Was man von hier aus sehen kann

Mariana Leky
Roman
315 Seiten
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine wunderbare Geschichte

Klappentext:
Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.

„Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ein Roman über ein kleines Dorf und seine Bewohner im Westerwald.

Vor 8 Wochen bin ich von der Großstadt in ein kleinen Dorf im Westerwald gezogen. Was liegt da näher, als Mariana Lekys neuen Roman zu lesen.
Von der Autorin habe ich schon viele positive Meinungen gehört. Für mich ist es das erste Buch von Mariana Leky.

Im Mittelpunkt steht Luise. Sie ist zu Beginn der Geschichte neun Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf im Westerwald. Die wichtigste Person ist für Luise ihre Oma Selma. Selma kümmert sich sehr liebevoll um Luise und gibt dem Mädchen mehr Liebe und Selbstvertrauen als Luises Eltern.
Die Großmutter Selma ist eine interessante Frau. Sie kann den Tod vorhersehen. Immer dann, wenn sie von einem Okapi träumt, passiert es, es stirbt jemand innerhalb der nächsten 24 Stunden.
Luise stellt sich die Frage, was in einem Menschen vorgeht der kurz vor seinem Tod steht.

Mariana Leky erzählt die Geschichte wunderschön. Die Themen in der Geschichte sind zum einen die Liebe, die Luise bis zu einem Kloster in Japan führt. Aber auch Verlust und Tod werden immer wieder aufgegriffen.
Die Charaktere die Mariane Leky erschaffen hat sind liebenswert und zum Teil skurril. Die Dorfbewohner werden genau beschrieben und fast schon psychologisch unter die Lupe genommen. Man hat später das Gefühlt, jeden einzelnen gut zu kennen.

Der Schreibstil von Mariana Leky ist flüssig, gut verständlich und fesselnd. Die Geschichte wird immer wieder durch ihren Humor aufgelockert.

„Was man von hier aus sehen kann“ ist eine Geschichte, in die ich ganz tief versunken bin. Es ist zwar mein erster Roman von Mariana Leky gewesen aber mit Sicherheit nicht mein letzter.

Tage wie Salzwasser

Sita Maria Frey
Roman
315 Seiten
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar


Zwei Frauen auf einem Roadtrip

Klappentext:
Das Leben ist kausal, nur die Umstände sind selten perfekt. Dieser Gedanke kommt der Mathematikerin Atlanta, als sie tränenüberströmt in eine Radfahrerin rennt. Ihr Freund Malte hat wenige Monate zuvor eine radikale Entscheidung getroffen, und das, obwohl sie schwanger ist. Jetzt ein Unfall. Dabei wollte sie weg. Vielleicht zu jener Adresse auf Sizilien, die ihr Malte in seinem Notizbuch zurückgelassen hat? Die Frau mit dem Fahrrad, Enza, ist auch auf dem Weg nach Süden. Lieber würde sie daheim bleiben, bei ihrer Mutter, die bald sterben wird. Doch diese wünscht sich, dass Enza aufbricht, um die alten Familienbande wiederzubeleben: in Noto an der sizilianischen Ostküste. Ausgerechnet einer der Orte, die auch in Maltes Notizbuch stehen. Im strömenden Regen und auf einer alten Honda Rebel machen sich die beiden Frauen gemeinsam auf den Weg. Und plötzlich ist da ein Hauch von Leichtigkeit, vielleicht sogar Glück. Doch jeder Weg ist mehr als die Summe der Kilometer

„Tage wie Salzwasser“ von Sita Maria Frey, ist ein Roman über zwei recht unterschiedliche Frauen, die sich auf den ersten Blick sympathisch sind.

Die Geschichte beginnt mit einer Geburt und geht dann fünf Monate zurück.
Mittelpunkt stehen Atlanta und Enza, zwei recht unterschiedliche Frauen. Atlanta ist Mathematikerin und schwanger. Dabei hat sie immer die Pille genommen und kann sich gar nicht vorstellen Mutter zu werden. Atlanta wartet gespannt auf die Rückkehr von Malte und hofft auf eine Heirat. Doch statt Malte erscheint die Polizei. Malte ist tot.

Für Enza ist ihre Mutter die wichtigste Person im Leben. Als sie erfährt, dass die Mutter unheilbar krank ist, will sie bei ihr sein und sich um sie kümmern. Doch die Mutter schickt Enza nach Noto, an der sizilianischen Ostküste. Sie soll die Verwandten von ihrem Vater kennenlernen.

Auch Atlanta will nach Sizilien reisen. In Maltes Notizbuch hat sie eine Adresse gefunden. Als Atlanta und Enza sich am Beginn ihrer Reise treffen, beschließen sie zusammen zu reisen und machen sich mit einer alten Honda Rebel auf den Weg.

Sita Maria Frey hat für die Geschichte tolle Charaktere erschaffen. Atlanta und Enza waren mir gleich sympathisch. Als Leser*in kommt man den Frauen sehr nahe, man kann schon fast ihre Gedanken lesen. Bei jedem Stopp, den die Frauen einlegen, gibt es eine kleine Veränderung in ihrem Inneren. Auf ihrer Reise nach Sizilien habe ich die Frauen gerne begleitet.

Sita Maria Frey erzählt die Geschichte in einer feinen Sprache und in einem ruhigen Ton. Der Roadtrip wird sehr anschaulich beschrieben. Man lernt verschiedene Orte kennen und erlebt die Entwicklung der Charaktere.

Das Ende der Geschichte ist mir noch einmal sehr ans Herz gegangen.

„Tage wie Salzwasser“ ist ein ruhiger und ein starker Roman, den ich mit Freude gelesen habe.

Wie Risse in der Erde

Clare Leslie Hall
Roman
400 Seiten
Übersetzt von Kalus Timmermann und Ulrike Wasel
erschienen im Piper Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar


Eine mitreisende Geschichte

Klappentext:
Als Siebzehnjährige verliebt sich Beth in den schönen und klugen Gabriel. Am Ende eines leidenschaftlichen, flirrenden Sommers jedoch zerbricht ihr Glück. 13 Jahre später lebt Beth glücklich mit ihrem Mann auf einer Farm. Sie kümmern sich aufopferungsvoll um Land und Tiere und genießen ihre noch immer große Liebe. Doch dann kehrt Gabriel mit seinem Sohn Leo in das Dorf zurück und reißt alte Wunden auf. Beth hat einen Sohn verloren, damals war er so alt, wie Leo jetzt. Ihre Gefühle brechen mit Wucht über sie herein, und sie trifft eine Entscheidung, die verheerende Folgen hat. Ein Mensch wird sterben, und ein anderer wird dafür büßen.

„Wie Risse in der Erde“ von Clare Leslie Hall ist ein Roman, der das Leben in all seinen Facetten zeigt. Ein Roman über Liebe und Verlust, Geburt und Tod, Lust und Schmerz.

Die Autorin hat die Geschichte geschickt aufgebaut. Es beginnt im Jahre 1955 mit Todesfall. Von da an geht es zurück in die Vergangenheit und 13 Jahre nach vorn in die Gegenwart.
Hier lebt Beth mit ihrem Mann auf einer Farm. Sie ist glücklich und zufrieden mit ihrem Leben.
Doch dann tritt Gabriel mit seinem Sohn Leo wieder in ihr Leben und reist alte Wunden auf.

Von dieser Stelle an verfolgen die Leser*innen zwei Handlungssträngen. Einmal die Gegenwart, mit Beth und ihrem wieder auflebenden Schmerz. Und die Vergangenheit, was vor 13 Jahren geschehen ist.

Clare Leslie Hall hat mit „Wie Risse in der Erde“ eine einzigartige Geschichte veröffentlicht. Die Geschichte ist eine Achterbahn der Gefühle. Auf Freude folgt Schmerz, auf Liebe folgt Leid.

Die Charaktere sind recht unterschiedlich und lebendig. Beth ist mit Frank verheiratet, Ihr Ehemann ist liebevoll und verständnisvoll. Doch als sie Gabriel begegnet, blüht ihre Liebe zu ihm wieder auf und Beth spürt, dass diese Liebe nie erloschen ist. Mehr über die Liebe und der Trennung zwischen Beth und Gabriel erfahren die Leser*innen in einem der Handlungsstränge.

Des weiteren sind die Leser*innen bei einem Prozess am Strafgerichtshof des Vereinigten Königreichs Old Bailey dabei. Wer der Angeklagte ist wissen die Leser*innen allerdings nicht.

Die Geschichte ist unglaublich vielschichtig und spannend. Ich bin nach wenigen Seiten ganz tief eingetaucht und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Dafür sorgte auch der Schreibstil von Clare Leslie Hall, der fesselnd, flüssig und gut verständlich ist. Die Autorin erzählt die Geschichte in einer feinen Sprache, man kann sie schon fast poetisch nennen.

„Wie Risse in der Erde“ ist ein fesselnder und so vielschichtiger Roman, den man einfach gelesen haben muss.

Nacht über Soho

Kate Atkinson
Historischer Roman
524 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Anette Grube
erschienen im Dumont Verlag
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar


Das Londoner Nachtleben

Klappentext:
England 1926: In einem Land, das sich noch immer vom Ersten Weltkrieg erholt, ist London zum Mittelpunkt eines neuen, ausgelassenen Nachtlebens geworden. In den Clubs von Soho tummeln sich Adelige neben Starlets, Prinzen neben Gangstern, und Mädchen verkaufen Tänze für einen Schilling.

Im Zentrum dieser glitzernden Welt steht die berüchtigte Nellie Coker. Rücksichtslos und ehrgeizig kontrolliert sie die wichtigsten Clubs der Stadt. Doch der Erfolg schafft Feinde: Nellies Imperium wird von außen und von innen bedroht. Da sind ihre sechs Kinder, die alle eigene Ziele verfolgen, rivalisierende Straßengangs, ein Mafioso mit guten Manieren und schlechten Absichten. Und da ist Inspektor John Frobisher. Seine Mission: herauszufinden, was mit den vielen Mädchen geschieht, die im Sohoer Nachtleben spurlos verschwinden. Mithilfe einer jungen Bibliothekarin, die er in Nellies Clubs einschleust, beginnt er, der Königin von Soho das Leben schwer zu machen.

„Nacht über Soho“ ist ein spannender Roman von Kate Atkinson.

Die Autorin schickt ihre Leser*innen England, genauer gesagt nach London.
Die Nachwirkungen des 1. Weltkriegs sind noch zu spüren, doch das Nachtleben in London ist schon wieder recht ausgelassen. Hier tummelt sich alles, egal ob Adlige oder Kriminelle. Viele wollen schnell ein paar Pfund verdienen.
Nellie Coker besitzt 5 Nachtclubs und kontrolliert somit einen Großteil des Nachlebens. Nellie hofft, das fünf ihrer sechs Kinder je einen Nachtclub weiterführen. Doch zeigen die erwachsenen Kinder wenig Interesse. Ihre zwei Töchter haben studiert und wollen lieber einen wohlhabenden Mann heiraten und die jüngste Tochter ist noch nicht so weit. Auch bei ihren Söhnen besteht wenig Hoffnung.
Wegen Problemen mit der Schankerlaubnis, saß Nellie im Gefängnis. Nachdem sie wieder auf freiem Fuß war, ist die alles unter Kontrolle habenden Nellie nicht mehr die Königin von Soho.
Inspektor John Frobisher beginnt seinen Dienst auf der Polizeiwache in der Bow-Street. Er will zwei verschwundene Mädchen aus York wieder finden. Ausgerechnet in einem von Nellies Clubs setzte r eine Informantin.

Kate Atkinson beginnt die Geschichte in einem recht ruhigen Schreibstil. Man hart genügend Zeit sich mit den Charakteren anzufreunden und vor allem Nellie kennenzulernen. Nach und nach zieht das Tempo an und Spannung wird aufgebaut.
Zum einen verfolgen die Leser*innen das Londoner Nachtleben und somit auch Nellie und ihrem Imperium. Zum anderen sucht Inspektor John Frobisher nach zwei vermissten Mädchen. Dabei kreuzt er natürlich auch Nellies Wege.

Die Charaktere sind facettenreich und lebendig. Die Atmosphäre des Londoner Nachtlebens wird sehr gut vermittelt. Mit Inspektor John Frobisher und der Suche nach den vermissten Mädchen kommt Spannung in die Geschichte.

Der Schreibstil von Kate Atkinson ist flüssig und gut verständlich. Auch wenn der Roman manchmal ein paar Längen aufweist, habe ich „Nacht über Soho“ gerne gelesen.

Wut und Liebe

Martin Sutter
Roman
291 Seiten
erschienen im Diogenes Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar


Emotional und eindrucksvoll

Klappentext:
Noah ist ein Künstler Anfang dreißig. Das Gehalt seiner Freundin Camilla reicht knapp für sie beide. Camilla jedoch hat sich mehr vom Leben erhofft, weshalb sie sich von Noah trennt. Es ist eine Kopfentscheidung, doch wann, wenn nicht jetzt, soll sie ihre Zukunft in die Hand nehmen? Um seine verlorene Liebe zurückzugewinnen, ist Noah zu allem bereit. Als eine ältere Dame ihm die Chance bietet, zu einem Vermögen zu kommen, lässt er sich auf den zweifelhaften Deal mit ihr ein.

„Wut und Liebe“ von Martin Sutter, ist ein echter Sutter. Schon nach wenigen Seiten war ich ganz tief in die Geschichte versunken.

Noah und Camilla lieben sich, doch oft ist Liebe nicht genug. Noah ist Künstler und Camilla verdient das Geld. Camilla erhofft sich mehr vom Leben, als jeden Cent zweimal umzudrehen. Als sie sich kurzentschlossen von Noah trennt, versucht er alles um seine Liebe zurückzugewinnen.
Da trifft Noah Betty Hasler, eine reiche Frau mit Herzproblemen.
Als Betty ihm ein etwas unmoralisches Angebot macht, hofft er zu Geld zu kommen und Camilla zurückzugewinnen.

Martin Sutter erzählt die Geschichte brillant. Seine Sprache ist unvergleichlich, stark und ausdrucksvoll.
Seine Charaktere sind richtig lebendig und haben Gefühle von Liebe, Schmerz und Wut, wie wohl jeder Mensch. Camilla und auch Noah habe ich gerne durch die Geschichte begleitet.
Die Geschichte entwickelt sich rasant, die Gefühle schlagen um. Man spürt Liebe, Verzweiflung und Wut.

Der Schreibstil von Martin Sutter ist gewohnt flüssig und gut verständlich, begleitet mit einem Hauch feiner Ironie.

„Wut und Liebe“ ist wieder ein Roman von Martin Sutter, den ich nur so verschlungen habe.

Die Garnett Girls

Georgina Moore
Roman
411 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Übersetzt aus dem Englischen von Pauline Kurbasik
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar


Der ideale Sommerroman

Klappentext:

Margos und Richards Liebesgeschichte war verboten und leidenschaftlich. Als sie zerbrach, schloss sich Margo im Schlafzimmer ein und überließ ihre drei jungen Töchter sich selbst. Jahre später unterhält die charismatische Margo Garnett Liebhaber und Freunde in ihrem Cottage auf der Isle of Wight und weigert sich, jemals über ihre schmerzhafte Vergangenheit zu sprechen.

Doch ihr Schweigen verhindert, dass ihre nun erwachsenen Töchter endlich ihr Glück finden können. Rachel möchte mit ihrer Familie nach London zurückkehren, wird aber von der Verantwortung für ihr geliebtes, aber langsam verfallendes Familienhaus als Geisel gehalten. Die verträumte Imogen fühlt sich unter Druck gesetzt, ihren netten und rücksichtsvollen Verlobten zu heiraten, obwohl ihr Leben sie in eine andere Richtung zieht. Und die wilde, leidenschaftliche Sasha wird von einem Geheimnis belastet, dass die Garnett Girls in ihren Grundfesten erschüttern könnte.

„Die Garnett Girls“ ist der Debütroman von Georgina Moore.

Margo und Richard galten als Traumpaar auf der Isle of Wight. Ihre Partys waren beliebt. Doch dann hat Richard plötzlich Margo und seine drei Töchter verlassen. Margo war am Boden zerstört und hat sich für lange Zeit in ihr Zimmer eingeschlossen. Die Mädchen waren sich selbst überlassen und auf die Hilfe der Freunde angewiesen.
Als Margo wieder aus ihrem Mauseloch hervorkroch durfte niemand mehr den Namen Richard erwähnen.

Als die drei Mädchen dann erwachsen waren, hängt ihnen das Trauma der Mutter immer noch nach. Keine der drei ist fähig dazu sich frei zu entfalten.
Margo selbst gibt weiterhin eine Party nach der anderen und mischt sich aus ständig in das Leben ihrer Töchter ein.

Imogen schreibt mittlerweile erfolgreich Theaterstücke. Sie ist mit dem älteren William verlobt, aber die große Liebe ist es nicht.
Rachel führt die perfekte Ehe. Sie leibt ihre Kinder sehr. Doch richtig glücklich ist auch sie nicht.
Und Sasha führt zwar für alle ein perfektes Leben, nur ihr Glück hat auch sie nicht gefunden.

Georgina Moore erzählt die Familiengeschichte mit viel Gefühl. Sie zeigt gekonnt auf, wie sich Probleme auf die nächste Generation übertragen können. Was du deinen Kindern vorlebst, dass werden sie weiterführen. Die drei Mädchen suchen in ihren Partner immer einen Ersatz für den früh verschwundenen Vater. Aber auch die Angst wieder verlassen zu werden ist immer gegenwärtig.

Die Charaktere werden von Georgina Moore sehr gut beschrieben. Ich konnte jedes der Mädchen gut verstehen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich.

„Die Garnett Girls“ ist eine unterhaltsame und fesselnde Familiengeschichte, die ich recht schnell gelesen habe.

Die Frauen von Château Blanc

Silke Ziegler
Roman
400 Seiten
erschienen im Grafit Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar


Fünf Frauen, fünf Generationen

Klappentext:
Florence kehrt mit ihrer Tochter Ambre aus dem mondänen Paris in ihren Heimatort Sète in Südfrankreich zurück. Gemeinsam beziehen die beiden die »Rosenvilla«, einen Anbau auf dem Weingut der Familie, das Florence Mutter, Großmutter und Urgroßmutter gemeinsam verwalten. Der Neubeginn fällt allen schwer, die unterschiedlichen Charaktere der fünf Frauen machen das Zusammenleben der Generationen nicht einfacher. Immer wieder hadert Florence mit ihrer Entscheidung. Wird Ambre ihr den Umzug aufs Land jemals verzeihen? Welches Geheimnis hütet Florence‘ Mutter? Erst als Uroma Antoinette beginnt, von ihrer tragischen Vergangenheit in der französischen Résistance zu erzählen, erkennt Florence langsam, worauf es im Leben wirklich ankommt

„Die Frauen von Château Blanc“ von Silke Ziegler ist ein Roman, der seine Leser*innen nach Südfrankreich führt, bis hin zu der Zeit der Résistance.
Die Autorin hat mich schon mit vielen Geschichten aus unterschiedlichen Genre begeistert. Auf den neuen Roman habe ich mich schon gefreut.

Zu Beginn lernen die Leser*innen Florence kennen. Sie lebt mit ihrer Tochter Ambre in Paris. Als die Affäre mit ihrem Chef endet, ist sie gezwungen ihre Arbeitsstelle zu verlassen. Mit großen Bedenken kehrt Florence mit ihrer Tochter in ihr Heimatsort Sète zurück. Dort bezieht sie die Rosenvilla, einen kleinen Anbau auf dem Weingut der Familie. Das Weingut wird von ihrer Mutter, Großmutter und Urgroßmutter verwaltet. Mit Florence und Ambre leben jetzt 5 Frauen aus 5 Generationen auf dem Weingut. Florence fühlt sich zu Beginn nicht wohl auf dem Weingut. Zumal auch der Vater von Ambre im Ort lebt. Auch Ambre hat Probleme mit der neuen Schule.

Silke Ziegler hat mich wieder ganz tief in ihre wunderbare Geschichte eintauche lassen. Die Geschichte hat zwei Zeitebenen. In der Gegenwart verfolgen die Leser*innen dem Leben auf dem Weingut. Das Zusammenleben der 5 Frauen ist nicht immer leicht. Florence trauert immer noch dem Tod ihres Vaters nach. Sie ist Sozialarbeiterin und die Leser*innen erfahren immer mal etwas von den Fällen, die sie betreut.
Ambre hat Schwierigkeiten in der neuen Schule und auch sonst hat sie die üblichen Probleme eines Mädchens im Teenager alter.

Die zweite Zeitebene führt die Leser*innen zurück in die Zeit des 2. Weltkriegs. Hier erzählt Uroma Antoinette von der französischen Résistance und von ihrem Zutun im Widerstand.

Silke Ziegler erzählt ihre Geschichte gleichzeitig mit Spannung und mit viel Gefühl.
Mich haben beide Erzählstränge sehr angesprochen. Einmal war es schön mitzuerleben, wie die 5 Generationen zusammen leben. Auch die Schicksale der Familien die von Florence betreut werden habe ich mit Interesse verfolgt. Die Erzählung der Uroma von der Résistance haben mich sehr beeindruckt.

Silke Ziegler hat tolle Charaktere ins Leben gerufen. Mir sind die Frauen sehr schnell sympathisch gewesen. Ich bin ihnen mit Freude durch die Geschichte gefolgt.

Der Schreibstil der Autorin ist wie immer flüssig, gut verständlich und fesselnd.

„Die Frauen von Château Blanc“ ist ein Roman, den ich mit großer Freude gelesen habe.


Night Road – Der Sommer unseres Lebens

Kristin Hannah
Roman
529 Seiten
Übersetzt aus dem Amerikanischen Englisch von Gabriele Weber-Jarić
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein Sommer der alles verändert

Klappentext:

Von dem Tag an, als sie sich in der Schule begegnen, sind Lexi und Mia unzertrennlich, so verschieden sie auch sein mögen. Gemeinsam mit Mias Zwillingsbruder Zach verbringen sie einen magischen letzten Sommer, bevor sie auf verschiedene Colleges gehen wollen, bis zu jener Nacht, in der einer von ihnen eine verheerende Entscheidung trifft. Die Familie der Zwillinge wird auseinandergerissen, und Lexi verliert alles. Werden sie einen Weg finden, mit den Folgen dieser Nacht zu leben, oder den Mut, einander zu verzeihen?

„Night Road – Der Sommer unseres Lebens“ ist ein bewegender Roman von Kristin Hannah.

Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge Mia und Zach und Lexi, die neu an die Schule kommt.
Lexi ist in verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen, da ihre Mutter im Gefängnis saß. Nachdem die Mutter gestorben ist, holt eine Tante Lexi in ihr Haus. So geliebt und behütet ist sich Lexi bisher nie vorgekommen.
An der neuen Schule lernt Lexi die schüchterne Mia kennen und bald sind die Mädchen unzertrennlich. Auch Mias Zwillingsbruder Zach gesellt sich dazu und die drei wollen den letzten Sommer, bevor sie auf verschiedene Colleges wechseln, genießen.
Die drei schwören sich immer zusammenzuhalten und sich nicht aus den Augen zu verlieren. Doch der Schwur hält nicht lange. In einer Nacht passiert etwas, was zu einer Entscheidung führt, die ihr Leben verändert.

„Night Road – Der Sommer unseres Lebens“ nimmt die Leser*innen mit in diesen Sommer. Man erlebt, wie die drei Jugendlichen zusammenfinden und wie eine falsche Entscheidung sie wieder auseinanderdriften lässt.

Die Charaktere sind gut gezeichnet und die drei Jugendlichen sind mir sympathisch. Auch die restlichen Protagonisten lernt man gut kennen. Vor allem Jude, die Mutter der Zwillinge. Sie ist eine sehr fürsorgliche Mutter, die wir jetzt in einer schweren Stunde kennenlernen.

Erzählt wird die Geschichte zum größten Teil aus der Perspektive von Lexi erzählt. Die Stimmung in dieser Geschichte ist am Anfang unbeschwert, vermittelt Freiheit und Lebenslust. Doch je weiter man ließt, um so mehr verändert sich die Stimmung. Die Geschichte wird traurig, sogar Hass ist zu spüren. Ich habe immer wieder auf ein klärendes Gespräch gehofft und auf ein Verzeihen. Ob es dazu kommt, dass müsst ihr selber lesen.

Kristin Hannah ist eine meisterhafte Erzählerin. Ihr Schreibstil ist Locker, gut verständlich und flüssig.
Die Autorin hat mich schon mit vielen Romanen erfreut.
Sie versteht es ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Ihre Geschichten sind lebendig und emotional.

Ich freue mich immer wieder, wenn ich ein neues Buch der Autorin in Händen halten darf.

Die Bucht

Liz Webb
Roman
375 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Übersetzt aus dem Englischen von Sabine Thiele
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar


Geheimnisvoll und mysteriös

Klappentext:
In der Hoffnung auf einen Neuanfang zieht Nancy mit ihrem Mann Calder auf eine kleine Insel vor der Westküste Schottlands. Es fällt ihr jedoch schwer, sich in der kargen Landschaft mit den verschlossenen Bewohnern einzuleben. Und dann wird auch noch ihr größter Alptraum wahr: Sie findet Calders umgestürztes Boot in einer Bucht, sein Körper treibt regungslos im eiskalten Wasser. Dass er überlebt, gleicht einem Wunder. Doch Calder ist nach diesem Vorfall nicht mehr derselbe. Nancy spürt, dass er etwas vor ihr verbirgt, und sein Verhalten macht ihr Angst. Und als eine Leiche an den Strand gespült wird, weiß Nancy: Ein Neubeginn kann die Vergangenheit niemals völlig auslöschen.

„Die Bucht“ ist ein spannender und geheimnisvoller Roman von Liz Webb.

Nancy und ihr Partner Calder planen einen Neuanfang. Dafür ziehen sie an die Westküste Schottlands, die Heimat von Calder. Das Einleben fällt Nancy nicht leicht, die Landschaft ist karg und das Wasser allgegenwärtig. Zudem sind die Bewohner sehr verschlossen.
Bei einem Sturm gerät Calders Boot zum Kentern und er treibt regungslos im Meer. Sollte das Meer sich Calder holen, wie schon Jahre zuvor seinen Vater? Doch Calder hat Glück und überlebt. Doch nach dem Unfall ist Calder nicht mehr er selbst. Er hat sich sehr verändert und Nancy hat manchmal sogar Angst vor ihm. Auch vieles auf der Insel kommt Nancy seltsam vor. Sie erfährt auch von Calders früherer Freundin Caitlin, sie wird schon seit einiger Zeit vermisst. Doch jedes Jahr trudelt eine Karte bei ihrer Mutter ein. So erfährt Nancy Stück für Stück Dinge aus Calders Leben, die ihr vorher unbekannt waren.

„Die Bucht“ ist ein spannender Roman, fast schon ein Thriller. Liz Webb hat interessante Charaktere zum Leben erweckt. Die Atmosphäre in der Geschichte ist geheimnisvoll und mysteriös. Als Handlungsort hat die Autorin sich eine fiktive Insel ausgedacht. Diese beschreibt sie mit ihrer rauen Landschaft allerdings sehr genau. Auch die Bewohner, es sind nur 83 lernen die Leser*innen gut kennen.
Liz Webb verbreitet eine geheimnisvolle Stimmung, die mir manchmal einen Gänsehautmoment verschafft hat. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gut verständlich und fesselnd. Einmal angefangen, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Liz Webb ist es auch mit ihrem neuen Roman „Die Bucht“ wieder gelungen mich zu begeistern.

Der Junge aus dem Meer

Garrett Carr
Roman
413 Seiten
erschienen im Rowohlt Verlag
Übersetzt aus den Englischen von Katharina Bazum
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar


Ein erstaunlicher Debütroman

Klappentext:
In einer kleinen Gemeinde an der Westküste Irlands wird 1973 ein Baby am Strand gefunden. Ambrose, der Fischer, und seine Frau Christine adoptieren den Jungen, der fortan den Namen Brendan Bonnar trägt. Alle sind fasziniert von diesem Kind, dessen Herkunft ein Rätsel ist, und Brendan, der für viele ein Rätsel bleibt, gibt dem vom Sturm der Zeitläufte gebeutelten Dorf die Hoffnung auf ein gutes Leben zurück. Zwanzig Jahre folgen wir dem Leben der Familie, das geprägt ist von Fürsorge und Schweigen, von der Rivalität der Brüder, von finanziellen Sorgen, aber auch dem Glück, von einer Gemeinschaft getragen zu werden.

„Der Junge aus dem Meer“ von Garrett Carr ist die Geschichte eines Jungen, die Geschichte einer Familie und die Geschichte einer Dorfgemeinschaft.

Fast täglich wird Treibgut an den Strand gespült. Doch als ein Baby in einem Fass an den Strand gespült wird, ist das schon etwas Besonderes. Die Dorfgemeinschaft kümmert sich liebevoll um den kleinen Findling. Jede Familie ist bereit, den Jungen einen Tag zu versorgen. Dann wird der Junge von Christine und Ambrose Bonnar adoptiert. Sie geben dem Baby den Namen Brendan. Die Familie hat schon einen Sohn, Declan. Das Verhältnis zwischen den „Brüdern“ bleibt distanziert. Dafür nimmt die gesamte Dorfgemeinschaft Anteil an der Entwicklung des Kindes.

Garrett Carr erzählt die Geschichte sehr gefühlvoll. Die Charaktere sind recht unterschiedlich und sympathisch. Hier wird, außer stellenweise Brendan, niemand hervorgehoben. Die Dorfgemeinschaft ist ein großes Ganzes und es ist auch immer von Wir die Rede. Der Zusammenhalt der Menschen, die in dem kleinen Dorf an der Westküste Irlands gefällt mir sehr gut. Auch hat man beim Lesen das Gefühlt, dass man selbst in diesem Wir eingeschlossen ist. Man ist nicht nur Beobachter, sondern mitten in der Geschichte drin.

Garrett Carr lässt seine Leser*innen 20 Jahre mit Brendan und der Andengemeinschaft verbringen.
Der Autor erzählt nicht nur von den Veränderungen, die im Laufe der Jahre im Dorf vor sich gehen. Es gibt auch viel Zeitkolorit, wie z. B. der Beitritt in die EWG, was für Bauern und Fischer Veränderungen mit sich brachte.
Es ist interessant zu lesen, dass die Zeit auch in einem kleinen irischen Dorf nicht spurlos vorbeigeht.

Garrett Car hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Immer wieder lockert er die Geschichte mit intelligent eingesetzten Witz auf.

„Der Junge aus dem Meer“ ist der Debütroman von Garrett Carr, ich wünsche mir noch viele solcher Geschichten von diesem Autor.