Himmelerdenblau

Romy Hausmann
Thriller
444 Seiten
erschienen im Penguin Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Penguin Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannender Psychothriller

Klappentext:
Seit dem 7. September 2003 ist Julie Novak verschwunden. Die Familie ist daran zerbrochen. Nur ihr Vater Theo hört nicht auf, nach ihr zu suchen. Als sich Julies Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt, nimmt die Podcasterin Liv Kontakt zu Theo auf. Sie sei auf eine neue Spur gestoßen. Doch wenn er die Wahrheit erfahren will, muss er sich beeilen, bevor seine fortschreitende Demenz alles mit Dunkelheit überzieht. Wer zum Teufel hat ihm seine Tochter genommen? Warum hat Julies Ex-Freund Daniel das Schlafzimmer seiner verstorbenen Mutter so sorgfältig verschlossen? Und gibt es etwas Grausameres als die Ungewissheit über das Schicksal des eigenen Kindes?

„Endlich ist er da, „Himmelerdenblau“ der neue Thriller von Romy Hausmann.

Seit 20 Jahren ist Julie Novak vermisst. Ihr Vater Theo, hat die Hoffnung nie aufgegeben Julie eines Tags doch noch in die Arme zu schließen. Die Podcasterin Liv nimmt Kontakt zu Theo auf und behauptet auf neue Spuren von Julie gestoßen zu sein. Theo wird klar, wenn er Julie finden will, bleibt ihn nicht viel Zeit, denn seine Demenz hüllt zusehends alles in Nebel.

Romy Hausmann hat hier einmal wieder alles Register gezogen, die es für einen spannenden Thriller braucht.
Romy Hausmann erzählt die Geschichte aus der Perspektive der Hautdarsteller. Da ist Theo, Julies Vater. Er hofft Julie wiederzufinden. Doch seine Erinnerungen an Julie und deren Verschwinden sind nicht mehr klar zu benennen. Man spürt seine vorschreitende Krankheit an vielen Stellen. Er hat klare Momente und dann wieder Momente, in denen alles im Grau versinkt. Das wird von Romy Hausmann gut eingearbeitet und wiedergegeben.

Liv, die Podcasterin führt in großen Teilen durch die Geschichte. Dabei bekommt man einiges von den Hintergründen ihre True Crime-Podcast, den sie mit ihrem Freund zusammen aufnimmt, mit. Sie ist emotional nicht so belastet und versucht immer Neuigkeiten über das Verschwinden von Julie aufzudecken.

Daniel ist der Ex-Freund von Julie. Er arbeitet als Pflegekraft und lebt allein mit seinem Hund. Daniel stand nach Julies Verschwinden im Fokus der Polizei. Daniel hat mich immer wieder etwas ins Grübeln gebracht. Ich habe viel über seine Position in der Geschichte nachgedacht.

Romy Hausmann hat die Geschichte psychologisch sehr gut ausgearbeitet. Mir ist es manchmal kalt über den Rücken gelaufen.
Die Atmosphäre ist oft bedrückend. Das Thema Demenz fließt immer wieder anhand Theo in die Geschichte ein. Dabei sind es manchmal nur Kleinigkeiten wie ein Stocken oder eine Unsicherheit von Theo, die das Thema immer wieder präsent machen.

Romy Hausmann hat einen flüssigen, gut verständlichen und vor allem fesselnden Schreibstil. Ich bin schnell wie durch einen Sog in die Geschichte gezogen worden.

„Himmelerdenblau“ ist ein sehr spannender Thriller, den ich mit Freude gelesen habe.

Die Besucherin

Joy Fielding
Roman
444 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Kristian Lutze
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Nebel im Kopf

Klappentext:
Als Linda Davidson ihre Freundin Carol in der Klinik besucht, ist die Station in heller Aufregung. Ein Patient ist am Morgen völlig unerwartet gestorben. War es wirklich ein natürlicher Tod? In großer Sorge um ihre Freundin, versucht Linda herauszufinden, was passiert ist. Dabei stößt sie auf die quirlige Jenny Cooper, eine ältere Patientin, die unumwunden zugibt, bereits einige Menschen umgebracht zu haben. Sagt Jenny die Wahrheit, oder versucht sie nur, sich interessant zu machen? Lindas Neugier ist geweckt, und sie beginnt, sich unauffällig umzuhören. Doch sie ahnt nicht, dass sie damit in einen tödlichen Strudel aus Geheimnissen und Lügen gerät, der auch ihrem Leben eine mörderische Wende gibt.

„Die Besucherin“ ist der neue Roman von Joy Fielding.
Von Joy Fielding, die für Spannung bekannt ist habe ich schon viele Bücher gelesen. Der neue Roman kann in der Spannung mit den anderen Büchern nicht mithalten. „Die Besucherin“ ist aber ein guter Roman zum Schmökern.

Im Mittelpunkt steht Linda Davidson, sie ist Witwe und besucht jede Woche ihre Freundin Carol im Legacy Place. Einer Einrichtung für Demenz Kranke.
An einem Tag macht sie Bekanntschaft mit Jenny Cooper, einer 92-jährigen dementen Frau.
Jenny vertraut Linda ihr Geheimnis an. Sie bringt Menschen um. Als bei ihrem nächsten Besuch plötzlich ein alter Mann verstorben ist, setzt sich bei Linda der Gedanke fest, dass Jenny ihn vergiftet haben könnte.
Obwohl Linda weiß, dass Jenny dement ist und nicht alles stimmt, was sie erzählt, fühlt sie sich magisch von der Frau angezogen. So besucht sie auch Jenny immer, wenn sie in Legacy Place ist. Die zwei Frauen unterhalten sich. Mal erzählt Jenny wen sie alles ermordet hat. Da auch Kennedy unter ihren Opfern ist, weiß man eigentlich, dass sie sich das alles zurecht spinnt. Doch ein kleiner Zweifel besteht immer.
Soweit ist der Plot interessant. Aber Linda besucht Jenny unzählige Male. Meist ist die Unterhaltung am Anfang immer die gleiche. Klar Jenny ist dement aber immer wieder das Gleiche zu lesen hat mich dann irgendwann genervt. Hier hätte man gut 100 Seiten kürzen können.
Das Ende war dann aber wieder so toll, dass es die Längen wieder etwas ausgemerzt hat.

Joy Fielding hat interessante Protagonisten gezeichnet. Besonders Linda hat mir gut gefallen. Ich hatte oft Mitleid mit ihr. Ihre beste Freundin erkennt sie nicht mehr. In ihrem eigenen Haus fühlt sie sich nicht mehr wohl, seit ihre Tochter und ihr Schwiegersohn bei ihr wohnen. Der Streit zwischen ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn steigert sich immer weiter und sie kann nichts dagegen tun.
Auch Jenny ist ein interessanter Charakter. Ihre Erzählungen sind manchmal ganz klar und manchmal wirr. Der Part zieht sich nur etwas zu sehr in die Länge.

Der Schreibstil von Joy Fielding ist gewohnt flüssig und gut verständlich.
Bei dieser Geschichte musste ich manchmal Schmunzeln, obwohl das Thema ernst ist.
Ich habe mich lange gefragt, ob Jenny nur eine einsam alte Frau ist, die sich in ihrer Demenz Geschichten ausdenkt. Manchmal waren ihre Erzählungen allerdings sehr klar. Jenny ist aber auch einsam, außer Linda bekommt sie keinen Besuch. Mit ihrer Geschichte hat sie Linda neugierig gemacht, sodass sie immer wieder kommt.
Das Ende der Geschichte ist dann einfach genial und das Rätsel wird aufgelöst.

„Die Besucherin“ war ein netter Roman dem ich durch das geniale Ende, trotz seiner Längen 4 Sterne geben möchte.

Marigolds Töchter

Julia Woolf
Roman
erschienen im List Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar.

Wenn im Kopf Nebel aufzieht

Marigold ist gerne für die Familie da. Sie ist glücklich, wenn sie gebraucht wird, versorgt liebevoll ihren Mann, ihre 2 Töchter und ihre Mutter.
Dazu führt sie noch einen kleine Laden in dem die Dorfbewohner die Dinge des täglichen Bedarfs kaufen können und ist in einigen Komitees tätig.
Sie ist einfach immer für alle da.
Doch dann fängt sie an Dinge zu vergessen, fühlt sich müde und antriebslos.
Marigold schiebt es aufs Alter und überspielt die Gedächtnislücken geschickt.
Es dauert lange bis ihr Umfeld merkt, dass es Marigold immer schlechter geht.

In ihrem Roman „Marigolds Töchter“ behandelt Julia Woolf ein Thema mit dem immer mehr Menschen konfrontiert werden. Die Demenz.

Julia Woolf zeigt das Empfinden der Demenz aus verschiedenen Perspektiven auf.
Einmal aus der Sicht der Betroffenen, also Marigold. Sie erklärt sich ihre Vergesslichkeit mit dem Alter. Sie fängt an sich alles zu notieren, doch oft vergisst sie dann in ihr Notizheft zu schauen.
Sie ist sehr darum bemüht, dass ihr Umfeld nichts bemerkt.
Auch der Arzt tut es bei ihrem ersten Besuch mit dem Alter ab. Also weitermachen und das Ganze nicht so ernst nehmen.
Doch im Inneren merkt sie, dass etwas nicht stimmt. Man liest über ihre Ängste vor dem was kommt, vor dem Unbekannten.

Ihre Töchter Daisy und Suze merken schon, dass die Mutter vergesslich wird und immer mehr Notizen macht. Auch sie schieben es aufs Alter.
Suze ist ein etwas egoistischer Charakter, mehr mit sich beschäftigt als das sie bemerkt wie schlecht es ihrer Mutter manchmal geht.
Daisy schiebt es darauf, dass sie 6 Jahre in Mailand gelebt hat und ihre Mutter nicht oft gesehen hat. Dass es ihr deswegen so vorkommt als baue ihr Mutter rapide ab.

Nan die Mutter von Marigold will es gar nicht wahrhaben. Schließlich ist sie ja schon über 90 und steht mit einem Fuß schon im Grab.

Dennis, ihr Mann liebt und vergöttert sie. Er nennt sie immer liebevoll Goldie.
Er bekommt am wenigsten davon mit. Mir schien es als verschließe er aus Angst seine Frau zu verlieren die Augen.

Trotz dem ernsten Thema ist „Marigolds Töchter“ eine schöne Familiengeschichte mit wunderbaren Charakteren.
Julia Woolf beschreibt die schöne Umgebung des kleinen Küstenorts in England recht bildhaft.
Sie lässt den Leser am Familienleben und der Dorfgemeinschaft teilhaben.
Ja und auch der Humor fehlt nicht, es gibt durchaus das eine oder andere mal etwas zum Schmunzeln.