Denk ich an Kiew

Erin Litteken
Roman
erschienen bei Bastei Lübbe
Übersetzt von Dietmar Schmidt und Rainer Schuhmacher
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an die Bloggerjury und den Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein Buch das jeder lesen sollte

Covertext:

1929. Behütet und geliebt wächst Katja in einem Dorf bei Kiew auf. Ihre Familie ist nicht reich, kann sich aber von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren. Bis Stalins Handlanger die Dorfbewohner zwingen, dem Kollektiv beizutreten. Wer sich weigert, wird mitgenommen und nie wieder gesehen. Anfangs gibt es für Katja dennoch auch glückliche Stunden. Sie ist in den Nachbarssohn verliebt und ihre Schwester in dessen Bruder. Doch schon bald muss Katja sich jeden Tag Mut zusprechen, um weiterzumachen angesichts des Schreckens um sie herum.

Jahrzehnte später entdeckt Cassie im Haus ihrer Großmutter in Illinois ein Tagebuch. Nie hat diese über ihre ukrainische Herkunft gesprochen. Seit einiger Zeit aber verhält sie sich merkwürdig. Sie versteckt Lebensmittel und murmelt immer wieder einen Namen, den keiner aus ihrer Familie je gehört hat: Alina …

„Denk ich an Kiew“ von Erin Litteken ist ein Buch das mich so berührt hat wie selten ein Buch zuvor.

Die Geschichte hat zwei Zeitebenen.
2004 flüchtet Cassie ins Haus ihrer Großmutter um dort über den frühen Tod ihres Mannes hinwegzukommen.
Ihre kleine Tochter spricht kaum noch so tief steckt sie in der Trauer.
Die Großmutter hingegen verhält sich immer seltsamer.
Sie fängt an ukrainisch zu sprechen und Namen zu nennen die Cassie noch nie gehört hat.
Auch Lebensmittel versteckt die Großmutter, als ob sie einen Vorrat anlegen wollte.
Von der ukrainischen Vergangenheit der Großmutter weiß Cassie bis dahin nichts. Die Großmutter hat nie davon erzählt.
Da fällt Cassie ein Tagebuch der Großmutter in die Hände.

Die zweite Zeitebene erzählt aus dem Leben der Großmutter in den frühen 1930er Jahren in der Ukraine.
Man lernt Katja und ihre Familie kennen.
Sie leben zwar in einfachen Verhältnissen sind aber eine glückliche Familie.
Bis Stalins Handlanger in das Dorf eingefallen sind.
Diese wollen den radikalen Kommunismus in der Ukraine mit aller Gewalt durchsetzen.
Wer sich weigert dem Kollektiv beizutreten verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
Man kann sich die Grausamkeit kaum vorstellen die hier beschrieben wird.
Gewalt und Hunger sind an der Tagesordnung.
Die Schreckenstaten die an diesem Volk verübt werden sind kaum zu ertragen.

Man kann gut verstehen, dass der Hass auf Russland bis heute Bestand hat.

„In ihrem Roman „Denk ich an Kiew“ erzählt Erin Litteken eine Geschichte aus der Vergangenheit die zur Zeit aber wieder sehr aktuell ist.
In einem Nachwort erzählt die Autorin, dass die Geschichte ihrer Urgroßmutter sie zu diesem Buch inspiriert hat.

Ich muss sagen, ich habe bisher noch kein Buch mit Handlungsort Ukraine gelesen. Auch war mir vor dem Krieg nicht klar wie wichtig dieses Land für die Welternährung ist. Eine wahre Kornkammer.

Erin Litteken beschreibt die Grausamkeiten die am ukrainischen Volk verübt wurden sehr eindringlich.
Dabei ist die Geschichte gut verständlich und flüssig zu lesen.
Man sollte allerdings ein Taschentuch in der Nähe haben.

Ich finde das Thema ist heute so aktuell, dass das Buch eigentlich jeder lesen sollte.