Glückstöchter – Einfach leben

Stephanie Schuster
Roman
524 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Wie viel braucht man zum Glück

“Glückstöchter-Einfach Leben“ ist der Auftakt einer neuen Trilogie von Stephanie Schuster.

Die Geschichte hat zwei Erzählstränge.
Im Mittelpunkt stehen die zwei Frauen Anna und Eva.
Zwei Frauen die auf dem ersten Blick ganz unterschiedlich sind, auch die Handlungszeit liegt 60 Jahre auseinander.
Doch die beiden Frauen haben mehr Gemeinsamkeiten als sich auf dem ersten Blick erahnen lässt.

Mit Anna beginnen wir im Jahre 1910 auf Gut Dreisonnenquel.
Sie lebt mit ihrem Vater, einem bekannten Botaniker auf dem Gut.
Auch Anna liebt die Pflanzen,. Sie hilft ihrem Vater bei seiner Arbeit und möchte einmal seine Pflanzenzucht weiterführen.
Doch es kommt anders als Anna denkt. So lebt sie einige Zeit in München.
Doch als ihre Gesundheit angegriffen ist verschlägt es Anna in die Schweiz zum Monte Veritá. Anna genießt ihre Freiheit, lebt als Künstlerin am Monte Veritá und schließt sich der Reformbewegung an.

Mit Eva beginnen wir im Jahre 1976.
Sie verbindet alles mit Gerüchen. Ihre feine Nase kann noch so schwache Düfte erkennen und zuordnen.
Eva wird das Leben zu Hause zu eng.
So beschließt sie nach München zu gehen.
Da sie sich für Pflanzen und ihre heilende Wirkung interessiert liegt ein Pharmazie-Studium nahe.
Sie zieht in eine Studenten WG und genießt das freie Leben.
Hier trifft sie auf Gleichgesinde. Zusammen wollen sie für eine bessere Welt kämpfen.
Es liegt ein Umbruch in der Luft.
Es gibt Demonstrationen gegen Atomkraft aber auch der Rauschgift Konsum steigt stetig.
Eva entdeckt die ersten biologisch angebauten Nahrungsmittel. Hier eröffnen sich ihr viele neue Möglichkeiten.

Stephanie Schuster erzählt die Geschichte der beiden Frauen sehr realistisch. Ich kann das Geschehen gut nachvollziehen. Bei Eva noch etwas besser als bei Anna da ich diese Zeit selbst miterlebt habe.
Die Protagonistinnen sind mir schnell sympathisch gewesen.
Es macht mir Freude sie durch ihr Leben zu begleiten und ihre Entwicklung zu verfolgen.

Stephanie Schuster hat einen leichten und flüssigen Schreibstil.
Die Zeit der Handlung wird sehr gut widergespiegelt, man erfährt vieles aus den 1910er und 1970er Jahren.
Auch aus der Botanik kann man das eine oder andere mitnehmen.
Am Ende des Buches findet man auch noch ein Rezept für ein vegetarisches Menü.

Mit “Glückstöchter-Einfach Leben“ habe ich mich gut unterhalten gefühlt auch wenn ich hin und wieder Stellen als etwas langatmig empfunden habe.
Viele Fragen sind noch offen. Jetzt heißt es auf Band 2 warten der im Januar 2024 erscheinen soll.

Der Traumpalast – Bilder von Liebe und Macht

Peter Prange
Historischer Roman
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Ganz großes Kino

Berlin ist zu einer schillernde Metropole in Europa geworden.
Nach den vielen Rückschlägen die, die junge Republik Deutschland immer wieder wegstecken musste scheint es jetzt aufwärts zu gehen.
Auch für den Film bringen die goldenen 20er Aufschwung:
Rahel ist der neue Star der Ufa und Tino will dem Film mit seinen Visionen zu neuen Höhenflügen verhelfen.
Doch die Wochenschauen zeigen erschreckende Bilder.
Nazis ziehen durch die Straßen und Menschenmassen jubeln dem neuen Führer zu.
Auch Rahels und Tinos Liebe wird auf eine harte Probe gestellt.

„Der Traumpalast-Bilder von Liebe und Macht“ ist die Fortsetzung einer großen Erzählung über den Deutschen Film , über Liebe und Macht und über die 1920er Jahr von Peter Prange

Für mich sind Peter Prange und Historische Romane untrennbar miteinander verbunden.
Ich staune immer wieder welch großes Wissen der Autor von der deutschen Geschichte hat und wie viel er seinen LeserInnen zu vermitteln vermag.

Mit seiner neuen Dilogie hat der Autor sich dem Thema Film zugewendet.
Berlin der 20er Jahre ist ein interessanter Schauplatz.
Mit seinen Charakteren Erich, Tino und Rahel führt der Autor seine LeserInnen in die Welt des großen Films.

Rahel ist der neue Star der Ufa.
Tino ist der Finanzverwalter und will der Ufa zu neuen Höhen verhelfen.
Erich ist der beste Freund von Tino und Produzent.
Zusammen sind sie ein gutes Team.
Währen da nicht die Gefühle die Rahel für Erich entwickelt.

Auch außerhalb der Filmindustrie tut sich viel.
Deutschland scheint aus der Krise herauszufinden. Das goldene Zeitalter bricht an.
Doch auch hier trübt sich immer wieder die Sicht auf die Dinge.
Nazis Marschieren auf und der neue selbsternannte Führer wird umjubelt.

In seinem Buch lässt Peter Prange viele historische Persönlichkeiten die Bühne betreten was das Buch sehr athenisch werden lässt.
Man trifft immer wieder auf auch heute noch bekannte Namen aus Film und Politik.

Peter Prange schildert die Zeit und auch seine Charaktere sehr genau. Er achtet auf alle kleinen Details.
Fiktion und Realität sind so fein miteinander verflochten, dass sie so gut wie untrennbar sind.

„Der Traumpalast-Bilder von Liebe und Macht“ ist ein gewaltiges Werk mit über 700 Seiten.
Doch mit Peter Prange’s lebendiger und fesselnder Erzählkunst und dem schillern der goldenen 20er Jahre ist das Buch sehr schnell gelesen.

Der Weg der Teehändlerin (Die Ronnefeldt-Saga)

Susanne Popp
Historischer Roman
erschienen im S. Fischer Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine gelungene Fortsetzung

Friederike Ronnefeldt führt das Teegeschäft nach dem Tod ihres Mannes weiter.
Dabei hat sie es als Frau und Mutter von 5 Kindern nicht einfach. Sie muss sich voll und ganz auf ihren Prokuristen verlassen können.
Der ist allerdings von der alten Schule und hält nicht viel von Friederikes Änderungsvorschlägen.
Bald schon ist die jüngere Generation bereit das Geschäft zu übernehmen.
Der Älteste Carl, der das Geschäft übernehmen soll, macht seine Ausbildung in Hamburg.
Wilhelm der jüngere soll auch einmal in das Geschäft mit einsteigen, interessiert sich aber mehr für die Malerei.
Fritz der jüngste wird einmal die Schreinerei seines Onkels übernehmen.
Die Mädchen machen Friederike am meisten Sorgen.
Elise möchte nicht heiraten, sie will Lehrerin werden und ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und Mine möchte Schauspielern werden.

„Der Weg der Teehändlerin“ ist der zweite Band der Ronnefeldt-Saga von Susanne Popp.
Das Buch ist wunderschön gestaltet. Auf der Innenseite ist ein Bild mit Blick auf Frankfurt Mitte des 19. Jahrhunderts.

Der Handlungsort ist Frankfurt in den Jahren 1853 und 1854.
Für mich als eingefleischte Frankfurterin ist das natürlich ein Highlight.
So bin ich ganz schnell tief in die Geschichte eingetaucht. Die Plätze der Handlung sind mir alle bekannt.
Noch heute gibt es ein Geschäft der Firma Ronnefeldt in der Frankfurter Innenstadt und immer wenn ich zu einem Einkaufsbummel auf die Zeil gehe mache ich dort einen Halt um mich bei einer Tasse Tee auszuruhen.

Die Geschichte ist wunderschön und authentisch erzählt.
Susanne Popp hat tolle Charaktere zum Leben erweckt.
Natürlich gefällt mir Friederike Ronnefeldt am besten.
Nach dem Tod von Tobias Ronnefeldt und einer längeren Krankheit musste sie sich etwas aus dem Geschäft zurückziehen.
Ihr Prokurist, der die Leitung des Geschäfts inne hat ist Innovationen gegenüber nicht sehr aufgeschlossen.
So vermisse ich etwas die Ideen und Neuerungen die Friederike im ersten Band eingebracht hat.

Auch die nächste Generation spielt in diesem Band eine große Rolle.
Es ist schön die Entwicklung der fünf Kinder mitzuerleben.
Carl und Wilhelm werden auf die Übernahme der Firma vorbereitet.
Wobei es nicht immer klar ist ob die Kinder auch bereit sind diesen Weg zu gehen.
Elise und Mine wollen sich beide nicht mit dem konventionellen Leben einer Frau in der damaligen Zeit zufriedengeben.
Elise möchte Lehrerin werden und Mine Schauspielerin.
Das bedeutet für Friederike viel Aufregung und großes Geschickt die Mädchen in die rechten Bahnen zu lenken.

Die Jahre der Handlung 1853-1854 werden realistisch aufgezeigt.
Man kann sich an Hand der Geschichte gut vorstellen wie das Leben zu dieser Zeit war.
Die Kapitel sind meist kurz und liebevoll mit einer Überschrift versehen.
Am Ende, im Epilog macht die Geschichte einen Zeitsprung in das Jahr 1889.
Hier lernt man schon die neue Generation kennen, die in absehbarer zeit die Geschicke der Firma übernehmen wird und im dritten Band bestimmt eine große Rolle einnimmt.

Susanne Popp erzählt ihre Geschichte in einer unterhaltsamen und leicht verständlichen Art. Es macht einfach nur Freude zu lesen wie die Protagonisten ihr Leben und die vielen schwierigen Gegebenheiten meistern.
Die Autorin lässt auch einiges an Zeit- und Lokalkolorit in das Buch mit einfließen. Ich kann mich z. B. noch erinnern, wie in meiner Kindheit das Wasser vom Main immer wieder einmal bis zum Römerberg stieg.

„Der Weg der Teehändlerin“ ist ein rundum gelungener Auftakt einer Saga der Kaufmannsfamilie Ronnefeldt aus Frankfurt.
Ich freue mich jetzt schon auf den dritte Band „Das Erbe der Teehändlerin“ der im Frühling 2023 erscheinen wird.

Wege des Schicksals – Senfblütensaga Band 2

Clara Langenbach
Historischer Roman
erschienen im S. Fischer Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Noch aufregender und fesselnder als der erste Band

Metz 1914, die junge Emma Bergmann hat ihr Studium mit Erfolg beendet.
Jetzt träumt sie davon in der Senffabrik ihre gewonnenen Kenntnisse einsetzen zu können.
Vorher soll aber noch die Hochzeit mit Carl stattfinden was jede Menge Planung bedeutet.
Als der erste Weltkrieg ausbricht ändert sich die Lage für alle. Die Zukunft steht in den Sternen. Metz war immerhin früher französisch und der Krieg an der Deutsch-Französischen Grenze ist ganz nah.

„Wege des Schicksals“ ist der 2. Band der großen Senfblütensaga von Clara Langenbach.

Der Leser begleitet die Protagonisten im 2. Band durch die Jahre 1914-1918.
Der Handlungsort ist die Stadt Metz, die wie ganz Elsass-Lothringen unter deutscher Verwaltung steht.

Emma Bergmann ist eine junge Frau die seit dem ersten Band eine große Entwicklung durchlaufen hat.
Ihr Studium hat sie erfolgreich beendet und sie weiß, was es heißt sich als Frau in einer Männerwelt zu behaupten.
Jetzt möchte Emma in der Senffabrik ihr Können unter Beweis stellen.

Auch Carl Seidel hat hat sich weiterentwickelt.
Seine Senffabrik führt er erfolgreich. Für seine Mitarbeiter sorgt er gut.
Carl kann sich noch nicht recht vorstellen wie es ist wenn Emma in der Fabrik arbeitet.
Eine Frau unter lauter Männer hält er für nicht ungefährlich.

Louise, Carls Schwester ist mittlerweile mit Antoine verheiratet und die beiden haben einen Sohn.
Die Ehe ist nicht glücklich. Louise zieht sich immer mehr in sich selbst zurück.
Antoine leitet unterdessen das Fuhrunternehmen seines Schwiegervaters den eine alte Kriegsverletzung plagt.

Diese Charaktere führen den Leser durch die Geschichte.
Die Perspektiven in der Erzählung wechseln sich immer wieder ab.

Es stehen schwere Jahre bevor. Der erste Weltkrieg bricht aus.
Man erlebt hautnah mit, was es bedeutet in Kriegsjahren zu leben.
Jetzt geht es den Seidels noch recht gut, da sie finanziell abgesichert sind.
An Hand der Fabrikarbeiter erlebt man aber auch die andere Seite.

Clara Langenbach erzählt die Geschichte mit sehr viel Gefühl. Sie beschreibt die Zeit in der die Geschichte spielt sehr realistisch.
Ich habe oft mit den Protagonisten gelitten und jeden auf seine Art ins Herz geschlossen.
Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Ich wurde schnell von einem Sog erfasst und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Der erste Band der Senfblütensaga „Zeit führ Träume“ hatte mir schon gut gefallen.
Beim zweiten Band „Wege des Schicksals“ hat die Autorin alle Register gezogen. Ich fand ihn noch viel besser als den ersten Band.
Jetzt bin ich schon sehr auf den dritten Band „Hoffnung im Herzen“ gespannt der im Juni 2022 erscheinen soll.