Zeit für Träume – Senfblütensaga 1

Clara Langenbach
Historischer Roman
erschienen im Fischer Verlag
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar.

Interessanter Auftakt einer Familiensaga mit kleinen Schwächen

Metz 1908, die junge Emma Bergmann möchte ihren Traum leben und studieren.
Bei ihren Eltern stößt sie damit auf Ablehnung.
Emma soll heiraten und das möglichst lukrativ.
Die Eltern wollen Emma mit Carl Seidel, den Sohn eines Fuhrunternehmers verkuppeln.
Emma und Carl sind sich auch gleich sympathisch.
Auch Carl möchte seinen Traum leben und eine Senffabrik gründen.
Die Herstellung von Senf, die Aromen und die Konsistenz, dass ist seine Berufung.
Emma bestärkt Carl darin seinen Traum zu leben und treib damit einen Keil zwischen Carl und seine Familie.

„Zeit für Träume“ ist der 1. Band der großen Senfblütensaga von Clara Langenbach.

Der Leser begleitet die Protagonisten im 1. Band durch die Jahre 1908-1910.
Der Handlungsort ist die Stadt Metz, die wie ganz Elsass-Lothringen unter deutscher Verwaltung steht.

Emma Bergmann ist eine junge Frau mit Träumen. Sie möchte gerne studieren.
Doch ist das für Frauen noch nicht überall möglich.
Ihre Eltern, zu denen Emma ei schwieriges Verhältnis hat wollen davon nicht wissen und versuchen Emma möglichst lukrativ zu verheiraten.

Auch Carl Seidel hat Träume. Er möchte eine Senffabrik gründen. Er ist den Aromen und der Herstellung von Senf verfallen.
Seine Eltern, zu denen er eigentlich ein gutes Verhältnis hat möchten, dass er das elterliche Fuhrunternehmen weiterführt.

Dann gibt es noch Antoine, ein junger Franzose.
Seine Eltern besitzen ein Weingut. Doch das Verhältnis zu seinem herrischen Vater ist schlecht. So hält sich Antoine meist in Straßburg auf wo er vorgibt zu studieren.

Diese 3 Charaktere finden zusammen und führen den Leser durch die Geschichte.
Es ist schön zu lesen wie Emma und Carl sich anfreunden, wie sie sich gegenseitig bestärken ihren Traum zu leben.
Auch was man über die Senfherstellung lesen kann war recht interessant.

Antoine dem ich wenig Sympathie entgegen bringe ist irgendwie immer der Störenfried.
Obwohl sich Emma zu Carl hingezogen fühlt flirtet sie mit Antoine. Wahrscheinlich merkt sie das in ihrer Naivität gar nicht.
Es führt aber dazu, dass es ein ständiges Hin und Her gibt. Mal denkt man Emma und Carl, dann wieder Emma und Antoine.
Das alles zieht sich sehr lange hin und beim Lesen verliert man langsam die Geduld. Sogar Emma die mir eigentlich sehr sympathisch war hat dadurch an Sympathiepunkten verloren.
Hier wäre weniger mehr gewesen.

Nach einer dramatischen Situation hat mir das Ende dann aber gut gefallen und ich freue mich auf den 2. Band der Saga in der Hoffnung, dass es nicht wieder so ellenlange Verwirrungen gibt.

Die Legion des Raben

Maria W. Peter
Historischer Kriminalroman
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Maria W. Peter für die interessante Leserunde auf LovelyBooks.

Viel Spannung in einem interessanten historischen Rahmen

Baetius Quigo, in hochrangiger Beamter wird auf dem Heimweg von einem Festmahl beim Stadthalter zu Trier ermordet.
Als Schuldiger wird sein Sklave Hyacinthus festgenommen, der seinen Herrn auf den Heimweg begleitet hat und dem nichts geschehen ist.
Mit Hyacinthus sollen alle Sklaven aus dem Hause des Baetius Quigo hingerichtet werden.
Diese Ungerechtigkeit kann Invita, die Sklavin des römischen Statthalters zu Trier nicht tatenlos hinnehmen und stellt Nachforschungen an.
Schnell stößt Invita auf einen großen Komplott und bringt sich in große Gefahr.

„Die Legion des Raben“ ist der 2. Band der Invita-Reihe von Maria W. Peter.
Die Autorin hat mich mit ihrer Geschichte in das Jahr 260 n. Christus, also in die Römerzeit versetzt.
Der Handlungsort ist die Stadt Treveris, das heutige Trier.
Die Zeit und die Stadt werden sehr anschaulich beschrieben. Einige Orte wie die Porta Nigra und die Barbaratherme habe ich auch schon besucht.
Also schon einmal ein sehr spannender Hintergrund.
Die Sklavin Invita ist mir vom ersten Augenblick sympathisch gewesen.
Sie ist für eine Sklavin sehr intelligent, kann lesen und schreiben und versteht verschiedene Sprachen.
Zudem besitzt sie eine schnelle Auffassungsgabe und eine große Neugierde.
Die wird ihr in diesem Buch zum Verhängnis.
Als sie vom Mord an Baetius Quigo erfährt und das die gesamten Sklaven hingerichtet werden sollen kann Invita das nicht einfach so hinnehmen.
Ermutigt von ihrer Herrin Marcella, der Tochter des Stadthalters stellt sie Nachforschungen an und gerät in Gefangenschaft.
Ab hier kennt die Autorin keine Gnade mit der sympathischen Sklavin. Es ist kaum vorstellbar was Invita alles erleidet. Welche Schmerzen die arme Frau über sich ergehen lassen muss. Und kaum ist eine Gefahr gebannt lauert schon die Nächste.
Diese Abschnitte sind nicht immer einfach zu lesen und mit Sicherheit noch schwerer zu schreiben gewesen.
Die Intrigen die Invita aufdeckt haben ungeahnte Ausmaße und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, wenn sie die Sklaven noch retten möchte.

Mit „Die Legion des Raben“ ist es Maria W. Peter hervorragend gelungen die Brücke zwischen Historischem Roman und Kriminalroman zu schlagen.
Die Geschichte ist spannend erzählt und hat einen interessanten historischen Rahmen.
Der Schreibstil der Autorin ist leicht verständlich und sie lässt viele Informationen ganz leicht in ihre Geschichte einfließen.

Im Anschluss an die Geschichte gibt es noch ein interessantes Nachwort mit vielen Informationen, ein Glossar und Reise- und Stöbertipps. Hier habe ich einige Orte gefunden die der Geschichte als Vorlage gedient haben und die ich gerne besuchen möchte.
Meine Reise auf den Spuren Invitas ist schon fest eingeplant.

Die Stärke der Töchter

Ellin Carsta
Historischer Roman
erschienen bei Tinte & Feder
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an Amazon_Buch für das Rezensionsexemplar

Es geht aufregend weiter

„Die Stärke der Töchter“ ist der 2. Band der Falkenbach Saga von Ellin Carsta die schon mit ihrer Hansa Saga große Erfolge gefeiert hat.
Auch die Falkenbach Saga scheint mir für viele Bände angelegt zu sein und ist genauso interessant.

Der 2. Band beginnt recht langsam. Der Leser bekommt genügend Zeit sich wieder mit Gut Falkenbach und seinen Bewohnern vertraut zu machen.
Nach den ersten 100 Seiten nimmt die Geschichte dann aber ziemlich an Fahrt auf.
Das Geheimnis, dass Paul Friedrich von Falkenbach, Heinrich und Wilhelm Lehmann aus dem Krieg mitgebracht haben wird vollständig gelüftet. Auch über das Geheimnis um Clara von Falkenbach, dass sich im 1. Band angedeutet hat erfährt der Leser mehr.

Auch die Zeit wird von Ellin Carsta gut eingefangen. Der Antisemitismus ist in vollem Gange. Immer mehr jüdische Mitbürger sehen sich gezwungen das Land zu verlassen.

Besonders gut gefällt mir in diesem Band, dass den Frauen der jüngeren Generation, also Clara, Wilhelmine, Irma und Elisabeth mehr Platz eingeräumt wird. Sie werden, wie der Titel schon verspricht stärker.
Lassen sich nicht mehr in eine vorgefertigte Rolle drängen, entwickeln ihre eigene und starke Persönlichkeit.

Die Geschichte ist in einem flüssigen Schreibstil verfasst und vermittelt die Atmosphäre die zu dieser Zeit in Deutschland herrscht sehr gut.
Wir Leser wissen ja welchen Weg das Land einschlägt. Die Charaktere glauben zu dieser Zeit noch nicht an einen Krieg.
Es gibt einige Handlungsstränge, jede Familie hat ihre Probleme, ihre Sorgen.
Das Ende lässt schon auf einen aufregenden 3. Band schließen.
Ich freue mich auf alle Fälle schon jetzt darauf.

Wo der Himmel die Prärie berührt

Rebecca Maly
Historischer Roman
erschienen bei Edel Elements
Meine Bewertung:
4von 5 Sternen

Vielen Dank an Edel Elements und www.Lovelybooks.de für die Leserunde

Love-Story und Geschichte fein miteinander verwebt

Montana 1871, Mary zieht mit ihrem Vater, dem Wunderheiler Joshua Jerobe, in einem Planwagen durch die Prärie. Manchmal träumt sie davon an einem Ort sesshaft zu werden.
Ein kleines Häuschen, ein paar Tiere und einen Garten mehr will Mary nicht.
Als ihrem Vater, nach einer schweren Verletzung das herumreisen immer schwerer fällt, kann Mary ihn überzeugen eine Stelle als Lehrer in dem kleinen Ort Ulyssus‘ Rest anzunehmen.
Hier unterrichtet er indianische Waisenkinder.
Mary lernt Timothy kennen, ein Halbblut und verliebt sich in ihn.
Auch Timothy bekommt Mary nicht mehr aus seinem Kopf, doch hat er noch einen gefährlichen Auftrag zu erledigen.
Ob Mary und Timothy eine Zukunft bestimmt ist?

„Wo der Himmel die Prärie berührt“ ist der neue Roman von Rebecca Maly.
In diesem Buch entführt die Autorin den Leser nach Nordamerika.
Das Land ist noch dünn besiedelt, die Indianer geächtet.
Die verblieben Indianer werden gejagt, ihre Skalps kann man zu Geld machen, daher leben die Ureinwohner sehr zurückgezogen.

Die Protagonisten werden sehr authentisch dargestellt.
Mary und ihr Vater Joshua Jerobe ziehen mit einem Planwagen durchs Land.
Joshua ist sehr streng was Mary oft zu spüren bekommt.
Mir ist er während der ganzen Geschichte unsympathisch geblieben was aber auch seinem Charakter entsprach.
Mary mochte ich hingegen gleich.
Eine starke junge Frau die weiß was sie im Leben will. Nur mit der Umsetzung hadert sie noch, was zu dieser Zeit auch nicht leicht war für eine Frau.

Auch Timothy, ein Halbblut habe ich schnell ins Herz geschlossen.
Er war viele Jahre mit seinem Vater auf Walfanschiff unterwegs.
An Land wird er mit dem Konflikt zwischen Weißen und den Indianer konfrontiert.
Er trifft auf den Kopfgeldjäger Connel und seine Begleiterin Whisper, auch sie zwei interessante Charaktere.

Die Geschichte ist schön erzählt. Es dauert allerdings bis zur Mitte des Buches bis sich Mary und Timothy endlich begegnen. Das war mir etwas lang, da es ja die Geschichte zweier Liebenden sein soll die durch die Grenzen zwischen Indianern und Weißen geprägt wird.

Der Leser bekommt einen guten Einblick in das Leben zur Zeit der Besiedlung in Amerika und in die Kultur der verbliebene Indianer.

Mit „Wo der Himmel die Prärie berührt“ habe ich einige schöne Lesestunden verbringen dürfen.

Zeit des Wandels

Mila Sommerfeld
Historischer Roman
erschienen bei DP Digital Publishers
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Mila Sommerfeld und www.Lovelybooks.de für die Leserunde

Starkes Ende der Trilogie

Maria ist die jüngste und verwöhnteste Tochter der Familie Wagner.
Eines Tages entdeckt sie, dass Heinrich Wagner nicht ihr leiblicher Vater ist.
Dazu verliebt sie sich noch in Edgar der jedoch Katharina heiratet.
Da Maria schwanger ist muss sie einen anderen Mann heiraten.
Doch als Edgar aus dem Krieg zurückkommt, spüren beide, dass sie starke Gefühle für einander haben.

„Zeit des Wandels“ ist nach „Zeit des Glanzes“ und „Zeit des Sturms“ der 3. Band der Kaufhausdynastie-Reihe von Mila Sommerfeld.
Die Geschichte spielt genau wie Band 1 und Band 2 in Würzburg, beginnt 1933 und endet 1947.
Wurde der 1. Band aus Sicht von Katharina und der 2 Band aus Sicht von Sophia erzählt so steht im 3. Band nun Maria die jüngste Tochter im Vordergrund.

Maria war bisher immer etwas blass erschienen. Die jüngste Tochter, eigentlich noch ein Kind und dazu noch verwöhnt.
In diesem Buch überzeugt sie den Leser, dass viel mehr in ihr steckt.
Katharinas ganzer Lebensinhalt ist das Kaufhaus, Sophia hat sich dem Widerstand verschrieben und Maria hat es sich zur Aufgabe gemacht den Menschen die verfolgt werden zu helfen.
Das hätte ich der kleinen Maria in den ersten beiden Bänden nie und nimmer zugetraut.

Die Ereignisse wie z. B. die kranke Mutter oder der Vater der in der NSDAP ist und mit den Nazis sympathisiert kennet der Leser aus den vorherigen Bänden und natürlich findet das auch hier wieder Erwähnung, es ist es ja schließlich eine Familie.

Aber wie es im Leben so ist hat jeder Mensch eine andere Sichtweise oder erlebt zum Beispiel den Tod einer nahestehenden Person anders als der andere.
Ich finde es interessant zu lesen wie verschieden die Zeit und die Erlebnisse in einer Familie empfunden werden.
Die Geschichte wurde von der Autorin Mila Sommerfeld in allen 3 Bänden sehr emotional und lebensnah geschildert.
Ich hatte die Personen vor Augen und habe, in diesem Band mit Maria gelitten.

„Zeit des Wandels“ ist ein starkes Ende der Trilogie.
Natürlich kann jedes Buch unabhängig gelesen werde.
Ich finde allerdings, die verschiedenen Perspektiven machen bei dieser Trilogie den Reiz aus.

Glückskinder

Teresa Simon
Historischer Roman
erschienen im Heyne Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Teresa Simon für die tolle Leserunde auf Lovelybooks.

Steiniger Neuanfang und sehr viel Zeitkolorit

München 1945, endlich ist der Krieg vorbei, München wird von den Amerikanern befreit und besetzt.
Die Versorgungslage ist recht schwierig. Der Schwarzmarkt blüht.
Die Menschen versuchen sich dort mit den nötigsten Dingen zu versorgen.
Toni, ihre Mutter und ihre Schwester, die das Zuhause verloren haben sind bei ihrer Tante Vev untergekommen. Auch Tante Anni mit ihrem Sohn Benno haben dort Unterschlupf erhalten.
Trotz der beengten Wohnverhältnisse wird bei ihnen noch die Holländerin Griet einquartiert.
Toni und die Familie hegen eine starke Abneigung gegen Griet.
Niemand ahnt welch schweres Schicksal hinter Griet liegt.

Endlich ist der langersehnte neue Roman von Teresa Simon da.
„Glückskinder“ besticht schon durch sein Cover. Die zwei Frauen mit Koffer und die Blütenzweige am Rand deuten auf einen Neuanfang hin.
Und genau das ist es was sich die Protagonisten wünschen.
Einen Neuanfang nach den verehrenden Kriegsjahren die hinter ihnen liegen.
Doch bis dahin ist es noch ein steiniger Weg auf dem der Leser die Protagonisten begleitet.

Da sind Griet van Mock, Toni Brandl, Captain Dan Walker und Louis deren Wege sich kreuzen.
Alles bemerkenswerte Charaktere die ich gerne auf ihrem Weg begleitet habe.
Auch Louis ist ein sehr interessanter Charakter, ihm haftet etwas Geheimnisvolles und Verruchtes an. Ich konnte ihn manchmal nur schwer einschätzen.
Tonis Tante Vev hat mir besonders gut gefallen. Trotz ihres Alters und der schweren Jahre die hinter und zum Teil noch vor ihr liegen ist sie ganz Dame geblieben.
Eine Dame, die Respekt einlöst und zu der man aufschaut.
Sie habe ich ganz besonders ins Herz geschlossen.

Teresa Simon erzählt gekonnt und auf eine sehr unterhaltsame Weise vom Leben und den Nöten der Menschen in den Jahren nach dem Krieg. Von der verehrenden Versorgungslage und den Bemühungen die Familie am Überleben zu halten.
Der Leser erlebt einen der ersten Auftritte von Max Greger und Hugo Strasser bei einer Feier im amerikanischen Casino in München.
Besonders interessant fand ich auch die Beschreibung des Schwarzmarktes in der Münchner Möhlenstraße.
Natürlich war auch dieser Schwarzmarkt illegal wurde aber im Stillen geduldet.
Diese ganzen interessanten Informationen fließen ganz einfach in die Handlung mit ein.
Am Ende hat der Leser viel über die Nachkriegszeit erfahren. Wie alle Bücher von Teresa Simon gehört „Glückskinder“ wieder zu meinen Highlights.
Die Geschichte ist interessant, die Charaktere liebenswert und die Informationen kaum zu übertreffen.
Mittlerweile ist bekannt, dass hinter dem Pseudonym Teresa Simon die Autorin Brigitte Riebe steckt.
Zwei meiner liebsten Autorinnen verbunden in einer Person.

Wo wir Kinder waren

Kati Naumann
Roman
erschienen bei HarberCollins
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar.

Ein Streifzug durch die (ost-)deutsche Geschichte

Die Cousinen Eva und Iris und ihr Cousin Jan sind die Nachkommen der Puppenfabrik Langbein.
Die Puppenfabrik hat viele Höhen und Tiefen überstanden. Die Weimarer Republik, den 1. und 2. Weltkrieg, die Teilung Deutschlands und die Verstaatlichung in der DDR. Nur die Wiedervereinigung nicht.
Eva, Iris und Jan räumen das Haus aus, indem die Familie seit ihrem Urgroßvater gelebt hat.
Viele Erinnerungen stecken in den Räumen.
Auch als bei einer Internetauktion eine der seltenen Langbein-Puppen versteigert wird und Eva diese ersteigert kommen viel Erinnerungen an die Kindheit und die Fabrik zurück.
Auch ein Funken Hoffnung fängt an zu sprießen. Hat die Fabrik noch einmal eine 2. Chance?

„Wo wir Kinder waren“ ist ein wunderschöner und tiefgründiger Roman von Kati Naumann der dem Leser einen guten Einblick in die (ost-) deutsche Geschichte gewährt.
Das Buch hat 2 Zeitebenen. Die Kapitel der Gegenwart wechseln sich mit denen der Vergangenheit ab.
In der Gegenwart räumen Eva, Iris und Jan das Stammhaus der Familie Langbein. Hier kommen viele Erinnerungen aus der Kindheit und von Erzählungen der Großeltern zurück.
Die Urgroßeltern haben das Haus und die Fabrik errichtet und seither hat die Familie hier gelebt und Puppen und Spielwaren hergestellt.

In der Vergangenheit geht es bis ins Jahr 1910 zurück. Damals wurden die Puppen noch in Heimarbeit hergestellt bis Albert Langbein seine Fabrik gegründet hat.
Hier erfährt der Leser viel über das Leben der Familie Langbein, die Entwicklung, die Höhen und Tiefen der Fabrik. Auch über die Bedeutung der Stadt Sonneberg als „Weltspielzeugstadt“ erfährt man so einiges.
Mir war Sonneberg bisher nur als Stadt der Glaswaren aus Lauscha bekannt.
Für mich, die in Westdeutschland aufgewachsen ist, ist es interessant zu lesen wie das Leben und die Strukturen in der DDR sich entwickelt haben.
Plötzlich ist es nicht mehr Recht sein eigener Herr zu sein.
Eine Generation die ihr Werk aufgebaut hat, für ihre Angestellten gesorgt hat und alles Geld wieder in das Werk gesteckt hat wurde enteignet.
Was das für die Fabrikbesitzer bedeutet haben muss, plötzlich nur noch ein Angestellter in deinem eigenen Werk zu sein ist in dieser Geschichte deutlich zu spüren.

Kati Naumann erzählt die Geschichte seht bildhaft, es entsteht beim Lesen ein richtiges Kopfkino.
Die Protagonisten sind durchweg sympathisch. Besonders lieb habe ich Otto und Flora Langbein gewonnen.

Auch Eva, Iris und Jan wurden mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer.
War am Anfang noch eine Distanz zwischen ihnen, der von einem Familienzwist herrührt, nähern sie sich im Laufe des Buches immer mehr an.

„Wo wir Kinder waren“ wird ohne Zweifel zu den Highlights 2021 gehören.

Krone der Welt

Sabine Weiß
Historischer Roman
erschienen im Bastei Lübbe Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an Sabine Weiß für die Leserunde auf Lovelybooks.

Ein historischer Roman der begeistert

Nachdem die Spanier Antwerpen nach langer Belagerung 1585 eingenommen haben bricht eine Fluchtwelle aus.
Auch der Zimmermann und Festungsbauer Wim Ardzoon flüchtet mit seinen 3 Kindern Vincent, Ruben und Betje nach Amsterdam.
Schon kurz darauf wird Wim ermordet und die 3 Kinder müssen in das Waisenhaus.
Vincent der seinem Vater immer über die Schulter geschaut hat verdingt sich bei Messere Giambelli als Lehrjunge. Er möchte sich seinen Traum erfüllen und eines Tages Architekt sein.

Mit dem Historische Roman „Krone der Welt“ ist Sabine Weiß ein wahres Meisterwerk gelungen.
Das Buch besticht durch seine vielen Facetten und durch seine gut konzipierten Charaktere die zum Teil historisch überliefert sind.
Die Geschichte erzählt den Wertegang der 3 Geschwister Vincent, Ruben und Betje.
Es sind noch Kinder als sie ihren Vater verlieren, die Mutter ist schon gestorben.

Vincent beginnt eine Lehre und träumt davon eines Tages Baumeister und Architekt zu werden.
Es macht Freude seine Entwicklung und sein Schaffen mitzuerleben. Zu erleben wie er alles dransetzt um seinen Ideen zu verwirklichen.
Oft vergisst man beim Lesen wie jung Vincent eigentlich ist.

Ruben der immer schon der kleine Rebell war hält es nicht lange im Waisenhaus.
Auch wenn Ruben schon als Kind keinem Ärger aus dem Weg gegangen ist, ist er ein toller und interessanter Charakter.
Seine Reisen auf hoher See sind abenteuerlich und spannend beschrieben.
Heute ahnt man gar nicht mehr welche Gefahren solche Seefahrten damals mit sich brachten.

Die kleine und zarte Betje macht in der Geschichte auch eine enorme Entwicklung durch. Aus ihr wird eine liebevolle und immer hilfsbereite junge Frau.
Sie hat sich dem Leben im Waisenhaus gefügt, was hätte sie auch anderes machen sollen.
Irgendwie habe ich sie besonders ins Herz geschlossen.

Der Leser erfährt auch eine Menge über die damalige Geschichte.
Mir war nicht bewusst, dass zu dieser Zeit ein solcher Glaubenskrieg zwischen Spanien und den Niederlanden geherrscht hat, der zum Teil auch Frankreich und England mit einbezog.
So versuchten die Spanier immer wieder Teile der Niederlande zu erobern, auch von den unterdrückten Katholiken im Land unterstützt.
Auch der Bau der Höllenbrander die, die spanischen Schiffe aufhalten und vernichten sollten war interessant.
Genau wie das Wachsen von Amsterdam das aus allen Nähten platzte, das Bauen künstlicher Inseln und der Bau des Grachtengürtels.

Die Autorin muss Unmenge von Recherchearbeit geleistet haben. Sie beschreibt nicht nur das Leben im 17. Jahrhundert, den Glaubenskrieg der geherrscht hat, sondern bringt dem Leser auch die Erkundung von Handelswegen auf hoher See mit allen Gefahren näher, genauso wie die verschiedenen Baustile mit dem Amsterdam immer mehr gewachsen ist.

„Krone der Welt“ ist ein historischer Roman der mich begeistert hat.
Eine ganz klare Leseempfehlung für alle die sich für Geschichte interessieren, gerne historische Romane lesen oder einfach nur einen interessanten und gleichzeitig spannenden Roman lesen möchten.

Kinderklinik Weißensee-Zeit der Wunder

Antonia Blum
Historischer Roman
erschienen im Ullstein Verlag
Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.lovelybooks.de für die Leserunde.

Ein echtes Highlight zum Jahresende

1911 wird in Weißensee die erste Kinderklinik eröffnet.
Die Pädiatrie steckt noch in den Kinderschuhen.
Die Waisenschwestern Marlene und Emma Lindow bekommen die Chance dort als Lernschwestern eine Ausbildung zu machen.
Die Schwestern, die nach dem Tod ihrer Mutter im Waisenhaus aufgewachsen sind haben immer zusammengehalten.
Doch in Weißensee entzweien sich die Schwestern.
Marlene, die ältere geht ganz in der Kinderheilkunde auf. Sie entwickelt den Wunsch, nach ihrer Ausbildung als Kinderschwester Medizin zu studieren. Bestärkt in ihrem Wunsch wird sie von Dr. Maximilian von Weilert zu dem sich Marlene hingezogen fühlt.
Emma fühlt sich zu dem Melker Tomasz hingezogen.
Als Marlene Emma warnt, Tomasz würde ihre Beziehung nicht ernst nehmen kommt es zum Zerwürfnis zwischen den Schwestern.

„Kinderklinik Weißensee-Zeit der Wunder“ ist der 1. Band der Buchreihe um die Kinderklinik in Weißensee von Antonia Blum.
Nach ein paar Seiten schon hat mich die Geschichte schon gefangen.
Die Hauptpersonen sind die Schwestern Marlene und Emma Lindow.
Gleich im Prolog ist man als Leser Zeuge wie die Mutter der Schwestern stirbt.
Dann macht die Geschichte einen Sprung 13 Jahre nach vorne.
Die Schwestern die bis dahin im Waisenhaus gelebt haben bekommen die Chance auf eine Ausbildung als Kinderschwester in der Kinderklinik Weißensee.
Man bekommt als Leser vermittelt wie streng es im Waisenhaus zugeht.
Das müssen zu dieser Zeit wohl schlimme Verhältnisse gewesen sein.
Waisenkinder hängt auch immer ein Makel an. Sie werden von oben herab angesehen und auch so behandelt.
Das bekommen die Schwestern auch in der Kinderklinik oft von ihren Mitschwestern oft zu spüren.
Marlene und Emma sind mir schnell ans Herz gewachsen und ich bin mit ihnen durch Höhen und Tiefen gegangen.

Interessant sind auch die Einblicke die man in die Kinderheilkunde bekommt.
Die Kinderklinik Weißensee ist die erste Kinderklinik im Lande und auf das modernste ausgestattet.
Die Hygiene hatte einen sehr hohen Stellenwert. Auch die Ernährung von Säuglingen spielet eine wichtige Rolle. Die Klinik hatte ihre eigene Milchwirtschaft und bereitet die Nahrung für sie Säuglinge auf das sorgfältigste zu.

Antonia Blum hat diese Geschichte wunderschön geschrieben.
Sowohl der Handlungsstrang von Marlene und Emma, ihr Werken in der Kinderklinik, ihre erste Liebe die zum Zerwürfnis der Schwestern führte als auch der medizinische Aspekt waren anschaulich und interessant geschrieben.
Ziemlich schnell hatte ich die passenden Bilder im Kopf.

Die Kinderklinik Weißensee wurde tatsächlich 1911 eröffnet, heute befindet sich dort nur noch eine Ruine.
Die Geschichte der Elevinnen, wie man die Lernschwestern nannte ist zwar fiktiv, doch die Namen der Ärzteschaft und der Oberin Hanny Polsfuß entstammen dem realen Personenstamm der Kinderklinik.
„Kinderklinik Weißensee-Zeit der Wunder“ war noch einmal ein echtes Highlight zum Ende des Lesejahres.

Das schwarze Gold des Südens

Tara Haigh
Historischer Roman
erschienen bei Tinte & Feder
Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Vielen Dank an www.vorablesen.de für das Rezensionsexemplar.

Eine aufregende Familiengeschichte

In „Das schwarze Gold des Südens“ erzählt Tara Haigh die Geschichte der Familie Imhoff in Bamberg die schon lange Jahre mit Süßholz/Lakritz handelt.
Es ist aber auch die Geschichte von sehr unterschiedlichen Schwestern.
Amalie, die ältere kommt nach ihrem Vater. Ihr ist nichts wichtiger als die Firma. Sie arbeitet für ihren Vater, erledigt die Buchhaltung und die schriftlichen Arbeiten.
Sie heiratet sogar die rechte Hand ihres Vaters zum Wohle der Firma.
Auf ihre jüngere Schwester Elise ist sie ein bisschen Eifersüchtig. Elise hat eine bessere Schulbildung genossen.
Elise hat das Lehrerbildungsseminar besucht und erfolgreich abgeschlossen.
Amalie hat so eine Bildung nicht genossen, allerdings hatte sie auch nie die Noten dazu.

Elise hat durch ihr Studium über den Tellerrand des heimischen Lebens hinausgeschaut und erwartet deshalb auch mehr vom Leben als heiraten und Kinder kriegen.
Sie kann sich zwar vorstellen sich auch in die Firma des Vaters einzubringen. Sie möchte gerne Pralinen und Plätzchen mit Süßholz herstellen aber der Vater ist dagegen. Die Lakritztaler die sie schon immer anbieten sind doch beliebt.
Als Elise dann auch noch einen Banker heiraten soll beschließt sie mit ihrem geliebten nach Paris zu gehen. Ihr Traum ist es in Paris eine eigene Confiserie zu eröffnen.

Tara Haigh erzählt die Geschichte der 2 Schwestern sehr anschaulich, sie beschreibt die Umgebung sehr schön und der Leser kann sich schnell ein Bild vom ganzen geschehen machen.
Die Abschnitte wechseln sich regelmäßig zwischen Elise und Amalie ab.
Ich konnte mich nur schwer entscheiden auf welcher Seite ich stehe und meine Sympathie wechselte auch ständig zwischen den Schwestern hin und her.
Am Anfang war es Elise, die mutigere der beiden Schwestern. Sie wollte einfach mehr vom Leben.
Doch auch Amelie hatte, trotz ihrer Eifersucht auf Elise ihre guten Seiten.
War es nicht mutig von ihr einen Mann zu heiraten um das Wohl der Firma aufrecht zu erhalten?
Ist es nicht mutig in Italien einen neuen Anfang zu wagen und sich um den Anbau von Lakritz zu kümmern?
Doch als Amalie den Italiener Marcello trifft stellt sie ihr bisheriges Leben in Frage.

Auch über Süßholz habe ich eine Menge erfahren. Ich esse gerne Lakritz, kenne aber nur Lakritzschnecken oder Pastillen. Auch in Tee ist oft Süßholz enthalten: Was Elise allerdings anbieten war mir gänzlich unbekannt. Gebäck und Pralinen mit Süßholz veredelt und aromatisiert. Es hörte sich köstlich an, zu gerne hätte ich davon probiert. Das Buch ist genau richtig um es sich mit einer heißen Tasse Tee gemütlich zu machen und in eine andere Welt einzutauchen.