Die Frauen von Château Blanc

Silke Ziegler
Roman
400 Seiten
erschienen im Grafit Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar


Fünf Frauen, fünf Generationen

Klappentext:
Florence kehrt mit ihrer Tochter Ambre aus dem mondänen Paris in ihren Heimatort Sète in Südfrankreich zurück. Gemeinsam beziehen die beiden die »Rosenvilla«, einen Anbau auf dem Weingut der Familie, das Florence Mutter, Großmutter und Urgroßmutter gemeinsam verwalten. Der Neubeginn fällt allen schwer, die unterschiedlichen Charaktere der fünf Frauen machen das Zusammenleben der Generationen nicht einfacher. Immer wieder hadert Florence mit ihrer Entscheidung. Wird Ambre ihr den Umzug aufs Land jemals verzeihen? Welches Geheimnis hütet Florence‘ Mutter? Erst als Uroma Antoinette beginnt, von ihrer tragischen Vergangenheit in der französischen Résistance zu erzählen, erkennt Florence langsam, worauf es im Leben wirklich ankommt

„Die Frauen von Château Blanc“ von Silke Ziegler ist ein Roman, der seine Leser*innen nach Südfrankreich führt, bis hin zu der Zeit der Résistance.
Die Autorin hat mich schon mit vielen Geschichten aus unterschiedlichen Genre begeistert. Auf den neuen Roman habe ich mich schon gefreut.

Zu Beginn lernen die Leser*innen Florence kennen. Sie lebt mit ihrer Tochter Ambre in Paris. Als die Affäre mit ihrem Chef endet, ist sie gezwungen ihre Arbeitsstelle zu verlassen. Mit großen Bedenken kehrt Florence mit ihrer Tochter in ihr Heimatsort Sète zurück. Dort bezieht sie die Rosenvilla, einen kleinen Anbau auf dem Weingut der Familie. Das Weingut wird von ihrer Mutter, Großmutter und Urgroßmutter verwaltet. Mit Florence und Ambre leben jetzt 5 Frauen aus 5 Generationen auf dem Weingut. Florence fühlt sich zu Beginn nicht wohl auf dem Weingut. Zumal auch der Vater von Ambre im Ort lebt. Auch Ambre hat Probleme mit der neuen Schule.

Silke Ziegler hat mich wieder ganz tief in ihre wunderbare Geschichte eintauche lassen. Die Geschichte hat zwei Zeitebenen. In der Gegenwart verfolgen die Leser*innen dem Leben auf dem Weingut. Das Zusammenleben der 5 Frauen ist nicht immer leicht. Florence trauert immer noch dem Tod ihres Vaters nach. Sie ist Sozialarbeiterin und die Leser*innen erfahren immer mal etwas von den Fällen, die sie betreut.
Ambre hat Schwierigkeiten in der neuen Schule und auch sonst hat sie die üblichen Probleme eines Mädchens im Teenager alter.

Die zweite Zeitebene führt die Leser*innen zurück in die Zeit des 2. Weltkriegs. Hier erzählt Uroma Antoinette von der französischen Résistance und von ihrem Zutun im Widerstand.

Silke Ziegler erzählt ihre Geschichte gleichzeitig mit Spannung und mit viel Gefühl.
Mich haben beide Erzählstränge sehr angesprochen. Einmal war es schön mitzuerleben, wie die 5 Generationen zusammen leben. Auch die Schicksale der Familien die von Florence betreut werden habe ich mit Interesse verfolgt. Die Erzählung der Uroma von der Résistance haben mich sehr beeindruckt.

Silke Ziegler hat tolle Charaktere ins Leben gerufen. Mir sind die Frauen sehr schnell sympathisch gewesen. Ich bin ihnen mit Freude durch die Geschichte gefolgt.

Der Schreibstil der Autorin ist wie immer flüssig, gut verständlich und fesselnd.

„Die Frauen von Château Blanc“ ist ein Roman, den ich mit großer Freude gelesen habe.


Night Road – Der Sommer unseres Lebens

Kristin Hannah
Roman
529 Seiten
Übersetzt aus dem Amerikanischen Englisch von Gabriele Weber-Jarić
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein Sommer der alles verändert

Klappentext:

Von dem Tag an, als sie sich in der Schule begegnen, sind Lexi und Mia unzertrennlich, so verschieden sie auch sein mögen. Gemeinsam mit Mias Zwillingsbruder Zach verbringen sie einen magischen letzten Sommer, bevor sie auf verschiedene Colleges gehen wollen, bis zu jener Nacht, in der einer von ihnen eine verheerende Entscheidung trifft. Die Familie der Zwillinge wird auseinandergerissen, und Lexi verliert alles. Werden sie einen Weg finden, mit den Folgen dieser Nacht zu leben, oder den Mut, einander zu verzeihen?

„Night Road – Der Sommer unseres Lebens“ ist ein bewegender Roman von Kristin Hannah.

Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge Mia und Zach und Lexi, die neu an die Schule kommt.
Lexi ist in verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen, da ihre Mutter im Gefängnis saß. Nachdem die Mutter gestorben ist, holt eine Tante Lexi in ihr Haus. So geliebt und behütet ist sich Lexi bisher nie vorgekommen.
An der neuen Schule lernt Lexi die schüchterne Mia kennen und bald sind die Mädchen unzertrennlich. Auch Mias Zwillingsbruder Zach gesellt sich dazu und die drei wollen den letzten Sommer, bevor sie auf verschiedene Colleges wechseln, genießen.
Die drei schwören sich immer zusammenzuhalten und sich nicht aus den Augen zu verlieren. Doch der Schwur hält nicht lange. In einer Nacht passiert etwas, was zu einer Entscheidung führt, die ihr Leben verändert.

„Night Road – Der Sommer unseres Lebens“ nimmt die Leser*innen mit in diesen Sommer. Man erlebt, wie die drei Jugendlichen zusammenfinden und wie eine falsche Entscheidung sie wieder auseinanderdriften lässt.

Die Charaktere sind gut gezeichnet und die drei Jugendlichen sind mir sympathisch. Auch die restlichen Protagonisten lernt man gut kennen. Vor allem Jude, die Mutter der Zwillinge. Sie ist eine sehr fürsorgliche Mutter, die wir jetzt in einer schweren Stunde kennenlernen.

Erzählt wird die Geschichte zum größten Teil aus der Perspektive von Lexi erzählt. Die Stimmung in dieser Geschichte ist am Anfang unbeschwert, vermittelt Freiheit und Lebenslust. Doch je weiter man ließt, um so mehr verändert sich die Stimmung. Die Geschichte wird traurig, sogar Hass ist zu spüren. Ich habe immer wieder auf ein klärendes Gespräch gehofft und auf ein Verzeihen. Ob es dazu kommt, dass müsst ihr selber lesen.

Kristin Hannah ist eine meisterhafte Erzählerin. Ihr Schreibstil ist Locker, gut verständlich und flüssig.
Die Autorin hat mich schon mit vielen Romanen erfreut.
Sie versteht es ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Ihre Geschichten sind lebendig und emotional.

Ich freue mich immer wieder, wenn ich ein neues Buch der Autorin in Händen halten darf.

Die Bucht

Liz Webb
Roman
375 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Übersetzt aus dem Englischen von Sabine Thiele
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar


Geheimnisvoll und mysteriös

Klappentext:
In der Hoffnung auf einen Neuanfang zieht Nancy mit ihrem Mann Calder auf eine kleine Insel vor der Westküste Schottlands. Es fällt ihr jedoch schwer, sich in der kargen Landschaft mit den verschlossenen Bewohnern einzuleben. Und dann wird auch noch ihr größter Alptraum wahr: Sie findet Calders umgestürztes Boot in einer Bucht, sein Körper treibt regungslos im eiskalten Wasser. Dass er überlebt, gleicht einem Wunder. Doch Calder ist nach diesem Vorfall nicht mehr derselbe. Nancy spürt, dass er etwas vor ihr verbirgt, und sein Verhalten macht ihr Angst. Und als eine Leiche an den Strand gespült wird, weiß Nancy: Ein Neubeginn kann die Vergangenheit niemals völlig auslöschen.

„Die Bucht“ ist ein spannender und geheimnisvoller Roman von Liz Webb.

Nancy und ihr Partner Calder planen einen Neuanfang. Dafür ziehen sie an die Westküste Schottlands, die Heimat von Calder. Das Einleben fällt Nancy nicht leicht, die Landschaft ist karg und das Wasser allgegenwärtig. Zudem sind die Bewohner sehr verschlossen.
Bei einem Sturm gerät Calders Boot zum Kentern und er treibt regungslos im Meer. Sollte das Meer sich Calder holen, wie schon Jahre zuvor seinen Vater? Doch Calder hat Glück und überlebt. Doch nach dem Unfall ist Calder nicht mehr er selbst. Er hat sich sehr verändert und Nancy hat manchmal sogar Angst vor ihm. Auch vieles auf der Insel kommt Nancy seltsam vor. Sie erfährt auch von Calders früherer Freundin Caitlin, sie wird schon seit einiger Zeit vermisst. Doch jedes Jahr trudelt eine Karte bei ihrer Mutter ein. So erfährt Nancy Stück für Stück Dinge aus Calders Leben, die ihr vorher unbekannt waren.

„Die Bucht“ ist ein spannender Roman, fast schon ein Thriller. Liz Webb hat interessante Charaktere zum Leben erweckt. Die Atmosphäre in der Geschichte ist geheimnisvoll und mysteriös. Als Handlungsort hat die Autorin sich eine fiktive Insel ausgedacht. Diese beschreibt sie mit ihrer rauen Landschaft allerdings sehr genau. Auch die Bewohner, es sind nur 83 lernen die Leser*innen gut kennen.
Liz Webb verbreitet eine geheimnisvolle Stimmung, die mir manchmal einen Gänsehautmoment verschafft hat. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gut verständlich und fesselnd. Einmal angefangen, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Liz Webb ist es auch mit ihrem neuen Roman „Die Bucht“ wieder gelungen mich zu begeistern.

Der Junge aus dem Meer

Garrett Carr
Roman
413 Seiten
erschienen im Rowohlt Verlag
Übersetzt aus den Englischen von Katharina Bazum
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein erstaunlicher Debütroman

Klappentext:
In einer kleinen Gemeinde an der Westküste Irlands wird 1973 ein Baby am Strand gefunden. Ambrose, der Fischer, und seine Frau Christine adoptieren den Jungen, der fortan den Namen Brendan Bonnar trägt. Alle sind fasziniert von diesem Kind, dessen Herkunft ein Rätsel ist, und Brendan, der für viele ein Rätsel bleibt, gibt dem vom Sturm der Zeitläufte gebeutelten Dorf die Hoffnung auf ein gutes Leben zurück. Zwanzig Jahre folgen wir dem Leben der Familie, das geprägt ist von Fürsorge und Schweigen, von der Rivalität der Brüder, von finanziellen Sorgen, aber auch dem Glück, von einer Gemeinschaft getragen zu werden.

„Der Junge aus dem Meer“ von Garrett Carr ist die Geschichte eines Jungen, die Geschichte einer Familie und die Geschichte einer Dorfgemeinschaft.

Fast täglich wird Treibgut an den Strand gespült. Doch als ein Baby in einem Fass an den Strand gespült wird, ist das schon etwas Besonderes. Die Dorfgemeinschaft kümmert sich liebevoll um den kleinen Findling. Jede Familie ist bereit, den Jungen einen Tag zu versorgen. Dann wird der Junge von Christine und Ambrose Bonnar adoptiert. Sie geben dem Baby den Namen Brendan. Die Familie hat schon einen Sohn, Declan. Das Verhältnis zwischen den „Brüdern“ bleibt distanziert. Dafür nimmt die gesamte Dorfgemeinschaft Anteil an der Entwicklung des Kindes.

Garrett Carr erzählt die Geschichte sehr gefühlvoll. Die Charaktere sind recht unterschiedlich und sympathisch. Hier wird, außer stellenweise Brendan, niemand hervorgehoben. Die Dorfgemeinschaft ist ein großes Ganzes und es ist auch immer von Wir die Rede. Der Zusammenhalt der Menschen, die in dem kleinen Dorf an der Westküste Irlands gefällt mir sehr gut. Auch hat man beim Lesen das Gefühlt, dass man selbst in diesem Wir eingeschlossen ist. Man ist nicht nur Beobachter, sondern mitten in der Geschichte drin.

Garrett Carr lässt seine Leser*innen 20 Jahre mit Brendan und der Andengemeinschaft verbringen.
Der Autor erzählt nicht nur von den Veränderungen, die im Laufe der Jahre im Dorf vor sich gehen. Es gibt auch viel Zeitkolorit, wie z. B. der Beitritt in die EWG, was für Bauern und Fischer Veränderungen mit sich brachte.
Es ist interessant zu lesen, dass die Zeit auch in einem kleinen irischen Dorf nicht spurlos vorbeigeht.

Garrett Car hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Immer wieder lockert er die Geschichte mit intelligent eingesetzten Witz auf.

„Der Junge aus dem Meer“ ist der Debütroman von Garrett Carr, ich wünsche mir noch viele solcher Geschichten von diesem Autor.




Schwesternschwur

Lisa Wingabe
Roman
468 Seiten
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Andreas Brandl
erschienen im Limes Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Limes Verlag für das Rezensionsexemplar.


Sehr interessanter Roman

Klappentext:
Oklahoma 1909. Die elfjährige Olive weiß, dass ihr Stiefvater es nicht gut mit den beiden Choctaw-Mädchen meint, die als Mündel in seinem Haus untergebracht sind. Als das ältere Mädchen verschwindet, flieht Ollie mit der sechsjährigen Choctaw-Mädchen in die Winding Stair Mountains, das berüchtigte Revier der Geächteten und Schatzsucher, wo sie auf Gleichgesinnte treffen. Erst Jahrzehnte später wird Licht auf das Schicksal der Mädchen fallen, die verzweifelt um ihr Überleben kämpften in einer Welt, in der Frauen und Kinder nichts wert sind und die geprägt ist von politischen Konflikten, Korruption und Gier.

„Schwesternschwur“ ist der neue Roman von Lisa Wingate. Wie schon in „Libellenschwestern“ und „Die Glasperlenmädchen“ befasst sich die Autorin mit den schwächsten in der Gesellschaft, den Kindern.

In „Schwesternschwur“ geht es wieder um das Schicksal von Kindern, unter anderem auch um Kinder der indigenen Völker.

Lisa Wingate entführt ihre Leser*innen nach Oklahoma. Sie beschreibt die schöne Landschaft und die Natur sehr anschaulich.

Die Geschichte hat zwei Zeitebenen. Zum einen das Jahr 1990, hier werden die menschlichen Überreste von drei Kindern gefunden und die Recherche, was wohl mit den Kindern passiert ist beginnt.


Die zweite Zeitebene ist das Jahr 1909, hier lernen die Leser*innen die Kinder Olive, Nessa und Hazel kennen. Wobei Nessa und Hazel zwei Choctaw-Mädchen sind. Ihnen gelingt es aus ihrem Zuhause zu fliehen. Sie flüchten sich in die Winding Stair Mountains. Ein Gebiet in dem vor allem Geächtete und Schatzsucher leben.
Wie ich die Mädchen durchschlagen, das müsst ihr selber lesen.
Als Leser*in lernt man noch eine sehr interessante Frau kennen, die mir bisher völlig unbekannt war. Kate Barnhard, Bevollmächtigte für Soziales und Erziehung des Staates Oklahoma von 1907 bis 1915.
Kate Barnhard, ist meine Heldin, sie hat sich aufopferungsvoll für Kinder eingesetzt. Ich bin der Autorin dankbar, dass ich diese Frau kennenlernen durfte.

Lisa Wingate hat wieder einmal facettenreichen Protagonisten das Leben geschenkt. Sie beschreibt das Lebe der Menschen und vor allem der Kinder im Jahr 1909 sehr authentisch. Es sind die indigenen Völker die erst ausgerottet und später die letzten überlebenden geächtet werden. Gerade die Kinder hätten Schutz gebraucht.

Lisa Wingates Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Die Autorin vermittelt viel historisches Wissen, das sehr interessant ist.

„Schwesternschwur“ ist ein fesselnder und interessanter Roman, den ich mit Freude gelesen habe.

Sommer ohne Plan

Johanna Swanberg
Roman
413 Seiten
erschienen bei Hoffmann & Campe
Übersetzt aus dem Schwedischen von Nina Hoyer
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Hoffmann und Campe für das Rezensionsexemplar


Der ideale Sommer-Roman

Klappentext:
Die perfektionistische Cassi führt in Stockholm ein Restaurant, aber dann ist plötzlich Schluss: Burnout. Cassi erkennt, dass sie so nicht weitermachen kann und fasst einen spontanen Entschluss: Sie kauft eine Waldhütte und verlässt die Stadt. Doch dummerweise geht im nahegelegenen Dorf bald das Gerücht um, sie wäre eine erfahrene Selbsthilfe-Guru. Immer mehr ihrer neuen Nachbarn stehen vor ihrer Tür. Doch statt das kuriose Missverständnis aufzuklären, beschließt Cassi, einfach mitzuspielen und tritt ungewollt eine Lawine aberwitziger Ereignisse los.

„Sommer ohne Plan“ ist ein idealer Sommer-Roman von Johanna Swanberg.

Im Mittelpunkt steht eine perfektionistische junge Frau namens Cassi. Die Restaurantmanagerin ist völlig ausgebrannt, ihr wird klar, das ist ein Burnout. Kurzentschlossen kauft sie ein Häuschen und zieht von der Stadt praktisch in den Wald. Hier möchte Cassi zur Ruhe kommen. Doch in dem nahegelegenen Dorf kommen Gerüchte über Cassi auf. Die Einwohner betiteln sie als Selbsthilfe-Guru und immer öfter klopft jemand an ihre Tür. Von der Idee fasziniert klärt Cassi den Irrtum nicht auf.
Vielmehr gibt sie sich unter anderem als Kennerin von Yoga und einige Gesprächstherapien aus und findet Spaß daran.

Johanna Swanberg ist der Spagat gelungen einen locker und leichten Sommer-Roman zu verfassen der aber doch einigen Tiefgang hat.
Die Leser*innen lernen Cassi gut kennen. Mir ist sie schnell sympathisch geworden. Aber auch die Dorfbewohner mit all ihren Sorgen lernt man zusammen mit Cassi kennen. Die Entwicklung der Geschichte mitzuerleben macht große Freude. Cassi ist nicht nur für die Dorfbewohner ein Segen, sondern die Dorfbewohner auch für Cassi. Eigentlich brauchen alle nur jemanden der wirtlich zuhört und erkennt, welche Sorgen und Nöte der einzelne hat, dafür braucht man keine psychologische Ausbildung. Es braucht einfach nur ein bisschen Menschlichkeit, das kann sehr viel bewirken.

So zeigt Johanna Swanberg gut auf, dass nicht jeder nur sich der nächsten sein soll, sondern auch einmal schauen, ob es dem Nachbarn gut geht.

Mich hat diese leichte aber doch tiefgründige Geschichte sehr berührt. Die Charaktere sind sehr lebendig und sympathisch. Der Schreibstil von Johanna Swanberg ist flüssig und gut verständlich. Immer wieder lockert die Autorin die Geschichte mit Humor auf.

„Sommer ohne Plan“ ist ein Roman für schöne Sommertage, einfach lesen und genießen.

Um jeden Preis

Hera Lind
Roman
523 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein berührender Schicksalsroman

Klappentext:
1944 beginnt für die 16-jährige Lydia ein Alptraum, der nicht enden will: Als die Rote Armee auf ihr kleines Dorf bei Odessa in der Ukraine vorrückt, flieht die Familie. Sie schaffen es sogar bis nach Deutschland, doch sie werden zurückgeholt. Mit Mutter und vier Geschwistern wird Lydia bei minus 50 Grad nach Sibirien verschleppt. Zwölf unbarmherzige Jahre lang kämpft sie in einem Gulag ums Überleben und wird Mutter von acht Kindern, von denen sechs überleben. Als man sie endlich aus dem Lager entlässt, ist der eiserne Vorhang dicht. Weitere zwölf Jahre irrt sie mit den Kindern durch die Sowjetunion, immer nur ein Ziel von Augen: um jeden Preis mit ihnen nach Westdeutschland gelangen, auch wenn sie da noch nie war. Denn Deutschland ist ihre Heimat!

„Um jeden Preis“ ist ein sehr berührender Schicksalsroman Hera Lind.

Im Mittelpunkt steht Lydia, die die Leser*innen über eine lange und tragische Zeit begleiten. Geboren wurde Lydia in einem kleinen Ort namens Hahnhofen, in der Nähe von Odessa am Schwarzen Meer. Lydia und ihre Familie sind deutscher Abstammung. Die Vorfahren sind aufgrund von russischen Werbern, in die Ukraine ausgewandert. Doch als der 2. Weltkrieg ausbrach, wurde ihr Vater eingezogen und Lydia musste mit ihrer Mutter und den 4 Geschwister fliehen. Ihre Hoffnung war, in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren. Bis Ostdeutschland schafften sie es, doch dann kamen die Russen und nahmen sie gefangen. Als Kriegsgefangenen mussten sie in Sibirien 12 Jahre lang als Zwangsarbeiter unter unvorstellbaren Bedingungen ihr Leben fristen. Als sie endlich die Freiheit wiedererlangten gingen sie nach Kasachstan. Lydia war mittlerweile selbst verheiratet und hatte 6 Kinder. Das Ziel nach Westdeutschland zurückzukehren hat sie nie aus den Augen verloren.

Hera Lind vermittelt das Leben der Familie Groß und später auch Lydias Familie Judt schonungslos ehrlich. Die Geschichte ist nicht immer leicht zu lesen. Ich hatte oft einen Kloß im Hals. Man kann sich nicht vorstellen wie das Leben in Sibirien wirklich war. Wie es ist bei Minus 50 Grad kilometerweit zu laufen, um seine Arbeitsstelle zu erreichen. Der Hunger war ihr ständiger Begleiter.
Der Zusammenhalt der Familie war erstaunlich. Ich denke, ohne dieser Zusammenhalt hätten sie auch nicht überlebt.
Hera Lind beschreibt die Familie sehr eingehend. Ich konnte mir die einzelnen Charaktere genau vorstellen. Ich habe viel mit ihnen gelitten und mich über jede erfreuliche Kleinigkeit mit ihnen gefreut.
Auch die Handlungsorte werden in all ihrer Tristes gut beschrieben. Ich muss sagen, dass mir bei all dieser Kälte manchmal ein Schauer über den Rücken gelaufen ist.

Hera Lind erzählt die Geschichte sehr emotional. Ich war beim Lesen oft den Tränen nahe. Ich denke, der Autorin ging es beim Schreiben und vor allem bei den Gesprächen mit der Familie Judt nicht anders.
Trotzdem hat die Geschichte manchmal eine Leichtigkeit die den Leser*innen über den oft schwer verdaulichen Stoff hinweg hilft. Der Schreibstil von Hera Lind ist flüssig und gut verständlich. Die Geschichte wurde zu Beginn aus der Perspektive von Lydia erzählt und gegen Ende hin aus wechselnden Perspektiven der Kinder. Beim lesen stößt man immer wieder einmal auf Wiederholungen. Auch hat die Zeit in Sibirien und in Kasachstan sich etwas in die Länge gezogen. Hie wären ein paar Seiten weniger vielleicht besser gewesen.

Um jeden Preis“ ist ein Buch nach einem wahren Schicksal, dass mich sehr bewegt hat.

Flusslinien

Katharina Hagena
Roman
390 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar


Drei Menschen, drei Schicksale

Klappentext:
Margrit Raven ist hundertzwei und wartet auf den Tod. Früher war sie Stimmbildnerin, jetzt lebt sie in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Jeden Tag lässt sie sich von dem jungen Fahrer Arthur in den Römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf den Fluss, erinnert sie sich: an ihre Kindheit, den Krieg, ihre Liebhaber und an das, was sie über die einstige Gärtnerin dieses Parks weiß, Else, die große Liebe ihrer Mutter.

Die Erinnerungen halten Margrit am Leben und die Besuche ihrer zornigen Enkelin. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet und übernachtet nun allein in einer Hütte an der Elbe. Während sie Margrit, deren Mitbewohner und sich selbst im Keller der Seniorenresidenz tätowiert, versucht sie, Stich für Stich, ihre Kraft und ihr Leben zurückzugewinnen.

Und dann ist da noch Arthur. Wenn er gerade niemanden zur Dialyse fährt, sucht er mit einer Metallsonde den Strand ab, erfindet Sprachen, kämpft für gefährdete Arten und ringt mit einer Schuld.

Um nicht vom Strom der eigenen Erinnerungen fortgerissen zu werden, müssen sich die drei auf sich selbst besinnen. Und aufeinander einlassen.

„Flusslinien“ von Katharina Hagena ist ein Roman über drei Menschen und drei Schicksale.

Die wichtigsten Personen sind Margrit Raven, ihre Enkelin Luzie und der Fahrer Arthur.
Margit ist 102 Jahre und lebt in einer Seniorenresidenz. Jeden Tag lässt sie sich von Arthut in den Römischen Garten fahren und sieht dem Fluss zu. Dabei erinnert sie sich zurück an ihr langes Leben. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, an ihre Eltern, an Beziehungen und an den Krieg den sie miterleben musste.

Luzie hat sich von der Schule abgemeldet bevor sie ihr Abitur gemacht hat. Sie ist noch jung und doch hat sie schon schmerzhafte Erinnerungen. Sie wurde von einem Mitschüler vergewaltigt und kämpft seither gegen die Dämonen.

Arthur ist Fahrer und fährt die Senioren nach Bedarf zu verschiedenen Orten. Am Anfang ist Arthur nur eine Randfigur. Aber je weiter die Geschichte fortschreitet, so mehr rückt Arthur ins Licht. Er scheint so etwas wie ein Vermittler zwischen der alten Margit und der jungen Luzie zu sein.

Katharina Hagena erzählt die Geschichte ganz wunderbar. Die wechselten Perspektiven machen die Geschichte interessant. Es macht Freude den Gedankengängen der einzelnen Charaktere zu folgen. Die Leser*innen erfahren immer mehr über die einzelnen Personen. Man bekommt dadurch ein gutes Bild von Margit, Luzie und Arthur, kann sie immer besser verstehen und auch Luzies Widerspenstigkeit hat einen Grund.

Der Schreibstil von Katharina Hagena ist flüssig und gut verständlich. Die Leichtigkeit, mit der die Autorin der Gedanken der Charaktere vermittelt, sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen.

„Flusslinien“ ist ein großartiger Roman über das Leben und seine Wendungen. Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen.

Vor hundert Sommer

Katharina Fuchs
Roman
540 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein großer Familienroman über drei Generationen

Klappentext:
Lena eckt an, seit sie denken kann: in der Schule, im Studium, in Beziehungen und in ihrem politischen Engagement. Als sie mit ihrer Mutter Anja die Wohnung der Großmutter ausräumt, entdeckt sie das Vermächtnis von Anjas Großtante Clara, über deren Leben stets der Schatten von etwas Unausgesprochenem lag. Im Berlin der 1920er-Jahre interessiert sich die junge Clara kaum für Politik. Selbst als 1933 alle Zeichen auf Sturm stehen, gestattet sie dem idealistischen Revolutionär Aleksei, im Hinterzimmer ihres Hundesalons geheime Treffen abzuhalten, ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich und ihre Familie dadurch bringt. Endlich erkennt Lena, dass sie nicht die Erste in der Familie ist, die ein konfliktträchtiges Leben führt und dass es um mehr geht als nur um eine verheimlichte Liebe. Schließlich treffen Mutter und Tochter eine Entscheidung, die niemand in ihrer Familie nachvollziehen kann.

„Vor hundert Sommer“ ist ein bewegender Familienroman von Katharina Fuchs.
Die Autorin hat mich schon mit einigen Romanen begeistert, auf ihr neues Werk war ich sehr gespannt.

Im Mittelpunkt stehen 3 Frauen und deren Schicksal. Die Leser*innen lernen Lena, ihre Mutter Anja und Anjas Großtante Clara kennen. Aber auch Elisabeth, die Mutter von Anja spielt eine Rolle in der Geschichte.

Lena eckt gerne an, egal ob in der Schule, im Studium oder in ihren Beziehungen. Was Lena nicht weiß, ein unsichtbares Band verbindet sie mit Clara, der Großtante ihrer Mutter.
Anja und Lena müssen die Wohnung von Anjas Mutter räumen, da die betagte Frau in ein Heim umziehen muss. Dabei stoßen sie auf einen alten Koffer, der unerklärliche Dinge aus der Vergangenheit enthält. Es ergeben sich viele Fragen die sie der Mutter/Oma stellen wollen.
So erzählt Elisabeth aus ihrem früheren Leben und kommt automatisch auf ihre Tante Clara, die ihr Leben geprägt hat zu sprechen.

In der 2. Zeitebene lernen die Leser*innen dann Clara gut kennen.
Auch Clara eckte oft an, dabei war das meist ungewollt. Sie arbeitet in den 1920er Jahren als Flaschenspülerin, doch dann war sie so mutig und eröffnete einen Hundesalon.
Mit Clara erleben die Leser*innen die schlimmen Jahre der NS Zeit. Vor allem sind es schwerwiegende Entscheidungen von Clara die sie in große Schwierigkeiten bringen.

Katharina Fuchs erzählt in ihrem neuen Roman eine Familiengeschichte über mehrere Generationen.
Mich hat sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit sehr berührt.
Sehr authentisch erzählt die Autorin aus dem Leben von Clara und Elisabeth während der Nazizeit. Aber auch die Geschichte von Anja und Lena wird sehr realistisch erzählt. Obwohl die Gegenwart eine ganz andere Zeit ist, spürt man Verbindungen zwischen den Zeitebenen. Auch Lena lernt Antisemitismus kennen, auch sie weiß, was Mobbing ist. Natürlich ist Lenas Leben viel einfacher, weil die Zeit eben eine andere ist aber interessant fand ich die Verbindungen schon.

Wie schon in anderen Romanen verwebt Katharina Fuchs die Vergangenheit und die Gegenwart zu einer großen Geschichte. Dabei sind ihre Charaktere sehr lebendig. Im Nachwort erfahren die Leser*innen, dass Clara die Großtante von Katharina Fuchs ist und die Schwägerin von ihrer Großmutter Anna, die man schon in dem Roman „Zwei Handvoll Leben“ kennenlernen durfte.

Katharina Fuchs hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Ich bin nach wenigen Seiten ganz tief in die Geschichte eingetaucht und habe das Buch an zwei Abenden gelesen.

„Vor hundert Sommer“ ist einmal mehr ein Roman von Katharina Fuchs, der mich einfach nur begeistert hat.

Stromlinien

Rebekka Frank
Roman
502 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar


Eine spannend erzählte Familiengeschichte

Klappentext:
Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie leben im Rhythmus von Ebbe und Flut, beobachten Kormorane und Austernfischer und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird. Doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea spurlos, sondern auch Jale. Entschlossen durchkämmt Enna auf der Suche nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.

„Stromlinien“ von Rebekka Frank ist eine spannend erzählte Familiengeschichte.
Schon alleine das Cover ist ein Hingucker, man muss das Buch unbedingt in die Hand nehmen.

Die Zwillinge Enna und Jale leben bei ihrer Großmutter Ehmi, da die Mutter Alea im Gefängnis ist. Warum, das hat man den Zwillingen nie gesagt, darüber herrscht in der Familie Schweigen. Enna und Jale zählen die Tage bis ihre Mutter endlich aus der Haft entlassen wird. Doch als der Tag endlich da ist, ist Jale plötzlich verschwunden. Enna muss alleine zum Gefängnis und vor dessen Tor auf die Mutter warten. Doch auch die Mutter verschwindet, ohne Spuren zu hinterlassen.
Enna ist verzweifelt, sie hat eine sehr enge Bindung zu ihrer Zwillingsschwester und eigentlich erzählen sie sich auch alles. Enna macht sich auf und durchkämmt das Alte Land, in der Hoffnung eine Spur von ihrer Mutter und ihrer Schwester zu finden.

Rebekka Frank entführt ihre Leser*innen in die Elbmarsch. Die Beschreibung der Handlungsorte und der Natur ist so intensiv, man kann die Schönheit der Landschaft richtig vor seinem inneren Auge sehen. Wir begleiten Enna wie sie auf einem Boot auf der Elbe und der Lühe fährt und die Ufer absucht. Wie sie durchs Alte Land streicht um ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester zu finden.
Dabei erfährt man so einiges von der Landschaft und von den Strömungen der Flüsse und von Schiffsunglücken. Diese interessanten Informationen werden ganz nebenbei vermittelt.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, sie sind recht unterschiedlich und wirken alle richtig lebendig. Alle sind auf eine gewisse Art sympathisch. Die Familienmitglieder über verschiedene Generationen gesehen, sind allerdings alle etwas distanziert. Es gibt keine enge Bindung zwischen den einzelnen Personen.

Die Geschichte hat verschiedene Zeitebenen. Als Gegenwart ist das Jahr 2023 festgelegt, dann und gibt es Rückblicke in die 1980er Jahre und in das Jahr 1923. Die Leser*innen lernen verschiedene Familienmitglieder kennen, erfahren mehr von Alea als junges Mädchen und von ihrer Inhaftierung. Vor allem herrscht in der Familie Schweigen. Es muss weit zurück in die Vergangenheit geschaut werden, um das Familiengeheimnis Stück für Stück zu entblättern. Dabei liest man viel von Tragik und von Schmerz. Immer wieder ist von einer Toten die Rede, die im Fluss treibt. Was es damit auf sich hat und was genau in der Familie verschwiegen wird, kommt nur langsam zu Vorschein.

Rebekka Frank erzählt die Geschichte recht spannend. Ich konnte nach einigen Seiten das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Die Autorin nimmt ihre Leser*innen mit auf eine Reise durch die Erbmarsch und in vergangene Zeiten.

„Stromlinien“ ist ein Roman, der mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Ich habe die gut 500 Seiten an zwei Abenden gelesen.