Peter kommt später

Thomas Raab
Kriminalroman
335 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ein Buch voller schwarzem Humor

Covertext:

Der April neigt sich dem Ende, und der Frühling beginnt gleich mit mehreren bösen Überraschungen: Erst verschandeln die hässlichen Bürgermeisterwahlplakate das ganze Dorf, dann liegt auch noch die alte Brucknerwirtin leblos mit dem Gesicht im Kaiserschmarren. Das geht noch als Unfall durch, auch wenn es einen verdächtigen Einfluss auf den Wahlausgang hat, denn die Tote ist justament die Mutter des Gewinners.
Als kurz darauf aber die zweite Glaubenthalerin. Tante Herta, die Dorfälteste aus dem Leben befördert wird, muss Hannelore Huber wieder einmal die Ärmel hochkrempeln. Denn hier besteht kein Zweifel: Es war Mord. Das Messer steckt noch in der Leiche. Während die örtliche Polizei wieder einmal mit großem Engagement in die falsche Richtung ermittelt, bekommt die alte Huber Hilfe von unerwarteter Seite: Keinem scheint Tante Hertas Tod so nahezugehen wie Peter Pointner, dem schönsten Bäcker weit und breit.

„Peter kommt später“ ist der 3. Band der Reihe „Frau Huber ermittelt“ von Thomas Raab.
Die Geschichte ist wieder gespickt mit schwarzem Humor.

Der Handlungsort Glaubenthal wird als wahres Idyll dargestellt. Die Einwohner sind recht skurrile Personen.

Frau Huber ist eine rüstige Rentnerin und seit sie ihren Mann im ersten Band zu Grabe getragen hat verwitwet.
Sie ist einem Eierlikör oder Prosecco oder auch Prosecco mit einem Schuss Eierlikör nicht abgeneigt. Auch nicht zum Frühstück.
Und wenn die Polizei in Glaubenthal wieder einmal unfähig ist dann nimmt sie die Ermittlungen selbst in die Hand.

Thomas Raab hat auch im 3. Band „Peter kommt später“ wieder seinen schwarzem Humor versprüht. Es ist aber nicht einfach nur lustig, man muss schon das eine oder andere Mal über das Gelesene nachdenken um zu verstehen wie das jetzt gemeint war.
Auch seine skurrilen Charaktere sind einzigartig.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich.
„Peter kommt später“ von Thomas Raab ist eine klare Leseempfehlung von mir an alle die das Leben nicht so „Todernst“ nehmen.

Sommerschwestern – Die Nacht der Lichter

Monika Peetz
Roman
347 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Eine schöne Urlaubslektüre

Helen leidet unter Schlaflosigkeit. Ihr wird eine Auszeit verordnet.
Sie überzeugt ihre Schwestern zu einem erneuten Urlaub in Bergen an der Holländischen Nordseeküste. Ihr Vorhaben ist, dass sich die Geschwister wieder annähern.
Helen mieten kurzerhand die „Villa Vlinder“, das Haus in dem sie als Kinder zum letzten Mal gemeinsam Urlaub verbracht hatten bevor die Tragödie geschah.
Doch der Urlaub wird eine Zerreißprobe.
Doro ist damit beschäftigt ihr Atelier vor dem Ruin zu retten.
Amelie wohnt im Culturdorp, einem alternativen Wohn- und Arbeitsprojekt.
So richten sich Helen, Yella und die Kinder erst einmal in der Villa ein.
Helen die mit ihrer Zwillingsschwester Amelie noch sehr jung war, hat kaum noch Erinnerungen an die Nacht in der die Tragödie geschah.
Sie stellt immer wieder Fragen und je mehr Fragen gestellt werden um so deutlicher wird, dass es ein Geheimnis um die besagte Nacht gibt.
Welche der Schwestern verschweigt etwas?


Sommerschwestern – Die Nacht der Lichter ist der zweite Band der 3teiligen Reihe von Monika Peetz.

Im Mittelpunkt stehen die 4 Schwestern Doro, Yella, Helen und Amelie. Die vier sind recht verschieden, alle haben Sorgen und Probleme in ihrem Leben.
Auch nach dem Familientreffen im letzten Jahr ist der Kontakt nicht mehr geworden.
Henriette ist mit Thijs auf Reisen und meldet sich gar nicht bei ihren Töchtern.
Jetzt sorgt Helen dafür, dass die Schwestern wieder zusammentreffen.
Doch die geplante Annäherung wird zum Chaos.
Und immer mehr stellt sich heraus, dass etwas von der Todesnacht ihres Vaters verschwiegen wird.

Monika Peetz erzählt auch die Fortsetzung in ihrer leichten und lockeren Art.
Die einzelnen Charaktere sind recht unterschiedlich und sehr gut ausgearbeitet.
Mir gefallen alle 4 Schwestern sehr gut. Nur Doro ist meist recht unbeherrscht und gibt immer allen die Schuld nur sich selbst nicht. Und oft spielt sie mit falschen Karten.
Das Geheimnis, dass sich langsam enthüllt bringt Spannung in die Geschichte.
Ich habe mich lange gefragt wer von den Schwestern etwas verheimlicht.
Die Handlungsorte werden sehr schön beschrieben. Man kann sich alles richtig gut vorstellen.
Die holländischen Worte die in die Geschichte eingestreut werden erschließen sich beim lesen leicht und geben der Geschichte etwas Authentisches.

Jetzt freue ich mich auf den 3. Band „Sommerschwestern – Flaschenpost aus der Vergangenheit“ der im März 2024 erscheinen soll.

Sommerschwestern

Monika Peetz
Roman
295 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Leichte und lockere Familiengeschichte

Alle Jahre wieder ist die Familie Thalberg mit ihren 4 Töchtern nach Bergen in Holland in die Ferien gefahren.
Auf dem Campingplatz und am Strand hatten die Mädchen viel Freiheit und konnten den Sommer genießen.
Die sonst immer zankenden Schwestern bildeten hier eine Einheit. Sie sind eben Sommerschwestern.
Bei ihrem letzten Urlaub in Holland wurde die Sommeridylle zerrissenen.
Der Sturm Ira wütete und der Vater wurde mit dem Auto von der Straße abgedrängt. Der Unfall endete tödlich.
Jetzt, 20 Jahre später erhalten die 4 Schwestern eine Einladung von ihrer Mutter zu einem Familientreffen im malerischen Bergen.
Was veranlasst die Mutter ihre Töchter ausgerechnet an diesem Ort, an dem so viele Erinnerungen hängen treffen zu wollen?

Sommerschwestern ist der erste Band der 3teiligen Reihe von Monika Peetz.

Im Mittelpunkt stehen die 4 Schwestern Doro, Yella, Helen und Amelie. Die vier sind recht verschieden, alle haben Sorgen und Probleme in ihrem Leben.
Der Kontakt besteht mehr oder minder nur aus einer WhatsApp Gruppe
Auch mit der Henriette, der Mutter ist der Kontakt recht dürftig.
Sie hat zur Angewohnheit sich immer in den Mittelpunkt zu stellen und alles was sie sagt wie ein Vorwurf klingen zu lassen.
Jetzt ruft sie ihre Töchter zu einem Familientreffen in Bergen auf.
Das Ort und das Meer rufen in den 4 Schwestern viele Erinnerungen an früher wach.

Monika Peetz hat eine schöne Art ihre Geschichte zu erzählen.
Ihr Schreibstil ist leicht und locker.
Die einzelnen Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Mir hat es Freude gemacht die Schwestern zu begleiten.
Mir sind eigentlich alle 4 sympathisch, am liebsten mag ich jedoch Yella. Man spürt, dass die Schwestern als Kind den Tod des Vaters verdrängt haben, verarbeitet haben sie ihn nie.
Auch die Handlungsorte werden sehr schön beschrieben. Man kann sich alles richtig gut vorstellen.
Die holländischen Worte die in die Geschichte eingestreut werden erschließen sich beim lesen leicht und geben der Geschichte etwas Authentisches.

Der 2. Band „Sommerschwestern – Die Nacht der Lichter“ liegt schon zum Lesen bereit.

Hauke Haiens Tod

Andrea Paluch und Robert Habeck
Roman
248 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Der Schimmelreiter neu erzählt

Klappentext:
Bei einer Jahrhundertsturmflut an der friesischen Nordseeküste bricht der Deich. Unter den Todesopfern ist Hauke Haien, der Erbauer des Deichs, seine Frau und scheinbar auch ihre vierjährige Tochter Wienke. Iven Johns, der Knecht der Familie, setzt sich nach Hamburg ab und beginnt ein neues Leben.
Doch fünfzehn Jahre später taucht plötzlich Wienke auf bei ihm. Sie will von ihm wissen, was wirklich in jener Sturmnacht passiert ist. Warum mussten ihre Eltern sterben? Wie hat Iven ihr Leben gerettet? Und warum hat er es geheim gehalten? Iven beschließt, mit Wienke zu dem Ort hinter dem Deich zu fahren und Licht ins Dunkel der Todesnacht zu bringen. Doch die Dorfbewohner mauern: Niemand will über die Vergangenheit sprechen. Und dann wird Wienke bedroht die eigentlich nicht mehr leben dürfte.

„Hauke Haiens Tod“ von Andrea Paluch und Robert Habeck ist erstmals 2001 erschienen. Jetzt hat Kieppenheuer & Witsch die Geschichte noch einmal neu aufgelegt.

Im Mittelpunkt steht Wienke.
Als Elisabeth Schmidt ist sie in einem Heim aufgewachsen.
Jetzt lebt sie in einer Wohngruppe für Behinderte.
Elisabeth möchte mehr über ihre Herkunft erfahren und macht sich zu dem Mann auf der sie einst im Kinderheim abgegeben hat.
Iven Johns war Knecht bei der Familie Haien.
Bei einer Sturmflut sind Hauke Haien und seine Frau ums Leben gekommen.
Die kleine Wienke jedoch konnte von Iven gerettet werden.
Im Dorf ging man davon aus, dass auch das Kind in den Fluten umgekommen ist.
Iven Johns fährt mit Wienke zu dem Ort wo sie geboren ist und wo ihre Eltern gestorben sind.
Dort werden beide mit der Wahrheit konfrontiert.
Denn nach und nach lüftet sich das Geheimnis um die Sturmflut und um den Tod von Hauke und seiner Frau.

Ich habe etwas gebraucht um richtig in die Geschichte einzutauchen.
Es gibt immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit.
Manchmal habe ich erst mitten im Absatz gemerkt, dass ich mich in der Vergangenheit befindet. Das hat den Lesefluss etwas gestört. Ich hätte mir hier immer eine Überschrift mit Jahresangabe gewünscht.

Die Protagonisten sind alle nicht besonders sympathisch, was für die Geschichte aber auch erforderlich ist.
Die einzige die ich schnell mochte ist Wienke.
Von den Dorfbewohner wird sie als Schwachsinnige bezeichnet.
Das ist der Boshaftigkeit der Menschen geschuldet.
Wienke ist geistig behindert hat aber auch eine gewisse Intelligenz.

Die beiden Autoren erzählen die Geschichte spannend. Die Atmosphäre ist meist bedrückend. Man spürt, dass die Dorfbewohner ein Geheimnis hüten.
Doch keiner erzählt freiwillig was damals gesehen ist.
Als LeserIn will man unbedingt erfahren, was damals wirklich geschehen ist und kann das Buch nicht aus der Hand legen.
„ Hauke Haiens Tod“ ist eine Geschichte die ich gerne gelesen habe und die mich gut unterhalten hat.

In tiefen Seen

Lenz Koppelstätter
Kriminalroman
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Spannende Ermittlungen in Südtirol

Covertext:
Am Rande eines Waldes stehen Commissario Grauner und sein neapolitanischer Kollege Saltapepe vor der grausam zugerichteten Leiche eines Mannes. Im nahegelegenen Dorf hüllen sich die Bewohner in Schweigen. Niemand will den Toten, einen verarmten Maler, näher gekannt haben. Erst ein Kunstexperte liefert den entscheidenden Hinweis: Die Inszenierung der Leiche ist einem Gemälde Botticellis nachempfunden, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verschollen gilt: Venere nei boschi, Venus im Wald. Während Saltapepe bis nach Florenz fährt, um mehr über die Geschichte des Gemäldes herauszufinden, ermittelt Grauner in den Tiefen eines Bergwerks. Als ein dunkles Grollen ertönt, ahnt er, dass er dieses Mal zu viel riskiert hat.

„In tiefen Seen“ ist der 8. Band der Commissario Grauner Reihe von Lenz Koppelstätter.

Commissario Grauner und Saltapepe sind ein gutes Team, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten.
Grauner liebt seinen Hof und die Knödel seiner Frau.
Am wohlsten fühlt er sich im Stall bei den Kühen und hört mit ihnen Gustav Mahler.

Saltapepe kommt eigentlich aus Neapel und ist ein großer Fan von Napoli. Er mag es gar nicht wenn er beim Fußball gestört wird.

Tappeiner, die Assistentin von Grauner nimmt in diesem Band wieder intensiv an den Ermittlungen teil.
Denn Grauner und Saltapepe sind kurzzeitig nicht auffindbar.

Dieser Band bringt den LeserInnen die Welt der Kunst und der Kunstfälschung näher.
Das Opfer ist ein verarmter Maler.
Keiner der Dorfbewohner hatte viel Kontakt zu ihm.
Es herrscht überhaupt das große Schweigen im Dorf.
Wie es scheint hat die Familie Krawinkel hier das Sagen.
Erst auf einer Kunstauktion erhalten die Ermittler erste Hinweise zum Fall.

Lenz Koppelstätter baut schon im Prolog Spannung auf.
Hier erfährt man, dass Commissario Grauner in eine brenzlige Situation gerät und in Gefahr ist.
Die LeserInnen müssen aber bis fast zum Ende warten um zu wissen ob Grauner gerettet wird.
Wie üblich baut der Autor von beginn an Spannung auf.
Zwischendrin wird die Geschichte immer wieder mit etwas Humor aufgelockert.
Es ist toll wie Lenz Koppelstätter die Handlungsorte beschreibt.
Das schöne Südtirol mit seinen Bergen und versteckten Winkeln.
Ich mag es auch wenn er fast philosophisch die Menschen beschreibt.
Man spürt, er liebt sein Südtirol.

„In tiefen Seen“ war wieder ein Krimi der mich gut unterhalten hat.
Jetzt bleibt mir nur noch mich auf den 9. Band mit Commissario Grauner zu freuen.

Verschwiegen

Eva Björg Ægisdóttir
Kriminalroman
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Übersetzt aus dem Isländischen von Freyja Melsted
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Spannender Auftakt einer neuen Krimireihe aus Island

Covertext:

Als in der Nähe des Leuchtturms der isländischen Stadt Akranes die Leiche einer zunächst unbekannten jungen Frau gefunden wird, stellt sich schnell heraus, dass sie keine Fremde in dem kleinen Ort ist. Polizistin Elma, die selbst in Akranes aufgewachsen und nach dem Ende ihrer Beziehung aus Reykjavík in den Ort ihrer Kindheit zurückgekehrt ist, übernimmt die Ermittlungen zusammen mit ihren Kollegen Saevar und Hördur. Gemeinsam stoßen sie auf ein Geheimnis in der Vergangenheit der Toten, dessen Folgen bis heute nachwirken.
Im Zuge der weiteren Ermittlungen entdecken Elma und ihr Team nach und nach eine Reihe weiterer, lang verborgener Verbrechen, die die gesamte Community der Stadt erschüttern. Aus den oft bruchstückhaften Erinnerungen von Zeug*innen und Beteiligten müssen sie die Vorkommnisse von damals rekonstruieren. Dabei bleibt nichts so, wie es zunächst scheint, und auch die Ermittler*innen haben immer wieder mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen.

„Verschwiegen“ ist der Auftakt einer neuen Krimireihe aus Island von Eva Björg Ægisdóttir.

Nach der Trennung von ihrem Partner David kehrt Elma aus Reykjavik zurück in ihr Heimatort Arkanes und fängt dort bei der Polizei an.
Elma war mir gleich sympathisch.
Sie ist eine engagierte Ermittlerin.
Elma versucht gut mit ihren Kollegen auszukommen auch wenn sie manchmal etwas zurückhaltend ist.
Sie kämpft noch mit ihrer Trennung. Sie möchte David immer wieder anrufen aber er antwortet nicht auf ihre Nachrichten.

Der erste Fall in den Elma involviert ist, ist dann auch recht kompliziert.
Eine Frau wird tot am Leuchtturm gefunden. Offensichtlich ein Tötungsdelikt.
Als die Identität des Opfers bekannt ist stellt sich heraus, dass das Opfer als Kind in Arkanes gelebt hat.
In diesem Ort kennt eigentlich jeder jeden. Trotzdem ist es schwierig jemanden zu finden der sich an das Opfer erinnert.
Der Krimi hat zurecht den Titel „Verschwiegen“, denn das ganze Ort scheint zu schweigen.

Zwischendurch gibt es immer Rückblenden in die Jahre 1989-1992.
Hier geht es um ein kleines Mädchen das viel Leid ertragen musste.
Schnell weiß man, um wen es sich bei dem Mädchen handelt.
Die Gegenwart und die Vergangenheit führen dann langsam zur Lösung des Falls.

Eva Björg Ægisdóttir erzählt die Geschichte recht atmosphärisch.
Man kann sich Arkanes gut vorstellen. Auch die Charaktere sind gut beschrieben und waren mir zum großen Teil gleich sympathisch.
Was den Täter angeht habe ich bis fast zum Ende gerätselt.
Es gab mehrere Personen die ein Geheimnis mit sich herumtragen und als Täter in Frage kamen.


Eva Björg Ægisdóttir versteht es sehr gut Spannung aufzubauen. Die Spannung hat sich dann auch durch das ganze Buch gezogen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angehen, zu lesen.
Mich hat der 1. Band der neuen Krimireihe sehr begeistert und ich freue mich jetzt schon sehr auf den 2. Band.
„Verlogen“ soll im August 2023 erscheinen.


Sisi

Karen Duve
Roman
erschienen bei Galiani Berlin
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Sisi Kaiserin von Österreich einmal nicht romantisiert

Elisabeth, besser bekannt als Sisi wird durch ihre Heirat Kaiserin von Österreich.
Sie findet sich in einer Welt voller Zwänge wieder.
Der Welt entkommen kann sie nur auf Reisen, was sie auch gerne auch tut.
Im ungarischen Schloss Gödöllö hält sich Elisabeth auch gerne auf. Hier ist alles ungezwungener und freier.
Auch ihrer Leidenschaft für Pferde und das Reiten kann Elisabeth hier ungehindert nachgehen.
Elisabeth liebt wilde Reitjagden und ist eine der besten und tollkühnsten Reiterinnen ihrer Zeit.
Marie Wallersee, die Nichte von Elisabeth wird ihr bald zur engen Vertrauten.
Doch auch Marie wirkt anziehend auf andere, besonders auf die jungen Adligen.
Elisabeth die es gewohnt ist immer im Mittelpunkt zustehen muss die Aufmerksamkeit auf einmal teilen.
Sie entschließt sich eine Ehemann für Marie zu finden und beginnt ein Spiel voller Intrigen.

„Sisi“ von Karen Duve zeigt eine ganz andere Seite der Kaiserin von Österreich als man sie aus den Filmen mit Romy Schneider kennt.
In diesem Roman wird Elisabeth nicht romantisiert sondern als recht egozentrisch und launisch dargestellt.
Ich habe den Eindruck gewonnen, Sisi war kein freundlicher Mensch. Wenn ihr etwas nicht passte konnte sie das ihre Untergebenen deutlich spüren lassen.
Sie verlangte völlige Hingabe.
Ihrer Hofdame war es sogar untersagt zu heiraten.
Als ihre Nichte an den Hof kam und die Aufmerksamkeit auf sich lenkte versuchte Elisabeth sie kurzerhand durch eine Heirat loszuwerden.
Dabei schmiedet sie auch schon mal die eine oder andere Intrige.

In diesem Roman erfährt man also so einiges aus dem wirklichen Leben der berühmten Kaiserin.
Elisabeth, die mit ihrer Heirat Kaiserin von Österreich wurde fühlt sich von der Etikette und dem Hofprotokoll eingeengt.
Elisabeth entwickelt einige Eigenarten.
Sie war immer auf ihr Aussehen und ihre Figur fokussiert.
Um dem strengen Hof zu entfliehen reist Elisabeth gerne oder hält sich in Ungarn auf Schloss Gödöllö auf.
Hier frönt sie ihrer Leidenschaft dem Reiten.
Elisabeth ist eine gute und sichere Reiterin. Sie liebt das wilde Reiten und Reitjagden.
Dass sie sich sogar in ihr Reitkostüm einnähen lies das war für mich neu.
Das Thema Pferde und Reiten nimmt auch einen sehr großen Platz in diesem Roman ein.
Mir waren die vielen Jagdszenen dann am Ende etwas zu viel.

Karen Duve konnte für ihren Roman auf die Tagebücher der Gräfin Marie Festetics de Tolna, einer Hofdame von Sisi zurückgreifen.
Es gibt aber auch viele Bücher und Zeitungsartikel die über das Leben der Kaiserin berichten.
Man spürt die intensive Arbeit die sich die Autorin mit der Recherche gemacht hat.
Sie beschreibt das Leben am Hof mit all seinen Zwängen sehr detailliert.
Wir begleiten Elisabeth nur eine kurze Zeit ihre Lebens, trotzdem bekommt man ein gutes Bild vom Wesen der Kaiserin.

„Sisi“ von Karen Duve zeigt ein realistischeres Bild der jungen Kaiserin als man es aus den Sisi Filmen kennt.

Die Spur der Luchse

Roman Voosen / Kerstin Danielsson
Kriminalroman
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Wieder einmal sehr spannend

Covertext:

Indian Summerim Småland. Kurz bevor ein lang erwartetes Gerichtsurteil über die Zukunft eines riesigen Naturschutzgebiets entscheidet, erreichen die Proteste gegen eine Rodung des Walds ihren Höhepunkt. In der politisch hochaufgeladenen Situation meldet eine verzweifelte Lehrerin die jugendlichen Teilnehmer einer Schulexkursion in ebenjenem unzugänglichen Waldgebiet als vermisst. Eine großangelegte Suchaktion beginnt und als schließlich ein schwer traumatisiertes Mädchen aufgefunden wird, nehmen auch die Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss die Untersuchungen auf. Während das Wetter umschlägt, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit und die beiden Ermittlerinnen geraten in einen Strudel aus brutalen Verbrechen, heftigen politischen Auseinandersetzungen und alten Geheimnissen. Vor dem Hintergrund aktuellster gesellschaftlicher Konflikte erzählen die Autoren einen atemlosen, skandinavisch-düsteren Thriller der Extraklasse.

„Die Spur der Luchse“ ist bereits der 10. Band der Reihe „Die Kommissarinnen Nyström und Forss ermitteln“ von dem Autorenpaar Roman Voosen und Kerstin Danielsson.

Die beiden Kommissarinnen und ihr Ermittlerteam sind mir von den vorherigen Bänden sehr gut bekannt.
Nachdem Ingrid Nyström bei einem Anschlag verletzt ins Krankenhaus gekommen ist wird Stina Forss, die nun in Stockholm bei der Polizei ermittelt wieder ins Team geholt.
Stina ist nicht gerade erfreut ihren aktuellen Fall abzugeben und an ihre alte Wirkungsstätte zurückzukehren.
Doch mit kommt es so vor als freue sie sich doch wieder mit dem alten Team zusammenzuarbeiten.

Die Geschichte hat verschiedene Handlungsstränge die erst unabhängig voneinander zu sein scheinen. Doch nach und nach gekonnt zusammenlaufen.

Zum einen geht es um eine Gruppe Aktivisten, die die Rodung des Waldes zu verhindern
versuchen.
Zum anderen geht es um einen Vermisstenfall.
Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, was die ganze Sache interessant und abwechslungsreich macht.
Zu Beginn geht es in einem rasanten Tempo voran, dann geraten die Ermittlungen etwas ins stocken.
Geheimnisvoll sind die Szenen die aus Sicht eines Schülers erzählt werden, Wer der Schüler ist bleibt bis zum Ende ein großes Rätsel.

Das Autorenpaar Roman Voosen und Kerstin Danielsson bauen gekonnt Spannung auf die auch bis zum Ende anhält.
Schonungslos erzählen sie über Grausamkeiten und schmerzhafte Verletzungen die man fast körperlich spüren kann.
Wichtige und aktuelle Themen wie der Umweltgedanke finden ihren Platz in diesem Krimi.
Ein Gericht muss darüber entscheiden ob Wald gerodet werden soll und damit die letzten einheimischen Luchse gefährdet werden damit Bahntrassen verlegt werden können damit der Inlandsflugverkehr zurückgeht.
Auch die Internatsschüler sind ein Thema.
Jugendliche die von gut gestellten Familien ins Internat geschickt werden damit diese ihrer Berufung nachgehen können und die psychische Belastung die bei den Jugendlichen daraus entstehen kann.

Die Bände der Krimireihe sind in sich abgeschlossen und können auch unabhängig voneinander gelesen werden. Wichtige Details werden immer noch einmal erwähnt.

„Die Spur der Luchse“ hat mich wieder in Atem gehalten. Ich freue mich jetzt schon auf den 11. Band.

Lügen über meine Mutter

Daniela Dröscher
Roman
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ein Buch das man gelesen haben sollte

„Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher ist ein guter und ergreifender gesellschaftskritischer Roman.

Die Autorin nimmt ihre LeserInnen mit in ihre Kindheit im Hunsrück.
Die Eltern leben ein kleinbürgerliches Leben.
Immer darauf bedacht wie sie nach außen hin wirken.
Doch in der Familie sieht es ganz anders aus.
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der kleinen Tochter.
Der Hauptcharakter ist die Mutter.
Sie fühlt sich in den Zwängen der Dorfgemeinschaft eingesperrt, ist eher ein Stadtmensch,
Sie ist Übergewichtig und wird vom Vater zum Schandfleck degradiert.
Er macht seine Frau für alles verantwortlich was in seinem Leben schief läuft.
Zu wenig Anerkennung, keine Beförderung im Job, alles liegt am Äußeren der Frau.
All das führt zu endlosen Streitigkeiten.
Zu Beginn steckt die Mutter alles demütig weg.
Doch dann kämpft auch sie für ihre Selbstbestimmung.
Dazwischen steht immer die kleine Tochter.

Daniela Dröscher erzählt die Geschichte schonungslos ehrlich.
Sie beschreibt das enge Leben in einer Dorfgemeinschaft.
Das nicht raus können, oder sich nicht raus trauen aus den Zwängen.
Genauso beschreibt sie das kaputte Familienleben, dass nach außen hin immer intakt wirken soll.
Die Idealvorstellungen des Vaters, die die Frau nicht erfüllen kann.
Das Leben in den 1980er Jahren wird sehr gut erzählt.
Vieles erkennt man beim lesen wieder.

Für mich war das Buch ein Wechselbad der Gefühle.
Immer wieder habe ich das Buch vor Wut weggelegt um es Minuten später wieder in die Hand zu nehmen und weiterzulesen.
Wut und Demut wechseln sich beim lesen ab aber es gibt auch humorvolle Szenen in der Geschichte.

Ich finde Daniela Dröscher findet für die Geschichte genau die richtigen Worte.
Ungeschönt lässt sie ihre LeserInnen hinter die Fassade der „Heilen Welt“ blicken.

Lügen über meine Mutter“ ist bestimmt ein Buch das polarisiert.
Für mich ist es ein Buch, dass man gelesen haben sollt.

Das neunte Gemälde

Andreas Storm
Kriminalroman
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ein grandioses Debüt

Der Kunstexperte Lennard Lomberg ist gerade auf dem Weg zum Flughafen als er einen rätselhaften Anruf erhält.
Ein Mann namens Dupret verlangt von Lennard Lomberg, dass er die Rückgabe eines Gemäldes organisiert, dass zu Unrecht im Besitz einer französischen Stiftung ist.
Kurz darauf ist Dupret tot.
Er wird in Bonn in einem Hotelzimmer gefunden.
Lomberg gerät ins Visier von Kriminalrätin Sina Röhm.
Die Kriminalrätin entdeckt bei ihren Ermittlungen, dass ein geraubter Picasso mit der Geschichte von Lombergs Vater zu tun hat.
Der war 1940 in Paris Generalbundesanwalt der Bonner Republik.
Lennard Lomberg fängt an selbst zu ermitteln. Er Ermittelt in eigener Sache und taucht dabei immer tiefer in die Geschichte seiner Familie und die des neunten Gemälde ein.

„Das neunte Gemälde“ ist der Debütroman von Andreas Storm und gleichzeitig der Auftakt der Lennard-Lomberg-Reihe.

Die Handlung ist recht komplex. Die Geschichte hat drei Zeitebenen.
Die Gegenwart ist 2016.
Lennard Lomberg ist ein gefragter Kunstexperte. Er wird mit der Vergangenheit seiner Familie und mit der des „Neunten Gemälde“ konfrontiert.

1943, Paris steht unter deutscher Besatzung.
Intrigen und Spionage sind an der Tagesordnung.
Kunstschätze werden beschlagnahmt.
Es kommt zu einer folgenschwere Übergabe.
Und der Vater von Lennard Lomberg, Ernst Lomberg ist mittendrin.

1966 im Rheingau.
Die Folgen des Kriegs und das Wirtschaftswunder bringen einen ehemaligen Soldaten in die Nähe eines Mannes der in Paris an der folgenschweren Übergabe beteiligt war.

Andreas Storm hat mit seinem Kunstexperten Lennard Lomberg einen interessanten Protagonisten erschaffen.
Man hat genügend Zeit sich mit Lomberg vertraut zu machen.
Da er sich im ersten Band der Reihe mit dem Fall des neunten Gemäldes beschäftigt in dem seine Familie involviert ist lernt man ihn und sein Umfeld gut kennen.

Das Gemälde und dessen Geschichte zieht sich durch das gesamte Buch und ist das Bindeglied zwischen den Zeitebenen.

Andreas Storm hat in seinem Kriminalroman „Das neunte Gemälde“ Realität und Fiktion kunstvoll vermischt.
Daraus ist ein spannender und komplexer Kriminalroman entstanden.

Ich habe schon viel über Kunstraub in der Nazizeit gelesen.
Viele wertvolle Kunstobjekte sind heute noch verschollen und Kunstexperten wie Lennard Lomberg suchen noch immer nach den Kunstwerken.

Der Schreibstil des Autors ist gut verständlich. Er baut sehr gut Spannung auf und fügt interessante historische Details in seine Geschichte ein.

Ich habe „Das neunte Gemälde“ mit großem Interesse und großer Freude gelesen.
Jetzt freue ich mich auf Lennard Lombergs 2. Fall „Die Triade von Madrid“ der in August 2023 erscheinen soll.