Die Königin von Dirt Island

Donal Ryan
Roman
368 Seiten
Übersetzt aus dem irischen Englisch von Anna-Nina Kroll
erschienen im Diogenes Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar

Berührende Familiengeschichte

Klappentext:
Nach dem Tod ihres Mannes bringt Eileen ihre Tochter allein durch und verzweifelt fast, als sich die Geschichte wiederholt und auch ihre eigene Tochter jung und unehelich Mutter wird. Doch in den Frauen der Familie Aylward stecken Kraft und Mut, und es reicht ihnen längst nicht, nur eine Nebenrolle im Leben zu spielen.

„Die Königin von Dirt Island“ von Donal Ryan, ist eine Familiengeschichte, die berührt

Eileen wurde unplanmäßig schwanger. Bevor das Kind zur Welt kommt, heiratet sie noch, doch ihr Mann stirbt kurz nach der Geburt des Kindes. Ihre eigene Familie hat sie verstoßen, da sie schwanger wurde und nicht verheiratet war.
Jetzt muss Eileen das Kind allein großziehen. In ihrer Schwiegermutter findet sie Unterstützung.
Das Schicksal scheint sich zu wiederholen, den auch Eileens Tochter wird ungewollt schwanger.

Donal Ryan hat wundervolle Charaktere erschaffen. Die Freundschaft der Frauen aus drei Generationen der Familie ist herzerwärmend. Eileen, ihre Schwiegermutter die Tochter Saoirse werden gut beschrieben und ich habe sie schnell ins Herz geschlossen.

Die Geschichte wird von Donal Ryan aus weiblicher Perspektive erzählt. Der Autor kann sich sehr gut in die Frauen einfühlen.
Die Geschichte erzählt das Aufwachsen von Saoirse, die auch sehr früh schwanger wird. Sie erzählt von der Freundschaft zwischen Eileen und ihrer Schwiegermutter und von der Liebe Saoirses zu ihrer Großmutter. Es wird aber auch die Schattenseite gezeigt, wie schwer es für Eileen ist allein ein Kind großzuziehen und wie sehr sie das Zerwürfnis mit ihrer Familie belastete.

Der Schreibstil von Donal Ryan ist teilweise poetisch, vor allem aber flüssig, gut verständlich und humorvoll.

„Die Königin von Dirt Island“ ist eine wunderschöne und herzerwärmende Familiengeschichte, die ich mit großer Freude gelesen habe.

Sunbirds

Penelope Slocombe
Roman
416 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Britt Somann-Jung
erschienen im Ullstein Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar

Eine kraftvolle Familiengeschichte

Klappentext:
Sieben lange Jahre sind vergangen, seit Anne ihren Sohn Torran das letzte Mal sah. Der damals Achtzehnjährige spazierte aus seinem Hotel in einem indischen Bergdorf und verschwand. Für die Suche nach ihm hat Anne alles aufgegeben: ihr Leben in Schottland, ihre Ehe, vor allem sich selbst.
Dann keimt endlich Hoffnung auf: Annes Nichte Esther, die als Journalistin zu dem Fall recherchiert, bekommt einen neuen Hinweis zu Torrans Verbleib. Gemeinsam machen sich die beiden Frauen auf den Weg in die entlegenen, fast unberührten Täler des Himalayas, eine Landschaft, so majestätisch wie unbarmherzig.
Die Reise wird Anne nicht nur an ihre Grenzen führen, sondern auch zu Antworten, die sie nicht gesucht hat und an einen Ort, an dem ihr Leben, so unvorhersehbar wie die Berge selbst, einen neuen Anfang findet.

„Sunbirds“ von Penelope Slocombe ist eine schöne Familiengeschichte, die uns bis in den Himalaya bringt.

Anne Carmichael hat ihren Sohn Torran vor 7 Jahren verloren. Er war 18 Jahre und ist einfach aus dem Hotel spaziert und nie zurückgekehrt. Torrans Vater ist der Überzeugung das sein Sohn nicht mehr lebt. Doch die Mutter gibt die Suche nicht auf und verweilt in Indien, in der Hoffnung ein Zeichen von Torran zu finden.
Als die Nichte von Anne, die Journalistin Esther kommt, gibt es neue Hoffnung. Sie ist bei Recherchen auf eine Spur gestoßen.

Penelope Slocombe erzählt eine kraftvolle Familiengerichte voller Leid und Hoffnung.
Die Protagonisten sind gut gezeichnet und sehr facettenreich. Anne gibt sich recht kühl und unnahbar, es ist aber der Schmerz, der nichts an sie ranlässt. Ich habe Anne verstehen können und habe mit ihr gelitten. Während ihr Mann wieder in Schottland ist, harrt Anne in Indien aus und gibt ihren Sohn nicht auf. Welche unsagbare psychische Belastung.
Die Autorin erzählt die Geschichte aus wechselnden Perspektiven. Es kommen nicht nur die Hauptpersonen zu Wort, sondern auch Personen, die man nur kurz kennenlernt. So lernt man Torran aus der Erzählung und den Gedanken verschiedener Personen kennen und kann stellenweise auch seinen Weg nachverfolgen.
Nach und nach setzt sich ein Bild zusammen und man denkt Torran zu kennen und zu verstehen.

Begeistert hat mich auch die Beschreibung der schönen Landschaft. Penelope Slocombe kann mit ihrer detaillierten Beschreibung Bilder bei mir hervorrufen.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gut verständlich und vor allem fesselnd.
Ich konnte das Buch nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand legen.

„Sunbirds“ ist eine kraftvolle Familiengeschichte, die ich gerne gelesen habe.

Mit den Augen meiner Mutter

Jo Leevers
Roman
347 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Maria Hochsieder
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine berührende Familiengeschichte

Klappentext:
Die 32-jährige Georgie ist im achten Monat schwanger, als sie durch Zufall einen Hinweis auf den Aufenthaltsort ihrer Mutter Nancy erhält. Vor 20 Jahren hatte Nancy ihre Familie einfach so verlassen, ohne Erklärung, ohne Abschied. Jetzt, da Georgie selbst Mutter wird, kann sie das noch weniger verstehen als damals. Aber sie hat das Gefühl, Antworten zu brauchen, um in ihrem eigenen Leben endlich zur Ruhe zu kommen. Zusammen mit ihrem Bruder Dan reist Georgie in die schottischen Highlands, wo in den Medien über ihre Mutter berichtet wurde. Unterwegs kommen Erinnerungen an ihre Kindheit zurück, die mehr und mehr Fragen aufwerfen. War es etwa Georgies Schuld, dass Nancy gegangen ist? Und war ihr Vater wirklich der Held in der Geschichte? Was die Geschwister über ihre Familie herausfinden, erschüttert all ihre Gewissheiten. Und es stellt Georgies eigene Entscheidungen infrage.:

„In den Augen meiner Mutter“ von Jo Leevers ist ein Familienroman der mich berühret hat.

Georgie reist mit ihrem Bruder Dan in die schottischen Highlands. Dort soll sich ihre Mutter Nancy aufhalten, die vor 20 Jahren die Familie verlassen hat. Jetzt wo Georgie selbst Mutter wird, denn sie ist im 8. Monat schwanger kann sie noch weniger verstehen, warum die Mutter die Familie verlassen hat. Sie möchte Klarheit und möchte es gerne verstehen.

Jo Leevers erzählt die Geschichte sehr berührend. Dabei gibt es zwei Perspektiven. Einmal, wo Georgie mit Dan ihre Mutter suchen. Die Geschwister sind sich nach einem Schicksalsschlag fremd geworden und es ist schön mitzuerleben, wie sie sich wieder annähern. Man erfährt einiges aus ihrer Kindheit, die nicht immer einfach war. Dan und Georgie beklagt den Tod von Finn, Dans besten Freund und Georgies früherer Partner.

Aus der Perspektive der Mutter Nancy erfahren die Leser*innen ihre Geschichte.
Nancy hat nie wirklich Liebe erfahren. Von den Eltern fühlte sie sich ungeliebt. Später hat sie ihren späteren Ehemann Frank kennengelernt. Nancy bekommt ihre zwei Kinder, ist aber nicht glücklich. Sie verfällt dem Alkohol und verlässt schließlich die Familie.

Jo Leevers lässt ihre Leser*innen mit ihren Protagonisten mitfühlen. Dabei kommen so einige Geheimnisse ans Licht. Mir haben Georgie, Dan und auch Nancy gut gefallen. Ich habe mit allen dreien gelitten und mich auch gefreut, dass sie sich gefunden haben.
Der Schreibstil von Jo Leevers ist flüssig, gut verständlich und voller Dynamik. Am Ende hat die Autorin noch einmal eine überraschende Wendung eingebaut und mich zufrieden die Buchdeckel schließen lassen.

Das Geschenk des Meeres

Julia R. Kelly
Historischer Roman
345 Seiten
erschienen im Atlantik Verlag
Übersetzt aus dem Englischen von Claudia Feldmann
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Mare Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Geschichte mit viel Gefühl

Klappentext:
Schottland, Winter 1900. Am Strand von Skerry wird ein lebloser Junge angeschwemmt. Als der Fischer Joseph ihn ins Dorf trägt, erntet er ungläubige Blicke, denn das Kind ähnelt auf unheimliche Weise dem Sohn der Lehrerin Dorothy, der in einer längst vergangenen Nacht ans Meer ging und nie mehr gesehen wurde. Ausgerechnet Dorothy erklärt sich bereit, das rätselhafte Kind aufzunehmen, bis seine Herkunft geklärt ist. Doch die Anwesenheit des Jungen wühlt nicht nur Dorothy auf, sondern stellt die gesamte Dorfgemeinschaft vor Fragen. Weshalb war Joseph sowohl an dem Tag am Strand als der fremde Junge angespült wurde, als auch in der Nacht, als Dorothys Kind verschwand? Worüber haben Dorothy und Joseph damals so erbittert gestritten? Und warum wurden sie nie ein Paar, obwohl sie sich für jedermann offensichtlich liebten?

„Das Geschenk des Meeres“ ist ein Roman voller Gefühle von Julia R. Kelly.

Die Zeit der Handlung ist im Jahre 1900 angesiedelt. An einem Wintertag wird ein kleiner Junge an den Strand von Skerry gespült. Fischer Joseph bringt den Jungen zum Pfarrer. Doch dessen Frau ist schwanger und steht kurz vor der Geburt, kann sich somit schlecht um das Kind kümmern. Die Lehrerin Dorothy ist nur allzu gerne bereit sich dem Jungen anzunehmen. Dorothy hatte einst ihren eigenen Sohn ans Meer verloren.

Dann gibt es Rückblenden und man erfährt, wie Dorothy den Fischer Joseph kennenlernt, wie sie heiratet, schwanger wird und ihr Kind gebärt. Ihr Sohn Moses wurde mit einer Glückshaube geboren und ist demnach etwas Besonderes.

Julia R. Kelly hat mit „Das Geschenk des Meeres“ einen wunderschönen Roman, voller wechselnder Gefühle veröffentlicht.

Mir haben beide Handlungsstränge gut gefallen. Sie nähern sich Stück für Stück an und langsam beginnt man zu ahnen, was damals geschehen ist.

Die Geschichte ist voller Gefühl, Traurigkeit und Melancholie. Julia R. Kelly versteht es die Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln.
Die Charaktere gefallen mir gut und sie sind richtig lebendig. Manchmal habe ich mich gefragt, ob da zwischen Dorothy und den Fischer Joseph ist.

Der Schreibstil von Julia R. Kelly ist flüssig und gut verständlich. Die Atmosphäre ist zum Teil traurig und düster aber stellenweise auch voller Liebe.

„Das Geschenk des Meeres“ ist eine Familiengeschichte, die unter die Haut geht. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

Die Garnett Girls

Georgina Moore
Roman
411 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Übersetzt aus dem Englischen von Pauline Kurbasik
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar


Der ideale Sommerroman

Klappentext:

Margos und Richards Liebesgeschichte war verboten und leidenschaftlich. Als sie zerbrach, schloss sich Margo im Schlafzimmer ein und überließ ihre drei jungen Töchter sich selbst. Jahre später unterhält die charismatische Margo Garnett Liebhaber und Freunde in ihrem Cottage auf der Isle of Wight und weigert sich, jemals über ihre schmerzhafte Vergangenheit zu sprechen.

Doch ihr Schweigen verhindert, dass ihre nun erwachsenen Töchter endlich ihr Glück finden können. Rachel möchte mit ihrer Familie nach London zurückkehren, wird aber von der Verantwortung für ihr geliebtes, aber langsam verfallendes Familienhaus als Geisel gehalten. Die verträumte Imogen fühlt sich unter Druck gesetzt, ihren netten und rücksichtsvollen Verlobten zu heiraten, obwohl ihr Leben sie in eine andere Richtung zieht. Und die wilde, leidenschaftliche Sasha wird von einem Geheimnis belastet, dass die Garnett Girls in ihren Grundfesten erschüttern könnte.

„Die Garnett Girls“ ist der Debütroman von Georgina Moore.

Margo und Richard galten als Traumpaar auf der Isle of Wight. Ihre Partys waren beliebt. Doch dann hat Richard plötzlich Margo und seine drei Töchter verlassen. Margo war am Boden zerstört und hat sich für lange Zeit in ihr Zimmer eingeschlossen. Die Mädchen waren sich selbst überlassen und auf die Hilfe der Freunde angewiesen.
Als Margo wieder aus ihrem Mauseloch hervorkroch durfte niemand mehr den Namen Richard erwähnen.

Als die drei Mädchen dann erwachsen waren, hängt ihnen das Trauma der Mutter immer noch nach. Keine der drei ist fähig dazu sich frei zu entfalten.
Margo selbst gibt weiterhin eine Party nach der anderen und mischt sich aus ständig in das Leben ihrer Töchter ein.

Imogen schreibt mittlerweile erfolgreich Theaterstücke. Sie ist mit dem älteren William verlobt, aber die große Liebe ist es nicht.
Rachel führt die perfekte Ehe. Sie leibt ihre Kinder sehr. Doch richtig glücklich ist auch sie nicht.
Und Sasha führt zwar für alle ein perfektes Leben, nur ihr Glück hat auch sie nicht gefunden.

Georgina Moore erzählt die Familiengeschichte mit viel Gefühl. Sie zeigt gekonnt auf, wie sich Probleme auf die nächste Generation übertragen können. Was du deinen Kindern vorlebst, dass werden sie weiterführen. Die drei Mädchen suchen in ihren Partner immer einen Ersatz für den früh verschwundenen Vater. Aber auch die Angst wieder verlassen zu werden ist immer gegenwärtig.

Die Charaktere werden von Georgina Moore sehr gut beschrieben. Ich konnte jedes der Mädchen gut verstehen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich.

„Die Garnett Girls“ ist eine unterhaltsame und fesselnde Familiengeschichte, die ich recht schnell gelesen habe.

Die Erbin

Claire Winter
Historischer Roman
580 Seiten
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar


Dunkle Vergangenheit drängt ans Licht

Klappentext
Köln, 50er Jahre: Cosima ist Erbin der einflussreichen Industriellenfamilie Liefenstein. Doch mit der Gründung einer Stiftung für bedürftige Frauen und Mütter geht sie ihren eigenen Weg. Da tritt der Journalist Leo Marktgraf in ihr Leben, der Nachforschungen über den Tod eines Freundes anstellt. Die Leiche des Anwalts wurde am Ufer des Rheins gefunden, nur kurz nachdem er öffentlich schwere Anschuldigungen gegen die Liefensteins erhoben hatte. Cosima will Licht in die dunkle Vergangenheit ihrer Familie bringen und muss schon bald erkennen, dass nichts so ist wie es scheint. Aber in der jungen Bundesrepublik, in der niemand mehr an die Zeit des Dritten Reiches erinnert werden will, gibt es ein Netzwerk von Menschen, die noch immer mächtig sind. Sie sind bereit, alles dafür zu tun, dass Cosima und Leo der Wahrheit nicht auf die Spur kommen.

„Die Erbin“ ist der neue Roman von Claire Winter. Die Autorin hat mir schon mit einigen Romanen schöne Lesestunden beschert. Auf ihr neues Werk war ich sehr gespannt.

Im Mittelpunkt steht Cosima, sie ist die Erbin der einflussreichen Industriellenfamilie Liefenstein. Jetzt will sie aus dem Schatten heraustreten und hat eine Stiftung für bedürftige Frauen und Mütter gegründet. Als ihr Leo Marktgraf begegnet, ändert sich ihr Leben. Marktgraf untersucht den Tod eines Freundes, der schwere Beschuldigungen über die Familie Liefenstein geäußert hatte. Cosima nimmt sich vor, Licht in die dunklen Seiten der Familie zu bringen.

Claire Winter hat auch für ihren neuen Roman bemerkenswerte Protagonisten ins Leben gerufen. Allen voran natürlich Cosima Liefenstein. Sie will aus dem Schatten ihrer Familie treten und mit ihrer Stiftung etwas Gutes bewirken. Doch sie wird von der Vergangenheit der Familie eingeholt und muss sich mit der Nazivergangenheit ihrer Vorfahren auseinandersetzten.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Zum einen spielt die Geschichte Ende der 1950er Jahre, hier begleiten die Leser*innen Cosima bei ihren Nachforschungen. Die zweite Zeitebene sind die 1920er und 1930er Jahre. Hier erleben die Leser*innen die Geschichte von Cosimas Vorfahren hautnah.

Claire Winter fängt die Geschichte mit einer leisen und ruhigen Stimme an. Die Leser*innen machen sich erst einmal mit Cosima und ihrem Vorhaben vertraut. Als Leo Marktgraf in Cosimas Leben tritt, zieht das Tempo an und eine Spannung setzt ein, die uns Leser*innen dann bis zum Ende begleitet.

Auch die Zeit der Handlung wird, Dank der guten Recherche von Claire Winter sehr authentisch beschrieben. Das Thema ist wie leider so oft zu dieser Zeit Judenverfolgung und Enteignung. Die Industriellenfamilie Liefenstein, ist eine fiktive Familie, man findet aber schnell parallelen zu realen Industriellenfamilien.

Der Schreibstil von Claire Winter ist wie schon aus anderen Romanen gewohnt fesselnd, flüssig und gut verständlich. Ich bin sehr schnell wieder ganz tief in die Geschichte eingetaucht und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

„Die Erbin“ ist eine fesselnde Familiengeschichte, die ich mit Spannung gelesen habe.

Frag nicht nach Agnes

Valerie Jakob
Roman
410 Seiten
erschienen im Rowohlt Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar


Suche nach den familiären Wurzeln

Klappentext:
Sie kannte nicht einmal den Namen ihrer Großmutter.
Die junge Goldschmiedin Lilo hat ein sehr angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter, von deren familiären Wurzeln sie so gut wie nichts weiß. Als ein Schreiben auftaucht, das mit der Großmutter zu tun hat, stellt Lilo Fragen, und es kommt zum Streit. «Deine Großmutter hat mein Leben zerstört!», schreit die Mutter schließlich. Lilo ist sprachlos und beginnt Nachforschungen anzustellen.

Als ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, hofft Agnes auf das lang entbehrte Eheglück. Aber Walter leidet unter Albträumen, verhält sich autoritär und abweisend. Agnes flüchtet sich in ihre Arbeit bei der französischen Besatzungsverwaltung, wo sie Anerkennung erfährt und ein Gefühl der Freiheit erlebt. Doch nach der Geburt der Tochter soll sie wieder an den heimischen Herd. Ihr Zuhause wird für sie zum Gefängnis. Als Agnes schließlich etwas über Walter erfährt, was große Sprengkraft besitzt, muss sie sich entscheiden: Will sie für ihren Traum von Selbstbestimmung kämpfen oder sich in ihr Schicksal fügen?


„Frag nicht nach Agnes“ ist ein Roman über das Schicksal der drei Generationen umfasst von Valerie Jakob.

Die Geschichte hat zwei Zeitebenen. Es fängt in der Gegenwart an, wo die Leser*innen Lilo kennenlernen. Sie besucht ihre Mutter Monika, die Geburtstage hat. Es kommt zu einer Meinungsverschiedenheit und Lilo lässt ihre Mutter mit ihren Freundinnen alleine feiern. Lilo nimmt aber einen Brief mit, der eigentlich verschickt werden soll. Doch der Name im Adressfeld, Frank Steiner, zieht sie magisch an. Steiner ist der Name ihrer Großmutter, die sie nie kennengelernt hat. Auch ihren Großvater kennt Lilo nicht. Ihre Mutter wurde schon als Kleinkind weggegeben und hatte nie Kontakt zu ihren leiblichen Eltern. Gerne würde Lilo mehr über ihre Wurzeln erfahren.

Im 2. Erzählstrang lernen die Leser*innen Agnes, die Großmutter von Lilo kennen. Es geht zurück in die Vergangenheit. Agnes wurde im Krieg ausgebombt und stand völlig alleine, ohne jede Familie da. Zum Glück wurde sie von der Familie Steiner aufgenommen. So lebte Agnes bei dem Ehepaar Carl und Frieda Steiner, mit im Haus wohnt noch Ernst der Sohn der Familie und eigentlich auch Walter, aber der ist im Feld,. Nach kurzer Zeit wird Agnes so etwas wie die Haushaltshilfe der Familie. Als Walter auf Heimaturlaub kommt, bittet er Agnes sich gut um die Eltern zu kümmern. Kurz darauf bekommt sie per Post einen Heiratsantrag und es folgte auch schnell die Hochzeit. Als Walter dann aus der Gefangenschaft in Russland nach Hause kam, arbeitete Agnes bei französischen Besatzern. Walter spielte sich schnell als Herr im Hause auf, wie es früher üblich war, der Mann hat das Sagen. Das führte schließlich zur Zerrüttung der Ehe und die kleine Monika musste in Pflege gegeben werden.

Valerie Jakob erzählt die Geschichte sehr authentisch. Sie spiegelt die Situation und die Rechte der Frau in den 1950er Jahren sehr gut wider. Mich hat der Erzählstrang, der Vergangenheit und das Leben von Agnes sehr berührt.
Aber auch der Erzählstrang in der Gegenwart und das Leben von Lilo ist sehr authentisch beschrieben. Lilo suchte in den Bundes- und Landesarchiven nach Agnes und Walter Steiner.

Valerie Jakob hat sehr unterschiedliche Charaktere erschaffen. Es ist interessant sie nach und nach kennenzulernen. Über Monika und ihr Leben hätte ich gerne etwas mehr erfahren aber das hätte wahrscheinlich den Rahmen gesprengt. Hier geht es vorwiegend um Lilo und Agnes.

Valerie Jakob hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil, der mich ganz tief in die Geschichte eintauchen ließ.

„Frag nicht nach Agnes“ ist ein Familienroman, der mich sehr berührt hat und den ich mit großer Freude gelesen habe.

Stromlinien

Rebekka Frank
Roman
502 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar


Eine spannend erzählte Familiengeschichte

Klappentext:
Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie leben im Rhythmus von Ebbe und Flut, beobachten Kormorane und Austernfischer und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird. Doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea spurlos, sondern auch Jale. Entschlossen durchkämmt Enna auf der Suche nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.

„Stromlinien“ von Rebekka Frank ist eine spannend erzählte Familiengeschichte.
Schon alleine das Cover ist ein Hingucker, man muss das Buch unbedingt in die Hand nehmen.

Die Zwillinge Enna und Jale leben bei ihrer Großmutter Ehmi, da die Mutter Alea im Gefängnis ist. Warum, das hat man den Zwillingen nie gesagt, darüber herrscht in der Familie Schweigen. Enna und Jale zählen die Tage bis ihre Mutter endlich aus der Haft entlassen wird. Doch als der Tag endlich da ist, ist Jale plötzlich verschwunden. Enna muss alleine zum Gefängnis und vor dessen Tor auf die Mutter warten. Doch auch die Mutter verschwindet, ohne Spuren zu hinterlassen.
Enna ist verzweifelt, sie hat eine sehr enge Bindung zu ihrer Zwillingsschwester und eigentlich erzählen sie sich auch alles. Enna macht sich auf und durchkämmt das Alte Land, in der Hoffnung eine Spur von ihrer Mutter und ihrer Schwester zu finden.

Rebekka Frank entführt ihre Leser*innen in die Elbmarsch. Die Beschreibung der Handlungsorte und der Natur ist so intensiv, man kann die Schönheit der Landschaft richtig vor seinem inneren Auge sehen. Wir begleiten Enna wie sie auf einem Boot auf der Elbe und der Lühe fährt und die Ufer absucht. Wie sie durchs Alte Land streicht um ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester zu finden.
Dabei erfährt man so einiges von der Landschaft und von den Strömungen der Flüsse und von Schiffsunglücken. Diese interessanten Informationen werden ganz nebenbei vermittelt.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, sie sind recht unterschiedlich und wirken alle richtig lebendig. Alle sind auf eine gewisse Art sympathisch. Die Familienmitglieder über verschiedene Generationen gesehen, sind allerdings alle etwas distanziert. Es gibt keine enge Bindung zwischen den einzelnen Personen.

Die Geschichte hat verschiedene Zeitebenen. Als Gegenwart ist das Jahr 2023 festgelegt, dann und gibt es Rückblicke in die 1980er Jahre und in das Jahr 1923. Die Leser*innen lernen verschiedene Familienmitglieder kennen, erfahren mehr von Alea als junges Mädchen und von ihrer Inhaftierung. Vor allem herrscht in der Familie Schweigen. Es muss weit zurück in die Vergangenheit geschaut werden, um das Familiengeheimnis Stück für Stück zu entblättern. Dabei liest man viel von Tragik und von Schmerz. Immer wieder ist von einer Toten die Rede, die im Fluss treibt. Was es damit auf sich hat und was genau in der Familie verschwiegen wird, kommt nur langsam zu Vorschein.

Rebekka Frank erzählt die Geschichte recht spannend. Ich konnte nach einigen Seiten das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Die Autorin nimmt ihre Leser*innen mit auf eine Reise durch die Erbmarsch und in vergangene Zeiten.

„Stromlinien“ ist ein Roman, der mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Ich habe die gut 500 Seiten an zwei Abenden gelesen.

Season Sisters – Winterhoffnung

Anna Herford
Roman
368 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Geheimnisvolle Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen

Klappentext:
Die vier Schwestern Spring, Summer, Autumn und Winter kämpfen jede auf ihre Weise um ihren Platz in der Welt, um Glück, Liebe und Erfolg. Jede von ihnen geht einen anderen Weg und muss herausfinden, wer sie eigentlich ist und welches Leben zu ihr passt. Dabei helfen ihnen Geschichten aus der Vergangenheit. Gemeinsam zerren sie die Dämonen ihrer Familienvergangenheit ans Licht.

Von den vier Season-Schwestern ist Winter die Ehrgeizige und Zielstrebige. Früh ist sie ihrem Elternhaus in Wales entflohen, um jenseits des Atlantiks Karriere zu machen. Doch ein Brief, der ihr das Erbe eines Anwesens im englischen Exmoor ankündigt, lockt sie zurück nach England. Winters Aufgabe wird es sein, das grausame Geheimnis der Familie ihres Vaters David aufzudecken.

„Season Sisters – Winterhoffnung“ ist der 4. Band der Reihe „Die vier Schwestern“ von Anna Helford.
Die Reihe erzählt von den 4 Schwestern Spring, Summer, Autumn und Winter, die alle ein Familiengeheimnis aufdecken.

Im 4. Band steht Winter im Vordergrund. Sie hat das Zuhause schon früh verlassen und wollte im Beruf Karriere machen.
Wie schon die Schwestern vorher, bekommt auch Winter nach dem Tod der Großmutter einen Brief. Im Brief wird ihr als Erbe ein Anwesen in Wales offeriert. Eigentlich hatte Winter mit ihrer Familie abgeschlossen, doch das Erbe bringt Winter dazu von den USA zurück nach Wales zu kommen.

Auch im 4. Band gibt es eine zweite Zeitebene. Die führt die Leser*innen zurück in die 1870er Jahre. Hier lernen die Leser*innen die Geschichte von Rosalie kennen. Rosalie war einst Zofe und begleitete ihre Herrin, als diese kränklich wurde, auf das Anwesen White Ball Hall. Rosalie hat sich dort nie wohlgefühlt. Ein Geheimnis wabert um das Anwesen.

Anna Helford hat mich schon lange mit dieser Reihe gefesselt. In jedem Band ein anderes Setting und ein anderer Charakter der im Mittelpunkt steht.
Auf den letzten Band und die Geschichte von Winter war ich natürlich auch sehr gespannt.
Das Setting in diesem Band ist Wales und die Geschichte ist genauso spannend wie die, der 3 vorherigen Bände.

Der lockerer und gut verständlicher Schreibstil der Autorin lassen die Seiten nur so dahinfliegen. Wobei mich auch in diesem Band die Vergangenheit noch mehr angezogen hat wie die Gegenwart. Der Vergangenheit mutet wieder etwas Geheimnisvolles an.

Gekonnt verknüpft Anna Helford dann die zwei Erzählstränge zu einem Ganzen.
Ich habe mich gefreut nun auch Winter besser kennenzulernen. Auch sie hat in ihrer Geschichte eine positive Entwicklung durchlebt.

‚Season Sisters – Winterhoffnung“ ist ein weiterer gelungener Band der vier Schwestern-Reihe und ich bin etwas wehmütig, dass die Reihe jetzt schon abgeschlossen ist.

Haribo – So schmeckt das Glück

Katharina von der Lane
Historischer Roman
458 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Haribo – ein Traum wird wahr

Klappentext:
Bonn 1920: Der gelernte Bonbonkocher Hans Riegel liebt die bunte Welt der Süßwaren und träumt davon, eines Tages sein eigenes Unternehmen zu führen. Die junge Gertrud Vianden glaubt an seinen Traum und unterstützt ihn von Anfang an. Nach der Hochzeit beginnen Hans und Gertrud, in der heimischen Küche zu experimentieren und erste Süßigkeiten herzustellen, die Gertrud mit dem Fahrrad ausliefert. Das Geschäft ist hart, die Konkurrenz groß, und das junge Paar wird von vielen belächelt. Wie wollen Hans und Gertrud mit ein paar Bonbons eine Familie ernähren? Doch trotz aller Widrigkeiten sind die beiden überzeugt, dass aus kleinen Anfängen Großes entstehen kann.

„Haribo – So schmeckt das Glück“, erzählt die Entstehungsgeschichte der Firma Haribo und die Geschichte des Gründers Hans Riegel von Katharina von der Lane.
Hinter dem Namen stecken die beiden Autorinnen Christiane Omasreiter und Christiane Omasreiter.
Ich kenne seit meiner Kindheit Haribo und bin dementsprechend neugierig die Geschichte angegangen.

1920 wurde Haribo von Hans Riegel in Bonn gegründet. Die Geschichte fängt aber schon 1908 mit dem Schulabschluss von Hans an. Danach erzählt die Geschichte in groben Zügen den Wertegang von Hans, seine erste Arbeitsstelle, das Kennenlernen seiner späteren Frau Gertrud Vianden und die alles überlagernde Liebe zu guten Süßigkeiten.
Im Dezember 1920 wird Haribo – Hans Riegel Bonn gegründet und die Leser*innen begleiten Hans und Gertrud im ersten Band bis in das Jahr 1939.
Seine Frau Gertrud steht fest an Hans Seite. Sie unterstützt ihn, liefert die in der Küche hergestellten Süßigkeiten aus.
Die Anfänge gestalten sich schwierig für die junge Firma. Hans und Gertrud erleiden immer wieder Rückschläge. Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist nicht einfach. Dazu kommt noch die sich verändernde politische Situation. Außerdem hat Hans Riegel auch einen hartnäckigen Konkurrenten. Beim Lesen ist es mir ein Rätsel gewesen, wie aus diesen Anfängen ein solch großes Unternehmen, dass weltweit bekannt ist, werden konnte.
Hans arbeitet hartnäckig an der Entwicklung neuer Süßigkeiten. Leider verändert der Erfolg auch den Menschen Hans Riegel. Der einst liebenswerte zielstrebige Mann wird mit dem Erfolg zusehend egoistisch.
Die Geschichte endet mit Ausbruch des 2. Weltkriegs.

Die beiden Autorinnen erzählen die Geschichte sehr authentisch. In einem Nachwort erzählen sie, dass sie sich sehr genau an die Eckdaten gehalten haben. So stimmen die Daten von Hans Riegels Ausbildung, seiner Heirat, die Firmengründung und die Geburt der Kinder mit der Realität überein.
Natürlich ist nicht alles überliefert und die Autorinnen machen von ihrer künstlerischen Freiheit Gebrauch. Dabei verweben sie Fiktion und Realität so fein, dass ein authentischer Roman entsteht.

Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und gut verständlich. Die Charaktere sind gut beschrieben und richtig lebendig. Mir waren Hans und Gertrud schnell sympathisch. Wie schon oben beschrieben hat sich der Charakter von Hans im Laufe der Zeit verändert. Man muss aber auch bedenken, dass Hans sich gegen einige Widerlichkeiten mit stellen musste. Sich durchzusetzen braucht Selbstbewusstsein und Stärke.
Auch der Zeitgeist, die wirtschaftliche und die politische Situation in Deutschland werden von den Autorinnen gut widergespiegelt.

Ich bin sehr schnell tief in die Geschichte eingetaucht. Mit einem guten Tee und einer Schale Gummibärchen habe ich es mit gemütlich gemacht und habe das Buch förmlich inhaliert.
Jetzt bin ich schon sehr auf den 2. Band der Dilogie „Haribo – Goldene Zeiten brechen an“ gespannt, der im Februar 2025 erscheinen soll.