Kommissar Jennerwein darf nicht sterben

Jörg Maurer
Kriminalroman
366Seiten
erschienen im Fischer Verlag
3 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar

Diesmal konnte Jennerwein mich nicht überzeugen

Kommissar Jennerwein macht Urlaub!
Er ist in einem Sporthotel und verbringt die Zeit mit Joggen, Wassertreten und auf dem Ergometer.
Was er nicht weiß, die Schwerverbrecher, die Jennerwein im Laufe der Zeit hinter Gitter gebracht hat und zum Teil dort immer noch verweilen haben sich zusammengeschlossen und einen Auftragskiller auf Jennerwein angesetzt.
Jennerwein gibt sich aber nicht nur dem Nichtstun hin. Als ein Mitarbeiter eines Großkonzern ihn bei der Suche nach einem verschwundenen Mitarbeiter um Hilfe ist Jennerwein dabei.
Die Ermittlungen in den großen voll elektrisierten Werkshallen voller Künstlicher Intelligenz
bergen einige Gefahren für den Kommissar.
Und weiterhin ist der Auftragskiller hinter Jennerwein her.

„Kommissar Jennerwein darf nicht sterben“ ist bereits der 15. Band der erfolgreichen Kommissar Jennerwein Reihe von Jörg Maurer.

Diesmal konnte mich die Geschichte nicht überzeugen.
Die Idee den Kommissar in den Urlaub zu schicken, die Täter der Buchreihe sich zusammenschließen lassen und Jagd auf den Kommissar machen finde ich gut.
Es war zum einen interessant die Protagonisten aus den vorhergehenden Bände noch einmal zu treffen oder von denen die nicht mehr am Leben sind zu lesen.
Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Interaktion der Protagonisten gewünscht.

Auch die Geschichte mit dem Teufen im Beichtstuhl fand ich gut eingeflochten.
Die Probe die Jennerwein in der Kirche nimmt und auch am Ende die Auflösung des Handlungsstrangs war clever gemacht.

Wer den Kommissar gut kennt, weiß, dass er nicht zum Nichtstun gemacht ist.
So war es nur eine Frage der Zeit, dass Jennerwein irgendwo ermittelt.
So kam ihm Herr Lim gerade recht.

Ein Mitarbeiter des Großkonzern World Wide Real Mikado Solutions ist unauffindbar verschwunden. Es besteht die Gefahr, dass er Firmengeheimnisse ausplaudert.
Es gibt keinen Hinweis, dass der Mitarbeiter das Firmengelände verlassen hat und auch keinen, dass er sich auf dem Firmengelände aufhält.

Große Teile der Handlung spielen sich in den Hallen der Firma Mikado ab.
Es gibt so gut wie keine Mitarbeiter.
Alles Roboter und Maschinen. Die KI ist alles beherrschend.
Taxis die sprechen und Witze erzählen wollen.
Ab da war ich dann raus.
Das war mir tu viel Science Fiction.

Hier sind Mit Jörg Maurer die Pferde durchgegangen.
Er hat zwar seinen gewohnten Humor immer wieder durchblitzen lassen und ich habe auch des Öfteren geschmunzelt.
Aber der Anteil an Science Fiction war mir eindeutig zu groß.

Es gibt bestimmt viele Leser*innen die darüber begeistert sind.
Ich möchte auch betonen, dass das meine persönliche Meinung ist und nicht für die Vielzahl der Leser steht.

Ich hoffe, dass Jörg Maurer bei Band 16 wieder in seine alten Gewohnheiten zurückfindet.

Die Frauen vom Lindenhof – Zusammen können wir träumen

Katharina Oswald
Roman
414 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Emotionale Fortsetzung der Lindenhof Saga

1980: Corinna Wagner will gerade ihr lang ersehntes Literaturstipendium antreten, da bekommt sie schreckliche Nachrichten. Auf dem Lindenhof hat es ein Unglück gegeben, sie muss sofort die Nachfolge ihrer Eltern antreten und die Leitung übernehmen. Ihre ehemalige Freundin Petra könnte ihr dabei eine Stütze sein, doch ihre Entfremdung ist nicht so leicht zu überwinden. Und dann ist da noch der Journalist Marc: Ist er wirklich an Corinna interessiert oder will er den Lindenhof noch tiefer in den Abgrund reißen?

Die Frauen vom Lindenhof-Zusammen können wir träumen“ ist der 2. Band einer Trilogie von Katharina Oswald.
Hinter dem Namen stehen die zwei Autorinnen Andrea Bottlinger und Claudia Hornung.

Die Geschichte entführt uns die Jahre 1980 / 1981.

Zwischen dem 1. und 2. Band liegen über 20 Jahre.
Marianne führt mit ihrem Mann Alexandre die Schreinerei weiter.
Sie stellen weiterhin Puppenmöbel her doch die Geschäfte laufen nicht zufriedenstellend.
Jetzt wollen sie es gerne mit der Anfertigung von größeren Möbeln beginnen.
Dafür muss die alte Kreissäge wieder von Betrieb genommen werden.
Doch das wird ihnen zum Verhängnis.

Corinna möchte gerader in Berlin ihr Literaturstipendium beginnen als sie zum Lindenhof gerufen wird.
Ein furchtbares Unglück ist geschehen und zwingt Corinna dazu die Nachfolge ihrer Eltern anzutreten.
Corinna gerät in einen Zwiespalt. Sie möchte gerne studieren, den Traum Autorin zu werden kann sie nicht so einfach aufgeben.
Da ist aber auch die Schreinerei. Nach dem schlimmen Unfall braucht ihre Mutter sie jetzt an ihrer Seite.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie erscheinen richtig lebendig.
Mir sind sie ja schon seit dem 1. Band ans Herz gewachsen.
Jetzt lernt man Corinna, die Tochter von Marianne und Alexandre kennen.
Sie steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben.
Wird sie die Schreinerei halten können?
Die Presse die von dem Unfall Wind bekommen hat will den natürlich Ausschlachten.
Oft wird der Lindenhof von Journalisten belagert.
Kein einfacher Weg der vor Corinna liegt.

Die Geschichte ist wieder sehr emotional und ist genauso mitreißend wie der 1. Band.
Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und gut zu lesen.
Die Jahre der Handlung werden gut widergespiegelt.

Ich war sehr schnell wieder in der Geschichte drin und konnte kaum aufhören zu lesen.
Jetzt freue ich mich auf den 3. Band „Die Frauen vom Lindenhof-Gemeinsam der Zukunft entgegen“ der am 27.09.2023 erscheinen soll.

Gnadenlose Provence

Pierre Lagrange
Kriminalroman
380 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Wie immer spannende Unterhaltung der Extraklasse

Im letzten Band hat der Commissaire im Ruhestand Albin Leclerc seine Veronique geheiratete.
Jetzt sind beide auf Hochzeitsreise auf Martinique.
Sonne, Strand und Meer, wer Albin Leclerc kennt, weiß das ihm schnell langweilig wird.
Da hört er von einem Mord in seiner Heimat.
Ein Scharfschütze macht Jagd auf Radfahrer und das kurz vor der Tour de France.
Die Ermittler Castel und Theroux sind mit dem Fall betraut.
Kaum zurück fängt Leclerc mit eigenen Ermittlungen an.
Der Täter muss gestoppt werden bevor die Tour de France durch Carpentras startet.

„Gnadenlose Provence“ ist bereit der 8. Band der Reihe mit Commissaire Leclerc
von Pierre Lagrange.

Der Autor lässt seine Leser*innen wieder in die Provence reisen.
Er beschreibt die Orte und die Liebe der Menschen zu ihrer Heimat sehr stimmungsvoll.

Commissaire Leclerc ist mittlerweile im Ruhestand, kann aber das Jagen nicht lassen. So drängt er sich seinen ehemaligen Kollegen mehr oder weniger als Berater auf.
Seine Kollegen, vor allem Castel und Theroux wissen aber was sie an Leclerc haben.
Seine Erfahrung, seine Hartnäckigkeit und seine Kombinationsgabe lassen ihn auch oft seinen Kollegen einen Schritt voraus sein. Dabei riskiert er nicht selten sein Leben.
So auch in diesem Fall.

Ich finde Albin Leclerc einen tollen Charakter. Er ist etwas kauzig aber durchaus sympathisch und liebenswert auch wenn er Gefühle nicht offen zeigen kann.
Wenn er Zwiegespräche mit seinem Mops Tyson hält muss ich immer schmunzeln.

Auch die eigentlichen Ermittler gefallen mir gut. Die Polizisten Theroux und Castel, bei Theroux kommt es einen immer so vor als stehe er auf der Leitung.
Es ist zum schmunzeln wenn sie genervt die Anrufe von Leclerc ignorieren und dieser immer wieder einen Weg findet um an Informationen aus erster Hand zu kommen.

Veronique und Albin haben im letzten Band geheiratet.
Sie hat meist Verständnis für ihren Mann, wenn er sich wieder mal in einen Fall seiner Kollegen verbeißt. Man spürt aber auch deutlich das da eine Spur Sorge um ihren Mann mitspielt.

Der Fall ist äußerst spannend.
Mehrere Radfahrer werden auf offener Strecke Opfer eines Scharfschütze.
Es gibt kaum Indizien das die Opfer sich gekannt haben.
Gerade jetzt soll die Tour de France durch Carpentras führen. Die Bergstrecke ist eine der schwierigsten.
Es stellt sich die Frage ob die Tour in Gefahr ist.

Pierre Lagrange erzählt sehr lebendig, sein Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Der Spannungsbogen zieht sich über das gesamte Buch. Das Ende ist dann noch einmal sehr aufregend und überraschend.
Ich freue mich jetzt schon auf den 9. Fall mit dem sympathischen Ex Commissaire Leclerc.

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller

Stephan Ludwig
Roman
349 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Schräg, skurril und humorvoll

Der nette Herr Heinlein ist Delikatessenhändler in 3. Generation.
Er legt sehr großen Wert auf Qualität und Tradition.
Wichtig sind für ihn seine Kunden und Höflichkeit.
Auch sein neuer Stammkunde Adam Morlok liegt ihm am Herzen.
Er sitzt immer am selben Tisch, trinkt zwei Espresso und isst von der Pastete die Herr Heinlein jeden Tag frisch herstellt.
Doch eines Tages isst er seine letzte Pastete.

„Der nette Herr Heinlein“ von Stephan Ludwig ist eine recht schräge und skurrile Geschichte.
Genauso schräg und zum Teil ein bisschen geheimnisvoll sind die Protagonisten.
Herr Heinlein scheint wirklich ein sehr höflicher und netter Zeitgenosse zu sein.
Er sorgt für seinen dementen Vater, er sorgt sich um seinen Angestellten Marvin und er sorgt sich um seine Kunden.
Obwohl die Kunden immer weniger werden und das Geschäft schon verkleinert wurde.
Als sein neuer Stammkunde eines Tages versehentlich zu Tode kommt und von Herrn Heinlein im Kühlhaus zwischengelagert wird, fragt man sich ist Herr Heinlein wirklich so nett und selbstlos wie es den Anschein hat?

Stephan Ludwig ist ja durch seine Zorn-Reihe sehr bekannt.
Mit „Der nette Herr Heinlein“ hat er etwas völlig anderes veröffentlicht. Obwohl ein bisschen Krimi steckt auch in dieser Geschichte und Zorn und Schröder schauen auch einmal kurz vorbei.

Die Geschichte ist schräg, skurril und fern jeder Realität und genau das macht sie so lesenswert.
Nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe konnte ich kaum noch aufhören zu lesen.
Oft musste ich in mich hineinlachen.

„Der nette Herr Heinlein“ war eine erfrischend andere Geschichte die ich gerne gelesen habe.

Mörderfinder – Mit den Augen des Opfers

Arno Strobel
Thriller
352 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar

Pageturner

Klappentext:
Damit hat Fallanalytiker Max Bischoff nicht gerechnet. Keine andere als die Leiterin des KK 11 in Düsseldorf, Polizeirätin Eslem Keskin, die bislang kein gutes Haar an ihm gelassen hat, bittet Max um Hilfe.
Er soll in dem kleinen Weinort Klotten an der Mosel inoffziell in einem nie gelösten Vermisstenfall ermitteln. Keskin ist in ihrem privaten Umfeld auf neue Hinweise zu dem zwanzig Jahre alten Fall gestoßen und hofft, dass es Max gelingt, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Doch kaum vor Ort ereignet sich ein Mord. Max ist bald an etwas dran, aber ignoriert alle Warnungen. Eine Entscheidung, die ihn das Leben kosten könnte .

„Mörderfinder – Mit den Augen des Opfers“ ist der dritte Band einer genialen Thriller-Reihe von Arno Strobel.
In seiner Trilogie „Im Kopf des Mörders“ hat Arno Strobel Max Bischoff so viel erleiden lassen, dass dieser seinen Polizeidienst aufgegeben hat und sein Wissen als Dozent an der Polizeihochschule weitergibt.
Doch ohne das Kämpfen in erster Reihe geht es nicht.
Max nimmt den einen oder anderen Fall als Privatermittler an.

Für dieser Fall, man glaubt es kaum wird er von Eslem Keskin, der Leiterin des KK 11 in Düsseldorf, beauftragt.
Max fährt an die Mosel in das kleine Weinort Klotten.
Hier wird seit 20 Jahren ein Mann vermisst, man ging schon damals von einem Gewaltverbrechen aus, dass aber nie aufgeklärt wurde.
Eslem Keskin stellt Max die Kriminalkommissarin auf Probe Jana Brosius zur Seite.
In Jana entdeckt Max eine frühere Studentin und Bewunderin von ihm.
Jetzt, unter dem Einfluss von Eslem Keskin, begegnet sie ihm gar nicht mehr so freundlich.
Kaum hat Max angefangen die ersten Fragen im Ort zu stellen gibt es schon eine Tote.

Seit der Trilogie „Im Kopf des Mörders“ ist Max Bischoff mein Lieblings-Charakter aus den Büchern von Arno Strobel und ich bin dem Autor dankbar, dass er ihn wieder hat aufleben lassen.
Auch die Zusammenarbeit mit Böhmer ist einfach genial und es ist schön die Beiden immer wieder einmal Seite an Seite zu erleben.
Kriminalrätin Eslem Keskin macht einen schroffen und herrischen Eindruck. Ich denke aber, dass irgendwann, im Laufe der Zeit Max und Eslem gut miteinander auskommen werden. Wie sagt man so schön „Harte Schale weicher Kern“.
Besonders gut gefällt mir auch Dr. Marvin Wagner. Er ist so ganz anders als man sich einen Psychologen und Wissenschaftler vorsteht. Ein sehr gelungener Charakter.

Zwischen den einzelnen Kapitel gibt es immer wieder Abschnitte aus Sicht des Täters.
Man liest seine Gedanken ohne zu wissen wer dahintersteckt.

Arno Strobel versteht es einfach Spannung aufzubauen und den Spannungsbogen bis zum Ende aufrecht zu halten.
Die Kapitel haben eine angenehme Länge und enden oft mit einem Cliffhanger.
Das Ende war sehr schlüssig, hat mich aber wieder einmal überrascht.

Bei diesem Buch brauchte ich kein Essen und kein Trinken. Ich habe es fast an einem Stück weggesuchtet.
Man kann einfach nicht aufhören, man muss einfach immer weiterlesen.
Ich hoffe, dass es noch viele weiter Fälle mit Max Bischoff geben wird.


Die Frauen vom Lindenhof – Ein Neuanfang für uns

Katharina Oswald
Roman
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Emotionaler Auftakt der Lindenhof Trilogie

Hohenlohe 1953: Nach dem Tod des Vaters kommen Marianne, ihre Mutter und ihre kleinen Schwestern kaum über die Runden. Die alte Schreinerei, einst Stolz der Familie, verfällt. Doch Marianne will sich dem Schicksal nicht ergeben. Zu sehr liebt sie den Duft der Werkstatt, die sanfte Wärme des Holzes unter ihren Fingern. Sie will wieder aufbauen, etwas ganz Neues wagen. Nur wer traut ihr das als Frau in diesen Zeiten zu? Marianne muss um ihren Traum kämpfen. Doch dann verliebt sie sich ausgerechnet in den traumatisierten Kriegsheimkehrer Alexandre.

Die Frauen vom Lindenhof-Ein Neuanfang für uns“ ist der erste Band einer Trilogie von Katharina Oswald.
Hinter dem Namen stehen die zwei Autorinnen Andrea Bottlinger und Claudia Hornung.

Die Geschichte entführt uns nach Baden-Württemberg in die Jahre 1953-1957.
Auf dem Lindenhof lebt die Familie Wagner, das sind die Geschwister Marianne, Henni und Lottchen, die Mutter und der Großvater.
Die Mutter versucht die Familie mit Näharbeiten über Wasser zu halten.
Marianne hilft immer da wo Arbeit anfällt, sei es auf den Feldern oder bei der Traubenlese.
Henni zieht es nach der Schule in die Stadt und Lottchen, das Nesthäkchen geht noch zur Schule.
Der Großvater hat seit dem Kriegsende nicht mehr gesprochen. Auch von Menschen hält er sich am liebsten fern. Er ist zufrieden wenn er ein Stück Holz in Händen hält und daraus Figuren schnitzt.

Marianne tut es in der Seele weh, dass die Schreinerei die ihr Vater aufgebaut hat seit seinem Tod verfällt.
Ihr kommt die Idee, die Schreinerei wieder aufzubauen und Puppenmöbel herzustellen.
Doch sie muss erfahren, dass alles schwieriger ist als sie gedacht hatte.
Viele Steine werden ihr in den Weg gelegt. Einer Frau traut keiner zu eine Schreinerei zu führen.
Aber Marianne ist kein Mensch der gleich aufgibt.
Zum Glück findet sie auch einige nette Helfer.
Einer davon ist der Kriegsheimkehrer Alexandre, der über seine Herkunft ein Geheimnis macht.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie erscheinen richtig lebendig.
Besonders hat mir natürlich Marianne gefallen.
Sie sprüht vor Energie wenn sie sich etwas vorgenommen hat.
Marianne hat den Mut etwas Neues zu wagen und in eine Männerdomäne einzudringen.
Auch wenn der Großvater nicht mehr spricht, habe ich immer das Gefühl, dass er Marianne im stillen bewundert.

Alexandre hat mir natürlich auch sehr gut gefallen. Er hat im Krieg traumatische Erfahrungen machen müssen.
Um seine Herkunft ranken sich im Ort Gerüchte. Ist er etwa ein russischer Spion?
Alexandre schert das wenige. Er träumt davon nach Paris zu gehen und zu malen.

Die Geschichte wird emotional erzählt.
Ich habe mit Marianne gelitten und mich mit Marianne gefreut.
Es wird verdeutlicht, wie schwierig es damals war als Frau eine eigen Firma zu gründen.
Noch dazu in einer Branche die eigentlich von Männern ausgeführt wird.

Die zwei Autorinnen schildern die Zeit der Handlung sehr authentisch.
Auch ein paar historischer Ereignisse werden eingeflochten. So findet die Fußball Weltmeisterschaft in der Schweiz 1954 Erwähnung.
Auch der eine oder andere Schlager- oder Filmtitel findet man in der Geschichte wieder.
Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und gut zu lesen.
Ich war sehr schnell von der Geschichte gefangen und habe das Buch kaum aus der Hand legen können.

Jetzt freue ich mich auf den 2. Band „Die Frauen vom Lindenhof-Zusammen können wir träumen“ der am 24.05.2023 erscheinen soll.

Terra Mediterranea

Daniel Speck
Eine kulinarische Reise ums Mittelmeer
erschienen im Fischer Verlag
Fotos von Giò Martorana
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine kulinarische Reise ums Mittelmeer

In seinem Buch „Terra Mediterranea“ nimmt Daniel Speck seine Leserinnen mit auf eine Reise ums Mittelmeer.
Wir besuchen die Orte der drei Bücher „Bella Germania“, „Piccola Sicilia“ und „Jaffa Road“.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert.
Den Anfang macht Sizilien, dann geht es weiter nach Tunis und zum Schluss nach Betlehem.
Daniel Speck erzählt von seiner Reise über jeden Ort Geschichten.
Er bringt seinen LeserInnen das jeweilige Land näher, erzählt von der Kultur und natürlich vom Essen.
Am Ende von jedem Teil befinden sich dann Originalrezepte von Starköchen.

Ich kann das Buch schwer in ein Genre pressen, dazu ist es zu facettenreich.
Die Geschichten sind lebendig geschrieben. In kurzen Geschichten spiegelt der Autor die Menschen und die Lebenskultur des jeweiligen Landes wider.

Dazu ist das Buch wunderschön gestaltet.
Es ist großformatig und mit schönen Fotos von Giò Martorana versehen.

Die Rezepte sind gut beschrieben und für das Nachkochen sehr gut geeignet.
Beim lesen von jedem einzelnen Rezept habe ich großen Appetit bekommen.
Ich habe mir vorgenommen alle Rezepte auszuprobieren.

Da im Moment Kürbisse Saison haben, habe ich schon einmal das Rezept Zitronenhühnchen aus Tunis (Seite 154) ausprobiert.
Dank der genauen Angaben hat es sich recht einfach kochen lassen und es schmeckt vorzüglich.

„Terra Mediterranea“ ist kein Buch das man nach dem lesen einfach ins Regal stellt.
Ich werde es immer wieder zur Hand nehmen und eine Geschichte von neuem lesen.
Natürlich werde ich mich auch immer wieder mit den Rezepten beschäftigen, sie ausprobieren und bestimmt werden einige davon zu Stammgerichten werden.

FAKE

Arno Strobel
Psychothriller
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Pageturner

Covertext:

Patrick Dostert freut sich auf einen freien Tag mit seiner Frau Julia, als noch vor dem Frühstück zwei Beamte der Kripo Weimar vor der Tür stehen. Patrick bittet sie herein, und von einer Minute zur anderen ändert sich alles für ihn.
Er wird verdächtigt, drei Tage zuvor eine Frau misshandelt und entführt zu haben. Patrick hat ein Alibi für die Tatnacht, doch der einzige Zeuge, der ihn entlasten könnte, bleibt unauffindbar. Und die beste Freundin des Opfers belastet ihn schwer.
Patrick beteuert seine Unschuld, bis das Video auftaucht. Das Video, in dem er zu sehen ist. Das ihn überführt. Obwohl er das Opfer noch nie gesehen hat. Aber das glaubt ihm keiner. Er kommt in Haft, soll verurteilt werden. Und kann absolut nichts tun, denn Bilder sagen mehr als tausend Worte. Oder?

„Fake“ ist der neue Psychothriller von Arno Strobel.
Lange ersehnt und lange darauf gewartet und dann ist er so spannend, dass ich ihn an zwei Abenden ausgelesen haben.

Der Autor hat sich wieder einmal ein spannendes Szenario ausgedacht.
Dazu die passenden Charaktere kreiert so, dass ein spannender Thriller entstanden ist.

Es beginnt mit dem Schreckensszenario, Patrick Dostert und seine Frau Julia sitzen beim Frühstück.
Es klingelt an der Tür und davor stehen zwei Beamte der Kripio Weimar.
Patrick wird verdächtigt eine Frau misshandelt und entführt zu haben.
Eine Frau von deren Existenz er noch nie gehört hatte.
Die Freundin der verschwundenen Frau belastet ihn sehr.
Patrick hat für die Tatzeit ein Alibi doch der Geschäftspartner mit dem er Essen war ist unauffindbar.
Dann taucht ein Video auf, in dem Patrick zu sehen ist.
Der beteuert weiterhin seine Unschuld. Das Video kann niemals echt sein obwohl Patrick darauf deutlich zu erkennen und auch seine Stimme zu identifizieren ist.

Patrick selbst erzählt seine Geschichte.
Er sitzt in Untersuchungshaft und schreibt das Erlebte auf. Dabei schreibt er von sich in der 3. Person um dem ganzen einen Thrillercharkter zu geben.

Immer wieder habe ich mich gefragt was ist Fake und was ist Fakt.
Es gibt im Laufe der Geschichte immer wieder Hinweise auf Menschen die Patrick vielleicht nicht so gut gesonnen sind wie es nach außen hin scheint.
Ich habe mir mein eigens Bild von den Charakteren gemacht und dachte der Lösung nahe zu sein.

Aber BÄM!
Am Ende kommt der große Hammer.

Mit seinem neuen Psychothriller „Fake“ ist Arno Strobel ein echter Geniestreich gelungen.
Er führt seine LeserInnen gekonnt an der Nase herum.
Dabei zeigt er auf was heute technisch alles möglich ist.
Der temporeiche und spannende Schreibstil des Autors machten es mir fast unmöglich das Buch zur Seite zu legen.

Hoffnung im Herzen – Senfblütensaga Band 3

Clara Langenbach
Historischer Roman
erschienen im S. Fischer Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Grandioses Ende einer berührenden Familiensaga

Nach einer überstürzten Flucht aus Metz sind Emma und die Familie Seidel völlig entkräftet in Speyer angekommen.
Unterkunft suchen sie bei den Eltern von Emma.
Emmas Mutter nutzt die Notlage schamlos aus um Rache für das angebliche Unrecht zu nehmen was ihr angetan wurde.
Sie nimmt auch nur Emma und ihre Schwiegermutter auf, Louise und Antoine müssen mit ihrem Sohn weiterziehen.
Sie finden eine Bleibe in Düsseldorf.
Schon bald gehen auch Emma und ihre Schwiegermutter nach Düsseldorf.
Doch wie soll Emmas Zukunft aussehen, ohne ihren geliebten Carl.

„Hoffnung im Herzen“ ist der 3. Band der großen Senfblütensaga von Clara Langenbach.

Der Leser begleitet die Protagonisten im 3. Band durch die Jahre 1918-1921.
Der Handlungsort ist erst Speyer und dann Düsseldorf.

Emma Bergmann musste mit der Familie Seidel aus Metz fliehen.
Alles was sie retten konnte sind die Carls Pläne für Senfmaschinen.
Sie suchen Unterkunft bei Emmas Eltern. Emmas Mutter nimmt aber nur die schwerkranke Wilhelmine und Emma auf.
Emma hat ein schweres Los, ihre Mutter lässt sie ihre Wut auf sie immer wieder spüren.
So gehen Emma und ihre Schwiegermutter schon bald nach Düsseldorf wo Louise mit Antoine und ihrem Sohn eine Unterkunft gefunden haben.
Emma ist voller Trauer um Carl und weiß noch nicht wie sie einen Neuanfang starten soll.

Hier haben die LeserInnen einen Vorteil. Sie können die Kapitel von Carl im Gefangenenlager lesen und wissen, was Emma kaum zu hoffen wagt, dass Carl am Leben ist.
Nur wird Carl Emma je wiederfinden?

Clara Langenbach erzählt die Geschichte mit sehr viel Gefühl. Die Autorin hat einen angenehmen und gut verständlichen Schreibstil.
Die Zeit der Handlung spiegelt sie sehr realistisch wider.

Ihre Protagonisten haben alle eine große Entwicklung durchlebt.
Ich mag sie alle sehr gerne und habe oft mit ihnen gelitten.

Jedem Band habe ich entgegengefiebert.
Jetzt ist der letzte Band der Senfblütensaga gelesen.
Am Ende gab es eine unerwartete Wendung die mich einige Tränen verdrücken lies.

Ich wünsche mir noch viele schöne Geschichten von Clara Langenbach.

Trügerische Provence

Pierre Lagrange
Kriminalroman
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Wie immer spannende Unterhaltung der Extraklasse

Es ist Konzertsaison in der Provence.
Plötzlich verschwinden prominente Musikerinnen mit ihren wertvollen Instrumenten.
Es gibt keine Hinweise auf eine Entführung, keine Lösegeldforderungen.
Das Ermittlerteam Caterine Castel und Alain Theroux tappen völlig im Dunklen.
Trotz der bevorstehenden Hochzeit kann es sich der Kommissar im Ruhestand Albin Leclerc nicht verkneifen sich in die Ermittlungen einzuschalten.
Zusammen mit seinem Mops Tyson begibt er sich kurz vor seiner Hochzeit in tödliche Gefahr.

„Trügerische Provence“ ist bereit der 7. Band der Reihe mit Commissaire Leclerc
von Pierre Lagrange.

Der Autor lässt seine Leser*innen wieder in die Provence reisen.
Er beschreibt die Orte sehr stimmungsvoll.
Auch die verschiedenen Konzerte die an historischen Orten stattfinden waren interessant.

Commissaire Leclerc ist mittlerweile im Ruhestand, kann aber das Jagen nicht lassen. So drängt er sich seinen ehemaligen Kollegen mehr oder weniger als Berater auf.
Seine Kollegen, vor allem Castel und Theroux wissen aber was sie an Leclerc haben.
Seine Erfahrung, seine Hartnäckigkeit und seine Kombinationsgabe lassen ihn auch oft seinen Kollegen einen Schritt voraus sein. Dabei riskiert er nicht selten sein Leben.
So auch in diesem Fall.

Ich finde Albin Leclerc einen tollen Charakter. Er ist etwas kauzig aber durchaus sympathisch und liebenswert auch wenn er Gefühle nicht offen zeigen kann.
Wenn er Zwiegespräche mit seinem Mops Tyson hält muss ich immer schmunzeln.

Auch die anderen Charaktere gefallen mir gut. Die Polizisten Theroux und Castel, bei Theroux kommt es einen immer so vor als stehe er auf der Leitung.
Veronique, Leclercs Partnerin und baldige Ehefrau und Manon seine Tochter, sie alle verleihen der Geschichte Leben.

Der Fall ist äußerst spannend.
Musikerinnen verschwinden mit ihren wertvollen Instrumenten.
Wurden sie entführt?
Es gibt allerdings keine Lösegeldforderungen.
Für mich ist es wieder einmal das bisher spannendste Buch der Krimireihe.

Pierre Lagrange erzählt sehr lebendig, sein Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Der Spannungsbogen zieht sich über das gesamte Buch. Das Ende ist dann noch einmal sehr aufregend und man muss um das Leben von Leclerc zittern.

Ich freue mich jetzt schon auf den 8. Fall mit dem sympathischen Ex Commissaire Leclerc.