Das unsichtbare Band


Haneen Al-Sayegh
Roman
335 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem Arabischen von Hamed Abdel-Samad
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein bemerkenswerter Debütroman

Klappentext:
In den Bergen des Libanon wächst die junge Amal in der starken, patriarchalischen Religionsgemeinschaft der Drusen auf. Sie wollen nur eines: Die Schule besuchen und studieren, doch Mädchen haben dort keine Rechte. Der Großvater lässt zwischen sich und seiner Frau eine Mauer errichten, aber die Mutter darf immerhin Brot backen, und damit bezahlt sie das Schulgeld ihrer Töchter.

Als Amal, die Jüngste, mit fünfzehn verheiratet wird und das Elternhaus verlässt, schwört die Mutter. Unbeirrt, auch wenn gegen viele Widerstände, geht die junge Frau ihren Weg und beginnt zu begreifen, was es heißt, selbstbestimmt zu leben und wahrhaftig zu lieben.

„Das unsichtbare Band“ ist das Romandebüt von Haneen Al-Sayegh.
Die Autorin erzählt die Geschichte von Amal, einer jungen Frau, die im Libanon aufwächst und sich gegen die patriarchalischen Fesseln ihrer Gesellschaft stellt.

Amal lebt in einem kleinen Dorf in den Bergen, wo Traditionen und Erwartungen alles bestimmen. Schon früh wird ihr klar, dass sie als Frau weniger Rechte und Freiheiten hat als die Männer. Doch Amal wird sich nicht unterwerfen. Sie träumt von einem Leben, in dem Sie selbstbestimmt sein können und für Ihre eigenen Entscheidungen einsteht.

Der Roman zeichnet ein eindrückliches Bild des Lebens im Libanon, geprägt von starken Kontrasten zwischen Tradition und Moderne. Haneen Al-Sayegh beschreibt mit viel Feingefühl die Schwierigkeiten, denen Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft ausgesetzt sind. Sie zeigt aber auch, wie Amal und andere Frauen sich gegen die Unterdrückung wehren und für ihre Rechte kämpfen.

Für ihren Roman hat Haneen Al-Sayegh starke Charaktere entworfen. Mit Amal bringt die Autorin ihren Leser*innen das Leben der arabischen Frauen näher. Die Frauen hängen in einer Welt der Tradition fest. Sie müssen hart für ihre Rechte kämpfen und doch meist auf den Unwillen der Männer stoßen.
Verbunden sind die arabischen Frauen durch ein unsichtbares Band, das ihnen Kraft und Stärke verleiht.

„Das unsichtbare Band“ ist ein poetischer und anrührender Roman, der die Leser*innen mit auf Amals Reise nimmt. Es ist ein Buch über Freiheit, Liebe und die Kraft der Frauen.

Ich habe „Das unsichtbare Band mit Freunden“ gelesen.

Backstein

Femke Vindevogel
Roman
240 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Übersetzt von Ingrid Ostermann
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Wenn Gewalt die Familie prägt

Klappentext:
Eine unerwartete Erbschaft, zwei Säcke randvoll mit Steinen, katapultiert Iggy zurück in eine Kindheit voller Alkoholmissbrauch, körperlicher Gewalt und bizarrer DDR-Obsession. Es sind die Steine eines abgeschlagenen Wandgemäldes. Als Iggy in ihrer sanften Dachgeschosswohnung das sechsmal drei Meter große Bild zusammenfügt, stellt sich heraus, dass einige Steine fehlen. Iggy, die ihr eigenes Leben nur mit Mühe zusammenhält, tritt die Flucht nach vorne an. Gemeinsam mit ihrer Ex, der Künstlerin Luka, macht sie sich auf die Suche nach den fehlenden Puzzleteilen und der Wahrheit. Die Suche führt sie nach Berlin, wo Iggy, der größte Lügner ihres verstorbenen Vaters, auf die Spur kommt – eine Reise, die ihr Leben verändert. Immer auf ihrer Seite, die wahre Heldin und treue Seele: Mopsdame Kuro. Backstein ist ein aufwühlendes Buch über das Aufwachsen in einer Familie, in der nichts sicher ist, außer, dass es niemanden etwas angeht. Ein beißender, feinfühlig geschriebener Entwicklungsroman mit Blick auf die Möglichkeiten menschlicher Resilienz.

„Backstein“ ist die Geschichte einer jungen Frau, die viel Gewalt erlebt hat, von Femke Vindevogel.

Im Mittelpunkt steht Iggy, der durch eine Erbschaft mit der Vergangenheit konfrontiert wird. Sie erbt zwei Säcke voller Backsteine, die das Überbleibsel eines Wandgemäldes aus der DDR sind, das einst in ihrem Elternhaus hing. Iggy fängt an, das Bild zusammenzufügen. Dabei stellt sie fest, dass einige Steine fehlen. Sie machen sich zusammen mit Luka auf die Suche. Dabei erlangen sie viele Erinnerungen an ihre Kindheit, die von Gewalt und Alkoholmissbrauch geprägt wurde.

Femke Vindevogel zeichnet ein berührendes Bild einer Frau, die mit den Traumata ihrer Kindheit konfrontiert wird und lernt, sich mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen.
Dabei gelingt es der Autorin hervorragend, die Gefühle von Iggy ihren Leser*innen zu vermitteln.
Iggys Wut, Trauer und Scham werden den Leser*innen auf eindringliche Weise aufgezeigt. Gleichzeitig zeigt der Roman auch Iggys Stärke und ihren Willen, sich aus den Fängen ihrer Vergangenheit zu befreien.

Der Roman ist nicht nur ein packendes Frauenschicksal, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Die DDR-Vergangenheit spielt eine wichtige Rolle in Iggys Leben und prägt ihre Sicht auf die Welt.

Femke Vindevogels Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Sie versteht es gut, Ihren Leser*innen die dunkelsten Augenblicke auf humorvolle Weise zu vermitteln.

„Backstein“ ist ein fesselnder und berührender Roman, der lange nach dem Lesen nachhallt. Fenke Vindevogel hat ein wichtiges und aktuelles Thema auf eine einfühlsame und literarisch wertvolle Weise aufbereitet.
Für mich war es sehr interessant, Iggys Entwicklung mitzuerleben.

Mühlensommer

Martina Bogdahn
Roman
331 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ein Roman über Heimat, Familie und Neuanfänge

Klappentext:
Ein drückend heißer Sommertag. Mit ihren beiden Töchtern macht sich Maria auf den Weg in ein langes Wochenende fern von Stadt, Stress und Schule. Doch dann ruft Marias Mutter an: Der Vater hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Die Mutter ist bei ihm, und auf dem Bauernhof der Familie müssen Schweine, Kühe und Hühner versorgt werden aber auch die demente Großmutter.
Maria fährt sofort zum Hof. Doch dort, vor der alten Mühle, erwartet sie neben der unermüdlich Äpfel schälenden Oma auch die Erinnerung an ihre Jugend zwischen Schulbus und Schweinestall, Dreimeterbrett und Kirchenbank, an starre Traditionen und lauter kleine Freiheiten.
Als am Tag darauf die Mutter aus dem Krankenhaus heimkehrt und plötzlich auch Marias Bruder Thomas auf dem Hof steht, ist die Familie versammelt. Sie eint die stille Sorge um den Vater. Bis Thomas das Schweigen bricht und endlich zur Sprache kommt, was sie alle lang verdrängt haben.

„Mühlensommer“ von Martina Bogdahn ist eine warmherzige Familiengeschichte.

Im Mittelpunkt des Romans steht Maria, eine Frau, die sich im Laufe der Geschichte neu erfinden muss. Sie fährt mit ihren Töchtern auf den elterlichen Hof um Unterstützung zu leisten da der Vater einen Unfall hatte. Als ihr Bruder Thomas auch auf dem Hof auftaucht wird Maria der Vergangenheit konfrontiert.
Sie lernt, Verantwortung zu übernehmen, für sich selbst einzustehen und ihren eigenen Weg zu finden. Ihre Entwicklung ist berührend und inspirierend.

Martina Bogdahn zeichnet ein einfühlsames Bild des Lebens auf dem Land. Die Idylle der Natur wird kontrastiert mit den Problemen der Dorfgemeinschaft. Die Autorin scheut sich dabei nicht, auch die Schattenseiten des Landlebens zu beleuchten, wie etwa die Engstirnigkeit und den Mangel an Perspektiven.

Die Geschichte ist fesselnd geschrieben und die Charaktere sind vielschichtig und authentisch. Martina Bogdahn versteht es, ihre Leser in die Welt ihrer Charaktere hineinzuversetzen und ihnen deren Gefühle und Gedanken nahe zu bringen.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Auf eine warmherzige und stellenweise humorvolle Art vermittelt Martina Bogdahn ihren Leser*innen die Familiengeschichte.

„Mühlensommer“ ist eine Familiengeschichte die lange im Gedächtnis bleiben wird.

Was das Meer verspricht

Alexandra Blöchl
Roman
277 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar

Atmosphärisch erzählter Roman

Zum Inhalt:
Im Mittelpunkt steht Vida, sie lebt schon immer auf der kleinen Insel im Norden. Ihr Leben ist vorgeplant, sie wird sich um die Kinder kümmern, das Geschäft der Eltern übersehenem und ihren Freund seit Kindertagen heiraten. Nie hat sie ihr Leben hinterfragt. Bis Marie auf die Insel zieht.
Marie ist so erfrischend anders und Vida, dass genaue Gegenteil von Vida. Die beiden Frauen freundet sich an, mehr noch Vida verliebt sich in Marie. Auf einmal fängt sie an ihr Leben zu hinterfragen. Gibt es da vielleicht noch mehr das auf sie wartet. Sie träumt auszubrechen aus ihrem bisherigen Leben. Ausbrechen zusammen mit Marie.

Vidas Bruder Zander ist schon früh weg von der Insel. Er wollte sein Glück auf dem Festland suchen. Doch jetzt kehr Zander zurück und auch er ist von Marie fasziniert, auch er verliebt sich in Marie.

„Was das Meer verspricht“ ist ein atmosphärisch erzählter Roman von Alexandra Blöchl.

Die Autorin hat interessante Charaktere gezeichnet die zum Teil sehr facettenreich sind. Vida durchlebt eine große Veränderung. Am Anfang war sie glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Doch durch Marie beginnt sie es zu hinterfragen und mehr vom Leben zu wollen. Im Laufe der Geschichte vermittelt Vida manchmal den Eindruck, dass sie ihr ganzes Leben unglücklich war.
Das fand ich etwas schade. Das Vida ihr Leben hinterfragt und mehr will ist verständlich aber unglücklich war sie vorher nicht.

Zander hat mir als Charakter auch gefallen. Er hat es genau andersrum gemacht. Er hat die Insel verlassen um sein Glück zu finden, kehrt jetzt aber zurück.

Bruder und Schwester die sich beide in die gleiche Frau verlieben. Eifersucht und Spannung liegen in der Luft.

Alexandra Blöchl erzählt die Geschichte in einer feinen Sprache. Die Beschreibungen vom Leben auf er Insel, vom Meer das immer gegenwärtig ist sind sehr atmosphärisch.
Nach wenigen Seiten wurde ich, wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.
Die Geschichte schreitet mit einem ordentlichen Tempo voran.
Mir hat die Entwicklung von Vida bis auf kleine Details gut gefallen. Nach der Rückkehr von Zander nahm die Geschichte eine Wendung an. Auch die Atmosphäre veränderte sich. Jetzt herrscht Eifersucht und ja auch Hass vor. Auch die neue Situation die durch die Rückkehr von Zander entstanden ist hat die Autorin ihren Leser*innen gut vermittelt.
Dabei ist der Schreibstil von Alexandra Blöchl flüssig und leicht verständlich.
Die kurzen Kapitel sorgten dafür, dass ich als weiterlesen musste.

Ich habe „Was das Meer verspricht“ mit Freude gelesen.

Unter Wasser ist es still

Julia Dibbern
Roman
382 Seiten
erschienen im Limes Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Limes Verlag für das Rezensionsexemplar.

Vom Ankommen und Loslassen

Klappentext:
Nach fast zwanzig Jahren kehrt Maira zurück in den Ort ihrer Kindheit. Sie will nur eins: ihr Elternhaus räumen, das seit dem Tod ihrer Mutter leer steht, und es so schnell wie möglich an einen Investor verkaufen.
Stück für Stück bereitet Maira das Haus für den geplanten Abriss vor und unausweichlich kehren die Erinnerungen zurück, die Tage am Wasser mit ihren besten Freunden, die magischen Begegnungen mit der Natur der Ostseeküste, die schwere Krankheit und der Verlust ihrer Mutter. Und eine alte Frage will endlich eine Antwort finden: Was ist damals während Mairas letzten Tagen auf dem Darß wirklich geschehen?

„Unter Wasser ist es still“ von Julia Dibbern ist eine bewegende Geschichte von Ankommen und Loslassen.

Maira arbeitet erfolgreich in Frankfurt. Ihr Chef ist so etwas wie eine Vaterfigur für sie. Jetzt soll sie Restaurationsbetrieb von ihm übernehmen und erfolgreich weiterführen.
Doch zuerst möchte sie ihr Elternhaus in Soeterhoop verkaufen. Seit dem Tod ihrer Mutter vor knapp 18 Jahren steht das Haus leer und Maira war nicht mehr in ihrem Heimatort gewesen. Schweren Herzens reist Maira nach Soeterhoop um das Haus zu räumen.
Erst vor Ort spürt sie wie schwer es ist, an allem hängen viele Erinnerungen.
Maira muss sich aber auch der Frage stellen was am Tag als ihre Mutter starb wirklich passiert ist.

Julia Dibbern erzählt die Geschichte aus der Perspektive von Maira. Man kann ihre Trauer deutlich spüren als die Erinnerungen ihrer Kindheit auf sie einprasseln.
Dazu gibt es immer wieder Rückblenden die von Mairas Kindheit erzählen. Nur langsam lässt Maira diese Erinnerungen Stück für Stück zu. Dabei erfahren die Leser*innen wie abrupt Mairas Kindheit endete und sie Verantwortung übernehmen musste.
Briefe ihrer Mutter dokumentieren zusätzlich die Vergangenheit und sind fast wie ein Tagebuch angelegt..

In der Geschichte kann man Mairas Entwicklung spürbar miterleben. Zuerst hat sie Bedenken an den Ort ihrer Kindheit zurück zukommen und den Menschen zu begegnen. Als sie aber von ihrer besten Freundin herzlich Empfangen wird legen sich ihre bedenken.
Maira ist in ihr Elternhaus zurückgekehrt um es zu räumen doch sie wird von den Erinnerungen und ihrem Trauma überwältigt. Die Atmosphäre ist voller Melancholie, Trauer und Schmerz.

Julia Dibbern hat eine flüssige und gut verständlichen Schreibstil. Ich bin nach ein paar Seiten tief in die Geschichte eingetaucht. Ich habe Maira begleitet als sie ihre Vergangenheit aufgearbeitet hat.
War die Geschichte doch sehr traurig hat sie am Ende Hoffnung versprochen.

„Unter Wasser ist es still“ ist ein berührender, trauriger Roman der aufzeigt das man auch loslassen muss wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Malnata

Beatrice Salvioni
Roman
269 Seiten
Übersetzt aus dem Italienischen von Anja Nattefort
erschienen im Penguin Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Penguin Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine fesselnde Erzählung über Freundschaft und Selbstbestimmung

Klappentext:
Unter der sengenden Sonne der Lombardei im Jahr 1935 begegnet Francesca zum ersten Mal Maddalena, die von allen im Ort nur »Malnata« genannt wird: »Die Unheilbringende«. Francesca, zu Konformität und Gehorsam erzogen ist sofort fasziniert von dem barfüßigen Mädchen, dessen Hände immer schmutzig sind, die Augen voller Trotz. Entgegen allen Warnungen freundet sich Francesca mit Maddalena an und lernt mit der Zeit, den Lügen der Erwachsenen zu misstrauen. Doch in einer Gesellschaft, die keinen Platz hat für weibliches Freiheitsdenken, ist jedes falsche Wort und jede unfolgsame Tat eine Gefahr.

„Malnata“ ist der Debütroman von Beatrice Salvioni.

Die Geschichte führt die Leser*innen nach Italien, genauer gesagt in die Lombardei in das Jahr 1935er. Das war eine Zeit in der den Frauen kaum eine eigene Meinung zugestanden wurde.
Doch Maddalena, genannt Malnata (die Unheilbringende) ist anders, sie ist ein Freigeist
Malnata läuft barfuß durch die Straßen und scheint ewig schmutzig zu sein.
Francesca die in einem strengen Umfeld aufgewachsen ist, ist fasziniert von Maddalenas Freigeist und ihrer Unabhängigkeit. Trotz der Warnungen ihrer Umgebung lässt sie sich von Maddalenas Lebensfreude anstecken und hinterfragt zunehmend die rigiden Normen ihrer Zeit.
Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.

Beatrice Salvioni hat vielschichtige und facettenreiche Charaktere erschaffen.
Sie entführt ihre Leser*innen in ein Italien das vom Faschismus geprägt ist.
Die Autorin erzählt von einer engen Freundschaft zweier Mädchen die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dazu benutzt Beatrice Salvioni eine sehr lebendige Sprache.
Nach wenigen Seiten bin ich ganz tief in die Geschichte eingetaucht.

Zitat von Mareike Fallwick: „Dieses Buch ist wie eine Stichflamme und hat mich komplett entzündet“. Diesem Zitat kann ich mich nur anschließen.

Malnata ist ein fesselnder Roman voller emotionaler Tiefe und historischer Tragweite. Es ist eine Geschichte über die Kraft der Freundschaft, die Suche nach Identität und den Mut, sich gegen Unterdrückung zu erheben.

Von mir eine ganz klare Leseempfehlung

Zebras im Schnee

Florian Wacker
Roman
381 Seiten
erschienen im Berlin Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Berlin Verlag für das Rezenssionsexemplar

Auf der Suche nach der Vergangenheit

Klappentext:
Bei seinen Recherchen zum 75-jährigen Jubiläum des Bauhaus-nahen Stadtplanungsprogramm Neues Frankfurt kommt der New Yorker Kunsthistoriker und Architekt Richard Kugelman an ein Ende der 1920er-Jahre aufgenommenes Foto seiner Mutter Franziska Goldblum. Fotografin ist eine gewisse Ella Burmeister. Immer tiefer taucht Richard während einer Reise in die Main-Metropole in ihre Lebensgeschichte ein, würde er mehr Material von dieser nach dem Krieg völlig zu Unrecht vergessenen Künstlerin finden, wäre seine geplante Ausstellung nicht weniger als eine Sensation.
Doch in welchem Verhältnis standen die beiden Frauen zueinander? Und warum hat die ehemalige Kunststudentin Franziska nach der Immigration in die USA 1933 mit ihrer Familie nie von dieser Ella und ihrer gemeinsamen Zeit in Frankfurt gesprochen und auch nie wieder gemalt? Unversehens gerät Richard in eine Geschichte hinein, die auch sein Leben für immer verändern wird.

„Zebras im Schnee“ von Florian Wacker war das diesjährige Buch für „Frankfurt liest ein Buch“
Von Florian Wacker habe ich bereits mit Begeisterung „Die Spur der Aale“ gelesen. Ein Krimi der auch in Frankfurt angesiedelt ist.

In diesem Roman bringt der Autor seinen Leser*innen das historische Frankfurt näher.
Als der Architekt Richard Kugelman ein Foto seiner Mutter findet das von der Fotografin Ella Burmeister in Frankfurt aufgenommen wurde möchte er mehr über die Entstehung des Fotos herausfinden. Richard Kugelman, der zum 75-Jubiläum zum Stadtplanungsprogramm Neues Frankfurt aus den USA anreist will versuchen mehr über die Künstlerin Ella Burmeister zu erfahren. Auch interessiert ihn, warum seine Mutter die Kunst studiert hat nach ihrer Immigration in die USA 1933 nicht mehr gemalt hat. Richard Kugelmans Mutter hat nie über ihre Zeit in Frankfurt gesprochen.

Florian Wacker erzählt seine Geschichte auf zwei Zeitebenen. Die Gegenwart ist das Jahr 1997 uns spielt in New York und in Frankfurt. Hier lernen die Leser*innen Richard Kugelman, den Kunsthistoriker und Architekt kennen. Seine Mutter hat in Frankfurt Kunst studiert. Richard Kugelman begibt sich auf die Suche nach der Vergangenheit.

Das ist dann auch schon die zweite Zeitebene. Sie umfasst die Jahre 1927-1933 uns spielt zum größten Teil in Frankfurt. Hier lernen die Leser*innen dann Franziska, die Mutter von Richard Kugelman und auch Ella Burmeister kennen. Franziska und Ella waren eng befreundet. Als Leser*innen erlebt man die Zeit in Frankfurt mit, die im Umbruch war. Die NSDAP war im Vormarsch und Hitler nahm immer größeren Einfluss auf das Leben der Menschen.

Florian Wacker hat große Recherchearbeit geleistet und mit das historische Frankfurt näher gebraucht. Mir als Frankfurterin bedeutet das natürlich viel. Der Autor beschreibt das Leben in der Stadt zu der damaligen Zeit detailreich. Man kann sie gut eine Vorstellung davon machen. Meine Mutter hat diese Zeit ja in Frankfurt erlebt und da mich die Geschichte schon immer interessiert hat, mir auch einiges davon erzählt.

Florian Wacker hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Mit seiner Geschichte hat er mich schnell gefesselt.
Mir war es eine große Freude „Zebras im Schnee“ zu lesen.


Helgas Weg

Claudia Seidel
Roman
288 Seiten
erschienen bei Tinte & Feder
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar

Salz und Schokolade

Klappentext:
Lüneburg 1964: Als die lebensfrohe Helga ihre Arbeit im Rathaus zu verlieren droht, nimmt sie all ihren Mut zusammen und beschließt, sich ihren Traum vom eigenen Café zu erfüllen. Dank der dynamischen Konditorin Elke, die in ihrer eigenen Schokoladenmanufaktur himmlische Kreationen zaubert, soll es dort die köstlichsten Pralinés und Tartes geben.
Gut, dass Helgas beste Freundin Eva inzwischen die Saline führt, denn die ungenutzte Schmiede bietet den idealen Raum für ihr Café. Doch ausgerechnet jetzt plagen Eva eigene Schwierigkeiten. Ihr Erzfeind Rainer von Seefeldt intrigiert auf höchster Ebene gegen die Saline. Und auch die Kluft zwischen ihr und ihrem Ehemann Lothar wird immer größer. Als der dann vorschlägt, ausgerechnet seinen Cousin und Evas alte große Liebe Ulrich um anwaltlichen Rat zu bitten, weiß Eva nicht, ob sie dem Druck noch standhalten kann.
Doch auch Helga bekommt bei den Vorbereitungen für die Eröffnung ihres Cafés tatkräftige Unterstützung. Elkes Bruder Hans steht ihr bei der Renovierung der alten Schmiede beherzt zur Seite. Kann sie sich den Traum vom Café Salüne erfüllen und ihr persönliches Glück finden?

„Helgas Weg“ ist der 2.Band der Reihe Das Aroma des Salzes von Claudia Seidel.

Die Autorin entführt ihre Leser*innen nach Lüneburg in das Jahr 1964.

Im Mittelpunkt stehen Helga und Eva. Helga möchte ihren Traum von einer eigenen Café verwirklichen.
Mit der Konditorin Elke hat sie eine Frau gefunden, die es versteht die feinsten Kunstwerke aus Schokolade herzustellen. Helgas Freundin Eva, die nach dem Tod ihres Vaters die Saline übernommen hat kämpft gegen Rainer von Seefeldt der gegen sie integriert. Auch privat läuft bei Eva nicht alles wie sie es sie wünscht.

Claudia Seidel lässt ihre Leser*innen in die Welt der 1960er Jahre eintauchen. Der Wiederaufbau und der Aufschwung sind voll im Gange. Die Menschen wollen wieder Freude empfinden und sich etwas gönnen. Da kommt doch so ein Café mit den feinsten Schokoladenkationen gerade recht.

Die Autorin hat unterschiedliche Charaktere gezeichnet die, die Geschichte recht facettenreich machen. Die einzelnen Charaktere sind sehr lebendig beschrieben und mir schon im 1. Band sympathisch gewesen.
Auch fließen in diesem Band Informationen zur feinen Schokolade unterhaltsam in die Geschichte ein. Und natürlich spielt auch das Salz wieder eine Rolle in der Geschichte.

Die Zeit der Handlung kommt gut zum Ausdruck. Die Moder und die Frisuren der damaligen Zeit, an manches kann ich mich noch gut erinnern.

Claudia Seidel hat einen unterhaltsamen und gut verständlichen Schreibstil der mich tief in die Geschichte eintauchen lies.
Ich habe beide Bände mit Freude gelesen.

Sommerhaus am See

David James Poissant
Roman
377 Seiten
erschienen im btb Verlag
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Sibylle Schmidt
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den btb Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Familiengeschichte mit sehr viel Tiefe

Klappentext:

Die Familie Starling lebt über das ganze Land verstreut, im Sommer aber kommen sie alle in dem kleinen Häuschen am See in North Carolina zusammen. Die Eltern Lisa und Richard stehen nach einer langen Karriere an der Cornell University kurz vor der Pensionierung und wollen das Sommerhaus der Familie verkaufen und sich nach Florida zurückziehen. Diese Entscheidung überrascht ihre beiden erwachsenen Söhne, Michael, einen Verkäufer, und Thad, einen aufstrebenden Dichter. Zusammen mit ihren Lebenspartnern fahren die beiden Brüder für ein letztes Wochenende an den Ort, der mit so vielen schönen Erinnerungen verbunden ist. Doch als ein Kind vor den Augen von Michael ertrinkt, der vergeblich versucht, es zu retten, gerät das über Jahre fein austarierte Gleichgewicht der Familie aus den Fugen. Alle sechs sehen sich auf einmal gezwungen, die Untiefen ihrer eigenen Schwächen und Ängste zu erkunden, sich ihren eigenen Lebenslügen zu stellen. Die drei Tage am See nehmen eine unerwartete Wendung.

„Sommerhaus am See“ von David James Poissant ist eine Familiengeschichte mit viel Tiefe.

Es ist die Geschichte der Familie Starling. Viele Sommer hat sich die Familie bestehend aus den Eltern Lisa und Richard und die Söhne Michale und Thad in ihrem Sommerhaus am See in North Carolina getroffen. Jetzt gehen die Eltern in Pension und wollen das Sommerhaus verkaufen, da sie sich in Florida niederlassen wollen.
Ein letztes Mal fahren Michael und That mit ihren Lebenspartnern in das Sommerhaus. Ein letztes Mal kommt die Familie für ein Wochenende im Haus am See zusammen.
Ein unerwarteter Vorfall bringt die Familie aus dem Gleichgewicht und alle Probleme werden aufgedeckt.

3 Tage dürfen die Leser*innen die Familie im Sommerhaus begleiten. In den 3 Tagen kommt sehr viel ans Licht.
In der Familie geht es nicht so harmonisch zu wie am Anfang vielleicht vermutet. Vieles ist verdrängt worden und kommt jetzt zu Tage.

David James Poissant erzählt von Eifersucht und Rivalität in der Familie, von Alkoholproblemen, Geheimnissen und Homosexualität.
Sehr gut zeichnet der Autor anhand der Familie ein Bild der verschiedenen Sichten. Die Eltern sind Akademiker, Michael ist Verkäufer in einer Mall und unzufrieden mit seinem Job und Thad ist ein erfolgreicher Dichter.

David James Poissant erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Hier kommen nicht nur die Familienmitglieder sondern auch die Lebenspartner Diane und Jake zu Wort. Der Perspektivwechsel macht die Geschichte vielschichtig und interessant.

David James Poissant hat eine flüssigen und leicht verständlichen Schreibstil. Er erzählt die Geschichte in einer kraftvollen und doch feinfühligen Art und Weise.

„Sommerhaus am See“ hat mich so gefesselt, dass ich es an 2 Abenden gelesen habe.

Meeresfridhof

Aslak Nore
Roman
540 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Dagmar Lendt
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ein Roman spannend wie ein Thriller

Klappentext:
Während des Zweiten Weltkriegs wird ein Hurtigrutenschiff mit norwegischen Zivilisten und deutschen Soldaten an Bord von einer englischen Mine getroffen und sinkt. Hunderte Menschen kommen ums Leben, so auch der Unternehmer und Reeder Thor „Store“ Falck. Seine Frau, die junge Schriftstellerin Vera Falck, und ihr kleiner Sohn Olav werden wie durch ein Wunder gerettet.
Fünfundsiebzig Jahre später geht Vera im Meer schwimmen und kehrt nicht mehr zurück. Mit ihr verschwindet auch das Testament, das sie sich kurz vor ihrem Tod hat aushändigen lassen. Ihr Sohn Olav, der Patriarch der Familie und Vorsitzender der einflussreichen SAGA-Stiftung, macht sich Sorgen: Hat seine Mutter das Testament in letzter Sekunde geändert und den verarmten Zweig der Familie bedacht? Und was hat es mit Veras Memoiren auf sich, die nach Fertigstellung in den 70er-Jahren vom norwegischen Staatsschutz beschlagnahmt wurden? Olavs Tochter Sasha, die bisher immer auf seiner Seite war, ist fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, auch wenn sie sich gegen ihren mächtigen Vater stellen muss.

„Meeresfriedhof“ von Aslak Nore ist der 1. Band einer Trilogie.

Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge die auf unterschiedlichen Zeitebenen verankert sind.
Alles beginnt mit dem Tod von Vera Falk. Mit Veras Tod im Meer ist auch ihr Testament verschwunden. Ihr Sohn Olay sucht verzweifelt nach dem Testament, den es gibt noch einen anderen Familienzweig und es wäre Olay lieber wenn dieser Zweig nicht vom Erbe profitiert.
Von Vera gibt es auch noch ein Manuskript, sie hatte in den 70er Jahren ihre Memoiren geschrieben die allerdings vom Staatsschutz beschlagnahmt wurden.

Im 2. Handlungsstrang wird den Leser*innen die Vergangenheit näher gebracht. Hier steht Vera im Mittelpunkt und die Leser*innen lernen ihre Lebensgeschichte kennen die bis heute nachhallt.

Die Protagonisten sind sehr interessant. Man lernt die einzelnen Charaktere gut kennen und erfährt einiges aus ihrem Leben.
Auch die Memoiren von Vera, die ja vom Staatsschutz beschlagnahmt wurden werden die Leser*innen in der Geschichte lesen bevor sie jemand zu Geschichte bekommt.

Aslak Nore fängt die Geschichte sehr ruhig an. Er gibt den Leser*innen erst einmal die Gelegenheit die Charaktere kennenzulernen und einiges über sie zu erfahren. Dann setzt die Spannung langsam ein und steigert sich immer mehr und ich konnte kaum noch aufhören zu lesen.
Das Entblättern des Manuskripts „Meeresfriedhof“ fand ich äußerst spannend. Aber auch die ganzen Intrigen und Vertuschungen kommen zum Vorschein.
Aslak Nore erzählt in einer feinen Sprache. Der Autor hat einen sehr flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Dabei beschreibt er auch die Natur und die Handlungsorte sehr präzise. Das Buch ist als Roman deklariert hat aber auch einiges von einem Thriller.

„Meeresfriedhof“ hat Aslak Nore mir Lust auf mehr gemacht. Ich freue mich schon auf den 2. Band „Felsengrund“ der im Mai 2025 erscheinen soll.