Der Duft von Schokolade

Ewald Arenz
Historischer Roman
272 Seiten
erschienen im DuMont Verlag
5 von 5 Sternen

len Dank an den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Die Geschichte besticht durch die poetische Sprache

1881 quittiert der junge August seinen Dienst in der k.u.k. Armee Österreich-Ungarn und ist überglücklich über die Aussicht, einen langen Sommer in seiner Heimatstadt Wien verbringen zu können. Seine neue Stelle in der Schokoladenfabrik seines Onkels wird er erst im Herbst antreten. In dieser Zeit trifft er die geheimnisvolle Elena, eine selbstbewusste, unabhängige Frau, und verliebt sich in sie. Elena ist verheiratet, ihr Mann allerdings kürzlich unter mysteriösen Umständen verschwunden, und Elena steht unter dem Verdacht, etwas damit zu tun zu haben. August, der eine besondere Nase hat und den Düfte und Gerüchte zu Schokoladenkreationen inspirieren, wirbt um Elena mit den ihr entsprechenden Kreationen und kann sie damit schließlich für sich gewinnen. Nach dem Brand der Wiener Oper fehlt jedoch von ihr jede Spur. August macht sich auf die Suche nach Elena.

„Der Duft von Schokolade“ von Ewald Arenz spricht die Sinne an.

Im Mittelpunkt steht August Liebeskind, der seinen Dienst in der k.u.k. Armee Österreich-Ungarn quittiert hat. Bis er bei seinem Onkel in der Schokoladenfabrik anfängt hat er noch einen Sommer Zeit.
Er genießt seine freie Zeit und wandelt durch Wien. Doch schnell wird ihm das Nichtstun zu öde.
Er lernt die mysteriöse Elena Palffy kennen die eine große Anziehungskraft auf August hat. Er versucht sie an allen möglichen Stellen, rein zufällig zu treffen.
Der Duft von Elena zieht August förmlich an, es ist der Duft von fernen Ländern.

August ist ein Mann mit einer sehr feinen Nase. Er erfasst Gerüche die andere Menschen nicht wahrnehmen.
Er kann riechen wo ein Mensch herkommt. Er nimmt auch den Geruch war wenn einem Menschen Gefahr droht.
August will den Duft der Träume in Schokolade fassen. Beim Genießen seiner Kreationen muss man einfach die Augen schließen und träumen.

Ewald Arenz erzählt die Geschichte mit einem sehr poetischen Wortschatz. Mich hat die Sprache beim lesen fasziniert.
Der Autor entführt seinen Leser*innen nach Wien ins 19. Jahrhundert.
Die Charaktere stechen richtig aus der Geschichte hervor. August ist ein recht sensibler Mann mit einer feinen Nase.
Auch die mysteriöse Elena gefällt mir gut. Sie bringt etwas Mystik und Spannung in die Geschichte.
Die Beschreibung der feinen Düfte hat mich die Gerüche fast selbst wahrnehmen lassen.

Das Buch ist aber nicht nur eitler Sonnenschein. Nein, Elena ist verheiratet und ihr Mann verschwindet. Das bringt Spannung in die Geschichte und in Augusts Leben.

Ewald Arenz kann mit Worten umgehen. Man muss die Sätze genießen wie eine zarte Praline.

„Der Duft von Schokolade“ ist mein erstes Buch von Ewald Arenz, es werden bestimmt noch einige folgen.

Aurelia und die letzte Fahrt

Beate Maly
Historischer Kriminalroman
352 Seiten
erschienen im DuMont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Gelungener Auftakt einer Historischen Krimireihe

Wien 1871: Aurelia von Kolowitz ist jung, klug und mit den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit alles andere als einverstanden. Wie tief die moralischen Abgründe hinter den Barockfassaden der Donaumetropole wirklich sind, muss sie erfahren, als sie eines Abends die Leiche eines ermordeten Offiziers in einer Kutsche findet und eine unschuldige Frau im Gefängnis landet.
Dass ausgerechnet eine neugierige Grafentochter sich in die Ermittlungen einmischt, hat der Polizei gerade noch gefehlt ..

„Aurelia und die letzte Fahrt“ ist der Auftakt einer historischen Krimireihe von Beate Maly.

Von Beate Maly habe ich schon einige Historische Romane gelesen, jetzt begibt die Autorin sich in das Genre Spannung aber der Historik ist sie treu geblieben.

Beate Maly schickt ihre Leser*innen nach Wien ins 19.Jahrhundert.
Im Mittelpunkt steht Aurelia von Kolowitz, eine kluge Grafentochter die sich von den strengen Konventionen lösen möchte und heimlich Karikaturen zeichnet.
Und der junge Polizeiagent Janek Pokorny, der aus einer ärmeren Familie stammt.
Janek Pokorny ist bemüht ansehen und Achtung bei der kaiserlichen Polizei zu gewinnen.

Aurelia entdeckt in einer Kutsche einen toten Offizier. Offensichtlich hatte er ein Stelldichein mit einer Prostituierten.
Doch von der Frau ist nichts mehr zu sehen.
Aurelia’s Neugierde ist geweckt und sie beginnt Nachforschungen anzustellen.

Der junge Polizeiagent Janek Pokorny nimmt sich dem Fall an. Er will den Schuldigen so schnell wie möglich finden. Überall wo er auftaucht um zu ermitteln da taucht rein zufällig auch Aurelia auf.

Beate Maly besticht in diesem Historischen Krimi wieder mit ihrer detailgetreuen Beschreibung.
Die prächtigen Herrenhäuser in Wien werden genauso gut beschrieben wie die dunklen Viertel die es in Wien gibt.
Natürlich gibt es auch rauschende Ballnächte und Musik von Johann Strauss.
Die Autorin vermittelt die jeweilige Stimmung sehr gut.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und mir schnell sympathisch gewesen.
Nicht nur Aurelia und Janek, auch die Nebenfiguren bereichern die Geschichte.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus der Sicht von Aurelia und aus der Sicht von Janek Pokorny. Die Leser*innen begleiten also beide bei ihren Ermittlungen.
Der Fall ist spannend und zeigen die menschlichen Abgründe.
Aurelia und Janek sind ein ungewöhnliches Ermittlerpaar.

„Aurelia und die letzte Fahrt“ ist ein gelungener Historischer Kriminalroman der in einer prächtigen Kulisse spielt.

Der 2. Band „Aurelia und die Melodie des Todes“ ist mittlerweile auch schon erschienen und ich freue mich schon aufs lesen.

Kein guter Mann

Andreas Izquierdo
Roman
395 Seiten
erschienen im DuMont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Geschichte die mich tief berührt hat.

Der Postbote Walter ist ein etwas kauziger Mann. Vor allem ist er einsam.
Er ist geschieden und hat nur mit seiner Tochter Kontakt, der aber immer wieder durch Meinungsverschiedenheiten unterbrochen wird.
Auch beruflich ist er nicht überall beliebt. Zwischen Walter und einem Kunden herrscht Krieg. Aus diesem Seine Vorgesetzte die Walter gerne im vorzeitigen Ruhestand sehen würde versetzt ihn in die Christkindfiliale.
Aber auch hier glänzt Walter nicht gerade. Wenn er die Briefe der Kinder liest und was die sich alles Wünschen schwillt ihm der Kamm.
Nur der Brief des kleinen Ben an den lieben Gott berührt ihn sehr.
Und Walter tritt mit Benn in einen regen Briefwechsel, wobei er sich als Gott ausgibt.

„Kein guter Mann“ von Andreas Izquierdo ist eine Geschichte die mich tief berührt hat.

Im Mittelpunkt steht der Postbote Walter.
Er ist ein Einzelgänger und kauzig und brummelig.
Mit Herrn Leyendecker, einem Kunden hat er einen Streit der ausufert.
Es ist zum Schmunzeln wenn man liest wie die beiden Männer sich gegenseitig Hochschaukeln.
Zur Folge hat es, dass Walter in die Christkindfiliale strafversetzt wird.
Man konnte sich beim lesen schon denken, dass Walter auch hier nicht glänzen wird.
Berührend sind die Brief- und E-Mailwechsel die zwischen Walter und dem kleinen Ben, der an den lieben Gott geschrieben hat entstehen.
Walter beantwortet jeden Brief von Ben als liebe Gott.
Es hat mich sehr berührt wie Walter, der sich eigentlich nicht für seine Mitmenschen interessiert sich auf einmal um den kleinen Ben sorgt und ihm eine Freude bereiten will.

Zwischendurch gibt es Rückblenden in das frühere Leben von Walter. Ihm wurde einst übel mitgespielt. Nach und nach versteht man warum Walter so ein kauziger und grummeliger Mensch geworden ist der sich vor der Welt verkriecht.

Andreas Izquierdo erzählt die Geschichte auf eine eindrucksvolle Art.
Seine Charaktere sind sehr lebendig. Walter mochte ich gleich trotz seiner abweisenden Haltung.
Das Buch war zum Teil humorvoll und zum Teil traurig. Beides liegt hier sehr nahe beieinander.
Je länger ich die Briefe und Mails zwischen dem Walter alias der lieben Gott und Ben gelesen habe so weniger konnte ich das Buch aus der Hand legen.
Es war schön zu sehen wie Walter durch die Briefe aufgeblüht ist.
Aber wie schon geschrieben Humor und Trauer liegen eng beieinander und am Ende hatte ich Tränen in den Augen.

Stille Sainte-Victoire

Cay Rademacher
Kriminalroman
380 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannung mit prähistorischem Hintergrund

Covertext:
Der April in der Provence ist warm, sonnig, grün und mörderisch. Capitaine Roger Blanc steht vor einem auf bizarre Weise getöteten Mann, ausgerechnet im Schatten der Sainte-Victoire, dem Berg, den Cézanne auf vielen Gemälden verewigt hat. Das Opfer: Roland Dallest, ein Bauingenieur aus Lyon, der die Statik eines Staudamms untersuchte, ein gewissenhafter, friedliebender Mann, der erst seit drei Wochen im Midi arbeitete. Für seinen Tod scheint zunächst niemand ein Motiv zu haben. Aber Blanc findet rasch heraus, dass dessen Zwillingsbruder Christian ganz in der Nähe arbeitet: ein berühmter Paläontologe, der seit Jahren Dinosaurierknochen an der Sainte-Victoire entdeckt. Ein schrecklicher Irrtum des Täters? Wollte der Mörder eigentlich den bekannten Wissenschaftler töten und verwechselte diesen mit dem zufällig anwesenden Zwillingsbruder? Nach und nach stößt Blanc auf Geheimnisse rund um den Staudamm und auf die Geheimnisse der Paläontologen, die sich einen gnadenlosen Wettkampf um Fossilien, Geld und Ruhm liefern. Und schon bald sehen er und seine Kollegen Marius und Fabienne mehr Verdächtige als ihnen lieb ist …

„Stille Sainte Victoire“ ist der 10. Fall der Krimireihe um Capitaine Roger Blanc von Cay Rademacher.
Ich liebe diese Krimireihe.
Bei diesem Band gehen allerdings die Rezensionen auseinander.
Für einige Leser*innen verliert sich der Autor etwas in der Paläontologie. Ich fand das Buch wie seine Vorgänger sehr gut und spannend. Die Informationen über die Funde der Dinosaurierknochen, die Cay Rademacher eingearbeitet hat fand ich interessant.

Ich mag den kauzigen und unkonventionellen Capitaine der, wenn es darum geht einen Fall zu lösen, sich nicht darum schert was seine Vorgesetzten von ihm verlangen. Das hat ihm schon seine Versetzung von Paris in die Provinz eingebracht.

Der Fall und die dazugehörigen Ermittlungen sind auch in diesem Band wieder recht spannend erzählt.
Das Opfer ist ein Bauingenieur aus Lyon der mit seiner Geschäftspartnerin die Statik des Staudamms prüfen soll.
Es gibt kein Motiv für die Tat.
In unmittelbarer Nähe am Fuße des Sainte-Victoire gräbt der Zwillingsbruder des Opfers nach Dinosaurierknochen.
Der Zwillingsbruder ist bekannt und hat Neider.
Es stellt sich die Frage, ob das Opfer mit seinem Bruder verwechselt wurde. Vielleicht sollte ja der Zwillingsbruder ermordet werden.
Capitaine Roger Blanc und sein Team ermitteln in alle Richtungen.

Es macht Spaß mit zu ermitteln, abzuwägen und zu rätseln wer der Täter ist.
Es gab verschiedene Verdächtige, es gab auch verschiedene Motivansätze.
Bis der wahre Täter gefunden wurde war ein schwieriger Weg.
Der Autor weiß einfach, wie er seine Leser in die Irre führen und wie er Spannung erzeugen kann.
Der Schreibstil von Cay Rademacher gefällt mir sehr gut. Er versteht es seinen Protagonisten Leben einzuhauchen, beschreibt die Landschaft so, dass man sie vor seinem inneren Auge sehen kann.
In jedem Band der Krimireihe gibt es neue Orte und Sehenswürdigkeiten zu entdecken.

Die Hauptsequenz des Inhalts liegt bei den Ermittlungen aber auch das Private liest sich gut. Es bringt einen den Kommissar etwas näher und ist ein Bindeglied zwischen den einzelnen Bänden der Krimireihe.
Die Fälle sind in sich abgeschlossen. So kann auch „Stille Sainte-Victoire“ unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden.
Aber ich denke spätestens nach einem Band wird auch dich die Sucht erfassen.

Labyrinth der Freiheit

Andreas Izquierdo
Historischer Roman
erschienen im DuMont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender und aufwühlender Abschluss einer großartigen Trilogie

Klappentext:
Berlin 1922: Die Weimarer Republik steuert auf die Inflation zu, die Nachwehen der Revolution haben sich noch nicht ganz gelegt und die Feinde der Demokratie stehen längst in den Startlöchern. Artur, Isi und Carl entgehen nur knapp einem Mordanschlag. Eine Gruppe rechter Verschwörer will sie tot sehen. Der Feind scheint übermächtig, aber er hat sich mit dem Falschen angelegt: Artur schlägt gnadenlos zurück und treibt die Verschwörer vor sich her.
Carl leidet derweil unter Regisseur Fritz Lang, für den er an Dr. Mabuse arbeitet, wird bei der UFA aber immerhin Zeuge einer echten Revolution: Der sprechende Film startet seinen Siegeszug. Doch die Widerstände gegen die neue Technik sind groß. Und dann ist da noch die Sorge um Isi, die seit dem Anschlag Streit mit jedem sucht, der sich ihr in den Weg stellt. Ihr kompromissloses Verhalten führt schließlich in die Katastrophe …

Mit „Labyrinth der Freiheit“ schließt Andreas Izquierdo seine Trilogie mit den drei Freunde Carl, Artur und Isi ab.
Dies tut er natürlich nicht ohne seine LeserInnen noch einmal ordentlich aufzuwühlen.

Die Protagonisten sind mir ja schon seit den ersten beiden Bänden ans Herz gewachsen.
Ich freue mich darauf sie wieder ein Stück begleiten zu können und habe auch wieder ordentlich mit ihnen gelitten.

Gleich zu Beginn geht es sehr turbulent los. Die drei Freunde entgehen nur knapp einem Mordanschlag.
Artur setzt alles daran um die Verschwörer ausfindig zu machen und Rache zu üben.
Isi ist seit dem Anschlag nicht mehr die selbe.
Sie ist streitsüchtig und kompromisslos.
Auch Carl ist seit der Zusammenarbeit mit Regisseur Lang nicht mehr so glücklich bei der Ufa.

Andreas Izquierdo erzählt die Geschichte in der Ich-Form aus der Sicht von Carl.
Carl erzählt sein Leben und auch das seiner zwei Freunde.
Der Autor beschreibt die Zeit der Weimarer Republik, die Inflation, das wilde Berlin und dessen Schattenseiten sehr authentisch.
Er vermittelt die vielen Gefahren die in der Stadt lauern genauso intensiv wie die Armut und den Hunger.
Das Land kommt einfach nicht zu Ruhe.
Die alleinige Kriegsschuld der Deutschen und die hohen Reparationszahlungen sorgen für immer höhere Inflationsraten.

Andreas Izquierdo schreibt so detailreich und gleichzeitig so unterhaltsam, dass man gar nicht merkt wie die Seiten dahinfliegen.
Ganz nebenbei lässt er viel Zeitkolorit in seine Geschichte einfließen.
So bekommen die LeserInnen ein Gefühl dafür wie schnell die Inflation voranschreitet. Genauso wie die ersten Versuche mit dem sprechenden Film.

Wie schon „Schatten der Welt“ und „Revolution der Träume“ ist auch „Labyrinth der Träume ein wunderschöner und detailreicher Roman. Man spürt die Liebe mit der, der Autor diese Geschichte zu Papier gebracht hat auf jeder Seite.
Ich wurde nach ein paar Seiten schon wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.

Für mich ist auch dieses Buch wieder ein besonderes Highlight.

Die Passage nach Maskat

Cay Rademacher
Kriminalroman
erschienen im Dumont Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar

20er Jahre Krimi gepaart mit einem interessanten Reisebericht

Es ist der letzte Sommer der 1920er Jahre.
Noch ahnt niemand von der Weltwirtschaftskrise.
Auf dem Ozeanliner Champollion bestimmt der Luxus das Leben, zumindest in der 1. Klasse.
So beginnt der Ozeanliner auch im Spätsommer 1929 in Marseille seine Reise die über Port Said, den Suezkanal, Jemen, Omandie bis in den Orient führt.
An Bord sind eine Nackttänzerin aus Berlin, eine adelige englische Lady, ein nur scheinbar naiver amerikanischer Ingenieur und die Hamburger Kaufmannsfamilie Rosterg die nach Maskat reisen um Gewürze einzukaufen.
Begleitet wird die Familie Rosterg von Theodor Jung, dem Ehemann der Tochter Dora.
Theodor Jung ist Fotoreporter der Berliner Illustrierten und soll einen Reisebericht verfassen.
Theodor Jung hat keinen leichten Stand in der Familie Rosterg. Doras Eltern und ihr gewalttätiger Bruder verachten ihn und auch der Prokurist, der scheinbar ein Auge auf Dora geworfen hat, hat höchst ein ironisches Lächeln für ihn übrig.
Nach ein paar Tagen auf See ist Dora plötzlich verschwunden.
Für Theodor Jung beginnt ein Alptraum, den die Familie behauptet Dora sei nie an Bord gewesen. Es gibt auch sonst keinerlei Anzeichen, dass Dora jemals das Schiff betreten hatte.

„Die Passage nach Maskat“ ist ein Kriminalroman gepaart mit einem Reisebericht aus der Feder von Cay Rademacher.
Der Autor ist mir durch seine Provence Krimis mit Capitaine Roger Blanc gut bekannt.

Am Anfang ist es eigentlich eine ganz normale Seereise mit den unterschiedlichsten Passagieren.
Wie zu dieser Zeit üblich gibt es verschiedene Klassen an Bord.
Wir befinden uns in der 1. Klasse mit kurzen Abstechern in die 3. Klasse wo ein Schläger, der Theodor Jung nicht unbekannt ist untergebracht ist.
Man lernt die Familie Rosterg mit all ihrer Überheblichkeit kennen.
Spürt die Spannung zwischen Dora und Theodor Jung.
Kaum meint man die Eheleute nähern sich langsam wieder an verschwindet Dora.
Es scheint als sei Theodor der einzige Mensch auf dem Schiff der davon überzeugt ist, dass Dora an Bord war. Selbst in der Passagierliste taucht Dora nicht auf.
Theodor Jung ist davon überzeugt, dass Dora auf dem Schiff festgehalten wird.

Cay Rademacher erzeugt Spannung gepaart mit großer Verwirrung.
Ich habe mich gefragt, was jetzt stimmt, wer die Unwahrheit sagt.
War Dora an Bord und die Familie haben zusammen mit dem 1. Offizier einen Komplott geschmiedet?
Oder hat sich Theodor Jung die Anwesenheit seiner Frau nur eingebildet?
Mehr möchte ich von Inhalt nicht verraten, alles mehr wäre gespoilert.

Zu dem eigentlichen Kriminalfall kommt noch ein spannender Reisebericht. Die Fahrt durch den Suezkanal, der Besuch der Pyramiden und dem Tal der Könige.
Alles sehr gut der Zeit der Handlung angepasst.

Der Schreibstil von Cay Rademacher ist sehr visuell. Der Autor beschreibt die Ausstattung des Luxusliners sehr anschaulich.
Man konnte sich das Schiff mit seiner ägyptisch anmutenden Dekoration sehr gut vorstellen.
Auch die Reiseroute war gut nachzuverfolgen. Die Beschwerlichkeiten die zu dieser Zeit gegeben waren kamen gut zum Ausdruck.

Wer einmal eine andere Seite des Autors kennenlernen möchte, Krimis und auch Reisen liebt der liegt mit diesem Buch genau richtig.

Geheimnisvolle Garrigue

Cay Rademacher
Kriminalroman
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Hochspannung in idyllischer Kulisse

Es ist März 2020.
In der Provence wird eine junge Frau vermisst.
Ihre Spur verliert sich am Canal du Rove, einem alten, eingestürzten Kanal der durch einen Berg führt.
Am Wasser finden Capitaine Roger Blanc und seine Kollegen den linken Schuh der jungen Frau.
Es ist genau wie vor 23 Jahren als 4 Frauen verschwanden und immer nur ein linker Schuh am Canal platziert wurde. Die Frauen oder die Leichen der Frauen wurden damals nie gefunden, der Täter nie gefasst.
Als kurz darauf eine zweite Frau verschwindet und wieder ein Schuh am Canal platziert wurde fragt Capitaine Roger Blanc sich, ob es sich um den selben Täter wie vor 23 Jahren handelt oder jemand den Fall nachahmen will.
Wird es weitere Opfer geben?
Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.
Dabei stehen Capitaine Roger Blanc nur wenige Polizisten zur Verfügung da alle zur Kontrolle der Straßensperren wegen der Ausgangssperre in der Pandemie gebraucht werden.

„Geheimnisvolle Garrigue“ ist der 9. Fall der Krimireihe um Capitaine Roger Blanc von Cay Rademacher.
Das Buch hat mich, wie auch seine Vorgänger bereits von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Ich mag den kauzigen und unkonventionellen Capitaine der, wenn es darum geht einen Fall zu lösen, sich nicht darum schert was seine Vorgesetzten von ihm verlangen. Das hat ihm schon seine Versetzung von Paris in die Provinz eingebracht.
Auch seine Mitstreiter Marius Tonon und Fabienne Souillard sind mir von Anfang an sympathisch gewesen.

Der Fall und die dazugehörigen Ermittlungen sind auch in diesem Band wieder sehr spannend erzählt.
Es macht Spaß mit zu ermitteln, abzuwägen und zu rätseln wer der Täter ist.
Bei diesem Fall war es recht schwierig,
Es gab verschiedene Verdächtige, einer davon sogar aus den Reihen der Polizei
Der Autor weiß einfach, wie er seine Leser in die Irre führen und wie er Spannung erzeugen kann.
Bei all den Ermittlungen schwebt die Pandemie wie eine dunkle Wolke über der Geschichte.
Ausgangsspeere, Straßenspeeren, zu wenig Masken, zu wenige Tests und niemand kann die Lage richtig einschätzen.
Wenn man sich zurückerinnert an den Anfang der Pandemie weiß man, ja genau so war es.
Und ja, auch das gehört für mich zu einer authentischen Geschichte wie ein heißer und trockener Sommer. Es war eben prägend für die Zeit der Handlung.

Der Schreibstil von Cay Rademacher gefällt mir sehr gut. Er versteht es seinen Protagonisten Leben einzuhauchen, beschreibt die Landschaft so, dass man sie vor seinem inneren Auge sehen kann.
In jedem Band der Krimireihe gibt es neue Orte und Sehenswürdigkeiten zu entdecken.

Die Hauptsequenz des Inhalts liegt bei den Ermittlungen aber auch das Private liest sich gut. Es bringt einen den Kommissar etwas näher und ist ein Bindeglied zwischen den einzelnen Bänden der Krimireihe.
Die Fälle sind in sich abgeschlossen. So kann auch „Geheimnisvolle Garrigue“ unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden.
Aber ich denke spätestens nach einem Band wird auch dich die Sucht erfassen.

Der Kreis

Martin Maurer
Kriminalroman
erschienen im DuMont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Politkrimi vom Feinsten

Sommer 1984:

Nick Marzek und Graziella Altieri sind wieder in München nachdem sie der Gruppe LUDWIG das Handwerk gelegt haben.
Doch die Hintermänner blieben unentdeckt.
Den Ermittlern wurden weitere Untersuchungen untersagt.
Doch sie haben nicht vor sich daran zu halten.
Dann fordert ein neuer Fall ihre Aufmerksamkeit.
Maria Ursa und ihre Tochter Dinka werden im Perlacher Forst ermordet aufgefunden.
Von Stjepan dem Ehemann und Vater fehlt jede Spur.
Es stellt sich die Frage ob er Frau und Kind erschossen hat.
Nick Marzek und Graziella Altieri nehmen die Ermittlungen auf.
Sie beginnen mit ihren Ermittlungen im Umfeld der Opfer, einer Gemeinde der Exilkroaten.
Die Ermittler finden Hinweise, dass Stjepan Ursa Mitglied der Kroatischen Revolutionären Bruderschaft, einer terroristischen Vereinigung war.
Die Vereinigung sieht sich als Freiheitskämpfer gegen Tito und das kommunistische System.
Steckt der jugoslawische Geheimdienst hinter den Morden?
Je tiefer sie in die Ermittlungen eintauchen je mehr stoßen sie auf Intrigen und Lügen.
Bald wissen sie nicht mehr, wem sie überhaupt noch trauen können.

„Der Kreis“ ist der zweite Band der Nick Marzek Reihe von Martin Maurer.
Zwischen dem ersten und zweiten Band ist nicht viel Zeit vergangen.
Nick Marzek und Graziella Altieri sind noch mit der Nachbearbeitung ihres Falls rund um die Gruppe LUDWIG beschäftigt. Zu gerne würden sie doch die Hintermänner aufspüren.
Doch da wird ihre Aufmerksamkeit auf einen neuen Fall gelenkt.
Auch hier gibt es wieder einen politischen Hintergrund.
Die Ermittler stoßen auf die Bruderschaft kritischer Freiheitskämpfer und auf Machenschaften des jugoslawischen Geheimdienst der von Deutschland aus operierter.

Die Hauptfiguren sind der Hauptkommissar Nick Marzek und Graziella Altieri.
Beides sehr facettenreiche Charaktere.
Nick Marzek ist sehr sympathisch. Er ist kein glattgebügelter Protagonist sondern hat durchaus seine Macken was ihn sehr lebensnah erscheinen lässt.

Auch wenn ich immer von Ermittlern spreche ist die Italienerin Graziella Altieri keine Polizistin sondern Putzfrau bei der Mordkommission.
Sie diente Nick Marzek als Dolmetscherin bei seinen in Italien.
Auch Graziella ist ein sehr lebensnaher Charakter. Sie besticht durch ihre Intelligenz und ihr Temperament.
Nick Marzek ist sehr von ihr angetan und das nicht nur beruflich.

Die Story ist sehr spannend erzählt und legt zu Beginn gleich ein ordentliches Tempo vor.
Es gibt verschiedene Handlungsstränge die scheinbar lose nebeneinander herlaufen.
Beide sorgen für große Spannung.
Da ist zum einen der Mord an der Mutter und der Tochter und zum anderen die Gruppe LUDWIG, die die Ermittler immer noch beschäftigt.
Gekonnt führt der Autor die Handlungsstränge Stück für Stück zusammen.
Alles endet in einem überraschenden und turbulenten Finale.

„Der Kreis“ ist ein Politkrimi mit vielen historische Fakten die bis ins Detail hervorragend recherchiert sind.
Auch wenn es ein zweiter Band ist der auf den ersten Band aufbaut kann man das Buch gut ohne Vorkenntnisse lesen.
Die wichtigsten Details aus dem ersten Band werden an gegebener Stelle erläutert.

Das Ende lässt auf einen weiteren Band hoffen. Ich würde mich freuen wieder mit Nick Marzek und Graziella Altieri ermitteln zu können.

Rum oder Ehre

Carsten Sebastian Henn
Kriminalroman
erschienen im DuMont Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an LovelyBooks und den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannend, informativ, humorvoll

Martin Störtebäcker ist mittlerweile 72 Jahre und wird von allen nur liebevoll Käpt’n genannt.
Nach dem Tod seines besten Freundes Lasse macht er sich endlich auf die Reise von Flensburg nach Jamaika, wo vor 20 Jahren sein Bruder Christian spurlos verschwunden ist.
Christian wollte mehr über die Herstellung des Rums auf der Karibikinsel lernen.
So wandelt Martin in Begleitung einer jungen Taxifahrerin auf Christians Spuren.
Doch die Fragen nach seinem verschwundenen Bruder muss jemanden aufgeschreckt haben.
Kurz nach seinem Eintreffen in eine berühmte Rum-Distillery wird dort der Brennmeister erschossen.
Auch Martin gerät ins Visier des Mörders.

„Rum oder Ehre ist nach „Der Gin des Lebens“ der 2. Kulinarische Kriminalroman von Carsten Sebastian Henn.
Es ist wieder ein wunderschön gestaltetes Buch, dass man gerne in die Hand nimmt.
Auch in diesem Krimi steht wieder ein Getränk im Mittelpunkt. Diesmal ist es der Rum.
So siedelt der Autor seinen Krimi auch in der Karibik an, genauer auf Jamaika.

Mit Martin hat der Autor einen tollen Charakter erschaffen. Er ist so wie man sich einen Norddeutschen vorstellt, etwas brummig und recht schweigsam.
Mit einem Moin ist eigentlich schon alles gesagt.
Auch die junge „Taxifahrerin“ Babe hat mir gefallen, sie ist das genaue Gegenteil von Martin.
Sie und Martin geben ein gutes Team auf der Suche nach Martins Bruder ab.

Der Handlungsort Jamaika ist natürlich ein Highlight. Die verschiedenen Destillerien, der Reggae und vor allem die Luminous Lagoon lassen einen in eine andere Welt eintauchen.

Zwischen den einzelnen Kapitel gibt es immer wieder Seiten die sich mit ihrer grauen Farbe vom eigentlichen Inhalt abtrennen.
Hier wird über die Herstellung von Rum erzählen und Aufschluss darüber geben welche Herstellungsverfahren es gibt, wie Rum destilliert wird und wie er reift.
Am Ende gibt es noch einige Rezepte. Ich fand diesen Teil recht interessant und informativ.

Der Schreibstil von Carsten Sebastian Henn ist flüssig und gut verständlich.
Er schreibt seine Krimis mit einem Augenzwinkern.
Der Autor kombiniert gekonnt Spannung, Humor und Information.
Ich bin jetzt schon gespannt welche kulinarische Köstlichkeit in seinem nächsten Krimi im Mittelpunkt steht.