Jenseits aller Zeit

Sebastian Barry
Roman
278 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Übersetzt von Hans-Christian Oeser
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein fesselnder Roman

Klappentext:
Nach vierzig Jahren als Kriminalbeamter wird Tom Kettle in seinem neuen Zuhause angespült, einer kleinen Einliegerwohnung im Anbau einer viktorianischen Burg, mit Blick auf den Coliemore Harbour und die Irische See. Am liebsten sitzt er in seinem Korbsessel, raucht Zigarillos und schaut durchs Panoramafenster aufs Meer. Sich nicht zu rühren, glücklich und nutzlos zu sein, ist für ihn Sinn und Zweck des Ruhestands. Schon seit Monaten hat er kaum eine Menschenseele gesehen, als an einem stürmischen Frühlingsnachmittag zwei ehemalige Kollegen an seine Tür klopfen und ihn zu einem alten Mordfall befragen wollen. Ein traumatischer Fall, der alte Wunden aufreißt, denn, nichts war so, wie behauptet wurde. Die Wahrheit eingeschlossen. Die Gardaí. Das Land. Tom Kettle ist ein unzuverlässiger Zeuge und ein unzuverlässiger Erzähler. Seine Welt ist ein Ort voller Trauer und leisem Humor. Hier verweilen die Geister seiner Frau und seiner Kinder, verschwimmen Pflicht und Gerechtigkeit, geht die Erinnerung ganz eigene, verschlungene Wege.

„Jenseits aller Zeit“ ist ein fesselnder Roman von Sebastian Barry.

Der Autor erzählt die Geschichte von Tom Kettle. Er war Kriminalbeamter und ist jetzt im Ruhestand. Sein weiteres Leben stellt er sich einsam und gemütlich vor. Einsam, weil er es will. Ihm reicht es in seinem Sessel zu sitzen und die See zu beobachten. Doch eines Tages stehen zwei ehemalige Kollegen vor der Tür und wollen Einzelheiten über einen alten Fall von Tom erfahren. Einem grausamen Fall, bei dem nichts war, wie es anmutete.

Sebastian Barry spricht mit dem alten Fall ein heikles und aktuelles Thema an. Es geht um Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen und kirchlich unterstützten Organisationen. Die Wahrheit kam nie ans Tageslicht. Überall wurde einiges vertuscht. Was bekannt ist, entspricht nicht unbedingt der Wahrheit. Wie viele Missbrauchsfälle noch gar nicht aufgedeckt sind, kann man nur ahnen. Auch Toms Erinnerungen entsprechen nicht mehr ganz der Realität. Den bei so einem Fall versucht man einiges mit der Zeit zu verdrängen.

Die Geschichte hat mich gefesselt, war aber doch manchmal, dem Thema geschuldet, schwer zu lesen.
Sebastian Barry hat den Leser*innen aber eine Brücke gebaut, indem Tom zwischendurch von der See und dem schönen Irland erzählte. Auch hat Tom den für Irland typischen Humor. Das hat bei dem schweren Stoff enorm geholfen. Auch Tom hat das bei seinen Erinnerungen geholfen, die für ihn nicht immer leicht zu ertragen waren.

Sebastian Barry hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Trotz des schweren Themas versteht er es, die Leser*innen zu fesseln.

„Jenseits aller Zeit“ ist mein erstes Buch von Sebastian Barry, gerne lese ich wieder ein Buch des Autors.



Vielleicht hat das Leben Besseres vor

Anne Gesthuysen
Roman
394 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ewige Schuld

Zum Inhalt:
Die Gemeinde Alpen am Niederrhein bereitet sich auf das Spargelfest vor. Doch es kommt zu unerwarteten Unruhen.
Die Pastorin muss einer Freundin aus der Schulzeit zur Hilfe kommen. Ihre Tochter Raffaela ist verschwunden. Das Kind ist geistig behindert und kann nicht alleine nach Hause finden.
Als Raffaela gefunden wird, ist sie bewusstlos. Die Frage, was ist passiert?
Die Polizei ermittelt, aber es gibt kaum Spuren.
Ottilie Oymann, Leiterin des Senioren-Chors fürchtet um den Auftritt des Chors, dem wird, wegen der Liedtexte Diskriminierung vorgeworfen.
Auch in der Familie der Pastorin ist einiges los. So versucht die Mutter ständig sie zu Verkuppeln. Ihre Schwester Maria und ihr Neffe Sascha machen der Pastorin Sorgen.


„Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ von Anne Gesthuysen ist ein ergreifender Familienroman.
Die Autorin konnte mich schon mit einigen Büchern begeistern.

Ich habe mich gefreit, die Pastorin Anna von Betteray am Niederrhein, die mir schon aus dem Buch „Wir sind schließlich wer“ bekannt ist wieder zutreffen.
Anna ist in ihrem Beruf recht engagiert, sie hilft wo sie gebraucht wird. Im Privatleben ist sie für die Familie da, auch wenn ihre Mutter manchmal etwas nervig ist.

Mit Heike, der Mutter von Raffaela habe ich mitgelitten. Ihr behindertes Kind ist verschwunden und Opfer von Gewalt geworden. Ihre Situation wird beschrieben so, dass man Heike sehr nah kommt. Man spürt die Selbstvorwürfe, die sich Heike macht. Sie hat ihre Tochter als Säugling fallenlassen, das Baby hatte Hirnblutungen und ist jetzt geistig behindert.

Auch die anderen Charaktere werden gut beschrieben. Alle wirken lebendig.

Anne Gesthuysen hat mich auch mit ihrem neuen Roman begeistert. Ihr leichter und flotter Schreibstil lassen die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen.
Die Autorin versteht es die Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. Man spürt die Sorge, den Schmerz, aber auch den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. Der punktgenau eingesetzte Humor der Autorin lockert die Geschichte immer wieder auf.
Das Ende der Geschichte war dann auch stimmig und hat mir gut gefallen.

„Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ hat mir wieder einmal schöne Lesestunden beschert und ich freue mich jetzt, schon wenn es von Anne Gesthuysen wieder etwas Neues zu lesen gibt.

Die Familienangelegenheiten der Johanne Johansen

Dora Heldt
Roman
445 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Frauenpower

Zum Inhalt:
Im Mittelpunkt stehen die beiden Cousinen Johanne Johansen und Luise Gehrke.
Beide haben Anteile an der Familienreederei Kurt Johansen & Söhne.

Johanne hat gerade ihren letzten Arbeitstag hinter sich gebracht und freut sich auf ihr Rentnerinnendasein. Johanne lebt im Haus ihrer Großeltern, ihre Mitbewohnerin Edda war die Haushaltshilfe und hat von diesen ein lebenslanges Wohnrecht bekommen.
Edda prognostiziert Johanne schon, dass diese sich ein Hobby zulegen muss, sonst weiß sie mit ihrem Rentnerinnendasein nichts anzufangen.

Luise Gehrke hat gerade ihre Silberhochzeit gefeiert. Sie lebt mit ihrer Familie im Haus ihrer Eltern, einer ansehnlichen Vorstadtvilla. Luise legt großen Wert auf ihr Äußeres, geht gerne Shoppen und spielt allen heile Welt vor.

Die beiden Cousinen mögen sich so gar nicht. Für Johanne ist Luise zu nervig und oberflächlich. Für Luise ist Johanne nicht an der Familie interessiert und überhaupt zu grummelig.
Doch jetzt sind die beiden Frauen gezwungen zusammenzuarbeiten. Luises Mann Thilo-Alexander ist Geschäftsführer der Reederei und liegt nach einem Unfall im Koma.
Dadurch kommt heraus, dass Thilo-Alexander mit einer Freundin auf Sylt war und für seinen privaten Ausgaben ordentlich in die Kasse gegriffen hat. Einfach gesagt, die Reederei ist pleite, die Schiffe in einem sehr schlechten Zustand und das Haus von Luise mit hoher Hypothek belastet.
Der größte Konkurrent Sigi Schröder ist bereit die Reederei zu übernehmen.
Um den Verkauf zu verhindern, nimmt Johanne die Geschäfte in die Hand und Luise unterstützt sie, wo sie kann. Mit Ratschlägen stehen ihnen die Paula, EddasTochter und die Hafenbarbesitzerin Renate zur Seite. Aber ob die Reederei noch zu retten ist, das ist die große Frage.

„Die Familienangelegenheiten der Johanne Johansen“ ist ein wunderbarer Roman von Dora Heldt.
Die Protagonisten mit ihren Eigenarten sind einfach großartig.
Die so unterschiedlichen Charaktere Johanne und Luise mochte ich gleich.
Es ist schön mitzuerleben, wie sich die oberflächliche Luise im Laufe der Geschichte entwickelt.

Dora Heldt hat einen angenehmen Schreibstil. Sie beschreibt die Handlungsorte sehr anschaulich. Das Bangen um die Reederei, die Ideen wie man das Unternehmen vielleicht wieder zum Laufen bringen kann machen die Geschichte spannend.
Immer wieder lockert die Autorin die Geschichte mit Humor auf.
So bin ich schnell ganz tief in die Geschichte eingetaucht und habe das Buch mit fast 450 Seiten in zwei Tagen gelesen.

„Die Familienangelegenheiten der Johanne Johansen“ war für mich ein echtes Lesehighlight.

Die Könige von Babelsberg

Ralf Günter
Roman
261 Seiten
erschienen Rowohlt Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Roman, teils Fiktion und teils Realität

Klappentext:
Berlin 1920: Fritz Lang und Thea von Harbou sind das Glamourpaar des frühen deutschen Films. Den Regisseur und die Drehbuchautorin verbindet eine Leidenschaft, die weit über das Künstlerische hinausgeht. Das Filmmärchen hat nur einen Haken: Beide sind verheiratet. Als Langs Ehefrau durch einen Schuss zu Tode kommt, steht der junge Kriminalkommissar Beneken vor einem Rätsel: Hat die Frau sich das Leben genommen, weil sie die Schmach des Betrugs nicht ertrug? Wollte sich die Harbou ihrer Nebenbuhlerin entledigen? Oder war Fritz Lang seine Frau lästig geworden?

Beneken sucht nach der Wahrheit. Doch keine der Versionen, die die Hauptverdächtigen Lang und Harbou ihm präsentieren, scheint mit den Fakten übereinzustimmen. Je tiefer der Kommissar in die schillernde Welt der Filmsets, der Künstlerpartys und Nachtclubs eintaucht, umso mehr gerät er selbst in Gefahr. Und muss erkennen, dass die Wahrheit immer ihren Preis hat.

„Die Könige von Babelsberg“ von Ralf Günter ist ein spannender Roman, der in Berlin, im Jahr 1920 spielt.
Ich würde das Buch mehr als historischen Kriminalroman bezeichnen.

Kriminalkommissar Beneken bekommt es mit einem Selbstmord zu tun. Die Frau des Regisseurs Fritz Lang hat sich erschossen. Doch war es wirklich Selbstmord? Beneken zweifelt das an. Er hat viel mehr den Ehemann unter Verdacht, oder seine Geliebte, die Drehbuchautorin Thea von Harbou. Doch seine Vorgesetzten möchte, dass er den Fall zu den Akten legt. Aber kann er das wirklich tun, wo er doch den Verdacht eines Mordes hat.
Kriminalkommissar Beneken hat immer Schwierigkeiten sich durchzusetzen, er muss oft härter Auftreten als er eigentlich möchte. Das liegt daran, dass er das Gesicht eines Jungen hat, was an seiner Autorität zweifeln lässt.
Auch privat hat Beneken Kummer. Seit sein Vater und sein Bruder im Ersten Weltkrieg gefallen sind, hängt seine Mutter wie eine Klette an ihm.

Ralf Günter hat interessante Charaktere erschaffen. Der Autor beschreibt die Protagonisten auch mit all ihren Facetten.
Besonders interessant wird das Buch durch den Hintergrund, dass der Regisseur Fritz Lang und seine Drehbuchautorin Thea von Harbou reale Personen sind. Fritz Lang war seinerzeit ein bekannter Regisseur der Filme wie „Der müde Tod“ „Metropolis“ und „Das Testament des Dr. Mabuse“ gedreht hat.
Seine erste Ehefrau war auch tatsächlich Elisabeth Rosenthal. Sie ist durch eine Pistolenkugel ums Leben gekommen. War es Selbstmord? Der Fall wurde nie aufgeklärt.

Ralf Günter erzählt die Geschichte mit Spannung, vermittelt aber auch den Sound der Zeit sehr gut.
Anhand von Fritz Lang zeigt der Autor auf, dass viele Menschen nach dem Krieg wieder leben wollen. Sich vergnügen wollen.
Es gibt aber auch viele Menschen, die ihre nächsten Angehörigen verloren haben und unter einem Trauma leiden, so wie die Mutter von Beneken.

Ralf Günter verwebt in seinem Roman Realität und Fiktion sehr fein so, dass man es nicht mehr zu trennen vermag.

„Die Könige von Babelsberg“ ist ein interessanter und spannender Roman den ich sehr gerne gelesen habe.

Ein Schritt zu mir

Petra Martin
Roman
218 Seiten
erschienen by Petra Martin
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Petra Martin für das Rezensionsexemplar

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Klappentext:

Nach vielen Tiefschlägen hat Caro das Glück auf ganzer Linie für sich gepachtet. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere entscheidet sich Moritz endlich für sie.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, und nichts ist mehr so, wie es war. Vor ihr liegt eine wahre Achterbahn der Gefühle: Denn der Roadtrip, der ihr den geliebten Mann zurückbringen soll, schafft anstatt Klarheit nur noch mehr Verwirrung.
Was soll sie tun, als ihre Rivalin durch ihr Opfer auf Leben und Tod alles zu ihren Gunsten ändert? Aber das Leben überrascht immer wieder mit unerwarteten Wendungen und besonderen Begegnungen. Und Caro sieht sich bald vor eine Wahl gestellt, die ihr Leben gründlich auf den Kopf stellt.

„Ein Schritt zu mir“ von Petra Martin ist eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle.

Im Mittelpunkt steht Caro. Nach vielen Rückschlägen, glaubt sie endlich am Ziel angekommen zu sein.
Beruflich läuft es gerade sehr gut und auch Moritz, der Mann, für den Caros Herz schlägt, hat sich für sie entschieden.
Caro fühlt, dass sie endlich am Ziel angekommen ist. Gerade noch feiert sie ihren Geburtstag, doch da schlägt die Geschichte eine Wendung ein und Caros Leben steht plötzlich auf dem Kopf.

Petra Martin erzählt die Geschichte in einem ordentlichen Tempo und mit sehr viel Gefühl.
Dabei ist ihr Scheinstil schwungvoll und gut verständlich.
Ihre Charaktere sind gut beschrieben und wirken richtig lebendig. Mir hat es Freude gemacht, sie durch die Geschichte zu begleiten.

Ich war mit meinen Gefühlen hin- und hergerissen. Auf einer Seite waren das Caro und Moritz. Auf der anderen Seite Eileen und dazwischen Lukas, der Sohn von Eileen und Moritz.
Immer wieder habe ich mich gefragt, ob Caro und Moritz eine Zukunft haben.

„Ein Schritt zu mir“ ist eine Geschichte über Zusammenhalt, Liebe und Mut. Ein Buch das ich mit viel Freude gelesen habe.

Moorhöhe

Maria Turtschaninoff
Roman
444 Seiten
erschienen Rowohlt Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar

Im Wandel der Zeit

Klappentext:
Nevabacka, «Moorhöhe», heißt das kleine Gehöft im Norden Finnlands, umgeben von Flieder- und Moltebeerbüschen und eingebettet in mythische Wald- und Moorlandschaften. Die Menschen hier sind tief im alten Volksglauben verwurzelt, für sie ist nur ein Leben im Verbund mit der Natur denkbar.
Im 17. Jahrhundert setzt der Bauernsohn Matts den ersten Spatenstich, seinen Nachkommen folgen wir bis ins 21. Jahrhundert hinein und lernen die unterschiedlichsten Bewohner des Hofs kennen: ein kleines Mädchen, das durch das Moor streift und einem Troll zu begegnen glaubt; einen Pfarrer, der während des Kriegs seinen Gottesglauben verliert; eine junge Frau aus der Großstadt, die den Sommer auf Nevabacka verbringen muss und von Heimweh geplagt ist – bis sie dem Zauber des Landlebens erliegt.

„Moorhöhe“ von Maria Turtschaninoff ist ein Roman der ein Stückchen Erde in Finnland, die Moorhöhe und dessen Bewohner über fünf Jahrhunderte betrachtet und den Wandel der Jahrhunderte erzählt.

Die Leser*innen begleiten die Geschichte vom 17. Jahrhundert bis ins 21. Jahrhundert und erleben so den Wandel der Zeit.
Das kleine Gehöft „Moorhöhe“ liegt in Finnland. Es wird im Lauf der Geschichte von verschiedenen Menschen bewohnt.
In der Geschichte lernen die Leser*innen die Menschen nur kurz kennen, als wären sie nur kurze Gäste auf der Moorhöhe.
Es gibt viele Schicksalsschläge, Krankheit, Tod, Missernten und Hunger.
Und es gibt schöne Momente, die Liebe hält Einzug, es gibt Hochzeiten und Kinder werden geboren.
Die Menschen wandeln sich, das Land bleibt.

Maria Turtschaninoff hat einen recht ungewöhnlichen Roman geschrieben. Der Hauptcharakter ist praktisch ein Landstück. Ich habe die Geschichte mit großer Freude über die fünf Jahrhunderte begleitet.
Den Wandel der Zeit mitzuerleben war schon sehr interessant. Die Atmosphäre in dem Buch hat etwas Mystisches. Die Menschen glauben an andere Wesen, besonders in den frühen Jahrhunderten.

Die Landschaft wird in der Geschichte so toll beschrieben. Man hat die Höfe und die das Moor richtig vor Augen. Ich wäre am liebsten auch einmal mit in die Preiselbeeren gegangen.
Und manchmal konnte man sogar den Zauber spüren.

Die seltsamste aller Zahlen

Elaine Frrney
Roman
318 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Ulrike Brauns
erschienen bei Harper Collins
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Harper Collins Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein Roman der ans Herz geht

Jamie O’Neill liebt die Farbe Rot. Außerdem liebt er hohe Bäume, Muster, Regen, der mit dem Wind kommt, die Krümmung vieler Gegenstände, Bücher mit Schutzumschlägen, Katzen, Flüsse und Edgar Allan Poe. Im Alter von 13 Jahren gibt es zwei Dinge, die er sich im Leben besonders wünscht: den Bau einer Perpetuum Mobile-Maschine und die Verbindung zu seiner Mutter Noelle, die starb, als er geboren wurde. In seiner Vorstellung sind diese Dinge eng miteinander verbunden. Und an seiner neuen Schule, wo alles verwirrend und überwältigend ist, findet er zwei Menschen, die ihm vielleicht helfen können.

„Die seltsamste aller Zahlen“ ist ein gefühlvoll geschriebener Roman von Elaine Feeney.
Die Autorin schaffte es mit diesem Roman auf die Longlist des Booker Prize 2023.

Im Mittelpunkt steht Jamie O’Neill, ein 13-jähriger Junge der in Irland lebt. In der Schule, im Werkunterricht baut er ein Boot. Eigentlich würde er lieber ein Perpetuum Mobile bauen.
Das ist eine seiner Vorstellungen. Die andere ist seiner Mutter, die bei seiner Geburt gestorben ist ganz nah zu sein. Er kennt seine Mutter nur aus einem Video, dass sie beim Schwimmen zeigt. Immer wieder schaut er dieses Video.

Elaine Feeney erzählt die Geschichte mit viel Gefühl. Das Buch vereint so viel. So geht es um das Leben selbst. Es geht um Liebe und Zusammenhalt, von Träumen und von Loslassen.
Mir ist die Geschichte sehr zu Herzen gegangen.
Nach dieser Geschichte muss man einfach an das Gute im Menschen glauben.

Elaine Feeney Schreibstil ist voller Gefühl, dabei flüssig und gut verständlich. Ich bin schnell ganz tief in die Geschichte eingetaucht und habe das Buch an zwei Abenden gelesen.

„Die seltsamste aller Zahlen“ ist ein lebensbejahender und gefühlvoller Roman der einfach nur Freude macht.

Season Sisters – Herbstschatten

Anna Herford
Roman
335 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Geheimnisvolle Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen

Klappentext:
Autumn, die Herbstschwester, ist schweigsam und scheu. Nur auf der elterlichen Farm in Wales fühlt sie sich geborgen. Autumns große Leidenschaft sind Pferde, ihre Gesellschaft zieht sie der von Menschen vor. Nur Pferdepfleger Max erlaubt sie ein klein wenig Nähe. Durch eine unbedachte Bemerkung wird Autumn auf die Geschichte ihrer Mutter aufmerksam. Sie ist eine Deutsche, eine Adlige sogar! Aber warum schweigt Leah hartnäckig über ihre Herkunft? Neugierig geworden, vertieft sich Autumn in die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Mathilda …

„Season Sisters – Herbstschatten“ ist der 3. Band der Reihe „Die vier Schwestern“ von Anna Helford.
Die Reihe erzählt von den 4 Schwestern Spring, Summer, Autumn und Winter.

Im dritten Band steht Autumn im Vordergrund. Sie ist die einzige die nie von zu Hause weggegangen ist. Still und schüchtern wie sie ist, fühlt sie sich auf der Farm am wohlsten. Die Liebe zu den Pferden geht ihr über alles. Auch wenn die Farm ziemlich marode ist, bleibt sie doch Autumns Zuhause. Das Versorgen der Tiere bereitet ihr Freude. Durch einen Zufall stößt sie auf das Geheimnis ihrer Familie. Ihre Mutter ist adliger Herkunft und es gibt durchaus noch Verwandte in Deutschland. Bisher wurde immer behauptet, dass es niemanden mehr gibt.
Autumn reist nach Deutschland, um mehr über die Familie ihrer Mutter zu erfahren.
So lernt Autumn die Geschichte ihrer Urgroßmutter Mathilda kennen.

So gibt es auch in diesem dritten Band eine zweite Zeitebene. Hier lernen die Leser*innen die Geschichte von Mathilda aus den 1850er Jahren kennen.

Anna Helford hat mich schon mit den ersten beiden Bänden begeistert. Die Geschichte über Spring und Summer hat mir ausgesprochen gut gefallen. Jetzt war ich auf die Geschichte von Autumn sehr gespannt. Und wieder hat die Autorin es geschafft mich ganz tief in die Geschichte versinken zu lassen.
Der lockerer und gut verständlicher Schreibstil der Autorin lassen die Seiten nur so dahinfliegen. Wobei mich auch in diesem Band die Vergangenheit noch mehr angezogen hat wie die Gegenwart. Der Vergangenheit mutet wieder etwas Geheimnisvolles an.

Gekonnt verknüpft Anna Helford dann die zwei Erzählstränge zu einem Ganzen.
Autumn war mir wie schon vorher Spring und Summer schnell sympathisch. Auch sie hat in ihrer Geschichte eine positive Entwicklung durchlebt.

‚Season Sisters – Herbstschatten“ ist ein weiterer gelungener Band der vier Schwestern-Reihe und ich freue mich schon auf den 4. Band Season Sisters – Winterhoffnung“.

Wohnverwandtschaften

Isabel Bogdan
Roman
269 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ein Buch über Zusammenhalt und Freundschaft

Klappentext:
Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat. Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entpuppt sich als zunehmend stabil. Da ist Jörg, dem die Wohnung gehört und der eine große Reise plant; Anke, die als mittelalte Schauspielerin kaum noch gebucht wird und plötzlich nicht mehr die einzige Frau in der WG ist; und Murat, der sich einfach keine Sorgen machen will und dessen Lebenslust auf die anderen mitreißend und manchmal auch enervierend wirkt. Constanze sorgt als Neuankömmling dafür, dass sich die bisherige Tektonik gehörig verschiebt. Alle vier haben ihre eigenen Träume und Sehnsüchte und müssen sich irgendwann der Frage stellen, ob sie eine reine Zweck-WG sind oder doch die Wahlfamilie.

„Wohnverwandtschaften“ ist der neue Roman von Isabel Bogdan. Die Autorin hat mich schon mit ihren Romanen „Der Pfau“ und „Laufen“ begeistert. Jetzt war ich auf den neuen Roman sehr gespannt.

Im Mittelpunkt stehen die vier WG-Bewohner Jörg, Murat, Anke und Constanze.

Constanze zieht neu in die WG ein. Für sie soll es nur eine Übergangslösung sein. Sie hat sich von ihrem Lebenspartner getrennt und möchte nicht bei ihm wohnen, bis sie eine Wohnung gefunden hat.

Anke ist Schauspielerin und bekommt mit 50+ keine Rollen mehr. Eine eigene Wohnung kann sie sich somit nicht leisten. Außerdem ist es schön nicht alleine zu sein.

Murat ist der Sonnenschein in der WG. Er hat am liebsten alle um sich und wenn möglich lädt er noch Freunde ein. Er spielt Fußball bei den alten Herren und hat einen Schrebergarten, in dem er Gemüse anpflanzt. Murat kocht gerne für die ganze WG.

Jörg ist Besitzer der Wohnung. Seine Frau ist gestorben und seine Rente nicht sehr hoch. So kam er auf die Idee, die Zimmer zu vermieten, um seine Rente aufzubessern. Jörg ist dabei eine große Reise mit seinem Bulli zu planen.

Das sind die Protagonisten, um die sich die Geschichte dreht. Die Leser*innen lernen nach und nach die Charaktere gut kennen. Mit waren alle vier gleich sympathisch. Constanze wurde als neue Mitbewohnerin gleich herzlich aufgenommen und sie fühlt sich schnell wohl in der Gemeinschaft.
Doch die Freude, des unbesorgtem Zusammenlebens wird getrübt. Ein schwerwiegendes Problem tut sich auf, dass alle betrifft. Jetzt heißt es eine Lösung finden, die für alle akzeptabel ist (mehr möchte ich hier nicht verraten).

Isabel Bogdan erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive aller vier Charaktere.
Dabei gelingt es der Autorin hervorragend jedem seine eigene Stimme zu geben.
Die Kapitel sind immer mit dem Namen der Person, aus deren Perspektive erzählt wird überschrieben. Man erkennt die Personen aber nach kurzer Zeit schon an der Sprache.
Mir hat es große Freude gemacht die Charaktere über 2 Jahre zu begleiten. Mitzuerleben wie sie immer enger zusammenwachsen. Der Zusammenhalt und die Freundschaft, ist wirklich beglückend zu lesen.

Der Schreibstil von Isabel Bogdan ist flüssig und gut veränderlich. Auch bei diesem Roman setzt die Autorin ihren Wortwitz wieder sehr gekonnt ein. Nach einigen Seiten habe ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen können und habe es an einem Abend verschlungen.

„Wohnverwandtschaften“ ist ein Roman über Freundschaft und Zusammenhalt den ich mit großer Freude gelesen habe.

Between my Worlds

Basma Hallak
Romance
453 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine einfühlsame Liebesgeschichte

Klappentext:
Nachdem die erste Ausstellung der Berliner Fotografin Kalima in einem gigantischen Shitstorm endet, flieht sie nach Island. Mit sich im Gepäck: ihre Verlorenheit, ihre panische Angst vor Ablehnung, die sie seit einer Ewigkeit quält, und ihr Island-Bildband, den sie schon ein halbes Leben lang mit sich herumträgt. Als sie auf Nói trifft, den Jungen mit dem Faible für Blumen, spürt sie sofort eine tiefe Verbundenheit. Nói führt vorübergehend das Lokal seiner Eltern, und Kalima überredet ihn, sie einzustellen. Er bezahlt sie mit Touren zu Islands Naturwundern, bei denen die beiden sich näherkommen. Doch zwischen den Seiten von Kalimas Bildband lauern die Dämonen ihrer Vergangenheit. Und die stehen nicht nur ihrer Liebe im Weg, sondern auch ihrem Leben.

„Between my Worlds“ von Basma Hallak ist der Auftakt einer bewegenden Romance-Dilogie.
Das Buch sieht mit seinem Farbschnitt so schön aus, man muss es einfach in die Hand nehmen.

Im Mittelpunkt steht die Berliner Fotografin Kalima und der Isländer Nói. Zwei sehr unterschiedliche Charaktere. Kalima liebt das Fotografieren und sie liebt ihre Hoodies. Vielleicht, weil man sich darin verstecken kann? Kalima ist sehr verletzlich, sie hat Ängste und Zweifel aber auch einen bestechenden Humor. Ich habe sie nach den ersten Seiten schon ins Herz geschlossen.
Auch Nói ist ein liebenswerter Charakter. Er liebt Pflanzen über alles. Nói ist bodenständig und scheint mit sich selbst im Reinen zu sein.
Kalima und Nói lernen sich in Island kennen und haben recht bald Gefühle für einander. Ich liebe es die beiden durch die Geschichte zu begleiten und ihren tiefschürfenden Gesprächen zu lauschen.

Der Schauplatz Island hat für mich seine Reize. Ich war zwar noch nie in Island aber irgendwie ist es ein Sehnsuchtsort. Basma Hallak beschreibt das Land sehr anschaulich. Ich habe mich richtig nach Island versetzt gefühlt. Dazu die tollen und liebenswerten Protagonisten. Nicht nur Kalima und Nói, auch die Nebendarsteller sind gut in Szene gesetzt.

Die Autorin lässt die Geschichte ruhig anfangen. Im Laufe des Lesens bekommt die Geschichte immer mehr Tiefe. Es geht um das Thema Rassismus und Religion. Die Religion steht zwar nicht im Vordergrund aber man spürt, dass Kalima, die Muslimin ist oft kritisch beäugt wird. Ist es die Angst und Unverständnis vor dem Fremden?
Dazu kommt die zarte und romantische Liebesgeschichte der ich sehr gerne gefolgt bin.

Basma Hallak hat einen angenehmen und flüssigen Schreibstil. Mit humorvollen Dialogen lockert sie die Geschichte immer wieder auf. Die wechselnden Perspektiven machen die Geschichte interessant. Man spürt deutlich wie Kalima und Nói denken und fühlen. Man kommt den Beiden sehr nahe.

„Between my Worlds“ ist eine schöne und romantische Geschichte und ich bin schon sehr auf den 2. Band „Between Your Memories“ der schon im Dezember erscheinen soll gespannt.