Die Frauen der Familie Carbonaro

Mario Giordano
Roman
503 Seiten
erschienen im Goldmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Intensive und atemberaubende Erzählung

Pina will herrschen. Anna will singen. Maria will Hosen tragen.

Drei Frauen der deutsch-italienischen Familie Carbonaro erzählen ihre Geschichte: Sie erzählen von einem archaischen Sizilien Ende des 19. Jahrhunderts, vom Fluch ihrer Vorfahrinnen, von Wundern, Illusionen und kleinen Triumphen. Von Liebe und Gewalt, von schönen Schneidern, Scharlatanen und traurigen Gespenstern. Sie erzählen von Flughunden und Krähen, von Sizilien und Deutschland, von Heimat und Fremdsein, Bombennächten und Bienenstich und davon, wie das Glück sie immer wieder fand. In einem gewaltigen Bilderbogen lässt Mario Giordano die bewegten Schicksale dreier Frauen erstehen, die unbeirrbar ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben verfolgen. Und er nimmt uns mit auf eine Reise von Sizilien nach Deutschland, die ein ganzes Jahrhundert umspannt.

„Die Frauen der Familie Carbonaro“ ist nach „Terra di Sicilia – Die Rückkehr des Patriarchen“ der 2. Band der Carbonaro-Saga von Mario Giordano,
Schon der erste Band hat mich begeistert und ich war auf dieses Buch sehr gespannt.

Obwohl es fast 2 Jahre her ist das ich den 1. Band gelesen habe war nach wenigen Seiten wieder alles präsent.
Im 1. Band stand der Patriarch Barnaba Carbonaro im Vordergrund.
In dem neuen Roman lässt der Autor die Frauen der Familie zu Ort kommen und die haben viel zu erzählen.

Die Geschichte wird aus der Sicht von 3 Frauen aus der -Familie Carbonaro erzählt.
Es beginnt mit Pina, die Frau des Patriarchen. Schon als junges Mädchen war für sie klar, dass sie Barnaba Carbonaro heiraten wird. Auch wenn ihr Vater alles dafür tat das es nicht so kommt hat sie ihren Willen durchgesetzt. 23 Kinder hat Pina geboren und davon haben 6 überlebt. Sie ist eine starke Frau die weiß was sie will. Aber wie die Zeiten so waren musste sie sich auch oft dem Willen ihres Mannes beugen. Als Barnaba in München seinen Stand in der Großmarkthalle eröffnet hat und Zitrusfrüchte nach Deutschland exportierte war er mehr in München und Pina blieb in Sizilien.

Als nächstes kommt Anna dazu. Sie ist die Frau von Nino dem 3. Kind der Familie.
Am Anfang tut sich Anna schwer in der Familie. Das junge Paar wohnte ja bei den Eltern von Nino. So war es in der Familie üblich alle wohnten mit Partner*in und Kindern zusammen bei den Eltern. Ihr Mann Nino war Schneider musste aber oft mit seinem Vater nach München um in der Firma zu helfen.
Anna hat ihren Mann immer wieder gebeten mit nach München zu dürfen. Als sie dann mit ihren Kindern nach München übergesiedelt ist war sie fremd und konnte die Sprache nicht. Ich glaube sie wäre am liebsten sofort wieder nach Sizilien zurück gereist. Doch Helene die Geliebte von Barnabas hat sich ihrer angenommen und im Bienenstich hat sie Trost gefunden.

Maria, die Tochter von Nino und Anna kam als kleines Kind schon nach München und das war ihre Heimat. Sie konnte schnell auf Bayrisch fluchen. Für sie war Deutschland die Heimat. Hier besuchte sie die Schule und fand ihre Freunde.

So unterschiedlich die Frauen der Familie Carbonaro waren, eins hatten alle gemeinsam. Sie warfen 2 Schatten.
Mario Giordano beschreibt seine Charaktere einfach wunderbar. Die meisten kannte ich ja schon aus dem ersten Band, jetzt aber die Frauen näher kennenzulernen war schon eine tolle Sache. Natürlich betraten auch die Patruneddi, die Hausgeister der Familie Carbonaro wieder die Bildfläche.

Der Autor lässt auch einiges an Zeitkolorit in die Geschichte einfließen indem die Frauen nachdenken welche Neuerungen und Erfindungen sie erlebt haben. Auch Filme und berühmte Personen finden Erwähnung. Das macht die Geschichte sehr authentisch.
Die italienischen Worte die immer wieder in den Text einfließen machen die Geschichte um so realistischer.

Als Grundlage für diesen Roman dient die Familie des Autor. In vielen Gesprächen mit seinen Eltern, Onkeln und Tanten hat er Anekdoten zusammengetragen.
Trotzdem handelt es sich um einen Roman, der viele fiktionale Elemente beinhaltet. Doch Mario Giordano hat Realität und Fiktion so fein verwebt, dass man sie nicht zu trenne vermag.

Jetzt kann ich mich nur noch bei Mario Giordano bedanken für die schönen und intensiven Lesestunden die er mir geschenkt hat. Für mich gehört „Die Frauen der Familie Carbonaro jetzt schon zu meinen Highlights des Jahres.

Terra die Sicilia – Die Rückkehr des Patriarchen

Mario Giordano
Roman
erschienen im Goldmann Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

Intensive und atemberaubende Erzählung

Barnaba Carbonaro wurde 1880 in Sizilien geboren.
Er wächst in einer armen Familie auf und hat unter dem Zorn und der Wut seines Vaters zu leiden.
Er träumt davon aus der Armut auszubrechen und reich zu werden.
Und tatsächlich schafft er es vom armen Jungen zum erfolgreichen Zitrushändler.
Dabei ist sein Weg von Erfolg und Misserfolg gekrönt. So oft er gewinnt, sooft verliert er auch. Nur seinen Lebensmut und sein eiserner Wille seinen Traum zu verwirklichen, den verliert er nie.
Als 80jähriger lässt er sein Leben Revue passieren.
Er blickt auf ein Leben zurück in dem er 24 Kinder gezeugt hat, ein Vermögen verdient und verloren hat.

„Terra die Sicilia – Die Rückkehr des Patriarchen“ ist das neue Werk von Mario Giordano.
Bisher war mir der Autor nur durch seine Tante Poldi-Krimis bekannt die eher von humorvoller und leichter Natur sind.
„Terra die Sicilia“ dagegen ist ein literarischer Roman und erzählt die Geschichte der Familie von Mario Giordano.

Die Hauptfigur in diesem Roman ist Barnaba Carbonaro, der Urgroßvater des Autors.
Barnaba wurde 1880 in Sizilien geboren. Er ist der Sohn eines Priesters und einer Wunderheilerin.
Sein Vater regierte mit loser Hand. Seine Wut und seinen Zorn bekam Barnaba oft zu spüren.
Als Kind musste er schon früh auf der Orangenplantage von Dottore Passalacqua arbeiten.
Die Arbeit war hart und wurde oft mit Schlägen belohnt.
Zu seinen schönen Momenten gehörte, wenn er Baron von Gloeden Modell stehen konnte.
Der Baron machte Aktaufnahmen von Jungs und verkaufte die Bilder.
Das Geld musste er natürlich bei seinem Vater abliefern.
Barnaba versuchte immer ein wenig für sich abzuzweigen.
Baron von Gloeden hat großen Eindruck auf Barnaba gemacht. Der Reichtum des Barons beeindruckte ihn. Seither war sein Traum eines Tages reich zu sein.
Ein Traum der ihn sein ganzen Leben lang begleitet hat.
Barnaba war sein ganzes Leben lang Analphabet.
Seine Welt waren die Zahlen. Zahlen hatten für ihn Farben und Aromen. Er sah sie an sich vorbeiziehen.
Er konnte schneller Rechnen als jeder andere, schneller als die ersten Rechenmaschinen.

Barnaba kam seinem Traum oft sehr nahe. Baute ein Mandarinenimperium in München auf.
München wurde zu seiner zweiten Heimat.
So oft er es zu Reichtum gebracht hatte so oft verlor er auch wieder alles. Doch seinen Lebensmut und seinen Glauben an seinen Traum den verlor er nie.
Frauen haben in Barnabas Leben immer eine große Rolle gespielt. An erster Stelle seine Mutter Pancrazia, die ihn immer wieder ermahnte sie nie zu verlassen, seine erste Liebe Rosaria, seine Frau Pina, die Mutter seines Sohnes Franz in München und einige Weggefährtinnen.
Jetzt ist Barnaba 80 Jahre und schaut auf ein langes Leben mit vielen Höhen und Tiefen zurück.

Mario Giordano erzählt die Geschichte mit einer so intensiven Sprache wie sie mir nur selten in Büchern begegnet ist.
Wie der Autor erzählt als Barnaba sein erstes cannolo gegessen hat, hat mich fasziniert.
Die Eindrücke und die Geschmacksexplosion die Barnaba erlebt hat werden fast schon poetisch beschrieben.
Eine ganze Seite füllt Mario Giordano mit der Beschreibung von Lachen. Danach hatte ich selbst ein Lächeln auf den Lippen.
Auch die Zeit der Handlung wird seht authentisch widergespiegelt.
So haben immer wieder reale Persönlichkeiten wie Baron von Gloeden, Barnabas Freund Valentin der später als Karl Valentin bekannt wurde oder der Schriftsteller Mann ihren Auftritt in der Geschichte.
Durch die Aufzählung von technischem Fortschritt, Erfindungen oder kulturelle Ereignisse wird die ganze Geschichte noch realer.

Natürlich handelt es sich um einen Roman, der viele fiktionale Elemente beinhaltet. Realität und Fiktion ist hier aber nicht mehr zu trennen.
„Terra die Sicilia – Die Rückkehr des Patriarchen“ ist ein großartige Geschichte und wird mit Sicherheit zum meinen Highlights 2022 gehören.

Jetzt kann ich mich nur noch bei Mario Giordano bedanken für die schönen und intensiven Lesestunden die er mir geschenkt hat und mich auf den nächsten Band, der von den Frauen in Barnabas Leben erzählen wird freuen.