Die Farbe des Bösen

Ralf H. Dorweiler
Historischer Kriminalroman
407 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender und informativer Historischer Kriminalroman

Klappentext:
Hamburg 1887. Die Richterstochter Johanna Ahrens hat sich Hals über Kopf in einen Sozialisten verliebt. Als sie ihn zu einer Protestaktion vor einer Tapetenfabrik begleitet, wird sie Zeugin, wie zwei Männer eine Leiche aus einem Nebengebäude tragen. Schockiert wendet Johanna sich an Criminalcommissar Hermann Rieker. Der kann vor Ort zunächst keine Spur eines Verbrechens finden, wird aber hellhörig, als auf einem nahe gelegenen Brachgelände ein grausam zugerichteter Toter entdeckt wird. Während Johanna auf eigene Faust inkognito in der Fabrik ermittelt, forscht Rieker nach der Identität des Toten. Schon bald stößt er auf weitere Leichen, die ähnlich entstellt sind.

„Die Farbe des Bösen“ ist der zweite Band der historischen Krimireihe „Ein Fall für Rieker und Ahrens“ von Ralf H. Dorweiler.

Der Autor entführt seine Leser*innen nach Hamburg in das Jahr 1887.
Criminalcommissar Hermann Rieker ist erst kurz vor dem ersten Band zum Commissar befördert und hat nun seinen 2. Fall. Das Verhältnis zu seinem Kollegen Commissar Breiden ist nicht besonders gut, den Rieker kommt nicht aus den höheren Kreisen wie Breiden. Auch Riekers Vorgesetzter Criminalinspektor von Stresenbeck beäugt Rieken oft kritisch, obwohl er seinen ersten Fall gut und schnell gelöst hatte.

Wieder einmal kommt die Tochter von Richter Ahrens mit einem Verbrechen in Konflikt.
Bei einer Demonstration vor einer Tapetenfabrik, sieht sie, wie eine totgeglaubte Person in einer Schubkarre abtransportiert wird. Mit ihrer Erkenntnis geht sie zu Criminalcommissar Rieker. Da Rieker zurzeit keinen aktuellen Fall zu bearbeiten hat, geht er dem nach. In einem verlassenen Fabrikgebäude findet sich dann tatsächlich eine Leiche und auf dem dazugehörigen Gelände gibt es auffällige Stellen, mit frisch aufgeschütteter Erde.
Derweil schleust sich Johanna Ahrens inkognito in die Tapetenfabrik ein. Johanna und auch Criminalcommissar Rieker geraden wieder in eine gefährliche Situation.

Johanna ist die Tochter eines Richters und kommt aus gutem und wohlbehütetem Haus. Trotzdem gelingt es ihr immer wieder unauffällig von zu Hause zu verschwinden. Sie ist sehr sozial eingestellt und hat in ersten Band heimlich eine Schule für Frauen aus der unteren Schicht gegründet, um ihnen Bildung angedeihen zu lassen. Mittlerweile hat Johannas Vater eine Lehrerin eingestellt und Johanna darf nicht mehr selbst unterrichten.
Jetzt geht es Johanna um das Recht der Arbeiter in den Fabriken.

Ralf H. Dorweiler hat großartige Charaktere gezeichnet. Commissar Rieker und Johanna Ahrens gefallen mir gut. Johanna stellt ihren kriminalistischen Spürsinn wieder einmal unter Beweis und gibt Commissar Rieker nützliche Hinweise, bringt Rieker damit aber auch wieder in einen Zwiespalt, da Johanna die Richter von Richter Ahrens ist.

Das alte Hamburg wird gut beschrieben. Die sozialen Schichten unter den Bürgern werden gut aufgezeigt.

Ralf H. Dorweiler hat sich auch in diesem Band wieder einem Teil des menschlichen Körpers gewidmet. War es im ersten Band das Herz, so sind es im zweiten Band die Zähne. Ich fand es sehr interessant, wie Commissar Rieker sich über echten Zahnersatz informiert und was er da alles in Erfahrung brachte.

Der Schreibstil von Ralf H. Dorweiler ist flüssig und gut verständlich.
Ich habe das Buch kaum aus der Hand legen können, so wurde ich in die Geschichte hineingezogen.

„Die Farbe des Bösen“ ist wieder ein interessanter und spannender Historischer Kriminalroman. Ich freue mich jetzt schon auf den 3. Band.

Elbnächte – Schatten über St. Pauli

Henrike Engel
Historischer Roman
392 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein fesselnder 2. Band

Klappentext:
Hamburg, 1913: Louise hat sich mit ihrer kleinen Bar auf St. Pauli ein Stück Freiheit erkämpft. Doch ihr Glück ist bedroht, als ihr krimineller Ehemann aus dem Gefängnis ausbricht. Zeitgleich verschwindet ein junges Mädchen spurlos.
Louises Freundin Ella und der Ex-Polizist Paul nehmen die Suche auf, nicht ahnend, dass sie sich damit in tödliche Gefahr begeben.
Denn Pauls Bruder, Hamburgs gefürchtetster Verbrecher, zieht im Hintergrund die Fäden. In den Wirren von Liebe, Loyalität und Verrat müssen Louise, Ella und Paul zusammenhalten, ihr Leben und die Zukunft des Viertels stehen auf dem Spiel. Können sie dem skrupellosen Gegner die Stirn bieten?

„Elbnächte – Schatten über St. Pauli“ ist der 2. Band der Elbnächte-Saga von Henrike Engel.

Die Autorin führt ihre Leser*innen in die dunkelsten Ecken Hamburgs.
Im Mittelpunkt stehen Louise, Ella und Paul. Louise betreibt, seit sie von ihrem Mann verlassen wurde, eine Bar in St. Pauli und hat dadurch etwas Freiheit gewonnen. Doch jetzt scheint ihre Freiheit bedroht zu sein, denn ihr Mann ist aus dem Gefängnis entkommen.
Ella, eine ehemalige Prostituierte, ist Louises treue Freundin und stets an ihrer Seite.
Paul, ein ehemaliger Polizist, sucht zusammen mit Ella nach einem vermissten Mädchen.
Die Charaktere sind recht unterschiedlich und passen so gut zusammen. Louise ist eher der stille und leise Typ, Ella hingegen ist voller pulsierenden Leben. Paul, der einen Arm verloren hat und kaum Perspektiven für sich sieht, ist immer da, wenn eine der Frauen Hilfe braucht. Ein unbeirrbarer und liebenswerter Charakter.

Henrike Engel erzählt die Geschichte sehr atmosphärisch, man spürt das Leben pulsieren. Hamburg im Jahre 1913 wird gut und anschaulich beschrieben, man kann es sich gut vorstellen. Als Leser*in bekommt man einen guten Einblick vom historischen Hamburg und auch von den Ermittlungsarbeiten jener Zeit. Viele Fakten werden mit Fiktion verknüpft, sodass ein großes Ganzes entsteht.

Mit viel Spannung führt die Autorin ihre Leser*innen durch Hamburg und spart dabei die dunkeln Plätze nicht aus.

Henrike Engel erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, was sie facettenreich und abwechslungsreich macht. Dazu legt sie ein ordentliches Tempo vor.
Der Schreibstil von Henrike Engel ist wie gewohnt flüssig, gut verständlich und fesselnd. Die Autorin kann gut mit der Sprache umgehen. Es macht einfach Freude die Geschichte, mit der ausdrucksstarken und schönen Sprache zu lesen. Henrike Engel ist einfach eine Meisterin ihres Fachs.

„Elbnächte – Schatten über St. Pauli“ ist eine Mischung aus Historischer Roman und Kriminalroman. Mein zwei liebstes Genre, vereint in einem Buch. Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen.

Das Haus am Gänsemarkt

Petra Oelker
Historischer Roman
475 Seiten
erschienen im Wunderlich Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar

Hamburg unter Kaiser Napoleon

Hamburg, 1812. Während ihre Eltern Amerika bereisen, lebt Sophia Benedikt bei ihrem Onkel, dem Kaufmann Arnold Brestetten, und seiner Familie. Das Leben im großen Haus am Gänsemarkt ist komfortabel, doch die Zeiten sind schwierig. Kaiser Napoleon überrollt mit seinen Armeen Europa. Als wichtigste Stadt der nun französischen Norddepartements ist Hamburg ebenso Ort rauschender Feste wie großen Elends.

Arnold Brestetten glaubt anfangs noch, sich mit den neuen Gegebenheiten arrangieren zu können. Bis ein französischer Offizier mit seiner Entourage in seinem Haus einquartiert wird und die Geschäfte durch die Kontinentalsperre niedergehen. Als sich in Hamburg Widerstand gegen die Besatzer regt, müssen die Bewohner im Haus am Gänsemarkt sich entscheiden, wo ihre Loyalitäten liegen. Mit weitreichenden Folgen auch für Sophia.

„Das Haus am Gänsemarkt“ ist ein interessanter historischer Roman von Petra Oelker.

Die Autorin entführt ihre Leser*innen nach Hamburg in die Jahre 1812 – 1814. Hamburg ist von den Franzosen unter Kaiser Napoleon besetzt. Für Napoleon ist Hamburg eine wichtige Stadt, da von dort aus der Weg nach Großbritannien nicht mehr weit ist.
Die Auswirkungen bekommt auch der Kaufmann Arnold Brestetten zu spüren. Nicht nur, dass seine Geschäfte durch die Kontinentalsperre weitestgehend einbrechen, auch sein Haus wird von einem hochrangigen Offizier samt Begleitung besetzt.

Über die französische Besatzung zu Napoleons Zeit in Hamburg habe ich bisher noch nichts gelesen. Petra Oelker erzählt die Geschichte sehr interessant. Viel Historik fließt in die Geschichte ein. Man liest von Napoleon, der seinen Streifzug durch ganz Europa führte. Dabei wird das historische Hamburg mit seinen schönen Schauplätzen und dem nahen Meer sehr schön beschrieben.
Auch die Auswirkungen der Kontinentalsperre kann man gut nachverfolgen. Die zunehmenden Unzufrieden der Bevölkerung, die sich unter der Knute der Franzosen sehen.

Die Autorin hat sehr starke Charaktere geschaffen und zum Leben erweckt. Ich bin den Protagonisten gerne durch die Geschichte gefolgt. Man bekommt eine Ahnung davon, wie sich die Menschen unter der Besatzung gefühlt haben müssen.
Nicht nur der wohlhabende Kaufmann Arnold Brestetten, dem die Geschäfte ja wegbrechen, sondern auch die einfachen Menschen leiden.

Petra Oelker hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Sie verwendet für ihren Roman eine feine Sprache, bei der es einfach nur Freude macht die Geschichte zu lesen.

„Das Haus am Gänsemarkt“ ist mein erster Roman der Autorin, mit Sicherheit aber nicht der Letzte. Das Lesen hat mir sehr viel Freude bereitet.