Zehn Jahre du und ich

Pernille Hughes
Roman
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt von Lena Kraus
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar

Liebesgeschichte zum Mitfühlen

Becca und Charlie kennen sich seit Beccas beste Freundin Ally und Charlie ein Paar wurden.
Doch Charlie und Becca verbindet keine Freundschaft, ganz im Gegenteil sie sind wie Hund und Katz.
Als Ally viel zu früh verstorben ist denkt man die Wege Becca und Charlie werden sich jetzt endgültig trennen.
Doch Ally hatte Pläne mit den Beiden.
Mit einer Bucketlist die Ally den Beiden hinterlässt sollen sie ihre Trauer gemeinsam bewältigen.
Doch es sieht nicht so aus als sollte das gelingen.

„Zehn Jahre du und ich“ von Pernille Hughes ist eine sehr ergreifende Liebesgeschichte.
Das Buch erinnert mich etwas an P.S. ich liebe dich von Cecelia Ahern und doch ist die Geschichte ganz anders.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich.
Charlie ist offen und zugängig. Mit dem Tod von Ally hat er seine Verlobte verloren.

Becca ist verschlossen und lässt niemand an sich ran.
Sie hat einen Schutzpanzer um sich herum errichtet den kaum einer durchbrechen kann.
Ally war ihr beste Freundin. Unter dem Verlust leidet Becca sehr.

Beide haben mir auf ihre Weise gefallen.

Ally hat geplant, dass ihre Freunde durch eine Bucketlist auch nach ihrem Tod den Weg der Trauer zusammengehen. Doch Becca und Charlie schenken sich nichts. Sie sind wie Hund und Katz.
Oft denkt man ob das wirklich so eine gute Idee war von Ally.

Als LeserIn begleitet man die Charaktere 10 Jahre. Man erlebt Höhen und Tiefen mit ihnen. Immer wieder bekommen sie Aufgaben die sie gemeinsam bewältigen sollen.
Mir hat es Freude gemacht sie zu begleiten, ihre gemeinsamen Abenteuer mitzuerleben.

Pernille Hughes hat einen unterhaltsamen und flüssigen Schreibstil.
Schon nach wenigen Seiten hat sie mich mit ihrer Geschichte in den Bann gezogen.
Hier liegt Lachen und Weinen sehr nahe beieinander.

„Zehn Jahre du und ich“ ist eine Liebesgeschichte wie man sie gerne liest.

Pinienduft im Hotel Toscana Mare

Hanna Holmgren
Roman
erschienen im FeuerWerke Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den FeuerWerke Verlag für das Rezensionsexemplar

Der Duft der Toskana

Nach beruflicher und privater Enttäuschung bietet sich für Emilia die einmalige Chance ihr Können unter Beweis zu stellen.
Die Hotelkette für die sie arbeitet hat vor einigen Jahren ein Grundstück mit einem alten Gebäude in der Toskana erworben.
Jetzt soll es zu einem kleinen Boutique-Hotel umgebaut werden.
Für Emilia, die Italien schon immer geliebt hat erscheint es erst wie ein Traum.
Doch schnell muss sie feststellen, dass das Hotelmanagement den Zustand des Anwesend falsch eingeschätzt hat.
Es erscheint ihr eine schier unlösbare Aufgabe aus diesem alten Gebäude auf einem verwahrlostem Grundstück ein Hotel zu machen.
Dazu kommt noch, dass ihr Nachbar Giampaolo das Hotelprojekt mit aller Gewalt verhindern will.
Als Emilia den Musiker Aurelio trifft, der in einem kleinen Häuschen auf dem Grundstück lebt kommt zudem noch ihr guter Vorsatz mit der Männerwelt abgeschlossen zu haben ins Wanken.

„Pinienduft im Hotel Toscana Mare“ von Hanna Holmgren ist eine schöne Liebesgeschichte und noch so viel mehr.

Die Autorin versetzt ihre LeserInnen in die Toskana. Man kann den Pinienduft und den Rosmarin förmlich riechen.
Die Landschaft und die Menschen werden sehr gut beschrieben.
Emilia, Aurelio und Giampaolo sind die Hauptpersonen und mir schnell ans Herz gewachsen.
Ja auch der brummeligen Giampaolo ist ein sehr liebenswerter Charakter.

„Pinienduft im Hotel Toscana Mare“ ist ein Liebesroman, die Liebesgeschichte ist etwas verzwickt und hat mir gut gefallen.
Aber auch die Bemühungen von Emilia die schier unlösbare Aufgabe aus dem alten Gebäude und dem Grundstück einen ansehnlichen Hotelkomplex zu machen ist schön erzählt.
Erfolg und Rückschläge wechseln sich ab.
Emilia steht Letizia, die Besitzerin der Osteria la Pieve mit der sie sich angefreundet hat zur Seite.
Letizia sorgt dafür, dass Emilia hin und wieder eine warme Mahlzeit bekommt. Sie versucht ihr zu vermitteln wie wichtig gutes Essen in der Toskana ist.
Dabei läuft am schon mal das Wasser im Munde zusammen wenn es um das gute italienische Essen geht.

Am Ende des Buches sind die Rezepte der Gerichte, die in der Geschichte gekocht werden abgedruckt.
Ich werde bestimmt einiges nach kochen.

Hanna Holmgren hat mir mit ihrer Geschichte das italienische Lebensgefühl nach Hause gebracht.
Ihr Schreibstil ist leicht verständlich und sehr unterhaltsam.
Die Geschichte lässt einen beim Lesen etwas vom Urlaub in Italien Träumen.

Drei Tage im August

Anne Stern
Historischer Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Jeder Mensch braucht Hoffnung

Während der Olympischen Spiele im Sommer 1936 hat sich Berlin noch weltoffen gezeigt.
Doch die Zeiten werden immer dunkler.
Elfies einzige Zuversicht ist ihre Arbeit in der Chocolaterie Sawade.
Hier umgeben von edlen Aromen, Nougat und Marzipan findet Elfie Trost.
Ihre Nachbarn hingegen haben immer mehr unter Gewalt und Ausgrenzung zu leiden.
Inspiriert durch Madame Conte und ihrer Geschichte einer verbotenen Liebe begibt sich Elfie auf die Suche nach einer verschollenen Rezeptur für eine besonderen Praline:
Dabei fragt sie sich, ob sie es wagen kann auch ihrer eigenen Sehnsucht zu folgen.

„Drei Tage im August von Anne Stern ist eine Liebeserklärung an Berlin.
An ein Berlin wie es einmal war und nie wieder sein wird.

1936 bei den Olympischen Spielen zeigte sich Berlin noch als eine weltoffene Stadt.
Doch mittlerweile verändert sich das Straßenbild, immer mehr Geschäfte und Restaurants verschwinden.
Auch Franz Marcus soll seine Buchhandlung, nur weil er jüdischen Glaubens ist aufgeben.
Dabei hat er sich mit seinem Geschäft ein Traum erfüllt und den soll er jetzt aufgeben.
Seit der braune Schlamm die Städte in Deutschland flutet wird das Leben für viele immer beschwerlicher.

Elfie ist der gute Geist der Chocolaterie Sawade.
Hier umgeben von zarten Aromen, Schokolade, Nougat und Marzipan kann Elfie ihrer Schwermüdigkeit für kurze Zeit entrinnen.
Mit schön dekorierten Schaufenstern und feinen Köstlichkeiten versucht sie dem Leben ihrer Nachbarn in der Prachtstraße „Unter den Linden“ etwas Normalität zu geben.

Elfie ist mir während des Buches sehr ans Herz gewachsen.
Mit ihrer Schwermütig fühlt sie sich nur die Stunden in denen sie in der Chocolaterie Sawade sein kann wohl.
Sie steht aber auch für die Hoffnung, den die gibt Elfie nicht auf.

Als sie inseriert durch die Geschichte von Madame Conte dem Geheimnis einer verbotenen Liebe und dem einer besonderen Praline auf die Spur kommt möchte sie auch ihrer Sehnsucht folgen.

Anne Stern ist mir durch ihre Hulda Gold Reihe gut bekannt.
Schon da hat die Autorin bewiesen wie viel sie über die Geschichte Berlins weiß.
So vermittelt Anne Stern auch in „Drei Tage im August“ wieder einiges an Historie.
Man spürt förmlich die Veränderung die in der Stadt vor sich gehen.
Geschäfte verschwinden, Künstler die die Stadt ausgemacht haben sind plötzlich nicht mehr da.
Berlin und besonders die Prachtstraße „Unter den Linden“ stehen dabei beispielhaft für ganz Deutschland.

Die Charaktere die Anne Stern zum Leben erweckt sind immer etwas ganz besonderes.
Sie sind liebenswert, interessant und voller Hoffnung.

Die Geschichte hat sehr viel Tiefgang und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Sie vereint die Süße und das Bittere wie die Aromen aus der Chocolaterie Sawade.
Und sie zeigt auf wie wichtig es ist nie die Hoffnung aufzugeben.

Einmal angefangen konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
So habe ich es auch an zwei Abenden ausgelesen.

Anne Stern ist für mich eine ganz große Geschichtenerzählerin.

Bruch – Ein dunkler Ort

Frank Goldammer
Kriminalroman
erschienen im Wunderlich / Rowohlt Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar

Zwei außergewöhnliche Ermittler

In Dresden ist ein Mädchen verschwunden.
Es gibt nur einen Hinweis.
In direkter Nachbarschaft ist vor zwei Jahren schon einmal ein Mädchen verschwunden und nach zwei Wochen einfach unversehrt wieder aufgetaucht.
Was damals passiert ist und wo das Mädchen war konnte nie ermittelt werden.
Das Mädchen schweigt bis heute und die Eltern verweigern jede Befragung des Kindes.
Das ungewöhnliche Ermittlerduo Felix Bruch und Nicole Schauer übernehmen den Fall.

„Bruch – Ein dunkler Ort“ ist der erste Band der Felix Bruch Reihe von Frank Goldammer der im Wunderlich/Rowohlt Verlag erschienen ist.
Frank Goldammer ist mir von seiner Max Heller Reihe und seiner neuen Reihe Kriminaldauerdienst Ost-West gut bekannt. Beide Krimireihen sind eher historische Kriminalromane.
Jetzt begibt der Autor sich in die Gegenwart.

Ich hatte zu Beginn so meine Schwierigkeiten mit den beiden Ermittlern.
Felix Bruch ist Ermittler der Dresdner Mordkommission.
Sein Partner ist bei einem Unfall im Fahrzeug verbrannt, Felix wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und kam mit ein paar kleineren Verletzungen davon.
Jetzt wird ihm Nicole Schauer an die Seite gestellt.
Aber Felix ist ein Einzelgänger.
Er redet kaum und gibt keine Empfindungen preis.
Er wirkt hochgradig psychisch gestört und ist Tablettenabhängig.
Man kann nie vorausahnen was er als nächstes tut.
Einzig sein guter Instinkt berechtigen sein Dasein bei der Kriminalpolizei.

Nicole Schauer hat wegen einer Beziehung um eine Versetzung nach Dresden ersucht.
Jetzt wurde der Versetzung stattgegeben, die Beziehung ist aber mittlerweile beendet.
Auch Nicole Schauer ist keine einfache Person.
Bei ihr hängt die Gewaltbereitschaft ziemlich niedrig. Ein falsches Wort kann dazu führen, dass sie ihrem Gegenüber die Nase bricht.
Nun sieht sie sich Felix Bruch, ihrem neuen Kollegen gegenüber was ihr die Arbeit nicht gerade erleichtert.
Doch Nicole versucht einen Zugang zu Felix zu bekommen.

Dass sind die zwei Ermittler in groben Zügen.
So wie Nicole sich langsam Felix angenähert hat, so habe ich mich den Beiden auch angenähert.
Man erfährt Kleinigkeiten aus ihrer Vergangenheit. Von Nicole etwas mehr als von Felix. Der ist wie schon gesagt sehr verschlossen.
Ich denke in den weiteren Bänden der Reihe werden die Geheimnisse um Nicole und Felix schon noch gelüftet werden.

Der Fall ist recht mysteriös und spannend.
Ein Mädchen ist verschwunden, ganze Hundertschaften suchen die Gegend erfolglos ab.
Der einzige Anhaltspunkt bleibt der Polizei verschlossen.
Das vor zwei Jahren verschwundene Mädchen schweigt.
Die Eltern verweigern jede Befragung.

Derweil ranken sich Gerüchte um ein altes Haus in dem es spuken soll.
Die alte Frau die darin gestorben ist soll eine Hexe gewesen sein und immer noch ihr Unwesen treiben.

Frank Goldammer baut gekonnt Spannung auf und legt so einige falsche Fährten.
Es gibt viele mögliche Szenarien.
Nur was wirklich passiert ist, dass entblättert sich erst ganz am Ende.

Ich bin schon gespannt auf die folgenden Bände der Krimireihe und darauf Felix und Nicole noch besser kennenzulernen.

Die Poesie der Liebe-Ingeborg Bachmann & Max Frisch

Bettina Storks
Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein großartiger Roman

1958 begegneten sich Max Frisch und Ingeborg Bachmann in Paris.
Max Frisch ist bodenständig, ein Genussmensch und ein international gefeierter Dramatiker.
Ingeborg Bachmann ist der Lyrikstar der Gruppe 47 und gilt als bedeutende Schriftstellerin.
Für Max Frisch war es Liebe auf den ersten Blick. Ingeborg Bachmann hingegen ist sehr sensibel und über ihre Trennung mit Paul Celan noch nicht hinweg.
Ingeborg Bachmann gibt ihre Freiheit auch für die Liebe nicht auf.
So beginnt eine Beziehung die von Eifersucht geprägt ist.

In ihrem Roman „Die Poesie der Liebe“ erweckt Bettina Storks zwei große Literaten zum Leben.
Vier Jahre dauerte die Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch.
Die Beziehung wird abwechselnd aus der Sicht von Ingeborg und Max erzählt.
Hier kommt sehr gut zum Ausdruck wie verschieden die zwei Liebenden waren.
Max ist 15 Jahre älter als Ingeborg und lebte zum Zeitpunkt des Kennenlernens in Scheidung.
Er ist der eifersüchtige Part der Ingeborg gerne binden möchte.
Ingeborg die noch unter der Trennung von Paul Celan leidet braucht ihre Freiheit, lässt sich aber auf eine Beziehung mit Max ein.

Beide, Ingeborg Bachmann und Max Frisch werden den LeserInnen in diesem Buch sehr nahe gebracht.
Zwei große Schaffenskünstler, deren beider Leben von Erfolg gekrönt ist.
Man lernt beide gut kennen und kann sich gut in die jeweilige Person hineinversetzten.
Ingeborg braucht für ihre Arbeit die Freiheit und einen gewissen Glamour.
Max ist nicht bereit ihr das immer zuzugestehen.
So erlebt man hautnah eine große Liebe und viel Leidenschaft aber auch Hass und Misstrauen.
Bis hin zum bitteren Ende einer Liebe.

Für mich ist Ingeborg Bachmann die Verletzlichere, die eindeutig unter der Trennung mehr gelitten hatte, ja sich nie richtig davon erholt hatte.
So habe ich mich in diesem Buch auch Ingeborg Bachmann immer näher gefühlt. Hat mich ihr Teil der Geschichte mehr berührt.
Vielleicht auch weil mir die Werke von Ingeborg Bachmann vertrauter sind.

Das Buch ist in vier Teile unterteilt.
Dazu hat die Autorin Gedichte von Ingeborg Bachmann und Max Frisch verwendet.
„Liebesanflug“, „Liebesflüge“, „Sturzflug“ und „Gebrochene Flügel“
Passendere Überschriften hätte es nicht geben können.

Bettina Storks hat mich schon mit einigen Romanen begeistert.
Ihr feinfühliger Schreibstil, ihre Leidenschaft für ihre Protagonisten denen man bis in die tiefste Seele schauen kann.
All das hat die Autorin auch in „Die Poesie der Liebe“ zum Ausdruck gebracht.
Beim Lesen hat man das Gefühl Ingeborg Bachmann und Max Frisch persönlich begegnet zu sein.
Ein großer Roman über zwei große Persönlichkeiten.
Ein echtes Lesehighlight.

Die Passage nach Maskat

Cay Rademacher
Kriminalroman
erschienen im Dumont Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar

20er Jahre Krimi gepaart mit einem interessanten Reisebericht

Es ist der letzte Sommer der 1920er Jahre.
Noch ahnt niemand von der Weltwirtschaftskrise.
Auf dem Ozeanliner Champollion bestimmt der Luxus das Leben, zumindest in der 1. Klasse.
So beginnt der Ozeanliner auch im Spätsommer 1929 in Marseille seine Reise die über Port Said, den Suezkanal, Jemen, Omandie bis in den Orient führt.
An Bord sind eine Nackttänzerin aus Berlin, eine adelige englische Lady, ein nur scheinbar naiver amerikanischer Ingenieur und die Hamburger Kaufmannsfamilie Rosterg die nach Maskat reisen um Gewürze einzukaufen.
Begleitet wird die Familie Rosterg von Theodor Jung, dem Ehemann der Tochter Dora.
Theodor Jung ist Fotoreporter der Berliner Illustrierten und soll einen Reisebericht verfassen.
Theodor Jung hat keinen leichten Stand in der Familie Rosterg. Doras Eltern und ihr gewalttätiger Bruder verachten ihn und auch der Prokurist, der scheinbar ein Auge auf Dora geworfen hat, hat höchst ein ironisches Lächeln für ihn übrig.
Nach ein paar Tagen auf See ist Dora plötzlich verschwunden.
Für Theodor Jung beginnt ein Alptraum, den die Familie behauptet Dora sei nie an Bord gewesen. Es gibt auch sonst keinerlei Anzeichen, dass Dora jemals das Schiff betreten hatte.

„Die Passage nach Maskat“ ist ein Kriminalroman gepaart mit einem Reisebericht aus der Feder von Cay Rademacher.
Der Autor ist mir durch seine Provence Krimis mit Capitaine Roger Blanc gut bekannt.

Am Anfang ist es eigentlich eine ganz normale Seereise mit den unterschiedlichsten Passagieren.
Wie zu dieser Zeit üblich gibt es verschiedene Klassen an Bord.
Wir befinden uns in der 1. Klasse mit kurzen Abstechern in die 3. Klasse wo ein Schläger, der Theodor Jung nicht unbekannt ist untergebracht ist.
Man lernt die Familie Rosterg mit all ihrer Überheblichkeit kennen.
Spürt die Spannung zwischen Dora und Theodor Jung.
Kaum meint man die Eheleute nähern sich langsam wieder an verschwindet Dora.
Es scheint als sei Theodor der einzige Mensch auf dem Schiff der davon überzeugt ist, dass Dora an Bord war. Selbst in der Passagierliste taucht Dora nicht auf.
Theodor Jung ist davon überzeugt, dass Dora auf dem Schiff festgehalten wird.

Cay Rademacher erzeugt Spannung gepaart mit großer Verwirrung.
Ich habe mich gefragt, was jetzt stimmt, wer die Unwahrheit sagt.
War Dora an Bord und die Familie haben zusammen mit dem 1. Offizier einen Komplott geschmiedet?
Oder hat sich Theodor Jung die Anwesenheit seiner Frau nur eingebildet?
Mehr möchte ich von Inhalt nicht verraten, alles mehr wäre gespoilert.

Zu dem eigentlichen Kriminalfall kommt noch ein spannender Reisebericht. Die Fahrt durch den Suezkanal, der Besuch der Pyramiden und dem Tal der Könige.
Alles sehr gut der Zeit der Handlung angepasst.

Der Schreibstil von Cay Rademacher ist sehr visuell. Der Autor beschreibt die Ausstattung des Luxusliners sehr anschaulich.
Man konnte sich das Schiff mit seiner ägyptisch anmutenden Dekoration sehr gut vorstellen.
Auch die Reiseroute war gut nachzuverfolgen. Die Beschwerlichkeiten die zu dieser Zeit gegeben waren kamen gut zum Ausdruck.

Wer einmal eine andere Seite des Autors kennenlernen möchte, Krimis und auch Reisen liebt der liegt mit diesem Buch genau richtig.

Düstersee

Elisabeth Herrmann
Kriminalroman
erschienen im Goldmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Wieder ein genialer Krimi

Joachim Vernau macht Urlaub in der Uckermark.
Dort wohnt er im Bootshaus einer noblen Villa, dass ihm Christian Steinhoff der Eigentümer zur Verfügung gestellt hat.
Steinhoff hat Ambitionen Präsident der Berliner Anwaltskammer zu werden und vielleicht erhofft er sich Vernaus Fürsprache.
Doch dann entdeckt Vernau die Leiche von Steinhoff auf einer Bank am See.
Nur wenig später geschieht wieder ein Mord.
Eine Dorfbewohnerin wird tot aufgefunden.
Vernau fängt an Nachforschungen anzustellen.
Er kommt einem alten Geheimnis auf die Spur das in Steinhoffs Vergangenheit und in der Vergangenheit der Villa ruht.
Wissen die alteingesessenen Dorfbewohner mehr?
Und wer will, dass das Geheimnis nach all den Jahren ans Licht kommt?

„Düstersee“ ist der 7. Band der Joachim Vernau Reihe von Elisabeth Herrmann.
Wie schon die Vorgänger hat mich auch dieser Krimi wieder begeistert.

Es beginnt mit einem Prolog.
Ein junges Pärchen dringt in eine alte Villa ein um ein paar vergnügliche Stunden alleine zu verbringen.
Doch plötzlich brennt die Villa.
Bianca kann gerettet werden doch für Chris kommt jede Hilfe zu spät.

10 Jahre später macht Joachim Vernau Urlaub im Bootshaus dieser Villa.
Die gehört mittlerweile Christian Steinhoff, der die abgebrannte Ruine billig erstanden und für sich und seine Familie zu einem luxuriösen Anwesen umgebaut hat.
Jetzt wird Steinhoff tot am See aufgefunden.
Nach und nach kommt ans Licht, dass Steinhoff einige Häuser im Dorf günstig gekauft und zum Teil auch weiterverkauft hat.
Hängt Steinhoffs Tod mit seiner Immobilienspekulation zusammen?
Oder gar mit der Vergangenheit der Villa, dem Brand vor 10 Jahren?
Wie passt dann aber das zweite Opfer dazu?
Vernau begibt sich auf Spurensuche.

Es gibt viele Verdächtige zum Teil in der Familie und unter den Bekannten Steinhoffs, unter den Dorfbewohnern und auch im direkten Umfeld von Vernau.

Ja es ist für Joachim Vernau ein recht persönlicher Fall.
Auch ich konnte mir einige Personen als Täter vorstellen.
Es war aber keiner so richtig greifbar.
So war der Krimi wirklich spannend bis zum Ende.
Das Ende war dann auch sehr gut und logisch ausgearbeitet.

Es hat nicht nur etwas mit der Verfilmung zu tun, dass ich beim Lesen sehr schnell Bilder im Kopf hatte.
Das liegt vor allem am Schreibstil von Elisabeth Herrmann.
Sie beschreibt die Handlungsorte und die Charaktere sehr anschaulich.
Sie versteht es einfach ihre LeserInnen zu fesseln, Spannung aufzubauen und über das gesamte Buch aufrecht zu halten.

Egal was man von der Autorin liest, Krimis, Jugendbücher oder Romane mit historischem Hintergrund, es ist immer ein Highlight.

Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Buch von Elisabeth Herrmann.
Wird es wieder ein Vernau sein?

Denk ich an Kiew

Erin Litteken
Roman
erschienen bei Bastei Lübbe
Übersetzt von Dietmar Schmidt und Rainer Schuhmacher
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an die Bloggerjury und den Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein Buch das jeder lesen sollte

Covertext:

1929. Behütet und geliebt wächst Katja in einem Dorf bei Kiew auf. Ihre Familie ist nicht reich, kann sich aber von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren. Bis Stalins Handlanger die Dorfbewohner zwingen, dem Kollektiv beizutreten. Wer sich weigert, wird mitgenommen und nie wieder gesehen. Anfangs gibt es für Katja dennoch auch glückliche Stunden. Sie ist in den Nachbarssohn verliebt und ihre Schwester in dessen Bruder. Doch schon bald muss Katja sich jeden Tag Mut zusprechen, um weiterzumachen angesichts des Schreckens um sie herum.

Jahrzehnte später entdeckt Cassie im Haus ihrer Großmutter in Illinois ein Tagebuch. Nie hat diese über ihre ukrainische Herkunft gesprochen. Seit einiger Zeit aber verhält sie sich merkwürdig. Sie versteckt Lebensmittel und murmelt immer wieder einen Namen, den keiner aus ihrer Familie je gehört hat: Alina …

„Denk ich an Kiew“ von Erin Litteken ist ein Buch das mich so berührt hat wie selten ein Buch zuvor.

Die Geschichte hat zwei Zeitebenen.
2004 flüchtet Cassie ins Haus ihrer Großmutter um dort über den frühen Tod ihres Mannes hinwegzukommen.
Ihre kleine Tochter spricht kaum noch so tief steckt sie in der Trauer.
Die Großmutter hingegen verhält sich immer seltsamer.
Sie fängt an ukrainisch zu sprechen und Namen zu nennen die Cassie noch nie gehört hat.
Auch Lebensmittel versteckt die Großmutter, als ob sie einen Vorrat anlegen wollte.
Von der ukrainischen Vergangenheit der Großmutter weiß Cassie bis dahin nichts. Die Großmutter hat nie davon erzählt.
Da fällt Cassie ein Tagebuch der Großmutter in die Hände.

Die zweite Zeitebene erzählt aus dem Leben der Großmutter in den frühen 1930er Jahren in der Ukraine.
Man lernt Katja und ihre Familie kennen.
Sie leben zwar in einfachen Verhältnissen sind aber eine glückliche Familie.
Bis Stalins Handlanger in das Dorf eingefallen sind.
Diese wollen den radikalen Kommunismus in der Ukraine mit aller Gewalt durchsetzen.
Wer sich weigert dem Kollektiv beizutreten verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
Man kann sich die Grausamkeit kaum vorstellen die hier beschrieben wird.
Gewalt und Hunger sind an der Tagesordnung.
Die Schreckenstaten die an diesem Volk verübt werden sind kaum zu ertragen.

Man kann gut verstehen, dass der Hass auf Russland bis heute Bestand hat.

„In ihrem Roman „Denk ich an Kiew“ erzählt Erin Litteken eine Geschichte aus der Vergangenheit die zur Zeit aber wieder sehr aktuell ist.
In einem Nachwort erzählt die Autorin, dass die Geschichte ihrer Urgroßmutter sie zu diesem Buch inspiriert hat.

Ich muss sagen, ich habe bisher noch kein Buch mit Handlungsort Ukraine gelesen. Auch war mir vor dem Krieg nicht klar wie wichtig dieses Land für die Welternährung ist. Eine wahre Kornkammer.

Erin Litteken beschreibt die Grausamkeiten die am ukrainischen Volk verübt wurden sehr eindringlich.
Dabei ist die Geschichte gut verständlich und flüssig zu lesen.
Man sollte allerdings ein Taschentuch in der Nähe haben.

Ich finde das Thema ist heute so aktuell, dass das Buch eigentlich jeder lesen sollte.

Teatime im Jane-Austen-Club

Natalie Jenner
Historischer Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Übersetzt von Marie Rahn
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Auf den Spuren von Jane Austen

1945, der Krieg ist zu Ende.
Auch in dem kleinen Ort Chawton hat er deutliche Spuren hinterlassen.
Hier in diesem kleinen Ort in Südengland hat einst Jane Austen ihre Romane geschrieben.
Eine Gruppe Menschen aus unterschiedlichsten Verhältnissen halten diese Erinnerung hoch.
Noch vom Krieg traumatisiert gründen sie gemeinsam die Jane Austen Society.
Wird ihnen die Erinnerung an Jane Austen und ihre Romane dabei helfen, den Krieg und das Leid zu vergessen?

„Teatime im Jane-Austen-Club“ ist eine Hommage an eine große Schriftstellerin von Natalie Jenner.
Erst vor Kurzem habe ich „Stolz und Vorurteil“ gelesen.
Ich liebe die Sprache mit denen Jane Austen ihre Geschichten erzählt.
Jetzt war ich auf dieses Buch natürlich sehr gespannt.

Eine Gruppe von Dorfbewohnern macht es sich zur Aufgabe das Andenken von Jane Austen zu erhalten.
Ihr Haus in dem sie in Chawton gelebt und gearbeitet hat soll verkauft werden. Das wollen die Bewohner verhindern.
Man ist schnell mitten im Dorfleben. Lernt die Gruppe unterschiedlichster Personen kennen.
Man erfährt vom Leid das sie im Krieg erlebt haben.
Wohl jeder hat einen geliebten Menschen verloren.
In den Geschichten von Jane Austen scheinen die Menschen Trost zu suchen.
Und es scheint ihnen zu Helfen das Erlebte leichter zu ertragen.

Die Personen werden sehr gut beschrieben.
Man kann sich schnell in sie hineinversetzten.
Es wird viel über Jane Austen und ihre Romane gesprochen, was mir sehr gut gefällt.
Die Charaktere sind an den Romanfiguren angelehnt.
Auch wenn jede Person in diesem Buch für sich selber steht, glaubt man doch Ähnlichkeiten mit bekannten Jane Austen Protagonisten zu erkennen.

Natalie Jenner hat ihren Schreibstil etwas an Jane Austen angepasst.
Die Geschichte ist gut verständlich geschrieben.
Es ist schön zu lesen wie unterschiedlichste Personen über die Geschichten von Jane Austen eine Gemeinsamkeit finden.

„Teatime im Jane-Austen-Club“ ist natürlich in erster Linie ein Buch für Jane Austen Liebhaber.
Man muss die Bücher allerdings nicht gelesen haben.
Es ist auch eine schöne Geschichte um sich mit Jane Austen bekannt zu machen.
Vielleicht bekommt der Eine oder Andere dann ja Lust auf die Werke der Schriftstellerin.

Ein Fremder hier zu Lande

Ralph Knobelsdorf
Historischer Kriminalroman
erschienen im Bastei Lübbe Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an die Bloggerjury und den Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar.

Spannender Krimi mit Einblicken ins historische Berlin

Covertext:
März 1856. An der Königsmauer, der berüchtigten Bordellgasse Berlins, wird die Leiche einer jungen Frau aus gutem Haus gefunden. Auf den ersten Blick ist klar: Sie wurde stranguliert. Der Leichenbeschauer entdeckt jedoch seltsame Kerben am Schienbein, die er bereits bei drei anderen Opfern nachgewiesen hat. Sie alle waren Prostituierte, keiner der Morde wurde aufgeklärt. Haben es der junge Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Vorweg mit dem ersten Serienmörder der Stadt zu tun? Der Druck auf sie wächst von Tag zu Tag: Sollte die Presse von den Fällen erfahren, wird Angst die Stadt erfassen

„Ein Fremder hier zu Lande“ ist der zweite Band der Krimi-Reihe Ein Fall für Wilhelm von der Heyden von Ralph Knobelsdorf.

Der Autor entführt seine LeserInnen nach Berlin ins Jahr 1856.
Die preußische Kriminalpolizei hat sich gerade erst aufgebaut. Trotzdem stehen nach einem Vorfall Umstrukturierungen an.
Der junge Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden hat noch nicht lange sein Studium in Kriminalistik absolviert.

Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Vorweg arbeiten jeder für sich an einem Fall.
Da wird eine junge Frau aus gutem Haus tot aufgefunden.
Das besondere Merkmal an der Leiche sind seltsame Kerben an den Beinen.
Die Polizei tappt noch im Dunkeln.

Hier sind die LeserInnen den Kriminalbeamten etwas im Vorteil.
Sie wissen bereits, da auch aus Sicht des Täters erzählt wird, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt.

Als LeserIn bekommt man einen guten und authentischen Einblick in die Ermittlungsarbeit der 1850er Jahre. Wenn man, wie ich viele Kriminalromane liest ist es interessant zu erfahren welche profanen Mittel der Polizei damals zur Verfügung standen um einen Täter zu überführen.

Der Fall wird sehr spannend erzählt.
Auch das Wissen, dass es sich bei dem Täter um einen Serienmörder handelt der seien Spielchen mit der Polizei spielt ist gut eingearbeitet und erzeugt Spannung.

Außer dem Kriminalfall sind auch die historischen Gegebenheit sehr interessant.
Die 1850er Jahre werden authentisch widergespiegelt und die LeserInnen erhalten viele Informationen aus dieser Zeit.
Auch begegnet man einigen historischen Persönlichkeiten die im Anhang noch einmal beschrien werden.

Der Schreibstil von Ralph Knobesldorf ist flüssig und leicht verständlich. Der Autor vermittelt neben Spannung auch einiges an Geschichte was das Buch für mich, als Liebhaber von Kriminalromanen und historischen Romanen um so lesenswerter macht.

Dies war nun der zweite Fall für Wilhelm von der Heyden und ich freue mich schon auf seinen nächsten Fall.