Die Wahrheiten meiner Mutter

Vigdis Hjorth
Roman
400 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Geschichte die mich sprachlos gemacht hat

Klappentext:
Johanna ist keine gute Tochter. Um sich zu retten, hat sie die Familie verlassen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist sie wieder zu Hause. Sie sucht Nähe, sie will den Kontakt zur Mutter erzwingen, doch die verweigert sich kühl jeder Annäherung. Heimgesucht von den Erinnerungen an die Kindheit zieht Johanna sich in eine einsame Hütte am Fjord zurück, wo es an ihr ist, die Verhältnisse zu ordnen und sich aus den familiären Zwängen zu befreien.

„Die Wahrheiten meiner Mutter“ von Vigdis Hjorth ist eine schmerzhafte Erzählung über die Beziehung zwischen Mutter und Tochter.

Johanna hat schon lange keinen Kontakt zu ihrer Mutter. Vor vielen Jahren hat sie ihren erst kürzlich geheirateten Mann für eine andere Liebe verlassen und somit die Familie ins schlechte Licht gerückt. Bis heute hat ihre Mutter ihr das nicht verziehen. Als sie nach dem Tod ihres Vater nicht zur Beerdigung kam hat die Mutter einen Schlussstrich unter die Beziehung gemacht.
Jetzt ist auch Johannas Mann gestorben und sie kehrt in ihre Heimat Norwegen zurück.
Johanna möchte sich mit ihrer Mutter aussprechen, dass Vergangene aufarbeiten, doch die Mutter geht weder ans Telefon noch beantwortet sie die Mails von Johanna. Auch die Schwester, die sich um die Mutter kümmert ignoriert alle Kontaktversuche.
Johanna zieht sich in eine einsame Hütte im Fjord zurück um ihre Gedanken über die Vergangenheit zu ordnen.

Vigdis Hjorth arbeitet in ihrem Roman die Vergangenheit ihrer Protagonisten auf.
Sie erzählt die Geschichte aus der Sicht von Johanna, also aus der Ich-Perspektive.
Heute ist Johanna eine bekannte Malerin und will in Norwegen eine Ausstellung ihrer Gemälde machen. Jetzt erinnert sie sich an ihre Anfänge als Kind. Ihr Vater hat sie nie ernst genommen und auch die Mutter hat ihre Malkünste verspottet.
Mit der bürgerlichen Rolle die sie einnehmen sollte konnte Johanna sich nicht abfinden.
Während sie sich mit ihrer Kindheit und Jugend auseinandersetzt und die Beziehung zu ihren Eltern hinterfragt, macht sie sich auch Gedanken über das Leben ihrer Mutter. War ihre Mutter in ihrer Rolle glücklich?

Vigdis Hjorth erzählt die Geschichte schonungslos ehrlich, ja fast schmerzhaft.
Es geht um Familienstrukturen und um Verletzungen die man sich gegenseitig zugefügt hat. Um seelischen Schmerz der sehr tief sitzt.
Aber die Autorin nimmt für keine Seite Stellung ein, verurteilt sie niemand, weder die Tochter noch die Eltern. Das Bild müssen sich die Leser*innen selber machen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Die Sprache ist gewaltig, manchmal fast poetisch.

„Die Wahrheiten meiner Mutter“ ist ein schmerzhaft ehrlicher Roman den ich gerne gelesen habe.

Marschlande

Jarka Kubsova
Roman
318 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Großartiger Roman

Im Hamburger Marschland lebt ums Jahr 1580 Abelke Bleken. Sie führt allein einen Hof, trotzt Jahreszeiten und Gezeiten. Und sie versucht, sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten, in einer Zeit, die für unabhängige Frauen lebensgefährlich ist. Fast fünfhundert Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für die Familie aufgegeben, das neue Zuhause ist ihr noch fremd. Sie unternimmt lange Spaziergänge durch die karge Landschaft, beobachtet die Natur und lernt, in Bracks und Deichlinien die Spuren der Vergangenheit zu lesen. Dabei stößt Britta auf das Leben der Abelke, auf Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten, die beängstigend aktuell sind. Fasziniert taucht sie tiefer und tiefer ein und merkt, wie viel sie im Leben der anderen Frau über sich selbst erfährt.

„Marschlande“ von Jarka Kubsova erzählt die Geschichte von zwei Frauen die über 500 Jahre trennen aber der Wunsch auf ein selbstbestimmtes Leben verbindet sie.

Britta Stoever zieht mit ihrem Mann und den Kindern ins Marschland. Die Entscheidung das Haus im Marschland zu kaufen hat ihr Mann getroffen. Britta fühlt sich fremd im Haus und im Ort. Ihre Arbeit als Geografin hat sie zum Wohle der Familie aufgegeben.
So zieht sie durch die öde Landschaft, macht lange Spaziergänge und stößt dabei auf einen Straßennamen. Von da an forscht sie nach der Geschichte von Abelke Bleken, eine Frau die im 16. Jahrhundert dort gelebt hat.
Abelke hatte den gleichen Wunsch wie Britta, sie wollte ein selbstbestimmtes Leben führen. Vom Vater hat sie den Hof geerbt und wollte ihn alleine weiterführen.
Doch die Nachbarn neideten ihr zum Teil ihre Unabhängigkeit und zum Teil war es in ihren Augen wider die Natur das eine Frau alleine lebt und einen Hof führt. Dazu kamen noch die Naturgewalten wie Sturm und Deichbruch und dann die Allerheiligenflut
Alles führte dazu, dass Abelke als Hexe verschrien wurde.

Jarka Kubsova erzählt die Geschichte ganz wunderbar. Sie fängt immer die richtige Stimmung ein und vermittelt den Leser*innen die Gefühle und Gedanken der Protagonisten sehr gut.
Beide Charaktere sind gut getroffen, authentisch und lebendig. Besonders hat mich das Schicksal von Abelke angerührt. Ihre Selbstständigkeit führte dazu, dass sie als Hexe verschrien wurde. Abelke Bleken ist eine reale Person die zu dieser Zeit wirklich gelebt hat. Die Autorin hat gut recherchiert und ihren Leser*innen das Schicksal von Abelke Bleken gut vermittelt.
Ihr Gegenüber stellt sie eine Frau aus der Gegenwart die auch gerne ein selbstbestimmtes Leben führen würde. Doch in der Familie trifft der Mann die Entscheidungen. Der Beruf musste der Familie weichen. Zu Britta habe ich den Zugang nicht ganz so gut bekommen wie zu Abelke. Britta hat gerne überreagiert und wurde im Laufe der Geschichte immer unzufriedener.

Jarka Kubsova hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Ihre Erzählung lebt durch die Charaktere und der Beschreibung von Land und Leuten in beiden Erzählsträngen.
Ich bin tief in die Geschichte eingetaucht. Für mich war es der erste Roman von Jarka Kubsova und der hat mir Lust gemacht mehr von der Autorin zu lesen.

Die Frauen vom Lindenhof – Gemeinsam der Zukunft entgegen

Katharina Oswald
Roman
429 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein schönes Finale der Frauen vom Lindenhof Reihe

Klappentext:
Hohenlohe, 1999: Franziska Wagner wünscht sich nichts sehnlicher, als ihr Talent für Holzarbeit zu leben und die Zukunft des Lindenhofs mitzugestalten. Doch ihre Großmutter Marianne lässt sie nicht. Zu tief sitzen ihre Vorurteile gegen Franziskas Herkunft. Marianne möchte den Hof viel lieber an ihre Nichte Helena übergeben, die hinter ihrem Rücken Übles im Schilde führt. Franziska reißt aus geht ins Erzgebirge – auf den Spuren ihrer anderen Familie und der berühmten Seiffener Holzkunst. Dort lernt sie Christian kennen. Wird ihre Liebe Franziska endgültig vom Lindenhof trennen oder wird sie wieder mit den Wagners zusammenfinden?

„Die Frauen vom Lindenhof-Gemeinsam der Zukunft entgegen“ ist der 3. und letzte Band der Frauen vom Lindenhof Trilogie von Katharina Oswald.
Hinter dem Namen stehen die zwei Autorinnen Andrea Bottlinger und Claudia Hornung.

Die Geschichte entführt uns in das Jahre 1999.

Marianne die einst die Schreinerei ihres Vater weitergeführt hat ist mittlerweile Großmutter.
Seit ihrem Unfall kann sie zwar in der Schreinerei nicht mehr arbeiten aber alle Entscheidungen trifft sie immer noch alleine.
Jetzt wird es Zeit die Schreinerei in jüngere Hände zu geben.
Franziska, die Adoptivtochter von Mariannes Tochter Corinna steht in den Startlöchern.
Doch Marianne möchte die Schreinerei lieber in den Händen ihrer Nichte Helena wissen.
Doch sie ahnt nicht was ihre Nichte im Schilde führt.
Franziska hingegen, die seit ihrer Kindheit gerne mit Holz arbeitet entscheidet sich eine Zeitlang im Erzgebirge zu gehen und mehr über die Seiffener Holzkunst zu lernen.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie erscheinen richtig lebendig.
Mir sind sie ja schon seit dem 1. Band ans Herz gewachsen.
Jetzt kommt wieder eine neue Generation der Familie Wagner hinzu.
Wieder stehen sie an einem Wendepunkt der über die Schreinerei entscheidet.

So wie der Leser*innen im ersten Band viel über die Herstellung von Puppenmöbel erfahren haben so erfährt man im 3. Band einiges über die Holzkunst aus dem Erzgebirge.

Die Geschichte ist wieder emotional und ist genauso mitreißend wie der 1. Band und der 2. Band.
Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und gut zu lesen.
Die Zeit der Handlung wird gut widergespiegelt. Die neue Generation hat viel mehr Freiheiten und ist selbstbewusster als es zur Zeit von Mariannes Jugend war.
Wie es mit der Schreinerei weitergeht verraten uns die Autorinnen erst am Ende.

Mir hat die Trilogie der Frauen von Lindenhof gut gefallen und ich kann sie nur weiterempfehlen.

Der Trip

Arno Strobel
Psychothriller
338 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Thriller

Klappentext:
Evelyn Jancke ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, seit ihr Bruder Fabian zwei Jahre zuvor auf einem Wohnmobil-Trip spurlos verschwand. Es gibt kein Lebenszeichen von ihm, die Ermittlungen wurden eingestellt.
Allein ihre Arbeit als forensische Psychologin hält Evelyn aufrecht, vor allem, als die Oldenburger Polizei um ihre Mithilfe bei einer Mordserie bittet. Im norddeutschen Raum tötet ein Unbekannter scheinbar wahllos Menschen auf Campingplätzen. Er kommt immer nachts und verschwindet unerkannt wieder. Bis es einen Zeugen gibt. Und daraufhin ein Phantombild.
Evelyn traut ihren Augen nicht, als sie es sieht. Und fasst einen verzweifelten Entschluss, der sie alles kosten könnte …

„Der Trip“ heißt der neue Psychothriller von Arno Strobel.
Lange ersehnt und lange darauf gewartet und dann ist er so spannend, dass ich ihn an zwei Abenden ausgelesen haben.

Der Autor hat sich wieder einmal ein unglaubliches Szenario ausgedacht.
Dazu die passenden Charaktere kreiert so, dass ein spannender Thriller entstanden ist.

Es beginnt mit dem Schreckensszenario, dass Fabian Jancke und seine Frau erleben.
Das Ehepaar ist mit dem Camper unterwegs in den Urlaub.
Doch bei Dijon soll die Reise abrupt enden.
Durch einen Wildunfall ist der Camper so stark beschädigt, dass an eine Weiterfahrt nicht zu denken ist.
Mit seinen paar Brocken Französisch versucht Fabian die Polizei zu verständigen. Doch die ist nur zuständig wenn es Personenschaden gegeben hat.
Also muss ein Abschleppwagen her. Noch mitten in den Bemühungen taucht plötzlich ein Abschleppwagen hinter ihm auf.
Fabian kann sein Glück kaum fassen. Er und seine Frau werden samt Camper zu einer Werkstatt gebracht.
Das Ganze geschah 2 Jahre vor der eigentlichen Story und seither gibt es von Fabian und seiner Frau kein Lebenszeichen mehr.
Dieses Szenario ist Arno und Nina Strobel im letzten Jahr passiert.
Doch zum Glück sind sie zu einer richtigen, wenn auch abgelegenen Werkstatt gebracht worden und wir Leser*innen sind heil froh, dass sie gesund wieder nach Hause gekommen sind.
Aber die Rädchen in Arno Strobel Kopf begannen zu rattern.

Evelyn Jancke ist die Schwester von Fabian und leidet seit 2 Jahren unter seinem Verschwinden. Fast jede Nacht quälen sie Alpträume.

Evelyn ist forensische Psychologin und arbeitet oft mit der Polizei zusammen.
Kommissar Gerhard Tillmann ist ihr bester Freund. Er versucht Evelyn immer wieder zu helfen, meist ohne Erfolg.
Tillmann ermittelt zur Zeit in einer Mordserie auf Campingplätzen.
Als ein Zeuge auftaucht, der den mutmaßlichen Täter gesehen hat wird ein Phantombild erstelle.
Dieses Phantombild versetz Evelyn in einen Strudel der sie immer tiefer in ein Loch zieht.
Ab hier weiß man als Leser*in nicht mehr was Realität ist und was sich nur in Evelyns Kopf, in ihrer Fantasie abspielt.

Mit seinem neuen Psychothriller „Der Trip“ ist Arno Strobel wieder ein spannender Thriller gelungen.
Er führt seine LeserInnen wieder einmal gekonnt an der Nase herum.
Zwischen den einzelnen Kapitel gibt es immer wieder Passagen aus Sicht des Täters ohne, dass man die Person erkennt.
Der temporeiche und spannende Schreibstil des Autors machten es mir fast unmöglich das Buch zur Seite zu legen.

Kommissar Jennerwein darf nicht sterben

Jörg Maurer
Kriminalroman
366Seiten
erschienen im Fischer Verlag
3 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar

Diesmal konnte Jennerwein mich nicht überzeugen

Kommissar Jennerwein macht Urlaub!
Er ist in einem Sporthotel und verbringt die Zeit mit Joggen, Wassertreten und auf dem Ergometer.
Was er nicht weiß, die Schwerverbrecher, die Jennerwein im Laufe der Zeit hinter Gitter gebracht hat und zum Teil dort immer noch verweilen haben sich zusammengeschlossen und einen Auftragskiller auf Jennerwein angesetzt.
Jennerwein gibt sich aber nicht nur dem Nichtstun hin. Als ein Mitarbeiter eines Großkonzern ihn bei der Suche nach einem verschwundenen Mitarbeiter um Hilfe ist Jennerwein dabei.
Die Ermittlungen in den großen voll elektrisierten Werkshallen voller Künstlicher Intelligenz
bergen einige Gefahren für den Kommissar.
Und weiterhin ist der Auftragskiller hinter Jennerwein her.

„Kommissar Jennerwein darf nicht sterben“ ist bereits der 15. Band der erfolgreichen Kommissar Jennerwein Reihe von Jörg Maurer.

Diesmal konnte mich die Geschichte nicht überzeugen.
Die Idee den Kommissar in den Urlaub zu schicken, die Täter der Buchreihe sich zusammenschließen lassen und Jagd auf den Kommissar machen finde ich gut.
Es war zum einen interessant die Protagonisten aus den vorhergehenden Bände noch einmal zu treffen oder von denen die nicht mehr am Leben sind zu lesen.
Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Interaktion der Protagonisten gewünscht.

Auch die Geschichte mit dem Teufen im Beichtstuhl fand ich gut eingeflochten.
Die Probe die Jennerwein in der Kirche nimmt und auch am Ende die Auflösung des Handlungsstrangs war clever gemacht.

Wer den Kommissar gut kennt, weiß, dass er nicht zum Nichtstun gemacht ist.
So war es nur eine Frage der Zeit, dass Jennerwein irgendwo ermittelt.
So kam ihm Herr Lim gerade recht.

Ein Mitarbeiter des Großkonzern World Wide Real Mikado Solutions ist unauffindbar verschwunden. Es besteht die Gefahr, dass er Firmengeheimnisse ausplaudert.
Es gibt keinen Hinweis, dass der Mitarbeiter das Firmengelände verlassen hat und auch keinen, dass er sich auf dem Firmengelände aufhält.

Große Teile der Handlung spielen sich in den Hallen der Firma Mikado ab.
Es gibt so gut wie keine Mitarbeiter.
Alles Roboter und Maschinen. Die KI ist alles beherrschend.
Taxis die sprechen und Witze erzählen wollen.
Ab da war ich dann raus.
Das war mir tu viel Science Fiction.

Hier sind Mit Jörg Maurer die Pferde durchgegangen.
Er hat zwar seinen gewohnten Humor immer wieder durchblitzen lassen und ich habe auch des Öfteren geschmunzelt.
Aber der Anteil an Science Fiction war mir eindeutig zu groß.

Es gibt bestimmt viele Leser*innen die darüber begeistert sind.
Ich möchte auch betonen, dass das meine persönliche Meinung ist und nicht für die Vielzahl der Leser steht.

Ich hoffe, dass Jörg Maurer bei Band 16 wieder in seine alten Gewohnheiten zurückfindet.

Die Frauen vom Lindenhof – Zusammen können wir träumen

Katharina Oswald
Roman
414 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Emotionale Fortsetzung der Lindenhof Saga

1980: Corinna Wagner will gerade ihr lang ersehntes Literaturstipendium antreten, da bekommt sie schreckliche Nachrichten. Auf dem Lindenhof hat es ein Unglück gegeben, sie muss sofort die Nachfolge ihrer Eltern antreten und die Leitung übernehmen. Ihre ehemalige Freundin Petra könnte ihr dabei eine Stütze sein, doch ihre Entfremdung ist nicht so leicht zu überwinden. Und dann ist da noch der Journalist Marc: Ist er wirklich an Corinna interessiert oder will er den Lindenhof noch tiefer in den Abgrund reißen?

Die Frauen vom Lindenhof-Zusammen können wir träumen“ ist der 2. Band einer Trilogie von Katharina Oswald.
Hinter dem Namen stehen die zwei Autorinnen Andrea Bottlinger und Claudia Hornung.

Die Geschichte entführt uns die Jahre 1980 / 1981.

Zwischen dem 1. und 2. Band liegen über 20 Jahre.
Marianne führt mit ihrem Mann Alexandre die Schreinerei weiter.
Sie stellen weiterhin Puppenmöbel her doch die Geschäfte laufen nicht zufriedenstellend.
Jetzt wollen sie es gerne mit der Anfertigung von größeren Möbeln beginnen.
Dafür muss die alte Kreissäge wieder von Betrieb genommen werden.
Doch das wird ihnen zum Verhängnis.

Corinna möchte gerader in Berlin ihr Literaturstipendium beginnen als sie zum Lindenhof gerufen wird.
Ein furchtbares Unglück ist geschehen und zwingt Corinna dazu die Nachfolge ihrer Eltern anzutreten.
Corinna gerät in einen Zwiespalt. Sie möchte gerne studieren, den Traum Autorin zu werden kann sie nicht so einfach aufgeben.
Da ist aber auch die Schreinerei. Nach dem schlimmen Unfall braucht ihre Mutter sie jetzt an ihrer Seite.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie erscheinen richtig lebendig.
Mir sind sie ja schon seit dem 1. Band ans Herz gewachsen.
Jetzt lernt man Corinna, die Tochter von Marianne und Alexandre kennen.
Sie steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben.
Wird sie die Schreinerei halten können?
Die Presse die von dem Unfall Wind bekommen hat will den natürlich Ausschlachten.
Oft wird der Lindenhof von Journalisten belagert.
Kein einfacher Weg der vor Corinna liegt.

Die Geschichte ist wieder sehr emotional und ist genauso mitreißend wie der 1. Band.
Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und gut zu lesen.
Die Jahre der Handlung werden gut widergespiegelt.

Ich war sehr schnell wieder in der Geschichte drin und konnte kaum aufhören zu lesen.
Jetzt freue ich mich auf den 3. Band „Die Frauen vom Lindenhof-Gemeinsam der Zukunft entgegen“ der am 27.09.2023 erscheinen soll.

Gnadenlose Provence

Pierre Lagrange
Kriminalroman
380 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Wie immer spannende Unterhaltung der Extraklasse

Im letzten Band hat der Commissaire im Ruhestand Albin Leclerc seine Veronique geheiratete.
Jetzt sind beide auf Hochzeitsreise auf Martinique.
Sonne, Strand und Meer, wer Albin Leclerc kennt, weiß das ihm schnell langweilig wird.
Da hört er von einem Mord in seiner Heimat.
Ein Scharfschütze macht Jagd auf Radfahrer und das kurz vor der Tour de France.
Die Ermittler Castel und Theroux sind mit dem Fall betraut.
Kaum zurück fängt Leclerc mit eigenen Ermittlungen an.
Der Täter muss gestoppt werden bevor die Tour de France durch Carpentras startet.

„Gnadenlose Provence“ ist bereit der 8. Band der Reihe mit Commissaire Leclerc
von Pierre Lagrange.

Der Autor lässt seine Leser*innen wieder in die Provence reisen.
Er beschreibt die Orte und die Liebe der Menschen zu ihrer Heimat sehr stimmungsvoll.

Commissaire Leclerc ist mittlerweile im Ruhestand, kann aber das Jagen nicht lassen. So drängt er sich seinen ehemaligen Kollegen mehr oder weniger als Berater auf.
Seine Kollegen, vor allem Castel und Theroux wissen aber was sie an Leclerc haben.
Seine Erfahrung, seine Hartnäckigkeit und seine Kombinationsgabe lassen ihn auch oft seinen Kollegen einen Schritt voraus sein. Dabei riskiert er nicht selten sein Leben.
So auch in diesem Fall.

Ich finde Albin Leclerc einen tollen Charakter. Er ist etwas kauzig aber durchaus sympathisch und liebenswert auch wenn er Gefühle nicht offen zeigen kann.
Wenn er Zwiegespräche mit seinem Mops Tyson hält muss ich immer schmunzeln.

Auch die eigentlichen Ermittler gefallen mir gut. Die Polizisten Theroux und Castel, bei Theroux kommt es einen immer so vor als stehe er auf der Leitung.
Es ist zum schmunzeln wenn sie genervt die Anrufe von Leclerc ignorieren und dieser immer wieder einen Weg findet um an Informationen aus erster Hand zu kommen.

Veronique und Albin haben im letzten Band geheiratet.
Sie hat meist Verständnis für ihren Mann, wenn er sich wieder mal in einen Fall seiner Kollegen verbeißt. Man spürt aber auch deutlich das da eine Spur Sorge um ihren Mann mitspielt.

Der Fall ist äußerst spannend.
Mehrere Radfahrer werden auf offener Strecke Opfer eines Scharfschütze.
Es gibt kaum Indizien das die Opfer sich gekannt haben.
Gerade jetzt soll die Tour de France durch Carpentras führen. Die Bergstrecke ist eine der schwierigsten.
Es stellt sich die Frage ob die Tour in Gefahr ist.

Pierre Lagrange erzählt sehr lebendig, sein Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Der Spannungsbogen zieht sich über das gesamte Buch. Das Ende ist dann noch einmal sehr aufregend und überraschend.
Ich freue mich jetzt schon auf den 9. Fall mit dem sympathischen Ex Commissaire Leclerc.

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller

Stephan Ludwig
Roman
349 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Schräg, skurril und humorvoll

Der nette Herr Heinlein ist Delikatessenhändler in 3. Generation.
Er legt sehr großen Wert auf Qualität und Tradition.
Wichtig sind für ihn seine Kunden und Höflichkeit.
Auch sein neuer Stammkunde Adam Morlok liegt ihm am Herzen.
Er sitzt immer am selben Tisch, trinkt zwei Espresso und isst von der Pastete die Herr Heinlein jeden Tag frisch herstellt.
Doch eines Tages isst er seine letzte Pastete.

„Der nette Herr Heinlein“ von Stephan Ludwig ist eine recht schräge und skurrile Geschichte.
Genauso schräg und zum Teil ein bisschen geheimnisvoll sind die Protagonisten.
Herr Heinlein scheint wirklich ein sehr höflicher und netter Zeitgenosse zu sein.
Er sorgt für seinen dementen Vater, er sorgt sich um seinen Angestellten Marvin und er sorgt sich um seine Kunden.
Obwohl die Kunden immer weniger werden und das Geschäft schon verkleinert wurde.
Als sein neuer Stammkunde eines Tages versehentlich zu Tode kommt und von Herrn Heinlein im Kühlhaus zwischengelagert wird, fragt man sich ist Herr Heinlein wirklich so nett und selbstlos wie es den Anschein hat?

Stephan Ludwig ist ja durch seine Zorn-Reihe sehr bekannt.
Mit „Der nette Herr Heinlein“ hat er etwas völlig anderes veröffentlicht. Obwohl ein bisschen Krimi steckt auch in dieser Geschichte und Zorn und Schröder schauen auch einmal kurz vorbei.

Die Geschichte ist schräg, skurril und fern jeder Realität und genau das macht sie so lesenswert.
Nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe konnte ich kaum noch aufhören zu lesen.
Oft musste ich in mich hineinlachen.

„Der nette Herr Heinlein“ war eine erfrischend andere Geschichte die ich gerne gelesen habe.

Mörderfinder – Mit den Augen des Opfers

Arno Strobel
Thriller
352 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar

Pageturner

Klappentext:
Damit hat Fallanalytiker Max Bischoff nicht gerechnet. Keine andere als die Leiterin des KK 11 in Düsseldorf, Polizeirätin Eslem Keskin, die bislang kein gutes Haar an ihm gelassen hat, bittet Max um Hilfe.
Er soll in dem kleinen Weinort Klotten an der Mosel inoffziell in einem nie gelösten Vermisstenfall ermitteln. Keskin ist in ihrem privaten Umfeld auf neue Hinweise zu dem zwanzig Jahre alten Fall gestoßen und hofft, dass es Max gelingt, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Doch kaum vor Ort ereignet sich ein Mord. Max ist bald an etwas dran, aber ignoriert alle Warnungen. Eine Entscheidung, die ihn das Leben kosten könnte .

„Mörderfinder – Mit den Augen des Opfers“ ist der dritte Band einer genialen Thriller-Reihe von Arno Strobel.
In seiner Trilogie „Im Kopf des Mörders“ hat Arno Strobel Max Bischoff so viel erleiden lassen, dass dieser seinen Polizeidienst aufgegeben hat und sein Wissen als Dozent an der Polizeihochschule weitergibt.
Doch ohne das Kämpfen in erster Reihe geht es nicht.
Max nimmt den einen oder anderen Fall als Privatermittler an.

Für dieser Fall, man glaubt es kaum wird er von Eslem Keskin, der Leiterin des KK 11 in Düsseldorf, beauftragt.
Max fährt an die Mosel in das kleine Weinort Klotten.
Hier wird seit 20 Jahren ein Mann vermisst, man ging schon damals von einem Gewaltverbrechen aus, dass aber nie aufgeklärt wurde.
Eslem Keskin stellt Max die Kriminalkommissarin auf Probe Jana Brosius zur Seite.
In Jana entdeckt Max eine frühere Studentin und Bewunderin von ihm.
Jetzt, unter dem Einfluss von Eslem Keskin, begegnet sie ihm gar nicht mehr so freundlich.
Kaum hat Max angefangen die ersten Fragen im Ort zu stellen gibt es schon eine Tote.

Seit der Trilogie „Im Kopf des Mörders“ ist Max Bischoff mein Lieblings-Charakter aus den Büchern von Arno Strobel und ich bin dem Autor dankbar, dass er ihn wieder hat aufleben lassen.
Auch die Zusammenarbeit mit Böhmer ist einfach genial und es ist schön die Beiden immer wieder einmal Seite an Seite zu erleben.
Kriminalrätin Eslem Keskin macht einen schroffen und herrischen Eindruck. Ich denke aber, dass irgendwann, im Laufe der Zeit Max und Eslem gut miteinander auskommen werden. Wie sagt man so schön „Harte Schale weicher Kern“.
Besonders gut gefällt mir auch Dr. Marvin Wagner. Er ist so ganz anders als man sich einen Psychologen und Wissenschaftler vorsteht. Ein sehr gelungener Charakter.

Zwischen den einzelnen Kapitel gibt es immer wieder Abschnitte aus Sicht des Täters.
Man liest seine Gedanken ohne zu wissen wer dahintersteckt.

Arno Strobel versteht es einfach Spannung aufzubauen und den Spannungsbogen bis zum Ende aufrecht zu halten.
Die Kapitel haben eine angenehme Länge und enden oft mit einem Cliffhanger.
Das Ende war sehr schlüssig, hat mich aber wieder einmal überrascht.

Bei diesem Buch brauchte ich kein Essen und kein Trinken. Ich habe es fast an einem Stück weggesuchtet.
Man kann einfach nicht aufhören, man muss einfach immer weiterlesen.
Ich hoffe, dass es noch viele weiter Fälle mit Max Bischoff geben wird.


Die Frauen vom Lindenhof – Ein Neuanfang für uns

Katharina Oswald
Roman
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Emotionaler Auftakt der Lindenhof Trilogie

Hohenlohe 1953: Nach dem Tod des Vaters kommen Marianne, ihre Mutter und ihre kleinen Schwestern kaum über die Runden. Die alte Schreinerei, einst Stolz der Familie, verfällt. Doch Marianne will sich dem Schicksal nicht ergeben. Zu sehr liebt sie den Duft der Werkstatt, die sanfte Wärme des Holzes unter ihren Fingern. Sie will wieder aufbauen, etwas ganz Neues wagen. Nur wer traut ihr das als Frau in diesen Zeiten zu? Marianne muss um ihren Traum kämpfen. Doch dann verliebt sie sich ausgerechnet in den traumatisierten Kriegsheimkehrer Alexandre.

Die Frauen vom Lindenhof-Ein Neuanfang für uns“ ist der erste Band einer Trilogie von Katharina Oswald.
Hinter dem Namen stehen die zwei Autorinnen Andrea Bottlinger und Claudia Hornung.

Die Geschichte entführt uns nach Baden-Württemberg in die Jahre 1953-1957.
Auf dem Lindenhof lebt die Familie Wagner, das sind die Geschwister Marianne, Henni und Lottchen, die Mutter und der Großvater.
Die Mutter versucht die Familie mit Näharbeiten über Wasser zu halten.
Marianne hilft immer da wo Arbeit anfällt, sei es auf den Feldern oder bei der Traubenlese.
Henni zieht es nach der Schule in die Stadt und Lottchen, das Nesthäkchen geht noch zur Schule.
Der Großvater hat seit dem Kriegsende nicht mehr gesprochen. Auch von Menschen hält er sich am liebsten fern. Er ist zufrieden wenn er ein Stück Holz in Händen hält und daraus Figuren schnitzt.

Marianne tut es in der Seele weh, dass die Schreinerei die ihr Vater aufgebaut hat seit seinem Tod verfällt.
Ihr kommt die Idee, die Schreinerei wieder aufzubauen und Puppenmöbel herzustellen.
Doch sie muss erfahren, dass alles schwieriger ist als sie gedacht hatte.
Viele Steine werden ihr in den Weg gelegt. Einer Frau traut keiner zu eine Schreinerei zu führen.
Aber Marianne ist kein Mensch der gleich aufgibt.
Zum Glück findet sie auch einige nette Helfer.
Einer davon ist der Kriegsheimkehrer Alexandre, der über seine Herkunft ein Geheimnis macht.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie erscheinen richtig lebendig.
Besonders hat mir natürlich Marianne gefallen.
Sie sprüht vor Energie wenn sie sich etwas vorgenommen hat.
Marianne hat den Mut etwas Neues zu wagen und in eine Männerdomäne einzudringen.
Auch wenn der Großvater nicht mehr spricht, habe ich immer das Gefühl, dass er Marianne im stillen bewundert.

Alexandre hat mir natürlich auch sehr gut gefallen. Er hat im Krieg traumatische Erfahrungen machen müssen.
Um seine Herkunft ranken sich im Ort Gerüchte. Ist er etwa ein russischer Spion?
Alexandre schert das wenige. Er träumt davon nach Paris zu gehen und zu malen.

Die Geschichte wird emotional erzählt.
Ich habe mit Marianne gelitten und mich mit Marianne gefreut.
Es wird verdeutlicht, wie schwierig es damals war als Frau eine eigen Firma zu gründen.
Noch dazu in einer Branche die eigentlich von Männern ausgeführt wird.

Die zwei Autorinnen schildern die Zeit der Handlung sehr authentisch.
Auch ein paar historischer Ereignisse werden eingeflochten. So findet die Fußball Weltmeisterschaft in der Schweiz 1954 Erwähnung.
Auch der eine oder andere Schlager- oder Filmtitel findet man in der Geschichte wieder.
Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und gut zu lesen.
Ich war sehr schnell von der Geschichte gefangen und habe das Buch kaum aus der Hand legen können.

Jetzt freue ich mich auf den 2. Band „Die Frauen vom Lindenhof-Zusammen können wir träumen“ der am 24.05.2023 erscheinen soll.