Das Kaufhaus – Zeit der Sehnsucht

Susanne von Berg
Historischer Roman
480 Seiten
erschienen im Aufbau Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Gelungener Auftakt einer Trilogie

Stralsund 1879: Flora und ihr Verlobter Leonhard Tietz sind zusammen nach Stralsund gezogen.
Flora plant die bevorstehende Hochzeit und kommt auf die Idee ihr Kleid selber zu schneidern.
Als sie dafür in das kleine Geschäft für Textilwaren kommt, hat sie Mitleid mit dem alten Besitzer. Seit dem Tod seiner Frau nehmen die Kunden ab. Das Geschäft läuft nur schleppend.
Flora bietet dem Kaufmann ihre Hilfe an.
Leonhard hat Spannungen mit seinem Geschäftspartner.
Er verlässt die gemeinsame Firma und und lässt sich auszahlen.
Leonhard und Flora treffen für ihre Zukunft eine Entscheidung die ihr Leben verändern wird.

„Das Kaufhaus – Zeit der Sehnsucht“ ist der 1. Band einer Trilogie über eine Kaufhausdynastie von Susanne von Berg.
Hinter dem Namen verbergt sich der bekannte Krimiautor Andreas Schmidt.

Im Mittelpunkt stehen Flora Baumann und ihr Verlobter Leonhard Tietz.
Mir waren beide sehr schnell ans Herz gewachsen und es hat Freude gemacht sie ein Stück des Wegs zu begleiten.
Auch die meisten anderen Protagonisten die den Beiden zur Seite gestellt wurden sind sympathisch.
Da ist der Ladenbesitzer Albert Holst der wegen der Verschuldung seines Geschäfts verzweifelt ist.
Auch Floras Bruder Sally mochte ich gleich, er hat in der kurzen Zeit schon eine ordentliche Entwicklung durchlebt.

Zu den gut gezeichneten Charakteren kommt noch die schöne Beschreibung von Stralsund auf der einen Seite und der Hafen mit seinen Spelunken und Tagelöhner auf der anderen Seite mit denen Flora und vor allem ihr Bruder Sally Bekanntschaft machen.

„Das Kaufhaus“ ist die Trilogie einer Kaufhausdynastie.
Der Bezug zu Leonhards Onkel Hermann Tietz der Onkel Hertie genannt wird ist im 1. Band schon gegeben.

Susanne von Berg erzählt die Geschichte in einem leichten und lockern Schreibstil.
Man kann schnell in die Geschichte versinken.
Auch die Zeit der Handlung wird sehr gut widergespiegelt.
Ich bin schon sehr gespannt wie es im 2. Band Das Kaufhaus – Zeit der Wünsche weitergeht.

Die Kinder von Beauvallon

Bettina Storks
Historischer Roman
erschienen im Diana Verlag
464 Seiten
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diana Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein gut recherchierter Roman der auf eine wahre Begebenheit beruht

„Die Kinder von Beauvallon“ von Bettina Storks ist eine Geschichte die mich sehr berührt hat.

1965 begibt sich die Radiojournalistin Agnes nach Frankreich in den kleinen Ort Dieulefit.
Hier recherchiert sie über die Geschehnisse aus dem zweiten Weltkrieg.
In diesem kleinen Ort mit seinen mutigen Einwohnern fanden während der deutschen Besetzung tausende Flüchtlinge Schutz. In der Schule Beauvallon wurden viele jüdische Kinder versteckt. Auch Kinder aus Südbaden.
Dass erinnert Agnes an ihre Freundin Lily von der seit 20 Jahren jede Spur fehlt.
Sie fragt sich ob es noch Hoffnung gibt, dass Lily doch überlebt hat.
Die letzten Worte ihrer Freundin waren „wir werden es wieder zusammenkleben“ als sie ihr eine Hälfte eines Bildes auf dem die Freundinnen zu sehen waren von der Ladefläche eines Lastwagens warf.
Dann verlor sich jede Spur von Lily.

Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge.
Schon der Prolog hat mich sehr berührt.
Lily wird mit ihren Eltern deportiert.
Noch vom Lastwagen aus verabschieden sich Lily und Agnes mit einem Versprechen.

Einmal begleiten die Leser.innen Agnes bei ihrer Recherche die immer mehr zu einer persönliche Suche nach ihrer Freundin wurde.
Die Hoffnung, dass Lily eins der Kinder war, die in der Schule Beauvallon versteckt wurden und den Krieg überlebt haben nimmt immer mehr Gestalt an.
Aber ist es vielleicht nur ein Wunschdenken?

Im zweiten Handlungsstrang erleben die Leser.innen hautnah mit wie die Menschen im Lager Gurs gequält wurden.
Man ist aber auch dabei wie Kämpfer der Résistance immer wieder versuchten Menschen zu helfen und sie zu befreien.
Antonie und Jolie retten viele Kinder vor den Lagern.
Es ist bei all der Grausamkeit so wohltuend zu wissen, dass es Menschen gab die völlig selbstlos für andere ihr Leben riskierten.
Die Einwohner eines ganzen Dorfes haben sich für die verfolgten Menschen und für die Kinder eingesetzt.

Bettina Storks hat mich schon mit einigen Romanen begeistert.
Mit „Die Kinder von Beauvallon“ hat die Autorin wieder ein sprachgewaltiges Werk veröffentlicht.
Mir war bisher das Dorf Dieulefit wie auch die Schule Beauvallon unbekannt.
Mit viel Spannung habe ich die Geschichte gelesen.
Man spürt wie genaue Bettina Storks für ihre Geschichte recherchiert hat.
In der Geschichte werden Realität und Fiktion so fein verwebt, dass sie nicht mehr zu trennen sind.

„Die Kinder von Beauvallon“ war für mich ein großes Lesevergnügen und gehört schon jetzt zu meinen Highlights des Jahres.

Die Bibliothek der Hoffnung

Kate Thompson
Historischer Roman
478 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Übersetzt aus Englischen von Anja Schünemann
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

An dieser Geschichte kommt kein Buchliebhaber vorbei

Covertext:

London, 1944: In der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green suchen die Londoner Schutz vor den Fliegerbomben. Hier haben sie sich eine Art neues Leben aufgebaut, es gibt sogar ein Theater, einen Kindergarten und eine kleine Bibliothek.
Die hilfsbereite Clara Button und die rebellische Ruby Munroe haben unzählige Bücher vor den Bomben gerettet, jetzt schenken sie vor allem Frauen und Kindern Ablenkung, Wissen und Hoffnung. Doch je länger der Krieg dauert, desto härter wird die Entschlossenheit der Frauen, stark zu bleiben, auf die Probe gestellt denn es könnte die Leben derer kosten, die ihnen am nächsten stehen.

„Die Bibliothek der Hoffnung“ von Kate Thompson beruht auf einer wahren Geschichte.
Bücher spenden Trost, geben Hoffnung und Kraft, die Erfahrung hat bestimmt schon jede(r) Buchliebhaber.in einmal gemacht.
„Die Bibliothek der Hoffnung“ ist die Geschichte über eine kleine Bibliothek unter den Straßen Londons.

Im Mittelpunkt stehen die Protagonistinnen Clara und Ruby.
Beides sind Buchmenschen und retten, nach dem eine Bombe die öffentliche Leihbibliothek zerstört hat unzählige Bücher aus den Trümmern.
Clara ist verwitwet, ihr liegen Kinder besonders am Herzen.
Sie möchte mit den Geschichten die Kinder vom Kriegsgeschehen ablenken und ihnen Hoffnung geben.

Ruby ist ein aromatischer Type. Sie macht sich gerne hübsch und hat die Hoffnung auf die Liebe noch nicht aufgegeben.
Sie will vor allem den Frauen helfen sich mit den Geschichten in eine friedlicherer Welt zu träumen.

Die Bibliothek der Hoffnung hat ihren Platz in der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green gefunden.
Hier im U-Bahn Tunnel finden viele Menschen Schutz.
Sie haben sich ihre eigene Welt aufgebaut.
Außer der Bibliothek gibt es auch ein Café und sogar eine Tanzschule.
Der U-Bahn Tunnel wird zu einem Platz der Hoffnung, des Zusammenhalts und der Liebe.

Mit ihrem historischen Roman „Die Bibliothek der Hoffnung“ hat Kate Thompson eine sehr berührende Geschichte zu Papier gebracht.
Der Gedanke das die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, berührt mich sehr.
Die Autorin spiegelt die Kriegsjahre sehr realistisch wieder.
Ihre Protagonisten sind gut gezeichnet und richtig lebendig.
Man spürt mit wie viel Liebe und Begeisterung die Autorin für die Geschichte um die Bibliothek und der Parallelwelt im U-Bahn Tunnel recherchiert hat.
Kate Thompson erzählt die Geschichte in einem gut verständlichen und unterhaltsamen Schreibstil und gibt ihren Leser.innen dabei so viele Informationen mit auf den Weg.

Für mich ist „Die Bibliothek der Hoffnung“ eine Hommage auf die Bücher.
Eine Geschichte an der kein(e) Buchliebhaber.in vorbeikommt.

Zeiten des Umbruchs

Carmen Bellmonte
Historischer Roman / Familiensaga
542 Seiten
erschienen im Heyne Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein Buch in das man ganz tief eintauchen kann

Covertext:
Mallorca 1945: Nach Jahren der Trennung kehrt Antonia Delgado endlich auf ihre geliebte Insel zurück. Unermüdlich hat sie sich auf Kuba eine Existenz aufgebaut, nachdem der Zusammenbruch des mallorquinischen Weinanbaus die Familie damals fast in den Ruin getrieben hat. Während ihre von zahlreichen Schicksalsschlägen gebeutelte Schwester Carla nicht glücklicher sein könnte, Antonia wiederzusehen, ist ihr Bruder Leo gar nicht begeistert. Stur stehen sich beide Seiten der Delgados gegenüber, privat und geschäftlich. Eine Versöhnung scheint immer unwahrscheinlicher, Intrigen und Geheimnisse knüpfen eine Schlinge, die sich immer enger um die traditionsreiche Familie legt.

„Zeiten des Umbruchs“ ist der dritte Band der Mallorca-Saga von Carmen Bellmonte.
Hinter dem Namen Carmen Bellmonte verbergen sich die zwei Autorinnen Elke Becker und Ute Köhler.

In dieser Familiensaga geht es um die Delgados, einer Weinbaufamilie auf Mallorca.
Im Laufe der geplanten 4 Bände begleitet man die Familie über mehrere Jahrzehnte, man erlebt den Wandel in der Familie, und den Wandel der Zeit mit.

Der dritte Band schließt direkt an den zweiten Band an und beginnt 1945.
Die Familie ist seit dem ersten Band gewachsen.
Die Familienkonstellation und die Verhältnisse zueinander sind ziemlich komplex.

Carla und ihr Mann Francisco leben weiterhin auf Mallorca.
Während Carla auf ihrem Weingut arbeitet unterhält Francisco eine Steinmetzwerkstatt.
Zwischen Carla und ihrem Bruder Leo herrschen weiterhin Unstimmigkeiten.
Ihre Schwester Antonia lebt mit Federico auf Kuba.
Der Kontakt zu Carla besteht weiterhin. Antonia versucht Carla immer mit Ratschlägen zur Seite zu stehen.

Da die Kinder mittlerweile in Kalifornien und Chicago leben entschließen sich
Antonia und Federico Anfang der 1950er Jahre nach Mallorca zurückzukehren.
Carla ist glücklich ihre Schwester wieder bei sich zu haben. Ihr Bruder Leo hingegen überträgt seine Feindschaft mit Carla auch auf seine andere Schwester.

Die Protagonisten sind mir ja aus den vorherigen Bände schon gut bekannt.
Ich habe mich gefreut sie wieder zutreffen.
Sind sie mir doch schon seit dem ersten Band sehr ans Herz gewachsen.

Die Geschichte ist sehr facettenreich und wird abwechselnd aus dem Blickwinkel der Familienmitgliedern erzählt.
Dabei wechseln auch die Handlungsorte zwischen Mallorca, Kuba und Amerika.
Es gibt immer wider Wendungen und Schicksalsschläge die, die Leser.innen sich mitfreuen aber auch mitleiden lassen.
Die einzelnen Familienmitglieder haben sich seit dem ersten Band weiterentwickelt und es macht Freude ihnen zu folgen.

Die Handlungsorte werden sehr schön von den Autorinnen beschrieben.
Auch die Zeit der Handlung wird realistisch widergespiegelt.

Die Autorinnen haben einen leichten und lockeren Schreibstil.
Sie erzählen ihre Geschichte so fesselnd, dass man ganz tief in das Buch eintaucht und erst wieder aufschaut wenn es beendet ist.

Ich freue mich jetzt schon auf Band 4 „Zeiten der Versöhnung“ der im August 2023 erscheinen soll.

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe

Sophie Villard
Historischer Roman
397 Seiten
erschienen im Penguin Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an LovelyBooks für die Leserunde

Wunderschön erzählt mit vielen Fakten zum Bau des Eiffelturms

Paris 1887: Gustave Eiffels Vorschlag den Eiffelturm zur Eröffnung der Weltausstellung zu bauen gewinnt die Ausschreibung gegen seine Mitbewerber.
Jetzt heißt es anfangen, den die Zeit ist knapp. Es sind nur etwas über 2 Jahre bis zur Eröffnung der Weltausstellung.
Das Projekt hat viele Gegner, vor allem in der Künstlerszene. Darunter Guy de Maupassant und Alexandre Dumas.
Gustave Eiffel ernennt seine Tochter Claire zu seiner Privatsekretärin und zur Botschafterin des Turms.
Claire versucht den Spagat zwischen Beruf und Familie.
Sie lernt den Journalisten Gordon Bennett kennen der ein Befürworter des Turms ist und Claire mit seiner Zeitung tatkräftige Unterstützung anbietet. Allerdings ist er nicht nur am Turm sondern auch an Claire interessiert.
Claire hat Angst, dass der Turm ihre Ehe zerstört. Ihr Ehemann Adolphe arbeitet etwas zu eng mit einer jungen amerikanischen Ingenieurin zusammen.

„Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe“ von Sophie Villard ist eine bewegende Liebesgeschichte an deren Horizont dunkle Wolken aufziehen gespickt mit vielen interessanten Informationen zum Bau des Eiffeltums.

Der Eiffelturm ist das Symbole für Paris geworden.
Als Gustave Eiffel 1887 mit dem Bau des Eiffelturms begann gab es viele Gegner.
Darunter auch namhafte Künstler. Sie waren der Meinung, der monströse Turm aus Eisen hat keinen Nutzen und verschandele die Stadt.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Claire, der ältesten Tochter von Gustave Eiffel erzählt.
Claire stand ihrem Vater besonders nahe.
Nach dem Tod der Mutter hat Claire sich um ihren Vater und um die Geschwister gekümmert.
Jetzt vor dem riesigen Bauprojekt macht Gustave Eiffel seine Tochter zu seiner Privatsekretärin.
Unermüdlich verfasst Claire Schreiben, organisiert die Lieferungen von der Fertigung zur Baustelle und versucht den Turm bei den Parisern in ein positives Licht zu setzten.
Dank ihrem Kontakt zu Francesca, der Frau des italienischen Vorarbeiters können Unzufriedenheiten der Arbeiter meist schnell bereinigt werden.
Auch wenn die Baustelle ein Todesopfer gefordert war, galt sie doch für diese Zeit sehr sicher.

Sophie Villard erzählt die Geschichte von Claire und dem Bau des Eiffelturms sehr anschaulich.
Ich konnte mir alles gut vorstellen. Dazu habe ich mir noch Bilder im Internet über die verschiedenen Bauphasen angesehen.
Die Autorin streut viele interessante Informationen zum Bau des damals höchsten Turm der Welt in die Geschichte ein.
Es ist spannend zu lesen wie viele Gegner der Turm zu damaliger Zeit hatte und wie die Kosten des Baus aufgeteilt wurden.
Auch andere Projekte an denen Gustave Eiffel mitgearbeitet hat finden Erwähnung.
Einiges war für mich neu.

Mit „Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe“ hat Sophie Villard wieder einmal begeistert.
Durch erstklassige Recherche ist es der Autorin gelungen die Geschichte realistisch und authentisch ihren Leser.innen zu vermitteln.
Realität und Fiktion sind so fein miteinander verflochten, dass man sie nicht zu trennen vermag.
Für mich zählt die Geschichte wieder zu meinen Highlights des Jahres.

Die Frauen vom Reichstag: Schritte in eine neue Welt

Micaela A Gabriel
Historischer Roman
399 Seiten
erschienen im Rowohlt Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.

Abschluss einer sehr interessanten Trilogie

zum Inhalt:
Nach einer beschwerlichen Flucht aus Deutschland ist Marlene Emden über Frankreich, Spanien und Portugal im New York angekommen.
Hier wird sie und Lena, die Tochter von Sonja Grawitz und Justus von Ostwald von ihrer Freundin Paula Hagedorn aufgenommen.
Paula Hagedorn musste nach der Ermordung ihres Mannes in die USA emigrieren.
Jetzt engagiert sie sich für politisch Verfolgt und besonders für Kinder in Not.
Lena interessiert sich für Paulas Arbeit und möchte ihr helfen.
Lena möchte sich politisch engagieren und unterstützt Paula dabei die Arbeiterwohlfahrt in den USA zu gründen.

„Die Frauen vom Reichstag: Schritte in eine neue Welt“ ist der dritte Band der Reihe „Die Parlamentarierinnen“ von Micaela A. Gabriel.

Der letzte Band erzählt von den Veränderungen die durch den Nationalsozialismus in Deutschland voranschreiten.
Für die drei Frauen, die wir Lesende schon über zwei Bände begleiten durften ist es wohl die schwerste Zeit.
Marlene steht als Sozialdemokratin besonders im Fokus.
Ihr Mann Max überredet sie Deutschland zu verlassen und nach Frankreich zu gehen. Max der als Jude besonders gefährdet ist will nachkommen. Doch die Beiden verlieren sich aus den Augen.
Paula ist schon 1933, nach der Ermordung ihres Mannes in die USA emigriert.
Hier hilft sie jüdischen und politisch Verfolgten aus Deutschland in die USA zu flüchten.
Auch Sophie engagiert sich für die Verfolgten. Sie versteckt gefährdete Kinder in einem Landjugendheim.

Der Historischen Roman „Die Frauen vom Reichstag: Schritte in eine neue Welt“
ist der dritte und letzte Teil einer Trilogie von Micaela A. Gabriel.
Die Charaktere sind sehr lebendig, die Zeit der Handlung wird sehr realistisch dargestellt.
Die Handlungsorte wechseln zwischen Europa und New York.
Micaela A. Gabriel hat viel Zeitkolorit in ihre Geschichte einfließen lassen.
Der Nationalsozialismus und das Leben in Deutschland unter erschwerten Bedingungen wird authentisch widergespiegelt.
Es sind die wohl schwersten Jahre für die Charaktere.
Ich haben beim lesen mit ihnen gelitten.
Ich habe die Frauen aber auch für ihr Engagement und ihren Mut anderen zu helfen bewundert.
Man spürt beim Lesen wie viel Energie Micaela A. Gabriel für ihre Recherche aufgebracht hat und wie viel Herzblut in dieser Geschichte steckt.

Der 3. Band „Die Frauen vom Reichstag: Schritte in eine neue Welt“ war für mich der emotional berührendste Band der Trilogie.
Ich bin dankbar dafür, dass ich die Charaktere so lange Zeit begleiten durfte.

Solange wir uns hatten

Leonie Wittkamp
Historischer Roman
erschienen bei Leonie Wittkamp
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Leonie Wittkamp für das Rezensionsexemplar

Eine Geschichte mit Sogwirkung

Die Geschichte hat zwei Handlungsorte. Einmal die Rheinprovinz in Preußen und dann Australien.
Als die Australische Regierung in Köln Siedler anwirbt entschließen sich Rose und Henri nach Australien auszuwandern.
Sie bauen sich trotz Strapazen eine Farm aus und bekommen zwei Kinder.
Als eines Tage ein Brief von Henri’s Bruder kommt verschwindet er spurlos.
Rose führt die Farm weiter und hofft, dass Henri eines Tages zurückkommt.
Viele Jahre später findet Joshua den Brief seines Onkels und reist zurück nach Preußen um seinen Vater zu finden.
In Deutschland findet er nicht nur die Liebe sondern auch ein Geheimnis dem sich die Familie stellen muss.

Ich habe Rose und Henri für ihren Mut bewundert fern von der Heimat ein neues Leben zu beginnen.
Als Henri verschwunden war stand Rose mit ihren zwei Kindern alleine da. Trotz aller Widrigkeiten hat sie die Farm weiter ausgebaut.

Es war interessant die zwei Handlungsorte zu verfolgen.
Als Lesender wusste man meist mehr als die Protagonisten. Man konnte ja beide Handlungsstränge, Preußen und Australien verfolgen.
Ich fand es spannend wie die Handlungsstränge zusammengelaufen sind.
Joshua kehrt nach Australien zurück und auch Rose muss sich dem Geheimnis stellen.

Leonie Wittkamp beschreibt vor allem die Handlungsorte und die Zeit der Handlung sehr gut. Man kann es sich richtig gut vorstellen. Die Schwierigkeiten und Strapazen die, die Charaktere in Australien erwartet haben.
„So lange wir uns hatten“ ist eine Geschichte über eine Liebe, einem Neuanfang und um ein Geheimnis.
Das Buch hat sich schnell gelesen. Nach ein paar Seiten wurde ich wie durch einen Sog in die Geschichte reingezogen. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Jetzt freue ich mich auf weitere Geschichten von Leonie Wittkamp.

Anno 1741 – Fremde Heimat

Sylvia Koppermann
Historischer Roman
erschienen bei Sylvia Koppermann
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Sylvia Koppermann für das Rezensionsexemplar

Eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit

Im Frühjahr 1741 machen sich rund 180 Personen auf den Weg um von der Pfalz nach Pennsylvania (Amerika) auszuwandern.
Als Nicht-Katholik wird das Leben zusehend schwerer und das Erbschaftsgesetz tut sein übriges. Der Besitz wird zu gleichen Teilen auf alle Söhne verteilt. Das Land wird oft so klein, dass keine Familie mehr davon Leben kann.

Voller Hoffnung machen sich die Familien auf den Weg.
Doch die Reise soll schon in Schenkenschanz, am Niederrhein endet.
Lange Zeit müssen die Menschen Hoffen und Bangen das sie weiter Reisen können.
Doch den Meisten geht das Geld aus und sie können sich eine Überfahrt nach Amerika nicht mehr leisten.
Sie beschließen sich am Niederheim eine neue Heimat aufzubauen.
Doch Krankheit, Hunger und die Angst wieder verjagt zu werden machen ihnen das Leben schwer.

Sylvia Koppermann ist auf die Idee zu dieser Geschichte gekommen als sie Ahnenforschung betrieben hat.
Die Autorin ist darauf aufmerksam geworden, dass eine ganze Generation ihrer Vorfahren die Pfalz verlassen haben um an den Niederrhein zu kommen.
Das lies Sylvia Koppermann keine Ruhe, hier wollte sie Nachforschungen anstellen.

Entstanden ist eine ergreifende Geschichte.
Die Personen in dieser Geschichte haben so wirklich gelebt.
Mit diesem Wissen ist die Geschichte natürlich noch viel ergreifender.
Ich habe mich immer wieder gefragt was ein Mensch alles auszuhalten vermag.
Krankheit, Hunger und Not haben die Menschen lange Zeit begleitet. Immer wieder wurde ihnen Hoffnung gemacht die sich wieder zerschlagen hat und die Angst vor dem Scheitern war wieder da.

Sylvia Koppermann erzählt die Geschichte ungeschönt und glaubwürdig.
„Anno 1741 – Fremde Heimat“ ist eine Geschichte die mich sehr berührt hat, wo ich mit den Menschen gehofft und gebangt habe.
Diese Geschichte werde ich so schnell nicht vergessen.

Als wir von Schönheit träumten

Ines Thorn
Historischer Roman
362 Seiten
erschienen im Aufbau Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar.

Lebendige Familiengeschichte

Leipzig, 1959:
Die zwei Schwestern Annekathrin und Hanka haben Träume.
Annekathrin möchte Fotografin werden und Hanka möchte gerne Modedesignerin werden.
Die Schwestern wachsen in der DDR auf und müssen spüren, dass sich ihre Träume nicht so einfach verwirklichen lassen.
Die Gründerin der Modezeitschrift „Sibylle“ wird auf Hanka und ihre Entwürfe aufmerksam. Sie möchte Hanka als Mannequin engagieren.
Mit dem Geld was Hanka als Mannequin verdient kann sie sich eine Ausbildung an der Hochschule finanzieren.
Die beiden Schwestern Träumen weiter von einer glorreichen Zukunft doch es kommt anders als sie gedacht haben.

„Als wir von Schönheit träumten“ ist eine lebendige Familiengeschichte von Ines Thorn.
Die Autorin hat mir mit ihren Geschichten schon viele schöne Lesestunden geschenkt und auch der neue Roman ist wieder das reinste Lesevergnügen.

Die Lesenden begleiten die Familie Salomon durch die Jahre 1959 – 1971.
Eins hatten Rudi und Elli eine Maßschneiderei und waren bekannt für ihre ausgefallenen Modelle. Die Reichen und Schönen zählten zu ihrer Kundschaft.
Auch ihrer Tochter Hanka liegt das Nähen im Blut. Sie träumt davon ihre Mode einmal in Paris vorzustellen.
Doch nach dem Bau der Mauer wird es zusehend schwerer.
Im Modeatelier bleibt die Kundschaft weg.
Schöne und hochwertige Stoffe sind kaum noch zu bekommen.
Annekathrin träumt weiter davon Fotografin zu werden und Hanka bekommt die Chance als Mannequin Geld zu verdienen.
Beiden kommen Männer in die Quere und sie müssen eine Entscheidung für die Zukunft treffen.

Die Familie Salomon habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Sowohl die Eltern Rudi und Elli wie auch die Töchter Annekathrin und Hanka sind tolle und liebenswerte Charaktere.
Die Töchter haben unterschiedliche Vorstellungen was ihren Lebensweg angeht.
Aber beiden werden vom Staat Steine in den Weg gelegt.
Den Zusammenhalt der Familie spürt man deutlich.
Die Eltern treten in die Partei ein um die Zukunft der Kinder einfacher zu machen.
Vielleicht können sie so ihre Träume doch verwirklichen.

Ich habe die Familie gerne begleitet, habe mit ihnen gelitten, mit ihnen gezittert und mich natürlich auch mit ihnen gefreut.

Ines Thorn erzählt ihre Geschichte sehr lebendig und bildhaft.
Das Leben in der DDR wird authentisch und ehrlich widergespiegelt.
Auch als Mensch der in Westdeutschland aufgewachsen ist, bekommt man einen guten Einblick vom Leben in der DDR vor und nach dem Mauerbau.
Die Autorin erzählt die Geschichte fesselnd und mitreißend. Ich habe das Buch nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand legen können und es in 2 Tagen verschlungen.

Die Reporterin – Zwischen den Zeilen

Teresa Simon
Historischer Roman
413 Seiten
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar

Die 1960er Jahre werden lebendig

Zum Inhalt:
München 1962: Marie Graf möchte gerne Reporterin werden. Sie möchte schreiben und immer nur schreiben.
Doch statt dessen hilft sie in der elterlichen Drogerie und studiert Pharmazie.
Pharmazie das war einst der Traum ihres Vaters, doch Marie tut sich damit schwer.
Heimlich bewirbt sie sich bei verschiedenen Zeitungen.
Die noch junge Zeitung „Der Tag“ bietet Marie die Chance bei einem Praktikum in die Zeitungsbranche reinzuschnuppern, mit der Möglichkeit eines anschließenden Volontariat.
Doch bis zur Reporterin ist es ein langer und steiniger Weg. Marie muss sich bei ihren Kollegen und vor allem bei ihren Eltern durchsetzen.
Ihr Mentor Baron Bárthoy steht ihr immer hilfreich zur Seite.
Aus Marie-Luise Graf wird bald Malou Graf, die als Gesellschaftskolumnistin Berühmtheiten wie Pierre Brice. Peter Kraus und Hildegard Knef interviewen darf.

„Die Reporterin – Zwischen den Zeilen“ ist der erste Band der Reporterin Reihe von Teresa Simon.
Als LeserIn begleitet man tolle und interessante Charaktere.
Im Mittelpunkt steht Marie Graf. Sie ist eine liebenswerte und intelligente junge Frau.
Marie hat den Wunsch zu schreiben und Journalistin zu werden was bei ihren Eltern auf Unverständnis trifft.
Eigentlich ist Marie gradlinig und ehrlich aber um ihren Traum zu erreichen muss sie zu einer Notlüge greifen.

Maries beste Freundin Roxy ist eher der sprunghafte Typ.
Sie wechselt ihren Style so schnell wie ihre Liebhaber.
Doch meist verliebt sich Roxy in die falschen Männer.
Dabei sucht sie doch nur Liebe und Geborgenheit.

Maries Großonkel Julius ist ihr Fels in der Brandung.
Er lebt in einer Seniorenresidenz.
Immer wenn Marie der Schuh drückt hat Onkel Julius ein offenes Ohr. Geheimnisse sich bei ihm immer sicher.

Auch bei der Zeitung lernen wir interessante Charaktere kennen.
Besonders gefallen haben mir der Baron der Marie unterstützt wo immer er kann und der Fotograf Samy.

Der erste Band spielt in den Jahren 1961-1965
An viele Personen und Ereignisse die in der Geschichte zur Sprache kommen kann ich mich noch gut erinnern.
So finden gleich zu Beginn der Geschichte die „Schwabinger Krawalle“ in München statt. Ganz vorne mit dabei Andreas Baader.
Man erlebt den ersten Besuch von Charles de Gaulle genauso wie den Besuch von Königin Elisabeth.
Man trifft auf Stars wie Pierre Brice. Peter Kraus, Herman Prey und Hildegard Knef.
Viele Musiktitel der 60er Jahre finden Erwähnung und ich hatte meist den Song gleich im Ohr.

Teresa Simon führt ihre LeserInnen unterhaltsam durch die 1960er Jahre.
Die Geschichte ist richtig lebendig.
Viele interessanten Informationen fließen ganz einfach und leicht in die Handlung mit ein.
Personen und Ereignisse an die ich mich noch gut aus Erzählungen meiner Eltern und aus meiner Jugend erinnere sind an meinem inneren Auge vorbeigezogen.

Wie alle Bücher von Teresa Simon gehört auch „Die Reporterin“ wieder zu meinen Highlights.
Die Geschichte ist interessant, die Charaktere liebenswert und die Informationen kaum zu übertreffen.
Mittlerweile ist bekannt, dass hinter dem Pseudonym Teresa Simon die Autorin Brigitte Riebe steckt.
Zwei meiner liebsten Autorinnen verbunden in einer Person.

Teresa Simon lässt den ersten Band mit einem Cliffhanger enden. Jetzt heißt es warten auf den zweiten Band „Die Reporterin – Worte der Wahrheit“ der zum Glück schon im August erscheinen wird.