Um jeden Preis

Hera Lind
Roman
523 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein berührender Schicksalsroman

Klappentext:
1944 beginnt für die 16-jährige Lydia ein Alptraum, der nicht enden will: Als die Rote Armee auf ihr kleines Dorf bei Odessa in der Ukraine vorrückt, flieht die Familie. Sie schaffen es sogar bis nach Deutschland, doch sie werden zurückgeholt. Mit Mutter und vier Geschwistern wird Lydia bei minus 50 Grad nach Sibirien verschleppt. Zwölf unbarmherzige Jahre lang kämpft sie in einem Gulag ums Überleben und wird Mutter von acht Kindern, von denen sechs überleben. Als man sie endlich aus dem Lager entlässt, ist der eiserne Vorhang dicht. Weitere zwölf Jahre irrt sie mit den Kindern durch die Sowjetunion, immer nur ein Ziel von Augen: um jeden Preis mit ihnen nach Westdeutschland gelangen, auch wenn sie da noch nie war. Denn Deutschland ist ihre Heimat!

„Um jeden Preis“ ist ein sehr berührender Schicksalsroman Hera Lind.

Im Mittelpunkt steht Lydia, die die Leser*innen über eine lange und tragische Zeit begleiten. Geboren wurde Lydia in einem kleinen Ort namens Hahnhofen, in der Nähe von Odessa am Schwarzen Meer. Lydia und ihre Familie sind deutscher Abstammung. Die Vorfahren sind aufgrund von russischen Werbern, in die Ukraine ausgewandert. Doch als der 2. Weltkrieg ausbrach, wurde ihr Vater eingezogen und Lydia musste mit ihrer Mutter und den 4 Geschwister fliehen. Ihre Hoffnung war, in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren. Bis Ostdeutschland schafften sie es, doch dann kamen die Russen und nahmen sie gefangen. Als Kriegsgefangenen mussten sie in Sibirien 12 Jahre lang als Zwangsarbeiter unter unvorstellbaren Bedingungen ihr Leben fristen. Als sie endlich die Freiheit wiedererlangten gingen sie nach Kasachstan. Lydia war mittlerweile selbst verheiratet und hatte 6 Kinder. Das Ziel nach Westdeutschland zurückzukehren hat sie nie aus den Augen verloren.

Hera Lind vermittelt das Leben der Familie Groß und später auch Lydias Familie Judt schonungslos ehrlich. Die Geschichte ist nicht immer leicht zu lesen. Ich hatte oft einen Kloß im Hals. Man kann sich nicht vorstellen wie das Leben in Sibirien wirklich war. Wie es ist bei Minus 50 Grad kilometerweit zu laufen, um seine Arbeitsstelle zu erreichen. Der Hunger war ihr ständiger Begleiter.
Der Zusammenhalt der Familie war erstaunlich. Ich denke, ohne dieser Zusammenhalt hätten sie auch nicht überlebt.
Hera Lind beschreibt die Familie sehr eingehend. Ich konnte mir die einzelnen Charaktere genau vorstellen. Ich habe viel mit ihnen gelitten und mich über jede erfreuliche Kleinigkeit mit ihnen gefreut.
Auch die Handlungsorte werden in all ihrer Tristes gut beschrieben. Ich muss sagen, dass mir bei all dieser Kälte manchmal ein Schauer über den Rücken gelaufen ist.

Hera Lind erzählt die Geschichte sehr emotional. Ich war beim Lesen oft den Tränen nahe. Ich denke, der Autorin ging es beim Schreiben und vor allem bei den Gesprächen mit der Familie Judt nicht anders.
Trotzdem hat die Geschichte manchmal eine Leichtigkeit die den Leser*innen über den oft schwer verdaulichen Stoff hinweg hilft. Der Schreibstil von Hera Lind ist flüssig und gut verständlich. Die Geschichte wurde zu Beginn aus der Perspektive von Lydia erzählt und gegen Ende hin aus wechselnden Perspektiven der Kinder. Beim lesen stößt man immer wieder einmal auf Wiederholungen. Auch hat die Zeit in Sibirien und in Kasachstan sich etwas in die Länge gezogen. Hie wären ein paar Seiten weniger vielleicht besser gewesen.

Um jeden Preis“ ist ein Buch nach einem wahren Schicksal, dass mich sehr bewegt hat.

Vor hundert Sommer

Katharina Fuchs
Roman
540 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein großer Familienroman über drei Generationen

Klappentext:
Lena eckt an, seit sie denken kann: in der Schule, im Studium, in Beziehungen und in ihrem politischen Engagement. Als sie mit ihrer Mutter Anja die Wohnung der Großmutter ausräumt, entdeckt sie das Vermächtnis von Anjas Großtante Clara, über deren Leben stets der Schatten von etwas Unausgesprochenem lag. Im Berlin der 1920er-Jahre interessiert sich die junge Clara kaum für Politik. Selbst als 1933 alle Zeichen auf Sturm stehen, gestattet sie dem idealistischen Revolutionär Aleksei, im Hinterzimmer ihres Hundesalons geheime Treffen abzuhalten, ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich und ihre Familie dadurch bringt. Endlich erkennt Lena, dass sie nicht die Erste in der Familie ist, die ein konfliktträchtiges Leben führt und dass es um mehr geht als nur um eine verheimlichte Liebe. Schließlich treffen Mutter und Tochter eine Entscheidung, die niemand in ihrer Familie nachvollziehen kann.

„Vor hundert Sommer“ ist ein bewegender Familienroman von Katharina Fuchs.
Die Autorin hat mich schon mit einigen Romanen begeistert, auf ihr neues Werk war ich sehr gespannt.

Im Mittelpunkt stehen 3 Frauen und deren Schicksal. Die Leser*innen lernen Lena, ihre Mutter Anja und Anjas Großtante Clara kennen. Aber auch Elisabeth, die Mutter von Anja spielt eine Rolle in der Geschichte.

Lena eckt gerne an, egal ob in der Schule, im Studium oder in ihren Beziehungen. Was Lena nicht weiß, ein unsichtbares Band verbindet sie mit Clara, der Großtante ihrer Mutter.
Anja und Lena müssen die Wohnung von Anjas Mutter räumen, da die betagte Frau in ein Heim umziehen muss. Dabei stoßen sie auf einen alten Koffer, der unerklärliche Dinge aus der Vergangenheit enthält. Es ergeben sich viele Fragen die sie der Mutter/Oma stellen wollen.
So erzählt Elisabeth aus ihrem früheren Leben und kommt automatisch auf ihre Tante Clara, die ihr Leben geprägt hat zu sprechen.

In der 2. Zeitebene lernen die Leser*innen dann Clara gut kennen.
Auch Clara eckte oft an, dabei war das meist ungewollt. Sie arbeitet in den 1920er Jahren als Flaschenspülerin, doch dann war sie so mutig und eröffnete einen Hundesalon.
Mit Clara erleben die Leser*innen die schlimmen Jahre der NS Zeit. Vor allem sind es schwerwiegende Entscheidungen von Clara die sie in große Schwierigkeiten bringen.

Katharina Fuchs erzählt in ihrem neuen Roman eine Familiengeschichte über mehrere Generationen.
Mich hat sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit sehr berührt.
Sehr authentisch erzählt die Autorin aus dem Leben von Clara und Elisabeth während der Nazizeit. Aber auch die Geschichte von Anja und Lena wird sehr realistisch erzählt. Obwohl die Gegenwart eine ganz andere Zeit ist, spürt man Verbindungen zwischen den Zeitebenen. Auch Lena lernt Antisemitismus kennen, auch sie weiß, was Mobbing ist. Natürlich ist Lenas Leben viel einfacher, weil die Zeit eben eine andere ist aber interessant fand ich die Verbindungen schon.

Wie schon in anderen Romanen verwebt Katharina Fuchs die Vergangenheit und die Gegenwart zu einer großen Geschichte. Dabei sind ihre Charaktere sehr lebendig. Im Nachwort erfahren die Leser*innen, dass Clara die Großtante von Katharina Fuchs ist und die Schwägerin von ihrer Großmutter Anna, die man schon in dem Roman „Zwei Handvoll Leben“ kennenlernen durfte.

Katharina Fuchs hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Ich bin nach wenigen Seiten ganz tief in die Geschichte eingetaucht und habe das Buch an zwei Abenden gelesen.

„Vor hundert Sommer“ ist einmal mehr ein Roman von Katharina Fuchs, der mich einfach nur begeistert hat.

Echokammer

Ingar Johnsrud
Thriller
448 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Daniela Stilzebach
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

ielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein spannender Politthriller

Klappentext:
Während die Wahl des norwegischen Parlaments immer näher rückt, herrscht bei der Terrorabwehr höchste Alarmbereitschaft: Es gibt Hinweise auf einen bevorstehenden Anschlag. Im Verdacht steht eine Gruppe rechtsnationaler Extremisten, die im Besitz einer großen Menge Rizin sein sollen. Doch was genau haben die Terroristen damit vor?

Die Anti-Terror-Ermittler Liselott Benjamin und Martin Tong versuchen fieberhaft, den Anschlag zu vereiteln. Währenddessen geht der Wahlkampf in die heiße Phase. Die Spitzenkandidatin der Arbeiterpartei sieht sich auf der Zielgeraden zur Machtübernahme und nimmt dafür zunehmend zweifelhafte Mittel in Kauf.

Mittendrin: Jens Meidell, ihr juristischer Berater. Je tiefer er sich in die politischen Ränkespiele verstrickt, umso mehr gerät er mit dem Rücken zur Wand: Wie weit ist er bereit zu gehen: um der Partei zurück an die Macht zu verhelfen? Um die Demokratie vor rechten Umsturzplänen zu retten? Und vor allem: um seine eigenen dunklen Geheimnisse ein für alle Mal zu begraben?

„Echokammer“ von Ingar Johnsrud ist der 1. Band der Reihe „Ein Fall für Benjamin & Tong“.

Mit seinem Politthriller wagt Ingar Johnsrud an das aktuelle und brisante Thema Terrorismus.

In Norwegen stehen die Parlamentswahlen bevor. Christina Nielsen ist eine heiße Kandidatin für den Posten der Ministerpräsidentin. Als Berater hat sie Jens Meidell an ihre Seite geholt. Jens gefällt nicht, wie Christina Nielsen sich dem Rechten Rand annähert.
Zu dieser Zeit, mitten im Wahlkampf werden zwei Prepper entführt und mit Anschlägen gedroht.
Die Anti-Terror-Ermittler Liselott Benjamin und Martin Tong versuchen herauszufinden, wer hinter dieser Drohung steckt und einen Anschlag zu vereiteln. Sie wissen genau, dass ihnen die Zeit im Nacken sitzt.

Ingar Johnsrud hat mit „Echokammer“ einen überaus spannenden, ersten Band seiner Thriller-Trilogie veröffentlicht.
Das Hauptthema in diesem Thriller ist die Politik und der Wahlkampf. Dazu gesellen sich die Bedrohung eines Anschlags und die Ermittlungen.

Die Leser*innen verfolgen den Wahlkampf. Man lernt den Berater Jens Meidell kennen und erfährt übers eine dunkle Vergangenheit. Als Leser*in, spürt man den Rechtsruck, der auch in Norwegen Einzug hält. Der Einblick hinter die Kulissen des Wahlkampfs ist interessant und spannend.

Spannend ist auch der Erzählstrang über die Ermittlungen, die im Hintergrund laufen.
Die Anti-Terror-Ermittler Liselott Benjamin und Martin Tong werden sehr gut in die Geschichte eingeführt. Die Gefahr, dass die Terroristen einen Anschlag mit Rizin begehen steigt. Diese drohende Gefahr wird vom Autor sehr realistisch und eingehend beschrieben. Das kann einen beim Lesen schon Angst machen.

Ingar Johnsrud baut recht schnell Spannung auf, die er auch bis zum Ende aufrecht hält. Beim Lesen hatte ich über die ganze Geschichte hinaus eine Gänsehaut. Die Atmosphäre, die der Autor aufbaut, ist beängstigend. Ich habe mit den Ermittlern gefiebert und immer gehofft sie können einen Anschlag verhindern, obwohl die Zeit immer knapper wurde.

Ingar Johnsrud hat einen flüssigen, gut verständlichen und vor allem fesselnden Schreibstil.

„Echokammer“ habe ich kaum aus der Hand legen können und an zwei Abenden gelesen.
Jetzt bin ich schon auf den 2. Band gespannt.

Die Bücher, der Junge und die Nacht

Kai Meyer
Historischer Roman
496 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Die Magie der Bücher

Klappentext:
Dichter Nebel wogt durch die Gassen der Bücherstadt Leipzig, 1933, als das Böse die Macht ergreift. Hier entspinnt sich die tragische Liebe des Buchbinders Jakob Steinfeld zu einer rätselhaften jungen Frau. Juli hat ein Buch geschrieben, das sie einzig ihm anvertrauen will. Doch bald darauf verschwindet sie spurlos.

Fast vierzig Jahre später ist auch Jakobs Sohn Robert den Büchern verfallen und reist auf der Suche nach seltenen Ausgaben durch ganz Europa. Er liebt seine Arbeit und die Bücher – von Menschen hält er sich meist eher fern. Doch als die Bibliothekarin Marie ihn bittet, ihr bei einem Auftrag der geheimnisumwitterten Verlegerfamilie Pallandt zu helfen, stoßen sie auf das Mysterium eines Buches, dessen Geschichte eng mit Roberts eigener verknüpft ist – es ist der Schlüssel zum Schicksal seiner Eltern.

„Die Bücher, der Junge und die Nacht“ von Kai Meyer ist eine Familiengeschichte und eine Geschichte über die Magie der Bücher.

Kai Meyer erzählt die Geschichte der Familien Steinfeld und der Familie Pallandt.
Eins verbindet alle, die Liebe zu Büchern.
Die Familie Steinfeld ist hauptsächlich durch Jakob und Robert vertreten. Robert, der nicht viel von seiner Herkunft weiß und die ersten 10 Jahre seines Lebens eingesperrt in einem Raum ohne Fenster war, ist den Büchern verfallen. Er wurde erst im 2. Weltkrieg befreit und bekam die Aufgabe in den Trümmern nach Büchern zu suchen. Das hat Robert geprägt, er sucht heute noch überall nach alten und seltenen Stücken.
Sein Vater Jakob, der Buchbinder ist es ähnlich ergangen. Auch er hatte eine große Liebe zu Büchern. Er bekam 1933 von Juli ein Buch anvertraut, dass sie geschrieben hat. Jakob verliebt sich in Juli Pallandt, doch das Naziregime macht ihm das Leben schwer.

Die Leser*innen verfolgen die Familien in der Geschichte auf drei Zeitebenen.
1933, 1943 und 1971 und erhalten so eine ausführliche und anrührende und gleichzeitig magische Familiengeschichte. Eins begleitet alle Familienmitglieder, die Liebe zu Büchern.

Der Autor kann sehr atmosphärisch erzählen. Man fühlt sich beim Lesen Zusehens in die Geschichte hineingezogen.
Die Handlungsorte, die Gassen in Leipzig sind so beschrieben, dass man das Gefühl bekommt man wäre selber vor Ort.

Die Geschichte geht manchmal mit schnellen Schritten voran und manchmal tritt sie auch auf der Stelle. Dadurch ist sie aber nie langatmig. Ich war von Anfang bis Ende von der Geschichte fasziniert.

Kai Meyer hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Seine Sprache möchte ich fast schon poetisch nennen. Der Autor verwendet gerne Metapher, was ich in der Geschichte so passend gefunden habe.

„Die Bücher, der Junge und die Nacht“ ist eine facettenreiche Geschichte. Zum einen eine große Familiengeschichte, aber auch eine Geschichte über die Magie der Bücher und natürlich der Liebe.

Für mich gehört „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ jetzt schon zu meinen Highlights des Jahres.

Die verborgene Tochter

Soraya Lane
Roman
359 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Sigrun Zühlke
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

ielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Wieder ein bewegendes Schicksal

Klappentext:
Eigentlich hat Georgia wenig Interesse an der mysteriösen Schachtel mit dem Namen ihrer Großmutter, die ihr von einem ehemaligen Frauenhaus in London übergeben wurde: Zu verletzt ist ihr Herz, und zu gern würde sie die komplizierte Geschichte ihrer Familie einfach vergessen.

Doch der wunderschöne rosafarbene Edelstein in der Schachtel lässt sie einfach nicht los. Ein Hinweis führt Georgia schließlich an den Genfer See, wo sie auf den attraktiven Juwelier Luca trifft. Er sucht seit Jahren nach dem Stein, der einst Teil eines königlichen Diadems war.
Wo sich mächtige Alpengipfel im funkelnden Wasser spiegeln, entdecken Georgia und Luca die Geschichte einer tragischen Liebe. Wird jetzt endlich geheilt, was vor so vielen Jahren zerbrochen ist?

„Die verborgene Tochter“ ist der 4. Band der Reihe „Die verlorenen Töchter“ von der neuseeländische Autorin Soraya Lane.

Die Geschichte ist ähnlich aufgebaut wie die der vorherigen Bände.
Wie schon die Frauen in den vorherigen Bänden, so bekommt auch in diesem Band eine junge Frau ein geheimnisvolles Holzkästchen.
Georgia wird in der Anwaltskanzlei dieses Holzkästchen übergeben.
Die Schachtel enthält einen rosafarbene Edelstein und ein Zeitungsausschnitt in italienischer Sprache.
Georgia möchte am Anfang nichts von der Familie und deren Geheimnisse wissen. Doch der wunderschöne rosa Edelstein macht sie dann doch neugierig und so reist auch Georgia an den Ort, der die Vergangenheit verbirgt. So reist sie den Spuren nach und gelangt an den Genfer See. Hier lernt sie den Juwelier Luca kennen, er unterstützt sie bei der Suche nach der Herkunft des Steins und dem Geheimnis ihrer Familie.

Die Geschichte hat auch wieder zwei Zeitebenen, einmal die Gegenwart und dann die Vergangenheit am Genfer See.
In der Gegenwart sucht natürlich Georgia Antworten auf ihre Fragen. In der Vergangenheit erleben die Leser*innen hautnah mit, was in den 1950er Jahren geschehen ist, woher dieser schöne Edelstein stammt, und die Leser*innen erfahren die Geschichte von Delphine.

Soraya Lane erzählt ihre Geschichte mit sehr viel Gefühl und sehr atmosphärisch.
Die Beschreibung der Handlungsorte war für mich wie eine virtuelle Reise.
Ihre Charaktere sind mit viel Liebe zum Leben erweckt.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, flüssig und gut verständlich, hat aber auch etwas Geheimnisvolles.
Ich wurde beim Lesen schnell wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.
Ich liebe es einfach, wenn in einer Geschichte Geheimnisse aus der Vergangenheit in der Gegenwart auf geblättert werden.
In der Gegenwart bin ich Georgia gerne gefolgt und habe ihre Suche und die Gefühle, die sie dabei überkamen mit Freude begleitet. Die Vergangenheit und die Geschichte von Delphine haben mich sehr berührt.

Ein Geheimnis ist, es gibt nicht nur eine Schachtel, sondern sieben.
Also gibt es außer Lily, Claudia, Ella und Georgia noch weitere Empfängerinnen.
Jeder von ihnen soll ein Band gewidmet werden und dabei werden die Leser*innen an die schönsten und geheimnisvollsten Orte geführt.

Jetzt freue ich mich schon auf den 5. Band „Die verschwundene Tochter“ der im Juni erscheinen soll und die Leser*innen nach Paris führt.

Not your Darling

Katherine Blake
Roman
395 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Astrid Finke
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Der Traum von Hollywood

Klappentext:
Übersprudelnd vor Tatendrang trifft die 20-jährige Loretta 1950 in Los Angeles ein. Sie hat gelernt, dass sie für ihr eigenes Glück sorgen muss. Und sie ist fest entschlossen, ihren Traum wahr werden zu lassen: als Visagistin in Hollywood zu arbeiten.

Bald muss Loretta jedoch erkennen, dass die Stadt der großen Träume jenseits des Scheinwerferlichts vor allem aus klapprigen Kulissen und Männern mit schlechten Manieren besteht. Möglicherweise haben die sich diesmal aber mit der falschen Frau angelegt. Denn die clevere Loretta weiß nicht nur, wie man die richtige Lippenstiftfarbe auswählt. Und sie ist bereit, sich auf ihre ganz eigene Weise zur Wehr zu setzen.

„Not your Darling“ von Katherine Blake führt die Leser*innen nach Hollywood in die 1950er Jahre.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Loretta, aus deren Perspektive die Geschichte auch erzählt wird.
Loretta hat einen Traum, sie möchte Visagistin in Hollywood werden. So ist sie von England nach Amerika gereist. Doch bis nach Hollywood ist es ein weiter Weg und Loretta ist fremd in der Stadt und hat keine Beziehungen.
So arbeitet sie erst einmal in einem Dinner als Bedienung. Dort lernt sie den aufstrebenden Schauspieler Raphael Goddard kennen. Die Beiden beginnen eine Beziehung und Loretta versucht mit Hinterlist in die Filmstudios zu kommen.
Schnell muss sie erfahren, dass die männlichen Hollywoodstars nicht besonders nett zu Frauen sind. Frauen sind nur da um die Männerwelt in Szene zu setzten und ihnen diverse Wünsche zu erfüllen. Aber nicht mit Loretta. Sie weiß, wie sie sich gegen die Männerwelt wehren kann.

Loretta mochte ich recht schnell. Trotzdem erschien sie mir gerade zu Beginn etwas naiv. Vor allem aber ist sie hinterlistig und clever.
Ich habe sie gerne durch die Geschichte begleitet. Man spürt schnell, dass es einen tieferen Grund hat, warum sie ihre Heimat verlassen hat, was auch im Laufe der Geschichte aufgedeckt wird.

Katherine Blake erzählt die Geschichte mit einem Augenzwinkern. Einiges ist überspannt, passt aber gut zu dieser Geschichte.
Die Traumwelt Hollywood wird ganz anders dargestellt als man es sich erträumen würde.
Es sind allerdings die 1950er Jahre und die Autorin bringt die Stellung der Frau doch recht realistisch rüber.
Überhaupt ist die Stellung der Frau ein Thema, dass sich durch die ganze Geschichte zieht.
Da ein Großteil der Geschichte in Hollywood spielt begegnen die Leser*innen auch einigen bekannten Namen. Das macht die Geschichte authentisch.

Katherine Blake hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Manchmal bin ich über Sätze gestolpert, die grammatikalisch nicht richtig waren, was wahrscheinlich der Übersetzung zuzuschreiben ist.

„Not your Darling“ vermittelt den Glamour von Hollywood und lässt die Leser*innen bei wilden Partys Dabeisein. Ich habe das Buch mit Freude gelesen.

Eisiges Glas

Anders de la Motte
Kriminalroman
540 Seiten
Übersetzt aus dem Schwedischen von Marie-Sophie Kasten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Krimi aus Schweden

Klappentext:
Kaum hat Kriminalinspektorin Leonore Asker ihren ersten Fall als Leiterin der Abteilung für hoffnungslose Fälle gelöst, nimmt ihr Vater nach jahrelangem Schweigen Kontakt zu ihr auf. Der Prepper steht unter Verdacht, mit dem Tod eines Urban Explorers in Zusammenhang zu stehen, dessen Leiche ohne Augen aufgefunden wurde und droht, sich der Verhaftung ohne Hilfe seiner Tochter gewaltsam zu widersetzen.
Zur gleichen Zeit erhält Leos Kindheitsfreund Martin Hill den Auftrag, auf einer Privatinsel mit verlassenem Observatorium an einer Biografie zu arbeiten. Bald entdeckt Hill, dass es in der Gegend noch mehr Geschichten gibt, über mysteriöse Lichter und über Körper ohne Augen …


„Eisiges Glas“ ist der 2. Band der Leo Asker Reihe von Anders de la Motte.

Leonore Asker hat ihren ersten Fall als Leiterin der Abteilung für Schwerverbrechen in Malmö abgeschlossen.
Doch Zeit zum Durchatmen bleibt ihr nicht.

Leos Vater, zu dem sie seit 15 Jahren keinen Kontakt hat, meldet sich bei ihr. In seiner näheren Umgebung wurde eine Leiche gefunden und er befürchtet unter Mordverdacht zu geraten. Seine Drohung, wenn Leo ihm nicht behilflich ist, wird er ein Massaker veranstalten.

Martin, Leos Freund aus Kindertagen ist wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Unter seine Schwerstverletzung, die er sich in Band 1 zugezogen leidet er allerdings noch.
Er bekommt einen Auftrag der Besitzer der Firma Alfacent Industries eine Firmenbiografie zu schreiben. Dazu muss er allerdings auf eine Privatinsel mit einem verlassenem Observatorium. Da er sich für die Geschickte und die Mythen die sich um die Insel ranken interessiert macht er sich auf den Weg. Doch auf der Insel entdeckt er noch mehr Geheimnisse.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig. Man bekommt es hier nicht mit glatten Ermittlern zu tun. Alle haben ihre eigene Seite, ihre Ecken und Kanten.
Leo hat mir im 1. Band schon gut gefallen. In diesem Band lernt man Leo noch besser kennen.

Anders de la Motte, von dem ich schon einige Krimis gelesen habe, führt wieder spannend durch die Geschichte.
Der Autor lässt den 2. Band direkt an den 1. Band anschließen.
Auch wenn es schon einige Zeit her ist, dass ich den 1. Band gelesen habe, bin ich doch gut in die Geschichte reingekommen.

Der Kriminalfall wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was die Spannung erhöht. Auch der gläserne Mann kommt zu Wort.
Die Atmosphäre ist düster und spannend.
Der Fall nimmt ungeahnte Dimensionen an.
Mich hat der Kriminalroman so in Atem gehalten, dass ich ihn fast in einem Zug ausgelesen habe.
Jetzt freue ich mich auf den 3. Band.

Between your Memories

Basma Hallak
Romance
438 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine einfühlsame Liebesgeschichte

Klappentext:
Nach ihrer Flucht aus Island ist Kalima wieder in Berlin und will nur eins, vergessen. Völlig egal ob Vallarheiði, das sich langsam zu ihrem Zuhause entwickelte, ihr Fotolabor, in dem sie zum ersten Mal neue Inspiration geschöpft hat, oder Nói, ihre große Liebe, mit dem sie dabei war, sich ein Leben aufzubauen. Und am allermeisten: die Geschehnisse im Einkaufszentrum. Doch obwohl Island Tausende Kilometer entfernt ist, die traumatischen Erinnerungen verfolgen sie und machen aus dem einstigen Sonnenschein einen Menschen, der sich von Angstattacke zu Angstattacke durch den Tag bringt. Bis plötzlich Nói auf ihrer Schwelle steht und sie bittet, bleiben zu dürfen. Doch wie kann sie zulassen, dass die beiden sich wieder näher kommen, wenn sie nicht einmal mehr sie selbst ist?

„Between your Memories“ von Basma Hallak ist der 2. Band einer bewegenden Romance-Dilogie.
Wie schon der 1. Band, ist auch der 2. Band sehr schön gestaltet und mit einem wunderschönen Farbschnitt ausgestattet.

Im Mittelpunkt steht die Fotografin Kalima. Nach ihrem Aufenthalt in Island ist Kalima wieder in Berlin angelangt.
Die Geschehnisse in Island verfolgen sie aber immer noch.
Auf der einen Seite vermisst Kalima Vallarheiði und ihr Labor. Auch Nói, in den sie sich verliebt hat vermisst sie sehr.
Doch die Angst überwiegt. Kalima hat seit den Geschehnissen in Island mit Angstattacken zu kämpfen. Wie schön ist es da, dass Nói plötzlich wieder vor Kalima steht und bei ihr bleiben möchte.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Kalima und Nói erzählt. Man ist den Charakteren sehr nahe, man kann ihre Gedanken und ihr Gefühle lesen. Zwei so liebenswerte Charaktere. Mir tat es in der Seele weh, Kalima so leiden zu sehen. Ich habe mich gefreut, dass Nói zu Kalima nach Berlin gekommen ist. Die Beiden gehören einfach zusammen.

Das Setting, in diesem Band Berlin wird anschaulich beschrieben. Die schönen Teile der Stadt genauso, wie die weniger schönen.

Die Geschichte hat wieder Tiefgang. Wie schon im 1. Band wird man auch im 2. Band mit Rassismus und Religion konfrontiert. Die Religion steht zwar nicht im Vordergrund aber man spürt, das Kalima, die Muslimin ist oft kritisch beäugt wird. Ist es die Angst und Unverständnis vor dem Fremden?
Dazu kommt die Liebesgeschichte, der ich sehr gerne gefolgt bin.

Basma Hallak hat einen angenehmen und flüssigen Schreibstil. Mit humorvollen Dialogen lockert sie die Geschichte immer wieder auf. Die wechselnden Perspektiven machen die Geschichte interessant.

„Between Your Memories“ ist eine gelungene Fortsetzung. Ich würde auf alle Fälle empfehlen mit Band 1 „Between my Worlds zu beginnen.

Im Namen der Barmherzigkeit

Hera Lind
Roman
449 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein berührender Schicksalsroman

Klappentext:
Im Namen der Barmherzigkeit nimmt die steirische Bauernfamilie Kellerknecht jedes Jahr ein Pflegekind auf. So kommt die knapp dreijährige Steffi in den Siebzigerjahren auf den abgelegenen Bauernhof. Zwischen den anderen Pflegekindern lernt sie schnell, dass sie für ihre kargen Mahlzeiten und das Etagenbett in der Dachkammer hart schuften muss, und zwar barfuß. Ab ihrem neunten Lebensjahr wird Steffi vom Bauern regelmäßig missbraucht. Mit fünfzehn ist sie schwanger und wird in ein Kloster abgeschoben, wo sich barmherzige Nonnen um ledige junge Mütter kümmern. Steffi will ihrem Kind eine bessere Kindheit bieten und macht sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter.

„Im Namen der Barmherzigkeit“ ist ein sehr berührender Schicksalsroman Hera Lind.

Im Mittelpunkt steht Steffi. Die Mutter hat sie bei der Geburt direkt abgelehnt. Das Kind ist bei einem Fehltritt mit einem türkischen Mann gezeugt worden. So landet Steffi im Heim.
Mit kaum 3 Jahren kommt sie zu als Pflegekind zu der Familie Kellerknecht auf den Bauernhof. Die Familie hat schon einige Pflegekinder und nimmt immer wieder welche dazu. Vom Pfarrer wird die Familie in der Kirche wegen ihrer Barmherzigkeit gelobt.
Doch für Pflegekinder bekommt man vom Jugendamt Geld. Geld mit dem die Familie gut leben konnte. Es wurde zwischen echten (also leiblichen) Kindern und Pflegekinder unterschieden. Die echten Kinder hatten jeder ein eigenes Zimmer im 1. Stock, da gab es auch ein Badezimmer. Die Pflegekinder mussten sich kleine Kammern im Dachgeschoss teilen und eine Dusche im Keller, die nur kaltes Wasser hatte benutzen. Sie durften keine Schuhe tragen und von morgens bis abends auf dem Hof, Feld oder im Haus arbeiten. Die Kinder waren oft so müde, dass sie in der Schule einschliefen. Wenn das Jugendamt zur Kontrolle kam, dann wurden sie mit einem Präsentkorb geblendet. Und zu guter Letzt wurde, Steffi auch noch jahrelang von ihrem Pflegevater missbraucht.

Hera Lind vermittelt das Leben der Kinder auf dem Kellerknechthof schonungslos. Die Geschichte ist nicht immer leicht zu lesen. Ich hatte oft einen Kloß im Hals. Die Pflegekinder wurden alle klein gehalten. Ihnen wurde vorgeworfen aus asozialen Verhältnissen zukommen und die Barmherzigkeit der Kellerknecht gar nicht verdient zu haben. Auch als Steffi auf ihre leibliche Mutter trifft, wird sie von der nur schamlos ausgenutzt. Dabei möchte Steffi doch nur einmal liebgehabt werden.
Wie gerne hätte ich Steffi manchmal in den Arm genommen.

Steffi durchlebt in der Geschichte einen großen Leidensweg. Trotz vieler Rückschläge und der Tablettenabhängigkeit, in die sie gerät, habe ich Steffi für ihre Kraft bewundert.

Hera Lind erzählt die Geschichte sehr emotional. Ich war beim Lesen oft den Tränen nahe. Ich denke, der Autorin ging es beim Schreiben und vor allem bei den Gesprächen mit Steffi nicht anders.
Trotzdem hat die Geschichte manchmal eine Leichtigkeit die den Leser*innen über den oft schwer verdaulichen Stoff hinweg hilft. Der Schreibstil von Hera Lind ist flüssig und gut verständlich. Die Charaktere werden gut beschrieben und sind bei weitem nicht alle sympathisch. Die Psychologin Frau Dr. Karin Winkler möchte ich hervorheben, sie war Steffi die größte Stütze.

„Im Namen der Barmherzigkeit“ ist ein Buch nach einem wahren Schicksal, dass mich sehr bewegt hat.

Im Takt der Freiheit

Hanna Caspian
Historischer Roman
441 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Das Fahrrad erobert die Straße

Zum Inhalt:
Hanna Caspian entführt ihre Leser*innen nach Berlin in das Jahr 1888.
Felicitas und ihre jüngere Schwester Tessa sind die Töchter des Eisenbahn-Tycoons Egidius Louisburg. Die Mutter ist gestorben und der Vater ist mit seinem Unternehmen vollauf beschäftigt. Die Erziehung übernehmen andere.
Für die Mädchen ist gut gesorgt, kein Wunsch bleibt offen. Doch Felicitas wünscht sich mehr als schöne Kleider und ein Leben im Wohlstand. Sie wünscht sich mehr Freiheit. Ohne Begleitung darf sie das Haus nicht verlassen, immer muss die Gouvernante an ihrer Seite sein. Trotz der Vater ein Vermögen angehäuft hat, besitzt Felicitas kein eigenes Geld. Auch was die Bildung angeht, sind Felicitas Grenzen gesetzt. Sie darf nur das lernen, was für höhere Töchter angemessen ist. Wichtig ist, dass Felicitas einmal einen Haushalt führen kann. Heiraten soll sie den Sohn eines Grafen. Dabei hat sie doch ganz andere Interessen. Technik interessiert Felicitas, sie träumt davon einmal das Unternehmen ihres Vaters zu übernehmen.
Als Felicitas zufällig den Studenten Lorenz trifft, ist sie von ihm angezogen. Lorenz baut Fahrräder und Felicitas möchte sich mit dem jungen Mann reffen, um einmal auf einem Fahrrad zu sitzen. Diese Freiheit, die Felicitas auf dem Fahrrad spürt, bringt ihr einmal mehr vor Augen, dass sie in einem goldenen Käfig lebt.

„Im Takt der Freiheit von Hanna Caspian ist wieder ein sehr interessanter historischer Roman.
Die Autorin versteht es einfach Charaktere zu entwerfen und durch ihre Geschichte zu führen. Auch in diesem Roman treffen die Leser*innen wieder auf facettenreiche und liebenswerte Protagonisten. Besonders hat mir natürlich Felicitas gefallen. Eine junge Frau, der durch die Zeit, in der sie lebt, praktisch fesseln angelegt werden. Doch Felicitas gibt sich mit einem Leben im Wohlstand nicht zufrieden. Sie ist keine kleine Maus, die nur das tut, was von ihr erwartet wird.
Auch Minna, Felicitas Zofe ist mir schnell sympathisch gewesen. Sie unterstützt Felicitas, versucht ihr immer wieder zu etwas Freiheit zu verhelfen. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich etwas wie Freundschaft.
Und da ist ja auch noch Tessa, Felicitas jüngere und lebhafte Schwester. Auch sie muss man einfach mögen.
Auch die anderen Charaktere sind gut getroffen und wirken alle richtig lebendig.

Hanna Caspian fängt die Zeit der Handlung sehr gut ein. Die Kleidung der Frauen wird gut beschrieben. Überhaupt hat der Stand der Frau, wie oft in Hanna Caspians Romanen einen hohen Stellenwert. Es ist schön zu lesen, dass es immer wieder starke Frauen gab, die aus dem System ausbrechen wollten. Die Vorreiter der Emanzipation.
Das Jahr 1888, in der die Geschichte spielt, ist als Dreikaiserjahr in die Geschichte eingegangen. Seit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs geht es im Land eigentlich aufwärts. Der Fortschritt im Land hält Einzug. Die Menschen werden mobiler. In den Städten gibt es Bahnen die mit Pferden gezogen werden. Hier musste ich schmunzeln. Aus der Erzählung meiner Mutter weiß ich, dass meine Oma so eine Bahn gefahren hat.
Auch das Fahrrad erobert langsam die Straßen. Für Frauen war es anfangs verpönt. Es gehörte sich nicht als Frau sich auf so ein Gefährt zu setzten.

Man spürt in der Geschichte wie akribisch die Autorin recherchiert hat. Viele historische Gegebenheiten fließen in die Geschichte ein.

Hanna Caspian versteht es Realität und Fiktion so fein miteinander zu verweben, dass man es nicht mehr zu trennen vermag.
Die Autorin hat einen leicht verständlichen und unterhaltsamen Schreibstil. Ihre Sprache passt die Autorin immer genau der Zeit an.
Dabei beschreibt sie viele kleine Details, so fühlt man sich direkt in die Zeit zurückversetzt.

Mit „Im Takt der Freiheit“ ist es Hanna Caspian einmal mehr gelungen, das ich ganz tief in eine Geschichte eingetaucht bin.