Solitario

K. H. Lawaty
Roman
437 Seiten
erschienen in der Buchschmiede
Meine Bewertung:
5 von 5 Stern

Vielen Dank an K. H. Lawaty für das Rezensionsexemplar


Spannende und humorvolle Geschichte mit skurrilen Charakteren

Klappentext:
Hinfahren. Sich durchfragen. Eine Botschaft ausrichten. Es klingt nach einem einfachen Auftrag. Könnte Jeremy Parker mit Menschen nur annähernd so gut umgehen wie mit Büchern. Wäre sein Reisegefährte nicht der mürrischste Mann weit und breit. Und hätte Parker nicht den Verdacht, dass sein Begleiter ihm mehr über jene Sache erzählen könnte. Fragt sich bloß: Wie bringt ein wortkarger Eigenbrötler ausgerechnet einen Menschenfeind zum Reden?

„Solitario“ von K. H. Lawaty führt die Leser*innen in den Wilden Westen.
Die Überschriften der einzelnen Kapitel haben mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Es sind Titel quer durch die Literatur wie z. B. „Die Abenteuer des Sherlock Holmes, Grimms Märchen, Don Quichotte und Moby Dick, um nur einige der 28 Kapitel zu nennen.

Im Mittelpunkt steht Jeremy Parker, er bekommt den Auftrag eine Botschaft zu überbringen. Was sich so einfach anhört, wird zum Abenteuer. An Parkers Seite ist mürrischer Reisegefährte, der wie es den Anschein hat, mehr über den Auftrag weiß. Aber wie soll Parker etwas aus dem Mann herausbekommen? Seine Welt ist nicht die Konversation, sondern es sind die Bücher. So stoßen die Leser*innen auch immer wieder auf Titel bekannter Geschichten.

„Solitario“ ist eine Mischung aus einem Krimi, einer Detektivgeschichte und einem Wild West Roman.
K. H. Lawaty hat ihre Charaktere gut gezeichnet und lebendig werden lassen. Besonders gefällt mir Jeremy Parker. Er ist so ein außergewöhnlicher Charakter, der eigentlich nicht in den Wilden Westen passt. Ihm liegen die Bücher mehr als sein Revolver. Dabei kann er nicht besonders gut mit Worten umgehen. Er ist eher der verschlossene Typ, so lässt er auch in der Geschichte manchmal die Bücher für sich sprechen.

K. H. Lawaty erzählt die Geschichte spannend mit spitzen Dialogen aber auch humorvoll. Ich musste oft schmunzeln beim Lesen. Die Handlungsorte beschreibt die Autorin sehr gut. Der Wilde Westen kommt so ganz anders daher wie man es aus Filmen kennt.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. K. H. Lawaty ist es gelungen mit ihrer spannenden Geschichte und ihren skurrilen Charakteren mich zu begeistern.

„Solitario“ ist ein ungewöhnlicher Krimi mit Wild West einschnitten, den ich nur empfehlen kann.

Pirlo – Doppeltes Spiel

Ingo Bott
Kriminalroman
452 Seiten
erschienen im Fischer Verlag
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar


Tod im Fußballmilieu

Klappentext:
Die Kanzlei von Anton Pirlo und Sophie Mahler steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Um das Geschäft wieder in Schwung zu bringen, lassen sich die beiden Strafverteidiger auf einen Vorschlag von Pirlos Bruder Ahmid ein: Sie setzen zusätzlich auf Sportrecht und versuchen sich in der Fußballbranche als Spielerberater. Als allerdings der Vereinsmanager ihres Toptalents nach einer Auseinandersetzung mit Pirlo tot aufgefunden wird, steht dieser auf einmal unter Mordverdacht. Pirlo und Sophie verteidigen plötzlich in eigener Sache. Dabei geraten sie immer tiefer in den Strudel des Geschäfts mit Fußballtalenten, ihren Hoffnungen, Träumen und ihrem Leben.

„Pirlo – Doppeltes Spiel“ ist der 4. Band der Reihe „Strafverteidiger Pirlo“ von Ingo Bott.

Anton Pirlo und Sophie Mahler führen zusammen eine Kanzlei für Strafrecht.
Pirlo lag länger im Krankenhaus, er wurde bei seinem letzten Fall, bei dem er zusammen mit den Detektiven Max Bischof gearbeitet hatte, angeschossen. Jetzt erfährt er, dass die Kanzlei in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Da erinnert er sich an den Vorschlag seines Bruders Ahmid der gerne Fußballspieler betreuen möchte, er soll sich zusätzlich auf Sportrecht spezialisieren und Spieler unter Vertrag nehmen, alles andere erledigt Ahmid.
Der weiß von einem vielversprechenden jungen Talent, das im heimischen Verein spielt. Pirlo hätte es besser wissen müssen, wenn sein Bruder Geldverdienen will ist es entweder illegal oder es gibt anderweitig Schwierigkeiten. So auch hier, kaum hat Pirlo Kontakt zum Vater des jungen Spielers und zum Verein aufgenommen, gibt den ersten Toten. Verdächtiger Nr. 1 ist Pirlo. Als es den zweiten Toten gibt, muss Pirlo schleunigst sehen, dass er den Kopf wieder aus der Schlinge bekommt.

Dieser Band ist etwas anders angelegt als seine Vorgänger. Hier spielt sich viel im Fußballmilieu ab. Man spürt allerdings auch hier, dass Ingo Bott weiß, über was er schreibt. Er ist nicht nur Strafverteidiger, sondern auch auf Sportrecht spezialisiert und berät den einen und anderen Verein. Allerdings nicht so kleine Stadtteilvereine wie Eintracht Düsseldorf.

Ich finde, Pirlo ist ein sympathischen und interessanten Charakter, auch wenn er manchmal ein bisschen chaotisch ist. Auch Sophie Mahler ist mir vom ersten Band an sympathisch. Wie es um sie und Pirlo privat steht, das würde sie gerne einmal wissen.

Ingo Bott baut schnell Spannung auf und hält sie auch bis zum Ende aufrecht. Immer wieder baut der Autor Wendungen in seine Geschichte ein, so das es für die Leser*innen nicht einfach ist den Täter zu entlarven.

Ingo Bott hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Seine Sprache passt er immer sehr gut an das jeweilige Milieu an.

„Pirlo – Doppeltes Spiel“ ist wieder ein spannender Band der erfolgreichen Reihe. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Bände und denke, Ingo Bott wird der Stoff so schnell nicht ausgehen.

Stumme Zypressen

Paolo Riva
Kriminalroman
237 Seiten
erschienen im Hoffmann und Campe Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Stern

Vielen Dank an Hoffmann und Campe für das Rezensionsexemplar


Unterhaltsamer Krimi mit viel italienischem Lebensgefühl

Normalerweise ist im idyllischen Montegiardino an jeder Ecke fröhliches Geplauder zu hören. Als aber in tiefer Nacht ein Fremder in das kleine Städtchen kommt, verstummt der sonst so lebhafte Klatsch. Commissario Lucas Mitbürger fragen sich: Was will dieser unheimliche Mann hier? Und warum spricht er mit niemandem? Bald geben seltsame Geschehnisse ihren bösen Ahnungen Recht: Erst werden auf einem Bauernhof am Stadtrand eines Nachts die Gänse umgebracht, dann wird in den sonst so malerischen Hügeln ein Wanderer angeschossen. Er sieht dem Fremden zum Verwechseln ähnlich. Wird Commissario Luca das dunkle Geheimnis des schweigenden Fremden lüften können, ehe noch Schlimmeres geschieht?

„Stumme Zypressen“ ist der 4.Fall für Commissario Luca aus der Bella-Italia- Reihe von Paolo Riva.

Der Dorfpolizist Commissario Luca lebt als alleinerziehender Vater mit seiner Tochter Emma auf dem Hof seiner Eltern.
Mit ihnen leben noch einige Hühner und die 3 Esel Sergio, Matteo, Silvio auf dem Hof.
Die Esel sind ihrem Charakter entsprechend nach italienischen Politikern benannt.

Luca war mir schon im ersten Band gleich sympathisch gewesen. Er ist glücklich in Montegiardino, er ist in dem kleinen Ort aufgewachsen und möchte seiner Tochter auch ein sicheres Leben bieten.
Er war allerdings nicht immer „Dorfpolizist“. Früher war er in Rom und später in Venedig tätig.
In den vorherigen Bänden erfährt man, dass in Venedig, wo auch Emma geboren wurde etwas vorgefallen ist was auch den Tod von Lucas Frau verursacht hatte.
Der Commissario ist gutaussehend und der beliebteste Jungesselle im Dorf.
Seine Beziehung zu der Dottoressa Chiara Chigi hat sich mittlerweile verfestigt.

Der Handlungsort ist die kleine Stadt Montegiardino in der Toskana. Hier versteht man zu leben und zu genießen. Doch die Idylle wird gestört, als nachts ein Fremder anreist. Die Bewohner von Montegiardino sind zwar Touristen gewohnt, aber dieser Fremde macht nicht den Eindruck ein Tourist zu sein. Und bald geschehen auch seltsame Dinge, Gänse werden erstochen und ein Tourist angeschossen. Commissario Luca versucht herauszufinden, wer der Fremde ist und was er in Montegiardino will. Auf seine Personenanfrage hin kommt die Vice-Questura Aurora Mair nach Montegiardino.

„Stumme Zspressen“ ist ein spannender und unterhaltsamer Toskana-Krimi.
Paolo Riva hat einen angenehmen Schreibstil. Er kann Orte und Menschen so gut beschreiben, dass man sie bildlich vor sich sieht. Der Autor bringt die italienische Lebenskultur, die schöne Toskana und das gute Essen direkt zu den Leser*innen nach Hause.

„Stumme Zypressen“ ist ein spannender und unterhaltsamer Krimi mit einem schönen Setting den ich sehr gerne gelesen habe.

Jetzt hoffe ich, dass es auch noch weitere Bände mit dem sympathischen Commissario geben wird.

FördeGrauen

Andreas Schmidt
Kriminalroman
345 Seiten
erschienen im Gmeiner Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an den Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar.

Spannender Krimi mit schönem Setting

Klappentext:
Eine rätselhafte Mordserie an der Flensburger Förde hält die Kripo in Atem. Alle Opfer werden am Ostseestrand gefunden und tragen ein geheimnisvolles Brandmal am Rücken. Kommissarin Kristin Voss und ihr Kollege Lars Reimers aus Eckernförde ermitteln mit Hochdruck, denn der Mörder tötet im Stundentakt. So beginnt für die Kripo an der Förde ein atemberaubender Wettlauf gegen die Zeit, der sie schließlich bis an die Westküste führt. Haben sie es mit einem „Cold Case“ zu tun und kommen sie rechtzeitig, um einen weiteren Mord zu verhindern?

„FördeGrauen“ ist der 2. Band der neuen Krimireihe „Kommissarin Kristin Voss„ von Andreas Schmidt. Schon den 1. Band habe ich mir großer Freude gelesen und war auf den 2. Band schon sehr gespannt.

„FördeGrauen“ ist ein intelligent konstruierter Krimi mit schönem Setting.
Andreas Schmidt hat sympathische Charaktere zum Leben erweckt.
Kommissarin Kristin Voss war mir gleich sympathisch. Sie hat sich mittlerweile in Flensburg gut eingelebt. Ihr Job bei der Kripo Flensburg gefällt ihr. Mit den Kollegen kommt sie gut zurecht. Ihr Chef, Jens Beck hält große Stücke auf sie. Nur der vorlaute Kollege Max Paulsen macht ihr und den Kollegen das Leben manchmal schwer.
Auffallend sind seine T-Shirts mit „lustigen“ auch mal frauenfeindlichen Sprüchen.
Auch Lars Reimers, ein Kollege aus Eckernförde ist ein liebenswerter Charakter. Er leistet wieder Amtshilfe und Kristin ist nicht abgeneigt, mit ihm zusammenzuarbeiten.

Der Fall ist kompliziert, die Leiche einer Frau wird am Ostseestrand gefunden. Besonderes Merkmal, ihr wurde ein Brandmal auf dem Rücken eingebrannt. Es gibt Verdächtige, doch da taucht schon das nächste Opfer auf. Jetzt heißt es, den Täter zu finden, bevor er weiter mordet.
Dazwischen können die Leser*innen auch den Täter beobachten, wie er weitere Opfer ausspäht und sie brandmarkt.

Andreas Schmidt hat einen angenehmen und spannenden Schreibstil.
Das Lesen des Krimis, den Ermittlungen zu folgen und zu rätseln, wer der Täter ist,
hat mir großen Spaß gemacht. Das schöne Setting beschreibt Andreas Schmidt eindringlich so, dass man sich die Umgebung gut vorstellen kann und auch ein bisschen Lust auf Urlaub verspürt.

Andreas Schmidt spannt den Spannungsbogen über die gesamte Geschichte. Die Auflösung und das Motiv sind am Ende überraschend und schlüssig.

Mit „FördeGrauen“ ist Andreas Schmidt wieder ein spannender und unterhaltsamer Krimi gelungen.

Ich freue mich jetzt schon auf den 3. Band.

Enna Andersen und die dunklen Tage

Anna Johannsen
Kriminalroman
319 Seiten
erschienen im Edition M Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Anna Johannsen für das Rezensionsexemplar

Wieder ein sehr spannender Fall

Klappentext:
Eine neue Cold-Case-Ermittlung führt Hauptkommissarin Enna Andersen auf die ostfriesische Insel Spiekeroog. Vor einigen Jahren verschwand dort eine junge Frau spurlos von einem idyllischen Campingplatz, später wurde ihre Leiche am nahen Strand aufgefunden. Die Todesursache ist mehr als mysteriös: ein Schlangengift, das dem Opfer gespritzt wurde.
Bei der Wiederaufnahme der Ermittlungen stößt Andersens Team auf eine neue Spur. Die Verstorbene hatte offenbar mit psychischen Problemen zu kämpfen, die sie mit viel Mühe vor ihrem Umfeld verborgen hielt. Gleichzeitig entdecken die Ermittler weitere Fälle, die dem der jungen Frau ähneln. Sind sie einem Serienmörder auf der Spur?

„Enna Andersen und die dunklen Tage“ ist der 7. Band der Enna Andersen Reihe von Anna Johannsen.
Enna und ihr Team sind mir im Laufe der Bände sehr ans Herz gewachsen.
Enna, Paul und Pia und mittlerweile auch Jens sind zu einem starken Team zusammengewachsen. Jetzt findet ein neuer Kollege in das Team. Zinar Kawli, er ist der Sohn kurdischer Einwanderer und wegen seines Migrationshintergrundes wurden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt. In Ennas Team erhofft er sich einen gute und problemlose Zusammenarbeit.
Auch Zinar war mir schnell sympathisch. Ich finde auch, er passt gut in das Team.
Besonders gut gefällt mir der zwischenmenschliche Umgang der Kollegen. Wenn es einmal einem nicht gut geht, ist ein anderer zur Stelle und bietet Hilfe oder einen Platz zum Aussprechen an.

Die Ermittlung ist wie immer sehr spannend.
Es ist erstaunlich, was das Team nach so langer Zeit noch alles zutage bringt.
Sie finden auch Zusammenhänge zu anderen Fällen, wo zwar das Schlangengift nicht diagnostiziert wurde aber die psychischen Probleme der Opfer ähnlich waren. Es ist schwer die zuständigen Dienststellen zu überzeugen, dass es hier Parallelen zu ihrem Fall gibt. Besonders der Staatsanwalt stellt sich gerne quer. Das Team kommt fast an seine grenzen. Enna überlegt schon, ob ihr Beruf sich noch mit ihrem Privatleben verbinden lässt.

Anna Johannsen hat wieder einen genialen Fall konstruiert. Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich und es ist nicht einfach in dem neu aufgerollten Fall weiter zukommen.
Es gibt zwar eine Theorie, wie das ganze geschehen ist, aber beweise lassen sich nur schwer finden. Hier müssen Enna und ihr Team eine List anwenden.

Anna Johannsen erzählt den Fall wieder recht spannend. Auch Land und Leute werden immer sehr schön beschrieben.
Natürlich spiet auch das Privatleben des Teams eine Rolle und zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bände. Enna plant ihre baldige Hochzeit mit Aaron und hat ein schlechtes Gewissen, dass er so viel auf sich nimmt und sogar seine Arbeitsstelle gewechselt hat. Immer wieder überlegt Enna ob sie beruflich nicht kürzertreten soll.

Der Schreibstil von Anna Johannsen ist wie gewohnt flüssig und leicht verständlich.
Die Autorin versteht es den Spannungsbogen von Anfang bis zum Ende über die gesamte Geschichte zu spannen.

Immer wieder baut die Autorin Wendungen ein und hat so manche Überraschung parat.

Jetzt ist auch der 7. Band ausgelesen und ich hoffe sehr Enna nach einer kleinen Auszeit wiederzutreffen.

Schmerz

Jón Atli Jónasson
Kriminalroman
349 Seiten
Übersetzt aus dem Isländischen von Freyja Melsted
erschienen bei Fischer Scherz
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an den S.Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar

Ein neuer Krimi aus Island

Klappentext:
Als im Thingvellir-Nationalpark ein Teenager verschwindet, wird Polizistin Dora mit den Ermittlungen betraut. Eigentlich soll sie nur Schreibtischarbeit leisten, da sie mit den Folgen einer Hirnverletzung aus einem Einsatz kämpft. Aber die Kollegen sind mit einer riskanten Razzia in der Unterwelt beschäftigt. Dora zur Seite steht Rado, Sohn serbischer Einwanderer. Er hat sich bei der Polizei hochgearbeitet, aber gerät durch familiäre Verbindungen in Schwierigkeiten. Für das Außenseiter-Duo wird die Suche zur Obsession: Rado wird vom brennenden Wunsch nach Gerechtigkeit angetrieben, während Dora Dinge bemerkt, die anderen entgehen, doch ihr Kopf ist unberechenbar.

„Schmerz“ ist der erste Band, der neuen isländischen Krimireihe „Dora-und-Rado“ von Jón Atli Jónasson.

Die beiden Ermittler sind ungewöhnlich und gefallen mir gut. Dora nimmt alles intensiver wahr als andere, was in ihrem Beruf ein großer Vorteil ist. Bei einem Einsatz trug Dora eine Hirnverletzung davon. Jetzt lebt Dora mit Schmerzen und tut sich mit anderen Menschen schwer. Ihre Kollegen finden sie seltsam und ignorieren sie weitgehendst. Seitihrer Verletzung sitzt Dora am Schreibstich und macht Ermittlungsarbeiten.

Rado ist der Sohn serbischer Einwanderer. Er hat sich im Polizeidienst hochgearbeitet wie kaum sonst ein Polizist mit Migrationshintergrund. Seine familiären Verbindungen bringen ihn manchmal in Schwierigkeiten.

Jetzt müssen die beiden ungleichen Ermittler zusammen einen Fall übernehmen. Im Thingvellir-Nationalpark ist ein Teenager verschwunden und alle Kollegen sind mit einer Razzia gegen Drogenhändler beschäftigt. Rado gilt wegen seiner serbischen Wurzeln und wegen seiner Familie als befangen und ist kein Bestandteil des Ermittlerteams.

Die Geschichte hat verschiedene Handlungsstränge. Einmal verfolgen die Leser*innen die Ermittlungen gegen die Bandenkriminalität und zum anderen begleiten die Leser*innen Dora und Rado bei der Suche des verschwundenen Teenagers. Die Suche nach der verschwundenen farbigen Morgan gehen Dora und Rado ziemlich nahe.

Jón Atli Jónasson lässt die Geschichte ruhig anfangen. Die Leser*innen bekommen genug Zeit, die Charaktere kennenzulernen. Dann zieht das Tempo allerdings an und die Spannung steigt. Als Leser*in verfolgt man praktisch zwei verschiedenen Ermittlungen.
Dora und Rado, die so unterschiedlich sind ergänzen sich gut bei der Arbeit. Dora leidet unter Dauerkopfschmerz, es geht ihr zum Ende hin ziemlich schlecht.

Jón Atli Jónasson lässt aktuelle Themen wie Rassismus, organisiertes Verbrechen, Drogenkriminalität und Migration in die Geschichte einfließen. Themen die wohl auch die Isländer beschäftigen.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig, gut verständlich und fesselnd. Er beschreibt seine Charaktere und auch die Handlungsorte sehr gut.

Die Geschichte endet mit einem Cliffhanger und ich bin schon jetzt sehr gespannt auf den zweiten Band.

Letztes Glückskeks

Herbert Dutzler
Kriminalroman
395 Seiten
erschienen bei Haymon Krimi
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Haymon Krimi für das Rezensionsexemplar

Altusee goes to China

Klappentext:
Was die Hallstätter können, können die Altausseer schon lange, denkt sich der Tourismusobmann, als er die chinesische Delegation zuerst beim Trachtenschneider ausstatten lässt und dann zu allerhand Highlights zwischen See und Loser bugsiert. Der Plan: Nachgebaute Altausseer Gebäude sollen im Reich der Mitte neue Märkte erschließen. Und das ist nicht nur dem traditionsbewussten Gasperlmaier höchst suspekt. Als einer der Gesandten tot im Hotelpool treibt und dann verschwindet – noch schlimmer als eine Leiche ist keine Leiche, wenn eine da sein sollte – muss er sich die Frage stellen: Ist einem der demonstrierenden Einheimischen die Sicherung durchgebrannt oder stecken Drahtzieher von ganz anderem Kaliber dahinter?

„Letztes Glückskeks“ ist der 12. Band der Reihe Gasperlmaier-Krimis von Herbert Dutzler.

Der Dorfpolizist Gasperlmaier ist ein sympathischer und ruhiger Geselle, auch die kompliziertesten Fälle bringen ihn so schnell nicht aus der Fassung.

Altusee soll in China nachgebaut werden? Das gefällt einigen Altausseer so gar nicht.
Der Tourismusobmann hat eine Delegation aus China eingeladen, zeigt ihnen die Sehenswürdigkeiten von Altusee und lässt sie im Trachtengeschäft ausstatten.
Nicht jedem gefällt das, es gibt Demonstrationen gegen Massentourismus. Und plötzlich schwimmt ein Chinese tot im Hotelpool. Bevor die Untersuchungen anfangen ist die Leiche plötzlich verschwunden.
Das Ermittlerteam unter der Leitung von Frau Dr. Kohlross fängt mit den Ermittlungen an.
Natürlich stellt auch Gasperlmaier Untersuchungen an.

Die Geschichte besticht durch ihre Charaktere. Herbert Dutzler ist ein Meister darin facettenreiche Charaktere zu zeichnen. Alle leicht überspitzt und mit Humor ausgestattet macht es einfach Freude sie zu begleiten.
Gaspelmaier möchte, was die Diskussionen über den Massentourismus angeht neutral bleiben. Doch die Demonstranten, die gegen den Tourismus demonstrieren kann er schon verstehen.

Der Fall stellt sich als recht verzwickt heraus. Es gibt Wendungen die es auch den Leser*innen schwer machen den Täter zu entlarven. Aber Gaspelmaier, wäre nicht Gaspelmaier, wenn er den Fall am Ende nicht lösen würde. Doch bei diesem Fall zieht er sogar eine Frühpensionierung in Erwägung, so schwierig gestalten sich die Ermittlungen. Nur noch zu Hause und das Opasein genießen, das wäre doch auch schön.

Herbert Dutzler erzählt die Geschichte mit einer leichten und gut verständlichen Sprache und natürlich wieder mit seinem gewohnten Humor.

„Letztes Glückskeks“ ist wieder ein gelungener Altusee-Krimi den ich mit Freude gelesen habe.

Pechstein sieht schwarz

Judith Bergmann
Kriminalroman
erschienen bei tolino media
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an NetGalley Deutschland für das Rezensionsexemplar

Spannender Krimi mit außergewöhnlichen Ermittlern

Klappentext:
Pechstein, ehemals »sexiest KHK alive« und kürzlich erblindet, ist zurück im Dienst, jetzt allerdings in der neu gegründeten Einheit Cold Cases im LKA. Einzige Kollegin ist Natalia Becks, frühere Vorzeige-Polizistin im Karrieretief.In ihrem ersten Fall nehmen sie die Spur zweier Mädchen auf, die fünfzehn Jahre zuvor spurlos verschwanden. Während Pechstein sich hoch motiviert dem Fall widmet, wird Becks mit einem dunklen Geheimnis aus ihrer Vergangenheit erpresst. Die Suche nach dem Erpresser lässt ihr kaum Zeit für die Ermittlung. Allein kann Pechstein den Fall aber nicht lösen. Und so schwankt das Team zwischen Erfolgswillen, Chaos und Kooperation.

„Pechstein sieht schwarz“ ist ein spannender Krimi mit außergewöhnlichen Ermittlern von Judith Bergmann.

Im ersten Moment hat es den Anschein, als würden„ ausgediente Ermittler in die neu gegründete Cold-Case-Abteilung auf das Abstellgleis gesetzt werden. Um so spannender ist es zu lesen, wie die Ermittler die Fälle angehen und wie sie sich beweisen wollen.
Pechstein ist bekannt als gutaussehender KHK. Bei seinem letzten Einsatz hat er sein Augenlicht verloren. Jetzt 8 Monate später ist er zurück und wird in der Abteilung für Cold Case eingesetzt. Zusammen mit Natalia Becks bildet er das Team.
Natalie Becks ist als engagierte Kommissarin bekannt. Doch nach dem sie von einem Clan entführt wurde, leidet sie unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Auch Natalie wurde in die neue Cold Case Abteilung versetzt.
Im erste Fall den die beiden Bearbeiten, geht es um ein verschwundenes Mädchen.
Die Ermittler stecken viel Energie in den Fall doch die Hinweise gehen in verschiedene Richtungen. Natalie, die von Vergangenheit eingeholt wird, kann sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren. Pechstein fühlt sich alleingelassen auf weiter Flur. Er ist auf eine Zusammenarbeit angewiesen.

Es hat mir beim Lesen großen Spaß gemacht, zu erfahren, wie die beiden Ermittler sich zusammenraufen.
Beide fühlen sich aufs Abstellgleis gestellt, dabei unterschätzen sie die Arbeit an einem Cold Case. Zwar sind die Ermittler nicht so unter Zeitdruck wie bei aktuellen Ermittlungen. Aber auch hier werden Fortschritte erwartet.

Judith Bergmann macht den Leser*innen auch gut verständlich, was es bedeutet als Blinder seine Arbeit wieder aufzunehmen. Eine Arbeit, die nicht nur einen scharfen Verstand fordert, sondern auch ein scharfes Auge.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gut verständlich und fesselnd.
Die Charaktere eigenwillig und interessant.
Die Handlung und die Handlungsorte werden gut und spannend beschrieben.

Mir hat es Spaß gemacht Pechstein und Becks bei ihren Ermittlungen über die Schulter zu sehen.
Ich würde mich freuen die beiden Ermittler wiederzutreffen.

Salute – Die letzte Fahrt

Friedrich Kalpenstein
Kriminalroman
315 Seiten
erschienen im Edition M Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sterne

Vielen Dank an Friedrich Kalpenstein für das Rezensionsexemplar

Mörderischer Gardasee

Klappentext:
Als der ehemalige Kommissar und Neu-Barista Paul Zeitler frühmorgens an der Uferpromenade entlangspaziert, wird er auf einen Hundebesitzer aufmerksam, der in voller Montur ins Wasser springt. Grund dafür ist ein Körper, der leblos im See treibt. Doch für den Bootsbauer Vincenzo Morelli kommt jede Hilfe zu spät. Der charismatische Commissario Lanza aus Bardolino ist sich sicher, dass es kein Unfall war.

Da Morelli eine größere Menge Geld bei sich trug, ist die Verwunderung groß. Denn erste Ermittlungen ergeben, dass er hoch verschuldet war. Hat jemand dafür gesorgt, dass er seine Schulden nicht begleichen konnte?

„Salute – Die letzte Fahrt“ ist der 2. Band der Krimireihe „Ein Fall für Lanza & Zeitler“ von Friedrich Kalpenstein.

Friedrich Kalpenstein habe ich durch seine Krimireihe mit Kommissar Tischler kennen- und seine Bücher lieben gelernt.
Die neue Krimireihe, mit Handlungsort Gardasee gefällt mir auch sehr gut. Wer jetzt denkt, dass es am Gardasee ruhiger zugeht, der irrt. Auch hier hat wieder ein Mörder zugeschlagen.

Im Mittelpunkt steht Paul Zeitler. Er ist ehemaliger Kommissar, hat seinen Dienst bei der Polizei in Deutschland quittiert und ein Café in Bardolino am Gardasee eröffnet.
Dass er jetzt schon zum 2. Mal in einen Mordfall verwickelt ist, damit hätte er nicht gerechnet. Eigentlich hat Paul Zeitler nur geholfen die Leiche aus dem See zu ziehen.
Doch, die Katze lässt das Mausen nicht und genauso wenig kann Zeitler das Ermitteln lassen.

Paul Zeitler der ehemalige Kommissar aus Deutschland führt ein bei den Touristen beliebtes Café. Er wird von Leone immer mit den köstlichsten Backwaren beliefert. Mir ist beim Lesen das Wasser im Munde zusammengelaufen.
Paul Zeitler spricht nur ein paar Brocken Italienisch und kommt mit er deutschen Sprache erstaunlich gut zurecht. Klar, die meisten Touristen kommen aus Deutschland und seine Kollegen ringsum verstehen die Sprache auch.

Commissario Lanza mag es gar nicht, wenn Paul Zeitler sich in seinen Fall einmischt. Ich denke aber, er schätzt den Spürsinn von Paul Zeitler mittlerweile. Zumindest hört er den Theorien von Zeitler zu und nimmt sie in seine Ermittlungen auf.

Auch auf die Reporterin Antonia Romana treffen die Leser*innen wieder. Sie besucht Paul gerne in seinem Café und versucht etwas über den Fall zu erfahren.

Das ist das Personal, dass die Leser*innen hoffentlich über viele weitere Bände begleiten dürfen.

Der Handlungsort in dieser Reihe ist der Gardasee. Bei den Beschreibungen bekommt man richtig Fernweh.

Friedrich Kalpenstein baut in seinem Krimi schnell Spannung auf und es ist auch bis zum Ende ein Rätsel wer der Täter ist.
Mit seinem flüssigen und gut verständlichen Schreibstil, den er gerne mit einer Prise Humor würzt, fliegen die Seiten nur so dahin. Ich habe das Buch an zwei Abenden ausgelesen.

Jetzt freue ich mich schon auf den 3. Band „Salute – Das letzte Gebet“ der im Oktober erscheinen soll.

Verlassen

Eva Björg Ægisdóttir
Kriminalroman
351 Seiten
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
Übersetzt aus dem Isländischen von Freyja Melsted
5 von 5 Sternen

Spannende Krimireihe aus Island

Klappentext:
Der reiche und mächtige Snæberg-Clan trifft sich zu einem Familienfest in einem futuristischen Hotel inmitten der Lavafelder Westislands. Petra Snæberg, eine erfolgreiche Innenarchitektin, macht sich Sorgen um ihre Tochter Lea, deren Social-Media-Präsenz die falschen Follower angesprochen hat. Tryggvi, der Außenseiter der Familie, gibt sich große Mühe, dem Alkohol aus dem Weg zu gehen, weil er genau weiß, was sonst passieren kann.

Die Hotelangestellte Irma ist aufgeregt, dass sie diese berühmte Familie im Hotel betreuen kann. Doch im Verlauf des Wochenendes verschlechtert sich das Wetter immer mehr, ein Schneesturm zieht auf, und der Alkohol fließt in Strömen. Plötzlich verschwindet einer der Gäste, und es verdichten sich die Anzeichen, dass sich draußen auf dem Hotelgelände jemand herumtreibt.

„Verlassen“ ist der 4. Band der Reihe Mörderisches Island von Eva Björg Ægisdóttir.
Der Band spielt vor Band 1-3. Die Ermittlerin Elma ist noch nicht Teil des Teams. Deshalb kann das Buch gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Aus einem Luxushotel inmitten Lavafelder in Westisland wird eine vermisste Person gemeldet. Als der Suchtrupp eine tote Person findet werden die Polizisten Hörður und Sævar von der Kriminalpolizei in Arkranes gerufen.

Die Familie Snæberg ist eine der bekanntesten und reichsten Familien Islands. Für ihr Familienfest haben sie das ganze Hotel gemietet. Die Leser*innen begleiten die Familie zum Teil vom Aufbruch zu Hause, der Fahrt und über das Familienfest das von Freitag bis Sonntag andauert. Je besser man die einzelnen Familienmitglieder kennenlernt, so mehr spürt man, dass nicht jeder sich von seiner echten Seite zeigt. Jeder scheint ein Problem zu haben, über das nicht gesprochen wird. Und auch in der Vergangenheit scheint es den eine oder anderen Vorfall gegeben zu haben. Der Alkohol fliest in Strömen, die Stimmung wird ausgelassen. Für einige wäre es besser gewesen, dem Alkohol nicht so zugesprochen zu haben.

Die Geschichte wird aus der Perspektive verschiedener Familienmitglieder erzählt.

Aber auch die Hotelangestellte Irma kommt als stille Beobachterin zu Wort. Dazwischen gibt es kurze Kapitel mit den beiden Ermittler Hörður und Sævar. Die Leser*innen begleiten die Ermittler am Fundort der Leiche bis zur Befragung der einzelnen Familienmitglieder.

Die beiden Ermittler Hörður und Sævar gefallen mir sehr gut, sie sind ja aus den vorherigen Bänden gut bekannt.
Elma, die im ersten Band zum Team dazugestoßen ist habe ich vermisst, bis ich gemerkt habe, dass dieser Band vor den anderen 3 Bänden angesiedelt ist.
Dieser Band ist auch anders aufgebaut als die vorherigen. Hier steht die Ermittlungsarbeit nicht im Vordergrund. Die Leser*innen sind viel mehr hautnah bei dem Familientreffen dabei, erleben kleine Streitigkeiten und Vorwürfe bis es am Ende passiert.

Eva Björg Ægisdóttir erzählt die Geschichte recht atmosphärisch und spannend.
Die Charaktere sind gut beschrieben und sind recht facettenreich.
Ich habe mich immer wieder gefragt, wer die tote Person ist und ob es ein Unfall oder ein Mord war. Und natürlich wer es war.

Es gibt mehrere Personen, die für einen Mord infrage kommen.
Einer aus der Familie oder ein Außenstehender? Lea, die Tochter von Petra Snæberg bekommt Nachrichten von einem Fremden, der ihren Sozial-Media-Account folgt geschickt. Er schreibt, er sei ganz in der Nähe und möchte sie reffen.

Die Autorin hat am Ende ganz geschickt eine Wendung eingeführt und das Ende war dann schon überraschend aber stimmig.

„Verlassen“ ist anders aufgebaut als die anderen Bände aber nicht minder spannend. Ich würde mich über weiter Bände freuen.