Windstärke 17

Caroline Wahl
Roman
256 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar

Eine gelungene Fortsetzung

Klappentext:
Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt, auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frühstücken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen Skip-Bo, abends arbeitet Ida mit Knut in der »Robbe«. Und sie lernt Leif kennen, der ähnlich versehrt ist wie sie. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.

„Windstärke 17“ von Caroline Wahl ist die Fortsetzung von „22 Bahnen“ und erzählt Idas Geschichte.

Mittlerweile sind 10 Jahren vergangen. Idas Mutter ist gestorben und Ida will weg. Weg aus der Fröhlichstraße, weg von der Kleinstadt, wo sie ihr ganzes Leben verbracht hat.
Die letzten 10 Jahre hat Ida ziemlich alleine mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter verbracht. Die hat nun endgültig, mit einer Überdosis Tabletten ihrem Leben ein Ende bereitet.
Das ging an der Psyche von Ida nicht spurlos vorbei. Zu Tilda hat Ida wenig Kontakt. Ich denke, sie konnte ihr nicht verzeihen, dass sie sie mit der Mutter alleine gelassen hat.
Jetzt ist Ida auf Rügen gestrandet und findet nette Menschen, die sie aufnehmen. Jetzt heißt es, alle die Wut und all den Kummer zu verarbeiten.

Auch bei dieser Fortsetzung hat mich Caroline Wahl gleich wieder mit ihrem frischen Schreibstil begeister.
„Windstärke 17“, erzählt die Autorin jetzt aus der Sicht von Ida.
Die Leser*innen erfahren grob, was in den letzten Jahren passiert ist.
Den Kontakt zu Tilda, die inzwischen Mann und Kinder hat, lehnt Ida ab.

Da ich Windstärke 17 gleich im Anschluss an „22 Bahnen“ gelesen habe, ist Tilda in meinem Kopf noch immer präsent. Die Erlebnisse der letzten Jahre aus Idas Sicht sind für mich erschütternd.
Zum einen ist es gut zu wissen, dass Tilda trotz allen Schwierigkeiten im elterlichen Haushalt eine eigene Familie hat und auf festen Beinen steht. Ida war aber einfach noch zu jung, als Tilda das Elternhaus verlassen hat. Sie hat schwere Verletzungen an ihre Seele davongetragen.
Es war nicht immer einfach zu lesen. Oft habe ich das Bedürfnis gehabt, Ida in die Arme zu nehmen.
Der frische Schreibstil von Caroline Wahl hat dafür gesorgt, dass ich auch dieses Buch in einem Rutsch gelesen habe.

„Windstärke 17“ ist um einiges tragischer als „22 Bahnen“. Ein Buch, über das ich noch länger nachdenken muss.

22 Bahnen

Caroline Wahl
Roman
205 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein erfrischend junges Buch

Klappentext:
Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern und an schlechten Tagen auch um die Mutter. Zu dritt wohnen sie im traurigsten Haus der Fröhlichstraße in einer Kleinstadt, die Tilda hasst. Ihre Freunde sind längst weg, leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein, Geld verdienen, die Verantwortung tragen. Nennenswerte Väter gibt es keine, die Mutter ist alkoholabhängig. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Tilda bekommt eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt, und es blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht. Und Viktor taucht auf, der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda früher befreundet war. Viktor, der genau wie sie immer 22 Bahnen schwimmt. Doch als Tilda schon beinahe glaubt, es könnte alles gut werden, gerät die Situation zu Hause vollends außer Kontrolle.

›22 Bahnen‹ ist eine raue und gleichzeitig zärtliche Geschichte über die Verheerungen des Familienlebens und darüber, wie das Glück zu finden ist zwischen Verantwortung und Freiheit.

„22 Bahnen“ von Caroline Wahl war 2023 das Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels. Jetzt ist „22 Bahnen“ als Taschenbuch erschienen und ich muss es endlich lesen.

Mit ihrem erfrischenden Schreibstil hat Caroline Wahl mich dann auch schnell begeister.
Ihre Charaktere sind jung und lebendig.
Besonders ragt natürlich Tilda heraus. Sie lebt immer noch in der Kleinstadt in der Fröhlichstraße. Obwohl, es da gar nicht so fröhlich zugeht. Tilda hat schon früh die Verantwortung für ihre Schwester übernommen. Die Mutter ist Alkoholikerin und nur selten zeigt sie Reue und deckt abends den Tisch. Die meiste Zeit aber liegt sie auf dem Sofa und trinkt.
Tilda arbeitet neben dem Studium um im Supermarkt an der Kasse. Sie sorgt liebevoll für Ida, ihre jüngere Schwester. Als ihr an der Uni empfohlen wird, sich für eine Promotion in Berlin zu bewerben, ist ihr klar, dass sie ihre Schwester selbstständiger machen muss. Ida muss lernen, sich auch emotional vor ihrer Mutter zu schützen.
Auch Ida ist ein toller Charakter. Es macht Freude, ihre Veränderung mitzuerleben.

Bei dem ernsten und zum Teil traurigen Thema ist 22 Bahnen kein trauriges Buch.
Caroline Wahl hat einen leichten und beschwingten Schreibstil, der am eher einmal Schmunzeln lässt, statt traurig zu machen.
Caroline Wahl setzt in ihrer Geschichte auf Dialoge. Ich denke, das macht das Buch so erfrischend.

„22 Bahnen“ ist eine Geschichte, mit einem frischen und anderen Schreibstil. Auch mich hat das Buch begeistert.

Jetzt liegt die Fortsetzung „Windstärke 17“ schon bereit.

Schneeweiss

Lilja Sigurdardóttir
Kriminalroman
333 Seiten
Übersetzt aus dem Isländischen von Tina Flecken
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Island-Krimi

Klappentext:
An einem dunklen, verschneiten Wintermorgen wird in der Nähe von Reykjavík ein verlassener Schiffscontainer entdeckt. Darin: die leblosen Körper von fünf jungen Frauen. Wie kann so etwas Furchtbares geschehen, und wer zur Hölle steckt dahinter? Während der Polizist Daniel sich mit dem brutalsten Verbrechen seiner Karriere konfrontiert sieht, untersucht die Finanzermittlerin Áróra den Hintergrund eines Verdächtigen, der sich als Verlobter von Daniels Ex-Frau entpuppt. Daniel und Áróra treffen auf skrupellose Verbrecher, die bereit sind, bis zum Äußersten zu gehen. Unterdessen sucht Áróra weiter nach ihrer vermissten Schwester Ísafold, deren plötzliches Verschwinden sie immer noch verfolgt. Und während die Temperaturen weiter sinken und die andauernde Dunkelheit und der eisige Schnee ihre Arbeit zunehmend behindern, werden ihre Ermittlungen immer gefährlicher.

„Schneeweiss“ ist der dritte Band der Áróra-Reihe von Lilja Sigurdardóttir.

Im ersten Band „Höllenkalt“ und im zweiten Band „Blutrot“ hat man Áróra ja schon kennengelernt. Sie sucht immer noch nach der Leiche ihrer ermordeten Schwester. Áróra wartet darauf, bis die Witterungsverhältnisse besser werden und sie mit ihrer Drohne die Vulkanlandschaft wieder abfliegen kann.
Aber auch so bleibt es für Áróra spannend.
Während Daniel in einem schrecklichen Fall ermittelt, bittet er Áróra seiner Ex-Frau zu helfen ihren russischen Liebhaber zu überprüfen.
Daniel und seine Kollegen stecken in einem sehr grausamen Fall. In einem Container wurde 5 Frauen gefunden. 4 davon tot und eine hat gerade so überlebt.
Bei den jeweiligen Ermittlungen kreuzen sich die Wege von Daniel und Áróra

Áróra ist selbstständige Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität. Sie ist eigenbrötlerisch und ich habe im ersten Band etwas gebraucht um mit ihr warmzuwerden, mittlerweile ist sie mir sympathisch und ich freue mich immer wieder sie zu treffen.

Der Polizist Daniel ist mir seit dem ersten Band sympathisch. Wie seine Beziehung zu Áróra steht, wird auch in diesem Band nicht ganz geklärt.

Lilja Sigurdardóttir setzt ihre Charaktere gut in Szene und führt sie gekonnt durch die Geschichte.
Schon nach wenigen Seiten hat mich die Spannung wieder gepackt und es blieb bis zum Ende spannend.

Lilja Sigurdardóttir hat einen flüssigen und angenehm zu lesenden Schreibstil. Die Autorin beschreibt die Handlungsorte, die einsamen Gegenden Islands, sehr gut.

„Schneeweiss“ ist wieder ein spannender Island-Krimi, den ich in einem Rutsch gelesen habe.

Ich hoffe, die Reihe wird weitergehen.

Unheilvolles Lançon

Cay Rademacher
Kriminalroman
397 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannende Ermittlungen in der Provence

Klappentext:
Mai in der Provence. Das idyllisch am Étang de Berre gelegene Château Richelme ist ein exklusives, vielfach ausgezeichnetes provenzalisches Weingut, auch weil die Besitzer allerneuste Technik einsetzen. Als eine Kameradrohne zur Kontrolle über die Reben fliegt, filmt sie für wenige Sekunden zufällig eine Frau, die leblos in der Garrigue liegt. Die Winzerin alarmiert Capitaine Roger Blanc, doch als er das Weingut erreicht, ist die Unbekannte spurlos verschwunden. Niemand wird vermisst gemeldet, es gibt keine brauchbaren Indizien. Aber die Menschen auf Château Richelme wecken Blancs Misstrauen: ein berühmter Winzer, der im Sterben liegt. Eine Winzerin, die das Schloss an einen zwielichtigen Makler verkaufen will. Ein zorniger Sohn, der es unbedingt behalten möchte. Ein alter Freund, der zugleich ein ewiger Rivale ist. Zwei Mitarbeiter, die um ihre Jobs fürchten. Alle haben mehr als ein Geheimnis zu verbergen. Schließlich erkennt Capitaine Blanc, dass jemand auf Château Richelme über Leichen geht, um sein Ziel zu erreichen. Und die Unbekannte wird nicht das einzige Opfer bleiben.

„Unheilvolles Lançon“ ist der 11. Band der Krimireihe um Capitaine Roger Blanc von Cay Rademacher.

Ich liebe diese Krimireihe seit dem ersten Band.
Ich mag den kauzigen und unkonventionellen Capitaine Roger Blanc der, wenn es darum geht einen Fall zu lösen, sich nicht darum schert was seine Vorgesetzten von ihm verlangen. Das hat ihm schon seine Versetzung von Paris in die Provinz eingebracht.

Die Ermittlungen zu dem Fall der eigentlich kein Fall ist sind mit Vorsicht anzugehen. Madame le Jude, Aveline Vialaron-Alegre hat Blanc zu äußerster Diskretion ermahnt. Nur Blanc und seine beiden Kollegen Marius Tonon und Fabienne Souillard, die schon in die Geschehnisse eingeweiht sind dürfen Blanc zur Seite stehen.

Alice Merlin vom Weingut Château Richelme hat bei Drohnenaufnahmen ihrer Weinfelder auf einem Felsen eine Frau leblos liegen sehen. Als Capitaine Blanc zu diesem Ort kommt ist von einer Frau weit und breit nichts zu sehen. Wer die Frau ist bleibt erst einmal unbekannt. Capitaine Blanc geht von einem Gewaltverbrechen aus.
Die Ermittlungen führen Blanc immer wieder zum Château Richelme.

Es macht Spaß mit zu ermitteln, abzuwägen und zu rätseln wer der Täter ist.
Es gab verschiedene Verdächtige, es gab auch verschiedene Motivansätze.
Bis der wahre Täter gefunden wurde war ein schwieriger Weg.
Der Autor weiß einfach, wie er seine Leser*innen in die Irre führen und wie er Spannung erzeugen kann.
Der Schreibstil von Cay Rademacher gefällt mir sehr gut. Er versteht es seinen Protagonisten Leben einzuhauchen, beschreibt die Landschaft so, dass man sie vor seinem inneren Auge sehen kann.
In jedem Band der Krimireihe gibt es neue Orte und Sehenswürdigkeiten zu entdecken.

Die Hauptsequenz des Inhalts liegt bei den Ermittlungen aber auch das Private liest sich gut. Es bringt einen den Kommissar etwas näher und ist ein Bindeglied zwischen den einzelnen Bänden der Krimireihe.
Die Fälle sind in sich abgeschlossen. So kann auch „ Unheilvolles Lançon“ unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden.
Aber ich denke spätestens nach einem Band wird auch dich die Sucht erfassen.

Hallo, du Schöne

Ann Napolitano
Roman
510 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Opulente Familiengeschichte mit tollen Charakteren

Klappentext:
Gemeinschaft und Zugehörigkeit kennt William Waters nur vom Basketballplatz. Das ändert sich, als er am College die temperamentvolle Julia Padavano kennenlernt und sich in sie verliebt. Er, der eine unglückliche Kindheit erlebt hat, erfährt, was es heißt, eine Familie zu haben. Denn Julia und ihre drei Schwestern sind unzertrennlich und ihre Eltern immer präsent. William wird Teil des so herrlichen wie anstrengenden Chaos aus Liebe und Fürsorge. Zusammen überstehen die Schwestern den Tod des Vaters und den Weggang der Mutter. In allen Krisen geben sie einander Halt und erfreuen sich gemeinsam an Julias Glück mit William. Doch seine tiefe Einsamkeit wirft nicht nur Julias genau durchdachte Pläne für ihre gemeinsame Zukunft über den Haufen, sondern treibt auch die vier Schwestern auseinander bis ein Schicksalsschlag ihren alten Zusammenhalt erfordert.

„Hallo, du Schöne“ von Ann Napolitano ist eine Familiengeschichte mit liebenswerten Charakteren.

William Waters kennt es nicht in einer Familie geborgen zu sein und geliebt zu werden. Dieses Gefühl bekommt er erst als er sich in Julia Padavano kennen und lieben lernt.
Julia ist und ihre 3 Schwestern Sylvie, Cecilia und Emeline sind unzertrennlich. Hier wird William ein Teil einer Familie die er so gar nicht kennt. Charlie, der Vater von Julia ist ein sehr belesener Mann. Er liebt die Lyrik von Walt Whitman und begrüßt seine Töchter auch mit den Worten „Hallo, du Schöne“. Da sagt schon viel über den Mann aus. Doch all seine Gefühle denen Charlie nicht Herr wird dämpft er zu oft mit Alkohol.
Die Mutter Rose dagegen ist etwas verhärmt. Sie lebt nicht das Leben das sie sich vorgestellt hatte. Um so mehr wundert es mich wie der Zusammenhalt in der Familie ist. Vor allem die 4 Schwestern sind unzertrennlich was es für William nicht immer einfach acht. Als der Vater unerwartet starb halten die Schwestern nur fester zusammen. Erst nach seinem Tod wird ihnen klar wie beliebt ihr Vater war und das sie noch so viel mit ihm besprechen wollten. Der Vater ist ein Mensch der für immer in den Gedanken seiner Töchter weiterlebt.

Ann Napolitano hat für ihre Geschichte wunderbare Charaktere erschaffen. Ich habe die Mädchen gleich ins Herz geschlossen. Man hat sie so gut kennengelernt, dass man das Gefühlt bekam schon ewig mit ihnen befreundet zu sein. Auch William habe ich schnell ins Herz geschlossen. Er ist so anders als die Mädchen. Er musste immer alles mit sich selber ausmachen wo hingegen die Schwestern einander hatten.

Die Autorin erzählt abwechselnd die Geschichte von Julia und William, zwischendurch lernen wie auch die Geschichte von Sylvia kennen. Schnell spürt man, dass hinter der Fassade nicht alles ist wie es aussieht.

Ann Napolitano hat mich mit ihrer Geschichte auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Glück, Freude Melancholie und Traurigkeit reichen sich in dieser Geschichte die Hand.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Das Buch übt nach wenigen Seiten einen Sog aus dem man sich nicht entziehen kann.

„Hallo, du Schöne“ ist ein tief emotionaler Roman den ich sehr gerne gelesen habe.

Blutrot

Lilja Sigurdardóttir
Kriminalroman
319 Seiten
Übersetzt aus dem Isländischen von Tina Flecken
erschienen im Dumont Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Island-Krimi

Klappentext:
»Wir haben deine Frau. Der Preis für ihre Freiheit beträgt zwei Millionen Euro. Ihr Leben liegt in deinen Händen.«
Als der vermögende Unternehmer Flosi nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt, muss er feststellen, dass sein Haus durchwühlt wurde. Glas ist geborsten, das Abendessen auf dem Fußboden verteilt, und von seiner Frau Guðrún fehlt jede Spur. Eine auf dem Küchentisch hinterlassene Nachricht bestätigt Flosis Befürchtung: Guðrún wurde entführt. Wenn er nicht das geforderte hohe Lösegeld zahlt, wird seine Frau sterben. Da er sich nicht an die Polizei wenden darf, kontaktiert er Áróra, die sich eigentlich auf das Aufspüren versteckter Vermögenswerte spezialisiert hat. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem Polizisten Daníel, versucht sie fieberhaft, den Fall zu lösen und die Entführte zu finden, bevor es zu spät ist. Gleichzeitig setzen die beiden die rätselhafte Suche nach Áróras Schwester Ísafold fort, die vermutlich ermordet wurde. Und während sich in diesem kalten, regnerischen Herbst der Nebel über Reykjavík senkt, entwickelt sich die Suche zu einem Wettlauf gegen die Zeit.

„Blutrot ist der zweite Band der Áróra-Reihe von Lilja Sigurdardóttir.

Im ersten Band „Höllenkalt“ hat man Áróra ja schon kennengelernt. Sie sucht immer noch nach der Leiche ihrer ermordeten Schwester. Áróra fährt abgelegene Vulkansteinwege ab und filmt die Umgebung mit einer Drohne. Doch viel Zeit zum Suchen bleibt ihr in diesem Band nicht. Áróra wird von Michael, einem Freund in Großbritannien kontaktiert. Er ist Steuerberater und soll für einen Kunden, dessen Frau entführt wurde 2 Millionen Euro nach Island bringen. Da sein Kunde Flosi keine Polizei einschalten möchte bittet Michael Áróra einmal nach Flosi zu sehen. Áróra kann Flosi davon überzeugen den Polizisten Daníel mit einzuschalten. Die Polizei beginnt die Ermittlungen ganz unauffällig damit die Entführer, sollten sie das Haus beobachten nicht merken, dass die Polizei eingeweiht ist.

Áróra ist selbstständige Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität. Sie ist eigenbrötlerisch und ich habe im ersten Band etwas gebraucht um mit ihr warm zu werden, mittlerweile ist sie mir sympathisch.

Der Polizist Daniel war mir im ersten Band gleich sympathisch. Er hegt Gefühle für Áróra, die sie bisher nicht erwidert.

Der Entführungsfall ist recht kompliziert. Es soll keine Polizei eingeschaltet werden.
Lilja Sigurdardóttir löst das sehr intelligent. Die Polizisten kommen immer als „Freunde“ zu Flosi, die ihn in der schweren Zeit unterstützen wollen.
Wer hat Flosis Frau entführt? Es werden verschiedene Szenarien durchgespielt aber am Ende gibt es eine Wendung die ich so nicht vorausgesehen habe.

Lilja Sigurdardóttir hat einen flüssigen und angenehm zu lesenden Schreibstil. Die Autorin baut Spannung auf und hält sie auch bis zum Ende aufrecht.

„Blutrot“ ist ein spannender Island-Krimi den ich gerne gelesen habe.

Ich bin schon auf „Schneeweiß“, den 3. Band der schon im Juni erscheinen wird gespannt.

Höllenkalt

Lilja Sigurdardóttir
Kriminalroman
367 Seiten
Übersetzt aus dem Isländischen von Betty Wahl
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Ungewöhnlicher Kriminalroman

Klappentext:
Áróra Jónsdóttir lebt in London und ist Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität, sie spürt Geld auf, das illegal in Steuerparadiesen und auf Offshore-Konten versteckt ist, und sie ist sehr gut in ihrem Job. Privat ist Áróra eher eigenbrötlerisch. Zu ihrer Familie hat sie wenig Kontakt, und als ihre Mutter sie bittet, nach Island zu fahren, um nach ihrer älteren Schwester Ísafold zu schauen, die sich nicht mehr meldet, ist sie genervt. Dennoch macht sie sich auf nach Reykjavík und muss bald erkennen, dass Ísafold tatsächlich spurlos verschwunden ist. Áróra stellt Björn, den brutalen, mit Drogen dealenden Freund ihrer Schwester zur Rede und befragt die Nachbarn, die genau wie Björn ausweichend reagieren. Wurde Ísafold Opfer eines Verbrechens? Verzweifelt bittet sie den Polizisten Daníel um Hilfe, doch auch ihm erscheint die Situation mehr als rätselhaft. Auf ihrer atemlosen Suche wird Áróra nicht nur mit der Entfremdung von ihrer eigenen Schwester konfrontiert, sondern auch mit ungeahnten menschlichen Abgründen.

„Höllenkalt ist der erste Band der Áróra-Reihe von Lilja Sigurdardóttir.

„Höllenkalt“ ist nicht wie die üblichen Kriminalromane mit einem Opfer und der Kriminalpolizei als Ermittler.
Áróras und Ísafolds Mutter ist besorgt, weil sie schon einige Zeit nichts von ihrer Tochter Ísafold gehört hat. Sie bittet Áróra nach Island zu fliegen und nach Ísafold zu schauen. Davon ist Ísafold nicht begeistert. Seit sie sich etwas zu oft in Áróra Beziehung zu einem Schlägertypen eingemischt hat ist zwischen den Schwestern Funkstille.
Da sie aber nach mehrmaligen Versuchen keinen Kontakt zu ihrer Schwester herstellen kann entscheidet sie nach Reykjavík zu fliegen.

Áróra ist selbstständige Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität. Sie ist eigenbrötlerisch und ich habe lange gebraucht um mit ihr warm zu werden.

Die Suche nach der Schwester beleibt erfolglos. So bittet sie einen geschiedenen Mann von einer Tante um Hilfe. Daníel ist Polizist und hat gerade Urlaub. Er hilft Áróra, Befragt den Lebensgefährden und die Nachbarn von Ísafolds. Doch es gibt keine Spur. Erst als er offizielle Ermittlungen einleitet gibt es einen Verdacht.

Der Fall ist recht kompliziert.
Man lernt einige Protagonisten kennen die etwas seltsam sind und deshalb vielleicht verdächtig.
Lilja Sigurdardóttir macht es ihren Leser*innen nicht leicht den richtigen Täter herauszufinden.
Immer wieder springe ich von Verdächtigen zu Verdächtigen da die Autorin falsche Fährten legt.
Am Ende ist zwar ungefähr klar was passiert ist aber es sind noch viele Fragen offen die mit in den nächsten Band der Reihe genommen werden.

Ich bin schon auf „Blutrot“ gespannt das im Februar erscheinen soll.

Aurelia und die Melodie des Todes

Beate Maly
Historischer Kriminalroman
318 Seiten
erschienen im DuMont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Gelungener Cosy Krimi mit tollem historischem Setting

Wien 1871: Es ist Herbst geworden in der Donaumetropole, und die Stadt versinkt im Nebel. Als der Ziegelbaron Meinrad Auerbach aus dem Fenster stürzt, deutet alles auf einen Selbstmord hin. Er wäre nicht der Erste, der sich bei der Vergabe der Aufträge zur nahenden Weltausstellung verkalkuliert hätte. Doch sein Tod bringt in den feinen Palais der Stadt so einiges ins Rollen. Die junge Gräfin Aurelia wittert falsches Spiel und stolpert wieder einmal Hals über Kopf in die Ermittlungen des attraktiven Polizeiagenten Janek Pokorny.

„Aurelia und die Melodie des Todes“ ist der 2. Band der historischen Krimireihe „Ein Fall für Aurelia von Kolowitz“ von Beate Maly.

Von Beate Maly habe ich schon einige Historische Romane gelesen, jetzt begibt die Autorin sich in das Genre Spannung aber der Historik ist sie treu geblieben.

Beate Maly schickt ihre Leser*innen nach Wien ins 19.Jahrhundert.
Im Mittelpunkt steht Aurelia von Kolowitz, eine kluge Grafentochter die sich von den strengen Konventionen lösen möchte und heimlich Karikaturen zeichnet.
Und der junge Polizeiagent Janek Pokorny, der aus einer ärmeren Familie stammt.
Janek Pokorny ist bemüht ansehen und Achtung bei der kaiserlichen Polizei zu gewinnen.
Wenn er auf Aurelia von Kolowitz trifft, ahnt er schon, dass er es wieder mit einem komplizierten Mordfall zu tun bekommt.

Der Ziegelbaron Meinrad Auerbach ist aus dem Fenster gestürzt. Man geht von Selbstmord aus. Oder etwa doch nicht?
Schon kurz nach Auerbachs Tod wird ein Werkelmann (Drehorgelspieler) unweit der Stelle wo Auerbach aus dem Fenster gestürzt ist mit einem Wiener Würfel erschlagen.
Janek Pokorny ermittelt. Dabei trifft er wieder auf die kluge und schöne Gräfin Aurelia für die er heimlich Gefühle hat. Auch Aurelia hegt Gefühle für den Polizisten. Doch da liegen unüberwindbare Standesgrenzen dazwischen.

Beate Maly besticht in diesem Historischen Krimi wieder mit ihrer detailgetreuen Beschreibung.
Die prächtigen Herrenhäuser in Wien werden genauso gut beschrieben wie die dunklen Viertel die es in Wien gibt.
Auch die Atmosphäre mit dem Nebel über der Stadt sorgt für eine gewissen Gänsehaut.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und mir schnell sympathisch gewesen.
Nicht nur Aurelia und Janek, auch die Nebenfiguren bereichern die Geschichte.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus der Sicht von Aurelia und aus der Sicht von Janek Pokorny. Die Leser*innen begleiten also beide bei ihren Ermittlungen.
Der Fall ist spannend und die Ermittler haben es nicht einfach den Fall zu lösen. Aber wieder einmal ist Aurelia Janek eine Nasenlänge voraus.
Aurelia und Janek sind ein ungewöhnliches Ermittlerpaar und gefallen mir zusammen sehr gut.

„Aurelia und die Melodie des Todes“ ist ein gelungener Historischer Kriminalroman der in einer prächtigen Kulisse spielt.

Ich hoffe sehr, dass noch viele weitere Bände folgen.

Der Duft von Schokolade

Ewald Arenz
Historischer Roman
272 Seiten
erschienen im DuMont Verlag
5 von 5 Sternen

len Dank an den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Die Geschichte besticht durch die poetische Sprache

1881 quittiert der junge August seinen Dienst in der k.u.k. Armee Österreich-Ungarn und ist überglücklich über die Aussicht, einen langen Sommer in seiner Heimatstadt Wien verbringen zu können. Seine neue Stelle in der Schokoladenfabrik seines Onkels wird er erst im Herbst antreten. In dieser Zeit trifft er die geheimnisvolle Elena, eine selbstbewusste, unabhängige Frau, und verliebt sich in sie. Elena ist verheiratet, ihr Mann allerdings kürzlich unter mysteriösen Umständen verschwunden, und Elena steht unter dem Verdacht, etwas damit zu tun zu haben. August, der eine besondere Nase hat und den Düfte und Gerüchte zu Schokoladenkreationen inspirieren, wirbt um Elena mit den ihr entsprechenden Kreationen und kann sie damit schließlich für sich gewinnen. Nach dem Brand der Wiener Oper fehlt jedoch von ihr jede Spur. August macht sich auf die Suche nach Elena.

„Der Duft von Schokolade“ von Ewald Arenz spricht die Sinne an.

Im Mittelpunkt steht August Liebeskind, der seinen Dienst in der k.u.k. Armee Österreich-Ungarn quittiert hat. Bis er bei seinem Onkel in der Schokoladenfabrik anfängt hat er noch einen Sommer Zeit.
Er genießt seine freie Zeit und wandelt durch Wien. Doch schnell wird ihm das Nichtstun zu öde.
Er lernt die mysteriöse Elena Palffy kennen die eine große Anziehungskraft auf August hat. Er versucht sie an allen möglichen Stellen, rein zufällig zu treffen.
Der Duft von Elena zieht August förmlich an, es ist der Duft von fernen Ländern.

August ist ein Mann mit einer sehr feinen Nase. Er erfasst Gerüche die andere Menschen nicht wahrnehmen.
Er kann riechen wo ein Mensch herkommt. Er nimmt auch den Geruch war wenn einem Menschen Gefahr droht.
August will den Duft der Träume in Schokolade fassen. Beim Genießen seiner Kreationen muss man einfach die Augen schließen und träumen.

Ewald Arenz erzählt die Geschichte mit einem sehr poetischen Wortschatz. Mich hat die Sprache beim lesen fasziniert.
Der Autor entführt seinen Leser*innen nach Wien ins 19. Jahrhundert.
Die Charaktere stechen richtig aus der Geschichte hervor. August ist ein recht sensibler Mann mit einer feinen Nase.
Auch die mysteriöse Elena gefällt mir gut. Sie bringt etwas Mystik und Spannung in die Geschichte.
Die Beschreibung der feinen Düfte hat mich die Gerüche fast selbst wahrnehmen lassen.

Das Buch ist aber nicht nur eitler Sonnenschein. Nein, Elena ist verheiratet und ihr Mann verschwindet. Das bringt Spannung in die Geschichte und in Augusts Leben.

Ewald Arenz kann mit Worten umgehen. Man muss die Sätze genießen wie eine zarte Praline.

„Der Duft von Schokolade“ ist mein erstes Buch von Ewald Arenz, es werden bestimmt noch einige folgen.

Aurelia und die letzte Fahrt

Beate Maly
Historischer Kriminalroman
352 Seiten
erschienen im DuMont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den DuMont Verlag für das Rezensionsexemplar

Gelungener Auftakt einer Historischen Krimireihe

Wien 1871: Aurelia von Kolowitz ist jung, klug und mit den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit alles andere als einverstanden. Wie tief die moralischen Abgründe hinter den Barockfassaden der Donaumetropole wirklich sind, muss sie erfahren, als sie eines Abends die Leiche eines ermordeten Offiziers in einer Kutsche findet und eine unschuldige Frau im Gefängnis landet.
Dass ausgerechnet eine neugierige Grafentochter sich in die Ermittlungen einmischt, hat der Polizei gerade noch gefehlt ..

„Aurelia und die letzte Fahrt“ ist der Auftakt einer historischen Krimireihe von Beate Maly.

Von Beate Maly habe ich schon einige Historische Romane gelesen, jetzt begibt die Autorin sich in das Genre Spannung aber der Historik ist sie treu geblieben.

Beate Maly schickt ihre Leser*innen nach Wien ins 19.Jahrhundert.
Im Mittelpunkt steht Aurelia von Kolowitz, eine kluge Grafentochter die sich von den strengen Konventionen lösen möchte und heimlich Karikaturen zeichnet.
Und der junge Polizeiagent Janek Pokorny, der aus einer ärmeren Familie stammt.
Janek Pokorny ist bemüht ansehen und Achtung bei der kaiserlichen Polizei zu gewinnen.

Aurelia entdeckt in einer Kutsche einen toten Offizier. Offensichtlich hatte er ein Stelldichein mit einer Prostituierten.
Doch von der Frau ist nichts mehr zu sehen.
Aurelia’s Neugierde ist geweckt und sie beginnt Nachforschungen anzustellen.

Der junge Polizeiagent Janek Pokorny nimmt sich dem Fall an. Er will den Schuldigen so schnell wie möglich finden. Überall wo er auftaucht um zu ermitteln da taucht rein zufällig auch Aurelia auf.

Beate Maly besticht in diesem Historischen Krimi wieder mit ihrer detailgetreuen Beschreibung.
Die prächtigen Herrenhäuser in Wien werden genauso gut beschrieben wie die dunklen Viertel die es in Wien gibt.
Natürlich gibt es auch rauschende Ballnächte und Musik von Johann Strauss.
Die Autorin vermittelt die jeweilige Stimmung sehr gut.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und mir schnell sympathisch gewesen.
Nicht nur Aurelia und Janek, auch die Nebenfiguren bereichern die Geschichte.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus der Sicht von Aurelia und aus der Sicht von Janek Pokorny. Die Leser*innen begleiten also beide bei ihren Ermittlungen.
Der Fall ist spannend und zeigen die menschlichen Abgründe.
Aurelia und Janek sind ein ungewöhnliches Ermittlerpaar.

„Aurelia und die letzte Fahrt“ ist ein gelungener Historischer Kriminalroman der in einer prächtigen Kulisse spielt.

Der 2. Band „Aurelia und die Melodie des Todes“ ist mittlerweile auch schon erschienen und ich freue mich schon aufs lesen.