Wiederholung

Vigdis Hjorth
Roman
158 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar


Eine Geschichte, die mich sprachlos gemacht hat

Klappentext:
Eine Frau geht durch den Wald, und alles, was sie vergessen will, kehrt zu ihr zurück. So nähert sie sich Atemzug für Atemzug dem sechzehnjährigen Mädchen, das sie einmal gewesen ist. Der erste Kuss auf einer Party. Der erste überwältigende Rausch, der den Körper so leicht werden ließ. Die Mutter, die mit Argusaugen über sie wacht und ihren unbändigen Lebenshunger kontrolliert. Der Vater, der sich immer weiter distanziert.

„Wiederholung“ von Vigdis Hjorth ist eine schmerzhafte Erzählung über die Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Schon der Roman „Die Wahrheiten meiner Mutter“ hat mich sehr berührt, jetzt war ich auf das neue Werk der Autorin gespannt.

In ihrem Roman Wiederholung zeichnet die Autorin ein genaues Bild der Protagonistin, die sich selbst wieder in das 16-jährige Mädchen zurückversetzt, das sie einmal war.
Irgendetwas muss in ihrem jungen Leben passiert sein, dass sie so gar nicht greifen kann. Die Frau blickt auf sich selbst als 16-Jährige zurück. Sie lebt zu Hause bei Mutter, Vater, Bruder und zwei Schwestern. Die Konstellation von Familie ist mir schon aus ihrem Roman „Die Wahrheiten meiner Mutter“ bekannt. Die Mutter des Mädchens ist ein Kontrollfreak. Sie muss immer wissen, was das Mädchen macht und wo es hingeht. Um ein bisschen Freiheit genießen zu können schiebt sie Lernen bei einer Freundin vor, wenn sie mit ihrer Freundin auf eine Party möchte. Um 23 Uhr muss sie zu Hause sein, die Mutter wartet um diese Zeit schon auf sie und beschnuppert sie, ob sie auch nicht nach Alkohol oder Zigaretten riecht. Immer neue kleine Schwindeleien muss das Mädchen sich einfallen lasse, denn auf einer Party hat sie einen Jungen kennengelernt. Und da fällt es der erwachsenen Frau wie Schuppen von den Augen, warum die Mutter sie so kontrolliert hat und wovor sie solche Angst hatte.

Vigdis Hjorth arbeitet in ihrem Roman die Vergangenheit ihrer Protagonistin auf.
Sie erzählt die Geschichte aus Sicht der Protagonistin als erwachsene Frau und als junges Mädchen.
Die Geschichte fängt harmlos an und steigert sich aufgrund der Kontrollsucht der Mutter schon zu einer tragischen Geschichte, bis am Ende die volle Wahrheit zu Tage kommt.

Vigdis Hjorth erzählt die Geschichte schonungslos ehrlich, ja fast schmerzhaft.
Es geht um Familienstrukturen und Kontrolle, eingeengt sein und noch viel mehr.
Dabei ist der Schreibstil der Autorin flüssig und gut verständlich.

„Wiederholung“ ist ein Roman, den ich gerne gelesen habe und der noch eine Zeit nachhallen wird.

Die Wahrheiten meiner Mutter

Vigdis Hjorth
Roman
400 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
erschienen im S. Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Eine Geschichte die mich sprachlos gemacht hat

Klappentext:
Johanna ist keine gute Tochter. Um sich zu retten, hat sie die Familie verlassen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist sie wieder zu Hause. Sie sucht Nähe, sie will den Kontakt zur Mutter erzwingen, doch die verweigert sich kühl jeder Annäherung. Heimgesucht von den Erinnerungen an die Kindheit zieht Johanna sich in eine einsame Hütte am Fjord zurück, wo es an ihr ist, die Verhältnisse zu ordnen und sich aus den familiären Zwängen zu befreien.

„Die Wahrheiten meiner Mutter“ von Vigdis Hjorth ist eine schmerzhafte Erzählung über die Beziehung zwischen Mutter und Tochter.

Johanna hat schon lange keinen Kontakt zu ihrer Mutter. Vor vielen Jahren hat sie ihren erst kürzlich geheirateten Mann für eine andere Liebe verlassen und somit die Familie ins schlechte Licht gerückt. Bis heute hat ihre Mutter ihr das nicht verziehen. Als sie nach dem Tod ihres Vater nicht zur Beerdigung kam hat die Mutter einen Schlussstrich unter die Beziehung gemacht.
Jetzt ist auch Johannas Mann gestorben und sie kehrt in ihre Heimat Norwegen zurück.
Johanna möchte sich mit ihrer Mutter aussprechen, dass Vergangene aufarbeiten, doch die Mutter geht weder ans Telefon noch beantwortet sie die Mails von Johanna. Auch die Schwester, die sich um die Mutter kümmert ignoriert alle Kontaktversuche.
Johanna zieht sich in eine einsame Hütte im Fjord zurück um ihre Gedanken über die Vergangenheit zu ordnen.

Vigdis Hjorth arbeitet in ihrem Roman die Vergangenheit ihrer Protagonisten auf.
Sie erzählt die Geschichte aus der Sicht von Johanna, also aus der Ich-Perspektive.
Heute ist Johanna eine bekannte Malerin und will in Norwegen eine Ausstellung ihrer Gemälde machen. Jetzt erinnert sie sich an ihre Anfänge als Kind. Ihr Vater hat sie nie ernst genommen und auch die Mutter hat ihre Malkünste verspottet.
Mit der bürgerlichen Rolle die sie einnehmen sollte konnte Johanna sich nicht abfinden.
Während sie sich mit ihrer Kindheit und Jugend auseinandersetzt und die Beziehung zu ihren Eltern hinterfragt, macht sie sich auch Gedanken über das Leben ihrer Mutter. War ihre Mutter in ihrer Rolle glücklich?

Vigdis Hjorth erzählt die Geschichte schonungslos ehrlich, ja fast schmerzhaft.
Es geht um Familienstrukturen und um Verletzungen die man sich gegenseitig zugefügt hat. Um seelischen Schmerz der sehr tief sitzt.
Aber die Autorin nimmt für keine Seite Stellung ein, verurteilt sie niemand, weder die Tochter noch die Eltern. Das Bild müssen sich die Leser*innen selber machen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Die Sprache ist gewaltig, manchmal fast poetisch.

„Die Wahrheiten meiner Mutter“ ist ein schmerzhaft ehrlicher Roman den ich gerne gelesen habe.