True Colors

Kristin Hannah
Roman
525 Seiten
Übersetzt aus dem Amerikanischen Englisch von Gabriele Weber-Jarić
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Schöne und aufregende Familiengeschichte

Klappentext:
Nichts kann die drei Schwestern Grey trennen, selbst der Tod der Mutter schweißt sie noch enger zusammen. Ihr Vater jedoch wird durch den Verlust seiner Frau unerbittlich. Nur Vivi Ann, die ganz in der Arbeit mit den Pferden der Ranch aufgeht, findet seine Anerkennung und Liebe; die Ältere, Winona, ringt vergeblich darum. Trotz allen Zusammenhalts geraten die Schwestern in immer größere Konkurrenz zueinander – mit verheerenden Konsequenzen. Dann wendet sich Vivi Ann gegen die väterliche Ordnung, und die Familie droht zu zerbrechen

„True Colors“ ist der neue Roman von Kristin Hannah.

Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Winona, Vivi Ann und Aurora. Die drei Mädchen halten immer schon zusammen, aber nach dem frühen Tod der Mutter ist der Zusammenhalt nur noch stärker geworden.
Winona arbeitet als Rechtsanwältin und ist erfolgreich. Aurora ist verheiratet und hat ein Zwillingspärchen.
Vivi Ann ist die hübscheste der Mädchen. Sie zieht alle Blicke auf sich. Vivi Ann hilft ihrem Vater auf dem Hof. Sie versorgt die Pferde und ist auch eine leidenschaftliche Reiterin.
Der Tod der Mutter hat den Vater sehr verändert.
Einzig Vivi Ann bekommt vom Vater Aufmerksamkeit und Anerkennung. Dabei hat Winona nach dem Tod der Mutter versucht, den jüngeren Schwestern Halt zu geben und ihre eigene Trauer hintangestellt.
Das schürt Eifersucht und Neid zwischen den Schwestern, die einmal so zusammengehalten haben. Plötzlich kommen alle Kleinigkeiten hoch, in denen eine Schwester bevorteilt wurde.

Mit True Colors erzählt Kristin Hannah eine Familiengeschichte, die auf den ersten Blick so harmonisch ist, aber plötzlich von Eifersucht und Neid durchbrochen wird.
Ihre Charaktere sind wunderbar in Szene gesetzt. Ich habe die Mädchen gerne begleitet und konnte jede verstehen.
Der Vater war durch seine Trauer blind für seine Töchter geworden. Nur Vivi Ann, die ihm auf der Ranch zur Seite steht, die hat er gesehen.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Unfrieden zwischen den Schwestern stiftet.

Ich habe schon einig Bücher von Kristin Hannah gelesen. Mit ihrem fesselnden Schreibstil hat sie mich auch hier wieder schnell ganz tief in die Geschichte versinken lassen.
Die Autorin beschreibt die Handlungsorte sehr anschaulich und erzeugt immer die passende Atmosphäre.
Auch die Problematik mit der Ausgrenzung der Indigen in den USA kommt in diesem Buch zu Sprache.

„True Colors“ ist wieder ein richtiges Highlight für mich gewesen.

Mühlensommer

Martina Bogdahn
Roman
331 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ein Roman über Heimat, Familie und Neuanfänge

Klappentext:
Ein drückend heißer Sommertag. Mit ihren beiden Töchtern macht sich Maria auf den Weg in ein langes Wochenende fern von Stadt, Stress und Schule. Doch dann ruft Marias Mutter an: Der Vater hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Die Mutter ist bei ihm, und auf dem Bauernhof der Familie müssen Schweine, Kühe und Hühner versorgt werden aber auch die demente Großmutter.
Maria fährt sofort zum Hof. Doch dort, vor der alten Mühle, erwartet sie neben der unermüdlich Äpfel schälenden Oma auch die Erinnerung an ihre Jugend zwischen Schulbus und Schweinestall, Dreimeterbrett und Kirchenbank, an starre Traditionen und lauter kleine Freiheiten.
Als am Tag darauf die Mutter aus dem Krankenhaus heimkehrt und plötzlich auch Marias Bruder Thomas auf dem Hof steht, ist die Familie versammelt. Sie eint die stille Sorge um den Vater. Bis Thomas das Schweigen bricht und endlich zur Sprache kommt, was sie alle lang verdrängt haben.

„Mühlensommer“ von Martina Bogdahn ist eine warmherzige Familiengeschichte.

Im Mittelpunkt des Romans steht Maria, eine Frau, die sich im Laufe der Geschichte neu erfinden muss. Sie fährt mit ihren Töchtern auf den elterlichen Hof um Unterstützung zu leisten da der Vater einen Unfall hatte. Als ihr Bruder Thomas auch auf dem Hof auftaucht wird Maria der Vergangenheit konfrontiert.
Sie lernt, Verantwortung zu übernehmen, für sich selbst einzustehen und ihren eigenen Weg zu finden. Ihre Entwicklung ist berührend und inspirierend.

Martina Bogdahn zeichnet ein einfühlsames Bild des Lebens auf dem Land. Die Idylle der Natur wird kontrastiert mit den Problemen der Dorfgemeinschaft. Die Autorin scheut sich dabei nicht, auch die Schattenseiten des Landlebens zu beleuchten, wie etwa die Engstirnigkeit und den Mangel an Perspektiven.

Die Geschichte ist fesselnd geschrieben und die Charaktere sind vielschichtig und authentisch. Martina Bogdahn versteht es, ihre Leser in die Welt ihrer Charaktere hineinzuversetzen und ihnen deren Gefühle und Gedanken nahe zu bringen.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Auf eine warmherzige und stellenweise humorvolle Art vermittelt Martina Bogdahn ihren Leser*innen die Familiengeschichte.

„Mühlensommer“ ist eine Familiengeschichte die lange im Gedächtnis bleiben wird.

Die Blumentöchter

Tessa Collins
Roman
520 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine großartige Geschichte

Klappentext:
Für Dalia ist die Gärtnerei ihrer Großeltern ihr Zuhause. Hier in Cornwall ist sie aufgewachsen, gemeinsam mit ihren vier Cousinen hat sie viele Sommer zwischen den leuchtenden Blumenfeldern verbracht. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Großmutter Rose kommen die inzwischen erwachsenen Cousinen im Herrenhaus der Gärtnerei zusammen und machen eine Entdeckung, die für Dalia alles verändert: ein Brief ihres vermeintlich unbekannten Vaters. Wieso hat Rose ihr verheimlicht, dass sie ihn kennt, Dalias Leerstelle, die sie ihr Leben lang geschmerzt hat? Auf der Suche nach Antworten beschließt sie nach Mexiko zu reisen, um ihren Vater ausfindig zu machen und kommt einer großen Liebe auf die Spur, die an einer Mayastätte ihren Anfang nahm.


„Die Blumentöchter“ ist der 1. Band der Blumentöchter-Saga von Tessa Collins:
Tessa Collins ist das Pseudonym von Silke Ziegler die mich schon mit ihren Krimis und der Purpurküsten-Reihe begeistert hat.

Tessa Collins entführt ihre Leser*innen nach Cornwall und nach Mexico.
Im Mittelpunkt steht Dalia. Ihre Mutter ist bei der Geburt gestorben, so ist sie in Cornwall bei ihren Großeltern aufgewachsen. Im Sommer kamen immer ihre vier Cousinen zu Besuch. Auf Blooming Hall mit seiner angrenzenden Gärtnerei und den Blumenfelder hatten die Mädchen immer viel Spaß. Als Großmutter Rose starb kamen die Cousinen im Herrenhaus zusammen. Im Nachlass ihrer Großmutter findet Dalia einen Brief ihres Vaters den sie nie kennengelernt hat.
Nach dem Tod ihrer Großmutter fühlt Dalia sich verloren, auch ihr Job als Web-Designerin erfüllt sie nicht. Kurzentschlossen reist Dalia nach Mexico um ihre Wurzeln zu suchen. Alles was sie von ihrem Vater weiß, ist der Vorname und das ihre Mutter seinerzeit ein Forschungsstipendium Maya-Stätten hatte.

Tessa Collins hat mich mit der Geschichte schnell gefesselt. Am Anfang lernt man viele Charaktere kennen. Ich war dankbar für den Stammbaum der Familie der am Anfang des Buches steht. So wusste man schnell wer zu wem gehört und hatte die Namen der Cousinen, die im Laufe der Saga alle ihre Rolle bekommen sollen schnell parat.

Tessa Collins versteht es ihre Charaktere zu zeichnen und durch die Geschichte zu führen. Vor allem Dalia war mir schnell sympathisch und ich habe sie gerne auf ihrer Reise begleitet. Es war schön mitzuerleben wie sich Dalia entwickelt. Erst war sie ein zartes und verletzbares Pflänzchen und im Laufe der Geschichte hat sie sich zu einer schönen und starken Blume entwickelt.
Die Autorin beschreibt die Handlungsorte sehr eingehend. Ich habe im Internet mir noch Bilder zu den Ausgrabungsstätten angesehen und konnte mir so schnell ein Bild davon machen. Die Bevölkerung von Mexico wird als offen, hilfsbereit und herzlich beschrieben.
Das konnte man vor allem an Pablo miterleben den Dalia kennengelernt hat. Er unterrichtet an der Universität in Mexiko-Stadt Anglistik und hatte viele viele Kontakte.

Zwischen den einzelnen Kapitel gibt es Rückblenden so, dass die Leser*innen auch die Zeit von Dalias Mutter in Mexico und ihre große Liebe miterleben konnten.

Tessa Collins erzählt die Geschichte mit viel Gefühl. Dabei ist ihr Schreibstil flüssig und gut verständlich.
Ich habe das Lesen von „Die Blumentöchter genossen und freue mich jetzt schon auf den 2. Band „Die Wildblumentochter“ der Ende Oktober erscheinen wird und die Leser*innen Island führen wird.

Zebras im Schnee

Florian Wacker
Roman
381 Seiten
erschienen im Berlin Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Berlin Verlag für das Rezenssionsexemplar

Auf der Suche nach der Vergangenheit

Klappentext:
Bei seinen Recherchen zum 75-jährigen Jubiläum des Bauhaus-nahen Stadtplanungsprogramm Neues Frankfurt kommt der New Yorker Kunsthistoriker und Architekt Richard Kugelman an ein Ende der 1920er-Jahre aufgenommenes Foto seiner Mutter Franziska Goldblum. Fotografin ist eine gewisse Ella Burmeister. Immer tiefer taucht Richard während einer Reise in die Main-Metropole in ihre Lebensgeschichte ein, würde er mehr Material von dieser nach dem Krieg völlig zu Unrecht vergessenen Künstlerin finden, wäre seine geplante Ausstellung nicht weniger als eine Sensation.
Doch in welchem Verhältnis standen die beiden Frauen zueinander? Und warum hat die ehemalige Kunststudentin Franziska nach der Immigration in die USA 1933 mit ihrer Familie nie von dieser Ella und ihrer gemeinsamen Zeit in Frankfurt gesprochen und auch nie wieder gemalt? Unversehens gerät Richard in eine Geschichte hinein, die auch sein Leben für immer verändern wird.

„Zebras im Schnee“ von Florian Wacker war das diesjährige Buch für „Frankfurt liest ein Buch“
Von Florian Wacker habe ich bereits mit Begeisterung „Die Spur der Aale“ gelesen. Ein Krimi der auch in Frankfurt angesiedelt ist.

In diesem Roman bringt der Autor seinen Leser*innen das historische Frankfurt näher.
Als der Architekt Richard Kugelman ein Foto seiner Mutter findet das von der Fotografin Ella Burmeister in Frankfurt aufgenommen wurde möchte er mehr über die Entstehung des Fotos herausfinden. Richard Kugelman, der zum 75-Jubiläum zum Stadtplanungsprogramm Neues Frankfurt aus den USA anreist will versuchen mehr über die Künstlerin Ella Burmeister zu erfahren. Auch interessiert ihn, warum seine Mutter die Kunst studiert hat nach ihrer Immigration in die USA 1933 nicht mehr gemalt hat. Richard Kugelmans Mutter hat nie über ihre Zeit in Frankfurt gesprochen.

Florian Wacker erzählt seine Geschichte auf zwei Zeitebenen. Die Gegenwart ist das Jahr 1997 uns spielt in New York und in Frankfurt. Hier lernen die Leser*innen Richard Kugelman, den Kunsthistoriker und Architekt kennen. Seine Mutter hat in Frankfurt Kunst studiert. Richard Kugelman begibt sich auf die Suche nach der Vergangenheit.

Das ist dann auch schon die zweite Zeitebene. Sie umfasst die Jahre 1927-1933 uns spielt zum größten Teil in Frankfurt. Hier lernen die Leser*innen dann Franziska, die Mutter von Richard Kugelman und auch Ella Burmeister kennen. Franziska und Ella waren eng befreundet. Als Leser*innen erlebt man die Zeit in Frankfurt mit, die im Umbruch war. Die NSDAP war im Vormarsch und Hitler nahm immer größeren Einfluss auf das Leben der Menschen.

Florian Wacker hat große Recherchearbeit geleistet und mit das historische Frankfurt näher gebraucht. Mir als Frankfurterin bedeutet das natürlich viel. Der Autor beschreibt das Leben in der Stadt zu der damaligen Zeit detailreich. Man kann sie gut eine Vorstellung davon machen. Meine Mutter hat diese Zeit ja in Frankfurt erlebt und da mich die Geschichte schon immer interessiert hat, mir auch einiges davon erzählt.

Florian Wacker hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Mit seiner Geschichte hat er mich schnell gefesselt.
Mir war es eine große Freude „Zebras im Schnee“ zu lesen.


Sommerhaus am See

David James Poissant
Roman
377 Seiten
erschienen im btb Verlag
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Sibylle Schmidt
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den btb Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Familiengeschichte mit sehr viel Tiefe

Klappentext:

Die Familie Starling lebt über das ganze Land verstreut, im Sommer aber kommen sie alle in dem kleinen Häuschen am See in North Carolina zusammen. Die Eltern Lisa und Richard stehen nach einer langen Karriere an der Cornell University kurz vor der Pensionierung und wollen das Sommerhaus der Familie verkaufen und sich nach Florida zurückziehen. Diese Entscheidung überrascht ihre beiden erwachsenen Söhne, Michael, einen Verkäufer, und Thad, einen aufstrebenden Dichter. Zusammen mit ihren Lebenspartnern fahren die beiden Brüder für ein letztes Wochenende an den Ort, der mit so vielen schönen Erinnerungen verbunden ist. Doch als ein Kind vor den Augen von Michael ertrinkt, der vergeblich versucht, es zu retten, gerät das über Jahre fein austarierte Gleichgewicht der Familie aus den Fugen. Alle sechs sehen sich auf einmal gezwungen, die Untiefen ihrer eigenen Schwächen und Ängste zu erkunden, sich ihren eigenen Lebenslügen zu stellen. Die drei Tage am See nehmen eine unerwartete Wendung.

„Sommerhaus am See“ von David James Poissant ist eine Familiengeschichte mit viel Tiefe.

Es ist die Geschichte der Familie Starling. Viele Sommer hat sich die Familie bestehend aus den Eltern Lisa und Richard und die Söhne Michale und Thad in ihrem Sommerhaus am See in North Carolina getroffen. Jetzt gehen die Eltern in Pension und wollen das Sommerhaus verkaufen, da sie sich in Florida niederlassen wollen.
Ein letztes Mal fahren Michael und That mit ihren Lebenspartnern in das Sommerhaus. Ein letztes Mal kommt die Familie für ein Wochenende im Haus am See zusammen.
Ein unerwarteter Vorfall bringt die Familie aus dem Gleichgewicht und alle Probleme werden aufgedeckt.

3 Tage dürfen die Leser*innen die Familie im Sommerhaus begleiten. In den 3 Tagen kommt sehr viel ans Licht.
In der Familie geht es nicht so harmonisch zu wie am Anfang vielleicht vermutet. Vieles ist verdrängt worden und kommt jetzt zu Tage.

David James Poissant erzählt von Eifersucht und Rivalität in der Familie, von Alkoholproblemen, Geheimnissen und Homosexualität.
Sehr gut zeichnet der Autor anhand der Familie ein Bild der verschiedenen Sichten. Die Eltern sind Akademiker, Michael ist Verkäufer in einer Mall und unzufrieden mit seinem Job und Thad ist ein erfolgreicher Dichter.

David James Poissant erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Hier kommen nicht nur die Familienmitglieder sondern auch die Lebenspartner Diane und Jake zu Wort. Der Perspektivwechsel macht die Geschichte vielschichtig und interessant.

David James Poissant hat eine flüssigen und leicht verständlichen Schreibstil. Er erzählt die Geschichte in einer kraftvollen und doch feinfühligen Art und Weise.

„Sommerhaus am See“ hat mich so gefesselt, dass ich es an 2 Abenden gelesen habe.

Böhmische Hoffnung

Karin Lindberg
Historischer Roman
303 Seiten
erschienen bei Tinte & Feder
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar

Toller Auftakt der Lemberg Saga

Klappentext:
Böhmen 1937: Als die junge Alba Lemberg nach einem Aufenthalt bei Verwandten nach Hause zurückkehrt, währt die Freude über das Wiedersehen nur kurz. Denn schon bald gerät sie mit den Eltern über deren Vorstellung für ihre Zukunft aneinander.
Vater Carl will von Albas Plänen, eine Lehre im Betrieb zu absolvieren, nichts wissen. Der Patriarch hat andere Sorgen, er ringt um den Erhalt der Lemberg-Webereien, dazu bereiten ihm Fehler aus der Vergangenheit seelische Qualen. Dass auch die Mutter ihre ganz eigenen Gründe hat, die willensstarke Erstgeborene schnell unter die Haube zu bringen, ahnt niemand.
Alba kämpft für ihren Traum und bringt damit ihre Geschwister gegen sich auf, was zu weiterem Unfrieden im Hause Lemberg führt. Sie freundet sich heimlich mit dem Hilfsarbeiter Miroslav an, um mehr über die Weberei und die Nöte der Arbeiterschaft zu erfahren. Miroslavs unverblümte Art macht ihr anfangs schwer zu schaffen, doch lernt Alba durch ihn, vieles mit anderen Augen zu sehen.

Böhmische Hoffnung ist der erste Band der Lemberg-Saga von Karin Lindberg.

Die Leser*innen reisen in das Jahr 1937 ins Sudetenland.
Man lernt die Familie Lemberg und ihre Weberei kennen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steh Alba Lemberg. Alba hat Pläne für ihre Zukunft, sie möchte eine Ausbildung in der Weberei machen.
Doch die Eltern haben offensichtlich andere Vorstellungen vom Leben ihre Tochter.
Vater und Mutter wollen Alba, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen so schnell wie möglich verheiraten.
Der Vater kämpft um die Existenz seiner Weberei. Fehler die er in der Vergangenheit gemacht hat rächen sich jetzt.
Alba möchte für ihre Selbstbestimmung kämpfen. Einen Trost findet sie bei Miroslav, einem Arbeiter aus der Weberei. Von ihm erfährt Alba auch wie es den Arbeitern geht und welche Nöte sie haben.

Karin Lindberg erzählt die Geschichte gefühlvoll. Ihre Charaktere sind sehr gut getroffen und lebendig. Mir gefällt Alba sehr gut. Sie ist eine junge Frau die über sich selbst bestimmen möchte doch an den Konventionen scheitert. Selbst ihre Geschwister lehnen sich gegen Alba auf.
Karin Lindberg zeigt die Stellung der Frau sehr gut auf, mit allen Regeln nach denen sich zu richten ist. Die Geschichte enthält auch viele historische Hintergründe. Auch die politische Situation in Böhmen und die Notlagen vieler Arbeiter werden angesprochen. Irgendwie herrscht vieler Orts Aufbruchstimmung.

Karin Lindberg hat mich mit ihrer Geschichte richtig gefesselt. Es war für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Freude, Hoffnung, Zorn und Intrigen wechseln sich ab.

Der fesselnde und gut verständliche Schreibstil der Autorin hat mich ganz tief in die Geschichte eintauchen lassen.
Mir hat „Böhmische Hoffnung viel Freude gemacht.
Ich freue mich jetzt auf den 2. Band „Böhmische Schicksalstage“ der im Oktober erscheinen soll.

Hallo, du Schöne

Ann Napolitano
Roman
510 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Opulente Familiengeschichte mit tollen Charakteren

Klappentext:
Gemeinschaft und Zugehörigkeit kennt William Waters nur vom Basketballplatz. Das ändert sich, als er am College die temperamentvolle Julia Padavano kennenlernt und sich in sie verliebt. Er, der eine unglückliche Kindheit erlebt hat, erfährt, was es heißt, eine Familie zu haben. Denn Julia und ihre drei Schwestern sind unzertrennlich und ihre Eltern immer präsent. William wird Teil des so herrlichen wie anstrengenden Chaos aus Liebe und Fürsorge. Zusammen überstehen die Schwestern den Tod des Vaters und den Weggang der Mutter. In allen Krisen geben sie einander Halt und erfreuen sich gemeinsam an Julias Glück mit William. Doch seine tiefe Einsamkeit wirft nicht nur Julias genau durchdachte Pläne für ihre gemeinsame Zukunft über den Haufen, sondern treibt auch die vier Schwestern auseinander bis ein Schicksalsschlag ihren alten Zusammenhalt erfordert.

„Hallo, du Schöne“ von Ann Napolitano ist eine Familiengeschichte mit liebenswerten Charakteren.

William Waters kennt es nicht in einer Familie geborgen zu sein und geliebt zu werden. Dieses Gefühl bekommt er erst als er sich in Julia Padavano kennen und lieben lernt.
Julia ist und ihre 3 Schwestern Sylvie, Cecilia und Emeline sind unzertrennlich. Hier wird William ein Teil einer Familie die er so gar nicht kennt. Charlie, der Vater von Julia ist ein sehr belesener Mann. Er liebt die Lyrik von Walt Whitman und begrüßt seine Töchter auch mit den Worten „Hallo, du Schöne“. Da sagt schon viel über den Mann aus. Doch all seine Gefühle denen Charlie nicht Herr wird dämpft er zu oft mit Alkohol.
Die Mutter Rose dagegen ist etwas verhärmt. Sie lebt nicht das Leben das sie sich vorgestellt hatte. Um so mehr wundert es mich wie der Zusammenhalt in der Familie ist. Vor allem die 4 Schwestern sind unzertrennlich was es für William nicht immer einfach acht. Als der Vater unerwartet starb halten die Schwestern nur fester zusammen. Erst nach seinem Tod wird ihnen klar wie beliebt ihr Vater war und das sie noch so viel mit ihm besprechen wollten. Der Vater ist ein Mensch der für immer in den Gedanken seiner Töchter weiterlebt.

Ann Napolitano hat für ihre Geschichte wunderbare Charaktere erschaffen. Ich habe die Mädchen gleich ins Herz geschlossen. Man hat sie so gut kennengelernt, dass man das Gefühlt bekam schon ewig mit ihnen befreundet zu sein. Auch William habe ich schnell ins Herz geschlossen. Er ist so anders als die Mädchen. Er musste immer alles mit sich selber ausmachen wo hingegen die Schwestern einander hatten.

Die Autorin erzählt abwechselnd die Geschichte von Julia und William, zwischendurch lernen wie auch die Geschichte von Sylvia kennen. Schnell spürt man, dass hinter der Fassade nicht alles ist wie es aussieht.

Ann Napolitano hat mich mit ihrer Geschichte auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Glück, Freude Melancholie und Traurigkeit reichen sich in dieser Geschichte die Hand.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Das Buch übt nach wenigen Seiten einen Sog aus dem man sich nicht entziehen kann.

„Hallo, du Schöne“ ist ein tief emotionaler Roman den ich sehr gerne gelesen habe.

Die Frauen der Familie Carbonaro

Mario Giordano
Roman
503 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Intensive und atemberaubende Erzählung

Pina will herrschen. Anna will singen. Maria will Hosen tragen.

Drei Frauen der deutsch-italienischen Familie Carbonaro erzählen ihre Geschichte: Sie erzählen von einem archaischen Sizilien Ende des 19. Jahrhunderts, vom Fluch ihrer Vorfahrinnen, von Wundern, Illusionen und kleinen Triumphen. Von Liebe und Gewalt, von schönen Schneidern, Scharlatanen und traurigen Gespenstern. Sie erzählen von Flughunden und Krähen, von Sizilien und Deutschland, von Heimat und Fremdsein, Bombennächten und Bienenstich und davon, wie das Glück sie immer wieder fand. In einem gewaltigen Bilderbogen lässt Mario Giordano die bewegten Schicksale dreier Frauen erstehen, die unbeirrbar ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben verfolgen. Und er nimmt uns mit auf eine Reise von Sizilien nach Deutschland, die ein ganzes Jahrhundert umspannt.

„Die Frauen der Familie Carbonaro“ ist nach „Terra di Sicilia – Die Rückkehr des Patriarchen“ der 2. Band der Carbonaro-Saga von Mario Giordano,
Schon der erste Band hat mich begeistert und ich war auf dieses Buch sehr gespannt.

Obwohl es fast 2 Jahre her ist das ich den 1. Band gelesen habe war nach wenigen Seiten wieder alles präsent.
Im 1. Band stand der Patriarch Barnaba Carbonaro im Vordergrund.
In dem neuen Roman lässt der Autor die Frauen der Familie zu Ort kommen und die haben viel zu erzählen.

Die Geschichte wird aus der Sicht von 3 Frauen aus der -Familie Carbonaro erzählt.
Es beginnt mit Pina, die Frau des Patriarchen. Schon als junges Mädchen war für sie klar, dass sie Barnaba Carbonaro heiraten wird. Auch wenn ihr Vater alles dafür tat das es nicht so kommt hat sie ihren Willen durchgesetzt. 23 Kinder hat Pina geboren und davon haben 6 überlebt. Sie ist eine starke Frau die weiß was sie will. Aber wie die Zeiten so waren musste sie sich auch oft dem Willen ihres Mannes beugen. Als Barnaba in München seinen Stand in der Großmarkthalle eröffnet hat und Zitrusfrüchte nach Deutschland exportierte war er mehr in München und Pina blieb in Sizilien.

Als nächstes kommt Anna dazu. Sie ist die Frau von Nino dem 3. Kind der Familie.
Am Anfang tut sich Anna schwer in der Familie. Das junge Paar wohnte ja bei den Eltern von Nino. So war es in der Familie üblich alle wohnten mit Partner*in und Kindern zusammen bei den Eltern. Ihr Mann Nino war Schneider musste aber oft mit seinem Vater nach München um in der Firma zu helfen.
Anna hat ihren Mann immer wieder gebeten mit nach München zu dürfen. Als sie dann mit ihren Kindern nach München übergesiedelt ist war sie fremd und konnte die Sprache nicht. Ich glaube sie wäre am liebsten sofort wieder nach Sizilien zurück gereist. Doch Helene die Geliebte von Barnabas hat sich ihrer angenommen und im Bienenstich hat sie Trost gefunden.

Maria, die Tochter von Nino und Anna kam als kleines Kind schon nach München und das war ihre Heimat. Sie konnte schnell auf Bayrisch fluchen. Für sie war Deutschland die Heimat. Hier besuchte sie die Schule und fand ihre Freunde.

So unterschiedlich die Frauen der Familie Carbonaro waren, eins hatten alle gemeinsam. Sie warfen 2 Schatten.
Mario Giordano beschreibt seine Charaktere einfach wunderbar. Die meisten kannte ich ja schon aus dem ersten Band, jetzt aber die Frauen näher kennenzulernen war schon eine tolle Sache. Natürlich betraten auch die Patruneddi, die Hausgeister der Familie Carbonaro wieder die Bildfläche.

Der Autor lässt auch einiges an Zeitkolorit in die Geschichte einfließen indem die Frauen nachdenken welche Neuerungen und Erfindungen sie erlebt haben. Auch Filme und berühmte Personen finden Erwähnung. Das macht die Geschichte sehr authentisch.
Die italienischen Worte die immer wieder in den Text einfließen machen die Geschichte um so realistischer.

Als Grundlage für diesen Roman dient die Familie des Autor. In vielen Gesprächen mit seinen Eltern, Onkeln und Tanten hat er Anekdoten zusammengetragen.
Trotzdem handelt es sich um einen Roman, der viele fiktionale Elemente beinhaltet. Doch Mario Giordano hat Realität und Fiktion so fein verwebt, dass man sie nicht zu trenne vermag.

Jetzt kann ich mich nur noch bei Mario Giordano bedanken für die schönen und intensiven Lesestunden die er mir geschenkt hat. Für mich gehört „Die Frauen der Familie Carbonaro jetzt schon zu meinen Highlights des Jahres.

Ein falsches Wort

Vigdis Hjorth
Roman
400 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine dramatische Familiengeschichte

Klappentext:
Das Schlimmste passiert dort, wo wir uns sicher fühlen: in der eigenen Familie. Was nach dem plötzlichen Tod des Vaters zunächst wie ein Erbstreit zwischen Geschwistern aussieht, wird für die ältere Schwester Bergljot zu einem Kampf um die jahrzehntelang verdrängte Wahrheit. Es geht nicht um Geld und Besitz. Es geht darum, wem die Vergangenheit gehört. Mit unverwechselbarer Konsequenz erzählt Vigdis Hjorth von der Sehnsucht nach Anerkennung, von der Kraft der Befreiung und von der Frage, ob wir unserer eigenen Geschichte vertrauen dürfen.

„Ein falsches Wort“ von Vigdis Hjorth ist eine dramatische Familiengeschichte.

Dem Anschein nach geht es um das Erbe der Familie. Der Streit kommt nach einem Selbstmordversuch der Mutter auf. Bergljot und ihr Bruder fühlen sich benachteiligt. Die Schwestern bekommen die Sommerhäuser und Bergljot und ihr Bruder anteilmäßig Geld. Doch die Sommerhäuser werden viel geringer geschätzt als sie tatsächlich wert sind. Es kommt zu einem Familienstreit.
Für Bergljot geht es aber um viel mehr. Sie hat schon vor über 20 Jahren jeglichen Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen. Nur ihre Kinder gehen zu den Familienfesten.

Man fragt sich lange warum Bergljot den Kontakt zu der Familie nicht möchte. Nach und nach erfährt man aus Bergljots Sicht was geschehen ist. Man spürt wie Bergljot leidet und oft Trost im Alkohol sucht. Die Mutter von Bergljot beteuert immer, dass alles Bergljots Fantasie entsprungen ist was auch ihre Geschwister glauben. So wird sie immer angeprangert.
Darunter leidet Bergljot noch mehr. Sie möchte ernst genommen werden und das die Familie ihr Glauben schenkt.
Lange weiß man nicht wem man glauben kann.

Vigdis Hjorth hat eine Familiengeschichte veröffentlicht die unter die Haut geht.
Die Autorin greift hier ein Tabuthema auf, dass offensichtlich für die Familie von Bergljot auch tabu ist. Geschickt lässt sie ihre Leser*innen die Meinung beider Seiten sehen. Da Berljot ziemlich labil ist weiß man nie so genau ob man ihr glauben kann auch wenn man das gerne möchte. Die Schwestern sind auf der Seite der Mutter, die ja gerade einen Selbstmordversuch überlebt hat.
Der Bruder hält eher zu Bergljot, aber mehr da er sich mit ihrer Hilfe ein größeres Erbe verspricht. Zum Selbstmordversuch der Mutter habe ich auch meine eigenen Meinung. Ich denke die Frau wollte nur Aufmerksamkeit. Es kommen so einige Dinge zum Vorschein wo die Mutter gerne im Mittelpunkt stand.

Vigdis Hjorth erzählt die Geschichte mit einer fein gewählten Sprache mit der man sich einfach mitreißen lässt. Dass die Geschichte so bei den Leser*innen ankommt ist mit der Übersetzerin Gabriele Haefs zu verdanken.

„Ein falsches Wort“ ist für mich ein großer zeitgenössischer Roman den ich gerne empfehlen möchte

Wo die Geister tanzen

Joana Osman
Roman
220 Seiten
erschienen bei C. Bertelsmann
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an C. Bertelsmann für das Leseexemplar

Ein dramatischer Generationenroman

Sabiha und Ahmed sind fest verwurzelt in ihrer Heimatstadt Jaffa. Hier eröffnen sie ein eigenes Kino, um in der letzten Reihe bei Filmen mit Shirley Temple zu weinen, und ziehen ihre Söhne groß. Doch 1948, mit dem ersten arabisch-israelischen Krieg und schließlich der Gründung Israels, beginnt für die Familie eine Odyssee. Sie fliehen in den Libanon und weiter in die Türkei, stets auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Sie leben in Abbruchhäusern und werden von keinem Staat anerkannt. Sie trauern um die Verstorbenen und verlieren doch nie die Lust am Leben und erst recht nicht ihren Humor.
Siebzig Jahre später begibt sich Joana Osman in Israel auf Spurensuche. Wer waren ihre Großeltern, die ihren Vater auf der Flucht großzogen? Was war das für eine Reise, die auch ihr eigenes Aufwachsen so stark und doch so unsichtbar geprägt hat.

„Wo die Geister tanzen“ ist ein autofiktionaler Roman von Joana Osman.

Als die Briten sich 1948 das israelisch-palästinensische Gebiet verlassen bricht der 1. Krieg zwischen Israel und Palästina aus. Viele Palästinenser werden vertrieben und Israel ruft einen eigenen Staat aus.
Dabei sind auch die Großeltern der Autorin Joana Osman.
Sabiha und Ahmed, die in Jaffa ein Kino betreiben müssen flüchten. Erst nach Beirut und dann in die Türkei. Dich nirgendwo finden sie ein zuhause. Begleitet werden viele der Palästinensischen Familien die auf der Flucht sind von ihren verstorben Familienangehörigen, die ihnen wie Geiser folgen.

70 Jahre später fängt Joana Osman an den Spuren ihrer Großeltern zu folgen. Sie will mehr über ihre Familie und deren grausiges Schicksal erfahren.

Joana Osman erzählt die Geschichte in der Ich-Perspektive.
Sie erzählt die erschütternde Geschichte ihrer Großeltern und von ihrem Vater der auf der Flucht noch ein Kind war. Aber auch von einem großen Überlebenswille ihrer Großeltern.

So dramatisch und traurig das Thema ist, so lockert die Autorin mit ihrem Humor doch immer wieder die Geschichte auf. Dafür hat sie meine Bewunderung.
Die Worte die Joana Osman benutzt sind manchmal schon poetisch.
Nach wenigen Seiten wurde ich wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen und konnte mich nicht davon lösen. Als ich die Buchdeckel zugeklappt habe musste ich erst einmal verschnaufen und die Geschichte setzten lassen.

„Wo die Geister tanzen“ ist eine Geschichte die mich sehr berührt hat.