Zeit der Glühwürmchen

Abubakar Adam Ibrahim
Roman
389 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Susanne Urban
erschienen im Residenz Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Residenz Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein großer und kraftvoller Roman aus Nigeria

Klappentext:
Der Maler Yarima Lalo wird plötzlich von lebhaften, schmerzhaften Erinnerungen an gewaltsame Tode in seinen eigenen früheren Leben verfolgt. Doch woher kommen diese verstörenden Bilder? Zweimal, so scheint es, wurde er bereits um der Liebe willen ermordet, aber seine Geliebte Aziza will er nicht verlieren. Mit ihr gemeinsam begibt sich Lalo auf eine Reise quer durch Nigeria und dessen gewaltvolle Geschichte, um die Spuren seiner früheren Leben zu suchen. Er findet Rat bei einem geheimnisvollen Kind, das sich als Verbindung zur Geisterwelt herausstellt, zu den „Glühwürmchen“, den Geistern der im Krieg getöteten Kinder. Und Lalo versteht, was vielleicht auch für sein Land gilt: Wer Rache sucht, wird stets nur den Tod finden, doch wer vergibt, wird leben.

„Zeit der Glühwürmchen“ ist ein Roman aus Nigeria von Abubakar Adam Ibrahim. Es ist mein erster Roman eines afrikanischen Autors und ich bin dankbar für die Erfahrung die ich machen durfte.

Yarima Lalo wird von Träumen und schmerzhaften Gedanken gequält. Er erlebt seine eigenen Tode, zweimal ist er schon wegen seiner Liebe gestorben. Selbst tagsüber verschwinden die Bilder nicht mehr. Yarima Lalo ist Maler und versucht seine Träume und Gedanken durch das Malen zu kompensieren, nur gelingt das nicht immer. Seine Geliebte Aziza will er nicht verlieren und er nimmt Aziza und die Leser*innen mit auf eine Reise durch Nigeria.

Abubakar Adam Ibrahim hat so starke und kraftvolle Charaktere erschaffen, wie ich sie selten in einer Geschichte erlebt habe. Gerne bin ich mit Yarima und Aziza durch Nigeria gereist. Die Handlungsorte werden sehr gut beschrieben. Die Atmosphäre hat etwas Magisches an sich. Neben der realen Welt entsteht eine Parallelwelt. Manchmal kann man kaum unterscheiden, wo man sich gerade befindet. Die „Glühwürmchen“, die Geister spielen eine immer größere Rolle.

Abubakar Adam Ibrahim erzählt die Geschichte sehr fesselnd. Ich konnte nach wenigen Seiten das Buch nicht mehr aus der Hand legen, mich hatte die Magie voll im Griff.
„Zeit der Glühwürmchen“ ist ein Roman, der in einer realen und einer übernatürlichen Welt spielt. E ist eine Geschichte von Liebe und von Tod. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

Die verschwundene Tochter

Soraya Lane
Roman
364 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Sigrun Zühlke
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Wieder ein bewegendes Schicksal


Klappentext:
Paris, 1939. Mit zitternden Händen hält Evelina den Brief ihres Geliebten, während ihr Blick über die glitzernde Skyline schweift. Ich weiß, dass ich dich nicht verdiene, mein Schatz, aber ich bete, dass du deine Meinung änderst. Dir gehört mein Herz, und ich hoffe, dass uns nichts mehr trennen wird …
London, heute. Blake ist noch immer in Trauer über den Tod ihrer geliebten Großmutter, als sie ein geheimnisvolles Erbstück aus einem ehemaligen Londoner Frauenhaus erhält: An der kleinen Schachtel ist der Name ihrer Oma befestigt, darin befindet sich die Modeskizze eines Kleides, an die ein Stück silbrig schimmernder Samt geheftet ist.
Ihre Recherchen führen Blake nach Paris, wo sie dem charismatischen Mode-Kurator Henri begegnet. Blake taucht ein in die Geschichte der Pariser Mode, und während Henri ihr die zauberhaftesten Ecken der Stadt der Liebe zeigt, kommen sie sich immer näher. Doch als Blake endlich herausfindet, warum ihre Urgroßmutter 1939 aus Paris geflohen ist, muss auch sie eine Entscheidung treffen: Hat sie den Mut, für die Liebe und ihren großen Traum alles aufzugeben?

„Die verlorene Tochter“ ist der 5. Band der Reihe „Die verlorenen Töchter“ von der neuseeländische Autorin Soraya Lane.

Die Geschichte ist ähnlich aufgebaut wie die der vorherigen Bände und doch wieder so ganz anders.
Wie schon die Frauen in den vorherigen Bänden, so bekommt auch in diesem Band eine junge Frau ein geheimnisvolles Holzkästchen.
Blake wird eines dieser Holzkästchen übergeben.
Die Schachtel enthält die Modeskizze eines Kleides, an die ein Stück silbrig schimmernder Samt geheftet ist.

Mit Blake reisen die Leser*innen nach Paris und tauchen in die Pariser Mode-Welt ein. Blake wandelt auf den Spuren ihrer Urgroßmutter und erfährt aus welchem Grund sie einst aus Paris geflohen ist.

Die Geschichte hat auch wieder zwei Zeitebenen, einmal die Gegenwart in der die Leserinnen Blake nach Paris begleiten. Und dann die Vergangenheit, in der die Leserinnen mehr von Evelina, der Urgroßmutter von Blake.

Soraya Lane erzählt ihre Geschichte mit sehr viel Gefühl und sehr atmosphärisch.
Die Beschreibung der Handlungsorte war für mich wie eine virtuelle Reise.
Ihre Charaktere sind mit viel Liebe zum Leben erweckt.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, flüssig und gut verständlich, hat aber auch etwas Geheimnisvolles.
Ich wurde beim Lesen schnell wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen.
Ich liebe es einfach, wenn in einer Geschichte Geheimnisse aus der Vergangenheit in der Gegenwart auf geblättert werden.
In der Gegenwart bin ich Blake gerne gefolgt und habe ihre Suche und die Gefühle, die sie dabei überkamen mit Freude begleitet. Die Vergangenheit und die Geschichte von Evelina haben mich sehr berührt.

Ein Geheimnis ist, es gibt nicht nur eine Schachtel, sondern sieben.
Also gibt es außer Lily, Claudia, Ella, Georgia und Blake noch weitere Empfängerinnen.
Jeder von ihnen soll ein Band gewidmet werden und dabei werden die Leser*innen an die schönsten und geheimnisvollsten Orte geführt.

Jetzt freue ich mich schon auf den 6. Band „Die verlassene Tochter“ der im Dezember erscheinen soll und die Leser*innen nach Argentinien führen wird.

Nur du in meinen Armen

Francee Wiedemann
Roman
405 Seiten
erschienen bei Francee Wiedemann
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Mainwunder für das Rezensionsexemplar

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Klappentext:
Mit dem aufstrebenden Politiker Baron glaubt Ana endlich, das fehlende Puzzelstück in ihrem Leben und damit ihre große Liebe gefunden zu haben. Doch warum misstraut er ihrer besten Freundin Mary, bevor sie die beiden einander vorgestellt hat? Und welche Rolle spielt sie bei der Gegendemonstration zu seinem Wahlkampf? Nichts ahnend, dass Ana ihre traumatische Vergangenheit nie wirklich verarbeitet hat, droht sie in einem Strudel aus Politik, Korruption, Drogen und Verrat zu zerbrechen.

„Nur du in meinen Armen“ ist der 1. Band der New Heaven Reihe von Francee Wiedemann. Es ist ein Roman über oder Freundschaft, Selbstrettung oder Selbstzerstörung.

„Nur du in meinen Armen“ ist so ein Buch, dass man, wenn man es sieht, unbedingt in die Hand nehmen muss. Das Cover ist sehr gelungen und der schöne Farbschnitt ist das Tüpfelchen auf dem i.

Im Mittelpunkt steht Ana. Ihr Job verlangt Ana viel ab, Privatleben hat sie so gut wie nicht mehr. Darüber spricht Ana auch mit Mary und Reagan, zwei Frauen, mit denen sie sich anfreundet.
Doch als Ana den Politiker Baron kennenlernt und sich in ihn verliebt, muss sie sich bald zwischen ihren Freundinnen und Baron entscheiden.

Die Geschichte ist die reinste Achterbahnfahrt der Gefühle. Mir war Ana vom ersten Moment an sympathisch. Ich habe während der Geschichte immer mit ihr gefühlt und so sehr auf ein gutes Ende gehofft. Auf einer Seite sind die Freundinnen von Ana, Mary und Reagan, auf der anderen Seite ist Baron, Anas Liebe.
Baron steckt mitten im Wahlkampf und schirmt sich und zum Teil auch Ana von der Außenwelt ab. Da sind seine Gegner und auch das Drogenkartell möchte dem smarten Politiker gerne etwas anhängen. Doch eine Gegenwehr ist Baron zu gefährlich, macht er sich doch Sorgen um Ana.

Francee Wiedemann erzählt die Geschichte spannend und sehr emotional. Ich habe mit den Charakteren sehr gelitten.
Der Schreibstil der Autorin ist herrlich erfrischend, flüssig, leicht verständlich und vor allem fesselnd. Ich habe das Buch zeitweise nicht aus der Hand legen können.

„Nur du in meinen Armen“ ist eine emotionale Liebesgeschichte und so viel mehr. Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen. Jetzt bin ich schon auf den 2. Band „Nur ein Herzschlag bis zu dir“ gespannt der im November erscheinen soll.

Smiley

Nick Harkaway
Roman
363 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Spitzenagenten George Smiley erwacht zu neuem Leben

Klappentext:
Als im Frühling 1963 ein russischer Spion zu den Briten überläuft, holt der Secret Service den Spitzenagenten George Smiley aus dem „Ruhestand“ zurück. Der russische Spion hätte in London einen Exil-Ungarn töten sollen. Doch der ist plötzlich unauffindbar. Smiley nimmt die Verfolgung auf, und die Spur führt ihn nach Berlin, zu seinem ärgsten Widersacher: dem Mann, der für Smileys Niederlage an der Berliner Mauer verantwortlich war. Doch der ist ihm, wie es scheint, immer einen Schritt voraus.

„Smiley“ ist ein Roman von Nick Harkaway, auf den ich sehr gespannt war.

Liebhabern von Spionageromanen ist George Smiley natürlich ein Begriff. Er ist eine der besten Romanfiguren von dem 2020 verstorbenen John Le Carré. Bei mir kam de Frage auf, wie kommt es dazu, dass George Smiley zu neuem Leben erweckt wird. Der Autor des Romans Nick Harkaway, ist der Sohn von John Le Carré und setzt seinem Vater hiermit ein Denkmal.

Die Geschichte versetzt die Leser*innen zurück in die Zeit des kalten Kriegs. Die Geschichte ist in den 1960er Jahren angesiedelt.
Smiley hat den „Circus“ verlassen und genießt eine glückliche he. Doch es gibt Vorkommnisse, die seine Rückkehr fordern. Es Verschwinden ein ungarischer Literaturagenten und Smiley ist wieder im Einsatz.

Nick Harkaway versteht es meisterhaft Verschleierung, falsche Identitäten und Legenden glaubhaft zu vermitteln. Die Zeit des kalten Kriegs, die der Autor nicht selbst erlebt hat, da er noch zu jung ist bringt Nick Harkaway glaubhaft in seinen Roman ein.

Die Charaktere werden gut beschrieben. Smiley ist nicht anzumerken, dass er von einer neuen Hand geführt wird.
Die Handlungsorte sind unter anderem Wien und Berlin.

Nick Harkaway schreibt sehr spannend und fesselnd.
Mit „Smiley“ hat er seinem Vater, dem berühmten John Le Carré alle Ehre gemacht.

Ob es weitere Abenteuer mit dem Agenten Smiley gibt? Ich würde mich darüber freuen.

Sommer Ende

Tobias Premper
Roman
173 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein skurriler Roman, der eine Sogwirkung hat

Klappentext:
Die Berliner Eheleute Romy und Daddy fahren übers Wochenende aufs Land. Dort erwartet sie ein Testament, das Millionen wert ist. Daddy hat es darauf abgesehen, erst Romys Eltern und dann auch sie zu ermorden, um allein an ihr Erbe zu gelangen. Unterwegs jedoch geraten sie in die Hölle auf Erden: endlose Autostaus, Unfälle, unzurechnungsfähige Wegelagerer, skrupellose Entführer, Kannibalen und Napoleon. Ihr Leben wird zum Alptraum. Aber war es das nicht bereits?

„Sommer Ende“ von Tobias Premper ist der skurrilste Roman, den ich bisher gelesen habe.

Im Mittelpunkt steht das Ehepaar Romy und Daddy, die zu Beginn noch Emil und Claire heißen und sich gegenseitig betrügen.
Sie begeben sich an einem Wochenende auf einen Roadtrip und erleben viele skurrile Dinge. Ich habe mich gefragt, ob einer der Beiden die Geschichte überleben wird.

Tobias Premper hat diese Geschichte nicht wie ein Roman verfasst, sondern mehr wie ein Drehbuch. So beschreibt er auch die Dinge und die Vorgänge in vielen Einzelheiten.
Die Charaktere sind sehr skurril und auch die Geschichte ist hanebüchen. Trotzdem hat die Geschichte eine Sogwirkung und ich konnte nicht aufhören zu lesen.

„Sommer Ende“ von Tobias Premper ist so anders, dass man die Geschichte einfach lesen muss.

Sputnik

Christian Berkel
Roman
379 Seiten
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein autofiktionaler Roman

In seinem großen Erfolgsroman „Der Apfelbaum“ erzählte Christian Berkel die Geschichte seiner Mutter Sala. In seinem Roman „Ada“ führt er die Geschichte mit Ada, der Tochter von Sala fort.
Jetzt im 3. Roman „Sputnik“ erzählt Christian Berkel seine Geschichte.

Am 4. Oktober 1957 erreichte der Satellit „Sputnik“ die Erdumlaufbahn. Kurz darauf wurde in West-Berlin ein Kind geboren, dem der Name „Sputnik“ für immer anhaften wird. Für Sputnik war und ist die Welt eine große Bühne, auf der er performt.
Wie könnte der autofiktionale Roman von Christian Berkel also anders heißen als „Sputnik“.
Aufgewachsen ist Christian Berkel mit seiner Mutter Sala, seinem Vater Otto und seinen Geschwistern.
Seiner Schwester Ada und seiner Mutter Sala hat der Autor ja schon eigene Romane gewidmet.

Der Autor beginnt mit seiner Erzählung schon bei der Zeugung und erzählt von seinem Wachsen im Mutterleib.
Sputnik wurde von seinen Eltern liebevoll erzogen. Kunst wurde in der Familie immer gefördert. Trotzdem fühlte Sputnik sich nicht zugehörig. Die Traumata seiner Eltern waren für ihn zu spüren. Der Vater war lange in Kriegsgefangenschaft. Die Mutter als Jüdin verfolgt. Von seiner Mutter hat Sputnik früh französisch gelernt und fühlte sich immer zu Frankreich hingezogen. So ist er auch mit dem Ziel Schauspieler zu werden nach Paris gegangen. Als der Erfolg ausblieb, kehrte er nach Deutschland zurück. Nach einer Zeit, wo er sich ausprobiert hat, stellten sich dann die ersten Erfolge ein.

Christian Berkel erzählt die Geschichte in der Ich-Perspektive.
Der Autor findet eindrucksvolle Worte und vermittelt dem Leser das Gefühl, mitten in der Geschichte zu sein. Für mich war das Lesen, als würde Christian Berkel mir seine Lebensgeschichte erzählen.
In der Erzählung kann man viele Stationen im Leben des Autors nachverfolgen.

„Sputnik“ ist ein beeindruckender Roman von Christian Berkel und kann unabhängig von „Apfelbaum“ und „Ada“ gelesen werden.

Wenn du mich findest

Hanni Münzer
Roman
345 Seiten
erschienen im Eisele Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Eisele Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein fesselnder Roman

Klappentext:
Was wäre, wenn dir der Richtige zur falschen Zeit begegnet? Weil dein Leben eine Lüge ist und du keine Komplikationen gebrauchen kannst? Du gehst der Liebe aus dem Weg. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit der temperamentvollen Studentin Gina. Was niemand weiß: Sie ist auf der Flucht vor einer dunklen Vergangenheit, und jeder Tag könnte ihr letzter sein.
Riccardo ist Mitte dreißig, sieht blendend aus und hat im Leben alles erreicht. Erfolg, Geld, Frauen. nichts interessiert ihn mehr wirklich. Bis er in Venedig der mysteriösen Gina begegnet, und plötzlich ist alles anders. Doch Gina lässt ihn abblitzen. Fasziniert von dem Mädchen mit den traurigen Augen, heftet sich Riccardo auf ihre Fersen und kommt ihrem Geheimnis auf die Spur. Als Gina spurlos verschwindet und Riccardo ein ungeheuerliches Video zugespielt wird, riskiert er alles, um sie wiederzufinden. sogar sein Leben.

„Wenn du mich findest“ ist ein spannender Roman von Hanni Münzer. Bisher ist mir die Autorin durch ihre Historischen Romane bekannt, hier zeigt sie sich von einer anderen Seite.
Das Buch ist 2015 schon einmal unter dem Titel „Das Mädchen hinter der Maske: Venedig Love Story“ erschienen, mir allerdings bisher unbekannt gewesen.

Im Mittelpunkt stehen Gina und Riccardo.
Gina hat eine geschundene Seele und lässt keine Nähe zu. So lässt sie auch Riccardo, der Gina gerne näherkommen möchte abblitzen. Gina läuft vor ihrer eigenen Vergangenheit davon.
Riccardo hingegen ist lebensfroh. Er hat Erfolg, vor allem bei Frauen. So lässt er sich auch nicht so schnell von Gina vergraulen. Doch langsam kommt er Ginas Geheimnis auf die Spur.
Doch Gina wird entführt und Riccardo will alles dafür tun, sie wiederzufinden.

Hanni Münzer hat sich hier einem ganz anderen Genre gewidmet. Auf sehr spannende und auch unterhaltsame Art erzählt sie die Geschichte. Es ist ein Katz- und Maus-Spiel, es geht um Liebe, um Vergessen und um Schmerz der tief in der Seele sitzt.

Die Charaktere werden gut beschrieben und eindrucksvoll durch die Geschichte geführt.
Ich habe Gina und auch >Riccardo gerne begleitet.

Hanni Münzer baut schnell Spannung auf und hält sie auch über die gesamte Geschichte aufrecht. Zeitweise konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen.
Das Buch hat eine Triggerwarnung, es enthält Szenen mit sexuellen Inhalten sowie die Thematisierung von sexualisierter Gewalt.

„Wenn du mich findest“ ist eine spannende Geschichte, die ich gerne gelesen habe.

Wir kommen zurecht

Annika Büsing
Roman
281 Seiten
erschienen im Steidl Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Steidl Verlag für das Rezensionsexemplar

Coming-of-Age-Roman vom Feinsten

Klappentext:
Philipp hat gelernt, sich am Riemen zu reißen, den Mund zu halten und niemandem auf die Nerven zu gehen. Er ist fast achtzehn und steht kurz vor dem Abi. Sein Vater, ein erfolgreicher Chirurg, hat eine neue Freundin und »stemmt die Welt«, während seine Mutter nur noch ab und zu verschwommenen in seinen Gedanken auftaucht. Halt findet Philipp bei seinem besten Freund Lorenz, mit dem er fast alles teilt, bis auf seine unklaren Erinnerungen an einen Hund oder seine wilde Liebe zu Studentin Mascha. Als die Polizei anruft und wieder einmal nach Philipps Mutter sucht, muss er sich entscheiden, ob er weiterhin unsichtbar bleiben will oder endlich für sich selbst einsteht.

„Wir kommen schon zurecht“ ist eine tragische Familiengeschichte von Annika Büsing.

Im Mittelpunkt steht Philipp, ein 17-jähriger Junge der kurz vor seinem Abitur steht. Sein Vater ist ein erfolgreicher Chirurg und schenkt der Mutter von Philipp keinen Gedanken mehr. Da versucht Philipp sich zu Hause mit der neuen Freundin seines Vaters zu arrangieren.
Belastend ist für Philipp die psychische Krankheit seiner Mutter, auch wenn er kaum Kontakt zu ihr hat. Noch nicht einmal sein bester Freund Lorenz, mit dem er alles teilen kann weiß von seiner Mutter.

Annika Büsing von der ich schon „Nordstadt“ gelesen habe ist eine feine Beobachterin. Sie erschafft Protagonisten in all ihrer Feinheit, ihren guten, wie ihren schlechten Eigenschaften und lässt sie lebendig werden.
Diese Familiengeschichte erzählt die Autorin mit vielen Details. Die psychische Krankheit der Mutter wird dabei gut herausgestellt. Aber auch was das mit Philipp macht, in einer zerrütteten Ehe seiner Eltern und mit der kranken Mutter aufzuwachsen wird hier sehr gut vermittelt. Das Leid und die Scham von Philipp haben mich berührt.
Philipp ist fast 18 Jahre und macht gerade Abitur. Er durchlebt eine Entwicklung, macht erste Erfahrungen mit Partys und Alkohol.

Annika Büsing hat einen sehr bildhaften Schreibstil, man kann sich alles gut vorstellen.
„Wir kommen schon zurecht“ ist ein interessanter Coming-of-Age-Roman und lässt am tief in Philipps Seele blicken.

Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt null Prozent

Michael Ebert
Roman
235 Seiten
erschienen im Penguin Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Penguin Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein sehr ausdrucksstarker Roman

Klappentext:
Dr. Hannes Hennes, leicht unterforderter Mathelehrer, glücklicher Ehemann und Vater, könnte ein zufriedener Mensch sein. Doch seit dieser demütigenden Sache bei der Nobelpreisverleihung in Stockholm und dem peinlichen Auftritt bei Günther Jauch läuft in seinem Leben alles schief. Natürlich hätte er auch niemals mit dem Jagdgewehr seines besten Freundes schießen dürfen.
Als Hannes erfährt, dass das Gehirn seines Idols, des berühmten Mathematikers Carl Friedrich Gauß, gestohlen wurde, macht er sich auf zu einem Abenteuer, das ihn in ein Luxushotel, in die Katakomben der Charité und in ein gnadenloses Männerseminar führt. Seine Pechsträhne scheint zu enden, als ihm ein geheimnisvoller Wissenschaftler ein unwiderstehliches Angebot unterbreitet. Aber das Schicksal hat noch viel mit ihm vor.

„Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt null Prozent“ ist ein kraftvoller und ausdrucksstarker Roman von Michael Ebert.

Im Mittelpunkt steht Dr. Hannes Hennes. Er ist Mathelehrer, Ehemann und Vater. Eigentlich ist er zufrieden und glücklich. Doch sein Leben ändert sich mit einem Schlag. Nach und nach passieren ihm 4 Katastrophen und er scheint dadurch seine Familie zu verlieren.

Die Geschichte beginnt, wie Hannes in Frauenkleidern und eine Schöpfkelle in der Hand flieht und unterwegs von der Polizei angehalten wird und in Erklärungsnot gerät.
Daraufhin bekommen die Leser*innen die 4 Katastrophen von Hannes erzählt. Einmal bei einer Nobelpreisverleihung in Stockholm, dann bei Günther Jauch, wo Hannes sich palmiert, es folg eine Jagd, bei der er einen Kollegen begleitet und die böse endet und ganz nebenbei holt Hannes noch das Gehirn von Gauß aus der Charité. Zum Schluss besucht Hannes ein Männerseminar und wir sind wieder am Anfang der Geschichte angelangt.

Die Geschichte ist traurig und humorvoll zu gleich. Mich hat die Pechsträhne von Hannes sehr berührt. Vor allem seinen Selbstmordgedanken. Ein Schmunzeln konnte ich mir trotz allem nicht verkneifen.

Michael Ebert erzählt ausdrucksstark wie schnell aneinandergereihte Zufälle das Leben eines Menschen aus der Bahn werfen kann.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig, gut verständlich und mit geistreichem Witz versehen.
Die Charaktere sind recht unterschiedlich. Besonders Hannes habe ich liebgewonnen. Oft hätte ich ihn gerne tröstend in die Arme geschlossen.

„Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt null Prozent“ ist eine Geschichte von Zufällen, Schuld und Scham, die mich sehr beeindruckt hat.

Merci Agneta

Emma Hamberg
Roman
428 Seiten
erschienen im dtv Verlag
Übersetzt aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Der ideale Urlaubsroman

Klappentext:
Agnetas wahres Leben hat endlich begonnen, ihr altes lässt sie erstmal zurück. Soll es doch sehen, wo es bleibt! Denn sie weiß genau, wo sie sein möchte: hier in Saint Carelle, mitten in der traumhaften Provence. Zusammen mit dem exzentrischen Einar, der lebensweisen Bonnibelle und ihrem Schwarm Fabien kann der Sommer genauso weitergehen. Doch die Ruhe trügt und Agneta muss kämpfen, für sich und für ihre Freunde.

„Merci Agneta“ ist der 2. Band der Dilogie Neuanfang auf Französisch von Emma Hamberg.

Die Geschichte schließt sich an den ersten Band „Bonjour Agneta“ an. Agneta hat ihr altes Leben in Schweden hinter sich gelassen und ist mittlerweile in Saint Carelle, in der Provence angekommen.
Agneta kümmert sich um den an Demenz leidenten Einar und versucht sich selbst zu reflektieren, sich selbst wieder zu finden. Als Agneta mit sich selbst im Reinen ist und denkt, so kann es nun weitergehen, wird das Kloster, das ihr Zuhause geworden ist, bedroht. Jetzt heißt es kämpfen, wenn Agneta nicht alles verlieren will.

„Merci Agneta“ ist ein Roman über Selbstreflexion und Neuerfindung.
Emma Hamberg erzählt die Geschichte mit viel Gefühl und mit Humor.
Agneta ist mir im ersten Band schon schnell sympathisch gewesen und ich habe sie gerne wieder bei ihrem Abenteuer begleitet.
Agneta durchlebt auch im zweiten Band noch einmal eine große Entwicklung. Am Anfang ist sie eine Frau in den mittleren Jahren die an sich zweifelt. Agneta hatte das Gefühl, ob privat oder beruflich nicht mehr wahrgenommen zu werden.
In der Provence hat sie zu sich selbst gefunden. Ist mit sich und der Welt in Einklang.

Auch Einar wurde mir im ersten Band schon sympathischer, auch wenn er, manchmal etwas exzentrisch rüberkommt. Seine Lebens- und Liebesgeschichte hat mich berührt.

Ganz nebenbei vermittelt die Autorin auch das französische Lebensgefühl. Es wird gemeinsam gekocht, gegessen und getrunken.

Der Schreibstil von Emma Hamberg ist flüssig und gut verständlich. Auch wenn der Roman seine traurigen Stellen hat, sprüht die Geschichte doch vor Lebensfreude.

„Merci Agneta“ ist der ideale Sommerroman und ein guter Begleiter für den Urlaub.