett Carr lässt seine Leser*innen 20 Jahre mit Brendan und der Andengemeinschaft verbringen.
Der Autor erzählt nicht nur von den Veränderungen, die im Laufe der Jahre im Dorf vor sich gehen. Es gibt auch viel Zeitkolorit, wie z. B. der Beitritt in die EWG, was für Bauern und Fischer Veränderungen mit sich brachte.
Es ist interessant zu lesen, dass die Zeit auch in einem kleinen irischen Dorf nicht spurlos vorbeigeht.

Garrett Car hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Immer wieder lockert er die Geschichte mit intelligent eingesetzten Witz auf.

„Der Junge aus dem Meer“ ist der Debütroman von Garrett Carr, ich wünsche mir noch viele solcher Geschichten von diesem Autor.




Lautlose Feinde – Lost in Fuseta

Gil Ribeiro
Kriminalroman
342 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar


Tolle Charaktere, spannende Story

Am Tag vor der Hochzeit von Leander Lost und Soraia wird der Zollbeamte André Bento getötet, als er versucht, die Entführung seiner Enkelin zu verhindern. Das Kind wird befreit, aber die Entführer entkommen. Peu à peu deckt Lost mitten in Portugal ein russisches Spionagenetz auf – mit fatalen Folgen.

In einer berührenden Zeremonie geben sich Leander und Soraia endlich das Ja-Wort, und die Hochzeit im kleinen Kreis endet in einem Straßenfest in den Gassen Fusetas. Parallel dazu trifft Victor Fjodorow, Oberst des russischen Auslandsgeheimdienstes, in Portugal ein – mit einer hochriskanten Mission im Gepäck. Nur wenn diese gelingt, wird seine Tochter aus einem sibirischen Gefängnis entlassen. Außerdem findet sich mit Michael Learner ein hochrangiger US-Militär in Faro ein. Er hat einen Koffer bei sich, den er nicht aus den Augen lassen darf.

Leander Lost bemüht sich fieberhaft, die Motive für Bentos Mord aufzuklären. Denn es werden zwei weitere Menschen, die untereinander und mit Bento in Verbindung standen, ermordet. Dabei stößt das Team auf ein russisches Spionagenetz, das bis jetzt »geschlafen« hat. Es stellt sich heraus, dass ein »Sandmann« dieses Netz allmählich ausschaltet. Als die Ermittlungen zu Victor Fjodorow führen, verübt der Sandmann einen Anschlag auf Lost und trifft Soraia. Die Ärzte geben ihr keine Chance.

„Lautlose Feinde“ ist der 7. Band der Leander Lost Reihe von Gil Ribeiro.

Die Krimireihe besticht durch ihre interessanten Protagonisten.

Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg kam vor einigen Jahren im Rahmen eines Austauschprojekts zur Polizei nach Fuseta.
Mittlerweile ist er fester Bestandteil des Teams unter der Leitung von Sub-Inspektorin Graciana Rosado.
Sein Markenzeichen schwarzen Anzug, weißes Hemd, schwarze Lederkrawatte und Espadrilles
Lost ist Asperger Autist, sehr geradlinig, kann schwer Gefühle zeigen und ist für mich einer der interessantesten Charaktere, den die Krimiwelt hergibt. In diesem Band wagt er den Schritt und heiratet seine Soraia.

Seine Kollegen Graciana Rossado und Carlos Esteves gefalle mir auch sehr gut.
Auch der Umgang miteinander, wie sie auf Leander Lost eingehen, wenn auch manchmal mit einem Augenrollen gefällt mir gut.

Der etwas extravagante Miguel Duarte gefällt mir auch gut. Nachdem er angeschossen wurde und seinen Kollegen für ihn da waren, hat sich sein Verhalten etwas geändert.

Der Fall ist sehr spannend erzählt. Der Zollbeamte André Bento wurde getötet und seine Enkelin entführt. Wie die Entführung mit dem Mord zusammenhängt, ist erst einmal unklar. Doch Leander Lost wägt verschiedene Szenarien ab und zieht letztendlich die richtigen Schlüsse.
Am Anfang gibt es ein Personenverzeichnis von den Personen, die in Verbindung mit dem Fall stehen. Denn nicht jeder ist der, für den er sich ausgibt.

Auch privat macht Leander einen großen Schritt. Soraia und Leander heiraten. Doch bald schon muss er Angst haben Soraia schon wieder zu verlieren.
Gil Ribeiro versteht es Spannung zu erzeugen und sie über die gesamte Story zu halten.
Auch bei diesem Band steigert er die Spannung am Ende wieder ins Unermessliche. Aber auch der Humor fehlt in diesem Buch nicht und dazu kommt noch einiges an portugiesischem Lokalkolorit.
Der Schreibstil des Autos ist flüssig, gut verständlich und vor allem fesselnd.
Es war schwer das Buch auch nur für kurze Zeit aus der Hand zu legen.
Ich habe es in zwei Abenden verschlungen.
Jetzt heißt es wieder warten, bis hoffentlich der 8. Band der erfolgreichen Krimireihe erscheinen wird.

Der Wolf von Hamburg

Jürgen Ehlers
Thriller
314 Seiten
erschienen bei BoD
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Jürgen Ehlers für das Rezensionsexemplar


Spannender und atmosphärischer Thriller

Klappentext:
MORD! Das erste Opfer ist eine Frau mit durchgebissener Kehle, angeblich getötet von einem Wolf. Hauptkommissar Bernd Kastrup kennt die Tote nicht. Aber warum liegt sie vor seiner Haustür? Gesa, eine Frau, mit der er vor langer Zeit ein Verhältnis hatte, bittet ihn um Hilfe. Ihr Mann ist aus dem Gefängnis entlassen, und er bedroht sie und ihre Tochter. Kastrup bringt Gesa kurzerhand bei sich unter. Aber er weiß: Es gibt einen Zusammenhang mit dem ‚Wolf‘. Da verschwindet Gesas Tochter.

„Der Wolf von Hamburg“ ist ein fesselnder und atmosphärischer Thriller von Jürgen Ehlers.

Vor der Haustür von Hauptkommissar Bernd Kastrup liegt eine ihm unbekannte tote Frau. Sie weist etliche Bisswunden auf und hat einen Zettel in der Hand auf dem steht „WOLF“. Auch ein Anrufer behauptet in Hamburg einen Wolf gesehen zu haben. Ist der Wolf wirklich in Hamburg unterwegs? Oder soll hier ein Mord vertuscht werden, indem er so aussieht als wäre die Frau von einem Wolf angefallen worden.
Hauptkommissar Bernd Kastrup und seine Kollegen Alexander Nachtweyh und Vincent Weber vom LKA Hamburg nehmen sich dem Fall an.
Gleichzeitig wird Kastrup von Gesa, mit der er einmal ein Verhältnis hatte um Hilfe gebeten. Gesa und ihre Tochter werden von Gesas Mann bedroht. Auch hier will Kastrup helfen und nimmt die Tochter erst einmal bei sich auf. Doch dann verschwindet das Mädchen.

Jürgen Ehlers hat mich mit „Der Wolf von Hamburg“ begeistert. Seine Charaktere sind facettenreich und lebendig. Sie werden auch gut beschrieben, man kann sie sich sehr gut vorstellen. Auch die Handlungsorte werden gut beschrieben

Der Autor baut sehr schnell Spannung auf, die er im Laufe der Geschichte immer mehr steigert. Sein Schreibstil ist atmosphärisch, locker und leicht verständlich. Die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin.

Jürgen Ehlers erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Hier kommen die Ermittler, genauso wie die Opfer oder der Täter zu Wort. Das führt dazu, dass man den Charakteren sehr nahekommt. Beim Lesen hatte ich schon den einen oder anderen Gänsehautmoment.

Immer wieder habe ich mich gefragt, was es mit dem Wolf auf sich hat. Habe mit gerätselt und mich gefragt, wie alles zusammenhängt.
Am Ende wird alles zur vollsten Zufriedenheit aufgeklärt. Bis dahin ist es aber ein sehr spannendes Lesevergnügen.

Montmartre – Licht uns Schatten

Marie Lacrosse
Historischer Roman
585 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Marie Lacrosse und an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar


Die Anfänge von Montmartre

Klappentext:
Paris im Sommer 1866: Elise Lambert und Valérie Dumas werden am selben Tag geboren. Sonst haben die beiden Mädchen nicht viel gemeinsam. Elise, Tochter einer einfachen Wäscherin, wächst in Armut auf dem Hügel von Montmartre auf. Valérie hingegen ist die Tochter eines wohlhabenden Kunsthändlers vom Boulevard de Clichy. In einer Zeit, in der Frauen kaum Möglichkeiten haben, hegen die beiden große Träume. Valérie ist eine begnadete Malerin, die es an die Kunstakademie schaffen möchte, wo auch Toulouse-Lautrec und van Gogh studieren. Elise dagegen möchte als Tänzerin in den schillernden Varietés von Montmartre berühmt werden. Schicksalsschläge und die Liebe stellen beide vor ungeahnte Herausforderungen, doch die jungen Frauen kämpfen für ihr Glück.

„Montmartre – Licht uns Schatten“ ist der 1. Band der Montmartre-Saga von Marie Lacrosse.
Die Autorin hat mich schon mit einer ganzen Reihe von Büchern gegeistert. Auf das neue Werk habe ich mich schon lange gefreut.

Schon wenn man das Buch in der Hand hält, ahnt man, dass einen großes erwartet.

Marie Lacrosse entführt ihre Leser*innen nach Paris, genauer gesagt nach Montmartre. Dieser Teil von Paris, entfaltet sich gerade zu dem Montmartre, von dem heute oft gesprochen wird. Immer mehr Maler lassen sich dort nieder, eröffnen ihr Atelier. So gibt es auch immer mehr junge Frauen, die sich als Model zur Verfügung stellen und hoffen, damit ein paar Franc verdienen zu können.

Im Mittelpunkt stehen Elise Lambert und Valérie Dumas. Zwei ganz unterschiedliche junge Mädchen, die aus verschiedenen sozialen Schichten kommen. Eins haben sie gemeinsam, sie sind am gleichen Tag geboren und von derselben Hebamme ans Licht der Welt geholt worden.

Elise Lambert ist als Tochter einer Wäscherin aufgewachsen. Schon früh musste sie mitarbeiten, damit das Geld für sie, ihre Schwester und ihre Mutter reicht. Elise ist fasziniert vom Tanz. Besonders der Can Can hat es ihr angetan. Als sie die Bekanntschaft mit Louise Weber macht, die später als La Goulue eine bekannte Tänzerin in den Varietés wird, möchte Elise auch Tänzerin werden. Doch bis dahin ist es ein steiniger Weg.

Valérie Dumas kommt aus gutem Haus. Ihr Vater ist ein bekannter Kunsthändler. Auch Valérie ist sehr begabt und wünscht sich nichts mehr eine bekannte Malerin zu werden. Doch als Frau ist das so gut wie unmöglich. Aber ihr Vater schafft es, dass Valérie an einer Kunstakademie angenommen wird. Zwar unter bestimmten Voraussetzungen, aber immerhin darf sie dort lernen. Auch Toulouse-Lautrec studiert an der Kunstakademie, die beiden freunden sich an und Toulouse-Lautrec ist Valérie behilflich, wenn sie sich etwas mehr Freiheit bei ihrer sehr strengen Mutter erkämpfen möchte.

Marie Lacrosse beschreibt die Handlungsorte wieder einmal sehr anschaulich. In meinem Kopf sind schnell Bilder entstanden. Auch die Protagonisten sind sehr facettenreich und lebendig. Als Leser*in begegnet man vielen historischen Persönlichkeiten aus der Welt der Malerei und des Can Cans.

Es ist erstaunlich, dass so berühmte Maler wie z. B. van Gogh es nicht geschafft haben mit ihren Bildern erfolgreich zu werden.
Die Geschichte birgt aber noch viel mehr. Als Leser*in erfährt man auch etwas vom Bau des Eiffelturms und lernt Gustave Eiffel kennen. Auch der bis dahin nicht erfolgreiche Bau des Sueskanal, bei dem Gustave Eiffel die letzte Rettung zum Erfolg sein sollte, wird angerissen.

Marie Lacrosse hat einen flüssigen, gut verständlichen und fesselnden Schreibstil. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Im Anhang gibt die Autorin den Leser*innen noch einige interessante Details mit auf den Weg.

Ich habe zu Beginn gesagt, man ahnt, dass einen großes erwartet. Und so ist es auch. Die Geschichte ist so vielseitig und voller interessanten Informationen, dass die 600 Seiten wie im Flug vorbeirauschen.

„Montmartre – Licht uns Schatten“ ist ein großartiger historischer Roman, den ich mit großer Freude gelesen habe. Ich bin jetzt schon sehr auf die Fortsetzung „Montmartre – Traum und Schicksal“ gespannt, der am 12.11. erscheinen soll.

Verlorene Provence

Pierre Lagrange
Kriminalroman
316 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar


Wie immer spannende Unterhaltung der Extraklasse

Klappentext:
Frühling in Südfrankreich: Während in Cannes die glamourösen Filmfestspiele stattfinden, finden einige internationale Stars auch ins Hinterland der Provence, um ein Remake des französischen Thriller-Klassikers »Die Mörderischen« zu drehen. Als einer der Hauptdarsteller vor laufender Kamera erschossen wird, mogelt sich der pensionierte Commissaire Albin Leclerc mitsamt seinem Mops Tyson in die Ermittlungen. Die Zahl der Verdächtigen ist groß, denn scheinbar jeder hat ein Motiv, vom eifersüchtigen Schauspieler über den rivalisierenden Regisseur bis zum undurchsichtigen Produzenten. Als ein weiterer Mord geschieht, ist klar: Ein Killer ist am Set – und er ist noch nicht fertig.

„Verlorene Provence“ ist bereit der 12. Band der Reihe mit Commissaire Leclerc
von Pierre Lagrange.

Der Autor lässt seine Leser*innen wieder in die Provence reisen.
Er beschreibt die Orte und die Liebe der Menschen zu ihrer Heimat sehr stimmungsvoll.

Commissaire Leclerc ist mittlerweile im Ruhestand, kann aber das Jagen nicht lassen. So drängt er sich seinen ehemaligen Kollegen mehr oder weniger als Berater auf.
Seine Kollegen, vor allem Castel und Theroux wissen aber, was sie an Leclerc haben.
Seine Erfahrung, seine Hartnäckigkeit und seine Kombinationsgabe lassen ihn auch oft seinen Kollegen einen Schritt voraus sein. Dabei riskiert er nicht selten sein Leben.

Ich finde Albin Leclerc einen tollen Charakter. Er ist etwas kauzig aber durchaus sympathisch und liebenswert, auch wenn er Gefühle nicht offen zeigen kann. Er beißt sich immer richtig fest, wenn er ermittelt. Vergisst sogar manchmal die Einkäufe, die ihm seine Frau Veronique aufträgt.
Wenn er Zwiegespräche mit seinem Mops Tyson hält, muss ich immer schmunzeln.

Auch die eigentlichen Ermittler gefallen mir gut. Die Polizisten Theroux und Castel, bei Theroux kommt es einem immer so vor als stehe er auf der Leitung.
Es ist zum Schmunzeln, wenn die beiden genervt die Anrufe von Leclerc ignorieren und dieser immer wieder einen Weg findet, um an Informationen aus erster Hand zu kommen.

Der Fall ist äußerst spannend. Während der Dreharbeiten des Thriller-Klassikers „Die Mörderischen“ wird bei der Probe einer Szene ein Schauspieler erschossen. Wie kam die scharfe Munition in das Gewehr? Die Ermittlungen werden aufgenommen. Albin Leclerc gelingt es als Mittelsmann zwischen Tatort und Polizei zu agieren. Zusätzlich soll er noch einen bekannten Schauspieler, der einen Ex-Kommissaren spielen soll beraten.

Pierre Lagrange erzählt sehr lebendig, sein Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Der Spannungsbogen zieht sich über das gesamte Buch. Seine Charaktere, die man ja schon gut kennt, sind sympathisch und lebendig. Ich freue mich bei jedem Band aufs neue sie wieder zutreffen. In diesem Band lässt der Autor seine Leser*innen hinter die Kulissen der Dreharbeiten schauen.

Das Ende ist wie so oft auch in diesem Band noch einmal sehr aufregend und überraschend.
Ich freue mich jetzt schon auf den 13. Fall.
„Schweigende Provence“ soll im September erscheinen.