Unsere verschwundenen Herzen

Celeste Ng
Roman
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Dystopie die zur Realität werden könnte

Bird ist 12 Jahre und lebt bei seinem Vater.
Seine Mutter hat die Familie verlassen und sein Vater verbietet alle Erinnerungen an sie.
Auch darf Bird seinen Kosenamen, den ihm seine Mutter gegeben hat nicht mehr benutzen, er heißt ab jetzt Noah was sein richtigen Namen ist.
Die politische Lage im Land ist instabil.
Es gibt Gesetzte die, die amerikanische Kultur bewahren sollen. Vor allem wird alles asiatisch aussehende diskriminiert.
Kinder asiatischer Familien werden nicht selten zur Adoption gegeben.
Als Bird einen Brief seiner Mutter erhält kommen vereinzelte Erinnerungen hoch.
Er will verstehen warum sie die Familie verlassen hat.
Bird macht sich auf die Suche, die ihn zu den Geschichten seiner Kindheit führt und zu seiner Mutter.

„Unsere Verschwundenen Herzen“ ist der neue Roman von Celeste Ng.
In der Geschichte begeben wir uns nach Amerika.
Die Autorin hat hier eine fiktive Welt erschaffen.
Die Welt ist bedrückend und beängstigend.
Der 12-jährige Bird vermisst seine Mutter schmerzlich.
Sie hat die Familie vor Jahren verlassen.
Jetzt lebt er mit seinem Vater in einer kleinen Wohnung.
Es gibt keine Erinnerungsstücke mehr an seine Mutter.
Sein Vater lässt keine Fragen und Gedanken über seine Mutter zu.
Bird ist nicht klar, dass sein Vater ihn nur schützen möchte.

In Amerika gibt es Gesetzte die, die amerikanische Kultur schützen sollen. Gleichzeitig wird alles asiatische hinterfragt und bekämpft. Bücher werden verboten.
Es herrscht ein alles übergreifender Rassismus.

Celeste Ng erzählt eine Geschichte die mir sehr an Herz gegangen ist.
Der kleine Bird ist mir schnell ans Herz gewachsen.
Ich habe ihn für seinen Mut und seine Liebe bewundert.

Die Geschichte ist düster und beängstigend.
Celeste Ng findet gewaltige Worte für ihre Geschichte.
Sie erzählt in einer unglaublichen Sprachgewandtheit.
Wie ein Sog wurde ich nach wenigen Seiten in das Buch hineingezogen.

„Unsere verschwundenen Herzen“ ist einen Dystopie.
Das Beängstigende ist, dass man sich vorstellen kann, dass diese Dystopie zur Realität werden könnte.

Ein Buch das lange in mir nachklingen wird.

Kinderklinik Weißensee-Tage des Lichts

Antonia Blum
Historischer Roman
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar

Auch Band 3 ist ein Highlight

Berlin 1929:
Marlene von Weilert hat sich als Kinderärztin einen Namen gemacht.
Privat leidet sie darunter, dass die Ehe mit Maximilian bisher kinderlos geblieben ist.
Nachdem sie von der vielen Arbeit in der Kinderklinik an Überlastung leidet gibt sie Maximilian das Versprechen ihren Beruf hintanzustellen und sich auf ihre Familienplanung zu konzentrieren.
Von Professor Czerny hört sie von der Entdeckung des Antibiotikum Penicillin.
Es weckt in ihr den Wunsch das Wundermittel zu erforschen und vielleicht vielen Kindern das Leben zu retten.
Dafür müsste sie aber das Versprechen, dass sie Maximilian gegeben hatte brechen.
Emma wird zur Oberschwester der Kinderlink.
Die neue Aufgabe fordert ihre ganze Kraft.
Dabei entgehen ihr die Probleme die Theodor an der neuen Schule hat.
Um dazuzugehören verbringt Theodor immer mehr Zeit mit seinen neuen Freunden.
So kommt es, dass er sich der neuen politischen Bewegung anschließt.
Als Emma das erfährt ist sie fest entschlossen Theodor da raus zu holen.

„Kinderklinik Weißensee-Tage des Lichts“ ist der 3. Band der Buchreihe „Die Kinderärztin“ von Antonia Blum.
Nach ein paar Seiten war ich wieder in der Kinderklinik angekommen.
Die Hauptpersonen sind die Schwestern Marlene und Emma die ich schon seit dem ersten Band ins Herz geschlossen habe.
Marlene ist inzwischen mit Maximilian von Weilert verheiratet.
Als Kinderärztin ist sie erfolgreich und beliebt.
Doch der Wunsch nach einer Familie blieb ihr bisher versagt.

Emma ist inzwischen mit dem Journalisten Kurt verheiratet.
Mit ihrem Sohn Theodor und ihrer Tochter Elisabeth scheint das Familienglück perfekt zu sein.
Auch beruflich läuft es für Emma gut.
Sie wird zur Oberschwester der Kinderklinik ernannt.
Doch als sie bei der Ernennung die neue Oberin kennenlernt, eine alte Bekannt von Marlene und Emma, da weiß sie das ihre neue Aufgabe alles andere als einfach werden wird.

Interessant sind die Einblicke die man in die Kinderheilkunde bekommt.
Die damaligen Hygienebestimmungen und die Aufgaben einer Krankenschwester.
Auch die Erforschung des Penicillin wird sehr interessant erläutert.

Antonia Blum hat diese Geschichte wunderschön geschrieben.
Von Marlene und Emma, ihrem Werken in der Kinderklinik, ihre Liebe und ihre Sorgen hat man sehr schnell Bilder im Kopf.
In dieser Geschichte steckt viel Emotion, viel Liebe und einiges an historischen Informationen.

Die Kinderklinik Weißensee wurde tatsächlich 1911 eröffnet, heute befindet sich dort nur noch eine Ruine.
Die Geschichte der beiden Schwestern geht einen beim lesen richtig ans Herz.
„Kinderklinik Weißensee-Tage des Lichts“ war, wie schon die beiden vorherigen Bände ein echtes Highlight.
Nach der aufregenden Geschichte war der ruhige Epilog ein schönes Ende.
Man darf sich aber auf einen weiteren Teil freuen.
Im Februar 2024 erscheint der 4. Band Kinderklinik Weißensee–Geteilte Träume.
Hier wird es einen Zeitsprung geben und die kleine Elisabeth wird in die Fußstapfen ihrer Tante Marlene treten.
Ich bin schon sehr gespannt.

Verwirrt

Nika Michaelis
Kriminalroman
erschienen im Edition M Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Edition M Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Krimi mit Gänsehautcharakter

Die Leiche einer Frau wird am Stadtrand von Hamburg in einer Bauernhofruine gefunden.
Die Tote wurde in einer alten Badewanne aufgebahrt, verkleidet und übermäßig geschminkt.
Sie war Patientin in einer Nervenheilanstalt.
Hier gibt es einige Motive und einige Verdächtige.
Doch die Klinikchefin und auch der Oberarzt wollen mit der Kriminalpolizei nicht kooperierten.
Kommissarin Carmen Kollinger und ihr Team müssen hier mit einem feinen Händchen vorgehen.

„Verwirrt“ ist der Auftakt der Carmen – Kollinger – Reihe von Nika Michaelis.

Ich mag Ermittler mit Ecken und Kanten.
Aber zur Zeit gibt es kaum noch bodenständige und ehrliche Emitter.
Um so mehr hat es mich gefreut Carmen Kollinger und Matthias Zastrow kennenzulernen.
Die zwei Kommissare sind bodenständig und ehrlich.
Sie haben kein Alkoholproblem und auch kein dunkles Geheimnis in ihrer Vergangenheit.
Es sind einfach zwei ganz normale Kriminalkommissare mit den üblichen Alltagsproblemen.

Das Buch fängt recht gemächlich an. Man hat Zeit sich mit den Hauptfiguren vertraut zu machen. Die neuen Protagonisten kennenzulernen.
Nach einer längeren ruhigen Phase nimmt die Story dann aber Fahrt auf und man muss einfach immer weiterlesen.
Es gibt ein weiteres Opfer, dass auch aus der Nervenheilanstalt stammt.
Die Ermittler müssen sich mit der Klinikchefin und dem Oberarzt auseinandersetzten, den die sind nicht bereit die Kriminalpolizei zu unterstützen.

Nika Michaelis lässt ihre LeserInnen in die Gedanken psychisch kranker Personen blicken.
Die Perspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel. Mal ist es das Opfer, mal ein Psychopath in dessen Gedanken man einstacht.
Das verursacht manchmal regelrecht Gänsehaut.
Auch die Einblicke in das Leben in der Nervenheilanstalt sind interessant.

Man erfährt auch einiges über das Privatleben der Ermittler.
Ich mag es wenn man die Protagonisten auch nach ihrem Arbeitsalltag noch begleitet.
Das Privatleben zieht sich dann meist wie ein rotes Band durch die Bände einer Reihe und man lernt die Personen immer besser kennen.
Darauf freue ich mich jetzt schon.

„Verwirrt“ ist ein gelungener Kriminalroman, ich würde ihn eigentlich als Psychothriller bezeichnen.

Ich freue mich schon auf weitere Bände dieser Reihe.

Der gute Hirte

Cornelius Hartz
Kriminalroman
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Vielversprechender Auftakt einer neuen Krimireihe

Der Deutschtürke Taifun Çoban arbeitet beim LKA Kiel.
Sein Spezialgebiet, die Identifizierung von Toten.
In Harmsbüttel soll er mit dem Dorfpolizisten Polizeihauptmeister Raimund Wernersen und der Kriminalkommissarin Fanta Braun von der Kripo Ratzeburg zusammen ermitteln.
Taifun Çoban kann die Identität des Toten herausfinden und ihn mit einem Cold Case in Zusammenhang bringen.
Zusammen mit dem Dorfpolizisten und der Kriminalkommissarin nimmt Taifun es mit der eingeschworenen Dorfgemeinschaft auf.

„Der gute Hirte“ ist der Auftakt einer neuen Krimireihe von Cornelius Hartz.

Die Hauptfigur der Krimireihe ist Kommissar Taifun Çoban vom LKA Kiel.
Er ist auf die Identifizierung von Toten spezialisiert.
Taifun hat einen Migrationshintergrund was immer mal wieder zu Konflikten führt.
Ich finde in Taifun Çoban steckt sehr viel Potential und man kann sich auf viele Fälle mit ihm freuen.

In seinem ersten Fall ermittelt er mit dem Dorfpolizisten Polizeihauptmeister Raimund Wernersen.
Die Beiden verstehen sich nicht besonders. Wernersen setzt Türken mit Arabern gleich.
Taifun fühlt sich schnell genervt muss aber gute Mine zum bösen Spiel machen den schließlich ist in auf Wernersen Territorium und auf seine Hilfe im Umgang mit den Dorfbewohnern angewiesen.
Um so lieber arbeitet er mit Kriminalkommissarin Fanta Braun zusammen.
Sie besticht durch ihren Humor.

Der Fall ist kompliziert. Nachdem der Tote identifiziert ist wird er mit einem alten Fall in Verbindung gebracht:
Es gibt immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit.
So wissen die LeserInnen bald mehr als die Ermittler.

Cornelius Hartz hat mit „Der gute Hirte“ einen spannenden Krimi veröffentlicht der Lust auf die neue Reihe macht.
Durch die drei Handlungsstränge die in der Zeit springen ist es besonders interessant.
Als LeserIn meint man den Ermittlern voraus zu sein. Man stellt schnell eigene Vermutungen an.
Doch so einfach macht es uns der Autor nicht.
Am Ende nimmt das Ganze noch einmal eine ungeahnte Wendung an.
Somit hält der Autor die Spannung bis zum Ende aufrecht.

„Der gute Hirte“ hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich auf mehr Fälle mit Taifun Çoban.