Die Zuverlässigkeit des Zufalls

Lilli Beck
Roman
380 Seiten
erschienen im Atlantik Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Atlantik Verlag für das Rezensionsexemplar

Blumen und Bücher, was gibt es Schöneres

Im Mittelpunkt steht Nina. Eine junge, sympathischer Frau, die eigentlich mitten im Leben steht. Nur wenn die Trauer um ihre große Liebe sie einholt, ist sie am Boden zerstört.
Nach dem Tod von Ninas Freund Eric, vor 2 Jahren ist Nina wieder zu ihrer Mutter gezogen, um nicht alleine zu sein. Nina ist gelernte Buchhändlerin und arbeitet im Blumenladen ihrer Mutter. Sie hat gelernt schöne Sträuße zu binden. Wie der Zufall so will, ist neben dem Blumenladen ein weiterer Laden frei geworden und da befindet sich jetzt Ninas Buchgeschäft. Buch & Blume findet großen Gefallen bei den Kunden.
Eines Tages liefert Nina drei wohlriechende Sträuße an einen älteren Herrn. Erst nach langem klingeln öffnet er mürrisch die Tür. Als Nina erkennt, wer der ältere Herr ist, ahnt sie noch lange nicht welchen Einfluss das auf ihr weiteres Leben haben wird.

„Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ ist ein zeitgenössischer Roman um Trauer, Verlust, Loslassen und Liebe.
Lilli Beck hat mich schon mit zahlreichen historischen und zeitgenössischen Romanen begeistert. Auf ihr neues Werk habe ich schon mit Sehnsucht gewartet.

Lilli Beck erzählt die Geschichte warmherzig und mit sehr viel Gefühl. Die Autorin verarbeitet die Themen Trauer, Verlust und Loslassen in dieser Geschichte. Nina, deren große Liebe vor 2 Jahren gestorben ist kann nicht loslassen. Manchmal, vor allem in der Nacht überfällt sie die Trauer und sie kann nicht aufhören zu weinen. Durch eine Selbsthilfegruppe kommt sie auf die Idee, ihre Erinnerungen an die Zeit mit Eric aufzuschreiben. So erleben die Leser*innen die Zeit von Eric und Nina mit.
Aber auch die Gegenwart erleben die Leser*innen hautnah mit. Wie sich ganz langsam, wie ein kleines Pflänzchen das gehegt und gepflegt werden will, eine neue Liebe entwickelt.

Lilli Beck hat wunderbare Charaktere für diese Geschichte ins Leben gerufen. Nina war mir ganz schnell ans Herz gewachsen und nach ein paar Kapiteln war es, als würde ich sie schon ewig kennen. Auch die anderen Charaktere waren liebenswert. Den mürrischen älteren Herrn, dem Nina Blumen geliefert hat entpuppt sich auch als ein Charakter, der die Geschichte bereichert.

Lilli Beck hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil, der mich auch bei dieser Geschichte wieder gefesselt hat.
Die Autorin beschreibt die Orte so, dass man direkt Bilder im Kopf hat. Besonders das Geschäft von Nina und ihrer Mutter Buch & Blume.
Ich stelle mir das wunderschön vor, auf der einen Seite der Duft von schönen Blumen und auf der anderen Seite der Geruch frisch gedruckter Bücher. Ein Laden, in dem ich bestimmt öfter zu finden wäre.

Mit „Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ hat mir Lilli Beck wieder wunderschöne Lesestunden geschenkt. Ich bin ganz tief in die Geschichte eingesunken und habe mit Nina gelitten und mich mit Nina gefreut.

Die Schanze

Lars Menz
Thriller
304 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar

Eine böse Vergangenheit kommt zum Vorschein

Klappentext:
Ein nächtliches Dorf, nur die beleuchtete Skischanze ragt empor. Mit einem elektrischen Viehtreiber wird ein Mann zur Schanze getrieben. Am höchsten Punkt stößt ihn sein Peiniger hinab, ein Seil um den Hals.

Als Ellen den Toten an der Schanze hängen sieht, erstarrt sie in Panik. Sie kennt das Opfer. Erst vor kurzem ist sie in den Ort ihrer Kindheit am Rande der Alpen zurückgekehrt. Ein schreckliches Verbrechen zwang Ellen vor vielen Jahren zur Flucht. Der grausame Fund reißt die alte Wunde wieder auf. Ist es Zufall, dass der Mord ausgerechnet jetzt geschieht? Wie lange dauert es, bis jemand erkennt, dass Ellen das stärkste Motiv hat?

„Die Schanze“ ist ein spannender Thriller von Lars Menz.

Ellen hat sich von ihrer Schwester Saskia beeinflusst, entschieden nach vielen Jahren wieder in ihren Heimatort zurückzukommen und die Hausarztpraxis von Dr. Schwarz zu übernehmen. Warum Ellen ihr Heimatort damals verlassen hat, bleibt erst einmal im Dunklen.
Als Dr. Schwarz zum Übergabetermin nicht erscheint, geht Ellen erst einmal eine Runde Joggen. Da sieht sie einen Mann an der Schanze hängen, ein Seil um den Hals. Plötzlich ist die Vergangenheit wieder gegenwärtig.
Die Geschichte wird immer wieder durch Eindrücke der Vergangenheit unterbrochen und bald können sich die Leser*innen ein Bild von den Umständen machen und verstehen, warum Ellen ihr Heimatort verlassen hatte. Aber man muss auch den Schluss ziehen, dass Ellen ein starkes Motiv hat, die Täterin zu sein.

Lars Menz lässt gleich zu Beginn Spannung aufkommen, die sich über das gesamte Buch zieht. Die Stimmung ist erdrückend und düster. Mir sind immer wieder Schauer über den Rücken gelaufen.
Dazu passt das Setting hervorragend, hohe Berge und tiefe Abgründe.
Die Charaktere sind gut beschrieben. Ellen war mir schnell sympathisch. Die Dorfbewohner kommen erst langsam und nach und nach zum Vorschein. Es ist eine verschwiegene Gemeinschaft. Doch beim Lesen spürt man, dass alle etwas verschweigen.

Der Schreibstil von Lars Menz ist flüssig und gut verständlich und vor Allem fesselnd. Ich konnte das Buch bald nicht mehr aus der Hand legen.

„Die Schanze“ ist das Thriller-Debüt von Lars Menz und ich würde sagen, bestanden bitte mehr davon.

Niemannswelt – Als ich mich verlor, habe ich dich gefunden

Carina Bartsch
Roman
erschienen im Schandtaten Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank am Mainwunder für das Rezensionsexemplar

Kann man sich eine Welt ohne Männer vorstellen

Klappentext:
Alaska – Jahr 2196/2197

Wie würde eine Welt aussehen, die von Männern zerstört wurde?

Zoe kennt die Antwort, denn das ist ihre Realität. Nach einer großen, von Männern herbeigeführten Katastrophe haben Frauen die Macht übernommen und die »Niemannswelt« gegründet. Um die Bevölkerung zu schützen, wurden Männern alle Rechte entzogen. Sie leben überwacht und eingesperrt in Laboren, wo sie für unterschiedliche Forschungen herangezogen werden.

Als junge Dozentin arbeitet Zoe an der Universität und lehrt das Fach »Männliche Psychologie«. Ihr Leben läuft rund, bis der Tag kommt, an dem ihre Mutter verstirbt. Die einzige Hinterlassenschaft: Ein rätselhafter Brief. Fast zeitgleich bekommt Zoe einen Job im Labor angeboten. Sie soll Gespräche mit dem Mann führen, der mit niemandem spricht – Flynn. Er ist der erste Mann, dem sie je begegnet. Zoe ahnt nicht, wie sehr diese Begegnung ihr ganzes Leben verändern wird. Ihr Weltbild gerät ins Wanken und Gefühle entstehen, die nicht sein dürfen.

Ist das der Beginn von etwas Großem?

„Niemannswelt – Als ich mich verlor, habe ich dich gefunden“ ist der 1. Band der Niemannswelt Reihe von Carina Bartsch.

Die Geschichte katapultiert die Leser*innen in die Zukunft, genauer in die Jahre 2196/2197.
Im Mittelpunkt steht Dr. Zoe J. Hayes aus deren Perspektive die Geschichte auch erzählt wird.

Die Welt, die Carina Bartsch beschreibt, ist eine Welt ohne Männer. Denn die haben die Welt in eine Katastrophe geführt und seitdem haben die Frauen das Sagen übernommen.
Die Männer wurden verbannt, ihnen wurden alle Rechte entzogen. In einem Labor wird an ihnen geforscht. Die junge Dozentin Zoe unterrichtet an der Universität Männliche Psychologie. Dafür muss sie sich mit einem der männlichen Probanden unterhalten, so lernt Zoe Flynn kennen.
Plötzlich scheint das Bild, dass Zoe von den Männern hat ins Wanken zu kommen. Gefühle entstehen, die nicht entstehen dürfen.

Carina Bartsch beschreibt ihre Welt „Niemannswelt“ sehr anschaulich.
Im ersten Moment des Lesens klingt das fremd. Natürlich kann sich niemand eine Welt ohne Männer vorstellen. Man sollte sich aber auf jeden Fall auf diese Theorie einlassen.
Es werden interessante Fakten in den Raum gestellt. Viele Fragen kommen auf. Die eine Antwort suchen. Einige werden beantwortet, andere bleiben für die nächsten Bände offen.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Zoe mochte ich gleich. Sie ist eine mutige und selbstbewusste Frau, nur Ihrer Frau gegenüber zeigt sie sich irgendwie demütig. Das hat dazu geführt, dass mir ihre Frau nicht so sympathisch geworden ist.
Flynn ist auch ein Charakter, den ich liebgewonnen habe. Er lebt schon 14 Jahre im Labor.
Aus einem Menschen, der sich am Anfang zur Wehr gesetzt hat, ist ein ruhiger und verschwiegener Mann geworden. Doch die Arbeit mit Zoe lässt ihn aufblühen, er erweckt wieder zum Leben. Ein intelligenter Mann kommt zum Vorschein, dem sich Zoe nicht entziehen kann.

Carina Bartsch verwendet eine Sprache, die mich gefangengenommen hat. Mit viel Emotion und wärme erzählt die Autorin die Geschichte. Die „Niemannswelt“ wird beim Lesen zu einer realen Welt. Die geheime Liebesgeschichte lässt einen dahinschmelzen.
Der Schreibstil von Carina Bartsch ist flüssig und gut verständlich.
Auch wenn am Beginn der Geschichte alles fremd ist, wird es nach jeder Seite vertrauter. So hat mich der Sog der Geschichte nach einigen Kapiteln voll erwischt. Ich habe das Buch bald nicht mehr aus der Hand legen können.

Ich bin froh, dass ich mich auf dieses Experiment eingelassen habe. Jetzt freue ich mich schon riesig auf den 2. Band „Niemannswelt – Du, ich und das Universum dazwischen“. Das eBook erscheint am 15. Januar und das Taschenbuch am 1. Februar.

Not your Darling

Katherine Blake
Roman
395 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Astrid Finke
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Der Traum von Hollywood

Klappentext:
Übersprudelnd vor Tatendrang trifft die 20-jährige Loretta 1950 in Los Angeles ein. Sie hat gelernt, dass sie für ihr eigenes Glück sorgen muss. Und sie ist fest entschlossen, ihren Traum wahr werden zu lassen: als Visagistin in Hollywood zu arbeiten.

Bald muss Loretta jedoch erkennen, dass die Stadt der großen Träume jenseits des Scheinwerferlichts vor allem aus klapprigen Kulissen und Männern mit schlechten Manieren besteht. Möglicherweise haben die sich diesmal aber mit der falschen Frau angelegt. Denn die clevere Loretta weiß nicht nur, wie man die richtige Lippenstiftfarbe auswählt. Und sie ist bereit, sich auf ihre ganz eigene Weise zur Wehr zu setzen.

„Not your Darling“ von Katherine Blake führt die Leser*innen nach Hollywood in die 1950er Jahre.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Loretta, aus deren Perspektive die Geschichte auch erzählt wird.
Loretta hat einen Traum, sie möchte Visagistin in Hollywood werden. So ist sie von England nach Amerika gereist. Doch bis nach Hollywood ist es ein weiter Weg und Loretta ist fremd in der Stadt und hat keine Beziehungen.
So arbeitet sie erst einmal in einem Dinner als Bedienung. Dort lernt sie den aufstrebenden Schauspieler Raphael Goddard kennen. Die Beiden beginnen eine Beziehung und Loretta versucht mit Hinterlist in die Filmstudios zu kommen.
Schnell muss sie erfahren, dass die männlichen Hollywoodstars nicht besonders nett zu Frauen sind. Frauen sind nur da um die Männerwelt in Szene zu setzten und ihnen diverse Wünsche zu erfüllen. Aber nicht mit Loretta. Sie weiß, wie sie sich gegen die Männerwelt wehren kann.

Loretta mochte ich recht schnell. Trotzdem erschien sie mir gerade zu Beginn etwas naiv. Vor allem aber ist sie hinterlistig und clever.
Ich habe sie gerne durch die Geschichte begleitet. Man spürt schnell, dass es einen tieferen Grund hat, warum sie ihre Heimat verlassen hat, was auch im Laufe der Geschichte aufgedeckt wird.

Katherine Blake erzählt die Geschichte mit einem Augenzwinkern. Einiges ist überspannt, passt aber gut zu dieser Geschichte.
Die Traumwelt Hollywood wird ganz anders dargestellt als man es sich erträumen würde.
Es sind allerdings die 1950er Jahre und die Autorin bringt die Stellung der Frau doch recht realistisch rüber.
Überhaupt ist die Stellung der Frau ein Thema, dass sich durch die ganze Geschichte zieht.
Da ein Großteil der Geschichte in Hollywood spielt begegnen die Leser*innen auch einigen bekannten Namen. Das macht die Geschichte authentisch.

Katherine Blake hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Manchmal bin ich über Sätze gestolpert, die grammatikalisch nicht richtig waren, was wahrscheinlich der Übersetzung zuzuschreiben ist.

„Not your Darling“ vermittelt den Glamour von Hollywood und lässt die Leser*innen bei wilden Partys Dabeisein. Ich habe das Buch mit Freude gelesen.

„Wintertöchter“ Trilogie – exklusive Gesamtausgabe

Mignon Kleinbek
Familiensaga
1234 Seiten
Erschienen im ‎ pinguletta Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar

Eine wundervolle Saga

Klappentext:
Anna trägt ein Erbe in sich, das einige Frauen in ihrer Familie auszeichnet, eine sehr besondere Gabe! Eine ganz außergewöhnliche und geheimnisvolle Fähigkeit, die ihr Leben bestimmen wird. Eine Begabung, die Fluch und Segen gleichermaßen ist und die das Schicksal von Anna lenken wird. So erleben wir mit, wie Anna langsam vom unbeschwerten Mädchen zur jungen Frau heranwächst und wie ihr das Schicksal, das sie ach so gerne selbst in die Hand nehmen würde, immer wieder entgleitet. Wie sich aus dem Nichts plötzlich alle Pläne ändern und das Leben einen Weg nimmt, den sie sich nie hätte träumen lassen. Es entsteht ein spannungsvoller Perspektivwechsel, der die Handlung vor sich hertreibt und immer wieder für neue Sichtweisen und für nie endende Lebendigkeit sorgt.

Die „Wintertöchter“ Trilogie – exklusive Gesamtausgabe enthält alle 3 Bände der wundervollen Saga von Mignon Kleinbek.

1. Band: Wintertöchter: Die Gabe
2. Band: Wintertöchter: Die Kinder
3. Band: Wintertöchter: Die Frauen

Die Leser*innen lernen Anna schon bei der Geburt kennen. Der Vater verunglückt tödlich, als er sich auf den Weg macht, die Hebamme zu holen.
Bald erkennen die Mutter und die Tante von Anna, dass auch sie die seltene Gabe der Frauen aus der Familie in sich trägt.
Als die Mutter wieder heiratet. wird das Leben von Anna schwierig.
Die Leser*innen begleiten Anna in den ersten beiden Bänden bis ins erwachsenen Alter. Anna heiratet und bekommt selbst zwei Töchter und auch sie haben die Gabe.

Mignon Kleinbek erzählt die Geschichte mit sehr viel Emotion. Ich habe sehr mit Anna gelitten. Nicht selten sind mir Tränen über die Wangen gelaufen. Anna hat eine schwere Kindheit und Jugend. Ihr Stiefvater war mir recht unsympathisch.
Der Umgang mit der Gabe war für Anna nicht einfach. Darüber möchte ich aber nicht mehr verraten.

Die Gesamtausgabe hat den Vorteil, dass man von einem Band direkt in den anderen kommt. Man begleitet Anna von Geburt 1940 bis in die 2000er Jahre.
Es ist schön die Entwicklung von Anna zu erben. Die vielen schwierigen Stunden aber auch das Glück. Nicht zuletzt auch Annas Töchter.

Mignon Kleinbek hat einen bildhaften Schreibstil. Bei mir im Kopf ist beim Lesen ein Film abgelaufen. Die Bücher sollten wirklich verfilmt werden.

Die Autorin beschreibt die Charaktere und auch die Handlungsorte recht detailliert. Man bekommt schnell ein gutes Bild der Personen und der Orte.
Ihr Schreibstil ist einfach fesselnd, flüssig und gut verständlich.

Die „Wintertöchter“ Trilogie ist einfach eine wundervolle Saga. Ich wurde schnell wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.

Über Leben

Hanno Rinke
Autobiografie
286 Seiten
erschienen bei Mitteldeutscher Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Mainwunder für das Rezensionsexemplar

Erinnerungen aus dem Leben des Autors

Klappentext:
Was bleibt und was nicht, in seiner Bilanz erzählt Hanno Rinke von einem so ungewöhnlichen wie selbstbestimmten Leben und von den verschlungenen Pfaden der Familiengeschichte von 1870 bis 2024 … Der eine Großvater preußischer Offizier, der andere polnischer Jude. Die Mutter ledig, der Vater im Gefängnis. Was wird daraus? „Es ist schön, zufrieden zu sein, dort, wo man ist. Noch schöner ist es, dort sein zu wollen, wo man sein könnte.“ Rinke setzt seinen Lebensmenschen – dem Partner, den Eltern, den Zeiten, Orten, Ländern, anderen Menschen, denen er begegnet, mit seinem Bericht ein Denkmal, stets auf der Suche nach dem Glück, das letztlich in der Veränderung besteht. Und doch bleibt da immer ein Ort von besonderer Tiefe, die Straße Am Teich in Othmarschen, die Richtschnur dieses bewegenden Buches, das als Rondell die Geschichte seines Autors birgt und bewahrt. Was bleibt und was nicht? „Über Leben“ ist seine Antwort.

In seiner Autobiografie „Über Leben“ erzählt Hanno Renke viele Anekdoten aus seinem und dem Leben seiner Eltern und Großeltern.

Der Autor zeichnet ein klares Bild von sich, seinen Vorfahren und von der Zeit in denen die Familienmitglieder gelebt haben.
Hanno Rinke ist der letzte männliche Nachkomme und ihm ist bewusst, dass mit ihm die Familie ausstirbt. Vielleicht ist das ein Grund um Bilanz zu ziehen.

Geboren wurde Hanno Rinke am 19. Juni 1946 in Berlin.
Seine Mutter war ledig und sein Vater saß im Gefängnis. Doch Hanno hatte eine behütete Kindheit und war seinen Eltern nahe bis zum Ende.

Hanno Rinke erzählt ausführlich von seinen Eltern. Dabei geht er zurück zu seinen Großeltern, so bekommt man ein gutes Bild von seinen Vorfahren. Ein Großvater war preußischer Offizier und einer war polnischer Jude. Seine Mutter stammte aus einer jüdischen Familie, was sie immer irgendwie belastet hat.

Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten mich an den Schreibstil von Hanno Rinke zu gewöhnen. Nach einigen kurzen Kapiteln war ich aber in seiner Geschichte drin.
Hanno Rinke erzählt sein Leben aus der Ich-Perspektive.
Wenn er über seinen Vater erzählt, lässt er in auch oft selber zu Wort kommen. Das hat mich manchmal etwas verwirrt. Ich habe den Wechsel der Charaktere, die in der Ich-Perspektive erzählen, nicht immer gleich registriert. Das hat mich dann stutzen lassen und ich habe den Abschnitt noch einmal gelesen.
Auch den Gedankensprüngen des Autors konnte ich nicht immer folgen.
Von seiner Partnerschaft hat Hanno Rinke nur wenig erzählt. Auch über sein Berufsleben, er war Filmemacher und Musikproduzent, erzählt e nur am Rande.
Von beidem hätte ich gerne mehr gelesen.

„Über Leben“ ist kein Buch, dass man auf die Schnelle weg schmökern kann. Es ist die Geschichte eines Lebens, eine Geschichte, der man Zeit geben muss, um sich zu entfalten.

„Über Leben“ habe ich mit kleinen Einschränkungen gerne gelesen.



Nachtflut

Stina Westerkamp
Thriller
356 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannung pur

Klappentext:
Orkanböen peitschen über die Straße, in den Nachrichten wird vor der kommenden Sturmflut gewarnt. Die Lage ist mehr als bedrohlich, der kleine Ort direkt an der Ostseeküste muss vollständig evakuiert werden. Doch Elisa wartet bis zur letzten Sekunde, längst sind alle anderen fort. Vor ihrem Aufbruch stößt sie im Haus nebenan überraschend auf die Nachbarn. Wieso sind sie noch da? Das Paar scheint, genau wie Elisa selbst, etwas zu verbergen. Der Deich bricht. Die drei sind in dem Haus gefangen. Der Strom fällt aus, der Pegel steigt. Aus der nahegelegenen JVA können Häftlinge entfliehen, und einer von ihnen hat nur ein Ziel: Elisa.

„Nachtflut“ von Stina Westerkamp ist ein packender Thriller.

Ein kleiner Ort an der Ostseeküste ist so gut wie verlassen. Die Menschen sind vor der drohenden Sturmflut geflohen. Nur Elisa wartet ab und verlässt erst ihr Haus erst, als es schon fast zu spät ist. Da entdeckt sie noch ein älteres Ehepaar, die wohl auch ihr Haus nicht verlassen wollten. Dann bricht der Deich und für Elisa und dem Ehepaar gibt es kein entkommen mehr. Sie müssen sich im Haus so gut wie möglich in Sicherheit bringen. In der nahegelegenen JVA gelingt es Häftlingen zu entkommen. Jetzt stellt sich die Frage, welche Gefahr ist größer, die entflohenen Häftlinge oder die Flut.

Schon alleine die drohende Sturmflut vermittelt eine düstere und bedrohliche Atmosphäre.
Dabei fängt die Geschichte so fröhlich an, doch das ändert sich schnell.
Mit der bedrohlichen Atmosphäre hält auch die Spannung Einzug in die Geschichte.
Ich habe mir viele Fragen gestellt
Die Charaktere sind gut gezeichnet und einige recht geheimnisvoll.
So fragte ich mich, warum Elisa ihr Haus nicht verlassen wollte und genauso das Ehepaar. Was hat es mit den entflohenen Häftlingen und Elisa auf sich?

Zwischen den Kapiteln gibt es Tagebuchauszüge einer unbekannten Person zu lesen. Aber auch da schwirren Fragezeichen über meinem Kopf.

Stina Westerkamp versteht es Spannung auszubauen und bis zum Ende aufrecht zu halten. Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, flüssig und gut verständlich.

„Nachtflut“ ist ein spannender Thriller, den ich nicht aus der Hand legen konnte,

Der Geschmack von Freiheit

Ladina Bordoli
Historischer Roman
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar

Der Traum von der Schokolade

Klappentext:
Vevey am Genfersee, 1861. Es ist bald zehn Jahre her, seit Fanny Caillers Vater gestorben ist: der berühmte Chocolatier François Cailler. Ihre Mutter und ihre Brüder haben das Familienunternehmen übernommen. Obwohl si ch Fanny ebenfalls sehr für die Herstellung von Schokolade interessiert, darf sie nur in der Verpackungsabteilung arbeiten. Als die Dreiundzwanzigjährige den attraktiven Kerzenfabrikanten Daniel Peter kennenlernt, verliebt sie sich sofort und heiratet ihn. Er teilt ihre Leidenschaft für Schokolade. Und so beschließen Fanny und Daniel, ein eigenes Unternehmen zu gründen: Denn die beiden haben eine Idee für eine Zutat, die die Welt der Schokolade für immer verändern soll.

„Der Geschmack von Freiheit“ ist der Auftakt einer neuen Familien-Sage von Ladina Bordoli. Die Autorin hat mich schon mit der Mandelli-Saga begeistert und so nahm ich mit Vorfreude das neue Werk in Angriff.

Die Autorin entführt ihre Leser*innen an den Genfersee in das Jahr 1861. Wir dürfen im 1. Band der Saga die Charaktere bis in das Jahr 1879 begleiten.

Der Vater von Fanny Cailler war der berühmte Chocolatier François Cailler. Er ist vor einiger Zeit gestorben und seit dem führen Fannys Mutter und ihre Brüder das Unternehmen. Fanny, die auch die Schokolade liebt, hätte gerne im Unternehmen mitgearbeitet. Doch weiter als in die Verpackungsabteilung kommt Fanny nicht.
So heiratet sie Kerzenfabrikanten Daniel Peter. Auch Daniel liebt Schokolade. Das Paar beschließt ihr eigenes Schokoladenimperium zu gründen und muss einen steinigen Weg gehen. Aber sie werden die Welt der Schokolade auf den Kopf stellen.

Ladina Bordoli hat mich mit ihrem neuen Roman begeistert.
Fanny und ihre Familie, wie auch Daniel Peter werden sehr gut beschrieben, nach einiger Zeit kam es mir so vor als würde ich sie alle schon lange kennen.
Man spürt auf jeder Seite die Liebe zur Schokolade. Dabei bleibt es natürlich nicht aus, dass ich beim Lesen das eine oder andere Stückchen Schokolade genießen musste.
Für Fanny und Daniel ist es ein weiter Weg zum Erfolg. Es gibt Intrigen und Neid die sie immer wieder zurückwerfen.
Auch bei der Familie Cailler bleiben Schicksalsschläge nicht aus.

Ladina Bordoli erzählt eine fesselnde und interessante Geschichte über Schokolade. Die Autorin hat gute Recherchearbeit geleistet um ihren Leser*innen die Geschichte der Schokoladen-Familie näher zubringen. Dabei verwebt Ladina Bordoli Realität und Fiktion so fein, dass man es nicht mehr zu trennen vermag.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft. Ich konnte mir alles so gut vorstellen.
Die Charaktere sind mir schnell vertraut geworden. Auch über die Erfindung der Milchschokolade kann man einiges Lesen.

„Der Geschmack von Freiheit“ ist ein wunderbarer Auftakt der Reihe „Die Schokoladen-Pionierinnen“. Ich freue mich schon auf den 2. Band „Der Duft von Glück“ der im Dezember erscheinen soll.

Der Tote auf Öland

Agneta Sjöberg
Kriminalroman
376 Seiten
erschienen im Gmeiner Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Schwedenkrimi

Klappentext:
Auf der schwedischen Insel Öland machen Touristen eine grausige Entdeckung. In Borg Eketorp, hinter Steinen versteckt, liegt ein männlicher Leichnam – nackt, mit tiefen Schnitten im Gesicht. Die Kommissare Luna Bofink und Alban Larsson aus Kalmar übernehmen die Ermittlungen. Doch die Identifikation des Toten gestaltet sich schwierig. Innerhalb weniger Tage sterben vier weitere Menschen und den Ermittlern ist klar: Sie haben es mit einem Serienmörder zu tun.

„Der Tote auf Öland“ ist der 1. Band der Reihe „Kommissarin Luna Bofink und ihr Team ermitteln“ von Agneta Sjöberg.

Ich habe ein wenig Zeit gebraucht um richtig in die Geschichte einzutauchen, musste mich an die Protagonisten gewönnen.

Auf der Insel Öland wurde eine nackte männliche Leiche gefunden. Das Gesicht des Toten war durch Schnitte so entstellt, dass man die Leiche nicht identifizieren konnte.
Auf Öland sind die Polizisten Anka und Sören als Erstes am Tatort. Die Kommissare Luna Bofink und Alban Larsson aus Kalmar übernehmen dann den Fall. Gerade noch hatte Anka eine Frau mit zwei kleinen Kindern auf der Polizeiwache, die ihren Mann als vermisst melden wollt. Anka war nicht besonders freundlich zu der Frau, was sie mir nicht sonderlich sympathisch machte.
Luna Bofink und Alban Larsson dagegen mochte ich gleich. Sie stürzen sich in den Fall, doch es bleibt nicht bei einem Opfer. Die Ermittler haben es offensichtlich mit einem Serienmörder zu tun und den gilt es zu stoppen.

Zwischendurch gibt es Abschnitte die von einem 3 Jahre zurückliegenden Ereignis. Es wurden Menschen in Transporter gepresst und wie Vieh verfrachtet. Und von einer mysteriösen Sekte die sich Dragon Eyes nennt. Wie und ob das alles zusammenhängt, darauf müssen die Leser*innen bis fast zum Ende warten.

Agneta Sjöberg lässt die Geschichte erst langsam anfangen. Doch nach dem Leichenfund setzt die Spannung ein, die sich im Laufe der Geschichte immer weiter steigert.
Dabei beschreibt die Autorin ihre Charaktere, sowie das Setting sehr anschlich. Ich konnte mir ein gutes Bild von alledem machen.

Der Schreibstil von Agneta Sjöberg ist angenehm zu lesen und fesselnd.
Es kommt zwar auch der Täter und der Auftraggeber zu Wort doch beliebt es bis zum Ende spannend und mysteriös.

„Der Tote auf Öland“ ist ein Krimi der mit einige spannende Lesestunden geschenkt hat.
Ich freue mich schon auf den 2. Band der Reihe „Dunkle Schatten über Småland“ der am 12. Februar erscheinen soll.

Die Besucherin

Joy Fielding
Roman
444 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Kristian Lutze
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Nebel im Kopf

Klappentext:
Als Linda Davidson ihre Freundin Carol in der Klinik besucht, ist die Station in heller Aufregung. Ein Patient ist am Morgen völlig unerwartet gestorben. War es wirklich ein natürlicher Tod? In großer Sorge um ihre Freundin, versucht Linda herauszufinden, was passiert ist. Dabei stößt sie auf die quirlige Jenny Cooper, eine ältere Patientin, die unumwunden zugibt, bereits einige Menschen umgebracht zu haben. Sagt Jenny die Wahrheit, oder versucht sie nur, sich interessant zu machen? Lindas Neugier ist geweckt, und sie beginnt, sich unauffällig umzuhören. Doch sie ahnt nicht, dass sie damit in einen tödlichen Strudel aus Geheimnissen und Lügen gerät, der auch ihrem Leben eine mörderische Wende gibt.

„Die Besucherin“ ist der neue Roman von Joy Fielding.
Von Joy Fielding, die für Spannung bekannt ist habe ich schon viele Bücher gelesen. Der neue Roman kann in der Spannung mit den anderen Büchern nicht mithalten. „Die Besucherin“ ist aber ein guter Roman zum Schmökern.

Im Mittelpunkt steht Linda Davidson, sie ist Witwe und besucht jede Woche ihre Freundin Carol im Legacy Place. Einer Einrichtung für Demenz Kranke.
An einem Tag macht sie Bekanntschaft mit Jenny Cooper, einer 92-jährigen dementen Frau.
Jenny vertraut Linda ihr Geheimnis an. Sie bringt Menschen um. Als bei ihrem nächsten Besuch plötzlich ein alter Mann verstorben ist, setzt sich bei Linda der Gedanke fest, dass Jenny ihn vergiftet haben könnte.
Obwohl Linda weiß, dass Jenny dement ist und nicht alles stimmt, was sie erzählt, fühlt sie sich magisch von der Frau angezogen. So besucht sie auch Jenny immer, wenn sie in Legacy Place ist. Die zwei Frauen unterhalten sich. Mal erzählt Jenny wen sie alles ermordet hat. Da auch Kennedy unter ihren Opfern ist, weiß man eigentlich, dass sie sich das alles zurecht spinnt. Doch ein kleiner Zweifel besteht immer.
Soweit ist der Plot interessant. Aber Linda besucht Jenny unzählige Male. Meist ist die Unterhaltung am Anfang immer die gleiche. Klar Jenny ist dement aber immer wieder das Gleiche zu lesen hat mich dann irgendwann genervt. Hier hätte man gut 100 Seiten kürzen können.
Das Ende war dann aber wieder so toll, dass es die Längen wieder etwas ausgemerzt hat.

Joy Fielding hat interessante Protagonisten gezeichnet. Besonders Linda hat mir gut gefallen. Ich hatte oft Mitleid mit ihr. Ihre beste Freundin erkennt sie nicht mehr. In ihrem eigenen Haus fühlt sie sich nicht mehr wohl, seit ihre Tochter und ihr Schwiegersohn bei ihr wohnen. Der Streit zwischen ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn steigert sich immer weiter und sie kann nichts dagegen tun.
Auch Jenny ist ein interessanter Charakter. Ihre Erzählungen sind manchmal ganz klar und manchmal wirr. Der Part zieht sich nur etwas zu sehr in die Länge.

Der Schreibstil von Joy Fielding ist gewohnt flüssig und gut verständlich.
Bei dieser Geschichte musste ich manchmal Schmunzeln, obwohl das Thema ernst ist.
Ich habe mich lange gefragt, ob Jenny nur eine einsam alte Frau ist, die sich in ihrer Demenz Geschichten ausdenkt. Manchmal waren ihre Erzählungen allerdings sehr klar. Jenny ist aber auch einsam, außer Linda bekommt sie keinen Besuch. Mit ihrer Geschichte hat sie Linda neugierig gemacht, sodass sie immer wieder kommt.
Das Ende der Geschichte ist dann einfach genial und das Rätsel wird aufgelöst.

„Die Besucherin“ war ein netter Roman dem ich durch das geniale Ende, trotz seiner Längen 4 Sterne geben möchte.