Schloss Liebenberg: Hinter dem hellen Schein

Hanna Caspian
Historischer Roman
erschienen im Droemer Knaur Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar

Überzeugender Auftakt einer neuen Trilogie

Adelheid ist 18 Jahre und die Tochter eines Tagelöhners.
Jetzt hat sie die Chance auf Schloss Liebenberg eine Stelle als Stubenmädchen zu bekommen.
Adelheid kann ihr Glück kaum fassen. Mit dem Geld das sie verdient kann sie den größten Hunger der Familie stillen.
Doch Adelheid hat einen schweren Stand auf Schloss Liebenberg.
Da sie gleich eine Stelle als Stubenmädchen bekommen hat, schürt das den Neid der Hausmädchen.
So wird Adelheid in eine Falle gelockt und zur Strafe zum Hausmädchen degradiert.
Da hilft es auch nichts, dass sie sich zu dem Diener Viktor hingezogen fühlt.
Den der beachtet sie gar nicht.
Einzig mit Hedda, dem 2. Stubenmädchen freundet sich Adelheid an.
Die beiden Frauen werden Zeuginnen eines der größten Skandale des deutschen Kaiserreichs.

„ Schloss Liebenberg: Hinter dem hellen Schein“ ist der Auftakt einer neuen und großen Saga von Hanna Caspian.
Ich stelle es mir recht schwer aber auch aufregend vor nach dem großen Erfolg von „Gut Greifenau“ eine neue Reihe zu veröffentlichen.
Die Autorin hat sich bestimmt oft die Frage gestellt, „kann ich diesen Erfolg mit meiner neuen Reihe gerecht werden?“
Aber ja, sie kann!
Schon der erste Band der Reihe um Schloss Liebenberg ist interessant und sehr vielversprechend.

Wieder einmal hat Hanna Caspian tolle Charaktere zum Leben erweckt und sie in eine interessante Geschichte mit einigen historisch belegten Ereignissen hineingesetzt.

Die Geschichte beginnt mit dem ersten Tag von Adelheid im Schloss Liebenberg als Stubenmädchen.
Neben Adelheid lernen wir auch nach und nach die anderen Bediensteten kennen.
Die Charaktere sind recht unterschiedlich aber alle haben ihre Träume, Wünsche und gar ein Geheimnis.
Im Gegensatz zu „Gut Greifenau“ bleiben wir ganz auf der Dienstbodenetage.
Interessant beschrieben sind die Hierarchien und das Konkurrenzdenken, dass es unter den Bediensteten gibt.
Die Arbeitstage sind lang und je weiter unten man in der Hierarchie steht so härter ist die Arbeit.

Die Herrschaften sehen wir nur, wenn die Dienstboden auf sie treffen.
Was natürlich selten der Fall ist, da ein guter Dienstbote unsichtbar ist.
Außer natürlich die höheren Bediensteten die den Herrschaften aufwarten.
Wir LeserInnen erfahren also nur das von den Herrschaften was die Bediensteten sehen oder hören. Oft sind es nur Gerüchte.

Hanna Caspian lässt ihre Geschichte auf Schloss Liebenberg spiele.
Das Fürstenpaar zu Eulenburg hat es wirklich gegeben, wie auch andere politische Figuren in dieser Geschichte.
Fein webt die Autorin in ihre Geschichte historisch belegte Ereignisse ein.

Hanna Caspian hat einen leicht verständlichen und unterhaltsamen Schreibstil.
Dabei beschreibt sie viele kleine Details, so kann man sich gut vorstellen wie die Räume ausgesehen haben oder wie die Bediensteten ihre Arbeit verrichtet haben.
Bei mir sind recht schnell Bilder im Kopf entstanden.

„Schloss Liebenberg: Hinter dem hellen Schein“ ist ein großartiger Auftakt der neuen Reihe.
Ich freue mich schon auf den 2. Band Schloss Liebenberg: Hinter dem falschen Glanz“ der am 1. März 2023 erscheinen soll.

Die Frauen vom Reichstag: Zeit für Veränderung

Micaela A Gabriel
Historischer Roman
erschienen im Rowohlt Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.

Die Stärke der Frauen

Sophie Maytrott ist Abgeordnete der Zentrumspartei.
Sie will den Fesseln ihrer Ehe und denen im konservativen München entfliehen und verbringt viel Zeit in Berlin.
In Berlin wohnt sie bei ihrer Freundin Marlene von Runstedt die auch politisch recht aktiv ist.
In der quirligen Hauptstadt und im Reichstag kann Sophie mehr bewirken als in München.
Sie engagiert sich für ein Kinderheim und im Prozess zur „Schüler-Tragödie von Charlottenburg“, bei der zwei junge Männer zu Tode kamen.
Unterstützung bekommt sie von dem katholischen Priester Leonard Harnack.
Gemeinsam kämpfen sie für die Schwachen.

„Die Frauen vom Reichstag: Ruf nach Veränderung“ ist der zweite Band der Reihe „Die Parlamentarierinnen“ von Micaela A. Gabriel.

In ihrer Romanreihe erzählt die Autorin von starken Frauen die den Schritt in die Politik wagten und vielen Frauen die nach ihnen gekommen sind den Weg ebneten.

Sophie Maytrott ist Abgeordnete der Zentrumspartei.
Ihr viel älterer Mann hat ihr zwar versprochen, dass sie auch nach der Ehe politisch aktiv sein darf.
Doch, dass Sophie es in den Reichstag schafft das hatte ihr Mann nicht vorgesehen.
Gegen den Wunsch ihres Mannes hält Sophie sich oft in der Hauptstadt auf.
Sie muss der Tristesse ihrer Ehe und den Zwängen des konservativen München entfliehen.
So kommt es dazu, dass Sophie sich im Prozess zur „Schüler-Tragödie von Charlottenburg“ engagiert.
Dabei kommt sie dem katholischen Priester Leonard Harnack, der sie unterstützt näher.

Ihre Freundin Marlene von Runstedt war eine der ersten Frauen in der Politik.
Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, den Frauen in der Politik endlich Gehör zu verschaffen.
Nach dem Tod ihres Vaters muss sie sich entscheiden ob sie die Kanzlei ihres Vaters weiterführen möchte. Dazu braucht sie ein zweites Staatsexamen.

Der Historischen Roman „Die Frauen vom Reichstag: Zeit für Veränderung“
ist der zweite Teil einer Trilogie von Micaela A. Gabriel.

Auf eine sehr unterhaltsame Art vermittelt die Autorin ihren LeserInnen welche Kämpfe die Frauen damals ausfechten mussten um ihre Rechte zu behaupten.
Die Charaktere sind sehr lebendig, die Zeit der Handlung wird sehr realistisch dargestellt.
Micaela A. Gabriel hat viel Zeitkolorit in ihre Geschichte einfließen lassen. Das Leben und die politischen Ereignisse diese Zeit werden authentisch widergespiegelt.
Auch über die „Schüler-Tragödie von Charlottenburg“ kann man im Internet noch Informationen finden.

Man spürt beim lesen wie viel Energie Micaela A. Gabriel für ihre Recherche aufgebracht hat und wie viel Herzblut in dieser Geschichte steckt.

Ich freue mich jetzt schon auf den 3. Band „Die Frauen vom Reichstag: Schritte in eine neue Welt“ der Ende Januar 2023 erscheinen soll.

Das Glück unserer Zeit-Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld

Heike Koschyk
Historischer Roman
erschienen im Goldmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Die Geschichte der Familie Lagerfeld geht spannend weiter

1925 muss Otto Lagerfeld seine geliebte Frau Theresia betrauern.
Die Ungewissheit über die Zukunft seiner Familie und die der Firma lasten schwer auf ihm.
Otto stürzt sich in die Arbeit.
Er braucht dringend Investoren für die Fabrik sonst steht es um die Marke Glücksklee schlecht.
Auf einer Reise nach Berlin lernt er die junge Elisabeth kennen.
Endlich kann er seine Sorgen für kurze Zeit vergessen und fühlt sich leicht und unbeschwert.
Doch Elisabeth ist ehrgeizig und nicht so einfach zu beeindrucken.
Und in Hamburg wartet eine tragische Nachricht auf Otto.

„Das Glück unserer Zeit – Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld“ ist der zweite Band einer Dilogie über Otto Lagerfeld und seiner Familie von Heike Koschyk.
Schon vom erste Band „Das Glück unserer Zeit. Der Weg der Familie Lagerfeld“ war ich begeistert.

Die Autorin gewährt ihren LeserInnen einen bisher nicht gekannten Einblick in das Leben des erfolgreichen Unternehmers.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass als ich Kind war immer eine Dose „Glücksklee“ auf dem Kaffeetisch stand.
Jetzt hat das Glücksklee auf der Dose und der Name für mich eine Bedeutung bekommen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Otto Lagerfeld.
Sein Werdegang und seine Reisen wurden ja im ersten Band schon sehr eindrücklich geschildert.
Jetzt betrauert er seine geliebte Frau Theresia.
Und auch die Zukunft der Marke Glücksklee und die der Familie bereiten ihm Sorgen.
Auf einer seiner Reisen lernt Otto die junge Elisabeth kennen. Er vergisst für kurze Zeit seine Trauer und seine Sorgen.
Die ehrgeizige Elisabeth sieht sich schon an der Seite des Generaldirektors.
Es kommt auch tatsächlich zur Hochzeit.
Doch den Traum vom prunkvollen Leben an Ottos Seite muss Elisabeth vergessen.
Während Otto all seine Kraft in die Firma investiert und sie immer größer werden lässt lebt Elisabeth mit ihren Kindern auf dem Land.
Christel und Karl-Otto erfahren wenig Mutterliebe.
Besonders der sensible Karl-Otto leidet darunter. Die strenge Erziehung und die vorenthaltene Mutterliebe prägen ihn und machen ihn zu dem sensiblen und egozentrischen Erwachsenen der er geworden ist.
Aber das ist eine andere Geschichte.

Heike Koschyk hat einen intensiven und einfühlsamen Schreibstil.
Sie hat mir die Geschichte der Familie Lagerfeld auf eine unterhaltsame Weise näher gebracht.
Vor allem bei Schilderung der Erziehung von Christel und Karl-Otto musste ich des Öfteren Schlucken.
Wie viel besser verstehe ich nach diesem Buch den Modezar Karl Lagerfeld.
Seine Egozentrik und seine Eigenheiten wurden schon in seiner Kindheit geprägt.

Auch die Zeit der Handlung, den Kampf mit den Nationalsozialisten wird gut widergespiegelt.

Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass die Nachkommen von Otto Lagerfeld ihr einen wahren Schatz für ihre Recherche zur Verfügung gestellt haben.
So erzählt Heike Koschyk auch eine sehr lebensnahe und authentische Geschichte.
Natürlich enthält ein Roman auch immer einen Anteil an Fiktion. Die Autorin hat aber Fiktion so fein mit der Realität verwoben dass man Realität und Fiktion nicht mehr trennen kann.

Am Ende gibt es noch einmal einen Überblick über die wichtigsten Personen mit einer Kurzbeschreibung und Hintergrundinformationen über berufliches von Otto Lagerfeld.
Das wahr noch einmal ein interessantes Extra für mich.

Bevor man „Das Glück unserer Zeit – Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld“ liest sollte man unbedingt den ersten Band gelesen haben. Am Ende hat man ein deutliches Gesamtbild der Familie Lagerfeld.

Drei Tage im August

Anne Stern
Historischer Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Jeder Mensch braucht Hoffnung

Während der Olympischen Spiele im Sommer 1936 hat sich Berlin noch weltoffen gezeigt.
Doch die Zeiten werden immer dunkler.
Elfies einzige Zuversicht ist ihre Arbeit in der Chocolaterie Sawade.
Hier umgeben von edlen Aromen, Nougat und Marzipan findet Elfie Trost.
Ihre Nachbarn hingegen haben immer mehr unter Gewalt und Ausgrenzung zu leiden.
Inspiriert durch Madame Conte und ihrer Geschichte einer verbotenen Liebe begibt sich Elfie auf die Suche nach einer verschollenen Rezeptur für eine besonderen Praline:
Dabei fragt sie sich, ob sie es wagen kann auch ihrer eigenen Sehnsucht zu folgen.

„Drei Tage im August von Anne Stern ist eine Liebeserklärung an Berlin.
An ein Berlin wie es einmal war und nie wieder sein wird.

1936 bei den Olympischen Spielen zeigte sich Berlin noch als eine weltoffene Stadt.
Doch mittlerweile verändert sich das Straßenbild, immer mehr Geschäfte und Restaurants verschwinden.
Auch Franz Marcus soll seine Buchhandlung, nur weil er jüdischen Glaubens ist aufgeben.
Dabei hat er sich mit seinem Geschäft ein Traum erfüllt und den soll er jetzt aufgeben.
Seit der braune Schlamm die Städte in Deutschland flutet wird das Leben für viele immer beschwerlicher.

Elfie ist der gute Geist der Chocolaterie Sawade.
Hier umgeben von zarten Aromen, Schokolade, Nougat und Marzipan kann Elfie ihrer Schwermüdigkeit für kurze Zeit entrinnen.
Mit schön dekorierten Schaufenstern und feinen Köstlichkeiten versucht sie dem Leben ihrer Nachbarn in der Prachtstraße „Unter den Linden“ etwas Normalität zu geben.

Elfie ist mir während des Buches sehr ans Herz gewachsen.
Mit ihrer Schwermütig fühlt sie sich nur die Stunden in denen sie in der Chocolaterie Sawade sein kann wohl.
Sie steht aber auch für die Hoffnung, den die gibt Elfie nicht auf.

Als sie inseriert durch die Geschichte von Madame Conte dem Geheimnis einer verbotenen Liebe und dem einer besonderen Praline auf die Spur kommt möchte sie auch ihrer Sehnsucht folgen.

Anne Stern ist mir durch ihre Hulda Gold Reihe gut bekannt.
Schon da hat die Autorin bewiesen wie viel sie über die Geschichte Berlins weiß.
So vermittelt Anne Stern auch in „Drei Tage im August“ wieder einiges an Historie.
Man spürt förmlich die Veränderung die in der Stadt vor sich gehen.
Geschäfte verschwinden, Künstler die die Stadt ausgemacht haben sind plötzlich nicht mehr da.
Berlin und besonders die Prachtstraße „Unter den Linden“ stehen dabei beispielhaft für ganz Deutschland.

Die Charaktere die Anne Stern zum Leben erweckt sind immer etwas ganz besonderes.
Sie sind liebenswert, interessant und voller Hoffnung.

Die Geschichte hat sehr viel Tiefgang und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Sie vereint die Süße und das Bittere wie die Aromen aus der Chocolaterie Sawade.
Und sie zeigt auf wie wichtig es ist nie die Hoffnung aufzugeben.

Einmal angefangen konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
So habe ich es auch an zwei Abenden ausgelesen.

Anne Stern ist für mich eine ganz große Geschichtenerzählerin.

Teatime im Jane-Austen-Club

Natalie Jenner
Historischer Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Übersetzt von Marie Rahn
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Auf den Spuren von Jane Austen

1945, der Krieg ist zu Ende.
Auch in dem kleinen Ort Chawton hat er deutliche Spuren hinterlassen.
Hier in diesem kleinen Ort in Südengland hat einst Jane Austen ihre Romane geschrieben.
Eine Gruppe Menschen aus unterschiedlichsten Verhältnissen halten diese Erinnerung hoch.
Noch vom Krieg traumatisiert gründen sie gemeinsam die Jane Austen Society.
Wird ihnen die Erinnerung an Jane Austen und ihre Romane dabei helfen, den Krieg und das Leid zu vergessen?

„Teatime im Jane-Austen-Club“ ist eine Hommage an eine große Schriftstellerin von Natalie Jenner.
Erst vor Kurzem habe ich „Stolz und Vorurteil“ gelesen.
Ich liebe die Sprache mit denen Jane Austen ihre Geschichten erzählt.
Jetzt war ich auf dieses Buch natürlich sehr gespannt.

Eine Gruppe von Dorfbewohnern macht es sich zur Aufgabe das Andenken von Jane Austen zu erhalten.
Ihr Haus in dem sie in Chawton gelebt und gearbeitet hat soll verkauft werden. Das wollen die Bewohner verhindern.
Man ist schnell mitten im Dorfleben. Lernt die Gruppe unterschiedlichster Personen kennen.
Man erfährt vom Leid das sie im Krieg erlebt haben.
Wohl jeder hat einen geliebten Menschen verloren.
In den Geschichten von Jane Austen scheinen die Menschen Trost zu suchen.
Und es scheint ihnen zu Helfen das Erlebte leichter zu ertragen.

Die Personen werden sehr gut beschrieben.
Man kann sich schnell in sie hineinversetzten.
Es wird viel über Jane Austen und ihre Romane gesprochen, was mir sehr gut gefällt.
Die Charaktere sind an den Romanfiguren angelehnt.
Auch wenn jede Person in diesem Buch für sich selber steht, glaubt man doch Ähnlichkeiten mit bekannten Jane Austen Protagonisten zu erkennen.

Natalie Jenner hat ihren Schreibstil etwas an Jane Austen angepasst.
Die Geschichte ist gut verständlich geschrieben.
Es ist schön zu lesen wie unterschiedlichste Personen über die Geschichten von Jane Austen eine Gemeinsamkeit finden.

„Teatime im Jane-Austen-Club“ ist natürlich in erster Linie ein Buch für Jane Austen Liebhaber.
Man muss die Bücher allerdings nicht gelesen haben.
Es ist auch eine schöne Geschichte um sich mit Jane Austen bekannt zu machen.
Vielleicht bekommt der Eine oder Andere dann ja Lust auf die Werke der Schriftstellerin.

Ein Fremder hier zu Lande

Ralph Knobelsdorf
Historischer Kriminalroman
erschienen im Bastei Lübbe Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an die Bloggerjury und den Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar.

Spannender Krimi mit Einblicken ins historische Berlin

Covertext:
März 1856. An der Königsmauer, der berüchtigten Bordellgasse Berlins, wird die Leiche einer jungen Frau aus gutem Haus gefunden. Auf den ersten Blick ist klar: Sie wurde stranguliert. Der Leichenbeschauer entdeckt jedoch seltsame Kerben am Schienbein, die er bereits bei drei anderen Opfern nachgewiesen hat. Sie alle waren Prostituierte, keiner der Morde wurde aufgeklärt. Haben es der junge Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Vorweg mit dem ersten Serienmörder der Stadt zu tun? Der Druck auf sie wächst von Tag zu Tag: Sollte die Presse von den Fällen erfahren, wird Angst die Stadt erfassen

„Ein Fremder hier zu Lande“ ist der zweite Band der Krimi-Reihe Ein Fall für Wilhelm von der Heyden von Ralph Knobelsdorf.

Der Autor entführt seine LeserInnen nach Berlin ins Jahr 1856.
Die preußische Kriminalpolizei hat sich gerade erst aufgebaut. Trotzdem stehen nach einem Vorfall Umstrukturierungen an.
Der junge Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden hat noch nicht lange sein Studium in Kriminalistik absolviert.

Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Vorweg arbeiten jeder für sich an einem Fall.
Da wird eine junge Frau aus gutem Haus tot aufgefunden.
Das besondere Merkmal an der Leiche sind seltsame Kerben an den Beinen.
Die Polizei tappt noch im Dunkeln.

Hier sind die LeserInnen den Kriminalbeamten etwas im Vorteil.
Sie wissen bereits, da auch aus Sicht des Täters erzählt wird, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt.

Als LeserIn bekommt man einen guten und authentischen Einblick in die Ermittlungsarbeit der 1850er Jahre. Wenn man, wie ich viele Kriminalromane liest ist es interessant zu erfahren welche profanen Mittel der Polizei damals zur Verfügung standen um einen Täter zu überführen.

Der Fall wird sehr spannend erzählt.
Auch das Wissen, dass es sich bei dem Täter um einen Serienmörder handelt der seien Spielchen mit der Polizei spielt ist gut eingearbeitet und erzeugt Spannung.

Außer dem Kriminalfall sind auch die historischen Gegebenheit sehr interessant.
Die 1850er Jahre werden authentisch widergespiegelt und die LeserInnen erhalten viele Informationen aus dieser Zeit.
Auch begegnet man einigen historischen Persönlichkeiten die im Anhang noch einmal beschrien werden.

Der Schreibstil von Ralph Knobesldorf ist flüssig und leicht verständlich. Der Autor vermittelt neben Spannung auch einiges an Geschichte was das Buch für mich, als Liebhaber von Kriminalromanen und historischen Romanen um so lesenswerter macht.

Dies war nun der zweite Fall für Wilhelm von der Heyden und ich freue mich schon auf seinen nächsten Fall.

Der Duft der Kirschblüten

Rosalie Schmidt
Historischer Roman
erschienen im dtv Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein wunderschöner Auftakt

Nach dem Tod des Vaters übernimmt die 24-jährige Clara Winterfeld das familiengeführte Teehaus.
Für die Absicherung des Unternehmens geht Clara eine Vernunftehe mit ihrem reichen Jugendfreund Franz ein.
Doch die Ehe steht unter keinem guten Stern.
Franz, der Claras unkonventionelle Art nicht akzeptieren kann drangsaliert sie ständig mit seiner Eifersucht.
Als Clara den japanischen Teehändler Akeno kennenlernt, verliebt sie sich in ihn.
Doch Akeno reist zurück nach Japan.
Clara bleiben nur die Erinnerung an eine leidenschaftliche Nacht und eine kostbare Teedose.
Heimlich schreibt Clara Briefe nach Japan.
Als sie merkt, dass sie schwanger ist, weiß sie nicht ob das Kind von Franz oder Akeno ist.

„Der Duft der Kirschblüten“ ist der Auftakt der Kirschblüten-Saga von Rosalie Schmidt.

Die LeserInnen reisen in die 1870er Jahre nach Berlin.

Eigentlich hat Clara Winterfeld ganz andere Träume.
Doch nach dem Tod ihres Vaters ruft die Pflicht.
Clara übernimmt das familiengeführte Teehaus.
Um das Unternehmen finanziell abzusichern heiratet sie ihren Jugendfreund Franz.
Doch dann lernt sie den japanischen Teehändler Akeno kennen.

Clara war mir auf Anhieb sympathisch.
Sie ist eine starke und selbstbewusste Frau die weiß was sie will.
Doch manchmal siegt die Liebe über die Vernunft.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht natürlich die Liebe.
Aber auch der Tee ist ein wichtiger Bestandteil.
Die Eltern der Autorin führen ebenfalls ein Teehaus und somit ist Rosalie Schmidt die Materie bekannt.
Und so führt die Autorin ihre LeserInnen in die geheimnisvolle Welt des Tees ein.
Mir war nicht bekannt, dass Grüner Tee zu dieser Zeit noch so unbekannt war und auf Ablehnung stieß.
In dieser Geschichte erfährt man einige historische Hintergründe zu Japan und seinem Teehandel.

Beim Lesen hatte es den Anschein, dass der Geruch der einzelnen Teesorten aus den Seiten emporsteigt.
Ich trinke sehr gerne Tee und meinte immer wieder ihn riechen zu können.
Ich weiß nicht wie viele Tassen Tee ich dann auch beim Lesen getrunken habe.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Clara erzählt.
Und so freut man sich mit ihr und leidet mit ihr.

Rosalie Schmidt hat einen flüssigen und unterhaltsamen Schreibstil.
Die Autorin bringt einige interessante historische Details in ihrer Geschichte unter.
Ihre Protagonisten sind gut in Szene gesetzt und wirken lebendig.

„Der Duft der Kirschblüten“ ist ein unterhaltsamer und gleichzeitig interessanter historischer Roman.
Ich freue mich jetzt schon auf den 2. Band „Im Land der Kirchblüten“ der im Februar 2023 erscheinen soll.

Mademoiselle Oppenheim

Mina König
Historischer Roman
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Mina König für die Leserunde auf www.lovelybooks.de

Eine beeindruckende Geschichte über eine beeindruckende Künstlerin

1933 reist die junge Meret Oppenheim nach Paris um sich als Künstlerin zu entfalten.
Meret gefällt das unbeschwerte Leben inmitten der Pariser Bohème.
Bald schon gehört sie einer Gruppe von Surrealisten an, die sich regelmäßig im bekannten Café de Flore treffen.
Zum engen Kreis der Surrealisten gehören Pablo Picasso, Joan Miró, Alberto Giacometti und André Breton.
Von dem bekannten Fotografen Man Ray wird Meret für das Kunstmagazin Minotaure fotografiert.
Mit Max Ernst hat Meret Oppenheim eine stürmische Affäre, die sie aber auch ihrer Kreativität beraubt. Meret fühlt sich Zusehens eingeengt und beendet die Affäre um sich wieder mehr ihrer Kunst zu widmen. Meret entwirft Schmuck und Accessoires für eine bekannte Designerin.
Sie experimentiert mit Alltagsgegenständen und findet ihr erstes Readymade.
Während Meret in Paris von ihrem Durchbruch als Künstlerin träumt ziehen in Europa dunkle Schatten auf die ihre Familie in Deutschland bedrohen.

„Mademoiselle Oppenheim“ ist eine beeindruckende Geschichte über eine beeindruckende Künstlerin von Mina König.

Das Buch beginnt 1933 als die junge Meret Oppenheim nach Paris gezogen ist um sich dort als Künstlerin zu entfalten.
Die LeserInnen begleiten Meret Oppenheim nur einige Jahre in ihrer Schaffenszeit.
Diese Zeit ist aber sehr turbulent und mit vielen Höhen und Tiefen versehen.
Mir war die Künstlerin vor diesem Buch unbekannt und ich bin Mina König dankbar, dass ich Meret Oppenheim näher kennenlernen durfte.
Mich hat die Geschichte inspiriert im Internet nach den Kunstwerken von Meret Oppenheim zu suchen und ich bin auf einiges, was auch in der Geschichte Erwähnung findet wird gestoßen.
Meret umgibt sich gerne mit ihren Freunden aus dem Kreis der Surrealisten die sich regelmäßig im Café de Flore treffen.
Hier stößt man auf bekannte Namen wie Pablo Picasso, Salvador Dali, Joan Miró, Alberto Giacometti, Marcel Duchamp und Max Ernst.

Neben der Künstlerin Meret Oppenheim lernt man auch den Menschen Meret Oppenheim kennen. Ihre liebevolle Beziehung zu ihrer Großmutter in der Schweiz hat mich sehr berührt. Auch die Sorge um ihre Eltern in Deutschland, obwohl sie sich mit ihrem Vater überworfen hatte ging mir nahe.
Für die jüdischen Menschen in der Bevölkerung wurde das Leben in Deutschland immer schwieriger.

Am Ende tat es mir leid Meret Oppenheim zu verlassen.
Den Zeitpunkt dafür hat die Autorin aber sehr gut gewählt.
So habe ich glücklich und zufrieden das Buch zugeklappt.

In einem Nachwort schreibt Mina König, dass die Geschichte eine fiktive Geschichte ist.
Es gibt allerdings ein Grundgerüst aus Meret Oppenheims Vita an das sie sich gehalten hat.
Ich muss Mina König ein großes Kompliment aussprechen.
Dieses Gerüst hat sie hervorragend mit Leben gefüllt.
Die Geschichte von Meret Oppenheim liest sich sehr authentisch. Meret ist mir im Laufe des Buches zu einer richtigen Freundin geworden.

Erzählt wird die Geschichte in einem unterhaltsamen und flüssigen Schreibstil.
Die eingestreuten französischen Worte lassen die Geschichte noch authentischer wirken.

„Mademoiselle Oppenheim“ hat mir einige schöne Lesestunden geschenkt und wird zu meinen Highlights 2022 gehören.

Findelmädchen: Aufbruch ins Glück

Lilly Bernstein
Historischer Roman
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

Emotionale Familiengeschichte

Endlich leben Helga und Jürgen wieder bei ihrem Vater der aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist.
Der Vater versucht sich mit einem Büdchen eine neue Existenz aufzubauen und Jürgen beginnt bei Ford.
Helga hingegen möchte gerne aufs Gymnasium gehen doch sie soll die Haushaltungsschule besuchen.
Als sie ein Praktikum in einem Waisenhaus absolviert spürt sie wie schlecht es den Kindern dort geht, wie schlecht sie behandelt werden.
Vor allem ein „Besatzungskind“ hat ihre Aufmerksamkeit geweckt und sie versucht es zu beschützen.
Helge verliebt sich, doch die Schatten des Krieges drohen alles zu zerstören was Helga sich vom Leben erhofft.


„Findelmädchen“ ist die Fortsetzung des Bestsellerromans „Trümmermädchen“
von Lilly Bernstein.
Die Bücher sind aber auch gut unabhängig voneinander zu lesen.

Es ist das Jahr 1955 und die Geschwister Helga und Jürgen sind endlich wieder bei ihrem Vater.
Das anfängliche Glück wird aber schnell von der Realität eingeholt.
In Köln wollen sie sich eine gemeinsam Zukunft aufbauen.
Während Jürgen eine Arbeit bei Ford bekommt muss Helga ihren Traum vom Gymnasium begraben.
Sie muss sich dem Willen des Vaters beugen und eine Haushaltungsschule besuchen.
Leider war es zu dieser Zeit für Mädchen immer noch nicht üblich ein Gymnasium oder gar eine Universität zu besuchen.

Als Helga ein Praktikum in einem Waisenhaus verrichtet muss sie erleben wie manche Kinder gequält werden.
Vor allem die Kinder der Besatzungsmacht und darunter die farbigen Kinder.

Lilly Bernstein hat für ihren Roman tolle Charaktere entwickelt und ihnen Leben eingehaucht.
Man kann sich die Schicksale der Protagonisten gut vor Augen führen.
Helga und Jürgen die seit Kriegsende auf einem französischen Weingut gelebt haben werden in Köln bei ihrem Vater von der Realität eingeholt.
Die LeserInnen bekommen aber auch vor Augen geführt wie schwer es war nach dem Krieg und der Gefangenschaft wieder in ein normales Leben zurückzukehren.
Genauso wird der Stand der Frau verdeutlicht. Auch Mitte der 1950er Jahre hatten die Frauen noch kein selbst bestimmtes Leben und so musste Helga sich auch dem Willen ihres Vaters beugen.

Lilly Bernstein vermittelt die Zeit der Handlung sehr authentisch.
Sie bringt den LeserInnen den Hass und die Vorurteile gegenüber den Besatzern zum Ausdruck.
Besonders die farbigen Kinder haben darunter zu leiden. Mich hat die Behandlung und die Quälerei der Kinder im Waisenhaus sehr betroffen gemacht.
Genauso ist aber auch das beginnende Wirtschaftswunder zu spüren.
Es ist die zeit des Petticoats, die Menschen wollen wieder Leben und sich vergnügen.
Das alles und noch so viel mehr wird in „Findelmädchen vermittelt.

Lilly Bernstein hat einen fesselnden und gut verständlichen Schreibstil.
Man spürt wie intensiv sich die Autorin mit der Recherche für ihren Roman beschäftigt hat.
So ist ein großer emotionaler Roman entstanden der das Schicksal einer Familie authentisch erzählt.

Die Entdeckerin der Welt

Alexander Schwarz
Historischer Roman
erschienen im Aufbau Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar

Facettenreicher Roman über eine faszinierende Frau

Die Künstlerin Maria Sibylla Merian zieht nach ihrer Scheidung nach Amsterdam.
Sie möchte sich ihr eigenes Leben aufbauen.
Ihr Traum ist es eine Reise nach Südamerika und in die Tropen zu unternehmen.
Sie möchte die Natur erkunden, Raupen und Schmetterlinge erforschen.
Eine so lange Reise ist für eine alleinstehende Frau nicht ungefährlich.
Noch dazu ist die Überfahrt mit dem Schiff recht teuer.
So sucht Maria Sibylla Merian Geldgeber für ihr Abenteuer.
Dann bricht sie auf in das wohl größte Abenteuer ihres Lebens.

„Die Entdeckerin der Welt“ ist eine Hommage an eine faszinierende und mutige Frau von Alexander Schwarz.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt.
Der erste Teil erzählt von Maria Sibylla Merian’s Zeit in Amsterdam 1691-1699.
Frisch geschieden zieht Maria Sibylla Merian mit ihren Töchtern nach Amsterdam um ein eigenständiges Leben zu führen.
Sie gibt sich ganz ihrer Kunst und dem Studium der Schmetterlinge hin.
Doch in ihr schwillt der Traum von einer Reise nach Südamerika und in die tropischen Regenwälder.
Doch um den Traum zu erfüllen braucht es Geldgeber.
Ihre Töchter Johanna und Dorothea unterstützen sie. Sie geben zusammen Zeichenunterricht und fertigen Illustrationen an.
Auch hat Maria Sibylla Merian schon erfolgreich Bücher veröffentlicht.

Der 2. Teil erzählt von der Reise nach Surinam1699-1701.
Maria Sibylla Merian und ihre Tochter Dorothea wagen die abenteuerliche Reise.
Diesen Teil fand ich besonders interessant.
Es wird nicht nur von einer mutigen Frau erzählt die sich in einer Welt der Männer zu behaupten weiß.
Auch Flora und Fauna werden eingehend beschrieben.
Maria Sibylla Merian studiert die Schmetterlinge die sie immer Sommervöglein nennt.
Die LeserInnen begleiten sie bei der Überfahrt, bei der Erkundung des Regenwalds und bei so viel mehr.

Im 3. Teil kehren Maria Sybilla Merian und ihre Tochter im Jahr 1701 nach Amsterdam zurück.
Hier entsteht ihr Lebenswerk „ Metamorphosis insectorum Surinamensium“.

Alexander Schwarz hat Maria Sybilla Merian mit seinem Buch ein Denkmal gesetzt.
Maria Sybilla Merian war eine große Künstlerin und Naturforscherin, ich bin glücklich, dass ich sie in diesem Buch eine Zeitlang abgleiten durfte.
Das Buch ist sehr gut recherchiert.
Vor allem der Teil der Reise hat mich fasziniert.
Ich frage mich ob der Autor die Reise für Recherchezwecke selbst unternommen hat.
Die meisten Personen denen man in diesem Buch begegnet haben wirklich gelebt.
Alexander Schwarz vermittelt seinen LeserInnen mit einer bewundernswerten Leichtigkeit viele historische Daten und wissenswertes über die Flora und Faune der Tropen.
Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich.

„Die Entdeckerin der Welt“ ist ein Buch das mir große Freude bereitet hat und viel interessantes und wissenswertes vermittelt hat.