Barbara Kingsolver
Roman
619 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar
Pageturner
Klappentext:
Alles scheint um Willa Knox zusammenzubrechen: Als freie Journalistin steht sie ohne Aufträge da. Ihr Mann Iano verliert seine Professur, Sohn Zeke, als Harvard-Absolvent der große Hoffnungsträger der Familie, ist gerade Vater geworden, aber alleinerziehend. Und ihr schwerkranker Schwiegervater schwärmt vom »Megafon«, dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten.
Am selben Fleck, 150 Jahre zuvor, freundet sich ein Lehrer namens Thatcher mit seiner eigenbrötlerischen Nachbarin an. Die Naturforscherin Mary Treat steht in lebhaftem Austausch mit Charles Darwin, doch in der verschworenen Ortsgemeinschaft wird die Theorie von der Evolution als Sünde angeprangert.
Was verbindet diese Menschen über die Jahrhunderte hinweg? Ein viktorianisches Haus, das ihnen über dem Kopf einzustürzen droht und eine Zeit, in der damals, wie heute kein Stein auf dem anderen bleibt.
„Die Unbehausten“ ist nach „Demon Copperfield“ mein zweiter Roman von Barbara Kingsolver.
Die Geschichte hat zwei Zeitebenen. Da ist einmal die Gegenwart und die Journalistin Willa Knox steht im Mittelpunkt. Ihr Mann Iano ist Professor an einem College. Leider hat das College Insolvenz angemeldet und Iano verliert seine Anstellung. Jetzt zieht die Familie nach Vineland, dort hat Willa ein Haus geerbt. Außer Willa und Iano leben noch die Tochter Tig und der Sohn Zeke in dem Haus. Zeke ist alleinerziehender Vater und bringt noch ein Baby mit in das Haus. Auch Ianos Vater Nick, der pflegebedürftig ist lebt mit in der Gemeinschaft.
Keiner der Familienmitglieder ist so richtig glücklich und zufrieden. Jeder fühlt sich auf eine gewisse Weise durchs Raster gefallen.
Die zweite Zeitebene bringt die Leser*innen an denselben Ort, nur 150 Jahre früher.
Hier steht der Lehrer Thatcher im Mittelpunkt. Er ist frisch verheiratet und zieht mit seiner Frau, seiner Schwiegermutter und seiner Schwägerin in das Elternhaus seiner Frau in Vineland. In der Schule in der Thatcher unterrichtet, eckt er oft an, stößt sogar auf Ablehnung. Seine Haltung ist dem Schulleiter zu modern. Einzig in seiner Nachbarin Mrs. Treat findet er eine Gleichgesinde, die sich für die Natur und die Wissenschaft interessiert.
Zwei Familien, ein Haus. Keine der Familien ist hier richtig glücklich. Veränderungen stehen an. Vor 150 Jahren war es die Moderne, die im Anmarsch war. Durch die Theorien Charles Darwins wird vieles neu Hinterfragt.
In der Gegenwart ist es der Kapitalismus und der Wohlstand, bei dem einige verloren gehen.
Die Zeitstränge scheinen auf dem ersten Blich so Garnichts miteinander zu tun zu haben. Doch bei näherer Betrachtung findet man Parallelen zu früher und heute.
Barbara Kingsolver hat Charaktere erschaffen, die so lebendig sind, dass es mir nach einiger Zeit vorkam, als kenne ich sie schon ewig.
Die Autorin hat einen angenehmen und flüssigen Schreibstil. Ihre Worte sind gewaltig und drücken so viel mehr aus als zu lesen ist.
Die Spaltung der verschiedenen Schichten kommt gut zum Vorschein. Barbara Kingsolver zeigt Parallelen auf, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Handlungsorte werden sehr anschaulich beschrieben.
Wie schon zuvor „Demon Copperfield“, ist auch diese Geschichte ist fesselnd ich wurde sehr schnell wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen und die Seiten flogen nur so dahin.
„Die Unbehausten“ wird zweifellos zu meinen Highlights des Jahrs gehören. Ein solch gewaltiges Buch bekommt man nur selten in die Hände.