Rätselhaftes Saint-Rémy

Cay Rademacher
Kriminalroman
487 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannende Ermittlungen in der Provence

Klappentext:
Juni in der Provence, mit dem Sommer kommen die Touristen, gerade auch nach Saint-Rémy, einem der schönsten Orte in Südfrankreich. Ganz in der Nähe des malerischen Städtchens erheben sich die Alpilles, ein Gebirgszug mit schroffen Felsgipfeln und dicht bewaldeten, fast menschenleeren Tälern. Und genau zwischen Stadt und Bergen, zwischen Betriebsamkeit und Einsamkeit, erstreckt sich die seit mehr als anderthalb Jahrtausenden verlassene antike Metropole Glanum, das »Pompeji der Provence«. Inmitten der Ruinen arbeitet ein junger Archäologe der Sorbonne, der mit seiner Chefin und einem Kollegen für einige Wochen eine Ausgrabung durchführen soll. Routine, so scheint es. Bis der Forscher eines Nachts im düsteren Schacht einer Quelle ermordet wird, die schon den Kelten, den Griechen und den Römern heilig war. Blanc und seine Kollegen Marius Tonon und Fabienne Souillard, beide aus privaten Gründen angeschlagen, nehmen die Ermittlungen auf und finden bald heraus, dass der Tote nicht nur seinen offiziellen Forschungen nachging, sondern sich auch auf einer geheimnisvollen Suche befand, einer Suche, die ihn möglicherweise das Leben gekostet hat.

„Rätselhaftes Saint-Rémy“ ist der 12. Band der Krimireihe um Capitaine Roger Blanc von Cay Rademacher.

Ich liebe diese Krimireihe seit dem ersten Band.
Ich mag den kauzigen und unkonventionellen Capitaine Roger Blanc der, wenn es darum geht einen Fall zu lösen, sich nicht darum schert was seine Vorgesetzten von ihm verlangen. Das hat ihm schon seine Versetzung von Paris in die Provinz eingebracht.

Die Ermittlungen zu dem Fall gestalten sich schwierig. In der antike Metropole Glanum wurde eine männliche Leiche gefunden. Es handelt sich dabei um einen jungen Archäologen der Sorbonne. Allerdings hat der junge Archäologe nicht nur an den vorgesehenen Orten seinen Untersuchungen nachgegangen, er hat sich auch öfter an abgelegenen Orten aufgehalten.
Bei den Ermittlungen stoßen Capitaine Roger Blanc und sein Team auf einen 20 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall. Damals ist eine dreiköpfige Familie verschwunden und bis heute nicht aufgetaucht. Wie und ob die beiden Fälle zusammenhängen, müsst ihr selbst lesen.

Es macht Spaß mit zu ermitteln, abzuwägen und zu rätseln wer der Täter ist.
Es gab verschiedene Verdächtige, es gab auch verschiedene Motivansätze.
Bis der wahre Täter gefunden wurde war ein schwieriger Weg.
Der Autor weiß einfach, wie er seine Leser*innen in die Irre führen und wie er Spannung erzeugen kann.
Der Schreibstil von Cay Rademacher gefällt mir sehr gut. Er versteht es seinen Protagonisten Leben einzuhauchen, beschreibt die Landschaft so, dass man sie vor seinem inneren Auge sehen kann.
In jedem Band der Krimireihe gibt es neue Orte und Sehenswürdigkeiten zu entdecken, was immer sehr interessant ist.
Wie immer sind auch die Charaktere sehr facettenreich und gut in Szene gesetzt. Capitaine Roger Blanc und sein Team sind ja mittlerweile sehr gut bekannt und ich mag sie in jedem Band noch ein bisschen mehr.

Die Hauptsequenz des Inhalts liegt bei den Ermittlungen aber auch das Private liest sich gut. Es bringt einen den Kommissar etwas näher und ist ein Bindeglied zwischen den einzelnen Bänden der Krimireihe.
Die Fälle sind in sich abgeschlossen. So kann auch „Rätselhaftes Saint-Rémy“ unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden.
Aber ich denke spätestens nach einem Band wird auch dich die Sucht erfassen.

Was man von hier aus sehen kann

Mariana Leky
Roman
315 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine wunderbare Geschichte

Klappentext:
Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.

„Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ein Roman über ein kleines Dorf und seine Bewohner im Westerwald.

Vor 8 Wochen bin ich von der Großstadt in ein kleinen Dorf im Westerwald gezogen. Was liegt da näher, als Mariana Lekys neuen Roman zu lesen.
Von der Autorin habe ich schon viele positive Meinungen gehört. Für mich ist es das erste Buch von Mariana Leky.

Im Mittelpunkt steht Luise. Sie ist zu Beginn der Geschichte neun Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf im Westerwald. Die wichtigste Person ist für Luise ihre Oma Selma. Selma kümmert sich sehr liebevoll um Luise und gibt dem Mädchen mehr Liebe und Selbstvertrauen als Luises Eltern.
Die Großmutter Selma ist eine interessante Frau. Sie kann den Tod vorhersehen. Immer dann, wenn sie von einem Okapi träumt, passiert es, es stirbt jemand innerhalb der nächsten 24 Stunden.
Luise stellt sich die Frage, was in einem Menschen vorgeht der kurz vor seinem Tod steht.

Mariana Leky erzählt die Geschichte wunderschön. Die Themen in der Geschichte sind zum einen die Liebe, die Luise bis zu einem Kloster in Japan führt. Aber auch Verlust und Tod werden immer wieder aufgegriffen.
Die Charaktere die Mariane Leky erschaffen hat sind liebenswert und zum Teil skurril. Die Dorfbewohner werden genau beschrieben und fast schon psychologisch unter die Lupe genommen. Man hat später das Gefühlt, jeden einzelnen gut zu kennen.

Der Schreibstil von Mariana Leky ist flüssig, gut verständlich und fesselnd. Die Geschichte wird immer wieder durch ihren Humor aufgelockert.

„Was man von hier aus sehen kann“ ist eine Geschichte, in die ich ganz tief versunken bin. Es ist zwar mein erster Roman von Mariana Leky gewesen aber mit Sicherheit nicht mein letzter.

Nacht über Soho

Kate Atkinson
Historischer Roman
524 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Anette Grube
erschienen im Dumont Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar


Das Londoner Nachtleben

Klappentext:
England 1926: In einem Land, das sich noch immer vom Ersten Weltkrieg erholt, ist London zum Mittelpunkt eines neuen, ausgelassenen Nachtlebens geworden. In den Clubs von Soho tummeln sich Adelige neben Starlets, Prinzen neben Gangstern, und Mädchen verkaufen Tänze für einen Schilling.

Im Zentrum dieser glitzernden Welt steht die berüchtigte Nellie Coker. Rücksichtslos und ehrgeizig kontrolliert sie die wichtigsten Clubs der Stadt. Doch der Erfolg schafft Feinde: Nellies Imperium wird von außen und von innen bedroht. Da sind ihre sechs Kinder, die alle eigene Ziele verfolgen, rivalisierende Straßengangs, ein Mafioso mit guten Manieren und schlechten Absichten. Und da ist Inspektor John Frobisher. Seine Mission: herauszufinden, was mit den vielen Mädchen geschieht, die im Sohoer Nachtleben spurlos verschwinden. Mithilfe einer jungen Bibliothekarin, die er in Nellies Clubs einschleust, beginnt er, der Königin von Soho das Leben schwer zu machen.

„Nacht über Soho“ ist ein spannender Roman von Kate Atkinson.

Die Autorin schickt ihre Leser*innen England, genauer gesagt nach London.
Die Nachwirkungen des 1. Weltkriegs sind noch zu spüren, doch das Nachtleben in London ist schon wieder recht ausgelassen. Hier tummelt sich alles, egal ob Adlige oder Kriminelle. Viele wollen schnell ein paar Pfund verdienen.
Nellie Coker besitzt 5 Nachtclubs und kontrolliert somit einen Großteil des Nachlebens. Nellie hofft, das fünf ihrer sechs Kinder je einen Nachtclub weiterführen. Doch zeigen die erwachsenen Kinder wenig Interesse. Ihre zwei Töchter haben studiert und wollen lieber einen wohlhabenden Mann heiraten und die jüngste Tochter ist noch nicht so weit. Auch bei ihren Söhnen besteht wenig Hoffnung.
Wegen Problemen mit der Schankerlaubnis, saß Nellie im Gefängnis. Nachdem sie wieder auf freiem Fuß war, ist die alles unter Kontrolle habenden Nellie nicht mehr die Königin von Soho.
Inspektor John Frobisher beginnt seinen Dienst auf der Polizeiwache in der Bow-Street. Er will zwei verschwundene Mädchen aus York wieder finden. Ausgerechnet in einem von Nellies Clubs setzte r eine Informantin.

Kate Atkinson beginnt die Geschichte in einem recht ruhigen Schreibstil. Man hart genügend Zeit sich mit den Charakteren anzufreunden und vor allem Nellie kennenzulernen. Nach und nach zieht das Tempo an und Spannung wird aufgebaut.
Zum einen verfolgen die Leser*innen das Londoner Nachtleben und somit auch Nellie und ihrem Imperium. Zum anderen sucht Inspektor John Frobisher nach zwei vermissten Mädchen. Dabei kreuzt er natürlich auch Nellies Wege.

Die Charaktere sind facettenreich und lebendig. Die Atmosphäre des Londoner Nachtlebens wird sehr gut vermittelt. Mit Inspektor John Frobisher und der Suche nach den vermissten Mädchen kommt Spannung in die Geschichte.

Der Schreibstil von Kate Atkinson ist flüssig und gut verständlich. Auch wenn der Roman manchmal ein paar Längen aufweist, habe ich „Nacht über Soho“ gerne gelesen.

Crime im Heim

Ida Tannert
Cosy Crime
267 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Senioren ermitteln

Klappentext:

Das Haus »Silberblick«, ein progressives Seniorenstift, braucht mehr Kultur! So sieht das zumindest der ehemalige Feuilletonchef und Heimbewohner Friedhelm Klemp und fasst die Inszenierung von »Hamlet« ins Auge. Unterstützt wird er von seiner vergeblich Angebeteten, Katia Horenfeld, dank derer sich eine bunte Truppe unterschiedlichster Charaktere zusammenrauft. Doch schon das erste Probentreffen wird von einer grausigen Tat begleitet: Ophelia, der Mops einer Darstellerin, wird tot aufgefunden. Das Ergebnis der Obduktion des Hundes, ausgeführt von einem pensionierten Zahnarzt mithilfe eines gräflichen Nageletuis, überrascht und entsetzt alle: Das Tier wurde erschossen. Also ein klarer Fall von Mord! Katia, der die Rolle von Hamlet zugedacht ist, soll auch die »Ermittlungen« durchführen. Dabei ergeben sich immer mehr Ungereimtheiten rund um die Tat. Während Katia noch überlegt, wie sie am besten vorgehen soll, taucht die nächste Leiche auf.

„Crime im Heim“ ist ein Cosy Crime von Ida Tannert.

Ida Tannert spiegelt den Alltag in einem Seniorenstift gut wider. Die Bewohner sind alle mündige Menschen, die mit Basteln und Singen unterhalten werden. Da die Bewohner sich wie Kinder vorkommen, die mit banalen Dingen beschäftigt werden, nehmen sie ihre Freizeitgestaltung selbst in die Hand. Sie führen das Stück Hamlet auf. Die Rollen werden verteilt und die Proben beginnen. Doch die Inszenierung steht unter keinem guten Stern, gleich zu Beginn wird der Mops einer Bewohnerin tot aufgefunden. Die Aufregung ist groß und der Mops wird obduziert, natürlich von einem Bewohner des Seniorenstifts. Als sie herausstellt, dass der Hund erschossen wurde, wollen die Senioren den Fall aufklärten, dabei finden sie eine weitere Leiche. Jetzt kommt es zu einem turbulenten Durcheinander. Die einen wollen den Fall aufklären und die anderen wollen Hamlet auf die Bühne bringen.

Mit vielen wirklich amüsanten Szenen erzählt die Autorin die Geschichte.
Ihre Charaktere sind recht lebensnah und gefallen mir ausgesprochen gut. Die Senioren sind trotz ihrer altersbedingten Wehwehchen sehr aktiv, was mir besonders gut gefällt. Ich mochte die Protagonisten schon nach den ersten Seiten richtig gerne.
Es wird sehr authentisch aufgezeigt, dass ältere Menschen wohl noch mehr als Basteln und Singen möchten, soweit sie geistig noch dazu imstande sind.

Ida Tannert erzählt die Geschichte in einem flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Mit einer guten Portion Humor versieht sie die Geschichte. Ich bin manchmal nicht aus dem Lachen rausgekommen.
Ich würde mir von Ida Tannert mehr solcher Geschichten wünschen.

Nacht der Ruinen

Cay Rademacher
Historischer Kriminalroman
423 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein interessanter und spannender historischer Kriminalroman

Klappentext:
März 1945: Amerikanische Verbände haben Köln erreicht. Trotz der Durchhalteparolen aus Berlin ist der Widerstand gering, die Stadt wie ausgestorben. Kaum mehr 20.000 Menschen leben in den Trümmern. Doch die Amerikaner erobern nur einen Teil der zerstörten Metropole, denn der Rhein bildet wochenlang die Front. Unlängst wurde die Domstadt noch einmal schwer bombardiert. Ein abgeschossener Pilot stürzte dabei mit seinem Fallschirm mitten hinein ins Chaos und wurde Opfer eines feigen Lynchmords. Nun soll der junge amerikanische Soldat Joe Salmon, eigentlich Joseph Salomon, ein Kölner Jude, der nach der »Reichskristallnacht« mit knapper Not in die USA emigrieren konnte, den Fall klären. Joe sucht den Mörder oder die Mörderin, tatsächlich aber sucht er insgeheim noch zwei andere Menschen, die er einst in der Heimat zurücklassen musste: Jakub und Hilda, seinen besten Freund und die Frau, in die er hoffnungslos verliebt war. Auf verschlungenen Pfaden nähert Joe sich der Lösung des Falls und der eigenen Vergangenheit und begegnet dabei historischen Persönlichkeiten, die im März 1945 in Köln gelebt und gewirkt haben.

„Nacht der Ruinen“ ist ein Kriminalroman, der in den Kriegswirren spielt von Cay Rademacher. Der Autor ist mir durch seine Krimireihe mit dem sympathischen Capitaine Roger Blanc gut bekannt. Auf diesen Krimi war ich sehr gespannt.

Der Handlungsort ist Köln. Die Stadt liegt in Schutt und Asche, kaum noch Menschen leben in der Stadt.

Es sind die letzten Kriegstage, als die Amerikaner versuchen gegen den Widerstand der deutschen Armee anzukämpfen. Ein Pilot wird abgeschossen, kann sich mit einem Fallschirm retten, doch er wird zugleich das Opfer eines Lynchmordes.
Der junge amerikanische Soldat Joe Salmon soll den Mord aufklären. Er ist Jude und stammt aus Köln. Eine schwere Aufgabe für den jungen Mann.
Die Leser*innen begleiten Joe nicht nur bei der Suche nach dem Mörder, sondern auch nach 2 Menschen, die ihm viel bedeutet und die er bei seiner Flucht in die USA in seiner Heimatstadt zurückgelassen hatte.

Cay Rademacher vermittelt die Situation des zerbombten Köln sehr anschaulich. Ich bin ganz tief in die Geschichte eingetaucht, habe das zerbombte Köln vor Augen gehabt und die fetten Ratten habe ich rascheln gehört.
Man erfährt einiges über die für alle schwere Situation . Für die letzten Deutschen die noch in Köln leben genauso wie für die Eroberer. Es ist spannend Joe bei der Suche zu begleiten.
Cay Rademacher hat Charaktere ins Leben gerufen, die auf mich sehr authentisch wirken.
Auch die Handlung wird sehr realistisch wiedergegeben. Der Autor schreibt im Nachwort was Realität ist und was seiner Fantasie entsprungen ist. Ich finde, er hat Realität und Fiktion sehr fein verwoben, dass man es nicht zu trennen vermag.
Die Leser*innen treffen in der Geschichte auf historischen Personen wie George Orwell und Konrad Adenauer was die Geschichte noch realer wirken lässt.

Der Schreibstil von Cay Rademacher ist flüssig, gut verständlich und vor allem fesselnd.
Ich konnte das Buch oft nicht aus der Hand legen.

Mit seinem Kriminalroman “Nacht der Ruinen“ vermittelt Cay Rademacher ein Stück Zeitgeschichte verpackt in einer spannenden Geschichte.

Ich komme nicht zurück

Rasha Khayat
Roman
169 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein Roman der durch seine Sprache begeistert

Klappentext:
Hanna, Zeyna und Cem eine leuchtende Freundschaft, die in einem Sommer in den späten Achtzigerjahren ihren Anfang nimmt. Gemeinsam wachsen sie in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet auf, bilden eine Wahlfamilie, in der Herkunft keine Rolle spielt. Zuhause ist, wo sie zusammen sein können. Doch je älter die Kinder werden, umso klarer treten die Unterschiede zwischen ihnen hervor. Mit dem 11. September 2001 wird ihre Freundschaft endgültig vor eine Zerreißprobe gestellt, bis sich die Risse zwischen Hanna und Zeyna zum Bruch ausweiten.

Jahre später kehrt Hanna zurück in die alte Heimat, in die Wohnung ihrer verstorbenen Großeltern. Die Stadt steht still, und Hanna fühlt sich einsam. Cem, ihr Fels, ist immer noch da, aber Zeyna schon seit Jahren aus ihrem Leben verschwunden. Hanna begibt sich auf die Suche nach Zeyna, nach Spuren ihrer Geschichte, nach dem, was damals zwischen sie fiel.


„Ich komme nicht zurück“ ist ein sprachgewaltiger Roman von Rasha Khayat.

Im Mittelpunkt steht Hanna und sie ist einsam. Sie wohnt in der Wohnung ihrer verstorbenen Großeltern, da wo sie auch aufgewachsen ist. Hanna trauert um ihre Oma die vor ca. einem Jahr gestorben ist. Als sie erfuhr, dass ihre Großmutter schwer krank ist, ist Hanna zurückgekehrt. Viele Erinnerungen kommen hoch. Früher waren sie drei Freunde. Hanna, Zeyna und Cem haben alles gemeinsam gemacht. Cem ist immer noch Hannas Fels in der Brandung. Doch Zeyna ist aus Hannas Leben verschwunden und sie vermisst ihre Freundin sehr. Jeder Versuch Kontakt mit ihr aufzunehmen scheitert.

Mit ihrer Geschichte hat Rasha Khayat mich sehr berührt. Ich mag es, wenn Autoren/Autorinnen mit der Sprache spielen.
Rasha Khayat ist eine Sprach-Virtuosin. Sie hat mich mit den ersten drei Sätzen schon gehabt. Die Geschichte enthält viele schöne, ja ich möchte sagen poetische Sätze. Das Lesen ist die wahre Freude.
Die Geschichte hat aber auch Tiefe. Ich habe Hanna gerne begleitet, bin ihren Sorgen und ihre Gedanken an früher gefolgt. Nur ganz langsam entblättert sich was 1. September 2001 geschehen ist.

Der Schreibstil von Rasha Khayat ist flüssig und leicht verständlich. Ihre Protagonisten sind vielseitig, sympathisch und lebendig. Die Atmosphäre der Einsamkeit wird den Leser*innen gut vermittelt. Die Gegenwart der Geschichte spielt in der Coronazeit, die Menschen verstecken sich hinter Masken was die Einsamkeit noch stärker macht.

„Ich komme nicht zurück“ ist eine Geschichte über Freundschaft, Verlust und Einsamkeit. Ich habe sie mit großer Freude gelesen.

Was ist schon für immer: Vom Leben mit der Endlichkeit

Katja Lewina
Essay
138 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar

Ein Buch über das Sterben

Was ist schon für immer: Vom Leben mit der Endlichkeit von Katja Lewina ist ein Buch mit 11 Essays, die sich mit dem Sterben beschäftigen.
Seit zwei Jahren weiß Katja Lewina von ihrer Herzerkrankung und dass sie ihr jederzeit das Leben kosten kann. Die Diagnose bekam sie kurz nach dem plötzlichen Tod ihres siebenjährigen Sohnes.
Mit einem leichten Ton und recht nüchtern bringt die Autorin den Leser*innen näher, dass wir alle endlich sind.
Die Autorin erzählt in ihren Essays nicht nur von alten Menschen, sondern auch von jungen Menschen die Sterben. Sei es eine Krankheit, ein Unfall, es kann jeden immer und überall treffen.
Daher schiebe nichts vor die her. Leben jetzt, den jetzt lebst du.

Ich bin mittlerweile Rentnerin. Doch das Sterben ist für mich noch so weit weg. Mit diesem Buch bin ich mir darüber bewusst geworden, dass ich mich schon jetzt darauf vorbereiten, darüber nachdenken sollte. Vielleicht schon einiges regeln und mit den Kindern sprechen. Was soll nach meinem Tod aus mir werden.
Keine zu schwere Lest mehr mit sich herumschleppen. Den mit wenigem Gepäck auf den Schultern lässt es sich freier Leben.

Was ist schon für immer: Vom Leben mit der Endlichkeit enthält Geschichten über die man länger nachdenkt.

Windstärke 17

Caroline Wahl
Roman
256 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine gelungene Fortsetzung

Klappentext:
Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt, auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frühstücken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen Skip-Bo, abends arbeitet Ida mit Knut in der »Robbe«. Und sie lernt Leif kennen, der ähnlich versehrt ist wie sie. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.

„Windstärke 17“ von Caroline Wahl ist die Fortsetzung von „22 Bahnen“ und erzählt Idas Geschichte.

Mittlerweile sind 10 Jahren vergangen. Idas Mutter ist gestorben und Ida will weg. Weg aus der Fröhlichstraße, weg von der Kleinstadt, wo sie ihr ganzes Leben verbracht hat.
Die letzten 10 Jahre hat Ida ziemlich alleine mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter verbracht. Die hat nun endgültig, mit einer Überdosis Tabletten ihrem Leben ein Ende bereitet.
Das ging an der Psyche von Ida nicht spurlos vorbei. Zu Tilda hat Ida wenig Kontakt. Ich denke, sie konnte ihr nicht verzeihen, dass sie sie mit der Mutter alleine gelassen hat.
Jetzt ist Ida auf Rügen gestrandet und findet nette Menschen, die sie aufnehmen. Jetzt heißt es, alle die Wut und all den Kummer zu verarbeiten.

Auch bei dieser Fortsetzung hat mich Caroline Wahl gleich wieder mit ihrem frischen Schreibstil begeister.
„Windstärke 17“, erzählt die Autorin jetzt aus der Sicht von Ida.
Die Leser*innen erfahren grob, was in den letzten Jahren passiert ist.
Den Kontakt zu Tilda, die inzwischen Mann und Kinder hat, lehnt Ida ab.

Da ich Windstärke 17 gleich im Anschluss an „22 Bahnen“ gelesen habe, ist Tilda in meinem Kopf noch immer präsent. Die Erlebnisse der letzten Jahre aus Idas Sicht sind für mich erschütternd.
Zum einen ist es gut zu wissen, dass Tilda trotz allen Schwierigkeiten im elterlichen Haushalt eine eigene Familie hat und auf festen Beinen steht. Ida war aber einfach noch zu jung, als Tilda das Elternhaus verlassen hat. Sie hat schwere Verletzungen an ihre Seele davongetragen.
Es war nicht immer einfach zu lesen. Oft habe ich das Bedürfnis gehabt, Ida in die Arme zu nehmen.
Der frische Schreibstil von Caroline Wahl hat dafür gesorgt, dass ich auch dieses Buch in einem Rutsch gelesen habe.

„Windstärke 17“ ist um einiges tragischer als „22 Bahnen“. Ein Buch, über das ich noch länger nachdenken muss.

22 Bahnen

Caroline Wahl
Roman
205 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein erfrischend junges Buch

Klappentext:
Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern und an schlechten Tagen auch um die Mutter. Zu dritt wohnen sie im traurigsten Haus der Fröhlichstraße in einer Kleinstadt, die Tilda hasst. Ihre Freunde sind längst weg, leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein, Geld verdienen, die Verantwortung tragen. Nennenswerte Väter gibt es keine, die Mutter ist alkoholabhängig. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Tilda bekommt eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt, und es blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht. Und Viktor taucht auf, der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda früher befreundet war. Viktor, der genau wie sie immer 22 Bahnen schwimmt. Doch als Tilda schon beinahe glaubt, es könnte alles gut werden, gerät die Situation zu Hause vollends außer Kontrolle.

›22 Bahnen‹ ist eine raue und gleichzeitig zärtliche Geschichte über die Verheerungen des Familienlebens und darüber, wie das Glück zu finden ist zwischen Verantwortung und Freiheit.

„22 Bahnen“ von Caroline Wahl war 2023 das Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels. Jetzt ist „22 Bahnen“ als Taschenbuch erschienen und ich muss es endlich lesen.

Mit ihrem erfrischenden Schreibstil hat Caroline Wahl mich dann auch schnell begeister.
Ihre Charaktere sind jung und lebendig.
Besonders ragt natürlich Tilda heraus. Sie lebt immer noch in der Kleinstadt in der Fröhlichstraße. Obwohl, es da gar nicht so fröhlich zugeht. Tilda hat schon früh die Verantwortung für ihre Schwester übernommen. Die Mutter ist Alkoholikerin und nur selten zeigt sie Reue und deckt abends den Tisch. Die meiste Zeit aber liegt sie auf dem Sofa und trinkt.
Tilda arbeitet neben dem Studium um im Supermarkt an der Kasse. Sie sorgt liebevoll für Ida, ihre jüngere Schwester. Als ihr an der Uni empfohlen wird, sich für eine Promotion in Berlin zu bewerben, ist ihr klar, dass sie ihre Schwester selbstständiger machen muss. Ida muss lernen, sich auch emotional vor ihrer Mutter zu schützen.
Auch Ida ist ein toller Charakter. Es macht Freude, ihre Veränderung mitzuerleben.

Bei dem ernsten und zum Teil traurigen Thema ist 22 Bahnen kein trauriges Buch.
Caroline Wahl hat einen leichten und beschwingten Schreibstil, der am eher einmal Schmunzeln lässt, statt traurig zu machen.
Caroline Wahl setzt in ihrer Geschichte auf Dialoge. Ich denke, das macht das Buch so erfrischend.

„22 Bahnen“ ist eine Geschichte, mit einem frischen und anderen Schreibstil. Auch mich hat das Buch begeistert.

Jetzt liegt die Fortsetzung „Windstärke 17“ schon bereit.

Schneeweiss

Lilja Sigurdardóttir
Kriminalroman
333 Seiten
Übersetzt aus dem Isländischen von Tina Flecken
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Island-Krimi

Klappentext:
An einem dunklen, verschneiten Wintermorgen wird in der Nähe von Reykjavík ein verlassener Schiffscontainer entdeckt. Darin: die leblosen Körper von fünf jungen Frauen. Wie kann so etwas Furchtbares geschehen, und wer zur Hölle steckt dahinter? Während der Polizist Daniel sich mit dem brutalsten Verbrechen seiner Karriere konfrontiert sieht, untersucht die Finanzermittlerin Áróra den Hintergrund eines Verdächtigen, der sich als Verlobter von Daniels Ex-Frau entpuppt. Daniel und Áróra treffen auf skrupellose Verbrecher, die bereit sind, bis zum Äußersten zu gehen. Unterdessen sucht Áróra weiter nach ihrer vermissten Schwester Ísafold, deren plötzliches Verschwinden sie immer noch verfolgt. Und während die Temperaturen weiter sinken und die andauernde Dunkelheit und der eisige Schnee ihre Arbeit zunehmend behindern, werden ihre Ermittlungen immer gefährlicher.

„Schneeweiss“ ist der dritte Band der Áróra-Reihe von Lilja Sigurdardóttir.

Im ersten Band „Höllenkalt“ und im zweiten Band „Blutrot“ hat man Áróra ja schon kennengelernt. Sie sucht immer noch nach der Leiche ihrer ermordeten Schwester. Áróra wartet darauf, bis die Witterungsverhältnisse besser werden und sie mit ihrer Drohne die Vulkanlandschaft wieder abfliegen kann.
Aber auch so bleibt es für Áróra spannend.
Während Daniel in einem schrecklichen Fall ermittelt, bittet er Áróra seiner Ex-Frau zu helfen ihren russischen Liebhaber zu überprüfen.
Daniel und seine Kollegen stecken in einem sehr grausamen Fall. In einem Container wurde 5 Frauen gefunden. 4 davon tot und eine hat gerade so überlebt.
Bei den jeweiligen Ermittlungen kreuzen sich die Wege von Daniel und Áróra

Áróra ist selbstständige Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität. Sie ist eigenbrötlerisch und ich habe im ersten Band etwas gebraucht um mit ihr warmzuwerden, mittlerweile ist sie mir sympathisch und ich freue mich immer wieder sie zu treffen.

Der Polizist Daniel ist mir seit dem ersten Band sympathisch. Wie seine Beziehung zu Áróra steht, wird auch in diesem Band nicht ganz geklärt.

Lilja Sigurdardóttir setzt ihre Charaktere gut in Szene und führt sie gekonnt durch die Geschichte.
Schon nach wenigen Seiten hat mich die Spannung wieder gepackt und es blieb bis zum Ende spannend.

Lilja Sigurdardóttir hat einen flüssigen und angenehm zu lesenden Schreibstil. Die Autorin beschreibt die Handlungsorte, die einsamen Gegenden Islands, sehr gut.

„Schneeweiss“ ist wieder ein spannender Island-Krimi, den ich in einem Rutsch gelesen habe.

Ich hoffe, die Reihe wird weitergehen.