Die Kinder von Beauvallon

Bettina Storks
Historischer Roman
erschienen im Diana Verlag
464 Seiten
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diana Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein gut recherchierter Roman der auf eine wahre Begebenheit beruht

„Die Kinder von Beauvallon“ von Bettina Storks ist eine Geschichte die mich sehr berührt hat.

1965 begibt sich die Radiojournalistin Agnes nach Frankreich in den kleinen Ort Dieulefit.
Hier recherchiert sie über die Geschehnisse aus dem zweiten Weltkrieg.
In diesem kleinen Ort mit seinen mutigen Einwohnern fanden während der deutschen Besetzung tausende Flüchtlinge Schutz. In der Schule Beauvallon wurden viele jüdische Kinder versteckt. Auch Kinder aus Südbaden.
Dass erinnert Agnes an ihre Freundin Lily von der seit 20 Jahren jede Spur fehlt.
Sie fragt sich ob es noch Hoffnung gibt, dass Lily doch überlebt hat.
Die letzten Worte ihrer Freundin waren „wir werden es wieder zusammenkleben“ als sie ihr eine Hälfte eines Bildes auf dem die Freundinnen zu sehen waren von der Ladefläche eines Lastwagens warf.
Dann verlor sich jede Spur von Lily.

Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge.
Schon der Prolog hat mich sehr berührt.
Lily wird mit ihren Eltern deportiert.
Noch vom Lastwagen aus verabschieden sich Lily und Agnes mit einem Versprechen.

Einmal begleiten die Leser.innen Agnes bei ihrer Recherche die immer mehr zu einer persönliche Suche nach ihrer Freundin wurde.
Die Hoffnung, dass Lily eins der Kinder war, die in der Schule Beauvallon versteckt wurden und den Krieg überlebt haben nimmt immer mehr Gestalt an.
Aber ist es vielleicht nur ein Wunschdenken?

Im zweiten Handlungsstrang erleben die Leser.innen hautnah mit wie die Menschen im Lager Gurs gequält wurden.
Man ist aber auch dabei wie Kämpfer der Résistance immer wieder versuchten Menschen zu helfen und sie zu befreien.
Antonie und Jolie retten viele Kinder vor den Lagern.
Es ist bei all der Grausamkeit so wohltuend zu wissen, dass es Menschen gab die völlig selbstlos für andere ihr Leben riskierten.
Die Einwohner eines ganzen Dorfes haben sich für die verfolgten Menschen und für die Kinder eingesetzt.

Bettina Storks hat mich schon mit einigen Romanen begeistert.
Mit „Die Kinder von Beauvallon“ hat die Autorin wieder ein sprachgewaltiges Werk veröffentlicht.
Mir war bisher das Dorf Dieulefit wie auch die Schule Beauvallon unbekannt.
Mit viel Spannung habe ich die Geschichte gelesen.
Man spürt wie genaue Bettina Storks für ihre Geschichte recherchiert hat.
In der Geschichte werden Realität und Fiktion so fein verwebt, dass sie nicht mehr zu trennen sind.

„Die Kinder von Beauvallon“ war für mich ein großes Lesevergnügen und gehört schon jetzt zu meinen Highlights des Jahres.

Die Poesie der Liebe-Ingeborg Bachmann & Max Frisch

Bettina Storks
Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein großartiger Roman

1958 begegneten sich Max Frisch und Ingeborg Bachmann in Paris.
Max Frisch ist bodenständig, ein Genussmensch und ein international gefeierter Dramatiker.
Ingeborg Bachmann ist der Lyrikstar der Gruppe 47 und gilt als bedeutende Schriftstellerin.
Für Max Frisch war es Liebe auf den ersten Blick. Ingeborg Bachmann hingegen ist sehr sensibel und über ihre Trennung mit Paul Celan noch nicht hinweg.
Ingeborg Bachmann gibt ihre Freiheit auch für die Liebe nicht auf.
So beginnt eine Beziehung die von Eifersucht geprägt ist.

In ihrem Roman „Die Poesie der Liebe“ erweckt Bettina Storks zwei große Literaten zum Leben.
Vier Jahre dauerte die Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch.
Die Beziehung wird abwechselnd aus der Sicht von Ingeborg und Max erzählt.
Hier kommt sehr gut zum Ausdruck wie verschieden die zwei Liebenden waren.
Max ist 15 Jahre älter als Ingeborg und lebte zum Zeitpunkt des Kennenlernens in Scheidung.
Er ist der eifersüchtige Part der Ingeborg gerne binden möchte.
Ingeborg die noch unter der Trennung von Paul Celan leidet braucht ihre Freiheit, lässt sich aber auf eine Beziehung mit Max ein.

Beide, Ingeborg Bachmann und Max Frisch werden den LeserInnen in diesem Buch sehr nahe gebracht.
Zwei große Schaffenskünstler, deren beider Leben von Erfolg gekrönt ist.
Man lernt beide gut kennen und kann sich gut in die jeweilige Person hineinversetzten.
Ingeborg braucht für ihre Arbeit die Freiheit und einen gewissen Glamour.
Max ist nicht bereit ihr das immer zuzugestehen.
So erlebt man hautnah eine große Liebe und viel Leidenschaft aber auch Hass und Misstrauen.
Bis hin zum bitteren Ende einer Liebe.

Für mich ist Ingeborg Bachmann die Verletzlichere, die eindeutig unter der Trennung mehr gelitten hatte, ja sich nie richtig davon erholt hatte.
So habe ich mich in diesem Buch auch Ingeborg Bachmann immer näher gefühlt. Hat mich ihr Teil der Geschichte mehr berührt.
Vielleicht auch weil mir die Werke von Ingeborg Bachmann vertrauter sind.

Das Buch ist in vier Teile unterteilt.
Dazu hat die Autorin Gedichte von Ingeborg Bachmann und Max Frisch verwendet.
„Liebesanflug“, „Liebesflüge“, „Sturzflug“ und „Gebrochene Flügel“
Passendere Überschriften hätte es nicht geben können.

Bettina Storks hat mich schon mit einigen Romanen begeistert.
Ihr feinfühliger Schreibstil, ihre Leidenschaft für ihre Protagonisten denen man bis in die tiefste Seele schauen kann.
All das hat die Autorin auch in „Die Poesie der Liebe“ zum Ausdruck gebracht.
Beim Lesen hat man das Gefühl Ingeborg Bachmann und Max Frisch persönlich begegnet zu sein.
Ein großer Roman über zwei große Persönlichkeiten.
Ein echtes Lesehighlight.

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe

Bettina Storks
Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar.

Eine Hommage an Dora Maar

Dora Maar ist am Höhepunkt ihrer Karriere als Fotografin angekommen als sie Pablo Picasso kennenlernt.
Sie verliebt sich in den Maler, der gerade in einer Schaffenskrise steckt.
Von Dora inspiriert schafft der Künstler viele Werke, allen voran Guernica.
Auch Dora Maar hat sich von der Fotografie der Malerei zugewendet.
Doch sie steht immer im Schatten von Picasso.
Dora Maar wird bewusst, dass sie bei Picasso nie den Stellenwert einnehmen wird, wie seine Kunst.
Auch wird ihr bewusst, dass Picasso sich nie mit einer Frau zufriedengeben wird.
Sie muss eine Entscheidung treffen.

Mit ihrem Roman „Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“ hat Bettina Storks die Reihe des Aufbau Verlag „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ bereichert.
Der Roman ist eine Hommage an eine große Künstlerin.

Beim lesen begleiten wir Dora Maar von den Anfängen ihrer Karriere als Fotografin, dem Kennenlernen und Leben mit Pablo Picasso bis hin zur Trennung von Picasso.
Das Buch endet dann 1956 als Dora Maar in Ménerbes, im Süden Frankreichs endlich zur Ruhe kommt und mit sich im Reinen ist.
Ich finde diesen Zeitpunkt an dem wir Dora Maar verlassen sehr gut gewählt.

Ich habe es sehr genossen die Geschichte von Dora Maar zu lesen.
Man trifft auf einige bekannte Persönlichkeiten wie z. B. Paul Éluard und Man Ray.
Natürlich bekleiden wir auch Picasso durch den Teil seines Lebens, den er mit Dora Maar verbracht hat.

Picasso war ein begnadeter Künstler aber als Mensch…
Er musste immer im Mittelpunkt stehen, zog immer eine ganze Reihe von Menschen hinter sich her.
Er war großzügig, spendabel aber auch sehr von sich überzeugt.
Genauso habe ich mir den Maler auch vorgestellt.

Dora Maar stand immer im Schatten von Picasso. Begleitete sein Schaffen oft mit ihrer Kamera.
Vor allem die Entstehung des gigantischen Werk Guernica hat sie mit vielen Fotos festgehalten.
So ist sie auch nach der Trennung in eine tiefe Krise gestürzt.
Erst in Südfrankreich kam die Künstlerin wieder zur Ruhe und widmete sich dem Malen.

Während dem Lesen habe ich mir einige Werke von Dora Maar und auch von Picasso im Internet genauer angesehen.
Ich musste feststellen, dass ich die Werke durch die Beschreibung der Entstehung und der Gedanken der Künstler die damit im Zusammenhang standen mit anderen Augen sehe.

Bettina Storks erzählt die Geschichte von Dora Maar sehr lebensnah. Ich habe viele schöne Stunden mit Dora Maar verbringen dürfen, habe aber auch viel mit ihr gelitten.
So kommt es mir am Ende vor, als hätte ich die Künstlerin persönlich gekannt.

Nach dem letzten Kapitel folgt noch ein Epilog der sich mit der Dora Maar Ausstellung 2019 in Paris und der mich auch etwas zum Schmunzeln gebracht hat.

„Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“ ist ein großartiger Roman von einer großartige Autorin.