Als die Sehnsucht uns Flügel verlieh

Hanni Münzer
Historischer Roman
erschienen im Pendo Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalleyDe für das Rezensionsexemplar.

Ein Wechselbad der Gefühle

„Als die Sehnsucht und Flügel verlieh“ ist Hanni Münzers 2. Band der Heimat Saga.
Der Krieg ist vorbei und die Familie Sadler, die wir im 1. Band kennen und liebe gelernt haben hat es zerstreut.
Kathi und Franzi werden als Kriegsgefangene nach Russland gebracht. Kathi die ein Mathematikgenie ist soll studieren und wissenschaftlich tätig sein.
Russland arbeitet an einer Atombombe und an der Erforschung des Weltalls und hierzu braucht es gute Wissenschaftler.
Der Vater ist in russischer Kriegsgefangenschaft und die Mutter ist nach Russland um ihren Mann zu suchen.
Dabei erfährt der Leser die wahre Identität von Annemarie. Im 1. Band gab es ja schon immer Andeutungen auf ein Geheimnis das Annemarie vor ihrem Mann verbirgt.
Es gibt viele interessante Charaktere in diesem 2. Band.
Vor allem haben mich die Geschwister Anatoli und Pelageja fasziniert. Die Beiden waren von einer ganz besonderen Aura umgeben und waren eine der wenigen Russen denen Kathi vertrauen konnte.
Auch Nikolaj ist auf einer Seite ein liebenswerter Charakter, auf der anderen Seite konnte ich seine Handlung und sein denken oft nicht nachvollziehen.

Als Leser hat man einen Einblick in die damalige Politik Russland bekommen. Erst war Stalin an der Macht und nach seinem Tod Chruschtschow.
Dazu gab es Geheimdienste und jeder bespitzelte jeden. Man konnte wohl keinem trauen.
Wenn man nicht spurte fand man sich schnell in Sibirien wieder.
Ein furchtbarer Gedanke ständig fremdgesteuert zu sein, keine eigene Meinung haben zu dürfen.
Diese Atmosphäre vermittelt Hanni Münzer in diesem Buch dem Leser sehr gut. Ich habe viel mit Kathi gelitten, es war manchmal ein Wechselbad der Gefühle. War Kathi gerade noch glücklich war sie im nächsten Moment am Boden zerstört, völlig verzweifelt.
Auch hat die Autorin viel Zeitgeist in ihr Buch gepackt, vieles war für mich neu.
Ich habe zwar schon viele Bücher gelesen die in der Nachkriegszeit gespielt haben aber noch kein Buch dem als Handlungsort Russland zu Grunde lag.
Da die Autorin im Nachwort einen 3. Band in Aussicht gestellt hat bin ich schon gespannt darauf wie es mit Kathi weitergeht.

Rosenegg – Der weiße Berg

P.B.W. Klemann
Historischer Roman
erschienen im Münster Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Münster Verlag und an P.B.W. Klemann für das Rezensionsexemplar.

So macht Geschichte Spaß

1613 in Schwaben, die Eltern von Kaspar Geißler sind dem Fleckfieber erlegen.
Kaspar und seine Schwester sind plötzlich Waise.
Seine Schwester findet eine Bleibe im Dorf, Kaspar aber soll zu Verwandten in die Schweiz.
Auf dem Weg dorthin gelingt ihm die Flucht. Alleine schlägt er sich im Wald durch bist er von einer Räuberbande aufgespürt wird und sich ihnen anschließt.
Gemeinsam überfallen sie die Burg Rosenegg und müssen danach die Gegend verlassen.
Nachdem sie 1619 in Frankfurt bei der Kaiserkrönung waren beschließen sie sich als Soldaten anwerben zu lassen.
So kommt es, dass Kaspar Geißler in einen Krieg zieht der 30 Jahre dauern wird und auf einige bekannte historischer Persönlichkeiten trifft.

„Rosenegg-Der Weiße Berg“ ist der Debütroman des Autors P.B.W. Klemann.
Schon nach den ersten Seiten hat mich das Buch in seinen Bann gezogen.
Der Erzähler in diesem Buch ist Kaspar Geißler, der sich, nachdem er sich den Kapuzinermönchen angeschlossen hat Bruder Hubertus von Horn nennt.
Er sitzt in seinem Kämmerlein und schreibt seine Geschichte und damit auch die Geschichte des Grafen von Rosenegg nieder.
Was mich von Beginn an so fasziniert hat ist, dass der Leser direkt angesprochen wird.
Zu Beginn stellt der Erzähler sich mit einem „Gott zum Gruß lieber Leser“ vor.
Diese Anrede zieht sich durch das gesamte Buch. Immer wieder gibt es Stellen bei denen der Leser mit einem persönlichen Wort direkt angesprochen wird.
Mir hat es manchmal das Gefühl gegeben als würde ich bei einem Krug Wein dem Erzähler direkt gegenübersitzen. Eine wundervolle Atmosphäre.

So erzählt Kaspar Geißler seine Geschichte. Sein Leben mit der Räuberbande. Das erste Zusammentreffen mit dem Grafen von Rosenegg bei dem Überfall auf die Burg und schließlich das Leben als Soldat im 30jährigen Krieg wobei er auf einige überlieferte historische Persönlichkeiten trifft und schließlich im Dienste des Grafen von Rosenegg steht.
Ich habe mit Spannung den Zusammentreffen mit diesen Personen beigewohnt, habe den Gesprächen gelauscht und bin den Abläufen des 30jährigen Krieges gefolgt.

Was ich als Frankfurter besonders genossen habe ist, dass ich bei der Kaiserkrönung 1619 hautnah Dabeisein durfte. War ich doch schon öfters im Kaisersaal des Frankfurter Römers und habe die Bilder der gekrönten Häupter gesehen.

„Burg Rosenegg-Der weiße Berg“ ist ein beeindruckender Historischer Roman bei dem der Leser viele geschichtliche Details erfährt und gleichzeitig aufs Feinste unterhalten wird.
Diesem Buch muss eine ungeheure Recherchearbeit zugrunde liegen, auch lässt es auf großes schriftstellerisches Können schließen.
Kaum zu glauben, dass dieses Buch ein Debütroman ist. Hier kann ich nur meinen Hut ziehen. „Chapeau“!
Ich wünsche mir noch viele Historische Romane dieser Art von P.B.W. Klemann lesen zu dürfen.

Palais Heiligendamm – Ein neuer Anfang

Michaela Grünig
Historischer Roman
erschienen im Bastei Lübbe Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an die Bloggerjury für das Rezensionsexemplar.

Tolle Familiensaga

Die Hoteliersfamilie Kuhlmann eröffnet 1912 in Doberan das Luxushotel Palais Heiligendamm und möchte damit dem Grand Hotel Heiligendamm Konkurrenz machen.
Heinrich Kuhlmann führt das Haus mit seinem Sohn Paul.
Paul arbeitet lieber im Hintergrund, ihm fällt es schwer auf die Gäste zuzugehen. Er liebt die Musik und das Klavierspiel, weniger die Konversation mit den Menschen.
Elisabeth, die mittlere der drei Kuhlmann Töchter schleicht sich gerne heimlich aus den Privatzimmern in das Hotel. Sie liebt die Atmosphäre, sie liebt das Hotel und würde sich hier gerne verwirklichen. Doch ihre Mutter ist streng dagegen so etwas ziemt sich nicht für eine Tochter aus gutem Hause.
Da die berühmten und adligen Gäste weiterhin lieber im Grand Hotel residieren gerät das Palais Heiligendamm in finanzielle Schieflage.
Gerade jetzt in dieser schweren Zeit ist es Elisabeth die versucht das Hotel mit allen Mitteln zu retten.

„Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang“ ist der erste Band einer zweiteiligen Familiensaga.
Die Autorin Michaela Grünig beschreibt das kleine Städtchen Doberan mit seinem Ortsteil Heiligendamm an der Ostsee sehr anschaulich.
Am liebsten wäre ich selbst hingereist und im Palais Heiligendamm abgestiegen.
Das Hotel, die ganze Atmosphäre ist unheimlich lebendig in diesem Buch.
Die Protagonisten sind mit viel Liebe ins Leben gerufen worden.
Am meisten ist mir Elisabeth ans Herz gewachsen. Sie ist eine sehr kluge und starke Frau und genau das wird ihr in dieser Zeit manchmal zum Verhängnis.
Ihr Bruder Paul ist ganz anders als Elisabeth.
Wenn bei Elisabeth der Mund manchmal schneller ist als ihr Kopf ist Paul eher zurückhaltend. Ihm fällt der Umgang mit den Gästen schwer. Er träumt von einer Karriere als Pianist doch hat er sich damit abgefunden einmal das Hotel zu leiten.
Auch die anderen Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen.
Julius Falkenhayn, Minna das 2. Stubenmädchen und Robert der Oberkellner der gerne Pauls Klavierspiel lauscht.

Die Autorin lässt die Protagonisten manchen Umweg gehen, immer wieder wirft sie ihnen Steine in den Weg und mal leidet beim Lesen mit den einzelnen Charakteren.
Man ahnt es schon, wenn die Geschichte 1912 beginnt ist der 1. Weltkrieg nur ein paar Jahre entfernt.
Und als es so aussieht, als wird langsam alles gut bricht dann der Krieg aus. Paul und die meisten männlichen Angestellten des Hotels werden eingezogen und das Leiden geht weiter.

Michaela Grünig hat viel Zeitkolorit in ihre Geschichte einfließen lassen, was das Buch noch interessanter macht.
Sie vermittelt ein Stück deutsche Geschichte auf sehr unterhaltsame Art.
Das Ende lässt vieles offen und ich kann es kaum erwarten bis ich den 2. Band in Händen halten darf.

Weihnachten am Ku’damm

Brigitte Riebe
Historischer Roman
erschienen im Wunderlich Verlag (Rowohlt Verlag)
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Weihnachten mit den Thalheims

In „Weihnachten am Ku’damm lässt Brigitte Riebe ihre Leser noch einmal die Familie Thalheim treffen.
Es ist schön die vertrauten Protagonisten wiederzusehen, sind sie mir in den 3 Bänden der Ku’damm Trilogie doch so vertraut geworden und richtig ans Herz gewachsen.
Die Geschichte geht noch einmal zurück in das Jahr 1946, genauer in die Woche vor Weihnachten.
Das Modekaufhaus Thalheim liegt in Schutt und Asche aber die Hoffnung stirbt zu Letzt. Die Thalheims hoffen, dass sie ihr Modekaufhaus eines Tages wiederaufbauen können.

In dieser kurzen Geschichte erfährt der Leser wieder einiges an Zeitgeschehen.
Der Krieg ist zwar aus aber die Menschen hungern und frieren. Ja, die Entbehrung scheint noch größer als in den Kriegsjahren zu sein.
Bäume und Sträucher gibt es in der Stadt schon lange nicht mehr. Alles was sich verheizen lässt ist längst verbrannt. Es muss ein schrecklich kalter Winter gewesen sein indem die Menschen sogar nachts im Bett erfroren sind.
An alle dem lässt Brigitte Riebe ihre Leser noch einmal teilhaben.
Das kleine Buch ist für alle Fans der Ku’damm Trilogie noch einmal ein kleinen Schmankerl und für alle anderen vielleicht der Türöffner für eine wunderbare Familiensaga mit sehr viel Zeitkolorit.

Jetzt muss ich mich endgültig von Rike, Silvie und Florentine verabschieden aber nicht ohne mich noch einmal für die wunderbare Zeit mit den Thalheims bei Brigitte Riebe zu bedanken.

Der Glanz der neuen Zeit

Fenja Lüders
Historischer Roman
erschienen im Bastei Lübbe Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.lesejury.de für die Leserunde.

Schwierige Nachkriegszeit

„Der Glanz der neuen Zeit“ ist der 2. Band der Speicherstadt Saga von Fenja Lüders.
Seit dem Ende des 1. Band „Der Duft der weiten Welt“ sind einige Jahre vergangen. Der 1. Weltkrieg ist vorbei und die Kaffeeimportfirma Kopmann und Deharde hat, im Gegensatz zu einigen anderen Importeuren die Jahre überstanden.
Doch die Zeiten sind schwierig, an den Import von Kaffee ist nicht zu denken.
Mina, die seit dem Tod ihres Vaters die Firma leitet muss sich etwas einfallen lassen wenn das Kontor weiter überleben soll.
Kurzendschlossen schreibt sie ihrem Schwiegervater Paul Lohmeyer, der eine Kaffeeplantage in Guatemala besitzt.
Der Gedanke scheint von Erfolg gekrönt. Paul Lohmeyer reist nach Hamburg um geschäftliches mit seiner Schwiegertochter zu besprechen und seine Enkeltochter Elle kennenzulernen.

Mina ist noch erwachsener geworden. Sie hat die Verantwortung für das Kaffeekontor und somit für die Versorgung der Familie übernommen.
Da Mina als Frau die Firma nach außen nicht alleine leiten kann und auch nicht an der Kaffeebörse handeln darf ist sie die Ehe mit Frederik eingegangen.
Allerdings regelt ein Ehevertrag die Besitzverhältnisse und die Höhe einer Apanage die Frederik monatlich zusteht.
So sympathisch Mina ist, so unsympathisch ist Frederik.
Er lebt über seine Verhältnisse, braucht ständig Geld und wenn er einen Wutausbruch hat sucht man besser das Weite.
So ahnt der Leser bald wie es dazu kam, dass Mina trotz allem eine Tochter hat.
Die kleine Elle ist ein süßes Mädchen und ähnelt in ihrem festen Willen jetzt schon ihrer Mutter.

Natürlich gibt es in der Geschichte noch einige nennenswerte Charaktere.
Paul Lohmeyer ist so ganz anders als sein Sohn Frederik.
Er ist ein netter und herzlicher Charakter den ich schnell ins Herz geschlossen habe.
Auch Agnes die Schwester von Mina und ihre Großmutter Hiltrud haben eine große Entwicklung durchlebt.
Agnes ist erwachsen geworden und hat ihre eigenen Pläne. Hiltrud, die immer strenge und auf Etikette bedachte Frau entwickelt sich immer mehr zu einer lieben und verständnisvollen Frau.

Fenja Lüders erzählt die Geschichte mit viel Herz.
Sie hat einen wunderbaren Schreibstil der mich von der ersten Seite an gefangen genommen hat. Die Autorin hat die Gabe die Dinge so zu beschreiben, dass man sie vor dem geistigen Auge sehen kann. Auch die Charaktere die sie erschaffen hat, hat sie mit ihren Worten Leben eingehaucht.

Einzig das Ende hat mich etwas die Stirn runzeln lassen. Die Geschichte hat einen Zeitsprung gemacht und mir fehlten ein paar Hintergrundinformationen. Gerne hätte ich mehr über die Geschehnisse (die ich hier nicht nennen möchte) erfahren.
Darauf muss ich jetzt bis zum nächsten Band warten.
„Der Traum von Freiheit“ soll im Sommer 2021 erscheinen und ich freue mich schon darauf.

Es war einmal in Italien

Luca di Fulvio
erschienen im Bastei Lübbe Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an die Bloggerjury für das Rezensionsexemplar.

Ein großartiges Buch

„Es war einmal in Italien“, der neue Roman von Luca di Fluvio hat mich wieder begeistert.
Wieder einmal hat der Autor starke und liebenswerte Charaktere geschaffen.

Die Contessa, eine selbstbewusste adlige die einen Waisenjungen aus dem Kinderheim holt.
Sie macht zu Beginn den Eindruck einer verwöhnten, strengen und reichen Adligen.
Nach dem Tod ihres Mannes verliert sie alles und flieht nach Rom wo sie fortan als Nella Beltrame in Armut lebt.
Pietro der Waisenjunge ist glücklich, dass die Contessa ihn gewählt hat. Doch das Leben „in Freiheit“ ist gar nicht so leicht.
Die Contessa verlangt einwandfreies Benehmen, die Dienstboten sind ihm nicht zugetan.
Dann muss er mit der Contessa nach Rom fliehen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Mutter-Sohn Beziehung. Aber auch der Straßenkampf und die Kriminalität der Banden in Rom ziehen Pietro an.
Marta das Zirkusmädchen erfährt, dass sie nicht im Zirkus geboren ist. Sie ist als Kind geraubt worden.
Jetzt ist sie auf der Suche nach sich selbst.
So gerät sie in den Bann der Revolutionäre die Rom befreien und zur Hauptstadt Italiens machen wollen.

Das sind die Hauptpersonen in diesem Roman.
Aber auch die anderen Charaktere nehmen eine wichtige Stelle in der Geschichte ein.
Besonders ist mit Melo ans Herz gewachsen. Er ist so etwas wie der Pferdeknecht im Zirkus.
Im Laufe der Geschichte entwickelt er sich immer mehr zu einer Schlüsselfigur.

Alle Personen machen im Laufe der Geschichte eine enorme Entwicklung durch.
Ich habe die Protagonisten sehr schnell liebgewonnen und mit ihnen gelitten und auch gelacht.

Die Kapitel wechseln zwischen den einzelnen Protagonisten. In Rom treffen dann die Charaktere aufeinander und die Fäden laufen langsam zusammen.

Der Schreibstil von Luca di Fluvio ist fesselnd. Er lässt seine Charaktere so manchen Irrweg gehen um ans Ziel zu kommen.
Die Schauplätze sind gut beschrieben, vor allem die düsteren und armen Viertel in Rom. Man kann sich den Schmutz und Gestank gut vorstellen. „Es war einmal in Italien“ ist ein großartiger Roman der in seinem Verlauf langsam zu einem großen historischen Ereignis hinführt.

Die Gabe der Sattlerin

Ralf H. Dorweiler
Historischer Roman
erschienen bei Bastei Lübbe
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.lesejury.de für die Leserunde.

Eine Geschichte mit vielen historischen Persönlichkeiten

Es ist das Jahr 1781, die junge Sattlerstochter Charlotte flüchtet am frühen Morgen kurz vor ihrer Hochzeit mit dem Amtmann Julius Magnus Lenscheider.
Charlotte kann sich die Ehe mit dem viel älteren Amtmann plötzlich nicht mehr vorstellen.
Unterwegs fällt sie in die Hände einer Räuberbande. Der Räuberhauptmann Hannikel schmiedet einen Plan.
Charlotte soll auf dem Gestüt Marbach ausspionieren wann die nächste Geldlieferung eintrifft, dann ist sie frei, ansonst sind ihre Schwestern in Gefahr.
Auf dem Gestüt angekommen gibt sie sich unter falschem Namen als Sattlerin aus und bekommt die Aufgabe einen Sattel für den Herzog Carl Eugen anzufertigen
Auch der junge Friedrich Schiller wird als Pferdedoktor zum Gestüt Marbach geschickt.
Dort behandelt er als Regimentsarzt die Kranken und Invaliden des Regiments, dass die Räuber aufspüren soll und kümmert sich um die edlen Zuchtpferde des Gestützt.
Wenn es seine Zeit erlaubt überarbeitet er sein Theaterstück „Die Räuber“ das in Mannheim aufgeführt werden soll.

„Die Gabe der Sattlerin“ ist der neue Historische Roman von Ralf H. Dorweiler.
Es ist die Geschichte einer jungen und starken Frau die sich nicht in eine Ehe drängen lässt, die mit ihrer Hände Arbeit für sich selber sorgen möchte.
Es ist die Geschichte des jungen Friedrich Schiller der als Regimentsarzt ein Regiment aus Alten und Invaliden betreut. Die Kassen des Herzogs sind leer, Friedrich hat schon lange keinen Sold mehr gesehen.
Und es ist die Geschichte des verschwenderischen Herzog Carl Eugen.

Eine vielseitige Geschichte mit verschiedenen Handlungssträngen und mit vielen tollen Charakteren.
Zu Beginn ist ein Personenregister vorangestellt. Schon da hat mich begeistert, dass so viele historische Persönlichkeiten in die Handlung eingewoben wurden.

Der Leser erfährt einiges über den verschwenderischen Lebenswandel des Herzogs Carl Eugen.
Auch wenn er das Geld mit vollen Händen ausgab wurde er mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer.
Auch über die Herstellung eines Sattels und die verschiedenen Lederarten erfährt man etwas.
Und als Leser ist man hautnah dabei wie der junge Friedrich Schiller seine Räuber überarbeitet.
Auch die Räuberbande mit ihrem Anführer Hannikel ist historisch überliefert genauso wie das Regiment, dass aus Alten und Invaliden besteht.

Ralf H. Dorweiler erzählt die Geschichte sehr kurzweilig und anschaulich. Man kann sich alles sehr gut vorstellen. Das Gestüt Marbach gibt es ja heute noch.
Der Autor baut so einige überraschende Wendungen ein und auch der Humor kommt nicht zu kurz, so einige Male habe ich schon schmunzeln müssen.
„Die Gabe der Sattlerin“ ist ein historischer Roman mit einigen überlieferten Persönlichkeiten, den ich gerne weiterempfehlen möchte.

Das Erbe der Päpstin

Helga Glaesener
Historischer Roman
erschienen bei Rütten & Loening
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar.

Toller und eigenständiger Historischer Roman

Freya lebt mit ihrer Schwester Asta und ihrer Mutter Gisla als Sklavinnen bei den Wikingern.
Gisla wird von Björn ermordet worauf hin Freya ihm die Kehle durchschneidet und mit ihrer Schwester flieht.
Die Schwestern wollen nach Dorstadt, wo ihre Mutter einst gelebt hat und ihren Großvater suchen.
Gerold, der Großvater ist inzwischen in Rom bei der Garde des Papstes.
Freya zieht es weiter nach Rom. Kurz nachdem das Mädchen in Rom ankommen ist findet eine Zeremonie statt bei er Gerold und der Papst getötet werden. Es stellt sich heraus, dass der Papst in Wirklichkeit eine Frau ist, noch dazu schwanger.
Freya will herausfinden wer hinter diesem Anschlag steckt und wird zur gejagten.

„Das Erbe der Päpstin“ ist ein toller Historischer Roman von der Autorin Helga Glaesener.
Helga Glaesener wurde für dieses Buch von dem Roman „Die Päpstin“ inspiriert und bekam von Donna W. Cross die Erlaubnis ihre Protagonistin für diesen Roman zu nutzen.
Ich schreibe wohlwollend nicht von einer Fortsetzung so, wie ich es schon oft gelesen habe.
Für mich ist „Das Erbe der Päpstin“ ein wunderbarer und eigenständiger Historischer Roman.

Die Protagonistin Freya gefällt mir ausgesprochen gut.
Sie ist anders als die Frauen zu dieser Zeit was man am Beispiel ihrer Schwester gut sehen kann, Asta möchte gefallen und lässt sich später auch von ihrem Ehemann unterdrücken.
Freya hingegen möchte ihre Freiheit. So begibt sie sich auch in Männerkleidung bis nach Rom und wird Zeuge bei der Ermordung von ihrem Großvater und der Päpstin.
Es gibt auch noch einige andere liebenswerte Protagonisten die ich hier nicht einzeln aufführen möchte

Der Leser begleitet Freya von den 850er Jahren bis zu den 880er Jahren und reist mit ihr an viele Orte.
Er ist spannend zu lesen wie die Menschen damals gelebt haben, welche Riegen die Mächtigen gesponnen haben, wie das Volk unterdrückt wurde.
Mir war auch nicht bewusst, dass die Dänen immer wieder nach Süden auf Raubzug gingen und wie gefährlich und skrupellos sie waren.

Das Ganze verpackt die Autorin in eine spannende und mitreisende Geschichte.
Helga Glaesener versteht die Kunst ihre Leser mit ihrem Schreibstil in eine andere Welt zu entführen. Schon nach kurzer Zeit hat man Bilder im Kopf und möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

„Das Erbe der Päpstin“ ist eine 100% Leseempfehlung für alle Leser die Historische Romane lieben.

Die Tochter des Zauberers

Heidi Rehn
Historischer Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Heidi Rehn und www.lovelybooks.de für die Leserunde.

Erika Mann – eine interessante Persönlichkeit

Erika Mann emigriert mit ihrem Bruder Klaus 1936 nach New York.
Dort angekommen begibt sie sich auf die Suche nach Geldgebern und einer passenden Bühne für ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ damit auch das restliche Ensemble nach Amerika einreisen kann.
Mit dem Kabarettprogramm wollen sie die Amerikaner für die Machenschaften Hitlers sensibilisieren.
Schnell werden die Geschwister im Kreise der Exil-Künstler aufgenommen. Hier lernt Erika den Arzt und Schriftsteller Martin Gumpert kennen und lieben.

Die Buchreihe „mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ aus dem Aufbau Verlag habe ich sehr liebgewonnen.
Mit „Die Tochter des Zauberers“ hat Heidi Rehn diese Reihe um ein wahres Schmuckstück bereichert.

15 Monate begleitet der Leser Erika Mann durchs Leben.
Diese Zeit war meiner Meinung nach sehr prägend für Erika Mann und gibt dem Leser ein gutes Bild von dieser starken und interessanten Frau.
Zusammen mit ihrem Bruder Klaus emigriert Erika Mann 1936 nach Amerika.
Dort setzt sie all ihr Kraft daran ein passendes Theater und Geldgeber zu finden um die Truppe der Pfeffermühle nach New York zu holen.
Mit Maurice Wertheim hat sie einen reichen Gönner gefunden der sie sehr verehrt und bereit ist ihr New York zu Füssen zu legen. Auch Erika fühlt sich Maurice zugetan.
Die Suche nach den passenden Räumen für die Pfeffermühle gestaltet sich schwer. Erika besichtigt Theater nach Theater. Mir war nicht klar, dass es in New York und vor allem rund um den Broadway so viele kleine und große Theater gibt.

Schließlich folgt das Ensemble der Pfeffermühle Erika nach New York.
Mit dabei ist Therese Giehse, die Geliebte vom Erika Mann.
Therese fällt es schwer sich in New York zu integrieren. Auch die Sprache, die ja das Werkzeug einer Schauspielerin ist liegt ihr nicht.
Erika hält ihr oft vor, dass sie sich nicht genug Mühe gibt. Therese hingegen behauptet Erika nimmt immer alles eigenständig in die Hand, trifft Entscheidungen über den Köpfen der anderen. Und auch ihre bessere-Töchter-Allüren hält sie ihr vor.
Zwei starke Persönlichkeit, da fliegen so manchmal die Fetzen.

Im Bedford Hotel, wo die Manns und auch das Ensemble untergekommen sind wohnt eine ganze Gruppe von Exil-Künstler. Klaus und Erika haben sich gleich in die Gruppe integriert.
Hier trifft Erika auch den Arzt und Schriftsteller Martin Gumpert, in den sie sich verliebt.
Erika ist hin- und hergerissen zwischen Therese, Maurice und Martin.

Erika Mann ist wohl die stärkste Persönlichkeit der 6 Kinder von Thomas und Katia Mann.
Mir scheint sie war auch immer das Lieblingskind von Thomas Mann, sein Wotan Kind. Oder sie konnte sich am besten gegen den strengen Vater behaupten.
Mit Klaus verbindet Erika eine große geschwisterliche Liebe. Sie sorgt sich immer um Klaus, vor allem wegen seiner Drogensucht.

Thomas Mann ist wohl jedem bekannt, über Erika Mann wusste ich nicht viel.
Das Buch „Die Tochter des Zauberers“ hat mir Erika Mann jetzt nähergebracht.
Heidi Rehn hat mich mit ihrer Begeisterung für diese Frau angesteckt.
Ich liebe es Bücher zu lesen die nach dem Zuklappen noch lange nicht enden.
Mich wird Erika Mann bestimmt noch eine Weile begleiten.