Furcht

Sven Petter Naess
Kriminalroman
430 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Andreas Brunstermann
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Ermittlungen zwischen Oslo und Edinburgh

Ein Mann wird auf einem Parkplatz bei Oslo erschossen, ein halbes Jahr später zieht man eine schwer verletzte norwegische Studentin aus dem Water of Leith in Edinburgh. Ihr Onkel, Kriminalkommissar Harinder Singh, reist kurzerhand nach Schottland, um herauszufinden, wer seine Nichte entführt hat und was danach schiefgelaufen ist. Zeitgleich bittet er Kollegin Rachel Hauge, in Oslo nach den wahren Drahtziehern zu suchen. Dabei trifft sie auf ein Geheimnis, das nicht nur Harinders Familie zu erschüttern droht.

„Furcht“ von Sven Petter Naess ist der 2. Fall der Reihe Team Oslo ermittelt.

Harinder Singh reist nach Schottland. Seine Nicht Amandeep, die zum Studieren in Schottland ist, wurde entführt und ist bei einem Fluchtversuch fasst ums Leben gekommen. Jetzt liegt sie im Koma und keiner weiß, ob sie wieder aufwacht.
Auch wenn Hariander in Edinburgh kein Recht hat zu ermitteln, und auf den guten Willen der Polizei angewiesen ist, um Informationen zu kommen, mischt er kräftig mit. Das bringt ihm nicht unbedingt große Beliebtheit ein.
In Oslo veranlasst er seine Kollegin Rachel dazu, dass frühere Umfeld seiner Nichte näher zu beleuchten.
Dabei stößt Rachel auf die Zwillinge Ulriksen in deren Restaurant Amandeep eine kurze Zeit gearbeitet hatte. Im Umfeld des Restaurants hat es kürzlich einen Mord gegeben. Auch von den Zwillingen weiß man, dass sie kriminelle Geschäfte tätigen. Ihnen etwas Nachzuweisen ist schwer. Hat Amandeep etwas gesehen oder gehört und kann den Zwillingen gefährlich werden?

Sven Petter Naess baut in seinem Kriminalroman recht schnell Spannung auf. Die Protagonisten gefallen mir gut. Besonders sympathisch ist mir Harinder Singh schon im 1. Band gewesen.

Man spürt am Anfang gleich die Angst um seine Nichte. Auch wenn kein sehr enges Verhältnis zu seiner Halbschwester hat, liegt ihm die Familie doch am Herzen.
So erfährt man im 2. Band etwas mehr von Harianders Privatleben.
Rachel die derweil in Oslo Informationen für Hariander einholt, ist auch ein liebenswerter Charakter, den man im 1. Band schon kennengelernt hatte.

Als Schauplätze hat der Autor Oslo und Edinburgh gewählt. Man erfährt im Wechsel von den Geschehnisse in beiden Ländern.

Sven Petter Naess hat einen fesselnden und gut verständlichen Schreibstil. Er hält die Spannung bis zum Ende. In seinem Krimi baut er immer wieder Wendungen ein, so ist es nicht leicht dem wahren Täter auf die Spur zu kommen. Das Ende hat mich dann auch überrascht.

„Furcht“ ist ein gelungener Krimi, ich freue mich schon auf den 3. Band „Schuld“ der im Januar 2025 erscheinen soll.

Ein ehrliches Leben

Joakim Zander
Roman
425 Seiten
Übersetzt aus dem Schwedischen von Ulla Ackermann und Thomas Alterfrohne
erschienen im Rowohlt Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar

Fesselnder Roman mit gesellschaftskritischer Tiefe

Klappentext:
Simon möchte alles hinter sich lassen: Die Fesseln der Kleinstadt, in der er aufwuchs, seine Mittelschicht-Herkunft, für die er sich schämt. Doch als er sich an der juristischen Fakultät in Lund einschreibt, führen ihm seine reichen Kommilitonen deutlich vor Augen, dass nicht für alle die gleichen Regeln gelten. Simons Sehnsucht nach intellektueller Verbundenheit, Authentizität, einem anderen Leben scheint sich erst zu erfüllen, als er auf einer Anti-Nazi-Demonstration in Malmö eine junge Frau kennenlernt. Sie macht ihn mit ihren exzentrischen Freunden bekannt. Das Leben der Gruppe basiert auf radikalen und aufregenden Idealen, aber auch auf Lügen und immensen Risiken. Als Martin merkt, in was sie ihn hineinziehen, ist es bereits zu spät, um auszusteigen.
Er ist einer von ihnen, einer der Banditen.

„Ein ehrliches Leben“ von Joakim Zander ist mein erstes Buch des Autors und ich war sehr gespannt.

Im Mittelpunkt steht der junge Student Simon. Er bricht aus seiner eintönigen Herkunft aus, um in der pulsierenden Universitätsstadt Lund zu studieren.
Dort gerät er schnell in den Bann einer Gruppe charismatischer Freunde, die radikale Ideale und ein Leben außerhalb der Norm propagieren. Wo er da hineingezogen wurde, merkt Simon erst als es schon zu spät ist.

Joakim Zander zeichnet ein fesselndes Bild von Simons innerem Zwiespalt. Der Wunsch nach Zugehörigkeit und intellektueller Stimulation prallt mit seinen moralischen Werten und seiner Herkunft zusammen. Die zunehmende Radikalisierung der Gruppe und Simons eigene riskante Verstrickungen lassen ihn die Grenzen zwischen Gut und Böse hinterfragen.
Gekonnt verwebt Zander gesellschaftskritische Themen in die spannende Erzählung. Er prangert die Ungleichheiten und sozialen Spannungen an, die in der schwedischen Gesellschaft klaffen. Die Suche nach Identität und der Wunsch nach einem sinnvollen Leben werden vor dem Hintergrund von politischen Umbrüchen und gesellschaftlichen Veränderungen beleuchtet.

Joakim Zanders Charaktere sind vielschichtig und authentisch, die Handlung temporeich und voller überraschender Wendungen.

„Ein ehrliches Leben“ ist mehr als nur ein packender Roman. Es ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt und lange nach dem Lesen in Erinnerung bleibt.

Was die Gezeiten versprechen

Tanja Janz
Roman
270 Seiten
erschienen bei Harper Collins
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Harper Collins Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein gelungener Abschluss der Familiensaga

Klappentext:
St. Peter-Ording, 1997: Caro hat große Pläne nach dem Abitur, sie möchte Schauspielerin werden. Erst recht seit am Strand eine beliebte TV-Serie gedreht wird und in St. Peter-Ording ein Hauch von Hollywood in der Luft liegt. In den Ferien hilft sie ihrer Mutter im Strandcafé und fährt immer wieder zu Castings nach Hamburg. Als Caro bei einem Vorsprechen dem attraktiven Nachwuchsschauspieler Nick begegnet und er sie fragt, ob sie mit ihm zu einem Casting nach L.A. reisen will, scheint Caros große Chance gekommen. Ihr Freund Jonas ist jedoch gegen die Reise, und ihre Familie möchte sie ohnehin am liebsten an der nordfriesischen Küste halten. Caro ist hin- und hergerissen und muss sich bald der Frage stellen, was im Leben wirklich wichtig ist.

„Was die Gezeiten versprechen“ ist der 3. und letzte Band der St.-Peter-Ording-Saga von Tanja Janz.

Die Geschichte führt die Leser*innen jetzt in das Jahr 1997.
Die Leser*innen treffen auf alte und neue Charaktere.
Es geht ganz schön turbulent zu in St.-Peter-Ording
Caro hilft in ihren Ferien im Strandcafé. Doch ihr Traum ist es Schauspielerin zu werden. Als in St.-Peter-Ording ein Film gedreht wird entschließt sich Caro ihren Traum aktiv anzugehen.
So ist Caro auch nicht da, als Sabine nach Gelsenkirchen zu ihren Eltern muss, Caro besucht einen Schauspielerworshop. Also muss Julia sich um das Café kümmern. Dabei ist Julia gerade dabei ein neues Restaurant zu planen.
Sabines Vater leidet an einer Lungenkrankheit und der Mutter schafft das nicht mehr.
Dabei leidet Sabine in letzter Zeit öfter unter einem mysteriösen Schwindel.
Aber Zeit zum Ausruhen hat sie nicht.
Caro lernt bei einem Vorsprechen den jungen Schauspieler Nick kennen. Nick erzählt von Los Angeles und einer Schauspielerkariere in Hollywood. Am liebsten würde Caro gleich mitreisen. Doch kann sie ihre Familie und ihren Freund verlassen?

Tanja Janz hat mich schon mit dem 1. und 2. Band der St.-Peter-Ording-Saga begeistert.
Die Charaktere sind gut beschrieben, sympathisch und richtig lebendig.
Es ist schön alte bekannte wieder zutreffen und neue Charaktere kennenzulernen.

Tanja Janz erzählt die Geschichte sehr authentisch. Die Zeit der Handlung wird sehr realistisch widergespiegelt.
Bisher war ich noch nicht in St. Peter Ording, habe mich aber beim Lesen des 1. Bands schon in den Ort an der Nordsee verliebt.
Die Autorin beschreibt die Landschaft sehr ausdrucksvoll.
Mit ihrem leichten und flüssigen Schreibstil hat sie mich ganz tief in die Geschichte eintauchen lassen.

Jetzt ist auch der 3. Band gelesen und es heißt Abschied nehmen von den liebgewonnenen Charakteren, die ich gerne durch die Geschichte begleitet habe.

Wölfe in bern

Matthias Beland
Kriminalroman
319 Seiten
erschienen bei Edition-TZ
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Matthias Beland für das Rezensionsexemplar

Starkes Debüt

Klappentext:
Bern, Schweiz. Eine junge Frau wird tot in ihrem Bett gefunden. Der Fall scheint klar. Ihr Bruder hat sie im Affekt erwürgt, weil sie den serbischen Freund der Familie nicht heiraten wollte. Doch sie war schwanger: von ihrem Chef, einem verheirateten Schweizer Bankier. Georg Muff, Ermittler der Kripo Bern, glaubt, es stecke mehr dahinter. Auf der Suche nach der Wahrheit gerät er ins Fadenkreuz der Mächtigen. Zusehends auf sich allein gestellt, ermittelt er weiter und stößt auf skrupellose Machenschaften, die bis in hohe politische Kreise reichen.

„Wölfe in Bern“ ist ein spannender Krimi von Matthias Beland.

Mila wird in ihrem Bett tot aufgefunden. Allen Anschein nach wurde sie erwürgt. Eine Nachbarin hat vorher einen heftigen Streit aus der Wohnung gehört.
Es stellt sich heraus, dass ihr Chef und Geliebter bei ihr war und gestritten haben. Nach Aussagen des Geliebten war danach noch Milas Bruder bei Mila. Auch hier kann es einen Streit gegeben haben. Mila wollte den serbischen Freund der Familie nicht heiraten. Der Schluss liegt nahe, dass der Bruder seine Schwester im Streit ermordet hat.
Der Ermittler Georg Muff ermittelt im privaten Umfeld des Opfers und auch im beruflichen Umfeld.
Dabei stößt er auf kriminelle Machenschaften die bis in die Politik reichen.
Auch privat hat Muff Sorgen doch durch seine Arbeit verdrängt er sie immer in die hintersten Regionen seines Hirns.
Seine Freundin Chloé hat Angst abgeschoben zu werden.
Seit 4 Jahren ist ihr Asylantrag unbearbeitet. Muff verspricht seine Hilfe wird aber immer wieder durch seine Ermittlungen abgelenkt.

Matthias Beland hat starke Charaktere gezeichnet. Alle sind etwas undurchsichtig und einige kommen auch als Täter in Frage.
Kommissar Muff verbeißt sich richtig in dem Fall. Seine Aktionen sind nicht immer ganz nachzuvollziehen aber meist liegt er richtig.
Auch die Familie von Chloé ist nicht ganz zu durchschauen. Die Mutter trauert sehr um ihre Tochter. Der Bruder hat Wut auf seine Schwester beteuert aber immer wieder seine Unschuld.

Der Schreibstil von Matthias Beland ist fesselnd und flüssig.
Die Beschreibung der Handlungsorte ist sehr anschaulich. Die Leser*innen lernen Bern und die Region drumherum gut kennen. Auch gibt der Autor seinen Leser*innen interessante Einblicke in das Bankenmilieu.

Matthias Beland erzeugt schon gleich zu Beginn mit dem Auffinden der Toten Spannung und die hält der Autor auch über die ganze Geschichte hinweg aufrecht.
Zum Ende hin steigert sich die Spannung noch einmal und die Geschichte kommt zu einem guten Ende.
Nach der Lösung des Falls hat Matthias Beland noch eine überraschende Wendung eingebaut, die mir gut gefallen hat.

„Wölfe in Bern“ ist ein starker Debütkrimi und ich bin auf weitere Werke von Matthias Beland gespannt.

Bonjour Agneta

Emma Hamberg
Roman
399 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Der ideale Urlaubsroman

Klappentext:
Agneta reicht es. Sie ist 49 und fühlt sich, als ob das Leben an ihr vorbeizieht. Ihre Kinder melden sich nur, wenn sie Geld brauchen, für die Kollegen ist sie unsichtbar und ihren Mann Magnus sieht sie neuerdings nur noch in Radlershorts oder Neoprenanzug. Weißbrot, Käse, Wein – strengstens VERBOTEN. Also alles, was Agneta liebt und seit Neuestem hinter dem Kühlschrank versteckt.

Als sie eines Tages eine seltsame Zeitungsanzeige entdeckt, fasst sie einen Entschluss. Kurz darauf findet Agneta sich in einem malerischen Städtchen in der Provence wieder. Es beginnt ein Abenteuer, in dem sie endlich die Liebe zu sich selbst entdeckt und vielleicht auch die zu einem anderen Mann.

„Bonjour Agneta“ Emma Hamberg ist ein Roman über Selbstreflexion und Neuerfindung.

Im Mittelpunkt steht die 49-jährige Agneta. Ihr wird zu Hause alles zufiel, sie fühlt sich nicht mehr wahrgenommen.
Gerne sitzt sie gemütlich auf dem Sofa. Sie isst gerne Käse und trinkt ein Glas Wein. Doch ihr Mann ist im Fitnesswahn und alles schönen Dinge sind verboten.
Agneta will aus ihrer Welt ausbrechen und bewirbt sich spontan auf eine Stelle als Au-pair in der Provence.
Ihr Mann prophezeit ihr, dass sie das nicht lange durchsteht. Schließlich spricht sie kein Französisch.
Als sie in Frankreich ankommt, ist es auch nicht einfach sich zurechtzufinden. Ihre Französischkenntnisse sind spärlich.
Dann erfährt sie auch noch, dass sie einen 80-jährigen, dementen Mann betreuen soll. Das einzig Gute ist, Einar spricht Schwedisch.
Als der erste Schreck überwunden ist, nimmt Agneta die Herausforderung an.

„Bonjour Agneta“ ist ein Roman über Selbstreflexion und Neuerfindung.
Emma Hamberg erzählt die Geschichte mit viel Gefühl und mit Humor.
Agneta ist mir schnell sympathisch gewesen und ich habe sie gerne bei ihrem Abenteuer begleitet.
Agneta durchlebt eine große Entwicklung in der Geschichte. Am Anfang ist sie eine Frau in den mittleren Jahren die an sich Zweifelt. Agneta hatte das Gefühl, ob privat oder beruflich nicht mehr wahrgenommen zu werden.
In der Provence ist sie auf sich alleine gestellt. Ohne viel Sprachkenntnisse muss sie sich durchschlagen. Die Betreuung von Einar ist auch nicht einfach. Er steht Agneta recht ablehnend gegenüber.
Doch nach und nach findet Agneta einen Zugang zu Einar und er erzählt ihr seine Lebensgeschichtliche.

Auch Einar wurde mir während der Geschichte immer sympathischer. Seine Lebens- und Liebesgeschichte hat mich berührt. Besonders fand ich, dass Einar immer nur das Positive aus allen Ereignissen gezogen hat.

Ganz nebenbei vermittelt die Autorin auch das französische Lebensgefühl. Es wird gemeinsam gekocht, gegessen und getrunken.

Der Schreibstil von Emma Hamberg ist flüssig und gut verständlich. Auch wenn der Roman seine traurigen Stellen hat, sprüht die Geschichte doch vor Lebensfreude.

„Bonjour Agneta“ ist der ideale Sommerroman und ein guter Begleiter für den Urlaub.

Anna O

Matthew Blake
Thriller
474 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Andrea Fischer
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Schuldig oder unschuldig

Klappentext:
Seit vier Jahren hat Anna Ogilvy ihre Augen nicht mehr geöffnet. Nicht seit jener Nacht auf der Farm, wo man sie im Tiefschlaf gefunden hat, ein Küchenmesser in der Hand, die Kleidung blutverschmiert. Neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde. Die einen halten Anna O. für unschuldig, die anderen für eine kaltblütige Mörderin. Aber nichts und niemand hat sie aus ihrem Albtraum wecken können. Bis jetzt.
ist Psychologe und Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen werden. Bei Nacht und Nebel wird er in die Schlafklinik The Abbey gerufen. Dort hat man die berühmteste Verdächtige des Landes eingeliefert: Anna Ogilvy, 29. Das ganze Land spekuliert: Hat Anna die Tat wirklich begangen? Hat sie dabei geschlafwandelt? Wie steht es dann um ihre Schuld? Und warum ist sie seitdem nicht mehr aufgewacht?
Ben hat eine gewagte Theorie, wie er Anna wecken könnte. Doch Ben wird beobachtet. Vom Justizministerium. Von seiner Ex-Frau, die als Kommissarin damals als Erste am Tatort war. Von Annas Mutter, früher eine einflussreiche Ministerin. Von einer Bloggerin, die Annas geheime Aufzeichnungen besitzt. Und vielleicht auch von dem mysteriösen Patienten X, dem Anna auf der Spur war. Ben bleibt nicht viel Zeit. Und er ahnt nicht, in welcher Gefahr er schwebt.

„Anna O“ ist ein Thriller, der lange Nächte garantiert von Matthew Blake.

Seit vier Jahren schläft Anna O. Seit man sie mit einem Messer und blutverschmiert neben den Leichen aufgefunden hat.
Jetzt soll der Psychologe Dr Benedict Prince herausfinden was damals passiert ist.
Die Menschen sind gespalten. Die einen halten Anna O für eine kaltblütige Mörderin, die anderen für ein Opfer das dem Mörder entkommen ist.

Matthew Blake lässt seine Geschichte 1 Jahr vor dem grausamen Ereignis beginnen.
So können die Leser*innen die Freunde kennenlernen und ihr Verhältnis zueinander gut einschätzen.

Jetzt soll aufgelöst werden was vor 4 Jahren passiert ist. Die Leser*innen begleiten Anna O in die Schlafklinik wo Dr Benedict Prince versuchen will Licht in das Dunkel zu bringen.

Der Plot ist spannend aufgebaut. Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht aller Charaktere erzählt.
Man bekommt einen guten Einblick. Dazu kommen noch Annas Einträge in ihr Notizbuch und der Patienten X.
Das Thema Schlaf wird interessant unter die Lupe genommen. Die Leser*innen bekommen viele Informationen aus der Schlafforensik und über Psychologie und Neurologie.

Matthew Blakes Schreibstil ist fesselnd und atmosphärisch. Er zeichnet ein Bild der Verwundbarkeit und Fragilität der menschlichen Psyche und lässt den Leser tief in Annas Gedanken und Ängste eintauchen. Die Spannung baut sich im Laufe der Geschichte stetig auf und hält bis zum Ende.

„Anna O.“ ist ein meisterhafter Psychothriller, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Fans von spannenden Geschichten und Liebhaber der Psychoanalyse werden dieses Buch lieben.

Die Stauffenbergs

Charlotte Roth
Historischer Roman
411 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine sehr schöne Liebesgeschichte mit einem traurigen Ende

Klappentext:
Sie ist die Tochter des fränkischen Generalkonsuls und einer baltischen Freifrau. Er ist der jüngste Spross eines schwäbischen Adelsgeschlechts mit einer vielversprechenden militärischen Karriere. Als Nina und Claus von Stauffenberg sich 1929 auf einem Ball kennenlernen, sind sie verliebte junge Menschen auf dem Weg in ein märchenhaftes Leben.

Doch der Lauf der Geschichte will es anders: Aus der Mutterkreuzträgerin und dem Wehrmachtsoffizier werden Regimegegner und Verschwörer. Das Schlimmste für ihn: Deutschlands Zusammenbruch. Für sie: der Verlust ihres geliebten Mannes. Trotzdem lässt Nina von Stauffenberg ihrem Claus die Freiheit, zu tun, was er tun muss. Doch das bedeutet, dass sie ihn nach dem 20. Juli 1944 nie wiedersehen und alles verlieren wird …

„Die Stauffenbergs“ von Charlotte Roth ist eine Liebesgeschichte, die ein trauriges Ende findet.
Charlotte Roth erzählt die Geschichte von Nina und Claus von Stauffenberg. Es ist eine tiefe und innige Liebe die, die zwei Menschen verbindet.
Am Anfang, wenn wir Nina kennenlernen ist sie noch eine sehr junge und naive Frau. Doch an der Seite von Claus entwickelt sie sich zu einer Persönlichkeit. Als Claus und Nina sich begegnen verlieben sie sich gleich ineinander. Charlotte Roth erzählt die Liebesgeschichte mit so viel Gefühl, dass man gar nicht daran denkt, dass die Geschichte ein trauriges Ende nimmt.

Als die politische Situation sich in Deutschland zu verändern beginnt, war auch Claus von Stauffenberg davon überzeugt das Hitler Deutschland positiv verändern wird.
Claus von Stauffenberg ist aber einer der merkte wie er sich getäuscht hat. Mit einigen Gleichgesunden fängt Claus an einen Plan zu schmieden.

Charlotte Roth erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven.
Der Perspektivwechsel sorgt dafür, dass man den Charakteren ganz nahe ist. Ich konnte mich richtig in Nina und Claus hineindenken. Konnte fühlen, was sie fühlen denken, was sie denken.
Wie schon oft hat Charlotte Roth mich wieder mit einer Geschichte total begeistert. Schnell wurde ich wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.
Der flüssige und gut verständliche Schreibstil sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen.

Charlotte Roth hat eine ganz tolle Recherchearbeit geleistet. Die Autorin vermittelt die Zeit der Handlung sehr realistisch.
Sie trifft den Nerv und man versteht gut, dass was am Anfang vielleicht für die Menschen vielversprechend anmutete zu einem Inferno wurde.
Am Ende der Geschichte finden die Leser*innen noch ein ausführliches und interessantes Glossar.

„Die Stauffenbergs“ ist eine gelungene Romanbiografie, die mir viel Lesevergnügen bereitet hat.

Die geheimnisvolle Freundin

Simona Baldelli
Roman
398 Seiten
erschienen im Eichborn Verlag
Übersetzt aus dem Italienischen von Elisa Harnischmacher
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Eichborn Verlag für das Rezensionsexemplar

Freundschaft und Klassenunterschiede

Klappentext:
Abruzzen, 1950er Jahre. Von Geburt an lebt Nina in einem von strengen Nonnen geführten Waisenhaus auf dem Land. Als sie sieben ist, wird Lucia aufgenommen, die gerade ihre Eltern verloren hat. Zwischen den beiden gleichaltrigen Mädchen entwickelt sich über viele Jahre hinweg eine enge Freundschaft. Bis ein dramatisches Missverständnis ihr Vertrauensverhältnis nachhaltig erschüttert und beide getrennte Wege gehen. Nina findet Arbeit in einer Tabakfabrik, erfährt dort Solidarität und schöpft neue Zuversicht für ihr weiteres Leben. Dann steht eines Tages Lucia vor ihrer Haustür. Und vertraut ihr ein für beide weitreichendes Geheimnis an …

„Die geheimnisvolle Freundin“ von Simona Baldelli erzählt die Geschichte zweier unterschiedlicher Mädchen, die in einem Waisenhaus aufwachsen.

Die Leser*innen begleiten Nina und Lucia beim Erwachsenwerden.
Nina lebt schon immer in dem Waisenhaus, wo Nonnen ein strenges Regiment führen.
Auf eine Adoption hat sie wenig Chancen. Mir kam es so vor, als sorgten die Nonnen schon dafür. Den Nina war ein Findelkind.
Als Nina 7 Jahre war, kam das Waisenkind Lucia ins Waisenhaus.
Nina will dem Neuankömmling helfen und freundet sich mit Lucia an. Hier war es aber kein Geben und Nehmen. Die Freundschaft beruhte mehr auf der Initiative von Nina, die sich sagte, dass sie endlich eine Freundin gefunden hat.
Ich denke, Lucia hat das nicht so empfunden.

Später findet Nina Arbeit in einer Tabakfabrik und die Mädchen gehen getrennte Wege. Hier erfährt sie das erste Mal Solidarität mit Gleichgesinnten.
Eines Tages steht Lucia plötzlich vor Ninas Tür mit einem Geheimnis das Folgen haben wird.

Simona Baldelli beschreibt die jeweiligen Lebensabschnitte der Mädchen sehr anschaulich. Dabei wird abwechselnd aus der Perspektive von Nina und Lucia erzählt.

Die Beschreibung von Leben der Kinder in dem italienischen Waisenhaus hat mich oft erschüttert. Es gab schon erste Klassenunterschiede bei den Kindern zwischen Waisenkinder und Findelkinder. Warum sind Findelkinder weniger wert?
Auch so, haben mich die Zustände manchmal entsetzt. Nonnen, die ja eigentlich für das Wohl sorgen sollen, sind mehr als streng und machen auch vor Schlägen kein Halt.
Auch als die Mädchen erwachsen sind, spürt man die Klassenunterschiede. Nina, die in einer Tabakfabrik arbeitet, gehört zur Arbeiterschicht.

Simona Baldelli verwendet für ihre Geschichte eine richtig bildliche Sprache. Die Charaktere sind gut gezeichnet und kamen sehr realistisch bei mir an. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich.
Einzig die Zeitsprünge zwischen Kindheit, Erwachsensein und wieder zurück in die Kindheit machten es manchmal schwer der Handlung flüssig zu folgen.

„Die geheimnisvolle Freundin“ ist ein Gesellschaftsroman, den ich gerne gelesen habe.


Man sieht sich

Julia Karnick
Roman
474 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Liebe

Klappentext:
Sommer 1988. Friederika hat große Füße und nennt sich Frie. Robert, neu an der Schule und schüchtern, verliebt sich sofort, aber zeigt es nicht. Vielleicht flirtet sie nur zum Spaß mit ihm?

Winter 2002. Frie ist Mutter einer kleinen Tochter, Robert ist Musiker. Nach Jahren der Funkstille und einer zufälligen Begegnung bestätigt sich: Wann immer die beiden aufeinandertreffen, wird es kompliziert.

Sommer 2022. Frie, inzwischen fünfzig und seit dem Ende ihrer letzten Beziehung wieder Single, fährt zum Abitreffen. Mit dabei: all die Erinnerungen an Robert, den sie seit einer halben Ewigkeit nicht gesehen hat. Was wird diesmal zwischen ihnen passieren?

„Man sieht sich“ ist der neue Roman von Julia Karnick.
Nachdem ich das Romandebüt der Autorin „Am liebsten sitzen alle in der Küche“ verschlungen habe, war ich auf das neue Werk sehr gespannt.

Im Mittelpunkt steht Friederika, kurz Frie genannt. In der Schule freundet sie sich mit Robert an. Wie es so ist, verliert man sich nach der Schule aus den Augen.
Robert war damals schon heimlich in Frie verliebt.
Als sie sich nach 14 Jahren wiedertreffen sieht das anders aus. Auch Frie hat Gefühle für Robert. Doch es ist wieder die falsche Zeit. Frie ist verheiratet, Mutter und will ihre Karriere im Job vorantreiben. Robert ist Musiker und ständig in einer anderen Stadt.
Doch alle guten Dinge sind drei. Bei einem Abitreffen sehen sie sich wieder.
Frie hat sich mittlerweile von ihrem Mann getrennt. Die Gefühle sind auf beiden Seiten immer noch da. Robert lädt Frie, ein ihn in Bozen zu besuchen. Ist es diesmal der richtige Zeitpunkt?

Die Leser*innen dürfen Frie und Robert über eine lange Zeit begleiten. Schnell waren mir die zwei sympathisch.
Julia Karnick erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Frie und Robert. Das gefällt mir sehr gut. Man lernt beide Charakter hautnah kennen.
Man weiß, was der einzelne denkt und was er fühlt.
Manchmal hatte ich das Gefühlt die beiden anstupsen zu müssen.

„Man sieht sich“ ist ein gefühlvoller Roman um eine Liebe, die den richtigen Zeitpunkt sucht.
Julia Karnick hat einen erfrischenden und unterhaltsamen Schreibstil.
Ich war sehr schnell tief in die Geschichte eingetaucht.
Die Protagonisten sind sehr lebendig und realistisch.
Mir sind Frie und Robert schnell ans Herz gewachsen.
Mit Humor und feiner Ironie beleuchtet die Autorin das Leben und die Beziehung ihrer Charaktere.

„Man sieht sich“ ist genau wie „Am liebsten sitzen alle in der Küche“ ein echter Lesehighlight.

Das Haus Kölln – Wahres Glück

Elke Becker
Historischer Roman
365 Seiten
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein schöner Abschluss der Kölln Saga

Klappentext:
Elmshorn 1938: Geschäftlich sind die Köllns im Aufschwung. Als erste eingetragene Marke des Unternehmens setzen ihre blütenzarten Haferflocken neue Standards, die Produktpalette wächst. Politisch zieht eine Bedrohung herauf, als die NSDAP mehr und mehr Zuspruch in der deutschen Bevölkerung findet. Die Gefahr rückt immer näher und als Deutschland in den Krieg zieht, bangt Else um ihren Mann und ihre Söhne. Doch gerade in Krisenzeiten steht die Familie besonders eng zusammen.

„Das Haus Kölln – Wahres Glück“ ist der 3. und letzte Band der Kölln-Saga von Elke Becker.

Elke Becker entführt ihre Leser*innen nach Elmshorn. Erzählt wird die Geschichte einer noch heute bekannten Unternehmerfamilie. Die Familie Kölln ist bekannt für ihre Haferflocken und andere Frühstücksprodukte.
Die Geschichte umfasst die Jahre 1937-1945 und wieder erschüttert ein Krieg die Menschen.

Peter Claus Diedrich hat das Unternehmen fest im Griff.
Seine Frau Else steht immer an seiner Seite. Auch mit der Boutique hat Else Erfolg. Die Kinder sind schon junge Erwachsene. Der älteste Sohn bereitet sich schon darauf vor, eines Tages das Mühlenwerk zu übernehmen. Die Mädchen studieren in Hamburg und haben sich dem Swing verschrieben.
Die Zeiten werden immer beängstigender. Die NSDAP wird immer stärker. Immer mehr Einschränkungen müssen die Menschen hinnehmen. Die jüdischen Einwohner versuchen ins Ausland auszuwandern. Dann bricht der 2. Weltkrieg aus.

Ich habe bei diesem Band eine Weile gebraucht um in die Geschichte einzutauchen.
Zu den Protagonisten habe ich den Zugang zu Beginn nicht richtig gefunden. Ich konnte sie am Anfang zum Teil nicht zuordnen.
Zwischen der Handlung des 2. Bands und des 3. Bands liegen viele Jahre. Die Kinder die damals gerade geboren wurden, sind jetzt fast erwachen.
Mir haben hier Rückblenden gefehlt, die andeuten, was in den vergangenen Jahren geschehen ist. Nach einem Drittel des Buchs bin ich dann aber doch in die Geschichte eingetaucht.

Elke Becker hat für die Geschichte ganz tolle Charaktere ins Leben gerufen. Viele hat man im 1. und 2. Band schon kennen und lieben gelernt.
Aber auch die junge Generation sind sehr liebenswerte Charaktere, die sich beweisen müssen.
Nicht nur die Familie Kölln auch die Nebendarsteller sind gut getroffen. Auch hier trifft man auf alt Bekannte und auf neue Protagonisten.
Elke Becker führt ihre Charaktere sehr lebendig durch die Geschichte. Die Handlungsorte werden sehr gut beschrieben.

Das Leben und werken der Familie Kölln war im Krieg mit Schwierigkeiten verbunden.
Es mussten bestimmt Mengen produziert werden, dazu fehlten aber die Arbeiter. Die Männer waren ja fast alle im Krieg. Dazu kam die Angst um die Familie.

Die Autorin hat sehr gute Recherchearbeit geleistet. Elke Becker vermittelt den Zeitgeist sehr gut. Die beliebte Swingmusik, die auch die Töchter des Hauses Kölln liebten, wurde verboten. Nur heimlich konnte man noch in einen Keller gehen und die Musik hören und tanzen. Oft machte die SS Razzien.
Wer vom jüdische Teil der Bevölkerung die Möglichkeit hatte, flüchtete ins Ausland.
Die Schwester von Peter Claus Diedrich Helene, ist mit einem Juden verheiratet. Da war Marie, die in Dänemark lebt eine große Hilfe.
Sehr interessant war, wie die Dänen für die jüdischen Menschen eingestanden sind als Dänemark von den Deutschen besetzt war. Das war für mich neu und spannend.


Im Nachwort erzählt Elke Becker, dass ihr das Firmenarchiv zur Verfügung stand. Über das Privatleben der Familie Kölln ist nicht so viel überliefert. Hier hat die Autorin ihre Fantasie freien Lauf gelassen. Herausgekommen ist eine Geschichte, die mit gut gefallen hat. Elke Becker hat Realität und Fiktion wunderbar verknüpft. Die Geschichte wirkt sehr authentisch.

Der flüssige und gut verständliche Schreibstil der Autorin lässt das Lesen zu einem großen Vergnügen werden.