Der Krabbenfischer

Benjamin Wood
Roman
222 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
erschienen im Dumont Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar

Großartiger Roman

Klappentext:
Longferry, England, Sechzigerjahre. Thomas Flett ist Anfang zwanzig und lebt mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Seinen Vater hat er nie kennengelernt. Die Schule hat er abgebrochen, er verdingt sich als Krabbenfischer: ein Handwerk, das ihn sein Großvater gelehrt hat. Niemand kennt das Meer und seine Gezeiten so gut wie Thomas. Früh am Morgen bei Niedrigwasser fährt er mit Pferd und Kutsche los, um sich den Unterhalt für den Tag zu verdienen, ein Leben von der Hand in den Mund. Heimlich lernt er Gitarre spielen und träumt von Joan, der Schwester seines besten Freundes. Aber für Träume ist kein Platz in Longferry.
Als der amerikanische Regisseur Edgar Acheson in der Stadt eintrifft, wird Thomas’ vermeintlich einfaches Leben erschüttert. Er bekommt eine Ahnung von der großen, weiten Welt, davon, was da draußen auf ihn warten könnte, und schließt Freundschaft mit dem Mann, der in jeder Hinsicht anders ist als er. Ein Funke in ihm ist entzündet – aber nichts ist so, wie es scheint. Nur eines ist sicher: Am nächsten Morgen bei Niedrigwasser wird Thomas wieder dem Ruf des Meeres folgen.

„Der Krabbenfischer“ von Benjamin Wood entführt die Leser*innen nach England in die 1960er Jahre.

Im Mittelpunkt steht der Krabbenfischer Thomas Flett. Er hat das Handwerk von seinem Großvater gelernt und übt es heute noch in alter Tradition aus. Schon früh am Morgen zieht er bei Niedrigwasser ans Meer und fischt die Krabben aus dem Meer, die er dann verkauft und von dem kläglichen Einkommen muss Thomas und seine Mutter leben. Als der amerikanische Regisseur Edgar Acheson in den Ort kommt, soll Thomas ihm den Strand und das Meer zeigen. Der Regisseur denkt an eine Kulisse für seinen nächsten Film. Thomas begleitet den Regisseur und durch ihre Unterhaltung beginnt Thomas zu ahnt, was es da draußen noch für ein Lebe geben könnte.

Benjamin Wood lässt seine Leser*innen zwei Tage mit dem Krabbenfischer Thomas Flett verbringen. Der Geschichte wird auf eine ruhige Art und Weise erzählt. Der Schreibstil ist fast poetisch zu nennen.
Thomas wird als müder Mann beschrieben, dem die Knochen und die eingewachsenen Zehennägel schmerzen. Seine Mutter hat kaum Kraft aufzustehen und läuft gebeugt. Man denkt, dass er ein alternder Mann ist und seine Mutter eine alte Frau. Nebenbei wird erwähnt das Thomas Anfang 20 ist und seine Mutter 16 Jahre älter. Daraus kann man schließen, welches harte Leben sie führen. Kein Wunder, wenn Thomas, durch den Regisseur zu überlegen beginnt, welches Leben auf ihn warten könnte.-
Benjamin Wood lässt beschreibt das harte Leben so, als hätte er selbst einmal als Krabbenfischer gearbeitet. Man kann sich richtig gut vorstellen, wie Thomas Tag für Tag mit seinem Pferd und dem Karren an den Strand zieht, Wind und Wetter ausgesetzt.

„Der Krabbenfischer“ ist ein sehr starker Roman, der mich schnell i seinen Bann gezogen hat.

Himmel ohne Ende

Julia Engelmann
Roman
325 Seiten
erschienen im Diogenes Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar

Erwachsenwerden ist nicht leicht

Klappentext:_
Charlie ist fünfzehn und vermisst ihren Vater, besonders seit ihre Mutter wieder einen Mann hat. Und als ob das nicht genug wäre, hat ihre beste Freundin gerade den Jungen geküsst, in den Charlie verknallt ist. Seitdem hat es den Anschein, als befinde sich zwischen ihr und der Welt eine Glasscheibe. Und dann kommt Pommes, der eigentlich Kornelius heißt und der aus der Glasscheibe ein Autofenster macht, das man runterkurbeln und durch das Charlie ihre Hand endlich wieder in den Himmel strecken kann.

„Himmel ohne Ende“ von Julia Engelmann ist ein wunderschöner Roman über das Erwachsenwerden.

Im Mittelpunkt steht die 15järige Charlie. Sie fühlt sich nicht mehr als Kind aber auch noch nicht erwachsen. Sie hängt dazwischen, zwischen zwei Welten. Mit ihre besten Freundin Kati hat sie sich überworfen.
Charlie vermisst ihren Vater, der die Familie verlassen hat. Mit dem neuen Mann ihrer Mutter kann sie nichts anfangen. Charlie überlegt ob ausreisen ein Ausweg ist. Da lernt sie Kornelius kennen, ein Junge der Charlie wahrnimmt und versteht.

Julia Engelmann erzählt die Geschichte mit viel Gefühl. Ihre Protagonisten sind mir sympathisch und nach kurzer Zeit wahren sie mir auch sehr vertraut.
Ich konnte Charlies Gefühle, die sich von niemanden verstanden, gefühlt hat sehr gut sehr gut nachempfinden.

Der Schreibstil von Julia Engelmann ist flüssig und gut verständlich. Die Geschichte beinhaltet so viele schöne Sätze, die ich mit angestrichen habe und immer wieder lesen muss.

„Himmel ohne Ende“ ist ein sehr schöner Roman, den man unbedingt lesen sollte.

Die Unbehausten

Barbara Kingsolver
Roman
619 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar

Pageturner

Klappentext:
Alles scheint um Willa Knox zusammenzubrechen: Als freie Journalistin steht sie ohne Aufträge da. Ihr Mann Iano verliert seine Professur, Sohn Zeke, als Harvard-Absolvent der große Hoffnungsträger der Familie, ist gerade Vater geworden, aber alleinerziehend. Und ihr schwerkranker Schwiegervater schwärmt vom »Megafon«, dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten.
Am selben Fleck, 150 Jahre zuvor, freundet sich ein Lehrer namens Thatcher mit seiner eigenbrötlerischen Nachbarin an. Die Naturforscherin Mary Treat steht in lebhaftem Austausch mit Charles Darwin, doch in der verschworenen Ortsgemeinschaft wird die Theorie von der Evolution als Sünde angeprangert.
Was verbindet diese Menschen über die Jahrhunderte hinweg? Ein viktorianisches Haus, das ihnen über dem Kopf einzustürzen droht und eine Zeit, in der damals, wie heute kein Stein auf dem anderen bleibt.

„Die Unbehausten“ ist nach „Demon Copperfield“ mein zweiter Roman von Barbara Kingsolver.

Die Geschichte hat zwei Zeitebenen. Da ist einmal die Gegenwart und die Journalistin Willa Knox steht im Mittelpunkt. Ihr Mann Iano ist Professor an einem College. Leider hat das College Insolvenz angemeldet und Iano verliert seine Anstellung. Jetzt zieht die Familie nach Vineland, dort hat Willa ein Haus geerbt. Außer Willa und Iano leben noch die Tochter Tig und der Sohn Zeke in dem Haus. Zeke ist alleinerziehender Vater und bringt noch ein Baby mit in das Haus. Auch Ianos Vater Nick, der pflegebedürftig ist lebt mit in der Gemeinschaft.
Keiner der Familienmitglieder ist so richtig glücklich und zufrieden. Jeder fühlt sich auf eine gewisse Weise durchs Raster gefallen.

Die zweite Zeitebene bringt die Leser*innen an denselben Ort, nur 150 Jahre früher.
Hier steht der Lehrer Thatcher im Mittelpunkt. Er ist frisch verheiratet und zieht mit seiner Frau, seiner Schwiegermutter und seiner Schwägerin in das Elternhaus seiner Frau in Vineland. In der Schule in der Thatcher unterrichtet, eckt er oft an, stößt sogar auf Ablehnung. Seine Haltung ist dem Schulleiter zu modern. Einzig in seiner Nachbarin Mrs. Treat findet er eine Gleichgesinde, die sich für die Natur und die Wissenschaft interessiert.

Zwei Familien, ein Haus. Keine der Familien ist hier richtig glücklich. Veränderungen stehen an. Vor 150 Jahren war es die Moderne, die im Anmarsch war. Durch die Theorien Charles Darwins wird vieles neu Hinterfragt.
In der Gegenwart ist es der Kapitalismus und der Wohlstand, bei dem einige verloren gehen.

Die Zeitstränge scheinen auf dem ersten Blich so Garnichts miteinander zu tun zu haben. Doch bei näherer Betrachtung findet man Parallelen zu früher und heute.

Barbara Kingsolver hat Charaktere erschaffen, die so lebendig sind, dass es mir nach einiger Zeit vorkam, als kenne ich sie schon ewig.
Die Autorin hat einen angenehmen und flüssigen Schreibstil. Ihre Worte sind gewaltig und drücken so viel mehr aus als zu lesen ist.
Die Spaltung der verschiedenen Schichten kommt gut zum Vorschein. Barbara Kingsolver zeigt Parallelen auf, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Handlungsorte werden sehr anschaulich beschrieben.
Wie schon zuvor „Demon Copperfield“, ist auch diese Geschichte ist fesselnd ich wurde sehr schnell wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen und die Seiten flogen nur so dahin.

„Die Unbehausten“ wird zweifellos zu meinen Highlights des Jahrs gehören. Ein solch gewaltiges Buch bekommt man nur selten in die Hände.

Sunbirds

Penelope Slocombe
Roman
416 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Britt Somann-Jung
erschienen im Ullstein Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar

Eine kraftvolle Familiengeschichte

Klappentext:
Sieben lange Jahre sind vergangen, seit Anne ihren Sohn Torran das letzte Mal sah. Der damals Achtzehnjährige spazierte aus seinem Hotel in einem indischen Bergdorf und verschwand. Für die Suche nach ihm hat Anne alles aufgegeben: ihr Leben in Schottland, ihre Ehe, vor allem sich selbst.
Dann keimt endlich Hoffnung auf: Annes Nichte Esther, die als Journalistin zu dem Fall recherchiert, bekommt einen neuen Hinweis zu Torrans Verbleib. Gemeinsam machen sich die beiden Frauen auf den Weg in die entlegenen, fast unberührten Täler des Himalayas, eine Landschaft, so majestätisch wie unbarmherzig.
Die Reise wird Anne nicht nur an ihre Grenzen führen, sondern auch zu Antworten, die sie nicht gesucht hat und an einen Ort, an dem ihr Leben, so unvorhersehbar wie die Berge selbst, einen neuen Anfang findet.

„Sunbirds“ von Penelope Slocombe ist eine schöne Familiengeschichte, die uns bis in den Himalaya bringt.

Anne Carmichael hat ihren Sohn Torran vor 7 Jahren verloren. Er war 18 Jahre und ist einfach aus dem Hotel spaziert und nie zurückgekehrt. Torrans Vater ist der Überzeugung das sein Sohn nicht mehr lebt. Doch die Mutter gibt die Suche nicht auf und verweilt in Indien, in der Hoffnung ein Zeichen von Torran zu finden.
Als die Nichte von Anne, die Journalistin Esther kommt, gibt es neue Hoffnung. Sie ist bei Recherchen auf eine Spur gestoßen.

Penelope Slocombe erzählt eine kraftvolle Familiengerichte voller Leid und Hoffnung.
Die Protagonisten sind gut gezeichnet und sehr facettenreich. Anne gibt sich recht kühl und unnahbar, es ist aber der Schmerz, der nichts an sie ranlässt. Ich habe Anne verstehen können und habe mit ihr gelitten. Während ihr Mann wieder in Schottland ist, harrt Anne in Indien aus und gibt ihren Sohn nicht auf. Welche unsagbare psychische Belastung.
Die Autorin erzählt die Geschichte aus wechselnden Perspektiven. Es kommen nicht nur die Hauptpersonen zu Wort, sondern auch Personen, die man nur kurz kennenlernt. So lernt man Torran aus der Erzählung und den Gedanken verschiedener Personen kennen und kann stellenweise auch seinen Weg nachverfolgen.
Nach und nach setzt sich ein Bild zusammen und man denkt Torran zu kennen und zu verstehen.

Begeistert hat mich auch die Beschreibung der schönen Landschaft. Penelope Slocombe kann mit ihrer detaillierten Beschreibung Bilder bei mir hervorrufen.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gut verständlich und vor allem fesselnd.
Ich konnte das Buch nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand legen.

„Sunbirds“ ist eine kraftvolle Familiengeschichte, die ich gerne gelesen habe.

Laurentius Wunder

Irene Matt
Roman
erschienen im Novum Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Novum Verlag für das Rezensionsexemplar

Spannende und tiefgründige Geschichte

Klappentext:
Giulianos Leben gerät aus den Fugen, als seine Mutter spurlos verschwindet und er Missbrauch durch seinen Ausbilder erleidet. Im Kloster von Assisi findet er Zuflucht. Doch ein mystisches Erlebnis in der Basilika San Francesco und die Intrigen eines Mitbruders führen zu seiner Zwangseinweisung in die Psychiatrie, wo er weiterhin sein Wunder bezeugt und dessen tiefere Bedeutung zu veröffentlichen versucht. Eine unerwartete Wendung führt ihn in den Vatikan. Als Beauftragter der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen offenbaren sich ihm die Abgründe menschlicher Schicksale, bis die Corona-Pandemie ihn zurück ins Kloster zwingt. Unbeirrt und gegen alle Widerstände bleibt er entschlossen, die Geheimnisse der Heiligen zu enthüllen. Dann überstürzen sich die Ereignisse.

„Laurentius Wunder“ von Irene Matt ist ein sehr spannender Roman voller Mystik.

Im Mittelpunkt steht Giuliano. Sein Leben ist geprägt voll schwerer Stunden. Seine Mutter ist verschwunden, in der Schule hat er einen schweren Stand und auch und in der Ausbildung macht er Bekanntschaft mit Missbrauch. Im Elternhaus bei Vater und Stiefmutter bekommt er keine Liebe und findet keinen Halt.
Den Halt versucht er im Kloster Assisi finden. Er glaubt an ein Wunder, das er seiner Aussage nach erlebt hat. Das bringt ihn n die Psychiatrie, aber auch da hält er en dem Wunder fest. Eine Wendung bringt ihn später bis in den Vatikan.

Irene Matt hat mich mit ihrem Roman sehr betroffen gemacht. Man kann so viel zwischen den Zeilen lesen.

Die Protagonisten werden gut beschrieben und wirken sehr lebendig.
Giuliano, später Laurentius hat mir gut gefallen. Er ist kein Held, der in ein Kloster und später in den Vatikan einzieht. Er ist eher ein ängstlicher, an sich zweifelnder Charakter.

Irene Mat bring einige gesellschaftliche Themen in die Geschichte ein. So wird auf den katastropalen Zustand unserer Umwelt aufmerksam gemacht.

Die psychische Labilität von Laurentius ist ein interessanter Teil der Geschichte. So erzählt die Autorin auch die Zeit in der Psychiatrie schonungslos wie man es von ihr kennt.

Der fesselnde Schreibstil von Irene Matt sorgt dafür, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

„Laurentius Wunder“ ist eine Geschichte, die mich noch eine Zeitlang beschäftigen wird.

Mit den Augen meiner Mutter

Jo Leevers
Roman
347 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Maria Hochsieder
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine berührende Familiengeschichte

Klappentext:
Die 32-jährige Georgie ist im achten Monat schwanger, als sie durch Zufall einen Hinweis auf den Aufenthaltsort ihrer Mutter Nancy erhält. Vor 20 Jahren hatte Nancy ihre Familie einfach so verlassen, ohne Erklärung, ohne Abschied. Jetzt, da Georgie selbst Mutter wird, kann sie das noch weniger verstehen als damals. Aber sie hat das Gefühl, Antworten zu brauchen, um in ihrem eigenen Leben endlich zur Ruhe zu kommen. Zusammen mit ihrem Bruder Dan reist Georgie in die schottischen Highlands, wo in den Medien über ihre Mutter berichtet wurde. Unterwegs kommen Erinnerungen an ihre Kindheit zurück, die mehr und mehr Fragen aufwerfen. War es etwa Georgies Schuld, dass Nancy gegangen ist? Und war ihr Vater wirklich der Held in der Geschichte? Was die Geschwister über ihre Familie herausfinden, erschüttert all ihre Gewissheiten. Und es stellt Georgies eigene Entscheidungen infrage.:

„In den Augen meiner Mutter“ von Jo Leevers ist ein Familienroman der mich berühret hat.

Georgie reist mit ihrem Bruder Dan in die schottischen Highlands. Dort soll sich ihre Mutter Nancy aufhalten, die vor 20 Jahren die Familie verlassen hat. Jetzt wo Georgie selbst Mutter wird, denn sie ist im 8. Monat schwanger kann sie noch weniger verstehen, warum die Mutter die Familie verlassen hat. Sie möchte Klarheit und möchte es gerne verstehen.

Jo Leevers erzählt die Geschichte sehr berührend. Dabei gibt es zwei Perspektiven. Einmal, wo Georgie mit Dan ihre Mutter suchen. Die Geschwister sind sich nach einem Schicksalsschlag fremd geworden und es ist schön mitzuerleben, wie sie sich wieder annähern. Man erfährt einiges aus ihrer Kindheit, die nicht immer einfach war. Dan und Georgie beklagt den Tod von Finn, Dans besten Freund und Georgies früherer Partner.

Aus der Perspektive der Mutter Nancy erfahren die Leser*innen ihre Geschichte.
Nancy hat nie wirklich Liebe erfahren. Von den Eltern fühlte sie sich ungeliebt. Später hat sie ihren späteren Ehemann Frank kennengelernt. Nancy bekommt ihre zwei Kinder, ist aber nicht glücklich. Sie verfällt dem Alkohol und verlässt schließlich die Familie.

Jo Leevers lässt ihre Leser*innen mit ihren Protagonisten mitfühlen. Dabei kommen so einige Geheimnisse ans Licht. Mir haben Georgie, Dan und auch Nancy gut gefallen. Ich habe mit allen dreien gelitten und mich auch gefreut, dass sie sich gefunden haben.
Der Schreibstil von Jo Leevers ist flüssig, gut verständlich und voller Dynamik. Am Ende hat die Autorin noch einmal eine überraschende Wendung eingebaut und mich zufrieden die Buchdeckel schließen lassen.

Amphibium

Tyler Wetherall
Roman
348 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem Englischen von Lisa Kögeböhn
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Schonungsloser Coming-of-Age-Roman

Südwestengland in den 90ern. Als Kind einer psychisch labilen alleinerziehenden Mutter ist es die elfjährige Sissy gewohnt, für sich allein zu kämpfen. Aber von dem Moment an, als sie sich vor Tegan, der selbstbewussten Anführerin einer Mädchenclique, mit einem Jungen an der neuen Schule prügelt, ist sie nicht mehr einsam. Die bald besten Freundinnen teilen alles miteinander, schicken Fotos an ältere Männer in Chatrooms und verfolgen fasziniert die Berichte über Entführungen junger Frauen im Landkreis. Im Laufe des Schuljahres nähern sie sich immer mehr der Schwelle zum Frausein, sehen und spüren Veränderungen, und die mythisch-märchenhaften Fantasiewelten, in die sie sich flüchten, gewinnen an Bedeutung, mit fatalen Konsequenzen.

„Amphibium“ ist ein Coming-of-Age-Roman von Tyler Wetherall. Im Mittelpunkt steht Sissy. Sie wächst bei ihrer psychisch labilen Mutter auf und muss mit den Problemen des Erwachsenwerdens allein zurechtkommen. Langsam freundet sich Sissy mit Tegan, einer selbstbewussten Anführerin einer Mädchenclique an.

Tyler Wetherall beantwortet in ihrem Roman viele Fragen über das Erwachsenwerden. Dabei geht sehr sorgfältig und behutsam vor, schreckt aber auch vor Sex und Gewalt nicht zurück.

Die Protagonisten wirken alle sehr lebendig. Der Aschreibstil der Autorin ist fast poetisch zu nennen.
Die Atmosphäre in der Geschichte hat oft was Trauriges, bedrückendes, so wie man sich als Mädchen, am Rande des Frau werden fühlt.

“Amphibium“ ist nicht immer leicht zu lesen, man sollte der Geschichte aber die nötige Zeit geben, die sie braucht.

Zeit der Glühwürmchen

Abubakar Adam Ibrahim
Roman
389 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Susanne Urban
erschienen im Residenz Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Residenz Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein großer und kraftvoller Roman aus Nigeria

Klappentext:
Der Maler Yarima Lalo wird plötzlich von lebhaften, schmerzhaften Erinnerungen an gewaltsame Tode in seinen eigenen früheren Leben verfolgt. Doch woher kommen diese verstörenden Bilder? Zweimal, so scheint es, wurde er bereits um der Liebe willen ermordet, aber seine Geliebte Aziza will er nicht verlieren. Mit ihr gemeinsam begibt sich Lalo auf eine Reise quer durch Nigeria und dessen gewaltvolle Geschichte, um die Spuren seiner früheren Leben zu suchen. Er findet Rat bei einem geheimnisvollen Kind, das sich als Verbindung zur Geisterwelt herausstellt, zu den „Glühwürmchen“, den Geistern der im Krieg getöteten Kinder. Und Lalo versteht, was vielleicht auch für sein Land gilt: Wer Rache sucht, wird stets nur den Tod finden, doch wer vergibt, wird leben.

„Zeit der Glühwürmchen“ ist ein Roman aus Nigeria von Abubakar Adam Ibrahim. Es ist mein erster Roman eines afrikanischen Autors und ich bin dankbar für die Erfahrung die ich machen durfte.

Yarima Lalo wird von Träumen und schmerzhaften Gedanken gequält. Er erlebt seine eigenen Tode, zweimal ist er schon wegen seiner Liebe gestorben. Selbst tagsüber verschwinden die Bilder nicht mehr. Yarima Lalo ist Maler und versucht seine Träume und Gedanken durch das Malen zu kompensieren, nur gelingt das nicht immer. Seine Geliebte Aziza will er nicht verlieren und er nimmt Aziza und die Leser*innen mit auf eine Reise durch Nigeria.

Abubakar Adam Ibrahim hat so starke und kraftvolle Charaktere erschaffen, wie ich sie selten in einer Geschichte erlebt habe. Gerne bin ich mit Yarima und Aziza durch Nigeria gereist. Die Handlungsorte werden sehr gut beschrieben. Die Atmosphäre hat etwas Magisches an sich. Neben der realen Welt entsteht eine Parallelwelt. Manchmal kann man kaum unterscheiden, wo man sich gerade befindet. Die „Glühwürmchen“, die Geister spielen eine immer größere Rolle.

Abubakar Adam Ibrahim erzählt die Geschichte sehr fesselnd. Ich konnte nach wenigen Seiten das Buch nicht mehr aus der Hand legen, mich hatte die Magie voll im Griff.
„Zeit der Glühwürmchen“ ist ein Roman, der in einer realen und einer übernatürlichen Welt spielt. E ist eine Geschichte von Liebe und von Tod. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

Die verschwundene Tochter

Soraya Lane
Roman
364 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Sigrun Zühlke
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Wieder ein bewegendes Schicksal


Klappentext:
Paris, 1939. Mit zitternden Händen hält Evelina den Brief ihres Geliebten, während ihr Blick über die glitzernde Skyline schweift. Ich weiß, dass ich dich nicht verdiene, mein Schatz, aber ich bete, dass du deine Meinung änderst. Dir gehört mein Herz, und ich hoffe, dass uns nichts mehr trennen wird …
London, heute. Blake ist noch immer in Trauer über den Tod ihrer geliebten Großmutter, als sie ein geheimnisvolles Erbstück aus einem ehemaligen Londoner Frauenhaus erhält: An der kleinen Schachtel ist der Name ihrer Oma befestigt, darin befindet sich die Modeskizze eines Kleides, an die ein Stück silbrig schimmernder Samt geheftet ist.
Ihre Recherchen führen Blake nach Paris, wo sie dem charismatischen Mode-Kurator Henri begegnet. Blake taucht ein in die Geschichte der Pariser Mode, und während Henri ihr die zauberhaftesten Ecken der Stadt der Liebe zeigt, kommen sie sich immer näher. Doch als Blake endlich herausfindet, warum ihre Urgroßmutter 1939 aus Paris geflohen ist, muss auch sie eine Entscheidung treffen: Hat sie den Mut, für die Liebe und ihren großen Traum alles aufzugeben?

„Die verlorene Tochter“ ist der 5. Band der Reihe „Die verlorenen Töchter“ von der neuseeländische Autorin Soraya Lane.

Die Geschichte ist ähnlich aufgebaut wie die der vorherigen Bände und doch wieder so ganz anders.
Wie schon die Frauen in den vorherigen Bänden, so bekommt auch in diesem Band eine junge Frau ein geheimnisvolles Holzkästchen.
Blake wird eines dieser Holzkästchen übergeben.
Die Schachtel enthält die Modeskizze eines Kleides, an die ein Stück silbrig schimmernder Samt geheftet ist.

Mit Blake reisen die Leser*innen nach Paris und tauchen in die Pariser Mode-Welt ein. Blake wandelt auf den Spuren ihrer Urgroßmutter und erfährt aus welchem Grund sie einst aus Paris geflohen ist.

Die Geschichte hat auch wieder zwei Zeitebenen, einmal die Gegenwart in der die Leserinnen Blake nach Paris begleiten. Und dann die Vergangenheit, in der die Leserinnen mehr von Evelina, der Urgroßmutter von Blake.

Soraya Lane erzählt ihre Geschichte mit sehr viel Gefühl und sehr atmosphärisch.
Die Beschreibung der Handlungsorte war für mich wie eine virtuelle Reise.
Ihre Charaktere sind mit viel Liebe zum Leben erweckt.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, flüssig und gut verständlich, hat aber auch etwas Geheimnisvolles.
Ich wurde beim Lesen schnell wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.
Ich liebe es einfach, wenn in einer Geschichte Geheimnisse aus der Vergangenheit in der Gegenwart auf geblättert werden.
In der Gegenwart bin ich Blake gerne gefolgt und habe ihre Suche und die Gefühle, die sie dabei überkamen mit Freude begleitet. Die Vergangenheit und die Geschichte von Evelina haben mich sehr berührt.

Ein Geheimnis ist, es gibt nicht nur eine Schachtel, sondern sieben.
Also gibt es außer Lily, Claudia, Ella, Georgia und Blake noch weitere Empfängerinnen.
Jeder von ihnen soll ein Band gewidmet werden und dabei werden die Leser*innen an die schönsten und geheimnisvollsten Orte geführt.

Jetzt freue ich mich schon auf den 6. Band „Die verlassene Tochter“ der im Dezember erscheinen soll und die Leser*innen nach Argentinien führen wird.

Nur du in meinen Armen

Francee Wiedemann
Roman
405 Seiten
erschienen bei Francee Wiedemann
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Mainwunder für das Rezensionsexemplar

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Klappentext:
Mit dem aufstrebenden Politiker Baron glaubt Ana endlich, das fehlende Puzzelstück in ihrem Leben und damit ihre große Liebe gefunden zu haben. Doch warum misstraut er ihrer besten Freundin Mary, bevor sie die beiden einander vorgestellt hat? Und welche Rolle spielt sie bei der Gegendemonstration zu seinem Wahlkampf? Nichts ahnend, dass Ana ihre traumatische Vergangenheit nie wirklich verarbeitet hat, droht sie in einem Strudel aus Politik, Korruption, Drogen und Verrat zu zerbrechen.

„Nur du in meinen Armen“ ist der 1. Band der New Heaven Reihe von Francee Wiedemann. Es ist ein Roman über oder Freundschaft, Selbstrettung oder Selbstzerstörung.

„Nur du in meinen Armen“ ist so ein Buch, dass man, wenn man es sieht, unbedingt in die Hand nehmen muss. Das Cover ist sehr gelungen und der schöne Farbschnitt ist das Tüpfelchen auf dem i.

Im Mittelpunkt steht Ana. Ihr Job verlangt Ana viel ab, Privatleben hat sie so gut wie nicht mehr. Darüber spricht Ana auch mit Mary und Reagan, zwei Frauen, mit denen sie sich anfreundet.
Doch als Ana den Politiker Baron kennenlernt und sich in ihn verliebt, muss sie sich bald zwischen ihren Freundinnen und Baron entscheiden.

Die Geschichte ist die reinste Achterbahnfahrt der Gefühle. Mir war Ana vom ersten Moment an sympathisch. Ich habe während der Geschichte immer mit ihr gefühlt und so sehr auf ein gutes Ende gehofft. Auf einer Seite sind die Freundinnen von Ana, Mary und Reagan, auf der anderen Seite ist Baron, Anas Liebe.
Baron steckt mitten im Wahlkampf und schirmt sich und zum Teil auch Ana von der Außenwelt ab. Da sind seine Gegner und auch das Drogenkartell möchte dem smarten Politiker gerne etwas anhängen. Doch eine Gegenwehr ist Baron zu gefährlich, macht er sich doch Sorgen um Ana.

Francee Wiedemann erzählt die Geschichte spannend und sehr emotional. Ich habe mit den Charakteren sehr gelitten.
Der Schreibstil der Autorin ist herrlich erfrischend, flüssig, leicht verständlich und vor allem fesselnd. Ich habe das Buch zeitweise nicht aus der Hand legen können.

„Nur du in meinen Armen“ ist eine emotionale Liebesgeschichte und so viel mehr. Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen. Jetzt bin ich schon auf den 2. Band „Nur ein Herzschlag bis zu dir“ gespannt der im November erscheinen soll.