Die Blumentöchter

Tessa Collins
Roman
520 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine großartige Geschichte

Klappentext:
Für Dalia ist die Gärtnerei ihrer Großeltern ihr Zuhause. Hier in Cornwall ist sie aufgewachsen, gemeinsam mit ihren vier Cousinen hat sie viele Sommer zwischen den leuchtenden Blumenfeldern verbracht. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Großmutter Rose kommen die inzwischen erwachsenen Cousinen im Herrenhaus der Gärtnerei zusammen und machen eine Entdeckung, die für Dalia alles verändert: ein Brief ihres vermeintlich unbekannten Vaters. Wieso hat Rose ihr verheimlicht, dass sie ihn kennt, Dalias Leerstelle, die sie ihr Leben lang geschmerzt hat? Auf der Suche nach Antworten beschließt sie nach Mexiko zu reisen, um ihren Vater ausfindig zu machen und kommt einer großen Liebe auf die Spur, die an einer Mayastätte ihren Anfang nahm.


„Die Blumentöchter“ ist der 1. Band der Blumentöchter-Saga von Tessa Collins:
Tessa Collins ist das Pseudonym von Silke Ziegler die mich schon mit ihren Krimis und der Purpurküsten-Reihe begeistert hat.

Tessa Collins entführt ihre Leser*innen nach Cornwall und nach Mexico.
Im Mittelpunkt steht Dalia. Ihre Mutter ist bei der Geburt gestorben, so ist sie in Cornwall bei ihren Großeltern aufgewachsen. Im Sommer kamen immer ihre vier Cousinen zu Besuch. Auf Blooming Hall mit seiner angrenzenden Gärtnerei und den Blumenfelder hatten die Mädchen immer viel Spaß. Als Großmutter Rose starb kamen die Cousinen im Herrenhaus zusammen. Im Nachlass ihrer Großmutter findet Dalia einen Brief ihres Vaters den sie nie kennengelernt hat.
Nach dem Tod ihrer Großmutter fühlt Dalia sich verloren, auch ihr Job als Web-Designerin erfüllt sie nicht. Kurzentschlossen reist Dalia nach Mexico um ihre Wurzeln zu suchen. Alles was sie von ihrem Vater weiß, ist der Vorname und das ihre Mutter seinerzeit ein Forschungsstipendium Maya-Stätten hatte.

Tessa Collins hat mich mit der Geschichte schnell gefesselt. Am Anfang lernt man viele Charaktere kennen. Ich war dankbar für den Stammbaum der Familie der am Anfang des Buches steht. So wusste man schnell wer zu wem gehört und hatte die Namen der Cousinen, die im Laufe der Saga alle ihre Rolle bekommen sollen schnell parat.

Tessa Collins versteht es ihre Charaktere zu zeichnen und durch die Geschichte zu führen. Vor allem Dalia war mir schnell sympathisch und ich habe sie gerne auf ihrer Reise begleitet. Es war schön mitzuerleben wie sich Dalia entwickelt. Erst war sie ein zartes und verletzbares Pflänzchen und im Laufe der Geschichte hat sie sich zu einer schönen und starken Blume entwickelt.
Die Autorin beschreibt die Handlungsorte sehr eingehend. Ich habe im Internet mir noch Bilder zu den Ausgrabungsstätten angesehen und konnte mir so schnell ein Bild davon machen. Die Bevölkerung von Mexico wird als offen, hilfsbereit und herzlich beschrieben.
Das konnte man vor allem an Pablo miterleben den Dalia kennengelernt hat. Er unterrichtet an der Universität in Mexiko-Stadt Anglistik und hatte viele viele Kontakte.

Zwischen den einzelnen Kapitel gibt es Rückblenden so, dass die Leser*innen auch die Zeit von Dalias Mutter in Mexico und ihre große Liebe miterleben konnten.

Tessa Collins erzählt die Geschichte mit viel Gefühl. Dabei ist ihr Schreibstil flüssig und gut verständlich.
Ich habe das Lesen von „Die Blumentöchter genossen und freue mich jetzt schon auf den 2. Band „Die Wildblumentochter“ der Ende Oktober erscheinen wird und die Leser*innen Island führen wird.

Malnata

Beatrice Salvioni
Roman
269 Seiten
Übersetzt aus dem Italienischen von Anja Nattefort
erschienen im Penguin Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Penguin Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine fesselnde Erzählung über Freundschaft und Selbstbestimmung

Klappentext:
Unter der sengenden Sonne der Lombardei im Jahr 1935 begegnet Francesca zum ersten Mal Maddalena, die von allen im Ort nur »Malnata« genannt wird: »Die Unheilbringende«. Francesca, zu Konformität und Gehorsam erzogen ist sofort fasziniert von dem barfüßigen Mädchen, dessen Hände immer schmutzig sind, die Augen voller Trotz. Entgegen allen Warnungen freundet sich Francesca mit Maddalena an und lernt mit der Zeit, den Lügen der Erwachsenen zu misstrauen. Doch in einer Gesellschaft, die keinen Platz hat für weibliches Freiheitsdenken, ist jedes falsche Wort und jede unfolgsame Tat eine Gefahr.

„Malnata“ ist der Debütroman von Beatrice Salvioni.

Die Geschichte führt die Leser*innen nach Italien, genauer gesagt in die Lombardei in das Jahr 1935er. Das war eine Zeit in der den Frauen kaum eine eigene Meinung zugestanden wurde.
Doch Maddalena, genannt Malnata (die Unheilbringende) ist anders, sie ist ein Freigeist
Malnata läuft barfuß durch die Straßen und scheint ewig schmutzig zu sein.
Francesca die in einem strengen Umfeld aufgewachsen ist, ist fasziniert von Maddalenas Freigeist und ihrer Unabhängigkeit. Trotz der Warnungen ihrer Umgebung lässt sie sich von Maddalenas Lebensfreude anstecken und hinterfragt zunehmend die rigiden Normen ihrer Zeit.
Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.

Beatrice Salvioni hat vielschichtige und facettenreiche Charaktere erschaffen.
Sie entführt ihre Leser*innen in ein Italien das vom Faschismus geprägt ist.
Die Autorin erzählt von einer engen Freundschaft zweier Mädchen die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dazu benutzt Beatrice Salvioni eine sehr lebendige Sprache.
Nach wenigen Seiten bin ich ganz tief in die Geschichte eingetaucht.

Zitat von Mareike Fallwick: „Dieses Buch ist wie eine Stichflamme und hat mich komplett entzündet“. Diesem Zitat kann ich mich nur anschließen.

Malnata ist ein fesselnder Roman voller emotionaler Tiefe und historischer Tragweite. Es ist eine Geschichte über die Kraft der Freundschaft, die Suche nach Identität und den Mut, sich gegen Unterdrückung zu erheben.

Von mir eine ganz klare Leseempfehlung

Zebras im Schnee

Florian Wacker
Roman
381 Seiten
erschienen im Berlin Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Berlin Verlag für das Rezenssionsexemplar

Auf der Suche nach der Vergangenheit

Klappentext:
Bei seinen Recherchen zum 75-jährigen Jubiläum des Bauhaus-nahen Stadtplanungsprogramm Neues Frankfurt kommt der New Yorker Kunsthistoriker und Architekt Richard Kugelman an ein Ende der 1920er-Jahre aufgenommenes Foto seiner Mutter Franziska Goldblum. Fotografin ist eine gewisse Ella Burmeister. Immer tiefer taucht Richard während einer Reise in die Main-Metropole in ihre Lebensgeschichte ein, würde er mehr Material von dieser nach dem Krieg völlig zu Unrecht vergessenen Künstlerin finden, wäre seine geplante Ausstellung nicht weniger als eine Sensation.
Doch in welchem Verhältnis standen die beiden Frauen zueinander? Und warum hat die ehemalige Kunststudentin Franziska nach der Immigration in die USA 1933 mit ihrer Familie nie von dieser Ella und ihrer gemeinsamen Zeit in Frankfurt gesprochen und auch nie wieder gemalt? Unversehens gerät Richard in eine Geschichte hinein, die auch sein Leben für immer verändern wird.

„Zebras im Schnee“ von Florian Wacker war das diesjährige Buch für „Frankfurt liest ein Buch“
Von Florian Wacker habe ich bereits mit Begeisterung „Die Spur der Aale“ gelesen. Ein Krimi der auch in Frankfurt angesiedelt ist.

In diesem Roman bringt der Autor seinen Leser*innen das historische Frankfurt näher.
Als der Architekt Richard Kugelman ein Foto seiner Mutter findet das von der Fotografin Ella Burmeister in Frankfurt aufgenommen wurde möchte er mehr über die Entstehung des Fotos herausfinden. Richard Kugelman, der zum 75-Jubiläum zum Stadtplanungsprogramm Neues Frankfurt aus den USA anreist will versuchen mehr über die Künstlerin Ella Burmeister zu erfahren. Auch interessiert ihn, warum seine Mutter die Kunst studiert hat nach ihrer Immigration in die USA 1933 nicht mehr gemalt hat. Richard Kugelmans Mutter hat nie über ihre Zeit in Frankfurt gesprochen.

Florian Wacker erzählt seine Geschichte auf zwei Zeitebenen. Die Gegenwart ist das Jahr 1997 uns spielt in New York und in Frankfurt. Hier lernen die Leser*innen Richard Kugelman, den Kunsthistoriker und Architekt kennen. Seine Mutter hat in Frankfurt Kunst studiert. Richard Kugelman begibt sich auf die Suche nach der Vergangenheit.

Das ist dann auch schon die zweite Zeitebene. Sie umfasst die Jahre 1927-1933 uns spielt zum größten Teil in Frankfurt. Hier lernen die Leser*innen dann Franziska, die Mutter von Richard Kugelman und auch Ella Burmeister kennen. Franziska und Ella waren eng befreundet. Als Leser*innen erlebt man die Zeit in Frankfurt mit, die im Umbruch war. Die NSDAP war im Vormarsch und Hitler nahm immer größeren Einfluss auf das Leben der Menschen.

Florian Wacker hat große Recherchearbeit geleistet und mit das historische Frankfurt näher gebraucht. Mir als Frankfurterin bedeutet das natürlich viel. Der Autor beschreibt das Leben in der Stadt zu der damaligen Zeit detailreich. Man kann sie gut eine Vorstellung davon machen. Meine Mutter hat diese Zeit ja in Frankfurt erlebt und da mich die Geschichte schon immer interessiert hat, mir auch einiges davon erzählt.

Florian Wacker hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Mit seiner Geschichte hat er mich schnell gefesselt.
Mir war es eine große Freude „Zebras im Schnee“ zu lesen.


Helgas Weg

Claudia Seidel
Roman
288 Seiten
erschienen bei Tinte & Feder
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar

Salz und Schokolade

Klappentext:
Lüneburg 1964: Als die lebensfrohe Helga ihre Arbeit im Rathaus zu verlieren droht, nimmt sie all ihren Mut zusammen und beschließt, sich ihren Traum vom eigenen Café zu erfüllen. Dank der dynamischen Konditorin Elke, die in ihrer eigenen Schokoladenmanufaktur himmlische Kreationen zaubert, soll es dort die köstlichsten Pralinés und Tartes geben.
Gut, dass Helgas beste Freundin Eva inzwischen die Saline führt, denn die ungenutzte Schmiede bietet den idealen Raum für ihr Café. Doch ausgerechnet jetzt plagen Eva eigene Schwierigkeiten. Ihr Erzfeind Rainer von Seefeldt intrigiert auf höchster Ebene gegen die Saline. Und auch die Kluft zwischen ihr und ihrem Ehemann Lothar wird immer größer. Als der dann vorschlägt, ausgerechnet seinen Cousin und Evas alte große Liebe Ulrich um anwaltlichen Rat zu bitten, weiß Eva nicht, ob sie dem Druck noch standhalten kann.
Doch auch Helga bekommt bei den Vorbereitungen für die Eröffnung ihres Cafés tatkräftige Unterstützung. Elkes Bruder Hans steht ihr bei der Renovierung der alten Schmiede beherzt zur Seite. Kann sie sich den Traum vom Café Salüne erfüllen und ihr persönliches Glück finden?

„Helgas Weg“ ist der 2.Band der Reihe Das Aroma des Salzes von Claudia Seidel.

Die Autorin entführt ihre Leser*innen nach Lüneburg in das Jahr 1964.

Im Mittelpunkt stehen Helga und Eva. Helga möchte ihren Traum von einer eigenen Café verwirklichen.
Mit der Konditorin Elke hat sie eine Frau gefunden, die es versteht die feinsten Kunstwerke aus Schokolade herzustellen. Helgas Freundin Eva, die nach dem Tod ihres Vaters die Saline übernommen hat kämpft gegen Rainer von Seefeldt der gegen sie integriert. Auch privat läuft bei Eva nicht alles wie sie es sie wünscht.

Claudia Seidel lässt ihre Leser*innen in die Welt der 1960er Jahre eintauchen. Der Wiederaufbau und der Aufschwung sind voll im Gange. Die Menschen wollen wieder Freude empfinden und sich etwas gönnen. Da kommt doch so ein Café mit den feinsten Schokoladenkationen gerade recht.

Die Autorin hat unterschiedliche Charaktere gezeichnet die, die Geschichte recht facettenreich machen. Die einzelnen Charaktere sind sehr lebendig beschrieben und mir schon im 1. Band sympathisch gewesen.
Auch fließen in diesem Band Informationen zur feinen Schokolade unterhaltsam in die Geschichte ein. Und natürlich spielt auch das Salz wieder eine Rolle in der Geschichte.

Die Zeit der Handlung kommt gut zum Ausdruck. Die Moder und die Frisuren der damaligen Zeit, an manches kann ich mich noch gut erinnern.

Claudia Seidel hat einen unterhaltsamen und gut verständlichen Schreibstil der mich tief in die Geschichte eintauchen lies.
Ich habe beide Bände mit Freude gelesen.

Sommerhaus am See

David James Poissant
Roman
377 Seiten
erschienen im btb Verlag
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Sibylle Schmidt
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den btb Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Familiengeschichte mit sehr viel Tiefe

Klappentext:

Die Familie Starling lebt über das ganze Land verstreut, im Sommer aber kommen sie alle in dem kleinen Häuschen am See in North Carolina zusammen. Die Eltern Lisa und Richard stehen nach einer langen Karriere an der Cornell University kurz vor der Pensionierung und wollen das Sommerhaus der Familie verkaufen und sich nach Florida zurückziehen. Diese Entscheidung überrascht ihre beiden erwachsenen Söhne, Michael, einen Verkäufer, und Thad, einen aufstrebenden Dichter. Zusammen mit ihren Lebenspartnern fahren die beiden Brüder für ein letztes Wochenende an den Ort, der mit so vielen schönen Erinnerungen verbunden ist. Doch als ein Kind vor den Augen von Michael ertrinkt, der vergeblich versucht, es zu retten, gerät das über Jahre fein austarierte Gleichgewicht der Familie aus den Fugen. Alle sechs sehen sich auf einmal gezwungen, die Untiefen ihrer eigenen Schwächen und Ängste zu erkunden, sich ihren eigenen Lebenslügen zu stellen. Die drei Tage am See nehmen eine unerwartete Wendung.

„Sommerhaus am See“ von David James Poissant ist eine Familiengeschichte mit viel Tiefe.

Es ist die Geschichte der Familie Starling. Viele Sommer hat sich die Familie bestehend aus den Eltern Lisa und Richard und die Söhne Michale und Thad in ihrem Sommerhaus am See in North Carolina getroffen. Jetzt gehen die Eltern in Pension und wollen das Sommerhaus verkaufen, da sie sich in Florida niederlassen wollen.
Ein letztes Mal fahren Michael und That mit ihren Lebenspartnern in das Sommerhaus. Ein letztes Mal kommt die Familie für ein Wochenende im Haus am See zusammen.
Ein unerwarteter Vorfall bringt die Familie aus dem Gleichgewicht und alle Probleme werden aufgedeckt.

3 Tage dürfen die Leser*innen die Familie im Sommerhaus begleiten. In den 3 Tagen kommt sehr viel ans Licht.
In der Familie geht es nicht so harmonisch zu wie am Anfang vielleicht vermutet. Vieles ist verdrängt worden und kommt jetzt zu Tage.

David James Poissant erzählt von Eifersucht und Rivalität in der Familie, von Alkoholproblemen, Geheimnissen und Homosexualität.
Sehr gut zeichnet der Autor anhand der Familie ein Bild der verschiedenen Sichten. Die Eltern sind Akademiker, Michael ist Verkäufer in einer Mall und unzufrieden mit seinem Job und Thad ist ein erfolgreicher Dichter.

David James Poissant erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Hier kommen nicht nur die Familienmitglieder sondern auch die Lebenspartner Diane und Jake zu Wort. Der Perspektivwechsel macht die Geschichte vielschichtig und interessant.

David James Poissant hat eine flüssigen und leicht verständlichen Schreibstil. Er erzählt die Geschichte in einer kraftvollen und doch feinfühligen Art und Weise.

„Sommerhaus am See“ hat mich so gefesselt, dass ich es an 2 Abenden gelesen habe.

Meeresfridhof

Aslak Nore
Roman
540 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Dagmar Lendt
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar

Ein Roman spannend wie ein Thriller

Klappentext:
Während des Zweiten Weltkriegs wird ein Hurtigrutenschiff mit norwegischen Zivilisten und deutschen Soldaten an Bord von einer englischen Mine getroffen und sinkt. Hunderte Menschen kommen ums Leben, so auch der Unternehmer und Reeder Thor „Store“ Falck. Seine Frau, die junge Schriftstellerin Vera Falck, und ihr kleiner Sohn Olav werden wie durch ein Wunder gerettet.
Fünfundsiebzig Jahre später geht Vera im Meer schwimmen und kehrt nicht mehr zurück. Mit ihr verschwindet auch das Testament, das sie sich kurz vor ihrem Tod hat aushändigen lassen. Ihr Sohn Olav, der Patriarch der Familie und Vorsitzender der einflussreichen SAGA-Stiftung, macht sich Sorgen: Hat seine Mutter das Testament in letzter Sekunde geändert und den verarmten Zweig der Familie bedacht? Und was hat es mit Veras Memoiren auf sich, die nach Fertigstellung in den 70er-Jahren vom norwegischen Staatsschutz beschlagnahmt wurden? Olavs Tochter Sasha, die bisher immer auf seiner Seite war, ist fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, auch wenn sie sich gegen ihren mächtigen Vater stellen muss.

„Meeresfriedhof“ von Aslak Nore ist der 1. Band einer Trilogie.

Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge die auf unterschiedlichen Zeitebenen verankert sind.
Alles beginnt mit dem Tod von Vera Falk. Mit Veras Tod im Meer ist auch ihr Testament verschwunden. Ihr Sohn Olay sucht verzweifelt nach dem Testament, den es gibt noch einen anderen Familienzweig und es wäre Olay lieber wenn dieser Zweig nicht vom Erbe profitiert.
Von Vera gibt es auch noch ein Manuskript, sie hatte in den 70er Jahren ihre Memoiren geschrieben die allerdings vom Staatsschutz beschlagnahmt wurden.

Im 2. Handlungsstrang wird den Leser*innen die Vergangenheit näher gebracht. Hier steht Vera im Mittelpunkt und die Leser*innen lernen ihre Lebensgeschichte kennen die bis heute nachhallt.

Die Protagonisten sind sehr interessant. Man lernt die einzelnen Charaktere gut kennen und erfährt einiges aus ihrem Leben.
Auch die Memoiren von Vera, die ja vom Staatsschutz beschlagnahmt wurden werden die Leser*innen in der Geschichte lesen bevor sie jemand zu Geschichte bekommt.

Aslak Nore fängt die Geschichte sehr ruhig an. Er gibt den Leser*innen erst einmal die Gelegenheit die Charaktere kennenzulernen und einiges über sie zu erfahren. Dann setzt die Spannung langsam ein und steigert sich immer mehr und ich konnte kaum noch aufhören zu lesen.
Das Entblättern des Manuskripts „Meeresfriedhof“ fand ich äußerst spannend. Aber auch die ganzen Intrigen und Vertuschungen kommen zum Vorschein.
Aslak Nore erzählt in einer feinen Sprache. Der Autor hat einen sehr flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Dabei beschreibt er auch die Natur und die Handlungsorte sehr präzise. Das Buch ist als Roman deklariert hat aber auch einiges von einem Thriller.

„Meeresfriedhof“ hat Aslak Nore mir Lust auf mehr gemacht. Ich freue mich schon auf den 2. Band „Felsengrund“ der im Mai 2025 erscheinen soll.


Gorbach

Hank Zerbolesch
Roman
189 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Tolle Geschichten über einen Ort und seine Menschen

Klappentext:
Wenn man die Stille zu Hause nicht mehr aushält, geht man in Gorbach auf ein Bier ins „Kippchen“. Oder zum Büdchen um die Ecke. Hier prallen sie aufeinander, am Rand der großen Stadt: Buchhalter, Lehrer, Musikerinnen, Schlachter, Junkies, Lkw-Fahrer, Polizistinnen. Es stellt sich die Frage, ob die Menschen den Ort machen, oder der Ort die Menschen. Der irre Ele, an seine Wohnung und den Rollstuhl gefesselt, erinnert sich an seine ruhmreiche Vergangenheit als stadtbekannter Kleinkrimineller. Filiz hat einen Mitschüler krankenhausreif geprügelt, weil der ihre Mutter beleidigt hat. Eine Radiomoderatorin schließt sich im Studio ein und rechnet on air mit ihrem Chef ab. Dass es zornig und laut zugeht, ist unvermeidlich. Zerbolesch aber findet die leisen und zartfühlenden Zwischentöne, erzählt von Empathie und Hoffnung zwischen Perspektivlosigkeit und alltäglicher Gewalt.

„Gorbach“ von Hank Zerbolesch ist ein Roman über einen Ort und seine Einwohner.

Der Autor malt ein Porträt eines Ortes. Dabei benutzt er verschiedene Charaktere.
Es stellt sich die interessante Frage, machen die Menschen den Ort oder macht der Ort die Menschen:

In dem Ort Gorbach treffen sich die Menschen im Kippchen oder am Büdchen. Hier treffen verschiedene Menschen aus verschiedenen Schichten aufeinander, tauschen sich aus, erzählen aus ihrem Leben.

Hank Zerbolesch hat ihnen je ein Kapitel in seinem Buch gewidmet. Dabei passt er seine Sprache dem jeweiligen Charakter an. Ich hatte beim lesen das Gefühl als spricht die Person direkt mit mir. Das spricht für den vielschichtigen Schreibstil von Hank Zerbolesch den er intelligent eingesetzt hat.

Mich hat jede der Geschichten gefesselt. Die einzelnen Geschichten sind so verschieden wie die Menschen und scheinen unabhängig voneinander doch irgendwie hängen sie zusammen.
Ich finde es interessant dem Ort und den Menschen zuzuhören.

Mit „Gorbach“ ist Hank Zerbolesch ein interessanter Roman gelungen den ich gerne gelesen habe.

Das Flüstern des Lebens

Katharina Fuchs
Roman
478 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Für die große Liebe ist es nie zu spät

Klappentext:
Isabelle erfährt erst nach dem Tod ihrer Tante Corinna von ihrem unerwarteten Erbe, einer Kaffeeplantage in Tansania. Noch ahnt sie nicht, dass dieses Vermächtnis mehr als ein Stück Land und ein altes Farmhaus birgt, nämlich ihre zweite Chance auf ein neues, erfülltes Leben. Mitten in der atemberaubenden Natur führt das Schicksal Isabelle eines Tages mit Frank zusammen, dem Piloten einer Propellermaschine, die auf der Sandpiste ihrer Plantage landet. Und dann gibt es da noch Hannah, Corinnas 14-jährige Tochter, von der niemand in der Familie wusste.

„Das Flüstern des Lebens“ ist der neue Roman der Bestseller-Autorin Katharina Fuchs.
Die Geschichte liest sich wie ein Märchen, doch sie beruht auf einer wahren Begebenheit.

Als Corinna stirbt erben ihre Schwester und deren Kinder den Nachlass. Dazu gehört eine Villa in München in der Corinnas 14-jährige Tochter Hannah mit der Familie von Doris leben soll.
Hannah war das Geheimnis von Corinna, ihre Familie wusste bis zu diesem Tag nichts von Corinnas Tochter.
Die Kaffeeplantage in Tansania erbt Isabelle, sie reist dorthin um alles zu regeln. Noch ahnt sie nicht, dass ihr in Tansania ihre große Liebe begeben wird.

Katharina Fuchs hat wieder einmal großartige Charaktere zum Leben erweckt. Sie waren mit durchweg sympathisch. Hannah tat mir etwas Leid. Sie hat sich Fremd und einsam gefühlt, hatte keine Bezugsperson. Es war aber auch für alle Beteiligten eine Ausnahmesituation. Das Moritz ihr das Erbe streitig machen will wahr kein guter Charakterzug.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der Hauptpersonen erzählt. Die wechselnden Perspektiven machen die Geschichte abwechslungsreich und spannend.
Besonders die Teile, die in Afrika spielen haben mich durch die detaillierte Beschreibung von Land und Kultur besonders beeindruckt.

Katharina Fuchs erzählt die Geschichte auf eine märchenhafte Art. Man reist zwischen Deutschland und Afrika hin und her. Man folgt Isabelle in Tansania, erlebt wie sie eine große Liebe findet. Auch erfährt man einiges über die Verarbeitung der Kaffeebohnen und von der Kinderarbeit die in diesem Land noch immer alltäglich ist.
Man folgt den Verwandten in Deutschland und erlebt, wie Moritz Hannah das Erbe ihrer Mutter streitig machen will. Und man erfährt noch so einiges über die Herkunft von Hannah.

Es ist einzigartig wie Katharina Fuchs die Schönheit Tansanias beschreibt. Die Kultur und die Traditionen der Massai fand ich sehr interessant.
Die Geschichte ist zum Teil sehr poetisch und sehr gefühlvoll. Durchweg hat mich die Geschichte gefesselt. Ich war schon nach wenigen Seiten ganz dem Sog der Geschichte verfallen.

„Das Flüstern des Lebens ist ein großartiger Roman den ich mit großer Freude gelesen habe.

Tragische Familiengeschichte

Jojo Moyes
Roman
erschienen im Rowohlt Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley.de für das Rezensionsexemplar

Tragische Familiengeschichte

Klappentext:
Lottie und Celia sind in dem Küstenstädtchen Merham wie Schwestern aufgewachsen. Während Celia gegen die Enge der Kleinstadt aufbegehrt, liebt Lottie den idyllischen Ort und vor allem das Meer. Besonders fasziniert sie ein prächtiges Art-déco-Haus direkt am Strand, in dem eine bunte Gruppe von Künstlern lebt.
Gemeinsam tauchen Celia und Lottie ein in eine aufregende, unkonventionelle Welt. Bis Celia eines Tages ihren Verlobten Guy mit nach Hause bringt und vom ersten Augenblick an weiß Lottie, dass er ihre große Liebe ist.
Ein halbes Jahrhundert später erwacht das Haus am Strand wieder zum Leben und mit ihm seine Geheimnisse. Den damaligen und heutigen Bewohnern stellt sich die Frage: Kann man die Vergangenheit je hinter sich lassen?

„Das Haus der Wiederkehr“ von Jojo Moyes ist bereits 2003 erschienen und wurde jetzt wieder veröffentlicht.
Die Geschichte spielt in einem kleinen, verschlafenen Küstenstädtchen.
Lottie und Celia wachsen wie zwei Schwestern bei der Familie von Celia auf. Lottie wurde im Krieg von London aufs Land evakuiert und von Celias Familie herzlich aufgenommen.
Eigentlich sind die Mädchen recht verschieden. Lottie ist eine stille Natur und fühlt sich auf dem Land wohl. Celia ist eher ein offener Typ der überall Anschluss findet. So auch als sie wegen eines Vorfalls nach London geschickt wird. Dort lernt sie auch Guy kennen und lieben. Al Celia mit Guy nach Hause kommt um ihn der Familie vorzustellen spürt Lottie, dass Guy ihre große Liebe ist.
50 Jahre später kommt die junge Innenarchitektin Daisy mach Merham. Sie wurde beauftragt das Haus in ein Luxushotel umzubauen.
Zur Inspiration lässt Daisy sich von den Vorbesitzern Bilder von früher zeigen. Doch die ehemalige Besitzerin hat Angst, dass ein Geheimnis gelüftet wird.

Jojo Moyes hat mich schon mit vielen Geschichte begeistert. Hier erzählt die Autorin wieder eine schöne wenn auch tragische Geschichte. Die Geschichte ist voller verschiedener Gefühle. Liebe und Verzweiflung geben sich die Hand.
Mich hat das Schicksal der 2 Frauen sehr gerührt. Die Autorin lässt abwechselnd verschieden Charaktere zu Wort kommen, so lernt man alle sehr gut kennen.
Durch den Wechsel der Zeitstränge erfährt man was in der Vergangenheit geschehen ist.

Jojo Moyes beherrscht es sehr gut Atmosphäre herzustellen. Ihre tollen Charaktere und der flüssige und fesselnde Schreibstil sorgen dafür, dass man ganz tief in die Geschichte eintaucht und das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Seit „Ein ganzes halbes Jahr“ habe ich alle Bücher von Jojo Moyes gelesen und bin jedes mal wie verzaubert.
Über die Wiederveröffentlichung von „Das Haus der Wiederkehr“, ein Buch das ich bisher nicht kannte habe ich mich gefreut.

Hallo, du Schöne

Ann Napolitano
Roman
510 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Opulente Familiengeschichte mit tollen Charakteren

Klappentext:
Gemeinschaft und Zugehörigkeit kennt William Waters nur vom Basketballplatz. Das ändert sich, als er am College die temperamentvolle Julia Padavano kennenlernt und sich in sie verliebt. Er, der eine unglückliche Kindheit erlebt hat, erfährt, was es heißt, eine Familie zu haben. Denn Julia und ihre drei Schwestern sind unzertrennlich und ihre Eltern immer präsent. William wird Teil des so herrlichen wie anstrengenden Chaos aus Liebe und Fürsorge. Zusammen überstehen die Schwestern den Tod des Vaters und den Weggang der Mutter. In allen Krisen geben sie einander Halt und erfreuen sich gemeinsam an Julias Glück mit William. Doch seine tiefe Einsamkeit wirft nicht nur Julias genau durchdachte Pläne für ihre gemeinsame Zukunft über den Haufen, sondern treibt auch die vier Schwestern auseinander bis ein Schicksalsschlag ihren alten Zusammenhalt erfordert.

„Hallo, du Schöne“ von Ann Napolitano ist eine Familiengeschichte mit liebenswerten Charakteren.

William Waters kennt es nicht in einer Familie geborgen zu sein und geliebt zu werden. Dieses Gefühl bekommt er erst als er sich in Julia Padavano kennen und lieben lernt.
Julia ist und ihre 3 Schwestern Sylvie, Cecilia und Emeline sind unzertrennlich. Hier wird William ein Teil einer Familie die er so gar nicht kennt. Charlie, der Vater von Julia ist ein sehr belesener Mann. Er liebt die Lyrik von Walt Whitman und begrüßt seine Töchter auch mit den Worten „Hallo, du Schöne“. Da sagt schon viel über den Mann aus. Doch all seine Gefühle denen Charlie nicht Herr wird dämpft er zu oft mit Alkohol.
Die Mutter Rose dagegen ist etwas verhärmt. Sie lebt nicht das Leben das sie sich vorgestellt hatte. Um so mehr wundert es mich wie der Zusammenhalt in der Familie ist. Vor allem die 4 Schwestern sind unzertrennlich was es für William nicht immer einfach acht. Als der Vater unerwartet starb halten die Schwestern nur fester zusammen. Erst nach seinem Tod wird ihnen klar wie beliebt ihr Vater war und das sie noch so viel mit ihm besprechen wollten. Der Vater ist ein Mensch der für immer in den Gedanken seiner Töchter weiterlebt.

Ann Napolitano hat für ihre Geschichte wunderbare Charaktere erschaffen. Ich habe die Mädchen gleich ins Herz geschlossen. Man hat sie so gut kennengelernt, dass man das Gefühlt bekam schon ewig mit ihnen befreundet zu sein. Auch William habe ich schnell ins Herz geschlossen. Er ist so anders als die Mädchen. Er musste immer alles mit sich selber ausmachen wo hingegen die Schwestern einander hatten.

Die Autorin erzählt abwechselnd die Geschichte von Julia und William, zwischendurch lernen wie auch die Geschichte von Sylvia kennen. Schnell spürt man, dass hinter der Fassade nicht alles ist wie es aussieht.

Ann Napolitano hat mich mit ihrer Geschichte auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Glück, Freude Melancholie und Traurigkeit reichen sich in dieser Geschichte die Hand.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Das Buch übt nach wenigen Seiten einen Sog aus dem man sich nicht entziehen kann.

„Hallo, du Schöne“ ist ein tief emotionaler Roman den ich sehr gerne gelesen habe.