The Academy

Elin Hilderbrand und Shelby Cunningham
Roman
505 Seiten
erschienen im Atlantik Verlag
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Elisabeth Schmalen
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Atlantik Verlag für das Rezensionsexemplar

Das Leben im Internat

Klappentext:
Seit Jahren kämpft die Tiffin-Academy um einen guten Rang in den Ratings. bis sie überraschend den. 2. Platz belegt. Schulleiterin Audre Robinson kann es nicht glauben, denn die Wohnheime sind renovierungsbedürftig, die Sportteams erfolglos und der Notendurchschnitt schlecht. Doch immerhin macht der Campus was her, und die glamourösen Partys an der Academy sind legendär. Aber die Tiffin hat auch ihre Skandale, die sich plötzlich über eine neue App verbreiten. Auf einen Schlag weiß der ganze Campus von der Affäre zwischen einer Lehrerin und einem Schüler, dem Suizid einer jungen Frau und dem korrupten Treiben des Präsidenten … Die Situation gerät zunehmend außer Kontrolle, und für Audre und die Academy steht alles auf dem Spiel.

„The Academy“ von Elin Hilderbrand und Shelby Cunningham, erzählt von einem Internat und seinen Skandalen. Elin Hilderbrand und ihre Tochter Shelby Cunningham haben dieses Buch zusammengeschrieben.

Die Leiterin Tiffin-Academy Audre Robinson, hat das Ziel ihr Internat im Rating der besten Internate weit vorne zu platzieren. Das die Academy plötzlich den 2. Platz bekommt, überrascht sie dann aber doch. Denn die Academy macht nicht viel her und müsste dringend renoviert werden. Auch die Erfolge der Schüler sprechen nicht unbedingt für das Internat. Aber Audre verspricht sich, mit ihren neuen Lehrkräften ein erfolgreiches Schuljahr.
Nach außen hin muss die Academy gut auszusehen, damit die Sponsoren bei Laune gehalten werden. Skandale und Affären dürfen nicht nach außen dringen.

Elin Hilderbrand und Shelby Cunningham erzählen in ihrer Geschichte nicht den Schulalltag, sondern mehr von den Skandalen innerhalb der Mauern. Eine App gefährdet den Ruf des Internats. Damit wissen alle im Campus schnell bescheid, was sich an der Schule so abspielt.
Die Leser*innen erleben das Gerede auf den Gängen, die Affären zwischen dem Lehrpersonal und einige Gerüchte und Skandale. Dazwischen immer wieder Audre Robinson, die Angst hat, den Ruf der Schule zu verlieren.

Die wechselnden Perspektiven machen die Geschichte recht interessant. Das Lehrpersonal und die Schüler werden zu einem Gedanken.

Die Charaktere sind facettenreich und lebendig. Fast jeder rückt einmal in den Mittelpunkt, sei es bei den berüchtigten Partys oder durch Skandale, die Aufmerksamkeit erregen.

Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist flüssig, gut verständlich und fesselnd. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

„The Academy“ ist nicht nur ein Buch über Skandale an der Academy, es ist auch eine Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt. Ich habe die Geschichte mit Freude gelesen.

Evil Grandma

Line Baugstø
Roman
255 Seiten
erschienen im Rowohlt Verlag
Übersetzt aus dem Norwegischen von Nora Pröfrock
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar

Großmutter Widerwillen

Klappentext:
Als Mona erfährt, dass sie Großmutter wird, bricht sie nicht vor Freude in Tränen aus, sie bekommt eine mittelschwere Panikattacke. Kurz vor der Rente hat sie keine Lust, die letzten schönen Jahre mit der aufopferungsvollen Betreuung eines Enkelkinds zu verbringen, wie es ihr Sohn Thomas und seine Freundin Alma zweifellos erwarten. Als die werdenden Eltern wegen eines Wasserschadens für ein paar Wochen in Monas kleiner Wohnung unterkommen, beginnt die Situation zu eskalieren. Mona kocht und räumt für alle auf, während Thomas und Alma nur vor ihren Handys hängen. Mona muss raus! Mit ihrer besten Freundin Annemor verbringt sie ein Wochenende auf dem Land. Der Abend beginnt mit zu viel Wein und endet damit, dass Mona einen Instagram-Account hat: Evilgrandma65. Ein Spaß, der eine ungeahnt explosive Wirkung entfaltet …

„Evil Grandma“ von Line Baugstø ist die Geschichte einer werdenden Großmutter, die aber ganz andere Pläne hat.

Als Mona erfährt, dass sie Großmutter wird ist sie alles andere als begeistert. Sie steht kurz vor der Rente und hat eigentlich nicht vor ihr Rentendasein mit Kinderhüten zu verbringe. Als ihr Sohn Thomas mit seiner Freundin Alma für kurze Zeit bei ihr einziehen, verbringt sie viel Zeit, um für ihre „Gäste“ zu kochen und aufzuräumen. So geht das nicht weiter. Kurzendschlossen fährt sie mit ihrer Freundin Annemor über das Wochenende aufs Land.

Line Baugstø hat ihre Charaktere gut gezeichnet und lässt sie lebendig wirken. Auch wenn es schön ist, so ein kleines neues Leben in den Armen zu halten, kann ich Mona verstehen. Endlich kommt der ersehnte Ruhestand und man kann all die Dinge machen, die man schon lange machen möchte. Doch da wird sie als Babysitter eingeplant.
Mona ist mir schnell sympathisch gewesen. Sie ist eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und weiß, was sie will, oder nicht will. Auf ihrem Instagram-Account Evilgrandma65nimmt sie dann auch kein Blatt vor dem Mund. Das kommt nicht immer gut an.

Line Baugstø thematisiert in ihrem Roman das Thema Familie und deren Erwartungen. Aber auch das Thema Social Media nimmt seinen Platz in der Geschichte ein.

Dia Autorin erzählt die Geschichte recht realistisch. Ich konnte Mona gut verstehen aber habe auch Verständnis für ihren Sohn Thomas und für Alma. Finde aber auch, man kann es nicht als selbstverständlich einplanen, dass die Großmutter für die Kinderbetreuung da sein muss.

Line Baugstø erzählt die Geschichte mit viel Humor, ich musste oft schmunzeln. Dabei ist ihr Schreibstil flüssig und gut verständlich.
Ich konnte das Buch an 2 Abenden lesen.

„Evil Grandma“ ist ein unterhaltsamer Roman, nicht nur für werdende Großmütter.

Dius

Stefan Hertmans
Roman
337 Seiten
Übersetzt aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm
erschienen im Diogenes Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar

Freundschaft

Klappentext:
Als Dius an seiner Haustür klingelt, ist Anton überrascht und irritiert. Keiner seiner Studenten an der Kunsthochschule ist bisher so ungeniert in sein Privatleben vorgedrungen. Oder hat ihm gar seine Freundschaft und einen Schreibplatz in einem alten Dorfhaus inmitten nordisch rauer Landschaft angetragen. Im Wechsel aus konzentriertem Arbeiten und langen Spaziergängen entwickelt sich dort ein fast altmodisch anmutendes Band der Freundschaft zwischen den beiden Männern, während sich ihre jeweiligen Leben zu Hause nicht ohne Komplikationen weiterdrehen.

„Dius“ von Stefan Hertmans ist ein Roman über eine Freundschaft.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Dius und Anton. Anton ist Dozent an der Kunsthochschule. Als eines Tages Dius an seiner Tür klingelt, ist Anton überrascht. Denn er mag es nicht, wenn Studenten in sein Privatleben eindringen. Doch zwischen Anton und Dius entsteht eine Männerfreundschaft.
Als Leser*in lauscht man den Gesprächen der Männer bei ihren langen Spaziergängen und lernt sie dabei gut kennen.

Stefan Hertmans erzählt die Geschichte aus der Perspektive von Anton.
Zu Beginn haben sie ein Verhältnis, wie es zwischen Lehrer und Schüler üblich ist. Doch im Laufe der Geschichte geht es weit darüber hinaus und wird zu einer festen Männerfreundschaft.

Stefan Hertmans hat kraftvolle Charaktere erschaffen. Es hat mir Freude gemacht, Dius und Anton durch ihre Geschichte zu begleiten.
Es wird viel über Kunst gesprochen, ja, es werden ganze Gemälde beschrieben.
Genauso ist es mit der Musik, auch hier werden Arien und Choräle besprochen.

Die Beschreibung der Gemälde oder der Musik, hört sich vielleicht schwer an, ist es aber nicht. Dem Autor ist es gelungen, diese Gespräche leicht in seine Geschichte einfließen zu lassen.

Die Entwicklung der Charaktere hat mich beeindruckt. Anton, der am Anfang eher abweisend und launisch war, entwickelt sich als guter Gesprächspartner und Freund.

Stefan Hertmans erzählt die Geschichte in einem angenehmen Schreibstil. Die Sprache ist kraftvoll.
Die Geschichte fängt in einem gemächlichen Tempo an, das sich im Laufe immer weiter steigert.

„Dius“ ist ein gelungener literarischer Roman, den ich mit Begeisterung gelesen habe.

Leidenschaft in Limone

Claire Stern
Roman
erschienen bei ‎ Independently published
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an Claire Stern für das Rezensionsexemplar

Eine Geschichte volle Gefühle

Mia ist eine leidenschaftliche Köchin und lebt für ihre Arbeit in einem Düsseldorfer Sterne-Restaurant. Als sie dem hinreißenden italienischen Gastronomen Luca Balotti begegnet, dessen Familie eine traditionsreiche Limonenplantage samt Trattoria besitzt, ist sie sofort hin und weg. Das Rezept stimmt und die Liebe entflammt in der Küche des Familienbetriebs.
Die Balottis sind der deutschen Kochkunst gegenüber jedoch skeptisch und halten wenig von Mias ehrgeizigen Plänen. Als wäre das nicht schwierig genug, bietet Mias Ex-Freund ihr plötzlich einen Traumjob in der Heimat an. War ihr italienisches Abenteuer etwa nur eine Eskapade auf dem Weg zur Sterneköchin? Mia steht vor einer zerreißenden Entscheidung: Soll sie ihrem Karrieretraum folgen oder ihre Leidenschaft in Limone leben?

„Leidenschaft in Limone“ ist der 4. Band der Reihe „Liebe am Lago di Garda“ von Claire Stern.

Claire Stern entführt ihre Leser*innen an den schönen Gardasee. Die Leserinnen lernen den romantischen Ort Limone kennen.
Die Köchin Mia lebt in Düsseldorf. Als sie Luca Balotti kennenlernt, dessen Familie eine Limonenplantage und eine Trattoria besitz, folgt sie ihm an den Gardasee, um dort im Familienbetrieb zu arbeiten.
Doch von der Familie wird sie nicht so freundlich aufgenommen wie erhofft. Sie stehen der deutschen Köchin mit Skepsis gegenüber. Da kommt ein Jobangebot vom Mias Ex. Er bietet ihr einen wahren Traumjob an. Mia muss sich zwischen Italien und ihrer Heimat entscheiden.

Claire Stern erzählt die Geschichte mit viel Gefühl. Sie lässt die Sonne bis ins Herz der Leser*innen scheinen.
Die Charaktere sind wieder sehr authentisch und liebenswert. Mit ist Mia schnell ans Herz gewachsen.

Bei einem Roman, der in Italien spielt und dann zu, Teil auch noch in einer Trattoria, da darf gutes Essen und Wein nicht fehlen. Und da bietet Claire Stern ihren Leser*innen so einiges. Man sollte das Buch nicht mit leerem Magen lesen.

Die Autorin sorgt für eine schöne Atmosphäre. So ein bisschen Sonne tut gerade bei dem drüben Herbstwetter, dass zurzeit herrscht richtig gut.

Claire Stern hat einen angenehmen Schreibstil. Die Beschreibung des Handlungsort, das schöne Limone und des Gardasees sind sehr anschaulich. Die Autorin bringt Italien direkt zu uns nach Hause. Ich habe plötzlich richtig Fernweh bekommen. Nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte richtig gefangen und habe das Buch fast und einem Rutsch ausgelesen.

„Leidenschaft in Limone“ ist eine wunderschöne Geschichte und viel mehr als ein romantischer Liebesroman.

Ein Café am Ende der Saison – Winter auf Juist

Cara Lindon
Roman
236 Seiten
erschienen bei ‎ Independently published
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Cara Lindon für das Rezensionsexemplar

Ein Wohlfühlroman

Klappentext:
Nach einem beruflichen Tiefpunkt reist Lena nur widerwillig auf die winterliche Nordseeinsel Juist. Drei Wochen soll sie bleiben, sagt ihre Mutter. Nur solange, bis sich jemand anderes um das Café ihrer Tante kümmern kann.
Doch da ist dieses alte Haus mit knarrenden Dielen. Der Duft nach frischem Kaffee und Zimtschnecken. Jannik, der viel lieber kocht als redet. Und Kiesel, der eigenwillige Kater, der sich immer dorthin legt, wo ein Herz schwer wird.
Lena wollte Ordnung, einen Plan, ein Ticket zurück in ihr altes Leben.
Aber das Café hat andere Pläne. Während der Nordseewind leise flüstert und die ersten Schneeflocken das Inselleben langsamer machen, stellt sich Lena die Frage: Was, wenn ein Neuanfang nicht laut beginnt – sondern leise, mit einer Tasse Tee und dem Gefühl, angekommen zu sein?

„Ein Café am Ende der Saison: Winter auf Juist“ von Cara Lindon ist genau das, was man in der kalten Jahreszeit braucht, ein richtiger Wohlfühlroman.
Die Autorin hat mich schon mit vielen Büchern begeistert, und auch mit ihrem neuen Roman ist es ihr wieder gelungen.

Im Mittelpunkt steht Lena. Sie lebt in Frankfurt und hat gerade ihren Job verloren.
Jetzt soll sie nach Just reisen, um auf das Café ihrer Tante aufzupassen, die sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen hat. Aber backen ist nicht Lenas Ding und der Koch Jannik, der im Café angestellt ist, kann es genauso wenig. Aber was ist ein Café ohne Kuchen? Lena und er Jannik tun ihr Bestes, um das Café am Laufen zu halten. Da kommt Unterstützung von Nela. Nela ist auf Just bekannt, für ihre feinen Torten, Kuchen und Mehlspeisen.

Cara Lindon hat wieder einmal liebenswerte Charaktere das Leben geschenkt.
Mit der Geschichte bekommt man einen Einblick, wie es auf Just aussieht, wenn die Touristenströme nicht mehr da sind. Himmlische Ruhe!
Auch wenn Lena es am Anfang nicht zugeben möchte, die Insel tut ihr gut.
Als Leser*in erfährt man nach und nach was Lena bedrückt.
Mir ist Lena schnell ans Herz gewachsen. Auch den getigerten Kater Kiesel muss man einfach mögen.

Cara Lindon erzählt die Geschichte in einem warmen Ton. Man muss sich beim Lesen einfach wohl fühlen. Dabei hat man immer wieder den Duft von leckerem Kuchen in der Nase.

„Ein Café am Ende der Saison: Winter auf Juist“ ist genau das richtige Buch, um es sich mit einem heißen Tee und etwas Gebäck gemütlich zu machen.

Was wir wissen können

Ian McEwan
Roman
462 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Bernhard Robben
erschienen im Diogenes Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar

Die Welt in knapp 200 Jahren

Klappentext:
Im Jahr 2119: Die Welt ist überschwemmt, Europa eine Insellandschaft, Freiheit und Reichtum unserer Gegenwart, ein ferner Traum. Der Literaturwissenschaftler Thomas Metcalfe sucht ein verschollenes Gedicht von Weltrang. Der Dichter Francis Blundy hat es 2014 seiner Frau Vivien gewidmet und nur ein einziges Mal vorgetragen. In all den Spuren, die das berühmte Paar hinterlassen hat, stößt Thomas auf eine geheime Liebe, aber auch auf ein Verbrechen.

„Was wir wissen können“ ist wieder einmal ein intelligent verfasster Roman von Ian McEwan.

Der Roman spielt in der Gegenwart 2014 und in der Zukunft 2119.
Ausgangspunkt ist die Suche nach einem verschollenen Gedicht voller Poetik, dass der Dichter Francis Blundy 2014 seiner Frau gewidmet hat. Es ist aber auch ein Lied für das Leben und die Natur.
Professor Thomas Metcalfe macht sich auf die Suche nach dem Gedicht.
Die Welt im Jahre 2119 ist eine andere. Die Prognosen des Klimawandels haben hart zugeschlagen. Europa ist nur noch eine Insel. Auch die anderen Staaten bestehen nicht mehr so wie zu unserer heutigen Zeit. Dafür gibt es aufstrebende Länder in Afrika. Viele Existenzen stehen vor dem Aus.

Ian McEwan beschreibt dieses Szenario so realistisch, dass man es mit der Angst zu tun bekommt. Wer das liest, dem muss jetzt völlig klar sein, es muss etwas geschehen.
Mit dieser Erzählung ist dem Autor eine Glanzleistung gelungen.
Die Forschung der Literatur und der Kultur ist auch ein Teil der Geschichte, die ich unheimlich interessant fand.

Ian McEwan hat mit „Was wir wissen können“ eine komplexe Geschichte geschrieben. Die Themen Umwelt, Literatur, Politik und auch Psychologie fließen mit einer Leichtigkeit in den Text ein. Es macht einfach Freude das Buch zu lesen, auch wenn man sich an einigen Stellen Sorgen um unsere Zukunft macht.

Kommissar Jennerwein und der tintendunkle Verdacht

Jörg Maurer
Roman
359 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Wieder ein echter Jörg Maurer

Klappentext:
Die Mitglieder des virtuellen Lesezirkels ›Salomes Lesekränzchen‹ sind Literatur-Enthusiasten. Dass sich ausgerechnet ein Kultusminister abschätzig über das Lesen der Klassiker und die korrekte Rechtschreibung äußert, macht sie wütend. Aus Protest inszenieren sie Verbrechen der Weltliteratur. Ob eine Puppe, auf deren Kopf ein Apfel von einem Pfeil durchbohrt wird, oder eine gestohlene Leiche, kopfüber im Kamin der Rue Morgue in Paris – die Aktionen werden von Mal zu Mal spektakulärer. Was kommt als Nächstes – Dostojewski, Shakespeare, Kafka?
Dann geschieht wirklich ein Mord, das Opfer trägt ein mit Blut geschriebenes Hölderlin-Zitat auf der Brust. Alles deutet auf die Mitglieder des Lesezirkels hin. Kommissar Jennerwein soll den Fall übernehmen. Denn nur er kann mit seinem berühmten Blick für das Besondere den Tatort wirklich lesen und nur er kann verhindern, dass der Täter das letzte Wort hat.

„Kommissar Jennerwein und der tintendunkle Verdacht“ ist bereits der 16. Band der erfolgreichen Kommissar Jennerwein Reihe von Jörg Maurer.

Nachdem mich der letzte Band „Kommissar Jennerwein darf nicht sterben“ nicht überzeugen konnte, ist der 16. Band wieder ein echter Jörg Maurer.

Auch in diesem Band begeben sich die Leser*innen zum Teil in eine virtuelle Welt. Hier treffen sie auf längst verstorbene Schriftsteller der großen Weltliteratur.
Das ist möglich, in dem sich Mitglieder von „Salomes Lesekränzchen“ in eine virtuelle Welt begeben. Die Mitglieder sind anonym, keiner weiß wer hinter den großen Literaten steckt.

In der analogen Welt wird ein Kultusminister dafür verurteilt, dass er die Rechtschreibung sehr vereinfachen will.
Aus Protest gegen die Verunstaltung unserer Sprach und um Aufmerksamkeit für Literatur zu gewinnen, stellen Aktivisten Verbrechen der Weltliteratur nach. Bis ein echter Mord passiert.

Auch in diesem Buch zeigt Jörg Maurer seine Liebe zur virtuellen Welt.
Der Lesezirkel, der sich in dieser virtuellen Welt trifft, wird gut in Szene gesetzt.
Hier schreitet Goethe neben Schiller durch das historische Weimar. Franz Kafka, Karl Valentin, Dostojewski und viele andere sitzen in einem Raum.
Für Literaturliebhaber ein wahres Schmankerl.

Kommissar Jennerwein, der eigentlich auf einer Vortragsreise ist klingt sich in die Ermittlungen ein. Der Lesezirkel rückt immer mehr in den Fokus der Verdächtigen. Es ist allerdings nicht einfach an die Namen der Mitglieder zu kommen.

Mit Spannung und seinen gewohnten Humor erzählt Jörg Maurer die Geschichte.
Die Charaktere sind facettenreich, die Literaten werden interessant wiedergegeben.

„Kommissar Jennerwein und der tintendunkle Verdacht“ ist wieder ein spannender, mit Humor versetzter Roman, den ich gerne gelesen habe.

Protokoll eines Verschwindens

Alexander Rupflin
Roman
283 Seiten
erschienen bei Harper Collins
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Harper Collins für das Rezensionsexemplar

Ein True Crime

Klappentext:
Gabriel verlässt Rio, um zu seiner Schwester Isabella nach Deutschland zu ziehen. In Hamburg läuft für ihn zunächst alles nach Plan: Er findet Arbeit in einer IT-Firma und verliebt sich. Doch dann verschwindet er spurlos. Für Isabella beginnt eine verzweifelte Suche in einem Land, das ihr immer fremder wird.
Zur gleichen Zeit versucht der Pfleger Fabio, sein unauffälliges Leben weiterzuführen, bis er nicht mehr ignorieren kann, was in seinem Gästezimmer liegt: eine seit Monaten verwesende Leiche.

„Protokoll eines Verschwindens“ ist der Debütroman von Alexander Rupflin.
Der Roman basierend auf einem wahren Kriminalfall.

Gabriel ist aus Brasilien nach Deutschlang gekommen, wo auch seine Schwester lebt. Für Gabriel scheint alles gut zu laufen. Er kann als Informatiker arbeiten und hat auch eine Freundin gefunden.
Doch plötzlich verschwindet Gabriel spurlos. Die Polizei will nichts unternehmen, weil Gabriel ein Erwachsener ist und seinen Aufenthaltsort selbst bestimmen kann. Isabell glaubt nicht daran, dass ihr Bruder so einfach verschwindet.

Eine weitere Person ist Fabio. Er arbeitet als Pfleger und ist ein unauffälliger Charakter. Bis eines Tages die Polizei bei ihn steht und erinnern beißenden Geruch wahrnehme. Unter seinem Sofa liegt eine Leiche.

Als Kriminalreporter hat Alexander Rupflin (zu diesem Fall recherchierte.
Die Geschichte liest sich wie ein Protokoll. Der Fall wird rekonstruiert. Als Leser*in kommt man dem Täter sehr nahe. Aber auch den Angehörigen ist man beim Lesen nahe.
Man schaut zum einen in die Psyche eines Menschen und auf der anderen Seite ist die Trauer und das Entsetzen der Angehörigen.

Alexander Rupflin erzählt die Geschichte ehrlich und spannend. Durch seine Recherche als Kriminalreporter war er nahe an diesem Fall dran. Er jetzt in einem Roman zu lesen und zu wissen, dass es ein wahrer Kriminalfall ist, ist schon bedrückend.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und gut verständlich.

„Protokoll eines Verschwindens“ ist das richtige Buch für alle True Crime Liebhaber.

Es bleibt doch in der Familie

Christiane Wünsche
Roman
376 Seiten
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine gefühlvolle Familiengeschichte

Klappentext:
Die Schwestern Marlene, Esther und Nicole erleben, wie die Aussicht auf eine Erbschaft auch höchst Unliebsames zu Tage fördert: Neid, Misstrauen, längst vergessen geglaubte Erinnerungen und das gut gehütete Lebensgeheimnis der Erblasserin und ihres vor Jahrzehnten verstorbenen Ehemanns. Ihre Tante Klara hat ihren sechs Nichten und Neffen ihr altes Haus auf der Insel Hohenwerth und ihren gesamten Besitz vermacht, zu gleichen Teilen allerdings auch einem völlig Unbekannten, ihrer großen Liebe. Marlene und ihre Schwestern müssen sich fragen, was sie hier eigentlich erben und wie hoch der Preis ist, den sie alle zu zahlen haben.

„Es bleibt doch in der Familie“ ist eine Familiengeschichte von Christiane Wünsche. Die Autorin ist mir schon von einigen Romanen bekannt und konnte mich immer begeistern.

In ihrem neuen Roman geht es um eine Erbschaft. Tante Klara hat ihren sechs Nichten ihr Haus auf der Insel Hohenwerth und ihren gesamten Nachlass vermacht. Doch zu der Erbengemeinschaft gesellt sich noch ein Unbekannter. Vier Wochen haben die Erben Zeit, zu entscheiden, was mit dem Nachlass geschehen soll. Eine Bedingung im Testament, die Entscheidung muss einstimmig getroffen werden. Doch wer ist der Fremde, der plötzlich zur Erbengemeinschaft gehören soll?

Christiane Wünsche hat wieder einmal interessante und liebenswerte Charaktere erschaffen.
Die Schwestern Marlene, Esther und Nicky haben mir am besten gefallen. Aus ihrer Perspektive und aus der Sicht von Jochen wird die Geschichte auch erzählt. Dabei erfährt man auch einiges aus dem Leben von Tante Klara, die seit ihrer Heirat auf der Rheininsel Hohenwerth gelebt hat. Doch ihr Mann ist früh verstorben und Klara lebte allein in ihrem Haus. Früher hat sie ihre Schwestern und deren Kinder im Sommer immer eingeladen. Doch das ist schon lange vorbei. Jetzt hinterlässt sie ihren Nachlass den Kindern ihrer Schwestern. Doch der unbekannte Erbe sorgt für Aufruhr.

Christiane Wünsche erzählt die Geschichte sehr anschaulich, man kann sich alles gut vorstellen. Ein Blick zurück. Lässt die Leser*innen auch an dem Leben der Verstorbenen Klara teilhaben und nach und nach erfahren sie dann auch mehr über den weiteren Erben.
Die Autorin hat einen flüssigen, gut verständlichen und fesselnden Schreibstil. Ich bin schnell in die Geschichte eingetaucht und hatte bald viele Fragezeichen über meinem Kopf schweben. Die Fragen wurden dann im Laufe der Geschichte auch beantwortet.
„Es bleibt doch in der Familie“ ist ein gefühlvoller Familienroman, den ich mit Freude gelesen habe.

Das Flüstern der Marsch

Katja Keweritsch
Roman
378 Seiten
erschienen bei Hoffmann & Campe
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Hoffmann und Campe für das Rezensionsexemplar

Familiengeschichte über drei Generationen

Klappentext:
Als Mona in der Marsch eintrifft, um den 80. Geburtstag ihres Opas Karl zu feiern, ist Oma Annemie spurlos verschwunden. Karl macht sich wenig Sorgen, Mona dafür umso mehr. Sie zieht zu ihrem Opa in das reetgedeckte Haus am Rand des kleinen Dorfs in den Weiten der Marsch, wo Monas Mutter Sabine gemeinsam mit den Zwillingsbrüdern Stefan und Sven aufgewachsen ist. Dass Annemie ein schmerzvolles Geheimnis birgt, das das Leben der ganzen Familie schon lange beeinflusst, ahnt niemand. Gemeinsam mit einem alten Freund aus Kindheitstagen macht Mona sich auf die Suche nach ihrer Oma. Im Laufe eines langen Sommers taucht sie tief ein in die Familiengeschichte und stößt auf falsche Erinnerungen und erschreckende Geschehnisse, von denen kaum jemand weiß. Denn Annemie hat alles dafür gegeben, das Schweigen aufrechtzuerhalten, damit niemand redet, in diesem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt.

„Das Flüstern der Marsch“ von Katja Keweritsch ist eine Familiengeschichte, die ein Geheimnis birgt.

Mona kommt zum 80. Geburtstag ihres Opas in die Marsch. Ihre Oma Annemie scheint verschwunden zu sein, was bei Monas Opa nicht unbedingt für Aufregung sorgt. Auch der Rest der Familie scheint sich nicht sonderlich für Annemies Verschwinden zu interessieren. Es wird eine Vermisstenanzeige gemacht aber auch die Polizei engagiert sich nicht sonderlich. So bleibt Mona nichts anderes übrig als selbst nach ihrer Oma zu suchen.
So kommt es das Mona tiefer als es ihrem Opa lieb ist in die Familiengeschichte auftaucht. Sie stößt auf das Bild eines Babys, dass weder ihre Mutter noch deren Brüder zeigt. Welches Geheimnis versucht die Familie zu verschleiern?

Katja Keweritsch spiegelt in ihrer Geschichte die ruhige Atmosphäre der Marsch wider. Doch es passiert trotzdem so viel in der Geschichte. Im Mittelpunkt stehen die Frauen aus verschiedenen Generationen der Familie. Aus ihren Perspektiven wird die Geschichte auch erzählt.
Jeder wird ein extra Erzählstrang gewidmet. Die Autorin vermittelt in ihrer Geschichte wie schwer es für eine Frau ist, wenn sie ungewollt schwanger wird. So am Beispiel der Oma Annemie. Sie wurde als junges und unverheiratetes Mädchen schwanger. Viel Rechte, um über ihr Kind zu bestimmen hatte sie nicht.
Genauso ging es Tante Janne, auch sie wurde schwanger, hat den Vater des Kinds aber geheiratet und blieb in einer unglücklichen Ehe gefangen. Auch Mona ist schwanger. Mittlerweile hat sich die Zeit aber geändert und sie bekommt keinen Druck und keine Vorschriften.

Katja Keweritsch erzählt eine Familiengeschichte, in der sich die Familienmitglieder oft sehr kaltherzig begegnen. Irgendwie ist keine Liebe und keine Geborgenheit zu finden. Man kann nur hoffen, dass Mona, die ja etwas freier aufgewachsen ist es besser macht.

Die Charaktere sind gut gezeichnet und lebendig. Besonders die Frauen haben in der Familie zu leiden. Sie werden in der Geschichte eingehend beschrieben und man sieht die Entwicklung, die den Frauen etwas mehr Rechte zusteht. Annemies Geheimnis kommt langsam ans Tageslicht.

Katja Keweritsch hat eine flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Die Geschichte hat mich schnell gefesselt und ich bin tief eingetaucht.

„Das Flüstern der Marsch“ ist eine Familiengeschichte, ich nur empfehlen kann.