Smiley

Nick Harkaway
Roman
363 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Spitzenagenten George Smiley erwacht zu neuem Leben

Klappentext:
Als im Frühling 1963 ein russischer Spion zu den Briten überläuft, holt der Secret Service den Spitzenagenten George Smiley aus dem „Ruhestand“ zurück. Der russische Spion hätte in London einen Exil-Ungarn töten sollen. Doch der ist plötzlich unauffindbar. Smiley nimmt die Verfolgung auf, und die Spur führt ihn nach Berlin, zu seinem ärgsten Widersacher: dem Mann, der für Smileys Niederlage an der Berliner Mauer verantwortlich war. Doch der ist ihm, wie es scheint, immer einen Schritt voraus.

„Smiley“ ist ein Roman von Nick Harkaway, auf den ich sehr gespannt war.

Liebhabern von Spionageromanen ist George Smiley natürlich ein Begriff. Er ist eine der besten Romanfiguren von dem 2020 verstorbenen John Le Carré. Bei mir kam de Frage auf, wie kommt es dazu, dass George Smiley zu neuem Leben erweckt wird. Der Autor des Romans Nick Harkaway, ist der Sohn von John Le Carré und setzt seinem Vater hiermit ein Denkmal.

Die Geschichte versetzt die Leser*innen zurück in die Zeit des kalten Kriegs. Die Geschichte ist in den 1960er Jahren angesiedelt.
Smiley hat den „Circus“ verlassen und genießt eine glückliche he. Doch es gibt Vorkommnisse, die seine Rückkehr fordern. Es Verschwinden ein ungarischer Literaturagenten und Smiley ist wieder im Einsatz.

Nick Harkaway versteht es meisterhaft Verschleierung, falsche Identitäten und Legenden glaubhaft zu vermitteln. Die Zeit des kalten Kriegs, die der Autor nicht selbst erlebt hat, da er noch zu jung ist bringt Nick Harkaway glaubhaft in seinen Roman ein.

Die Charaktere werden gut beschrieben. Smiley ist nicht anzumerken, dass er von einer neuen Hand geführt wird.
Die Handlungsorte sind unter anderem Wien und Berlin.

Nick Harkaway schreibt sehr spannend und fesselnd.
Mit „Smiley“ hat er seinem Vater, dem berühmten John Le Carré alle Ehre gemacht.

Ob es weitere Abenteuer mit dem Agenten Smiley gibt? Ich würde mich darüber freuen.

Sommer Ende

Tobias Premper
Roman
173 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein skurriler Roman, der eine Sogwirkung hat

Klappentext:
Die Berliner Eheleute Romy und Daddy fahren übers Wochenende aufs Land. Dort erwartet sie ein Testament, das Millionen wert ist. Daddy hat es darauf abgesehen, erst Romys Eltern und dann auch sie zu ermorden, um allein an ihr Erbe zu gelangen. Unterwegs jedoch geraten sie in die Hölle auf Erden: endlose Autostaus, Unfälle, unzurechnungsfähige Wegelagerer, skrupellose Entführer, Kannibalen und Napoleon. Ihr Leben wird zum Alptraum. Aber war es das nicht bereits?

„Sommer Ende“ von Tobias Premper ist der skurrilste Roman, den ich bisher gelesen habe.

Im Mittelpunkt steht das Ehepaar Romy und Daddy, die zu Beginn noch Emil und Claire heißen und sich gegenseitig betrügen.
Sie begeben sich an einem Wochenende auf einen Roadtrip und erleben viele skurrile Dinge. Ich habe mich gefragt, ob einer der Beiden die Geschichte überleben wird.

Tobias Premper hat diese Geschichte nicht wie ein Roman verfasst, sondern mehr wie ein Drehbuch. So beschreibt er auch die Dinge und die Vorgänge in vielen Einzelheiten.
Die Charaktere sind sehr skurril und auch die Geschichte ist hanebüchen. Trotzdem hat die Geschichte eine Sogwirkung und ich konnte nicht aufhören zu lesen.

„Sommer Ende“ von Tobias Premper ist so anders, dass man die Geschichte einfach lesen muss.

Sputnik

Christian Berkel
Roman
379 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein autofiktionaler Roman

In seinem großen Erfolgsroman „Der Apfelbaum“ erzählte Christian Berkel die Geschichte seiner Mutter Sala. In seinem Roman „Ada“ führt er die Geschichte mit Ada, der Tochter von Sala fort.
Jetzt im 3. Roman „Sputnik“ erzählt Christian Berkel seine Geschichte.

Am 4. Oktober 1957 erreichte der Satellit „Sputnik“ die Erdumlaufbahn. Kurz darauf wurde in West-Berlin ein Kind geboren, dem der Name „Sputnik“ für immer anhaften wird. Für Sputnik war und ist die Welt eine große Bühne, auf der er performt.
Wie könnte der autofiktionale Roman von Christian Berkel also anders heißen als „Sputnik“.
Aufgewachsen ist Christian Berkel mit seiner Mutter Sala, seinem Vater Otto und seinen Geschwistern.
Seiner Schwester Ada und seiner Mutter Sala hat der Autor ja schon eigene Romane gewidmet.

Der Autor beginnt mit seiner Erzählung schon bei der Zeugung und erzählt von seinem Wachsen im Mutterleib.
Sputnik wurde von seinen Eltern liebevoll erzogen. Kunst wurde in der Familie immer gefördert. Trotzdem fühlte Sputnik sich nicht zugehörig. Die Traumata seiner Eltern waren für ihn zu spüren. Der Vater war lange in Kriegsgefangenschaft. Die Mutter als Jüdin verfolgt. Von seiner Mutter hat Sputnik früh französisch gelernt und fühlte sich immer zu Frankreich hingezogen. So ist er auch mit dem Ziel Schauspieler zu werden nach Paris gegangen. Als der Erfolg ausblieb, kehrte er nach Deutschland zurück. Nach einer Zeit, wo er sich ausprobiert hat, stellten sich dann die ersten Erfolge ein.

Christian Berkel erzählt die Geschichte in der Ich-Perspektive.
Der Autor findet eindrucksvolle Worte und vermittelt dem Leser das Gefühl, mitten in der Geschichte zu sein. Für mich war das Lesen, als würde Christian Berkel mir seine Lebensgeschichte erzählen.
In der Erzählung kann man viele Stationen im Leben des Autors nachverfolgen.

„Sputnik“ ist ein beeindruckender Roman von Christian Berkel und kann unabhängig von „Apfelbaum“ und „Ada“ gelesen werden.

Wenn du mich findest

Hanni Münzer
Roman
345 Seiten
erschienen im Eisele Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Eisele Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein fesselnder Roman

Klappentext:
Was wäre, wenn dir der Richtige zur falschen Zeit begegnet? Weil dein Leben eine Lüge ist und du keine Komplikationen gebrauchen kannst? Du gehst der Liebe aus dem Weg. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit der temperamentvollen Studentin Gina. Was niemand weiß: Sie ist auf der Flucht vor einer dunklen Vergangenheit, und jeder Tag könnte ihr letzter sein.
Riccardo ist Mitte dreißig, sieht blendend aus und hat im Leben alles erreicht. Erfolg, Geld, Frauen. nichts interessiert ihn mehr wirklich. Bis er in Venedig der mysteriösen Gina begegnet, und plötzlich ist alles anders. Doch Gina lässt ihn abblitzen. Fasziniert von dem Mädchen mit den traurigen Augen, heftet sich Riccardo auf ihre Fersen und kommt ihrem Geheimnis auf die Spur. Als Gina spurlos verschwindet und Riccardo ein ungeheuerliches Video zugespielt wird, riskiert er alles, um sie wiederzufinden. sogar sein Leben.

„Wenn du mich findest“ ist ein spannender Roman von Hanni Münzer. Bisher ist mir die Autorin durch ihre Historischen Romane bekannt, hier zeigt sie sich von einer anderen Seite.
Das Buch ist 2015 schon einmal unter dem Titel „Das Mädchen hinter der Maske: Venedig Love Story“ erschienen, mir allerdings bisher unbekannt gewesen.

Im Mittelpunkt stehen Gina und Riccardo.
Gina hat eine geschundene Seele und lässt keine Nähe zu. So lässt sie auch Riccardo, der Gina gerne näherkommen möchte abblitzen. Gina läuft vor ihrer eigenen Vergangenheit davon.
Riccardo hingegen ist lebensfroh. Er hat Erfolg, vor allem bei Frauen. So lässt er sich auch nicht so schnell von Gina vergraulen. Doch langsam kommt er Ginas Geheimnis auf die Spur.
Doch Gina wird entführt und Riccardo will alles dafür tun, sie wiederzufinden.

Hanni Münzer hat sich hier einem ganz anderen Genre gewidmet. Auf sehr spannende und auch unterhaltsame Art erzählt sie die Geschichte. Es ist ein Katz- und Maus-Spiel, es geht um Liebe, um Vergessen und um Schmerz der tief in der Seele sitzt.

Die Charaktere werden gut beschrieben und eindrucksvoll durch die Geschichte geführt.
Ich habe Gina und auch >Riccardo gerne begleitet.

Hanni Münzer baut schnell Spannung auf und hält sie auch über die gesamte Geschichte aufrecht. Zeitweise konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen.
Das Buch hat eine Triggerwarnung, es enthält Szenen mit sexuellen Inhalten sowie die Thematisierung von sexualisierter Gewalt.

„Wenn du mich findest“ ist eine spannende Geschichte, die ich gerne gelesen habe.

Wir kommen zurecht

Annika Büsing
Roman
281 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Coming-of-Age-Roman vom Feinsten

Klappentext:
Philipp hat gelernt, sich am Riemen zu reißen, den Mund zu halten und niemandem auf die Nerven zu gehen. Er ist fast achtzehn und steht kurz vor dem Abi. Sein Vater, ein erfolgreicher Chirurg, hat eine neue Freundin und »stemmt die Welt«, während seine Mutter nur noch ab und zu verschwommenen in seinen Gedanken auftaucht. Halt findet Philipp bei seinem besten Freund Lorenz, mit dem er fast alles teilt, bis auf seine unklaren Erinnerungen an einen Hund oder seine wilde Liebe zu Studentin Mascha. Als die Polizei anruft und wieder einmal nach Philipps Mutter sucht, muss er sich entscheiden, ob er weiterhin unsichtbar bleiben will oder endlich für sich selbst einsteht.

„Wir kommen schon zurecht“ ist eine tragische Familiengeschichte von Annika Büsing.

Im Mittelpunkt steht Philipp, ein 17-jähriger Junge der kurz vor seinem Abitur steht. Sein Vater ist ein erfolgreicher Chirurg und schenkt der Mutter von Philipp keinen Gedanken mehr. Da versucht Philipp sich zu Hause mit der neuen Freundin seines Vaters zu arrangieren.
Belastend ist für Philipp die psychische Krankheit seiner Mutter, auch wenn er kaum Kontakt zu ihr hat. Noch nicht einmal sein bester Freund Lorenz, mit dem er alles teilen kann weiß von seiner Mutter.

Annika Büsing von der ich schon „Nordstadt“ gelesen habe ist eine feine Beobachterin. Sie erschafft Protagonisten in all ihrer Feinheit, ihren guten, wie ihren schlechten Eigenschaften und lässt sie lebendig werden.
Diese Familiengeschichte erzählt die Autorin mit vielen Details. Die psychische Krankheit der Mutter wird dabei gut herausgestellt. Aber auch was das mit Philipp macht, in einer zerrütteten Ehe seiner Eltern und mit der kranken Mutter aufzuwachsen wird hier sehr gut vermittelt. Das Leid und die Scham von Philipp haben mich berührt.
Philipp ist fast 18 Jahre und macht gerade Abitur. Er durchlebt eine Entwicklung, macht erste Erfahrungen mit Partys und Alkohol.

Annika Büsing hat einen sehr bildhaften Schreibstil, man kann sich alles gut vorstellen.
„Wir kommen schon zurecht“ ist ein interessanter Coming-of-Age-Roman und lässt am tief in Philipps Seele blicken.

Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt null Prozent

Michael Ebert
Roman
235 Seiten
erschienen im Penguin Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Penguin Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein sehr ausdrucksstarker Roman

Klappentext:
Dr. Hannes Hennes, leicht unterforderter Mathelehrer, glücklicher Ehemann und Vater, könnte ein zufriedener Mensch sein. Doch seit dieser demütigenden Sache bei der Nobelpreisverleihung in Stockholm und dem peinlichen Auftritt bei Günther Jauch läuft in seinem Leben alles schief. Natürlich hätte er auch niemals mit dem Jagdgewehr seines besten Freundes schießen dürfen.
Als Hannes erfährt, dass das Gehirn seines Idols, des berühmten Mathematikers Carl Friedrich Gauß, gestohlen wurde, macht er sich auf zu einem Abenteuer, das ihn in ein Luxushotel, in die Katakomben der Charité und in ein gnadenloses Männerseminar führt. Seine Pechsträhne scheint zu enden, als ihm ein geheimnisvoller Wissenschaftler ein unwiderstehliches Angebot unterbreitet. Aber das Schicksal hat noch viel mit ihm vor.

„Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt null Prozent“ ist ein kraftvoller und ausdrucksstarker Roman von Michael Ebert.

Im Mittelpunkt steht Dr. Hannes Hennes. Er ist Mathelehrer, Ehemann und Vater. Eigentlich ist er zufrieden und glücklich. Doch sein Leben ändert sich mit einem Schlag. Nach und nach passieren ihm 4 Katastrophen und er scheint dadurch seine Familie zu verlieren.

Die Geschichte beginnt, wie Hannes in Frauenkleidern und eine Schöpfkelle in der Hand flieht und unterwegs von der Polizei angehalten wird und in Erklärungsnot gerät.
Daraufhin bekommen die Leser*innen die 4 Katastrophen von Hannes erzählt. Einmal bei einer Nobelpreisverleihung in Stockholm, dann bei Günther Jauch, wo Hannes sich palmiert, es folg eine Jagd, bei der er einen Kollegen begleitet und die böse endet und ganz nebenbei holt Hannes noch das Gehirn von Gauß aus der Charité. Zum Schluss besucht Hannes ein Männerseminar und wir sind wieder am Anfang der Geschichte angelangt.

Die Geschichte ist traurig und humorvoll zu gleich. Mich hat die Pechsträhne von Hannes sehr berührt. Vor allem seinen Selbstmordgedanken. Ein Schmunzeln konnte ich mir trotz allem nicht verkneifen.

Michael Ebert erzählt ausdrucksstark wie schnell aneinandergereihte Zufälle das Leben eines Menschen aus der Bahn werfen kann.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig, gut verständlich und mit geistreichem Witz versehen.
Die Charaktere sind recht unterschiedlich. Besonders Hannes habe ich liebgewonnen. Oft hätte ich ihn gerne tröstend in die Arme geschlossen.

„Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt null Prozent“ ist eine Geschichte von Zufällen, Schuld und Scham, die mich sehr beeindruckt hat.

Merci Agneta

Emma Hamberg
Roman
428 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Der ideale Urlaubsroman

Klappentext:
Agnetas wahres Leben hat endlich begonnen, ihr altes lässt sie erstmal zurück. Soll es doch sehen, wo es bleibt! Denn sie weiß genau, wo sie sein möchte: hier in Saint Carelle, mitten in der traumhaften Provence. Zusammen mit dem exzentrischen Einar, der lebensweisen Bonnibelle und ihrem Schwarm Fabien kann der Sommer genauso weitergehen. Doch die Ruhe trügt und Agneta muss kämpfen, für sich und für ihre Freunde.

„Merci Agneta“ ist der 2. Band der Dilogie Neuanfang auf Französisch von Emma Hamberg.

Die Geschichte schließt sich an den ersten Band „Bonjour Agneta“ an. Agneta hat ihr altes Leben in Schweden hinter sich gelassen und ist mittlerweile in Saint Carelle, in der Provence angekommen.
Agneta kümmert sich um den an Demenz leidenten Einar und versucht sich selbst zu reflektieren, sich selbst wieder zu finden. Als Agneta mit sich selbst im Reinen ist und denkt, so kann es nun weitergehen, wird das Kloster, das ihr Zuhause geworden ist, bedroht. Jetzt heißt es kämpfen, wenn Agneta nicht alles verlieren will.

„Merci Agneta“ ist ein Roman über Selbstreflexion und Neuerfindung.
Emma Hamberg erzählt die Geschichte mit viel Gefühl und mit Humor.
Agneta ist mir im ersten Band schon schnell sympathisch gewesen und ich habe sie gerne wieder bei ihrem Abenteuer begleitet.
Agneta durchlebt auch im zweiten Band noch einmal eine große Entwicklung. Am Anfang ist sie eine Frau in den mittleren Jahren die an sich zweifelt. Agneta hatte das Gefühl, ob privat oder beruflich nicht mehr wahrgenommen zu werden.
In der Provence hat sie zu sich selbst gefunden. Ist mit sich und der Welt in Einklang.

Auch Einar wurde mir im ersten Band schon sympathischer, auch wenn er, manchmal etwas exzentrisch rüberkommt. Seine Lebens- und Liebesgeschichte hat mich berührt.

Ganz nebenbei vermittelt die Autorin auch das französische Lebensgefühl. Es wird gemeinsam gekocht, gegessen und getrunken.

Der Schreibstil von Emma Hamberg ist flüssig und gut verständlich. Auch wenn der Roman seine traurigen Stellen hat, sprüht die Geschichte doch vor Lebensfreude.

„Merci Agneta“ ist der ideale Sommerroman und ein guter Begleiter für den Urlaub.

Was man von hier aus sehen kann

Mariana Leky
Roman
315 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine wunderbare Geschichte

Klappentext:
Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.

„Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ein Roman über ein kleines Dorf und seine Bewohner im Westerwald.

Vor 8 Wochen bin ich von der Großstadt in ein kleinen Dorf im Westerwald gezogen. Was liegt da näher, als Mariana Lekys neuen Roman zu lesen.
Von der Autorin habe ich schon viele positive Meinungen gehört. Für mich ist es das erste Buch von Mariana Leky.

Im Mittelpunkt steht Luise. Sie ist zu Beginn der Geschichte neun Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf im Westerwald. Die wichtigste Person ist für Luise ihre Oma Selma. Selma kümmert sich sehr liebevoll um Luise und gibt dem Mädchen mehr Liebe und Selbstvertrauen als Luises Eltern.
Die Großmutter Selma ist eine interessante Frau. Sie kann den Tod vorhersehen. Immer dann, wenn sie von einem Okapi träumt, passiert es, es stirbt jemand innerhalb der nächsten 24 Stunden.
Luise stellt sich die Frage, was in einem Menschen vorgeht der kurz vor seinem Tod steht.

Mariana Leky erzählt die Geschichte wunderschön. Die Themen in der Geschichte sind zum einen die Liebe, die Luise bis zu einem Kloster in Japan führt. Aber auch Verlust und Tod werden immer wieder aufgegriffen.
Die Charaktere die Mariane Leky erschaffen hat sind liebenswert und zum Teil skurril. Die Dorfbewohner werden genau beschrieben und fast schon psychologisch unter die Lupe genommen. Man hat später das Gefühlt, jeden einzelnen gut zu kennen.

Der Schreibstil von Mariana Leky ist flüssig, gut verständlich und fesselnd. Die Geschichte wird immer wieder durch ihren Humor aufgelockert.

„Was man von hier aus sehen kann“ ist eine Geschichte, in die ich ganz tief versunken bin. Es ist zwar mein erster Roman von Mariana Leky gewesen aber mit Sicherheit nicht mein letzter.

Tage wie Salzwasser

Sita Maria Frey
Roman
315 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar


Zwei Frauen auf einem Roadtrip

Klappentext:
Das Leben ist kausal, nur die Umstände sind selten perfekt. Dieser Gedanke kommt der Mathematikerin Atlanta, als sie tränenüberströmt in eine Radfahrerin rennt. Ihr Freund Malte hat wenige Monate zuvor eine radikale Entscheidung getroffen, und das, obwohl sie schwanger ist. Jetzt ein Unfall. Dabei wollte sie weg. Vielleicht zu jener Adresse auf Sizilien, die ihr Malte in seinem Notizbuch zurückgelassen hat? Die Frau mit dem Fahrrad, Enza, ist auch auf dem Weg nach Süden. Lieber würde sie daheim bleiben, bei ihrer Mutter, die bald sterben wird. Doch diese wünscht sich, dass Enza aufbricht, um die alten Familienbande wiederzubeleben: in Noto an der sizilianischen Ostküste. Ausgerechnet einer der Orte, die auch in Maltes Notizbuch stehen. Im strömenden Regen und auf einer alten Honda Rebel machen sich die beiden Frauen gemeinsam auf den Weg. Und plötzlich ist da ein Hauch von Leichtigkeit, vielleicht sogar Glück. Doch jeder Weg ist mehr als die Summe der Kilometer

„Tage wie Salzwasser“ von Sita Maria Frey, ist ein Roman über zwei recht unterschiedliche Frauen, die sich auf den ersten Blick sympathisch sind.

Die Geschichte beginnt mit einer Geburt und geht dann fünf Monate zurück.
Mittelpunkt stehen Atlanta und Enza, zwei recht unterschiedliche Frauen. Atlanta ist Mathematikerin und schwanger. Dabei hat sie immer die Pille genommen und kann sich gar nicht vorstellen Mutter zu werden. Atlanta wartet gespannt auf die Rückkehr von Malte und hofft auf eine Heirat. Doch statt Malte erscheint die Polizei. Malte ist tot.

Für Enza ist ihre Mutter die wichtigste Person im Leben. Als sie erfährt, dass die Mutter unheilbar krank ist, will sie bei ihr sein und sich um sie kümmern. Doch die Mutter schickt Enza nach Noto, an der sizilianischen Ostküste. Sie soll die Verwandten von ihrem Vater kennenlernen.

Auch Atlanta will nach Sizilien reisen. In Maltes Notizbuch hat sie eine Adresse gefunden. Als Atlanta und Enza sich am Beginn ihrer Reise treffen, beschließen sie zusammen zu reisen und machen sich mit einer alten Honda Rebel auf den Weg.

Sita Maria Frey hat für die Geschichte tolle Charaktere erschaffen. Atlanta und Enza waren mir gleich sympathisch. Als Leser*in kommt man den Frauen sehr nahe, man kann schon fast ihre Gedanken lesen. Bei jedem Stopp, den die Frauen einlegen, gibt es eine kleine Veränderung in ihrem Inneren. Auf ihrer Reise nach Sizilien habe ich die Frauen gerne begleitet.

Sita Maria Frey erzählt die Geschichte in einer feinen Sprache und in einem ruhigen Ton. Der Roadtrip wird sehr anschaulich beschrieben. Man lernt verschiedene Orte kennen und erlebt die Entwicklung der Charaktere.

Das Ende der Geschichte ist mir noch einmal sehr ans Herz gegangen.

„Tage wie Salzwasser“ ist ein ruhiger und ein starker Roman, den ich mit Freude gelesen habe.

Wie Risse in der Erde

Clare Leslie Hall
Roman
400 Seiten
Übersetzt von Kalus Timmermann und Ulrike Wasel
erschienen im Piper Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar


Eine mitreisende Geschichte

Klappentext:
Als Siebzehnjährige verliebt sich Beth in den schönen und klugen Gabriel. Am Ende eines leidenschaftlichen, flirrenden Sommers jedoch zerbricht ihr Glück. 13 Jahre später lebt Beth glücklich mit ihrem Mann auf einer Farm. Sie kümmern sich aufopferungsvoll um Land und Tiere und genießen ihre noch immer große Liebe. Doch dann kehrt Gabriel mit seinem Sohn Leo in das Dorf zurück und reißt alte Wunden auf. Beth hat einen Sohn verloren, damals war er so alt, wie Leo jetzt. Ihre Gefühle brechen mit Wucht über sie herein, und sie trifft eine Entscheidung, die verheerende Folgen hat. Ein Mensch wird sterben, und ein anderer wird dafür büßen.

„Wie Risse in der Erde“ von Clare Leslie Hall ist ein Roman, der das Leben in all seinen Facetten zeigt. Ein Roman über Liebe und Verlust, Geburt und Tod, Lust und Schmerz.

Die Autorin hat die Geschichte geschickt aufgebaut. Es beginnt im Jahre 1955 mit Todesfall. Von da an geht es zurück in die Vergangenheit und 13 Jahre nach vorn in die Gegenwart.
Hier lebt Beth mit ihrem Mann auf einer Farm. Sie ist glücklich und zufrieden mit ihrem Leben.
Doch dann tritt Gabriel mit seinem Sohn Leo wieder in ihr Leben und reist alte Wunden auf.

Von dieser Stelle an verfolgen die Leser*innen zwei Handlungssträngen. Einmal die Gegenwart, mit Beth und ihrem wieder auflebenden Schmerz. Und die Vergangenheit, was vor 13 Jahren geschehen ist.

Clare Leslie Hall hat mit „Wie Risse in der Erde“ eine einzigartige Geschichte veröffentlicht. Die Geschichte ist eine Achterbahn der Gefühle. Auf Freude folgt Schmerz, auf Liebe folgt Leid.

Die Charaktere sind recht unterschiedlich und lebendig. Beth ist mit Frank verheiratet, Ihr Ehemann ist liebevoll und verständnisvoll. Doch als sie Gabriel begegnet, blüht ihre Liebe zu ihm wieder auf und Beth spürt, dass diese Liebe nie erloschen ist. Mehr über die Liebe und der Trennung zwischen Beth und Gabriel erfahren die Leser*innen in einem der Handlungsstränge.

Des weiteren sind die Leser*innen bei einem Prozess am Strafgerichtshof des Vereinigten Königreichs Old Bailey dabei. Wer der Angeklagte ist wissen die Leser*innen allerdings nicht.

Die Geschichte ist unglaublich vielschichtig und spannend. Ich bin nach wenigen Seiten ganz tief eingetaucht und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Dafür sorgte auch der Schreibstil von Clare Leslie Hall, der fesselnd, flüssig und gut verständlich ist. Die Autorin erzählt die Geschichte in einer feinen Sprache, man kann sie schon fast poetisch nennen.

„Wie Risse in der Erde“ ist ein fesselnder und so vielschichtiger Roman, den man einfach gelesen haben muss.