Pompeji

Eugen Ruge
Roman
364 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein sprachgewaltiger Roman

Covertext:
Als auf einem Berg oberhalb der Stadt Pompeji tote Vögel gefunden werden, hat der Zuwanderer Jowna alias Josephus alias Josse eine Eingebung: Wenn da wirklich ein Vulkan grollt, wie von manchen behauptet wird, sollte man das Weite suchen. Ohne Schulbildung, Geld und Einfluss gelingt es ihm, sich an die Spitze einer Aussteigerbewegung zu setzen.
Bald fürchtet das Stadtoberhaupt Fabius Rufus, die Vulkangerüchte könnten Pompeji schaden. Erst als sich ein paar wohlhabende Bürger für die Gründung einer neuen Siedlung zu interessieren beginnen, die in sicherer Entfernung am Fenster des Meeres liegt, schaltet sich Livia ein, die mächtigste Frau der Stadt.
Allmählich wird der Aussteiger Josse zum Aufsteiger. Seine Weggefährten mit ihrer Schwäche für Fliegenpilzsud und Philosophie werden ihm zur Last, die eigenen Ideen fangen an, ihn zu stören. Doch wie wirft man Überzeugungen über Bord, ohne seine Anhängerschaft zu verprellen? Wie macht man eine Kehrtwende, ohne sich zu drehen?

In seinem Roman „Pompeji“ lässt Eugen Ruge die Antike auf besondere Art aufleben.
Die Einzelnen Kapitel sind als Schriftrollen deklariert was ich schon mal für eine gute Idee halten.
In 18 Schriftrollen erzählt der Autor die Geschichte von Pompeji und dem Ausbruch des Vesuvs.

Die Charaktere sind gut gezeichnet und lebendig.
Im Mittelpunkt steht der Sohn eines Zuwanderers, er hat viele Namen bis er dann schließlich Josse gebannt wird.
Ihm ist es peinlich, dass man ihm Armut und seine wenige Bildung ansieht. Josse durchlebt eine große Entwicklung in der Geschichte. Ich habe ihn sehr gerne begleitet.

Das Buch hat verschiedene Handlungsstränge.
Die Leser*innen treffen auf die verschiedensten zum Teil recht schräge Charaktere.
Interessant ist Georgos, er bezeichnet sich als Fachmann in Sachen Vulkane da er am Ätna gelebt hat.
Er sieht die Zeichen, dass der Berg vor ihnen ein Vulkan ist und ausbrechen wird.
Die Bevölkerung ist zweigeteilt.
Die Unzufriedenen glauben Georgos und lehnen sich gegen die Regierung aus und die Gebildeten halten ihn für einen Spinner.

Verschiedene Gruppen wollen außerhalb von Pompeji eine neue Siedlung bauen.
Josse der es versteht mit Steinen und Zement zu arbeiten macht da „Karriere“
Er versteht es zu tangieren.
Er erhält zunehmend mehr Einfluss und macht Bekanntschaft mit den gutbetuchten Frauen der Stadt.

Mehr möchte ich von der Handlung nicht verraten, dass weitere müsst ihr selbst lesen.

Eugen Ruge versteht es Geschichten zu erzählen und so erzählt er die Geschichte von Pompeji mit einer gewaltigen Sprache.
Die Geschichte aus der Antike wird recht modern interpretiert, man kann das eine oder andere mit der Gegenwart vergleichen.
Auch heute noch gibt es genug Demokratiegegner und Verschwörungstheoretiker.

Hätte Eugen Ruge mir die Geschichte erzählt , hätte ich an seinen Lippen gehangen. So bin ich wie durch einen Sog in die Geschichte gezogen worden und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und gut verständlich.
Durch seinen süffisanten Wortwitz lockert er das Ganze auf.

„Pompeji“ ist eine Geschichte die mit ihren Figuren lebt.
Die Gewaltige und mit viel Wortwitz versehene Sprache haben das Buch zu einem Lesehighlight für mich gemacht.